Kunsterziehung im Nationalsozialismus und danach

Von „Volk, Boden, Künstler und Gott“ zur Kunsterziehung als Teil der Musischen Erziehung


Referat (Ausarbeitung), 2011

16 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Hintergrundinformationen zum Nationalsozialismus Ideologische Einordnung

3 Funktion der Schule im Nationalsozialismus

4 Kunsterziehung im Nationalsozialismus

5 Kunstunterricht nach 1945

6 Die Gruppenarbeit als Sozialform im Unterricht

7 Fazit

8 Literaturverzeichnis

9 Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

„ Zu den Aufgaben der geistigen Einwirkung auf die Nation gehört auch die Kunst, denn diese ist für die Staatspolitik ein unentbehrlicher Teil der Propaganda. Durch die Kunst und in der Kunst vollzieht sich eine geistige Beeinflussung des Volkes, die der Staat lenken, formen und mit Gehalt erfüllen muss.“[1]

Seit ungefähr hundert Jahren wird versucht eine einheitliche Norm für den Kunstunterricht zu schaffen. Bis jetzt gibt es noch nicht das „Eine“ fachdidaktische Konzept, doch nie ist in der Geschichte der Kunsterziehung in Deutschland der Unterricht so von einer politischen Gesinnung beeinflusst und geleitet worden, wie im Nationalsozialismus.

Auf den folgenden Seiten wird vorgestellt, welche Funktion die Schule allgemein in der Zeit zwischen 1930 und 1945 hatte. Dabei soll vor allem auf den geschlechterspezifischen Unterricht und auf die Ideologien des Nationalsozialismus wie zum Beispiel Rassegedanke, Führerkult, Lebensideologie, Frauenbild, usw. eingegangen werden, da diese Grundlage für die damaligen Unterrichtsinhalte waren und einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Fachdidaktik bis heute haben.

Anschließend werden die unterschiedlichen Arbeitstechniken der verschiedenen Jahrgänge erläutert und die Rolle der Lehrkräfte analysiert. Dieses sollte im Seminar „Einführung in die Geschichte der Fachdidaktik“ im WS 2010/2011 dazu beitragen, die heutige Rolle von Lehrkräften nachvollziehen und wissenschaftlich fundiert bewerten zu können. Das Wissen über die geschichtliche Entwicklung des Berufs hilft Lehrmuster und Verhaltensweisen im heutigen Unterricht zu verstehen. Die Kunsterziehung im Nationalsozialismus ist ebenso wichtig wie die Anfänge des Kunstunterrichts und die aktuellen Diskussionen über Lehrpläne des Faches.

Abschließend zeigt ein kurzer Überblick der Kunsterziehung die Entwicklung der künstlerischen Pädagogik nach 1945. Mit dem Beispiel der Gruppenarbeit als Sozialform im Unterricht wird dabei der Bogen zum heutigen Unterricht geschlagen.

2 Hintergrundinformationen zum Nationalsozialismus – Ideologische Einordnung

Als Adolf Hitler am 30.01.1933 an die Macht kam waren schon erste Umbrüche im Schulwesen zu erkennen.[2] Die große Veränderung sollte jedoch erst noch kommen. Bald wurde von Seiten der NSDAP mit der Gleichschaltung des Landes begonnen. Diese Vereinheitlichung betraf jedoch nicht nur das politische Leben in Form von einer Gleichschaltung der Länder um 1933, Auflösung aller Parteien und als Folge daraus die Staatshoheit der NSDAP, sondern auch eine gesellschaftliche Adaption.[3] Diese äußerte sich zum Beispiel in Zusammenschlüssen wie der Hitlerjugend, die 1926 vor dem Hintergrund des „jugendbewegten“ Anspruchs entstand,[4] aber auch in allen Schulformen und –fächern. Die Konsequenz daraus sollte ein einheitliches und starkes Deutschland sein, doch empfunden wurden die Maßnahmen als Einschränkung der individuellen Freiheit.

Ab dem Jahr 1936 wurde mit der ideologischen Umgestaltung des Unterrichts begonnen. Die Rassenideologie, Blut- und Boden-Mythos, der Führerkult und einige andere Aspekte bestimmten von dem Zeitpunkt an die Unterrichtsinhalte. Bald wurden nicht arische Kinder vom Unterricht ausgeschlossen, Mädchen und Jungen wurden gemäß ihrer verschiedenen Lebensaufgaben, die von der Partei diktiert wurden, unterschiedlich und getrennt unterrichtet. Die Reichsprogromnacht am 09.11.1938 initiierte das vollständige Ausschließen jeglicher nichtarischer Personen aus der deutschen Gesellschaft. Diese Maßnahmen zum Ziel eine neue Herrenrasse zu bilden sprangen auch auf den Unterricht über.[5]

Vom Beginn des II. Weltkriegs im Jahr 1939 an war das Thema Schule jedoch nicht relevant. Junge Männer und Frauen wurden für den Kampfeinsatz oder zum Fertigen von Munition benötigt, was dazu führte, dass die schulische Ausbildung verkürzt oder sogar zwangsabgebrochen wurde.

3 Funktion der Schule im Nationalsozialismus

Zur Zeit des Nationalsozialismus hatten Lehrer kaum Freiraum bezüglich der Unterrichtsgestaltung.[6] Schon im Kindergarten wurde begonnen, die Kinder als kleine Erwachsene anzusehen, und sie mit entsprechender Härte zu behandeln.[7] Ein liebevoller Umgang mit ihnen sowie eine familiäre Beziehung wurde verhindert. Schließlich sollte das deutsche Kind Härte zeigen können und nicht von Anfang an verweichlicht sein.[8] Diese Erziehung setzte sich ebenfalls in der Schule fort. Während der acht-jährigen Schulpflicht, in der man die Volkschule besuchte,[9] sollten die jungen Menschen zu starken, seelisch und geistig gesunden Deutschen herangezogen werden.[10] Der Unterricht wurde dementsprechend auf die Prägung von germanisch-deutschen Wesen ausgerichtet, orientiert an der sozialdarwinistischen Grundüberzeugung.[11] Schon früh wurden Kinder an die Vererbungslehre herangeführt. Sie war Grundstein der Ideologien, der politischen Willensbildung und der vollkommenen Hingabe für die Partei,[12] was ebenfalls für die Lehrer von Gültigkeit war.[13] Sie unterlagen entweder den Vorgaben der Partei oder denen des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung.[14] Beide sahen sich für Bildung und Erziehung zuständig, und so kam es in den ohnehin schon kritischen Zeiten zu vielen Spannungen. Die beiden Konzepte formale Bildung[15] und Formationserziehung[16] standen sich oft im Weg und machten es unmöglich nach einem einheitlichen Lehrplan zu unterrichten.[17]

Die Ziele waren jedoch klar: im Unterricht sollte die nationalsozialistische Gesinnung geweckt, geschlechtsspezifische Wesenszüge geprägt und die Bedeutung der Rassen verinnerlicht werden. Der Unterricht war Grundlage für eine Wehrausbildung. Das impliziert, dass Werte wie Disziplin, Sauberkeit und Arbeit früh vermittelt wurden und weniger Wert auf die Bildung der Kinder gelegt wurde. Das folgende Zitat zeigt eindrücklich die Ziele der intellekt-feindlichen Nationalsozialisten:

„Aus dem Rassegedanken ist weiterhin die Ablehnung der sogenannten Demokratie oder anderer Gleichberechtigungsstreben (Paneuropa, Menschheitskultur, usw.) abzuleiten und der Sinne für den Führergedanken zu stärken.“[18]

Im Einzelnen zeigte sich dies besonders am neuen Schulsystem und den Fächern, die zwar bekannt waren, vom Stand der Rassenideologie aber neu beleuchtet wurden. Nach der Volksschule hatten Schüler die Möglichkeit auf die Mittelschule, die Aufbauschule, die Oberschule, das Gymnasium (während Jungen auf das technische Gymnasium kamen, hatten die Mädchen meist nur die Möglichkeit ein sogenanntes „Puddingabitur“ mit Schwerpunkt auf hauswirtschaftlichen Aspekten zu absolvieren),[19] die Nationalpolitische Erziehungsanstalt oder die Hitlerschule für Jungen zu gehen. Die Hitlerschule war ein von der Partei eigens eingerichteter Zweig, an dessen Ende die Knaben Parteiführer werden oder auf einer der Ordensburgen landen konnten. Für diejenigen, die den Staatlichen Zweig absolviert hatten, blieb nach der zwölften Klassen die Möglichkeit, auf eine Fach- oder Berufsschule zu wechseln, direkt einen Beruf zu ergreifen oder Wehrdienst und Reichsarbeitsdienst zu leisten. Im Zuge der Gleichschaltung wurden außerdem neben der Schule Angebote für Kinder gestellt. Dazu gehörten die Kindergruppen des Frauenwerks, die Gruppen Jungvolk und Jungmädel sowie die Hitlerjugend. Parteilich organisiert sollte hier Gemeinsinn geschult und der junge Körper trainiert werden.[20] (vgl. M 1)

[...]


[1] Diel, Alex: 1969, S.18. zit. n.: Glaser, Hermann. Das Dritte Reich. Anspruch und Wirklichkeit. Freiburg. 1963. S.79.

[2] vgl. Keim: 1997, S.9.

[3] vgl. Scholtz: 2009, S. 50, 51.

[4] vgl. Scholtz: 2009, S. 32.

[5] vgl. Diel: 1969, S.20 zit. n. Hitler, Adolf: Mein Kampf. 1. Eine Abrechnung. 2.Die Nationalsozialistische Bewegung. München: 1935, S. 474.

[6] vgl. Diel: 1969, S. 26 zit. n. Kunz, Willi: Ernst Krieck. Leben und Werk. Leipzig 1942, S. 45.

[7] vgl. Scholtz: 2009, S. 30.

[8] vgl. Scholtz: 2009, S. 12.

[9] vgl. Diel: 1969, S. 100, 101.

[10] vgl. Diel: 1969, S.19 zit. n. Hitler, Adolf: Mein Kampf. 1. Eine Abrechnung. 2.Die Nationalsozialistische Bewegung. München: 1935, S. 452.

[11] vgl. Scholtz: 2009, S. 30.

[12] vgl. Scholtz: 2009, S. 17.

[13] vgl. Diel: 1969, S.27.

[14] vgl. Keim: 1997, S. 10.

[15] vgl. Keim: 1997, S. 11.

[16] vgl. Scholtz: 2009, S. 12.

[17] vgl. Scholtz: 2009, S. 13.

[18] Diel: 1969: S.112 zit. n. Amtsblatt des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus Nr. 1, 11.Februar 1935, München 1935, S. 12.

[19] vgl. Keim: 1997, S. 37.

[20] vgl. Diel: 1969, S. 24, 25.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kunsterziehung im Nationalsozialismus und danach
Untertitel
Von „Volk, Boden, Künstler und Gott“ zur Kunsterziehung als Teil der Musischen Erziehung
Hochschule
Universität Osnabrück  (Kunst/Kunstpädagogik)
Veranstaltung
Einführung in die Geschichte der Fachdidaktik
Note
1.0
Autor
Jahr
2011
Seiten
16
Katalognummer
V207154
ISBN (eBook)
9783656343035
ISBN (Buch)
9783656343486
Dateigröße
1043 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ein Teil der Abbildungen im Anhang ist hier aus urheberrechtlichen Gründen nicht beigefügt. Die Quellen zu diesen Abbildungen sind aber aufgeführt.
Schlagworte
kunsterziehung, nationalsozialismus, volk, boden, künstler, gott, teil, musischen, erziehung
Arbeit zitieren
Anna Winkelmann (Autor:in), 2011, Kunsterziehung im Nationalsozialismus und danach , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207154

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