Siemens im Nationalsozialismus

Zwangsarbeit als gezwungene nationalsozialistische Notwendigkeit, oder als wirtschaftliche Personalpolitik?


Hausarbeit, 2005

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Vorwort

1.1 Was ist Zwangsarbeit?

1.2 Zwangsarbeit gleich Zwangsarbeit?

2. Hauptteil: Siemens im Nationalsozialismus
2.1 Die wirtschaftliche Lage Siemens zu Beginn des Zweiten
Weltkrieges
2.2 Unternehmensführung und ihre Einstellung zum Nationalsozialismus

3. Hauptteil: Rahmenbedingungen der unfreiwilligen Arbeiterschaft
3.1 Personalpolitische Situation betreffend der Zwangsarbeit bei
Siemens (offizielle Version)
3.2 Kritische Betrachtung der Arbeitsbedingungen

4. Schluss: Fazit

1. Einleitung: Vorwort

In diesem Aufsatz befasse ich mich mit der Thematik der Zwangsarbeit im Dritten Reich.

Mein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Personalpolitik der Firma Siemens, sowie das Verhältnis von Siemens zum Nationalsozialismus. Ich möchte analysieren mit welcher Absicht und in welchem Ausmaß dort Arbeitskräfte zwangsverpflichtet wurden und wie die Unternehmensführung zu den rassistischen Ideologien dieser Zeit stand.

In der Einleitung wird eine kurze Übersicht darüber gegeben, was man allgemein unter der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus versteht. Der Hauptteil beschäftigt sich speziell mit dem Verhalten von Siemens auf die gegebenen Rahmenbedingungen. War Zwangsarbeit nun eine traurige Begleiterscheinung des Nationalsozialismus, wodurch es für Siemens keine andere Möglichkeit gab die Produktion aufrecht zu erhalten, oder war es doch ein rentabler Weg die Produktivität unter günstigen Faktorkosten effizienter zu gestalten? Das Fazit soll diese Frage noch einmal aufgreifen, soweit möglich beantworten und so das Thema abschließen.

1.1 Was ist Zwangsarbeit?

Definition: „Unter Zwangsarbeit versteht man die Arbeitstätigkeit, zu der eine Person unter Androhung einer Strafe oder eines Übels gezwungen wird.“[1]

Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wurden zwischen 7 bis 11 Millionen Menschen zur Zwangsarbeit im Deutschen Reich eingesetzt. Der größte Teil wurde zwangsrekrutiert. Im Spätsommer 1944 waren ca. ¼ aller in der deutschen Wirtschaft beschäftigten Arbeitskräfte zwangsverpflichtet. Man kann daher davon ausgehen, dass es kaum einen Betrieb gab, der nicht Zwangsarbeiter einsetzte. Die meisten von ihnen stammten aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten (vor allem aus Polen und der Sowjetunion).

Zu den Zielen, die mit dieser Strategie verfolgt wurde, gehörte neben der Steigerung bzw. Aufrechterhaltung der Produktion auch die physische Vernichtung von Menschen aus rassenideologischen bzw. politischen Gründen. Zwangsarbeiter wurden regelrecht ausgebeutet. Da sie keine Rechte hatten, waren sie der Willkür ihrer deutschen Arbeitgeber ausgesetzt. Dies führte zu unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die von rassistisch geprägten Reglementierungen der NS-Behörden unterstützt wurden.[2]

1.2 Zwangsarbeiter gleich Zwangsarbeiter?

Zwangsarbeiter lassen sich in folgende Gruppen einteilen:

- Ausländische Zivilisten
- Kriegsgefangene
- Italienische Militärinternierte
- KZ-Häftlinge
- Sinti und Roma
- Juden
- Zeugen Jehova[3]

Nicht jeder „Fremdarbeiter“ wurde gleich behandelt. Es gab bestimmte Kriterien, die die ausländischen Arbeitskräfte in eine Hierarchie einteilten.

Westarbeiter wurden wesentlich besser behandelt als Arbeiter aus dem Osten. Es ergab sich dabei die folgende Reihenfolge:

1) Franzosen
2) Belgier und Niederländer (westliche Länder)
3) Ungarn, Slowenen, Griechen, Serben, Kroaten, Rumänen
(verbündete oder abhängige südosteuropäische Länder)
4) Tschechoslowaken (Protektorat Böhmen und Mähren)
5) Polen
6) Russen und seit 1943 auch Italiener

Die Rasse war das stärkste Kriterium, welches die Lebensverhältnisse der Zwangsverpflichteten bestimmte. Es gab aber noch weitere Faktoren neben der Nationalität. Das zweite war das Geschlecht. Frauen mussten die gleichen Anforderungen wie Männer erfüllen, wurden jedoch schlechter bezahlt. Zudem war es für die Vorgesetzten ein leichtes, den Frauen mit Gewalt sexuelle Kontakte abzunötigen.

Der dritte Faktor waren die speziellen Verhältnisse der einzelnen Branchen, Betriebe und Lager. Die Bestimmungen der Behörden ließen soviel Spielraum, dass es hier zu gravierenden Unterschieden kam. Mit dem näher kommenden Ende des Krieges kam noch ein vierter Faktor dazu, nämlich inwieweit die Lager von Bombardierungen beschädigt wurden.[4]

2. Hauptteil: Siemens im Nationalsozialismus

Um die Umstände, die zur Zwangsarbeit geführt haben, besser nachvollziehen zu können, werden in diesem Abschnitt die Rahmenbedingungen, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, dargestellt.

Wie stand es um die wirtschaftliche Lage und welche Faktoren beeinflussten die personalpolitischen Entscheidungen? Zudem wird hier die Unternehmensleitung vorgestellt und ein Blick auf ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus geworfen.

2.1 Die wirtschaftliche Lage Siemens zu Beginn des Zweiten Weltkrieges

1939 war Siemens ein finanziell solides und leistungsstarkes Unternehmen. Es rangierte deutlich vor den Konkurrenten aus der Elektroindustrie. Diese starke Stellung wurde auch durch deutliche Wirtschaftsmaßnahmen des NS-Regimes gefördert. Wie für die gesamte Wirtschaft galt auch für die Elektroindustrie, dass sie direkt oder indirekt für die Zwecke der Kriegsvorbereitung genutzt wurde. Bei Siemens erfolgte der Übergang zur Kriegswirtschaft nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Es wurden sogar Fertigungsverbote für einzelne Bereiche ausgesprochen, um Materialien und Kapazitäten für die Kriegsproduktion bereitzustellen. Aufgrund der nun sprunghaft steigenden Auftragseingänge mussten bei Siemens die Kapazitäten erweitert werden, um die Nachfrage zu befriedigen. Da allerdings das Arbeitskräftepotential an den Großstandorten immer weiter sank, mussten viele Werke ausgegliedert werden. Nach den schweren Luftangriffen auf Siemensstadt im Jahre 1943/44, musste in allen Gebieten Deutschlands nach Ausweichstandorten gesucht werden. Rentabilitätskriterien waren zu dieser Zeit nicht mehr von Bedeutung. Im Vordergrund standen relativ gute Verkehrsverbindungen, die Luftsicherheit und das Vorhandensein von Arbeitskräften.

Der Siemenskonzern war zu dieser Zeit noch in zwei große Firmen aufgeteilt, zum einen die Siemens & Halske AG und zum anderen die Siemens-Schuckertwerke AG. 1943 teilten die Siemens-Schuckertwerke mit, dass sie hauptsächlich nur noch für die Kriegswirtschaft tätig sind. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Anteil der Kriegswirtschaft, bei Siemens & Halske, 80% des Umsatzes.

[...]


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/zwangsarbeit, download v. 08.06.2005

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/zwangsarbeit_in_der_zeit_des_nationalsozialismus, download v. 08.06.2005

[3] Vgl. ebd.

[4] Vgl. Herbert, Ulrich: Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland, München 2001, S. 154ff.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Siemens im Nationalsozialismus
Untertitel
Zwangsarbeit als gezwungene nationalsozialistische Notwendigkeit, oder als wirtschaftliche Personalpolitik?
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Veranstaltung
Epochen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V208489
ISBN (eBook)
9783656359029
ISBN (Buch)
9783656359531
Dateigröße
560 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
siemens, nationalsozialismus, zwangsarbeit, notwendigkeit, personalpolitik
Arbeit zitieren
Karsten Gräber (Autor:in), 2005, Siemens im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208489

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