Abgrenzung unterschiedlicher Begriffsverständnisse innerhalb verschiedener Forschungsdisziplinen


Bachelorarbeit, 2012

96 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Motivation und Aufgabenstellung
1.2 Ziel der Arbeit
1.3 Aufbau der Arbeit

2 Stand der Forschung
2.1 Etymologie und allgemeingiiltiges Verstandnis von Prozess
2.1.1 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Soziologie
2.1.2 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Psychologie
2.1.3 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Philosophic
2.1.4 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Wirtschaftswissenschaften
2.1.5 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Informatik
2.1.6 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Chemie
2.1.7 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Mathematik
2.1.8 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Physik
2.2 Etymologie und allgemeingiiltiges Verstandnis von Methode
2.2.1 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Soziologie
2.2.2 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Psychologie
2.2.3 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Philosophic
2.2.4 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Wirtschaftswissenschaften
2.2.5 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Informatik
2.2.6 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Chemie
2.2.7 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Mathematik
2.2.8 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Physik
2.2.9 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Elektrotechnik
2.2.10 Begriffsverstandnis von Methode in der Forschungsdisziplin Maschinenbau
2.3 Etymologie und allgemeingiiltiges Verstandnis von Modell
2.3.1 Begriffsverstandnis von Modell in der Forschungsdisziplin Soziologie
2.3.2 Begriffsverstandnis von Modell in der Forschungsdisziplin Psychologie
2.3.3 Begriffsverstandnis von Modell in der Forschungsdisziplin Philosophic
2.3.4 Begriffsverstandnis von Modell in der Forschungsdisziplin Wirtschaftswissenschaften
2.3.5 Begriffsverstandnis von Modellin der Forschungsdisziplin Informatik
2.3.6 Begriffsverstandnis von Modellin der Forschungsdisziplin Chemie
2.3.7 Begriffsverstandnis von Modellin der Forschungsdisziplin Mathematik
2.3.8 Begriffsverstandnis von Modellin der Forschungsdisziplin Physik
2.3.9 Begriffsverstandnis von Modellin der Forschungsdisziplin Elektrotechnik
2.3.10 Begriffsverstandnis von Modell in der Forschungsdisziplin Maschinenbau
2.4 Etymologie und allgemeingiiltiges Verstandnis von Funktion
2.4.1 Begriffsverstandnis von Funktion in der Forschungsdisziplin Soziologie
2.4.2 Begriffsverstandnis von Funktion in der Forschungsdisziplin Psychologie
2.4.3 Begriffsverstandnis von Funktion in der Forschungsdisziplin Philosophic
2.4.4 Begriffsverstandnis von Funktion in der Forschungsdisziplin Wirtschaftswissenschaften
2.4.5 Begriffsverstandnis von Funktion in der Forschungsdisziplin Informatik
2.4.6 Begriffsverstandnis von Funktion in der Forschungsdisziplin Chemie
2.4.7 Begriffsverstandnis von Funktion in den Forschungsdisziplinen Mathematik und Physik
2.4.8 Begriffsverstandnis von Funktion in der Forschungsdisziplin Elektrotechnik
2.4.9 Begriffsverstandnis von Funktion in der Forschungsdisziplin Maschinenbau
2.5 Etymologie und allgemeingiiltiges Verstandnis von Eigenschaft
2.5.1 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Soziologie
2.5.2 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Psychologie
2.5.3 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Philosophie
2.5.4 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Wirtschaftswissenschaften
2.5.5 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Informatik
2.5.6 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Chemie
2.5.7 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Mathematik
2.5.8 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Physik
2.5.9 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Elektrotechnik.
2.5.10 Begriffsverstandnis von Eigenschaft in der Forschungsdisziplin Maschinenbau.
2.6 Etymologie und allgemeingiiltiges Verstandnis von Merkmal
2.6.1 Begriffsverstandnis von Merkmal in der Forschungsdisziplin Soziologie
2.6.2 Begriffsverstandnis von Merkmal in der Forschungsdisziplin Psychologie
2.6.3 Begriffsverstandnis von Merkmal in der Forschungsdisziplin Philosophic
2.6.4 Begriffsverstandnis von Merkmal in der Forschungsdisziplin Wirtschaftswissenschaften
2.6.5 Begriffsverstandnis von Merkmal in den Forschungsdisziplinen Chemie und Physik
2.6.6 Begriffsverstandnis von Merkmal in der Forschungsdisziplin Mathematik
2.6.7 Begriffsverstandnis von Merkmal in der Forschungsdisziplin Informatik und Elektrotechnik
2.6.8 Begriffsverstandnis von Merkmal in der Forschungsdisziplin Maschinenbau
2.7 Etymologie und allgemeingiiltiges Verstandnis von Methodik
2.7.1 Begriffsverstandnis von Methodik in der Forschungsdisziplin Soziologie
2.7.2 Begriffsverstandnis von Methodik in der Forschungsdisziplin Psychologie
2.7.3 Begriffsverstandnis von Methodik in der Forschungsdisziplin Philosophic
2.7.4 Begriffsverstandnis von Methodik in der Forschungsdisziplin Elektrotechnik ...
2.7.5 Begriffsverstandnis von Methodik in den Forschungsdisziplinen Chemie, Informatik, Mathematik, Physik und Wirtschaftswissenschaften
2.7.6 Begriffsverstandnis von Methodik in der Forschungsdisziplin Maschinenbau ...

3 Kritischer Vergleich der Begriffsverstandnisse in den unterschiedlichen Forschungsdisziplinen
3.1 Kritische Betrachtung des Begriffsverstandnisses Prozess
3.1.1 Vergleich des Begriffsverstandnisses von Prozess in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen
3.1.2 Optimierungsvorschlag in der Verwendung des Begriffs Prozess
3.2 Kritische Betrachtung des Begriffsverstandnisses Methode
3.2.1 Vergleich des Begriffsverstandnisses von Methode in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen
3.2.2 Optimierungsvorschlag in der Verwendung des Begriffs Methode
3.3 Kritische Betrachtung des Begriffsverstandnisses Modell
3.3.1 Vergleich des Begriffsverstandnisses von Modell in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen
3.3.2 Optimierungsvorschlag in der Verwendung des Begriffs Modell
3.4 Kritische Betrachtung des Begriffsverstandnisses Funktion
3.4.1 Vergleich des Begriffsverstandnisses von Funktion in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen
3.4.2 Optimierungsvorschlag in der Verwendung des Begriffs Funktion
3.5 Kritische Betrachtung des Begriffsverstandnisses Eigenschaft
3.5.1 Vergleich des Begriffsverstandnisses von Eigenschaft in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen
3.5.2 Optimierungsvorschlag in der Verwendung des Begriffs Eigenschaft
3.6 Kritische Betrachtung des Begriffsverstandnisses Merkmal
3.6.1 Vergleich des Begriffsverstandnisses von Merkmal in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen
3.6.2 Optimierungsvorschlag in der Verwendung des Begriffs Merkmal
3.7 Kritische Betrachtung des Begriffsverstandnisses Methodik
3.7.1 Vergleich des Begriffsverstandnisses von Methodik in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen
3.7.2 Optimierungsvorschlag in der Verwendung des Begriffs Methodik

4 Schlussbetrachtung
4.1 Zusammenfassung und Ergebnisse
4.2 Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Zusammensetzung der Prozessdaten

Abbildung 2: Gesamtprozess, Teilprozesse, Zwischenzustande

Abbildung 3: Prozessmodell

Abbildung 4: Phasen des Produktlebenszyklus

Abbildung 5: Verallgemeinerter Produktentstehungsprozess

Abbildung 6: Graphenmethode

Abbildung 7: Funktion grafisch dargestellt

Abbildung 8: Funktion des Futtermittel Verpackens

Abbildung 9: Grafische Darstellung von Prozess

Abbildung 10: vereinfachtes Prozessmodell

Abbildung 11: Prozess hierarchisch strukturiert

Abbildung 12: 1. Gliederung von Methode

Abbildung 13: 2. Gliederung von Methode

Abbildung 14: Optimierungsvorschlag zur Gliederung des Begriffs Modell

Abbildung 15: Definitionszusammenhange von Funktion

Abbildung 16: Abgrenzung von Eigenschaft und Merkmal

Abkurzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die vorliegende Bachelorthesis befasst sich mit den Begriffsverstandnissen von Prozess, Me- thode, Modell, Funktion, Eigenschaft, Merkmal und Methodik in den Forschungsdisziplinen So- ziologie, Psychologie, Philosophic, Informatik, Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Elektro- technik, Mathematik, Physik sowie Maschinenbau.

Das Verstandnis dieser Begriffe unterscheidet sich zum Teil sehr stark in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen. Ziel dieser Arbeit ist es, Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Begriffe in den verschiedenen Disziplinen herauszustellen und somit die Kommunikation von Forschern unterschiedlicher Disziplinen zu verbessern. Weiterhin versteht sich diese Ausarbei- tung als Nachschlagewerk dieser Begriffsverstandnisse in den oben genannten Forschungsdis­ziplinen.

1.1 Motivation und Aufgabenstellung

Viele Forschungsdisziplinen verwenden Begriffe wie Prozess, Methode, Modell, Funktion, Eigen­schaft, Merkmal und Methodik. Jedoch unterscheidet sich das Verstandnis dieser Begriffe in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen. Diese Bachelorthesis stellt die Definitionen der oben genannten Begriffe etymologisch und im Verstandnis der Forschungsdisziplinen Soziolo- gie, Psychologie, Philosophic, Informatik, Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Elektrotechnik, Mathematik, Physik und Maschinenbau anhand von Beispielen dar und grenzt diese somit voneinander ab. Weiterhin werden die Begriffsverstandnisse der einzelnen Disziplinen analy- siert, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aller gewahlten Forschungsdisziplinen iibergrei- fend herauszustellen und Kritik in der Verwendung der Begriffsverstandnisse einzelner For- schungsbereiche zu tiben. In einer anschlieEenden Kritik werden Verbesserungsmoglichkeiten einzelner Definitionen vorgeschlagen, womit eine klare Abgrenzung und genaue Definition in bestimmten Forschungsdisziplinen erreicht werden kann.

1.2 Ziel der Arbeit

Das Ziel der vorliegenden Abhandlung ist die Verbesserung der Kommunikation von For- schern unterschiedlicher Disziplinen. Zum einen versteht sich diese Arbeit als ein Nachschla- gewerk der Begriffsverstandnisse Prozess, Methode, Modell, Funktion, Eigenschaft, Merkmal und Methodik in den Forschungsdisziplinen Soziologie, Psychologie, Philosophie, Wirtschafts- wissenschaften, Informatik, Mathematik, Chemie, Physik, Elektrotechnik und Maschinenbau, zum anderen soil auf mogliche Missverstandnisse in der Verwendung der Begriffe hingewie- sen werden. Die Analyse der Uberschneidungen und Unterschiede der Begriffsverstandnisse innerhalb der oben genannten Disziplinen dient der Verdeutlichung moglicher Ungenauigkei- ten bei der Verwendung dieser Begriffe. Auf der Grundlage dieser Analyse werden dem Leser Verbesserungsmoglichkeiten in der Verwendung der Begriffsverstandnisse aufgezeigt. Das besondere Augenmerk dieser Optimierungsvorschlage liegt darauf, inwieweit die Definitionen der Ausdriicke deutlicher im Alltag und wissenschaftlichen Arbeiten beschrieben werden mtis- sen, um eine exaktere Trennung der verschiedenen Verstandnisse in den unterschiedlichen Forschungsdisziplinen zu erreichen und damit die Kommunikation von Forschern unterschied­licher Bereiche zu verbessern.

1.3 Aufbau der Arbeit

Im ersten Kapitel werden die Motivation, die Aufgabenstellung und das Ziel dieser Arbeit be­schrieben. Dies soil dem Leser einen ersten Eindruck des Themas sowie dessen Problematik vermitteln.

Im zweiten Kapitel wird der Stand der Forschung der Begriffsverstandnisse Prozess, Methode, Modell, Funktion, Eigenschaft, Merkmal und Methodik zuerst etymologisch und ganz allgemein definiert. AnschlieEend werden die Begriffe im Verstandnis der verschiedenen Forschungsdis­ziplinen Soziologie, Psychologie, Philosophie, Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Chemie, Mathematik, Physik, Elektrotechnik und Maschinenbau dargelegt.

Im dritten Kapitel werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Begriffsverstandnisse der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen herausgestellt und Kritik an unterschiedlichen Verstandnissen hinsichtlich der Ungenauigkeit einiger Definitionen geiibt.

Im vierten Kapitel erfolgt eine Reflexion der angestellten Uberlegungen im Rahmen einer Schlussbetrachtung. Bezugnehmend auf das Ziel der Analyse werden schliefilich in einem Ausblick offene Felder und mogliche Anschlussarbeiten aufgezeigt.

2 Stand der Forschung

Im Folgenden sind die Begriffe Prozess, Methode, Modell, Funktion, Eigenschaft, Merkmal und Methodik zunachst in einer etymologisch, allgemeingiiltigen Definition erklart. Anschliefiend wird das Verstandnis dieser Begriffe in den Forschungsdisziplinen Soziologie, Psychologie, Philosophic, Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Chemie, Mathematik, Physik, Elektro- technik und Maschinenbau dargestellt.

2.1 Etymologie und allgemeingultiges Verstandnis von Prozess

Ein Prozess ist ganz allgemein ein sich iiber eine gewisse Zeit erstreckender Vorgang, bei dem sich etwas herausbildet bzw. etwas entsteht. Es findet eine zeitlich ablaufende Zustandsande- rung statt.

Der Prozess geht auf den lateinischen Ausdruck processus („Fortgang“, „Fortschreiten“) zuriick. Etymologisch betrachtet tragt der Prozess die Bedeutung eines Rechtsverfahrens bzw. des vor einem Gericht ausgetragenen Rechtsstreit und wurde im Deutschen im 14. Jh. belegt.1

Im 19. Jh. wurde der Prozess, welcher lediglich juristischen Gebrauchs war, verallgemeinert und synonym zu „Verfahrensweise“ verwendet, woraus sich der Begriff Prozess in den Geistes- und Naturwissenschaften etablierte.2

Man betrachtete den Prozess nun nicht mehr nur als einen Rechtsstreit oder ein gerichtliches Verfahren, sondern begann dieses Verfahren an naturwissenschaftliche Uberlegungen anzu- schlieRen. Chemische Umsetzungsprozesse, „Herstellungsverfahren medizinisch wirksamer Tinkturen"3, sowie in der Biologie der Prozess des Artenwandels, mit dem sich Jean-Baptiste Lamarck und Charles Darwin beschaftigten, standen im Vordergrund und pragten den Begriff in naturwissenschaftlicher Richtung.

Aus dem Prozessbegriff der Chemie entwickelte sich dieser anschlieftend in philosophische Richtung weiter. Man verwendete diesen Begriff nun auch um sozialphilosophische Uberle- gungen auszudriicken.4 So definierte Carl Joseph Anton Mittermaier, ein deutscher Jurist, Publizist und Politiker, den Prozess als notwendige Folge des Verkehrs unter den Menschen.5

2.1.1 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Soziologie

In der Soziologie wird der Begriff Prozess im Sinne eines „sozialen Prozesses“ verwendet und ist „eine Sammelbezeichnung fur dynamische Vorgange der sozialen Beziehung und Interakti- on, wobei das Verhalten zwischen zwei oder mehr Personen sowohl konjunktiv [verbindend) als auch disjunktiv (trennend) wirken kann. Darunter fallen z.B. Konsens, Kooperation, Assi­milation, Konflikt und Konkurrenz.“6

Soziale Prozesse sind nach Kopp und Schafer im Gegensatz zu irreversiblen biologischen Pro- zessen der Evolution bipolar, d.h. umkehrbar. Eine Richtung kann die andere dominieren oder aber auch die Waage halten. Sie konnen dartiber hinaus simultan auftreten. Beispiels- weise kann ein dominanter Prozess, der auf eine grofiere Integration ausgelegt ist, mit einer partiellen Desintegration Hand in Hand gehen; umgekehrt kann aber auch ein dominanter Prozess der Desintegration zu einer zunachst partiellen, dann dominanten Re-Integration ftihren.7

Der Gebrauch des Begriffes sozialer Prozess beschrankte sich im 19. und friihen 20. Jh. auf innerstaatliche Beziehungen bzw. Interaktionen. Der Schwerpunkt des Begriffs verlagerte sich in der zweiten Halfte des 20. Jh. auf zwischenstaatliche Beziehungen bzw. Interaktionen. Als Beispiel dient der Prozess der Integration, der gegenwartig alle einzelnen Gesellschaften der Menschheit in immer engere Abhangigkeit voneinander bringt. Durch diese Integrationsschii- be erhohen sich auch die zwischenstaatlichen Konflikte und Spannungen der Teileinheiten. Hier finden inner- sowie zwischenstaatliche Prozesse statt.8

Wichtig ist, dass soziale Prozesse nicht unabhangig von einzelnen Menschen und individuellen Handlungen gesehen werden diirfen. „Wiirden Menschen aufhoren zu planen und zu handeln, dann gabe es auch keine sozialen Prozesse mehr.“9

2.1.2 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Psychologie

In der Psychologie ist ein Prozess abstrakt gesehen ein Vorgang „zusammenhangender Aktivi- taten zur Erstellung eines Produkts oder einer Dienstleistung"10.

Die Psychologie fasst den Begriff des Prozesses generalisierend als Entwicklung auf. Jede Le- bensentwicklung ist somit psychologisch gesehen ein Prozess.11

Der Ausdruck Prozess wird tiberwiegend als medizinischer Verlaufsbegriff auf psychische Er- krankungen, die zu einem „Defektzustand“ fiihren, angewandt.12 „So spricht E. Bleuler bei Einfiihrung des Schizophreniebegriffes von einem in Schiiben verlaufenden Krankheitsprozess. 13

Es werden verschiedene Arten von Prozessen unterschieden. Zum Beispiel gibt es psychische Prozesse, welche sich nochmals in Abwandlung- und Restriktionsprozesse unterteilen sowie Ab- bauprozesse.

Der psychische Prozess ist ein aus der bestehenden Ordnung des „normalen“ Lebensgeschehe- nes ausbrechender fortschreitender Verlaufszusammenhang, der zu einer irreversiblen partiel- len Verdeckung von Welt und Selbst, z.B. durch Scheinwirklichkeiten, fiihrt. Abwandlungspro- zesse fiihren zu einer Einschrankung der Weltbeziige und Restriktionsprozesse. Sie beziehen sich auf eine Erstarrung des Selbst und fiihren zu Hemmungen, Siichtigkeit etc.14

Hiervon grenzen sich die Abbauprozesse ab, insofern sie sich auf korperlich begriindbare Psy­chosen beziehen.15

2.1.3 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Philosophie

Prozess ist in der Philosophie „die Aufeinanderfolge verschiedener Zustande und Handlungen, wobei ein Zustand kausal aus dem anderen hervorgeht“16.

Die Prozessphilosophie ist eine Bezeichnung fur die ontologische Position, dass „das „Sein“ kein passives und gleichbleibendes Beharren, sondern prozessual verfasst ist. Der Begriff der Prozessphilosophie ist engstens mit dem Werk Whiteheads und der von ihm initiierten philoso- phischen Orientierung verbunden. Nach Whitehead ist alles Seiende als Prozess oder als Be- standteil von Prozessen aufzufassen.“17

2.1.4 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Wirtschaftswissenschaf- ten

In den Wirtschaftswissenschaften bedient man sich des Begriffes Prozess sehr oft. Allgemein beschreibt dieser Ausdruck einen Hergang bzw. einen Verlauf. Er stellt eine Kette zwangslau- fig aufeinander aufbauender Vorgange dar.

„Ein Prozess iiberdeckt einen Zeitraum mit einem zu definierenden Anfang und Ende. In- nerhalb dieses Zeitraums findet eine Veranderung statt, d.h. am Ende des Prozesses steht etwas anderes als am Anfang. Der Prozess umfasst diese dynamische Entwicklung von etwas zu etwas anderem, produktionstheoretisch ausgedriickt die Transformation von Input zu Output durch eine Folge von Aktivitaten. “18

Im Managementbereich spielt der Begriff des Unternehmensprozesses eine grofte Rolle. Er kennzeichnet eine „komplexe, arbeitsteilige und auf den Unternehmenserfolg ausgerichtete Abfolge verschiedener Phasen.“19 Als Unternehmensprozesse sind der Geschafts- und Filhrungs- prozess zu unterscheiden.

„Ein Geschaftsprozess bildet eine zusammenhangende, abgeschlossene Folge von Tatigkeiten zur Erfiillung betrieblicher Aufgaben.“20

„Ein Filhrungsprozess ist ein Ablauf, der von Fiihrungskraften beeinflusst wird und sich auf Geschaftsprozesse bezieht.“21 Dieser wird auch haufig als Managementprozess bezeichnet.

Weiterhin ist es in der Betriebswirtschaft wichtig, dass Arbeitsablaufe koordiniert und zudem optimiert werden. Das ist die Aufgabe der Prozessorganisation. Um die Prozesse zu organisie- ren, werden die Arbeitsablaufe durch vier Dimensionen charakterisiert: eine inhaltliche, eine zeitliche, eine raumliche und eine zuordnende Dimension. Diese miissen aufeinander abge- stimmt werden. Die inhaltliche Dimension dient dazu die Art der Verrichtung zu spezifizieren und die Aufgabenstellung zu konkretisieren. Die zeitliche Dimension in der Prozessorganisa­tion setzt sich zum Ziel, die Arbeitsablaufe hinsichtlich Zeitfolge, Zeitdauer und Zeitpunkt optimal zu koordinieren. Eine mogliche Parallelschaltung von Einzelprozessen kann beispiels- weise Kosten sparen und den Prozess optimieren. Man schatzt in dieser Dimension den Start- und Endzeitpunkt des Teilprozesses ab. Die raumorientierte Prozessorganisation bestimmt die raumliche Zuordnung der einzelnen Standorte bzw. Arbeitsplatze, um Transport- und Kom- munikationswege zu minimieren. SchlieSlich sind Prozesse noch den Arbeitstragern zuzuord- nen. Das heiBt, welche Maschinen, Arbeitsgruppen oder einzelnen Personen mit welchen Auf- gaben betraut werden.22

Im Bereich des Marketingmanagements wird der Begriff Prozess im Sinne der „psychischen Prozesse im Organismus“23 gcbraucht, um das Verhalten der Kunden bzw. Konsumenten zu erlautern. Hier wird zwischen aktivierenden psychischen Prozessen und kognitiven psychischen Prozessen unterschieden.

„Aktivierende psychische Prozesse beziehen sich auf die menschlichen Antriebskrafte. Dazu ge- horen vor allem Motivation, Emotionen und Einstellungen, die das Verhalten der Konsumenten beeinflussen und dazu fiihren, [...] dass der Konsument das Produkt des Anbieters bei- spielsweise kauft.“24

Die kognitiven psychischen Prozesse beziehen sich auf die Informationsaufnahme, -verar- beitung, -strukturierung und -speicherung durch Konsumenten. Hierbei werden vorwiegend die Gedanken, sowie Wissensstrukturen der Konsumenten untersucht, um beispielsweise eine fur Kunden moglichst ansprechende Werbung zu gestalten.25

2.1.5 Begriffsverstandnis von Prozessin der Forschungsdisziplin Informatik

In der Informatik kennzeichnet der Begriff Prozess ein im Ablauf befindliches Computerpro- gramm. Zum Prozess gehort das Programm inklusive Daten und Prozesskontext. Unter dem Prozesskontext versteht man den Hardware- und Softwarekontext.

Der Prozess ist das Schliisselkonzept in alien Betriebssystemen.

„Im Prinzip ist ein Prozess ein Programm in Ausfiihrung. Jedem Prozess wird ein Adress- raum (engl. address space) zugeordnet. Dieser besteht aus einer Liste von Speicherstellen [...] in denen der Prozess lesen und schreiben darf. Der Adressraum beinhaltet das ausfilhr- bare Programm, die Programmdaten und den Stack. Zusatzlich sind noch der Programm- zahler, der Zeiger auf den Stack (Stapelzeiger) und andere Register vorhanden. Aufierdem werden noch weitere Informationen, die zur Ausfiihrung des Programms bendtigt werden, im Adressraum des Prozesses gespeichert. “26

Die nachfolgende Abbildung zeigt die als eine Einheit betrachtete gesamte Zustandsinformati- on der Betriebsmittel fur ein Programm, was in der Informatik als Prozess (engl. task) be- schrieben wird.27

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Zusammensetzung der Prozessdaten (Quelle: Brause, 2001, S. 17)

Die CPU ist die Abkiirzung fur Central Processing Unit und stellt den Hauptprozessor in einem Rechnersystem dar. Dieser verarbeitet die aus dem Speicher kommenden Befehle und Daten. Er ist das Bauteil in einem Computer, welches die Befehle eines Programms ausfiihrt. Im Kernelstack werden die Prozeduraufrufe, die fur den Prozess innerhalb des Kernels stattfinden mit Rucksprunginformationen abgelegt. Die MMU-Register speichern die aktuellen Inhalte der Memory Management Unit, die fur die Berechnung der physikalischen Adressen zustandig ist.28

Ein Prozess, welcher durch eine zeitlich Abfolge von Anderungen von Zustanden eines Sys­tems charakterisiert ist, lasst sich weiterhin als Abbildung beschreiben:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

mit T=Menge von Zeitpunkten und S=Menge aller moglichen Zustande des Systems (z.B. Werte der Speicherzel- len)'„ 29

In der Forschungsdisziplin Informatik gewinnt der Begriff Prozess eine vollig neue Definition. Hier bezieht sich der Begriff nicht auf eine zeitlich ablaufende Zustandsanderung, was der Begriff hinsichtlich seiner Ubersetzung bedeutet und wie er allgemeingultig in den anderen vorgestellten Forschungsdisziplinen dieser Arbeit verstanden wird. Die Literaturrecherche zeigt, dass die Informatik den Begriff Prozess schlicht als ein im Ablauf befindliches Compu- terprogramm definiert.30

2.1.6 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Chemie

In der Chemie ist der Prozess eine Rezeptur, Beschreibung, sowie Durchfiihrung von chemi- schen Techniken und Operationen.31 Chemische Prozesse beschreiben „Vorgange, die beim Zu- sammentreffen zweier oder mehrerer chemischer Korper hervorgerufen werden, wenn gemafi der chemischen Verwandtschaft an Stelle der bisherigen chemischen Verbindungen neue er- zeugt werden“32.

2.1.7 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Mathematik

Die Wissenschaftsdisziplin Mathematik hat keine Definition des Begriffs Prozess. Auch Erkla- rungen iiber bzw. zu diesem Ausdruck finden sich nicht.

2.1.8 Begriffsverstandnis von Prozess in der Forschungsdisziplin Physik

Der Begriff Prozess ist in der Physik sehr wichtig, da es viele verschiedene Prozesse zu unter- scheiden gilt. Im physikalischen Sinne ist die allgemeine Definition eines Prozesses der Zu- stand, der ein System aus einem Anfangszustand fiber einen gewissen Weg in einen Endzu- stand iiberffihrt. Dieser Weg ist durch die Art bestimmt, wie sich die Parameter aus ihren An- fangswerten zu ihren Endwerten verandern. Einige besondere Prozesse dieser Forschungsdis­ziplin sind beispielsweise der adiabatische, quasistatische, reversible oder iireversible Prozess.33

Als adiabatisch bezeichnet man einen Prozess, wenn kein Teilchenaustausch und kein War- meaustausch zwischen dem betrachteten System und der Umgebung, das heifit alien aufteren Systemen mit denen das System in Kontakt kommt, stattfindet.34

Mit quasistatischen Prozessen bezeichnet man Prozesse, bei denen sich das System zu jedem Zeitpunkt, vom Anfangszustand bis zum Endzustand, im Gleichgewicht befindet. Alle Zwi- schenzustande sind Gleichgewichtszustande.35

Als reversibel bezeichnet man einen Prozess der quasistatisch ist und bei dem sich zu jedem Zeitpunkt des Prozesses ein Gleichgewicht zwischen dem betrachteten System und den aufie- ren Systemen, mit denen es in Kontakt steht, einstellt. Dieser Prozess lauft unendlich langsam ab, sodass er als eine Reihe von Gleichgewichtszustanden betrachtet werden kann. Obgleich alle realen Prozesse irreversibel sind, sind reversible Prozesse theoretisch-konzeptuell wichtig, sie stellen einen idealen Grenzfall dar.36

Im Gegensatz dazu bezeichnet man alle wirklichen, in der Realitat auftretenden Prozesse als irreversibel. Sie laufen nicht unendlich langsam ab. Jeder Prozess kann nicht prazise umge- kehrt werden.

Beispiel:

Als interessantes Beispiel von Diu, Guthmann, Lederer, und Roulet ist der Warmeaustausch zwischen zwei Systemen SI und S2, deren Temperaturen zu Beginn verschieden sind. SI stellt ein System dar und S2 die Umgebung. Wenn man den Kontakt ohne Vorsichtsmafi- nahmen zulasst, befindet sich das System nur im Anfangs- und Endzustand im Gleichgewicht. Wahrend des Prozesses ist es nicht moglich weder die Temperatur von SI noch die von S2 zu bestimmen. Um nun den Prozess steuern zu konnen, werden die beiden von der Umgebung isolierten Systeme iiber eine diinne Stange in thermischen Kontakt gebracht; zwischen den beiden Systemen findet ein gleichmafiiger Warmefluss statt und man kann die Stange derart wahlen, dass dieser Prozess quasistatisch ist. Die Temperaturen T1 von SI und T2 von S2 sind stets definiert, obgleich sie sich zeitlich andern.37

2.1.9 Begriffsverstandnis von Prozess in den Forschungsdisziplinen Maschinenbau und Elektrotechnik

Ein Prozess, lat. procedere (voranschreiten), ist allgemein ein Vorgang bzw. ein Geschehen, d.h. etwas Dynamisches. Im Bereich der Automatisierung wird der Begriff technischer Prozess nach DIN 66201 klar definiert:38

„Ein Prozess ist eine Gesamtheit von aufeinander einwirkenden Vorgangen in einem System, durch die Materie, Energie oder Information umgeformt, transportiert oder gespeichert wird. Ein technischer Prozess ist ein Prozess, dessen physikalische Grdfien mit technischen Mitteln erf asst und beeinflusst werdend.39

Bei einem technischen Prozess findet eine Zustandsanderung statt, sodass ein Anfangszustand in einen Endzustand iiberfuhrt wird.40

Die Definition des technischen Prozesses nach DIN 66201 lasst sich auch auf den dynamischen Prozess, der in der Regelungstechnik Anwendung findet, iibertragen. Hier bezeichnet der dy- namische Prozess die Veranderungen, die sich in einem dynamischen System abspielen.41 Auch die Verfahrenstechnik spielt in der Regelungstechnik eine sehr bedeutsame Rolle.

„Der Grund liegt darin, dass verfahrenstechnische Anlagen nur dann zum gewilnschten Er- gebnis fiihren und dieses Ergebnis auf okonomisch und okologisch bestem Wege erzielen, wenn die verarbeiteten Ausgangsstoffe genau in einer gegebenen Menge, Konzentration und Temperatur vorliegen und der Prozess einen vorgegebenen zeitlichen Ablauf besitztd.42

Hieraus ist ersichtlich, dass sich die Definition des technischen Prozesses der Automatisierung und die Definition des dynamischen Prozesses der Regelungstechnik sehr ahneln. Der dynami- sche Prozess bezieht sich allerdings nur auf dynamische Systeme im Vergleich zum technischen Prozess, der hier nicht naher spezifiziert ist.

In der Produktentwicklung beschreibt ein Prozess „eine zeitlich ablaufende Zustandsanderung, die einen Anfangszustand in den Endzustand transformiert“43.

Der Prozess erhalt eine zeitliche Komponente, da jede Zustandsanderung von einem Anfangs- zustand Za zu einem Zeitpunkt ta hin zu einem Endzustand Ze zu einem Zeitpunkt te zwangslaufig eine gewisse Zeiteinheit [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in Anspruch nimmt.44 „Wird die Zu­standsanderung von Ze nach Za in dieser Zeiteinheit At als Gesamtprozess aufgefasst, lassen sich dazwischen in einer feineren Auflosung beliebig viele zweckdienliche Teilprozesse mit dazu gehorigen Zwischenzustanden Zj identifizieren.“45 Die folgende Abbildung dient zur Verdeutlichung der Begriffe Gesamtprozess, (Teil-)Prozesse und Zwischenzustande.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Gesamtprozess, Teilprozesse, Zwischenzustande (Quelle: Heidemann, 2001, S. 79)

Weiterhin spielt in der Produktentwicklung das Prozessmodell eine zentrale Bedeutung. „Das Prozessmodell ist als Mittel fur die methodische Produktentwicklung entwickelt worden."46

Die folgende Abbildung stellt das erweiterte bzw. detaillierte Prozessmodell der Produktent­wicklung dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Prozessmodell (Quelle: Bohn, 2011, S.44)

Man nennt dieses Modell Prozessmodell, „weil der Prozess im Sinne der zweckdienlichen Transformation in der Nutzungsphase bewusst in den Vordergrund geriickt und damit der Mittelcharakter des Produkts betont werden soll“47.

Der Prozess und das dazugehorige Produkt als Arbeitsmittel, welches die Wirkgrofie erzeugt, werden von einer Systemgrenze umschlossen. Diese grenzt beide Elemente eines offenen Transformationssystems von der Umgebung ab.

„Uber die Systemgrenze treten am Eingang gewollte Operanden (Stoffe, Energie, Informati­on) die im Prozess innerhalb einer Zeiteinheit von Ze nach Zatransformiert werden und am Ausgang als Operanden mit einem gewollten Zustand das System verlassen [...]. Stor- grofien aus der Umgebung konnen sowohl den Prozess als auch das Arbeitsmittel beeinflus- sen. Ungewollte Nebengrojlen entstehen sowohl im Prozess als auch im Arbeitsmittel und konnen wiederum prozess.48

Dem Anwender ist es moglich aktiv handelnd, korrigierend oder auch iiberwachend auf das Transformationssystem einzuwirken und vom Arbeitsmittel und/oder vom Prozess ausgehende gewollte Riickwirkungen (auch: Riickmeldungen) zu erfahren 49

Der Begriff Operand wird im Prozessmodell als passives Element, das in einem Prozess Trans- formationen erfahrt, verstanden.50 Einerseits konnen als Operanden „konkrete Objekte kiinst- licher oder natiirlicher Art in Betracht kommen“51, andererseits konnen auch Groften „stoffli- cher, energetischer oder informationeller Art als Operanden in einem Prozess einer Verande- rung unterzogen werden. Ebenfalls sind Kombinationen moglich."52

Ein (technischer) Prozess bezogen auf das Prozessmodell „beschreibt die zweckdienliche Zu- standsanderung von Operanden in einem Zeitintervall, indem eine Menge von Zustanden in einer zeitlichen Abfolge betrachtet wird.“53

Im Teilbereich CAD/CAE des Maschinenbaus gibt es noch den Produktentstehungsprozess. Die- ser ist Teil des Produktlebenszyklus und umfasst die Produktlebensphasen Produktplanung, Produktentwicklung und Konstruktion, Arbeitsvorbereitung und Produktherstellung. Kenn- zeichnend fur den Produktentstehungsprozess ist, dass es sich dabei insbesondere auch um einen informationsverarbeitenden Entscheidungsprozess handelt. Im Rahmen des Produktent- stehungsprozesses werden sowohl das Produkt mit alien seinen Eigenschaften wie auch dessen Herstellung erdacht, konstruiert, geplant, berechnet, analysiert, simuliert und optimiert."54

Der Produktentstehungsprozess ist nicht zu verwechseln mit dem Produktentwicklungsprozess. Dieser beinhaltet lediglich die ersten drei Prozesse (Planung, Konstruktion und Arbeitsvorbe­reitung) der folgenden Abbildung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Phasen des Produktlebenszyklus (Quelle: Anderl, 2007, S. 5)

„Im Produktentwicklungsprozess werden alle Aktivitdten durchgefilhrt, um ein neues Pro- dukt von der Ideenskizze bis bin zu detaillierten Merkmalen und Eigenschaften auszuarbeiten55

Wichtig zu erwahnen ist, dass nicht nur im Bereich des CAD/CAE der Produktentstehungspro- zess definiert ist. Verschiedene Unternehmen definieren ihren individuellen Produktentste- hungsprozess. Diese variieren meist in der detaillierten Beschreibung. Jedoch lasst sich ein generalisierender Produktentstehungsprozess anfertigen (s. Abb.5), der die wesentlichen Pha­sen unterschiedlicher Produktentstehungsprozesse verschiedener Unternehmen innehat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 Vgl. Seebold, 2011, S. 728-729

2 Vgl. Seebold, 2011, S. 729

3 Seebold, 2011, S. 729

4 Vgl. Seebold, 2011, S. 728-729

5 Vgl. Ritter & Griinder, 1989, S. 1545

6 Hillmann, 2007, S. 816-817

7 Vgl. Kopp & Schafers, 2010, S. 223

8 Vgl. Kopp & Schafers, 2010, S. 225-226

9 Kopp & Schafers, 2010, S. 226

10 Frey & Graf Hoyos, 1999, S. 39

11 Vgl. Ritter & Griinder, 1989, S. 1561 12

12 Vgl. Ritter & Griinder, 1989, S. 1560-1561

13 Ritter & Griinder, 1989, S. 1561

14 Vgl. Ritter & Griinder, 1989, S. 1561

15 Vgl. Ritter & Griinder, 1989, S. 1560-1561

16 Prechtl & Burkhard, 2008, S. 489

17 Prechtl & Burkhard, 2008, S. 490

18 Bea & Gobel, 2002, S. 414

19 klaus olfert, 2010,s.29

20 klaus olfert, 2010,s.29

21 klaus olfert, 2010,s.33

22 Vgl.voss, 2010,s.266-268

23 Homburg & Krohmer, 2005, S. 30

24 Homburg & Krohmer, 2005, S. 30

25 Vgl. Homburg & Krohmer, 2005, S. 30

26 Tanenbaum, 2003, S. 48

27 Vgl. Brause, 2001, S. 17

28 Vgl. Brause, 2001, S. 17

29 Vgl. Goesele, 2011, S. 12

30 Vgl. Tanenbaum, 2003, S. 83

31 Vgl. Ritter & Griinder, 1989, S. 1548

32 Brockhaus, 1911, S. 330

33 Vgl. Diu, Guthmann, Lederer, & Roulet, 1989, S. 289

34 Vgl. Diu, Guthmann, Lederer, & Roulet, 1989, S. 295

35 Vgl. Diu, Guthmann, Lederer, & Roulet, 1989, S. 295-296

36 Vgl. Diu, Guthmann, Lederer, & Roulet, 1989, S. 296-297

37 Diu, Guthmann, Lederer, & Roulet, 1989, S. 297

38 Vgl. Lauber & Gohner, 1999, S. 1

39 Lauber & Gohner, 1999, S. 1

40 Vgl. Lauber & Gohner, 1999, S. 2

41 Vgl. Lunze, 2008, S. 2

42 Lunze, 2008, S. 23-24

43 Bohn, 2011, S. 23

44 Vgl. Heidemann, 2001, S. 79

45 Heidemann, 2001, S. 79

46 Heidemann, 2001, S. 113

47 Heidemann, 2001, S. 76

48 Heidemann, 2001, S. 77

49 Vgl. Heidemann, 2001, S. 77

50 Vgl. Heidemann, 2001, S. 78, 144

51 Heidemann, 2001, S. 78

52 Heidemann, 2001, S. 78

53 Heidemann, 2001, S. 78

54 Grote & Feldhusen, 2007, S. Y13

55 Anderl, 2007, S. 5

Ende der Leseprobe aus 96 Seiten

Details

Titel
Abgrenzung unterschiedlicher Begriffsverständnisse innerhalb verschiedener Forschungsdisziplinen
Hochschule
Technische Universität Darmstadt
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
96
Katalognummer
V208228
ISBN (eBook)
9783656355670
ISBN (Buch)
9783656356240
Dateigröße
39498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
abgrenzung, begriffsverständnisse, forschungsdisziplinen
Arbeit zitieren
Simone Jahn (Autor:in), 2012, Abgrenzung unterschiedlicher Begriffsverständnisse innerhalb verschiedener Forschungsdisziplinen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208228

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