Lebenszykluskosten im internationalen Vergleich

Kennwertanalyse und –vergleich USA - Österreich


Diplomarbeit, 2012

130 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kurzfassung

Danksagung

Abkürzungsverzeichnis

Formelzeichen

1. Einleitung
1.1 Problemstellung und Relevanz
1.2 Vorgehensweise und Zielsetzung
1.3 Abgrenzung des Themengebietes

2. Einführung in die Thematik der Lebenszykluskosten
2.1 Allgemein
2.2 Die Methode der Lebenszykluskosten
2.2.1 Entstehung der Lebenszykluskosten
2.2.2 Lebenszykluskosten im Bauwesen

3. Normative Grundlagen im internationalen Vergleich
3.1 Allgemein
3.2 Vorgehensweise
3.3 Normenüberblick
3.3.1 Ö-Norm B 1801-2
3.3.2 DIN 18960
3.3.3 ISO 15686-5
3.3.4 ASTM E 917-05
3.4 Normenvergleich
3.4.1 Vergleich zwischen Ö-Norm B 1801-2: 2011 und Ö-Norm B 1801-2: 1997
3.4.1.1 Allgemein
3.4.1.2 Überblick der Lebenszykluskosten
3.4.1.3 Vergleich der Kostengruppen in der Nutzungsphase
3.4.2 Vergleich zwischen Ö-Norm B 1801-2: 2011 und DIN 18960: 2008
3.4.2.1 Allgemein
3.4.2.2 Überblick der Lebenszykluskosten
3.4.2.3 Vergleich der Kostengruppen in der Nutzungsphase
3.4.3 Vergleich zwischen Ö-Norm B 1801-2: 2011 und ISO 15686-5: 2008
3.4.3.1 Allgemein
3.4.3.2 Überblick der Lebenszykluskosten beziehungsweise Whole-Life Costs
3.4.3.3 Vergleich der Kostengruppen in der Nutzungsphase
3.4.4 Vergleich zwischen Ö-Norm B 1801-2: 2011 und ASTM E 917 - 05: 2010
3.4.4.1 Allgemein
3.4.4.2 Überblick der Lebenszykluskosten
3.4.4.3 Vergleich der Kostengruppen in der Nutzungsphase
3.5 Zusammenfassung

4. Lebenszykluskosten Kennwerte in den USA
4.1 Allgemein
4.2 Aufbau und Bestandteile der Kennwerte
4.2.1 Allgemein
4.2.2 Folgekostenprofil
4.2.3 Objektarten
4.2.4 Replacement Value - Wiederbeschaffungswert
4.3 Vergleich: Ö-Norm B 1801-2: 2011 und The Whitestone Cost Reference
4.3.1 Allgemein
4.3.2 Überblick
4.3.3 Vergleich der Kostengruppen in der Nutzungsphase
4.4 Umrechnung unterschiedlicher Einheiten
4.4.1 Allgemein
4.4.2 Flächen
4.4.3 Währungsunterschiede
4.4.4 Abweichungen der Kennwerte
4.4.5 Kostenänderung durch Service Level und Standort
4.5 Weitere Kosteneinflussfaktoren
4.5.1 Energiekosten
4.5.2 Index
4.5.3 Klimabedingungen
4.6 Folgekostenkennwerte
4.6.1 Allgemein
4.6.2 Verwaltung
4.6.3 Technischer Gebäudebetrieb und Instandsetzung
4.6.4 Ver- und Entsorgung
4.6.5 Reinigung
4.7 Zusammenfassung

5. Analyse der Kennwerte
5.1 Allgemein
5.2 Wahl und Beschreibung der Vergleichsobjekte
5.2.1 Allgemein
5.2.2 Bürogebäude
5.2.3 Bürogebäude mit Lager
5.2.4 Wohnbau
5.2.5 Hotel Vs. Motel
5.3 Gegenüberstellung der Kennwerte
5.3.1 Allgemein
5.3.2 Bürogebäude
5.3.3 Bürogebäude mit Lager
5.3.4 Wohnbau
5.3.5 Hotel Vs. Motel
5.4 Überprüfung der Kennwerte
5.4.1 Allgemein
5.4.2 Verwaltung
5.4.3 Technischer Gebäudebetrieb und Instandsetzung
5.4.4 Ver- und Entsorgung
5.4.5 Reinigung
5.5 Zusammenfassung

6 Innovative Ansätze der Lebenszykluskostenberechnung
6.1 Allgemein
6.2 Optimierung der Dienstleistungen
6.2.1 Allgemein
6.2.2 Optimierung der Dienstleistungen, anhand eines Beispieles der Objektreinigung
6.2.3 Umsetzung
6.3 Optimierung der Instandsetzungsarbeiten
6.3.1 Allgemein
6.3.2 Vorausschauende Instandhaltung
6.3.3 Umsetzung
6.4 Optimierung der Ver- und Entsorgung
6.4.1 Allgemein
6.4.2 Energieversorgung

7 Fazit

Anhänge
Inhalt
Anhang A: Kostenprofile der Whitestone Facility Operations Cost Reference
A I: Wohnbau 4-7 Stockwerke, verw. Kap.: 5.3.4 Wohnbau
A II: Motel, 40 Einheiten, verw. Kap.: 5.3.5 Hotel Vs. Motel
A III: Bürogebäude 2 Stockwerke, verw. Kap.: 5.3.2 Bürogebäude
A IV: Bürogebäude 15 Stockwerke, verw. Kap.: 5.3.3 Bürogebäude mit Lager
A V: Lager, verw. Kap.: 5.3.3 Bürogebäude mit Lager
Anhang B: Kostenprofile der Rhomberg Bau
B I: Bürogebäude, verw. Kap.: 5.3.2 Bürogebäude
B II: Bürogebäude mit Lager, verw. Kap.: 5.3.3 Bürogebäude mit Lager
B III: Wohnbau, verw. Kap.: 5.3.4 Wohnbau
B IV: Hotel, verw. Kap.: 5.3.5 Hotel Vs. Motel

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Literaturverzeichnis
Bücher und Dissertationen
Fachzeitschriften und Skripten
Normen und Gesetzblätter
Internet
Weitere Quellen

Kurzfassung

Die wachsende Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Gesellschaft fördert, unter anderem, auch neue Arbeitsweisen in der Bauindustrie. Neben ökologischen und sozialen Aspekten steigt vor allem die Bedeutung für längerfristigere wirtschaftliche Ansätze. Daher beschäftigt sich diese Diplomarbeit mit der Methode der Lebenszykluskosten. Der Fokus wird dabei auf eine Analyse unterschiedlicher Konzepte und Kennwerte im Bereich der Folgekosten, jener Kapitalaufwendungen, die während der Nutzungsphase eines Objektes entstehen, gelegt. Das Ziel ist, anhand eines internationalen Vergleiches namhafter Normungen (ASTM E 917- 05, 2010; DIN 18960, 2008; ISO 15686-5, 2008; Ö-Norm B 1801-2, 1997; Ö-Norm B 1801-2, 2011), sowie einer anschließenden Kennwertanalyse ausgewählter Objekte aus den USA sowie aus Österreich, mögliche Optimierungsansätze im Bereich der Folgekosten zu definieren. Während in den Gegenüberstellungen der Richtlinien sehr unterschiedliche Strukturen, sowie teilweise fehlende Kostenbereiche erkannt wurden, sind im Bereich des Folgekostenvergleichs vor allem Unterschiede in der Versorgung und teilweise auch im Bereich der Verwaltung sowie der Reinigung der jeweiligen Objekte aufgefallen. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in weiterer Folge graphisch aufgearbeitet, interpretiert und mögliche Optimierungsansätze definiert.

Lebenszykluskosten I Folgekosten I Kostengliederung I Kennwertvergleich, -analyse

Abstract

The increasing significance of the sustainability in our society supports changings in the procedures of the building industry of our days. Beside ecological and social aspects, also the importance of a longer lasting economical investigation is growing. This diploma thesis deals within that section of the building economy and investigates the method of the „Life Cycle Costs“. Within that field, this essay concentrates on the analysis of the structure and characteristic values of the follow up costs, which contain all expenses of the utilization period of an asset. The aim is to optimize these costs by comparing different standards (ASTM E 917-05, 2010; DIN 18960, 2008; ISO 15686-5, 2008; Ö-Norm B 1801-2, 1997; Ö- Norm B 1801-2, 2011) and characteristic values. The comparison of the standards, showed that they differ in their structure and the included cost categories. Within the confrontation of the various objects, it occurred that there are cost differences especially in the energy supply, the building management as well as the cleaning costs. The gained knowledge of this comparison was processed into charts and interpreted, to define some possible improvements within the follow up costs of an asset.

Life Cycle Costs I Follow-Up Costs I Cost structure I Characteristic value analysis

Eidesstattliche Erklärung

„ Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich folgende Arbeit selbstständig angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken oder Formulierungen sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher an keiner anderen Bildungsinstitution vorgelegt und ist noch nicht veröffentlicht. “

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Danksagung

Ich möchte diese Arbeit meinem Großvater Friedrich Schilcher widmen, der in meinem letzten Semester als Stundet in Graz verstorben ist und mir durch sein Wirken und die positiven Gespräche stets eine große Inspiration war.

Mein besonderer Dank gilt meinem Diplomarbeitsbetreuer Herrn FH-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Rainer Stempkowski, der durch seine Ideen und Impulse diese Arbeit in die richtige Richtung gelenkt hat und mir durch die gute Betreuung zu neuer Motivation verhalf.

Mein Dank gilt ebenfalls den übrigen Professoren der Fachhochschule Joanneum in Graz, die mir neben der Begleitung durch mein Studium auch zweimal die Gelegenheit eines Auslandssemesters, einerseits in England und andererseits in Kalifornien, geben haben.

Weiters möchte ich mich bei der California Polytechnic State University in San Luis Obispo CA, und vor allem Herrn Dr. Barry Jones, für die Möglichkeit meines Auslandsaufenthaltes, bei der Marshallplan-Jubiläumsstiftung für die großzügige finanzielle Unterstützung, sowie bei Herrn Ing. Mag. (FH) Tobias Vonach, für die Bereitstellung von praxisbezogenen Unterlagen, bedanken.

Ich möchte mich außerdem sehr herzlich bei meinen Eltern Brigitte und Andreas, bei meinem Stiefvater Josef sowie bei meiner Großmutter Hermine ebenfalls für die großzügige finanzielle, aber vor allem auch moralische Unterstützung in der Zeit meines Studiums sowie bei der Erstellung dieser Arbeit bedanken. Dieser außerordentliche Rückhalt hat mir meine Studienzeit erst möglich gemacht.

Weiters möchte ich meinen Schwestern Andrea, Hannah und Viktoria danken, die durch Ihre positive Einstellung und durch den außergewöhnlichen geschwisterlichen Zusammenhalt eine wesentliche Stütze in meinem Leben bilden.

Zu guter Letzt bedanke ich mich bei meinen Freunden, die meine Studienzeit in Graz zu einem besonderen Abschnitt in meinem Leben gemacht haben.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1 Problemstellung und Relevanz

In den letzten Jahren hat Begriff der Nachhaltigkeit viele Branchen und deren zukünftige Entwicklungen stark geprägt. So kommen zum Beispiel in der Automobilindustrie zahlreiche Hybridlösungen mit einer geringen Umweltemission oder zur Gänze elektrisch betriebene Fahrzeuge, auf den Markt. In der Energieversorgung wird, nicht zuletzt wegen den verheerenden Ereignissen in Japan, immer mehr auf Systeme umgestellt, die sogenannte erneuerbare Energiequellen, wie etwa Wind oder Biomasse, nutzen. Ein ähnlicher Umschwung in Richtung Nachhaltigkeit ist derzeit auch in der Baubranche zu beobachten.

Woher kommt aber der Begriff „Nachhaltigkeit“ und was bedeutet er für das Bauwesen?

Ein nachhaltiges Wirtschaften wurde erstmals in der Forstwirtschaft im 18. Jahrhundert angewandt. Hierbei wurden nur so viele Bäume geschlagen, wie bei der Wiederaufforstung nachwachsen konnten. Dies sicherte einerseits den Bestand und erhielt andererseits das Gewerbe für nachkommende Jahrgänge.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Dreiklang der Nachhaltigkeit1

Der Begriff der Nachhaltigkeit wird im modernen Bauwesen als Dreiklang aus ökonomischer, ökologischer und sozialverträglicher Entwicklung gesehen.2 „Eine prosperierende Wirtschaft, eine solidarische Gesellschaft und eine intakte natürliche Umwelt schließen sich nicht aus, sondern können auf lange Sicht nur gemeinsam existieren“.3

Es wird also in Zukunft vermehrt eine Veränderung beziehungsweise eine Bauweise angestrebt, welche die heutigen Bedürfnisse, aufgegliedert in diesen drei Bereichen, erfüllen kann, ohne dabei die Ansprüche künftiger Generationen einzuschränken. Dass die Bereiche Wirtschaft und Gesellschaft neben der Ökologie beziehungsweise dem Umweltschutz eine gleiche Gewichtung für ein nachhaltiges Konzept haben, mag zu Beginn etwas ungewohnt erscheinen. Dies erklärt sich aber vor allem durch zwei maßgebende Erkenntnisse. Einerseits wird, durch die hohen Anschaffungskosten, ein Bauvorhaben erst dann ausgeführt, wenn es sich, aus ökonomischer Sicht, um eine lukrative Investition handelt. Somit muss, in den meisten Fällen, ein Projekt mit einem nachhaltigen Konzept also mindestens die Ergebnisse eines vergleichbaren konventionellen Entwurfes erreichen oder diese sogar im positiven Sinne übertreffen. Und andererseits ist ein langfristiger Erfolg eines Projektes vor allem von der Akzeptanz der jeweiligen Nutzer abhängig.4 Wird zum Beispiel bei der Errichtung eines Bürogebäudes auf die Behaglichkeit des Arbeitsplatzes der künftigen Benutzer kaum Wert gelegt, so kann es durchaus vorkommen, dass sich ein Gebäude, auf lange Sicht, trotz moderner ökologischer Bauweise nicht zur Gänze vermieten lässt und somit nicht die kalkulierten beziehungsweise erwarteten Erträge abwirft.

In den Themenfeldern beziehungsweise den Kriterien der Zertifizierung nach DGNB, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, werden diese drei Eckpfeiler der Nachhaltigkeit wie folgt eingegliedert. Im Bereich der Ö kologischen Qualität eines Objektes werden unter anderem das Treibhauspotenzial, nachhaltige Ressourcenverwendung oder auch der Primärenergiebedarf erneuerbar beziehungsweise nicht erneuerbar ermittelt. Die Sozio - kulturelle und funktionale Qualität beinhaltet Kriterien wie Gesundheit, Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit ebenso, wie Barrierefreiheit und Flächeneffizienz, aber auch gestalterische Qualitäten . Bei der Ö konomischen Qualität eines Objektes werden Lebenszykluskosten, Wertentwicklung oder Marktfähigkeit beurteilt.5

Der Focus dieser Arbeit wird sich zur Gänze auf den letztgenannten, ökonomischen Teil der Nachhaltigkeit konzentrieren, und dabei die im Bauwesen derzeit noch zu wenig beachteten Folge- beziehungsweise Nutzungskosten, welche Teil der Lebenszykluskosten sind, analysieren und anhand eines internationalen Vergleiches unterschiedliche Vorbeziehungsweise Nachteile der jeweiligen Konzepte gegenüberstellen.

Doch woraus besteht das Konzept der Lebenszykluskosten und wodurch begründet sich die Notwendigkeit einer Implementierung im Bauwesen?

Die Methode der Lebenszykluskosten berechnet die anfallenden Aufwendungen eines Produktes, Objektes oder „hnlichem, innerhalb dessen Lebensdauer beziehungsweise eines gewissen Zeitraumes. Hierbei können, vereinfacht dargelegt, also die gesamten zu erwartenden Kosten der Herstellung, des Betriebes, sowie des Rückbaus eines Erzeugnisses ermittelt und zum Beispiel für einen bestimmten Zeitpunkt als Barwert oder aber auch als jährliche Durchschnittskosten errechnet werden.6 Somit können die kalkulierten Lebenszykluskosten unterschiedlicher Produkte, die jedoch durch ein vorangegangenes Auswahlverfahren alle nötigen Eigenschaften erfüllen, auf einen Blick verglichen werden. Diese Methode ermöglicht also generell einem Hersteller oder Kunden das, wirtschaftlich gesehen, ideale Produkt für die jeweilige Anwendung, zu finden.

In der Bau- und Immobilienwirtschaft findet, im Vergleich zu anderen Branchen, diese ganzheitliche, wirtschaftliche Betrachtung noch kaum Anwendung. So werden die sogenannten Folgekosten eines Gebäudes, also sämtliche Kosten, welche nach der Fertigstellung beziehungsweise Übergabe eines Objektes entstehen, vernachlässigt beziehungsweise kaum beachtet. In den meisten Fällen kommen jedoch gerade diese Aufwendungen auf einen Anteil der Lebenszykluskosten von etwa 65%7. Dieses enorme Verhältnis zwischen Anschaffungskosten (circa 35% diese ergeben sich aus den Gesamtkosten und den Finanzierungskosten), und den Folgekosten wie bereits erwähnt etwa 65%, begründet sich hauptsächlich durch die langen Nutzungsperioden im Bauwesen. Verlängert sich die Nutzungsperiode, so wird sich das Verhältnis weiter in Richtung Folgekosten verschieben. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass in einem derzeit gängigen Bauablauf nahezu alle großen Entscheidungen auf nur etwa einem Drittel der bekannten Lebenszykluskosten basieren.

Dieses gegenwärtige Unwissen beziehungsweise nicht Beachten der gesamt zu erwartenden Kosten ist, neben der bereits oben erwähnten Eingliederung im Bereich der Nachhaltigkeit, ein weiterer Grund für die erforderliche Implementierung der Lebenszykluskosten in den frühen Phasen eines Bauprojektes. „Der Vorteil einer Nutzungskostenermittlung besteht darin, dass alle unmittelbar mit dem Bauwerk zusammenhängenden Kosten nicht für dessen Erstellung, sondern auch für seine langjährige Nutzung erfasst werden.“8

1.2 Vorgehensweise und Zielsetzung

Im vorangegangenen Abschnitt wurde ein kurzer Überblick über die Problemstellung, sowie die Relevanz einer Einführung der Lebenszykluskosten im Bauwesen gegeben. Im nun folgenden Kapitel wird die Zielsetzung und die damit verbundene Vorgehensweise behandelt, und in weiterer Folge die Abgrenzungen des bearbeiteten Bereiches aufgezeigt.

Das Ziel dieser Arbeit ist primär, Entwicklungsmöglichkeiten oder innovative Ansätze beziehungsweise Ideen im Bereich der Folgekosten eines Bauwerkes zu identifizieren, um die Nutzungsphase in weiterer Folge, aus wirtschaftlicher Sicht, verbessern oder optimieren zu können. Im Zuge dessen werden vor allem die Kostenkennwerte ähnlicher Objekte aus den USA beziehungsweise aus Österreich mit einander verglichen und die jeweiligen Differenzen analysiert. Durch einen vergleichbar hohen Lebensstandard, der beiden Regionen, und den teilweise doch sehr unterschiedlichen Gewohnheiten in den Bereichen der Errichtung, Nutzung oder etwa Wartung von Gebäuden können durch diesen Vergleich gegenseitige Optimierungsansätze konzipiert werden.

Um diesen Vergleich ziehen zu können, mussten jedoch in erster Linie die unterschiedlichen Konzepte im Bereich der Folgekosten untersucht und sozusagen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Hierfür wurden ausgewählte internationale Normungen herangezogen und deren Strukturierung im Bereich der Folgekosten verglichen. Die jeweiligen Kostenkategorien wurden dann anhand der mehr oder weniger gut beschriebenen Inhalte eingestuft, und deren gegenseitige Übereinstimmung bewertet. Ziel der in diesem Zuge erstellten Tabellen, ist eine übersichtliche Gegenüberstellung der Kostenstrukturen der ausgewählten Richtlinien, um Kennwerte mit unterschiedlicher normativer Herkunft, rasch vergleichen oder einschätzen zu können. Zudem können durch das Miteinbeziehen der alten sowie der neuen und noch sehr jungen österreichischen Ö-Norm B 1801-2, die erarbeiteten Kennwerte in die Kostenstruktur der neue Version übertragen werden.

Im letzten Abschnitt dieser Arbeit werden dann, wie bereits erwähnt, die Kennwerte ausgewählter Objekte, anhand der beschriebenen Tabellen eingestuft und mit einander verglichen. Dabei werden parallel dazu, auch die lokal bedingten Gegebenheiten beziehungsweise Unterschiede, wie klimatische Bedingungen, unterschiedliche Wertsteigerung oder Währungskurse mit einbezogen. Basierend, auf den gewonnenen Kenntnissen werden zu guter letzt mögliche Optimierungsansätze entwickelt.

1.3 Abgrenzung des Themengebietes

Wie bereits in den vorherigen Kapiteln angesprochen, behandelt die Arbeit die Analyse und den Vergleich der Folgekosten und darauf aufbauend die Entwicklung von Optimierungsmöglichkeiten in der Nutzungsphase von Bauwerken.

Während im Bereich der normativen Gegenüberstellung Richtlinien mit unterschiedlicher internationaler Herkunft, wie etwa Ausgaben der DIN oder ISO mit einbezogen wurden, beschränkt sich der Vergleich der Kennwerte ausschließlich auf die beiden Standorte Washington D.C. in den USA und unterschiedlichen Regionen in Österreich. Zudem wurden aufgrund der Fülle an unterschiedlichen Gebäudekategorien lediglich ein paar der am häufigsten errichteten Arten, wie etwa Bürogebäude oder Wohnungsbauten mit einander verglichen. In weiterer Folge werden in den allgemeinen Kapiteln meist zwar die gesamte Lebenszykluskostenmethode beschrieben beziehungsweise behandelt, in den Kapiteln des Kennwertevergleichs wird jedoch der Fokus auf die Optimierung der Folgekosten gelegt und der zweite große Bereich der Lebenszykluskosten, die Errichtungskosten, nicht weiter behandelt.

Im Zuge der Arbeit werden außerdem primär Optimierungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit den Folgekostenkategorien, wie etwa der Gebäudereinigung oder -verwaltung, der jeweiligen Richtlinien entwickelt. Dabei wird also nicht auf detaillierte bautechnische Ausführungen, Aufbauten oder etwa Materialien eingegangen. Weiters werden die Kosten des Abbruchs, in den meisten Fällen, zwar erwähnt, es wird aber keine genauere Aufgliederung oder Angaben und Kosten, etwa zur Recyclingfähigkeit unterschiedlicher Baumaterialien gegeben. Die Arbeit beschränkt sich hier also zeitlich gesehen auf den Bereich der Nutzung des Objektes und klammert die Kosten der Errichtung sowie des Abbruches und der Entsorgung größtenteils aus.

2. Einführung in die Thematik der Lebenszykluskosten

2.1 Allgemein

In diesem Kapitel wird nun ein kurzer Überblick über die Methode der Lebenszykluskosten und die damit verbundene historische Entstehung beziehungsweise Entwicklung gegeben. In weiterer Folge werden die Besonderheiten der Lebenszykluskosten im Bereich des Bauwesens umschrieben.

2.2 Die Methode der Lebenszykluskosten

2.2.1 Entstehung der Lebenszykluskosten

Wie oben bereits kurz erwähnt, beschränkt sich die Methode der Lebenszykluskosten nicht nur auf den Kaufpreis eines Produktes, sondern umfasst die entstehenden Kosten der gesamten Dauer des Lebenszyklus, also von den ersten Entwicklungskosten bis hin zur Entsorgung des Erzeugnisses. Im Gegensatz zu der bisher üblichen Betrachtung der Aufwendungen beinhaltet die Methode der Lebenszykluskosten also nicht nur etwa die Kosten der Anschaffung, der Installation oder Inbetriebnahme, sondern auch Aspekte wie Wartung , Energieverbrauch, Bedienung, Reinigung oder Abbau und Entsorgung. Der Vorteil, dieser ganzheitlichen Bertachtung, für den Verkäufer, besteht darin, dass er dem Kunden trotz eventuell höherer Anschaffungskosten ein insgesamt kostengünstigeres Produkt verkaufen kann.9 Im Falle des Kunden kann sich dieser, etwa aufgrund der besseren Qualität eines Produktes oder dessen Materialien zum Beispiel zusätzliche Energie oder Wartungs- beziehungsweise Instandhaltungskosten ersparen und so in einer gesamtheitlichen Kostenbetrachtung mit dem anscheinend teureren Produkt günstiger aussteigen.

Wie in der Arbeit Total Cost of Ownership (TCO) und Life Cycle Costing (LCC) von Geißdörfer beschrieben, wurde „die Bedeutung der bewussten Kostenbetrachtung über den eigentlichen Kaufpreis hinaus“10, erstmal im Jahre 1928 schriftlich festgelegt. Erste Anwendungen einer derartigen Methode fanden zum Beispiel im Bereich der IT Branche, etwa „bei der Anschaffung von Client-/ Serversystemen“11 ihren Anfang. Im Bau- und Militärbereich wurde dieses Konzept für große Investitionen erstmals in den 1960 Jahren angewandt.12

Eine einheitliche, brancheübergreifende Ermittlung der Lebenszykluskosten ist aufgrund der doch sehr unterschiedlichen Bedürfnisse beziehungsweise Anforderungen nicht weiter zielführend und wird daher für jeden Bereich individuell entwickelt. In weiterer Folge wird auch der Fokus dieser Arbeit auf den Charakteristiken der Lebenszykluskostenberechung im Bauwesen gelegt.

2.2.2 Lebenszykluskosten im Bauwesen

Der Vergleich der im folgenden Kapitel 3. Normative Grundlagen im internationalen Vergleich erarbeitet wird, wird zeigen, dass es selbst innerhalb der Baubranche teilweise sehr unterschiedliche Konzepte und Inhalte im Bereich der Lebenszykluskosten gibt. Es werden etwa verschiedene Kostenpunkte, wie die Aufwendungen des Grundstückserwerbes oder auch die Finanzierungskosten, in den unterschiedlichen Richtlinien mit eingerechnet oder weggelassen. Zudem unterscheiden sich nahezu alle Normungen in der Art ihrer Kostenstrukturierung beziehungsweise -gruppierung. Diese werden jedoch in den folgenden Kapiteln noch genauer analysiert. Der Grundgedanke, die Ermittlung der durch die Nutzung eines Objektes entstehenden Kosten, bleibt dabei jedoch gleich. So kann der Lebenszyklus eines Gebäudes, wie in folgender Abbildung dargestellt, in unterschiedliche zeitliche Abschnitte eingeteilt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Lebenszyklus eines Gebäudes13

Im derzeit üblichen Verfahren werden bei einem neuen Objekt nur die Kosten der Errichtung des Gebäudes ermittelt. Zeitlich gesehen sind das also jene Kosten, welche von der ersten Entwicklungsphase bis hin zur Fertigstellung und Übergabe des Objektes an den Bauherrn entstehen. Gerade im Bauwesen kommt es, wie bereits erwähnt, jedoch durch die sehr langen Nutzungsphasen zu einem hohen Anteil der Folgekosten. Wodurch ein Berücksichtigen und Optimieren der Kosten in der Nutzungsphase für den Bauherrn empfehlenswert ist. Folgende Abbildung zeigt ein Beispiel zur möglichen Verteilung und den prozentuellen Anteilen der Lebenszykluskosten. Die Gliederung berücksichtigt dabei nicht die Kosten des Grundstücks oder der Finanzierung.

Verhältnis Lebenszykluskosten: Bürogebäude

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Verhältnis Lebenszykluskosten: Bürogebäude

Wie in folgender Grafik dargestellt wird, ist vor allem die Erkenntnis, dass während der Entwicklungs- und Planungsphase der Großteil der Lebenszykluskosten eines Objektes festgelegt werden, von großer Wichtigkeit. Und somit auch das Ausmaß der Kosten, die während der Nutzungsphase entstehen. Es ist also auf ein ehest mögliches Berücksichtigen der Folgekosten, während der Entwicklungsphase zu achten um in weiterer Folge das Objekt bereits bei grundlegenden Entscheidungen bestmöglich optimieren zu können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Einflussmöglichkeiten des Kostenverlaufs14

Wird hier also von Beginn an die Optimierung des Objektes hinsichtlich der Folgekosten in den Entwicklungsprozess mit einbezogen, so können etwa durch die richtige Materialwahl im Laufe der Nutzungsphase Aufwendungen, wie zum Beispiel Wartungs- oder Instandhaltungskosten minimiert werden. Auswirkungen auf diese vorausschauende Planung hat vor allem die gewählte Nutzungsdauer des Objektes. Als Beispiel kann hier etwa die richtige Wahl der Dachhaut angeführt werden. Wird ein Objekt mit langer Nutzungsdauer errichtet, so kann es durchaus kostengünstiger sein die Dachhaut in Kupfer anstatt Zinkblech auszuführen. Während das Kupferdach in der Anschaffung teurer ist, so benötigt es jedoch auch weniger Wartungsaufwand und kommt über einen langen Zeitraum gesehen billiger als das wartungsintensivere Zinkdach. Die Methode der Lebenszykluskoten kann also auch als eine Art wirtschaftliches Value Engineering genutzt werden.

In den nächsten Kapiteln werden primär die unterschiedlichen Richtlinien gegenübergestellt um in weiterer Folge unterschiedliche Kennwerte miteinander vergleichen zu können. Im Anschluss an den Kennwertevergleich werden dann Möglichkeiten zur Optimierung der Folgekosten entwickelt.

3. Normative Grundlagen im internationalen Vergleich

3.1 Allgemein

In diesem Kapitel wird eine Auswahl der derzeit gültigen Regelwerke, zur Thematik der Lebenszykluskosten beziehungsweise der Folgekosten analysiert und miteinander verglichen. Dabei wurden die alte und die neue österreichische Ö-Norm B 1801-2 aus den Jahren 1997 beziehungsweise 2011, die deutsche DIN 18960, welche im Jahr 2008 erschienen ist, sowie die internationale ISO 15686-5, ebenfalls 2008 publiziert, und die amerikanische ASTM E 917-05 aus dem Jahr 2010 herangezogen.

Das Ziel ist es, die Basis für einen einfacheren Vergleich von Kennwerten, die mit Hilfe der oben erwähnten unterschiedlichen Richtlinien ermittelt beziehungsweise im Laufe der Nutzung erfasst wurden, zu schaffen.

3.2 Vorgehensweise

In den folgenden Abschnitten dieses Kapitels werden die angeführten Normen kurz beschrieben und deren grundsätzlicher Aufbau analysiert. Dies soll zunächst einen generellen Überblick über die unterschiedlichen Ansätze beziehungsweise Sichtweisen im Bereich der Folgekosten geben und in weiterer Folge zu einem besseren Verständnis in der daran anschließenden Gegenüberstellung der Kostenstrukturen führen. Für diesen Vergleich werden die jeweiligen Kostenhauptgruppen und später die detaillierter beschriebenen Kostenuntergruppen in einer Tabelle gegenübergestellt. Um eine Übersicht der gesamten Lebenszykluskosten schaffen zu können, wurden, soweit bekannt, im oberen Bereich der Tabelle die Errichtungskosten miteinbezogen. Da es sich bei der Auswahl der Regelwerke um internationale Normen handelt und diese in deutscher beziehungsweise in englischer Sprache verfasst sind, wurden die Begriffe in der Tabelle ebenfalls in beide Sprachen übersetzt.

Im Zuge der Erstellung des tabellarischen Normenvergleiches lies sich erkennen, dass enorme Unterschiede in Struktur und Inhalt der jeweiligen Regelwerke bestehen. Da ein Vergleich aller Normen untereinander unübersichtlich und nicht zielführend gewesen wäre, wurde die Ö-Norm B 1801-2: 2011 (im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird diese Richtlinie als Ausgangsnorm bezeichnet) als Grundlage für den Vergleich gewählt. Die Kostengruppen der übrigen Normen (im weiteren Verlauf dieses Kapitels werden diese als Vergleichsnorm bezeichnet) wurden dann auf Höhe der jeweils entsprechenden Kategorie der Ausgangsnorm eingegliedert und anhand ihrer Übereinstimmung farblich gekennzeichnet. Grün steht in diesem Fall für eine nahezu komplette Übereinstimmung der Inhalte, Gelb aber nur für eine teilweise Übereinstimmung. Rot wurde für Kategorien gewählt, die in der Ausgangsnorm oder in der jeweiligen Vergleichsnorm zur Gänze fehlten.

Um den tabellarischen Überblick behalten zu können, wurde der Gedanke einer gleichzeitigen Gegenüberstellung aller fünf Normen verworfen. Im abschließenden Abschnitt dieses Kapitels werden nun die jeweiligen Vergleichsnormen anhand der Ausgangsnorm analysiert und deren Unterschiede in Struktur und Inhalt einzeln erarbeitet. Die bereits erwähnte Tabelle wird dabei in Ausschnitten eingefügt, die gesamte Gegenüberstellung ist in Form einer Excel Tabelle der digitalen Version dieser Arbeit angehängt.

3.3 Normenüberblick

3.3.1 Ö-Norm B 1801-2

Die bereits überarbeitete alte Version der Norm aus dem Jahre 1997 wird in diesem Kapitel nicht separat behandelt, da diese von der neuen Ausgabe ersetzt wurde und somit eine detaillierte Analyse der Struktur und des Inhaltes der Norm nicht weiter relevant ist. Sie wird jedoch, unter anderem in der Gegenüberstellung der Kostengruppen miteingebunden, um in weiterer Folge vorhandene Kennwerte in die Struktur der derzeit aktuellen Version der Norm aus dem Jahre 2011 abwandeln zu können.

Die noch junge Ö-Norm B 1801-2: 2011 gliedert sich als einer von drei Teilen in die Normenfolge Bauprojekt- und Objektmanagement ein. Ein wesentlicher Unterschied zur vorangegangen Version ist vor allem die gänzlich neue Strukturierung der gesamten Lebenszykluskosten, sowie der Folgekosten. Hierbei wurde eine nutzungsorientierte Kostengliederung erstellt, wobei die Kostenhauptgruppen Kapitalkosten sowie Abschreibung aus den Nutzungskosten ausgegliedert wurden.15 Weiters wurden nicht die Nutzungskosten, wie in der alten Version der Norm, sondern die Folgekosten behandelt. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden liegt bei einem Miteinbeziehen der Kostenkategorie Objektbeseitigung, Abbruch , welche in der Ausgabe aus dem Jahr 2011 aufgenommen wurde. Zudem sind die Bereiche Objektdaten und Objektbuch nicht weiter erwähnt.

Mit Ausnahme der Kapitel Anwendungsbereich und Normative Verweise kann die Norm in vier Abschnitte gegliedert werden. Das erste Kapitel Begriffe wird bis auf die folgende Auswahl an Bezeichnungen nicht weiter behandelt.

„Folgekosten; Objekt-Folgekosten (OFK)

Summe der Barwerte aller Kosten, die sich aus dem Betrieb und der Nutzung während der Nutzungsphase eines Objektes zuzüglich der Objektbeseitigungs- und Abbruchkosten ergeben und dem Objekt oder einem oder mehreren Elementen der Baugliederung gemäß ÖNORM B 1801-1 direkt zuordenbar sind.

Lebenszykluskosten (LZK)

Summe (der Barwerte) der Objekt-Errichtungskosten gemäß ÖNORM B 1801-1 und der Objekt-Folgekosten

Objektlebenszyklus

Zeitabschnitt, der alle Phasen der Lebensdauer eines Objektes umfasst und sich in die

- Phase der Objektplanung und -errichtung,
- Phase der Objektnutzung,
- Phase des Abbruchs und Objektbeseitigung gliedert „16

Den Kern der Richtlinie bildet laut Norm das vierte Kapitel Gliederung der Lebenszykluskosten . Hier werden zunächst die Struktur und der Inhalt der Lebenszykluskosten behandelt, siehe folgende Abbildungen. Anschließend wird eine genauere Auflistung der Bestandteile der Folgekosten, welche in Kostenhaupt- und Kostenuntergruppen gegliedert sind, gegeben. Diese bilden in weiterer Folge die Basis für die Gegenüberstellung der ausgewählten Normen und werden in Kapitel 3.4 Normenvergleich dieser Arbeit detaillierter behandelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Gesamtkosten der Errichtung und Folgekosten17

Abbildung 5: Gesamtkosten der Errichtung und Folgekosten zeigt ein Kosten-Zeit-Diagramm, in dem die Objekt-Errichtungskosten, laut ÖNORM B 1801-1: 2009, sowie die Objekt Folgekosten, laut ÖNORM B 1801-2: 2011 aufgegliedert sind. Zudem ist dargestellt, ob es sich bei den einzelnen Kategorien um regelmäßig wiederkehrende Kosten, also etwa Reinigung und Pflege , oder um unregelmäßige beziehungsweise einmalige Kosten, zum Beispiel Instandsetzung, Umbau, handelt.

Der Bezugszeitpunkt für die Kostenermittlung, muss für die Errichtungs- und Folgekosten gleich sein und wird meist mit der Fertigstellung oder der Übergabe gewählt.18

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Zusammenhang der von Gesamtkosten der Errichtung und Folgekosten19

In Abbildung 6: Zusammenhang der von Gesamtkosten der Errichtung und Folgekosten werden die unterschiedlichen Zusammenhänge der Kostengruppierungen graphisch dargestellt. Hier lässt sich zum Beispiel die Zusammensetzung der Lebenszykluskosten aus Errichtungs- und Folgekosten erkennen. Im Vergleich zur alten Version und zu anderen Richtlinien sind in der aktuellen Normenreihe der ÖNORM B 1801 die Kosten des Grundes sowie der Finanzierung nicht Teil der Lebenszykluskosten.

Weiters werden in Kapitel IV die Abgrenzungen der Objekt-Folgekosten ausgewiesen. In den Kostenkategorien der Norm ist nur eine „gewöhnliche Nutzung des Objektes“20 vorgesehen. Kosten, die dieser Voraussetzung nicht entsprechen, wie etwa erhöhte Beleuchtungskosten, verursacht durch die Verwendung von Scheinwerfern, oder erhöhte Kosten, durch den „Betrieb technischer Geräte (z.B.: in Arztpraxen oder Rechenzentralen)“21, sind daher nicht einzurechnen.

Weiters werden Abgrenzungen nach Zeit beziehungsweise Umfang erläutert. Hierfür wurden etwa für die bessere Vergleichbarkeit von Objekten, die GBKn (Gebäudebasiskosten) oder die LZKn (Lebenszykluskosten) für 10 Jahre errechnet.

Kapitel fünf gibt anschließend einen kurzen Überblick über die zu berücksichtigenden Normen im Rahmen der Ermittlung von Kosten-Kennzahlen.

Die Anhänge A beziehungsweise B vergleichen die Kostenkategorien der Ö-Norm B 1801-2: 2011 mit denen der DIN 18960: 2008 und der Ö-Norm B 1801-2: 1997.

3.3.2 DIN 18960

Die DIN 18960 ist erstmals im Jahre 1976 erschienen und wurde zuletzt im Februar 2008 in der neuesten Version publiziert. Im Vergleich zum Vorgänger aus dem Jahr 1999, wurden grundlegende Optimierungen zum Beispiel in den Bereichen der Nutzungskostenvorgabe dem Nutzungskostenrisiko oder der Kosteneinflüsse eingegliedert. Weiters sind einige Bereiche der Nutzungskostengliederung dem Stand der Technik entsprechend angepasst beziehungsweise umstrukturiert worden.22

Die Richtlinie wurde für die Ermittlung und Strukturierung der Nutzungskosten im Hochbau erstellt und „im Unterschied zum Verständnis des Facility Management ... beinhalten die Nutzungskosten im Hochbau ausschließlich die Kosten, welche unmittelbar im Zusammenhang mit den betrachteten baulichen Anlagen und deren Grundstücken stehen.“23 Personal- und Sachkosten, die zum Beispiel durch die Herstellung eines Produktes entstehen, sind hier nicht zu berücksichtigen oder einzurechnen. Im Fall der Stromkosten sind beispielsweise zwei von einander getrennte Zählerkreise notwendig, um die erwähnte Abgrenzung zwischen Nutzungskosten und produktbezogenen Kosten bewirken zu können. Weiters sind die laut Kalusche benannten Projektkosten, also Aufwendungen, die bei der Erstellung, dem Umbau beziehungsweise der Erweiterung oder Modernisierung sowie der Beseitigung von Objekten entstehen, nicht bei den Nutzungskosten einzurechnen, sondern nach DIN 276-1 zu ermitteln.

Nutzungskosten sind laut DIN 18960 also “alle in baulichen Anlagen und deren Grundstücken entstehende regelmäßig oder unregelmäßig wiederkehrende Kosten von Beginn ihrer Nutzbarkeit bis zu ihrer Beseitigung (Nutzungsdauer)“24.

Im darauf folgenden Abschnitt der Richtlinie werden die Grundsätze der Nutzungskostenplanung erläutert. Der Begriff der Nutzungskostenplanung ist laut DIN 18960 folgend definiert.

„Nutzungskostenplanung

Gesamtheit aller Maßnahmen der Nutzungskostenermittlung, der Nutzungskostenkontrolle, der Nutzungskostensteuerung sowie dem Nutzungskostenvergleich einschließlich der vorgegebenen Gebäudemanagementaufgaben“25.

Das Ziel der Nutzungskostenplanung ist es, die unterschiedlichen Abschnitte im Lebenszyklus eines Objektes (wie etwa die Planung, Herstellung oder Nutzung) wirtschaftlicher zu gestalten. Dabei soll die Planung nicht nur bei der Verwirklichung von Neubauten, sondern bei jeglicher Art von Um- oder Ausbauten, sowie bei der Beseitigung von Objekten, also immer, wenn ein Projekt durch die Bildung einer Variantenuntersuchung optimiert werden kann, Anwendung finden. Um einen derartigen Vergleich unterschiedlicher Möglichkeiten durchführen zu können, müssen vorerst jedoch die nötigen quantitativen sowie qualitativen Eigenschaften des Objektes definiert werden.

Die Kosteneinflüsse, die dabei in weiterer Folge auf die Nutzungskosten wirken, können in drei Bereiche (siehe folgende Abbildung) unterteilt werden. Sie stehen in Abhängigkeit zur Festlegung der jeweiligen Eigenschaften des Objektes und sind auf einen gewissen Betrachtungszeitraum zu beziehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Kosteneinflüsse auf die Nutzungskosten26

Die in Abbildung oben dargestellten Systemeigenschaften des Bauwerkes stehen großteils bei Beginn der Nutzung bereits fest und werden durch die Bedürfnisse des Bauherrn beeinflusst. Hierzu gehören etwa die Nutzungsart oder die Konstruktion. Während das Nutzerverhalten zum Beispiel durch die Bewohner beeinflusst wird und durch Ge- und Verbote oder Bußgelder etwas geregelt werden kann, ist die Systemumgebung des Bauwerks beispielsweise abhängig von Klima oder volkswirtschaftlichen Preisentwicklungen. Weiters werden in der Norm die Themen der Nutzungskostenvorgabe, sowie die Grundsätze der Nutzungskostenermittlung behandelt. Die Vorgabe eines Grenzwertes der Nutzungskosten kann einerseits das Risiko einer späteren Kostenexplosion mindern und fördert andererseits bereits in einer frühen Planungsphase mögliche Alternativüberlegungen. Der Grenzwert der Vorgabe sollte jedoch zuvor auf seine Realisierbarkeit geprüft werden. Unter Grundsätze der Nutzungskostenermittlung wird vor allem auf die Genauigkeit, sowie auf die Vollständigkeit der Kostenermittlung Wert gelegt.

In Kapitel Arten der Nutzungskostenermittelung ist, ähnlich wie bei der Kostenermittlung für Neu- oder Umbauten, die Gliederung vom Detaillierungsgrad abhängig und lässt sich in folgende Stufen unterteilen:

- Nutzungskostenrahmen

Dieser dient als Basis für grundlegende Bedarfs- und Finanzierungsentscheidungen.

- Nutzungskostenschätzung

Mit Hilfe der Nutzungskostenschätzung werden Entscheidungen über Vorplanung und Finanzierung getroffen. Diese müssen mindestens bis zur ersten Ebene der Nutzungskostengliederung ermittelt werden.

- Nutzungskostenberechnung

Sie dient als Grundlage für die Entwurfsplanung und ist im Zuge des Planungsfortschrittes für einen späteren Nutzungskostenanschlag fortlaufend zu aktualisieren. Sie ist mindestens bis zur zweiten Ebene zu errechnen.

- Nutzungskostenanschlag

Der Nutzungskostenanschlag beinhaltet sämtliche für die Nutzung zu erwartenden Kosten und ist bis Beginn der Nutzungsphase zu erstellen und bis in die dritte Ebne zu ermitteln.

- Nutzungskostenfeststellung

Diese wird nach der Fertigstellung des Objektes, durch fortlaufende Aufzeichnung der anfallenden Kosten, periodenweise (etwa einmal pro Jahr) ermittelt.

Im letzten Kapitel der Norm wird noch die Gliederung der Nutzungskosten behandelt. Da diese unter Kapitel 3.4 genauer analysiert werden, sind sie hier nicht weiter erwähnt.

3.3.3 ISO 15686-5

Die ISO 15686-5 gliedert sich als fünfter von mittlerweile elf Teilen in die Normenreihe ISO 15686 Buildings and constructed assets - Service-life planning (Planung über die Lebensdauer von Objekten) ein. Dabei werden etwa Themen wie Methoden zur Abschätzung der Lebensdauer , Lebenszykluskosten oder Ermittlung von Umwelteinflüssen bezogen auf das Bauwesen behandelt.

Der fünfte Teil setzt sich unter anderem das Ziel, das Prinzip der Lebenszykluskosten in der Bauindustrie zu etablieren. Dabei sollen die zu erwartenden Kosten der Nutzungsphase, ähnlich wie die Errichtungskosten, von Beginn eines Projektes mitlaufend ermittelt werden und unter anderem als Grundlage für Planungsentscheidungen dienen. Je nach Projektphase wird die Ermittlung der Kosten mehr oder weniger detailliert ausfallen.

In der Kostenstruktur, laut ISO, sind die sogenannten Whole-life costs (WLC) , was so viel wie Gesamt-lebenskosten bedeutet, als eine Art Überbegriff aller in einem Projekt anfallender Kosten zu verstehen. Diese werden in der ersten Ebene in folgende vier Bereiche unterteilt:

- Non-construction costs (Kosten, die nicht auf das Bauwerk bezogen werden können)
- Income (Einnahmen)
- Externalities (Externe Effekte)
- Life-cycle cost (Lebenszykluskosten).

Wobei hier die Gruppe der Lebenszykluskosten eine etwas bedeutendere Rolle spielt. Die übrigen drei Kategorien haben nichts mit dem Gebäude selbst oder dessen Struktur zu tun, sondern beinhalten etwa Kosten wie die Pflege der Aussenanlagen. Ergänzend dazu siehe auch Abbildung 8 Ü berblick Kostenstruktur im Bauwesen . Sämtliche Kosten der Errichtung sowie jener Teil der Nutzungskosten, der sich auf das Objekt selbst bezieht, fallen also in den Bereich der Lebenszykluskosten. Diese wiederum unterteilen sich dann in Construction (Bauwerk), Operation (Betrieb), Maintenance (Wartung und Instandhaltung) und End-of-life (Ende der Nutzungsphase, Abbruch).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8 Überblick Kostenstruktur im Bauwesen, laut ISO27

Verglichen mit den bereits behandelten Normen gliedert die ISO zahlreiche Kosten der Nutzungsphase nicht in den „üblichen“ Bereich der Lebenszykluskosten ein. Hier werden zum Beispiel Aufwendungen für administrative Zwecke, wie etwa die Kosten einer Rezeption , Interne IT oder die Schneeräumung in den Bereich der Non-construction costs eingegliedert. Die ISO zieht also Ihre Grenze zwischen „Bauwerk“ und „Nicht Bauwerk“, wohingegen die Konzepte der DIN und der ÖNORM eher auf zeitlichen Abgrenzungen basieren. So werden die Kosten bei beiden Normen, vereinfacht dargelegt, in Errichtungskosten und Folgekosten beziehungsweise Nutzungskosten unterteilt. Die Grenze hierbei bildet der Beginn der Nutzung eines Objektes.

In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung der Kosten, bezogen auf die jeweiligen Projektphasen, dargestellt. Zu Beginn der Projektentwicklung, also in der Phase, in der erste Finanzierungskonzepte beziehungsweise Bedarfsanalysen, basierend auf dem Kundenwunsch, erstellt werden, entstehen laut ISO nur Whole-life costs. Erst mit Beginn der Planung beziehungsweise mit der Entwicklung des Objektes selbst kommt es zu ersten Life- cycle costing in construction (Lebenszykluskosten des Bauwerkes) und in weiterer Folge zu Life-cycle costing in use (Lebenszykluskosten der Nutzung). In allen drei Kategorien entstehen während der Nutzungsphase bis hin zum End-of-Life (Ende der Nutzungsphase)

[...]


1 http://www.wpw.de/cb/www/mediapool/pdf/Fraunhofer_Immobilientage.pdf, Seite 7, Abfrage am

2 Vgl. Kaufmann, Philipp: Zertifizierung von Gebäuden - ein nachhaltiger Erfolg. In: 5. PM - Bau Symposium 14 - 011, S30

3 Vgl. http://www.wpw.de/cb/www/mediapool/pdf/Fraunhofer_Immobilientage.pdf, Seite 7, Abfrage am 01.11.2011

4 Vgl. Stempkowski, Rainer: Life Cycle Management. In: 5. PM - Bau Symposium 14 - 011, S12 -19

5 Vgl. http://www.dgnb.de/_de/zertifizierung/bewertung/kriterien-ueberblick.php Abfrage am 01.11.2011

6 Vgl, Kalusche, Wolfdietrich: Die neue DIN 18960 - Nutzungskosten im Hochbau, S. 121, https://www-docs.tu-cottbus.de/bauoekonomie/public/Forschung/Publikationen/Kalusche- Wolfdietrich/2008/60_neueDIN%2018960%20.pdf, Abfrage am 10.10.11

7 Vgl. Stempkowski, Rainer: Life Cycle Management. In: 5. PM - Bau Symposium 14 - 011, S13

8 Vgl. Kalusche, S. 116

9 Vgl. Geißdörfer, Klaus: Total Cost of Ownership (TCO) und Life Cycle Costing (LCC). Einsatz und Modelle: Ein Vergleich zwischen Deutschland und USA. Bd.7, Controlling und Management, 1. Auflage, Reichartshausen: LIT Verlag, 2009, S.2

10 Geißdörfer, S.3

11 Geißdörfer, S.3

12 Initiative kostengünstig qualitätsbewusst Bauen (Hrsg.): Bauen im Lebenszyklus, Info Blatt Nr. 3.2, http://www.inqa-bauen.de/komko/pdf/3_2_0106.pdf, Abfrage am 25.02.2012

13 Bauen im Lebenszyklus, http://www.inqa-bauen.de/komko/pdf/3_2_0106.pdf, S.2, Abfrage

14 http://www.wpw.de/cb/www/mediapool/pdf/Fraunhofer_Immobilientage.pdf, S.14, Abfrage am 10.10.11

15 Vgl. Ö-Norm B 1801-2: 2011, Bauprojekt- und Objektmanagement - Objekt - Folgekosten, S. 3

16 Ö-Norm B 1801-2: 2011, S. 4

17 Ö-Norm B 1801-2: 2011, S. 5

18 Vgl. Ö-Norm B 1801-2: 2011, S. 5

19 Vgl. Ö-Norm B 1801-2: 2011, S. 6

20 Ö-Norm B 1801-2: 2011, S. 10

21 Ö-Norm B 1801-2: 2011, S. 11

22 Vgl. DIN 18960: 2008, Nutzungskosten im Hochbau

23 Kalusche, Wolfdietrich: Die neue DIN 18960 - Nutzungskosten im Hochbau, S. 115

24 DIN 18960: 2008, S.4

25 DIN 18960: 2008, S.4

26 Kalusche, S. 118

27 ISO 15686-5: 2008, Buildings and constructed assets - Service-life planning - Part 5: Life-cycle costing, S. 6

Ende der Leseprobe aus 130 Seiten

Details

Titel
Lebenszykluskosten im internationalen Vergleich
Untertitel
Kennwertanalyse und –vergleich USA - Österreich
Hochschule
FH Joanneum Graz
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
130
Katalognummer
V208119
ISBN (eBook)
9783656355731
ISBN (Buch)
9783656356233
Dateigröße
4538 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
lebenszykluskosten, vergleich, kennwertanalyse, österreich
Arbeit zitieren
Florian Schilcher (Autor:in), 2012, Lebenszykluskosten im internationalen Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208119

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