Leistungskennzahlen in Krankenanstalten


Fachbuch, 2013

81 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Grundlagen

Ausgangssituation
Krankenanstalten-Kostenrechnung
Kosten
Kostenarten und Kostenartengruppen
Kostenstellen
Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung
Kennzahlen
Absolute Kennzahlen
Verhältniskennzahlen
Kennzahlenvergleich
Kennzahlensysteme

Entwicklung eines Kennzahlensystems
Kostenstellen
OP-Bereich
Anästhesie
Blutbank
Notfallambulanz
Notarztdienst
Ressourceneinsatz
Sachkosten
Verbrauch medizinische Güter
Verbrauch nichtmedizinische Güter
Medizinische Fremdleistungen
Transportleistungen
Personal
Berufsgruppen
Personalkosten
Zeitliche Parameter des Personaleinsatzes
Vollzeitäquivalente

Leistungsmaßstab
Parameter der Leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung
LKF-Punkte
Entlassungen (Anzahl stationäre Patienten)
Belagstage
Verweildauer
Tagesklinische Fälle
Null-Tage-HDG-Fälle
Betten
Auslastung
LKF-Leistungsstatistiken
Anzahl Operationen
Parameter des Ambulanzbereiches
Ergänzende Parameter der medizinischen Leistungserstellung
Pflegegebühr
Sonderklasse

Abgeleitete Kennzahlen
Gesamtkosten
Sachkosten
Personalkosten

Nicht-bettenführende Abteilungen

Marker-Parameter

Kennzahlen der Gesamtkrankenanstalt
Übergeordnete Parameter
Sachkosten
Personalkosten
Plan-Ist-Vergleich
Planwerte
Hochrechnung
Leistungskennzahlen in der Zusammenschau

Diskussion

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Index

Einleitung

Krankenanstalten sehen sich laufenden Kostensteigerungen gegenüber, während der öffentlichen Finanzierung Grenzen gesetzt sind. Daher stellt der noch effizientere Einsatz der zur Verfügung stehenden Ressourcen eine unabdingbare Notwendigkeit dar. Dies kann jedoch erst durch eine umfassende Kenntnis der Ist-Situation erreicht werden, von der sich allfällig erforderliche Änderungen des Vorgehens ableiten lassen. Durch die Zusammenführung von Informationen aus dem Bereich der Kostenrechnung mit Daten, die das medizinische Leistungsgeschehen beschreiben, ist es möglich, zu leistungsorientierten Kennzahlen zu gelangen, die in der Lage sind, einen tieferen Einblick in die betriebswirtschaftliche Komponente der medizinischen Leistungserbringung zu geben. Der in den nachfolgenden Kapiteln vorgestellte Katalog solcher leistungsorientierten Kennzahlen kann dabei den Kern eines Steuerungsinstrumentariums bilden, dessen Ziel es ist, speziell auf der Ebene der unmittelbaren Leistungserbringung in einer Krankenanstalt die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmenbe- dingungen im Kontext des medizinisch Notwendigen zu erreichen.

Grundlagen

Ein wesentliches Charakteristikum des Gesundheitswesens sind die laufend zu beobachtenden Kostensteigerungen. So beliefen sich die Ausgaben für Gesundheit in Österreich im Jahr 2010 auf EUR 26,9 Milliarden, was gegenüber dem Jahr zuvor einer Steigerung um 1,6 % entspricht. Durch die in der Zwischenzeit in Umsetzung befindlichen Maßnahmen zur Kosten- dämpfung konnte somit bereits erreicht werden, dass die Gesundheits- ausgaben in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP)a, das im selben Zeitraum um 4,1 % zulegte, nur noch unterproportional angestiegen sind45.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Gesamte Gesundheitsausgaben in Österreich (in Millionen EUR), Entwicklung 1990-201045

a Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) repräsentiert den Marktwert aller Güter und Dienstleistungen, die in einem Land innerhalb eines definierten Zeitraums (typischerweise innerhalb eines Jahres) hergestellt bzw. erbracht werden34.

Insgesamt zeichnet das Gesundheitswesen für 9,4 % des BIP verantwortlich, womit Österreich in der Gruppe der OECD-Länder in den vorderen Rängen findet, hinter Ländern wie den USA, den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und der Schweiz41. Obwohl die privaten Zahlungen einen erheblichen Beitrag darstellen, wird der überwiegende Teil der Ausgaben, nämlich 76,2 % durch das öffentliche Gesundheitswesen getragen45. Die Aufbringung dieser Mittel ist geprägt durch ein duales Finanzierungssystem, das seine Zuflüsse insbesondere von Seiten der gesetzlichen Kranken- versicherungen sowie direkt von der öffentlichen Hand (Bund bzw. Länder) erhält26,32. Vor dem Hintergrund der grundsätzlich vergleichsweise hohen Abgabenbelastung (mit 44,2 % des BIP deutlich über dem Durchschnitt der Euro-Zone)46 kann diese Finanzierungsbasis jedoch nicht beliebig verbreitert werden, weshalb dringend Anstrengungen geboten sind, die laufenden Kostensteigerungen zumindest zu dämpfen, während in manchen Bereichen darüber hinausgehend selbst Kostenreduktionen erforderlich sein werden. Dabei kann das Ziel jedoch nicht allein darin bestehen, als alleinigen Zweck der Bemühungen die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems aufrecht- zuerhalten. Vielmehr muss die Beibehaltung des hohen medizinischen Standards im Zentrum des Handelns stehen. Dass gleichzeitig diese Maxime keinen universell uneingeschränkten Charakter aufweisen kann, ist nicht nur ein Gebot der Finanzierbarkeit, sondern gründet sich auch auf die bereits im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz verankerte Güterabwägung, indem § 133 ausführt: 'Die Krankenbehandlung muss ausreichend und zweckmäßig sein, sie darf jedoch das Maß des Notwendigen nicht überschreiten.'1, ein Ökonomiegebot mit weitreichenden Implikationen24.

Diese Rahmenbedingungen bilden den Ausgangspunkt dafür, dass ein zentrales Ziel des österreichischen Gesundheitssystems darin bestehen muss, die umfangreichen Ressourcen noch zielgerichteter einzusetzen, als dies bereits in der Vergangenheit der Fall war. Die Grundlage für eine solche Steigerung der Effizienz bildet dabei die umfassende Kenntnis des Ist- Zustandes. Während dies in makroökonomischen Dimensionen durchaus bereits der Fall ist (wie die Daten der Statistik Austria bzw. der OECD belegen), sind solche Instrumente auf betriebswirtschaftlicher Ebene vergleichsweise nur rudimentär angelegt oder werden nicht ausreichend nutz- bringend zur Anwendung gebracht. Aber erst auf Basis der Kenntnis der aktuellen Situation können letztlich jene Schlussfolgerungen gezogen werden, die eine Modifikation des künftigen Vorgehens ermöglichen.

In Krankenanstalten bilden die 'Kosten' das Fundament in der Beurteilung des ökonomischen Vorgehens. In Österreich ist auf Basis einschlägiger gesetzlicher Bestimmungen (genannt sei insbesondere die Kostenrechnungs- verordnung für landesfondsfinanzierte Krankenanstalten29 ) sichergestellt, dass die Dokumentation der dafür erforderlichen Informationen einheitlichen Grundsätzen folgt. Während in einer Krankenanstalt damit sämtliche Kosten aufgezeichnet werden, kommt vor allem jenen Kosten, die der medizinischen Leistungserbringung direkt zurechenbar sind, besondere Bedeutung zu.

Eine Betrachtung der Kosten allein kann aber nur der Ausgangspunkt sein. Zwar ist es auf einer solchen Basis möglich, zeitliche Entwicklungen abzubilden bzw. Zeitraumvergleiche anzustellen, für weitergehende und aussagekräftigere Analysen ist jedoch ein zusätzlicher Referenzrahmen erforderlich, der es erlaubt, die Erbringung von medizinischen Leistungen in ihrem außerordentlich weiten Spektrum quantitativ zu erfassen. Und auch in diesem Zusammenhang bietet das österreichische Gesundheitssystem eine ausgezeichnete Grundlage in Form der Leistungsorientierten Krankenan- staltenfinanzierung (LKF)18 (zumindest für den Bereich der stationären Versorgung, der jedoch gleichzeitig den Hauptteil des Ressourceneinsatzes in Krankenanstalten bildet), indem jedem stationären Aufenthalt in einer Krankenanstalt unter Berücksichtigung von Medizinischen Einzelleistungen und Diagnosen eine dem Leistungsumfang entsprechende Anzahl von Punkten zugeordnet wird.

Die Grundlagen sind somit solide etabliert, während die Verknüpfung der Daten bisher nur wenig systematisch erfolgt. Doch gerade die strukturierte Bereitstellung von Informationen über Kosten, Leistungen und daraus abgeleiteten Parametern bilden als Kennzahlen der betrieblichen Leistungs- erstellung (als Key Performance Indicators43 und auch als Zahlen, die über Details Auskunft geben) auch im medizinischen Umfeld die Basis jeglichen Steuerns51.

Vor diesem Hintergrund verfolgt die vorliegende Auseinandersetzung mit der Materie das Ziel, leistungsbezogene Kennzahlen zur effizienten Betriebssteuerung in einer Krankenanstalt zu entwickeln. Der Fokus liegt dabei auf solchen Leistungskennzahlen, die auf insbesondere auf die Ebene der medizinischen Fachabteilungen abzielen, um damit vor Ort die Grundlage einer medizinisch-ökonomischen Steuerung zu bilden.

Ausgangssituation

Die Krankenanstalten-Kostenrechnung und die Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung bilden die zentrale Grundlage, um den Ressourceneinsatz in den Kontext der medizinischen Leistungserbringung stellen zu können.

Krankenanstalten-Kostenrechnung

Während das externe Rechnungswesen vor allem die finanziellen Trans- aktionen abbildet, die zwischen einem Unternehmen und seiner Umwelt stattfinden, verfolgt die Kostenrechnung (als interne Form des Rechnungs- wesens) das Ziel, den Einsatz von Produktionsfaktoren innerhalb der Organisation darzustellen, um auf diesem Wege die Wirtschaftlichkeit des Vorgehens abbilden zu können44. Bei privatwirtschaftlichen Unternehmen stützt sich die Kostenrechnung kaum auf externe Vorgaben. Anders jedoch die Situation in Krankenanstalten: Hier unterliegt die Kostenrechnung einem umfassenden Regelwerk in Form der Kostenrechnungsverordnung für landesfondsfinanzierte Krankenanstalten29. Das Ziel dieser legistischen Vorgaben ist dabei die bundeseinheitliche Erfassung der Kostendaten, um damit die Vergleichbarkeit der Ergebnisse der unterschiedlichen Kranken- anstalten zu ermöglichen.

Kosten

Das klassische (externe) Rechnungswesen kennt zunächst den Begriff des Aufwandes zur Beschreibung des Ressourceneinsatzes. Im Rahmen der Kostenüberleitung werden in einem ersten Schritt diese Aufwände in Kosten überführt29,33:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dabei ist neutraler Aufwand im Wesentlichen ein solcher Ressourceneinsatz, der nicht in direktem Zusammenhang mit der eigentlichen Unternehmens- tätigkeit steht; er wird somit in der weiteren Betrachtung nicht mehr ver- anschlagt. Dagegen sind andere Ressourceneinsätze nicht adäquat auf Ebene des Aufwandes berücksichtigt, weshalb diese als kalkulatorische Anderskosten bzw. Zusatzkosten in die Rechnung aufgenommen werden müssen. In Summe stellen somit Kosten den bewerteten Verbrauch von Wirtschafts- gütern zur Erstellung von betrieblichen Leistungen und Gütern dar.

Primäre Kosten gehen dabei von außen in den Wirtschaftsbereich der Krankenanstalt ein. Dagegen sind sekundäre Kosten solche, die sich aus primären Kosten im Rahmen der innerbetrieblichen Verrechnung von Leistungen ergeben.

Direkte Kosten werden einer Kostenstelle verursachungsgemäß unmittelbar zugerechnet. Im Vergleich dazu können indirekte Kosten den einzelnen Kostenstellen nur unter Zuhilfenahme von Schlüsselwerten zugeordnet werden.

In der weiteren Betrachtung kommt den primären direkten Kosten (auch bezeichnet als primäre Kostenstelleneinzelkosten) besondere Bedeutung zu.

Kostenarten und Kostenartengruppen

Die bereits auf der Ebene des externen Rechnungswesens anzutreffende Differenzierung in unterschiedliche Aufwandsarten spiegelt sich unmittelbar auch in der Kostenrechnung in Form der Kostenarten wieder. Diese einzelnen Kostenarten finden sich zu mehreren Kostenartengruppen (KOAGR) zusammengefasst wieder5:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Kostenartengruppen5

Kostenstellen

Kostenstellen sind voneinander abtrennbare Verantwortungsbereiche innerhalb eines Unternehmens, die der Sammlung der entstandenen Kosten dienen. Hauptkostenstellen sind dabei solche Bereiche, die ihre Leistungen unmittelbar im Rahmen der Patientenversorgung erbringen. Neben- kostenstellen sind dagegen nicht im Rahmen der Patientenversorgung aktiv. Und Hilfskostenstellen werden gänzlich nur für andere Kostenstellen tätig33.

Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung

Bis weit in die Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts erfolgte die Finanzierung der Krankenanstalten im Wesentlichen über Tagespauschalen sowie mittels Zuschüssen und Abgangsdeckungen. Die Unzulänglichkeiten dieses Vor- gehens bildet sich besonders darin ab, dass erhebliche Anreize bestanden, die Verweildauer der Patientinnen und Patienten auszudehnen, da damit eine finanziell bessere Abgeltung des Aufenthalts erreicht werden konnte. Um dem entgegenzuwirken, wurde schließlich ein gänzlich neues Abrechungs- system entwickelt, das neben einer Verkürzung der Verweildauer insgesamt die Ziele verfolgte, zu einer besseren Kosten- und Leistungstransparenz, einer Eindämmung der Kostensteigerungsraten und einer Optimierung des Ressourceneinsatzes zu gelangen. Nach langjähriger Vorbereitung wurde somit mit 1. Jänner 1997 die Leistungsorientierte Krankenanstalten- finanzierung (LKF) österreichweit eingeführt3,18.

Die Finanzierung stützt sich seither zentral auf die Verteilung der Mittel zwischen Bund und Ländern, was in entsprechenden Vereinbarungen (über die Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens) gemäß Artikel 15a B-VG (Bundesverfassungsgesetz) festgehalten istb,48, wobei die Bundesgesundheitsagentur sowie die einzelnen Landesgesundheitsfonds die tragenden Akteure sind.

b Im allgemeinen Sprachgebrauch oft kurz als 15a-Vereinbarung bezeichnet. Dabei ist jedoch hervorzuheben, dass sich allein das Grundprinzip einer solchen Vereinbarung zwischen dem Bund und den Bundesländern auf die entsprechende Bestimmung (Artikel 15a) des Bundesverfassungsgesetzes (B-VG) bezieht, während der Inhalt der Vereinbarung selbst in keinem direkten Zusammenhang mit der Bundesverfassung steht22.

Während im bundesweit einheitlichen LKF-Kernbereich die Diagnosen- und Leistungsdokumentation geregelt ist, erlaubt der LKF-Steuerungsbereich die Berücksichtigung besonderer Versorgungsfunktionen im Verhältnis zwischen einem Landesgesundheitsfonds und den einzelnen Krankenanstalten.

Für jeden einzelnen stationären Krankenhausaufenthalt wird (exakt) eine Hauptdiagnose (HDG; gegebenenfalls ergänzt um eine beliebigen Anzahl von Zusatzdiagnosen) erfasst. Die zugrundeliegende Systematik bildet der international weit verbreitete Diagnosenkatalog ICD-10 (International Classification of Diseases, Version 10) der World Health Organization (WHO), wobei geringfügige Anpassungen an die österreichischen Erfordernisse vorgenommen wurden. Neben dieser jedenfalls erforderlichen Hauptdiagnose können für jeden stationären Aufenthalt zusätzlich Medizinische Einzelleistungen (MEL) dokumentiert werden. Anhand dieser Daten wird in einem mehrstufigen (jedoch vollständig automatisiert abgewickelten) Verfahren zunächst ermittelt, welcher MEL- bzw. HDG- Gruppe der jeweilige Aufenthalt zuzuordnen ist. Dies wird gefolgt von der Bestimmung der Leistungsorientierten Diagnosefallgruppe (LDF) anhand von weiteren Gliederungsmerkmalen (wie Alter, spezielle Hauptdiagnosen, bestimmte Zusatzdiagnosen), woraus sich schließlich eine entsprechende Anzahl von Punkten (das LDF-Pauschale) ergibt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Algorithmus zur Ermittlung der Leistungsorientierten Diagnosefallgruppe (LDF). Die numerischen Angaben entsprechen der jeweiligen Anzahl an unterschiedlichen Gruppen.

Das auf diesem Wege ermittelte LDF-Pauschale setzt sich dabei aus einer Leistungskomponente und aus einer Tageskomponente zusammen. Innerhalb eines für eine Leistungsorientierte Diagnosefallgruppe festgelegten Verweildauerintervalls wird jeweils das vorgesehene LDF-Pauschale zur Abrechnung gebracht. Bei einer Unterschreitung dieses Verweildauerintervalls resultiert ein reduziertes LDF-Pauschale, bei einer Überschreitung kommt ein degressiver Punktezuschlag zur Anwendung.

Neben diesem grundsätzlichen Vorgehen existieren für bestimmte Leistungsbereiche zusätzliche Abrechnungsmechanismen. So wurde insbesondere im Bereich der Intensivbehandlung das Prinzip der tageweisen Abrechnung beibehalten (Intensivpunktezuschläge pro Tag zusätzlich zu dem auf klassischem Wege ermittelten LDF-Pauschale).

Kennzahlen

Grundsätzlich handelt es sich bei einer Kennzahl um einen betragsmäßig erfassten Wert, dessen wesentliches Charakteristikum darin besteht, Information in aggregierter Weise darzustellen2,49:

Absolute Kennzahlen

Absolute Kennzahlen geben den absoluten Betrag des interessierenden Parameters an, womit kein Bezug auf eine weitere Größe stattfindet. Innerhalb desselben Parameters sind jedoch Rechenoperationen möglich, sodass eine absolute Kennzahl eine einzelne Zahl, eine Summe, eine Differenz oder ein Mittelwert sein kann.

Bespiele: Jahresumsatz (Summe aller Umsätze eines Jahres), Gewinn (Differenz zwischen Erlösen und Aufwänden), durchschnittlicher Lagerbestand (Mittelwert des (täglichen) Lagerbestandes)

Verhältniskennzahlen

Dagegen setzt eine Verhältniskennzahl mehrere absolute Zahlen zueinander in Beziehung. Mehrere Varianten existieren (jeweils mit typischen betriebswirtschaftlichen Beispielen):

- Gliederungskennzahlen: Eine Teilgröße wird der zugehörigen

Gesamtgröße gegenübergestellt. Beispiel: Eigenkapitalquote

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Beziehungskennzahlen: Verschiedene Größen werden zueinander in Beziehung gesetzt. Beispiel: Umsatz pro Mitarbeiter

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Indexkennzahlen: Indexkennzahlen dienen insbesondere der Darstellung eines zeitlichen Verlaufs, wobei ein Ausgangswert als Basis (beispielsweise 100 %) für die Indexbildung herangezogen wird.

Kennzahlenvergleich

Einer einzelnen Kennzahl, selbst wenn sie unterschiedliche Größen zueinander in Beziehung stellt, kommt überwiegend nur anekdotischer Charakter zu. Erst durch den Vergleich mit anderen Werten erhält sie ihre eigentliche Aussagekraft, können Schlüsse gezogen werden, die letztlich zu einer Anpassung des Handels führen. Auch hier kommen mehrere Varianten in Betracht:

- Zeitvergleich: Die Kennzahl wird mit der gleichen Kennzahl einer vorangegangenen Zeitperiode verglichen.
- Soll-Ist-Vergleich: Die Kennzahl wird mit dem entsprechenden Soll- bzw. Planwert verglichen.
- Vergleich mit externen Größen: Die Kennzahl wird im Vergleich zu entsprechenden Kennzahlen insbesondere von geeigneten anderen (d. h. insbesondere externen) Organisationseinheiten betrachtet. Ein solches 'Benchmarking' bringt erhebliches Potential mit sich, indem die eigene unternehmerische Leistungsfähigkeit durch die Orientierung (idealerweise) an den 'Besten' gesteigert werden kann25.

Kennzahlensysteme

Bereits vor rund 100 Jahren wurde der grundsätzliche Wert in der Anwendung von Kennzahlen erkannt und nutzbringend insbesondere in der Produktionssteuerung eingesetzt47. Im Laufe der Zeit erfuhr diese Vorgehensweise umfassende Anpassungen und Veränderungen und kulminierte schließlich im System der Balanced Scorecard27,28, das letztlich jedoch nur eine der vielfältigen Ausprägungsformen von Kennzahlensystemen darstellt. Das Ziel ist jedoch das gleiche geblieben: Die aggregierte Darstellung von betriebswirtschaftlich relevanten Informationen, die die Grundlage für das unternehmerische Steuern bilden.

Entwicklung eines Kennzahlensystems

Kern der Betrachtung ist die Entwicklung eines Kennzahlensystems anhand einer in öffentlicher Trägerschaft stehenden Krankenanstalt, wobei die medizinisch-ökonomisch Steuerung insbesondere auf Ebene der medizin- ischen Fachabteilungen verfolgt wird. Die unmittelbar praktische Anwendung steht im Mittelpunkt des Interesses. Gleichzeitig soll durch Schritte der Abstraktion den Erkenntnissen auch auf breiterer Basis Gültigkeit verschafft werden.

Kostenstellen

Die zentrale Betrachtungsebene wird von den einzelnen medizinischen Abteilungen gebildet. Die finanzbuchhalterische bzw. kostenrechnungs- technische Abbildung dieser Organisationsstruktur erfolgt durch die Zuordnung von Kostenstellen im Sinne von abgrenzbaren Verantwortungs- bereichen. Die einschlägigen Vorgaben zur Kostenrechnung in Kranken- anstalten (allen voran die Kostenrechnungsverordnung29 und das sich daraus ableitende Handbuch zur Dokumentation von Kostendaten in landes- gesundheitsfondsfinanzierten Krankenanstalten12 ) definieren die bundes- einheitliche Systematik, nach der die Kostenstellen mit einem Funktionscode - der ident mit der Kostenstellennummer ist - zu versehen sind. Aufgrund der Heterogenität der einzelnen Leistungsbereiche (wie 'Ambulanz' oder 'Bettenstation') innerhalb einer medizinischen Abteilung, sind einer solchen nicht nur ein, sondern tatsächlich mehrere Funktionscodes zugeordnet. Da der Fokus der Auseinandersetzung zunächst jedoch weiterhin auf Abteilungsebene liegt, bietet sich zur Erleichterung der Datenaufbereitung die

Bildung von Kostenstellengruppen an, die sämtliche einzelnen Kostenstellen einer Abteilung zusammenführen.

Am Beispiel einer Abteilung für Orthopädie:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Einzelne Kostenstellen einer Kostenstellengruppe

Einer besonderen Berücksichtigung bedürfen die speziellen Leistungsbereiche, die innerhalb einer Abteilung anzutreffen sein können:

OP-Bereich

Obwohl die rechtlichen Vorgaben die (kostenrechnungsbezogene) Einrichtung von Zentral-OP-Einheiten nicht grundsätzlich ausschließen12, ist es dennoch anzustreben, dass sämtliche OP-bezogenen Kosten ver- ursachungsgerecht der jeweiligen Fachabteilung zugeordnet werden. Ein solcher 'Fach-OP' repräsentiert dabei eine nicht-bettenführende Haupt- kostenstelle mit der Funktionscode-Systematik 16xx95. (1…Hauptkosten- stelle, 6…Bereich Diagnostik und Therapie, xx…Fachbereich (bzw. medizinische Abteilung), 95…Leistungsart für den OP-Bereich6 ). Ein zentraler OP-Bereich weist dagegen den Funktionscode 169195 auf (mit 91 zur Kennzeichnung des Fachbereichs 'Interdisziplinärer Bereich').

[...]

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Details

Titel
Leistungskennzahlen in Krankenanstalten
Autor
Jahr
2013
Seiten
81
Katalognummer
V207513
ISBN (eBook)
9783656347996
ISBN (Buch)
9783656348245
Dateigröße
588 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kennzahlen, Krankenanstalt
Arbeit zitieren
Dr. Thomas Gamsjäger (Autor:in), 2013, Leistungskennzahlen in Krankenanstalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207513

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