Intermedialität im Roman am Beispiel von Cervantes' "Don Quijote"


Seminararbeit, 2011

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Überblick über die Kapitel I.1 bis I.9

3. Analyse einiger Elemente aus dem Romananfang
3.1. Eine Parodie des Ritterromans?
3.2. Problematik der Autorschaft
3.3. Spiel mit Illusion und Wirklichkeit

4. Der Romananfang: ein Abriss über Intermedialität in nuce

5. Weiterführung der (Inter-)Medialität im Film

6. Quellenverzeichnis.

1. Einleitung

Interessant an Miguel de Cervantes Saavedras Roman Don Quijote (1605/1615) erschien mir, wie der Autor mit der Illusion und mit verschiedenen Medien, also mit der (Inter)Medialität des Romans spielt – zu Beginn einer Zeit, als die Medialisierung durch den Buchdruck ungekannte Ausmaße annimmt und mit dem dadurch ermöglichten stillen Lesen identifikatorische Konsummöglichkeiten bietet.

Wie kann Intermedialität im Roman dargestellt werden? Don Quijote zeigt das vielgestaltig bereits zu Beginn des Textes.

Anhand des ersten Abschnitts des ersten Bandes (Vorrede bis Kapitel 9)[1] soll dieses Vorgehen beleuchtet werden. Ein Überblick über den der Arbeit zugrunde liegenden Romananfang geht der interpretierenden Analyse voraus, in deren Rahmen konzis auf die Form des (Ritter)Romans bzw. seine Parodie, auf die Problematik der Autorschaft und wie sie im Don Quijote thematisiert wird, auf das Spiel mit Illusion und Wirklichkeit, mit dem Cervantes seine Leser konfrontiert, sowie explizit auf die Medialität des Romananfangs eingegangen wird. Basierend auf einem unabgeschlossenen Filmprojekt Orson Welles’ wird angedeutet, wie die Medienverquickung im Roman filmisch adäquat dargestellt werden könnte.

2. Überblick über die Kapitel I.1 bis I.9

Don Quijote beginnt mit einer Vorrede, in der der Erzähler, der sich selbst als „Stiefvater“ des Textes bezeichnet, zunächst ob der wenig kunstvollen Form der Erzählung den Leser um Nachsicht bittet, der er eigentlich keinen Prolog voranstellen wollte. Er thematisiert die Schwierigkeit und Unfähigkeit, einen Prolog zu schreiben. Als er deswegen das ganze literarische Unterfangen abbrechen will, erteilt ein guter Freund ihm den Rat, er solle nur einfach die Form des Prologs und des Romans im Allgemeinen wahren, sich ansonsten Zitate und Lobgedichte ausdenken, ein Quellenverzeichnis aus einem anderen Buch kopieren und sonstige formale Notwendigkeiten nachahmen, da es schließlich im vorliegenden Buch nicht auf diese ankomme. Denn es handle sich bei der vorliegenden Erzählung schließlich um einen „Angriff auf die Ritterbücher“ (S.12), mit dem Ziel „das Ansehen und die Gunst zu zerstören, die die Ritterbücher in der Welt und bei der Masse genießen“ (S.13). Der Don Quijote ist weiterhin an ein breites Publikum gerichtet (S.13).

Es folgen die erdachten Sonette und Lobgedichte (z.B. von Amadís de Gaula, einem Ritterromanautor, der später im Roman wiederholt aufgegriffen wird)

Das erste Kapitel schildert die Lebensumstände des Landjunkers Don Quijada oder Quijano (Verschiedenheit des Namens bei den Autoren), der aus der Mancha stammt (eine genaue Ortsangabe fehlt, da der Erzähler sich nicht an den Ortsnamen erinnern kann), und der über dem ständigen Lesen von Ritterromanen (für deren Finanzierung er Ackerland verkauft) den Verstand verliert und es hinfort für das edelste Vorhaben hält, als fahrender Ritter rechtlose Jungfrauen und Waisen zu beschützen. Er sattelt die ihm verbliebene Mähre, die er nach Rittermanier mit einem klingenden Namen versieht (Rocinante), nennt sich selbst Don Quijote de la Mancha und, weil es sich für einen Ritter gehört, sich eine Minneherrin sucht, ein Bauernmädchen, dem er den Namen Dulcinea del Toboso gibt.

Auf seinem ersten Ausritt gelangt er zu einer Schenke, die für ihn eine Burg ist (I.2). Die Dirnen (Burgfräulein) lachen ihn aus wegen seines Gehabens, der Schenkenwirt (Burgherr) spricht zu ihm in der Sprache der Ritterbücher. Don Quijote darf Nachtwache bei den Waffen halten, damit ihn der Burgherr am nächsten Tag zum Ritter schlagen kann. Als Quijote jedoch Maultiertreiber, die ihre Tiere tränken wollen, als Angreifer abwehrt und seinerseits angreift, verkürzt der Wirt die Wachfrist, schlägt ihn zum Ritter und schickt ihn weiter (I.3).

Don Quijote bietet sich die erste Gelegenheit, ritterlich zu handeln: ein Bauer verprügelt seinen faulen Knecht, der Ritter will dem Schwächeren helfen, um Unrecht zu verhindern und nimmt dem Herrn das Versprechen ab, mit den Schlägen aufzuhören; was für den Knecht nach dem Verschwinden des Ritters in noch mehr Schlägen resultiert (I.4). Dann attackiert Don Quijote einen Zug von Kaufleuten, da diese nicht bereit sind, Dulcinea zur schönsten Frau zu erklären. Als die Kaufleute sich über ihn lustig machen, stürzt er auf einen von ihnen los. Rocinante stürzt, Don Quijote schimpft und einer der Maultierjungen verprügelt ihn so gründlich, dass er sich nicht mehr bewegen kann (I.5).

Auf dem Boden liegend und in Romanzen sprechend findet ihn ein Bauer aus seinem Heimatdorf und transportiert den Phantasierenden nach Hause. Dort rätseln Pfarrer, Barbier, Nichte und Haushälterin über das Fortbleiben des Herrn und machen sich daran, seine Bibliothek, die sich aus den zu der Zeit bekanntesten Ritter- und Schäferromanen zusammensetzt, rigoros einer Inquisition zu unterziehen, der viele der über hundert Bände zum Opfer fallen (d.h. von der Haushälterin mit Vergnügen im Hof auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden) (I.6).

Anschließend vermauern Barbier und Pfarrer das Zimmer. Don Quijote sagen sie, es war ein Zauberer – was diesem auch wahrscheinlich vorkommt, sei doch Frestón, ein

[...]


[1] Alle im folgenden Kapitel gemachten Angaben beziehen sich auf den Don Quijote in der Übersetzung von Ludwig Braunfels, Düsseldorf: Patmos, 2003.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Intermedialität im Roman am Beispiel von Cervantes' "Don Quijote"
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Übung Medienanalyse "Medialität/Intermedialität: Zur Eigenwertigkeit der Medien"
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
12
Katalognummer
V207252
ISBN (eBook)
9783656342984
ISBN (Buch)
9783656343585
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Bewertung der Dozentin: ich habe Ihre Analyse zum Romananfang des Don Quijote mit größtem Vergnügen gelesen. Der Text ist übersichtlich gegliedert und flüssig zu lesen. Besonders beeindruckend ist die Fülle an Literatur, die Sie herangezogen und vorgestellt haben. Besser lässt sich eine Seminararbeit nicht schreiben!
Schlagworte
Cervantes, Don Quijote, Intermedial, Intermedialität, Autorschaft, Cide Hamete Benengeli, Buchdruck, Ritterroman
Arbeit zitieren
Veronika Seitz (Autor:in), 2011, Intermedialität im Roman am Beispiel von Cervantes' "Don Quijote", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207252

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