SchülerVZ - denn sie wissen (nicht), was sie tun?


Hausarbeit, 2010

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Generation 2
2.1 Social Software im Kontext von Web 2.0
2.2 Soziale Netzwerke am Beispiel SchülerVZ
2.3 Nutzungsverhalten der Jugendlichen
2.4 Digitale Kluft

3 Jugendliche in sozialen Netzwerken
3.1 Identitätsarbeit im Jugendalter
3.2 Bedürfnisbefriedigungen
3.3 Nutzungsrisiken

4 Sozial-moralische Urteilsentwicklung

5 Interventionsmöglichkeiten der Erziehungsberechtigten
5.1 Sicherheit durch Medienkompetenz
5.2 Medienpädagogische Aufgaben

6 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Soziale Netzwerke haben in den vergangenen Jahren eine enorme Popularität erreicht. Ob Xing, LizzyNet oder Facebook, Clipfish, MyVideo oder YouTube – für jede Zielgruppe, so erweckt es den Eindruck, findet sich eine passende Anwendung. So gibt es inzwischen - allein im deutschsprachigen Raum - mehr als 150 dieser so genannten „Social Networks“ (vgl. Ertelt, 2008, S. 52). Laut eigener Angaben ist die Online-Community „SchülerVZ“ Deutschlands meistgenutztes und größtes soziales Netzwerk, in dem sich heutige Schülerinnen und Schüler präsentieren und untereinander vernetzen können, was die JIM-Studie aus dem Jahr 2009 bestätigt (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2009, S. 46). Sehr zum Leidwesen vieler besorgter Eltern, wird dabei oftmals der eigene Körper zur Selbstdarstellung der Jugendlichen in Szene gesetzt. So finden sich in vielen Profilangaben körperbetonte Inszenierungen des Users, die nach Meinung der Erziehenden oder Medienpädagogen so besser nicht im Netz kursieren sollten. Spätestens hier stellt sich die Frage, inwiefern sich die Heranwachsenden den Risiken ihrer Online-Aktivitäten und den Folgen ihrer Offenherzigkeit – sowohl im Umgang mit persönlichen Daten als auch mit dem Einstellen von Fotos – bewusst sind und ob bzw. wie Eltern ihre Kinder dahingehend beeinflussen können, verantwortungsvoll und medienkompetent zu handeln.

Diesen Fragen soll am Beispiel des sozialen Netzwerks SchülerVZ nachgegangen werden. Am Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit stehen daher zunächst die Charakteristik der Generation 2.0 und damit im Zusammenhang stehende, relevante Begrifflichkeiten. Nach der Eingrenzung des Themas auf das soziale Netzwerk „SchülerVZ“ und ein Überblick über das Nutzungsverhalten von Jugendlichen soll dargestellt werden, aus welchen Gründen heraus solche Plattformen genutzt werden und welche Risiken damit verbunden sind. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der moralischen Urteilsfähigkeit von Jugendlichen, bevor die Einflussmöglichkeiten von Erziehungsberechtigten erörtert werden. Der letzte Abschnitt stellt die Schlussbetrachtung dar.

2 Generation 2.0

Generation 2.0 – so wird die erste Generation bezeichnet, die sowohl mit dem Medium Computer als auch dem Internet aufwächst und sich ein Leben ohne diese Technik wohl kaum noch vorstellen kann (vgl. Schindler, 2008, S. 46). Nachfolgend werden einige Grundbegriffe erläutert und aufgezeigt, wo und wie häufig sich Jugendliche heutzutage im Netz aufhalten. Das soziale Netzwerk SchülerVZ wird dabei in den Fokus der Betrachtung gerückt.

2.1 Social Software im Kontext von Web 2.0

Der Begriff Web 2.0 steht für eine Vielzahl an neuartigen Internetanwendungen und deren innovativen Umgang durch seine Nutzer (vgl. Hippner, 2006, S. 6). Erstmalig wurde der Begriff 2004 in einer Konferenz der Öffentlichkeit vorgestellt, populär wurde er aber erst durch eine Publikation des damaligen Konferenzveranstalters und Verlegers Tim O’Reilly (vgl. Kaden, 2009, S. 102). Kennzeichnend für das Web 2.0 – als konzeptionelle Überarbeitung und Erweiterung des Web 1.0 – ist, dass die User Inhalte veröffentlichen können, ohne sich zuvor informationstechnisches Wissen angeeignet zu haben. Auch die Unabhängigkeit von speziellen Betriebssystemen oder Geräten ist ein wesentlicher Aspekt, der den Umgang in Web 2.0 für alle Interessierten leicht zugänglich macht und so aktiv genutzt werden kann (vgl. Ertelt/ Röll, 2008, S. 9). Doch nicht die technische Weiterentwicklung, sondern vielmehr die Ausgestaltung und vielfältigen Möglichkeiten für die User, neue Internetanwendungen zu nutzen, sind kennzeichnend für die Entstehung des Web 2.0 (vgl. Kaden, 2009, S. 115). Dieses Internet kann dementsprechend als „Zwei-Wege-Medium“ verstanden werden, bei dessen Nutzung der Empfänger zugleich zum Sender wird (vgl. Ertelt, 2008, S. 51). Web 2.0-Anwendungen sind daher auch immer nur so lange aktuell, bis sie durch die Gemeinschaft ihrer Nutzer interaktiv weiterentwickelt wird (Bottom-Up-Prinzip). Der traditionelle Gebrauch des Internets beschränkte sich im Unterschied dazu lediglich darauf, fertig abgeschlossene Webseiten als passive Nutzer aufzurufen und deren Inhalte zu konsumieren (Top-Down-Prinzip). Dementsprechend möchte sich die so genannte Generation 2.0 an den Prozessen im Internet beteiligen und Informationen selbst produzieren, verbreiten und so andere „selbstorganisiert“ an den eigens bereitgestellten Daten teilhaben lassen (vgl. Kurz, 2008, S. 40). Auffallend im Web 2.0 sind die überwiegend handlungsbasierten, akteurs- und identitätsbezogenen Ausdrucksformen. Dementsprechend sind soziale Kontakte und die eigene Darstellung im Netz wesentliche Elemente, die mit inhaltlichen Themen verknüpft werden (vgl. Kaden, 2009, S. 113). Häufig werden die Begriffe Web 2.0 und Social Software gleichgesetzt. Tatsächlich ist das Web 2.0 der Oberbegriff, unter dem Social Software angesiedelt ist. Es handelt sich hier bei um webbasierte Anwendungen, die den Informationsaustausch, den Beziehungsaufbau und die zwischenmenschliche Kommunikation unterstützen sollen. Das „soziale“ bei dieser Begrifflichkeit rekurriert auf die soziale Interaktion, die diese Software unterstützt (vgl. Kaden, 2009, S. 121). Social Software kann dabei in zwei Kategorien unterteilt werden: Zum einen wird sie fast ausschließlich zur Kommunikation verwendet, wie beispielsweise bei Instant Messaging. Zum anderen können aber auch konkrete Inhalte im Vordergrund stehen, die teilweise von den Usern selbst verfasst oder zumindest bereichert werden, wie z. B. bei Wikipedia (vgl. Alby, 2007, S. 90). Social Software unterstützt den sozialen Kontext, indem es das Individum oder die Gruppe ins Zentrum rückt und dabei hilft, Netzwerke zu bilden. Beziehungen, Inhalte und Rückkopplungen sollen für alle Nutzer erkennbar sein und dem Wissensaustausch zugunsten der Gemeinschaft dienen (vgl. Hippner, 2006, S. 8).

2.2 Soziale Netzwerke am Beispiel SchülerVZ

Unter einem „Social Network“ (deutsch: soziales Netzwerk), einer Online- bzw. Social Community wird eine Gemeinschaft von Menschen bezeichnet, die „online (über ein entsprechendes Internet-Kommunikationssystem) in Kontakt kommen und zur Erreichung bestimmter Ziele kooperieren“ (Leitner, 2003, S. 17). Diese werden als Unterkategorie von Social Software betrachtet (vgl. Alby, 2007, S. 89). SchülerVZ ist solch ein Social Network, das Schülern im Alter von 12 bis 21 Jahren kostenlos eine Plattform bietet, um sich mit Gleichaltrigen auszutauschen, Freundschaften virtuell zu knüpfen oder auch Rückmeldungen anderer auf eigene Aktivitäten zu erhalten, ohne dabei einer thematischen Strukturierung zu unterliegen. Die Nutzung der geschlossenen Community, die für Nicht-Mitglieder also nur eingeschränkt oder nicht einsehbar ist, ist ausschließlich Jugendlichen vorbehalten; Personen, die älter als 21 Jahre sind, sollen in die Nachbar-Netzwerke StudiVZ oder MeinVZ ausweichen bzw. umziehen. SchülerVZ, ein Online-Projekt der VZnet Netzwerke Ltd., ging im Februar 2007 online und verzeichnet derzeit 5,5 Millionen Mitglieder (vgl. SchuelerVZ Ltd., 2010).

Das zentrale Element, um sich in dieser kommunikativ orientierten Plattform darzustellen, ist die Profilseite der Nutzerinnen und Nutzer. Sie beinhaltet die Möglichkeit der Angabe eigener Daten, Vorlieben, Hobbys, der Zuweisung von Eigenschaften, Gruppenzugehörigkeiten, das Einstellen eigener Fotos und deren Verlinkungen auf andere Profile, die Freundesliste oder auch die Pinnwand. Letztere dient zur Echtzeit-Kommunikation mit anderen Usern (vgl. Brüggen/ Herrmann, 2009, S. 184). Daneben ist das Motiv der Beziehungspflege kennzeichnend für die Nutzung solcher Netzwerke. Als Basisangebot stehen den Heranwachsenden dazu ein eigenes eMail-Postfach zur asynchronen Kommunikation, verschiedene Gruppenfunktionen, die Fotogalerie oder der Plauderkasten, vergleichbar mit Instant Messagern, zur Verfügung (vgl. SchuelerVZ Ltd., 2010). Sie haben die Möglichkeit, das Netzwerk nach Nutzern mit ähnlichen Interessen oder bekannten Personen zu durchsuchen, deren Profil zu lesen und sie bei Interesse als Freund hinzuzufügen, was diese entweder bestätigen oder ablehnen können. So kann „Freund für Freund“ das persönliche Netzwerk ausgebaut werden (vgl. Hippner, 2006, S. 13). Eine Besonderheit dieser Community ist dabei auch, dass man sich nicht selbst anmelden kann, sondern von bereits aktiven Nutzern eingeladen werden muss.

Eine wesentliche Funktion der Plattform ist die Einstellung der Privatsphäre –anderen Mitgliedern und bestätigten Freunden gegenüber. So ist es beispielsweise möglich, Fotos nur sich selbst oder ausschließlich Freunden – und nicht allen Personen der Community – zur Verfügung zu stellen. Als neues Mitglied sind alle Sicherheitseinstellungen aktiviert und lediglich der Name für andere sichtbar. Der Nutzer kann also ganz bewusst spezielle Einstellungen vornehmen, damit die ausgewählten Personen Zugriff auf die persönlichen Daten erhalten (vgl. SchuelerVZ Ltd., 2010). Eine generelle Sorglosigkeit im Umgang führt allerdings dazu, dass gerade mal 46 % der Jugendlichen laut JIM-Studie die Einstellungen der Privatsphäre überhaupt aktivieren und diese Daten so nicht ausschließlich dem zuvor definierten Nutzerkreis zugänglich machen (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2009, S. 48).

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
SchülerVZ - denn sie wissen (nicht), was sie tun?
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
23
Katalognummer
V207827
ISBN (eBook)
9783656351108
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Modul 3A, SchülerVZ, Bildungswissenschaft, Mediale Bildung, Medienkommunikation
Arbeit zitieren
Tina Schneemann (Autor:in), 2010, SchülerVZ - denn sie wissen (nicht), was sie tun?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207827

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