Farbtheorie: Pierre-Auguste Renoir und die Sprache der Farben


Hausarbeit, 2012

13 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Lise mit Sonnenschirm, 1867

3 Pleinairmalerei – Der Spaziergang 1870
3.1 Palette
3.2 Lokalfarbe
3.3 Farbkontrast

4 Die Regenschirme, 1880-1883

5 Porträt Tilla Durieux, 1914

6 Zusammenfassung

7 Quellen

1 Einleitung

„Was soll das oberste Ziel eines Malers sein? Dieses Ziel soll sein, unaufhörlich sein Handwerk zu beweisen und zu vervollkommnen; aber dahin kann man allein durch die Tradition gelangen. Heute haben wir alle Genie, einverstanden. Sicher ist jedoch, daß wir keine Hand mehr zu zeichnen wissen und daß wir unseres Handwerks ganz und gar unkundig sind. Weil sie ihres Handwerks mächtig waren, kamen die Alten zu dieser wundervollen Stofflichkeit und diesen klaren Farben, deren Geheimnis wir vergeblich nachjagen. Ich fürchte nur, es sind nicht die neuen Theorien, die uns dieses Geheimnis offenbaren.“ (Monneret 112)

Dieses Zitat Pierre-Auguste Renoirs beschreibt nicht nur Renoirs Leben, das immer durch die Suche nach dem vollendeten Malstil geprägt war, sondern gibt auch einen Blick auf die durch verschiedenste Farblehren bestimmte Vergangenheit der Kunst frei. Ob Isaac Newton, Johann Wolfgang von Goethe oder Eugène Chevreul, jeder hatte seine eigene Auffassung, wie die Primärfarben anzuordnen seien und wie die besten Farbwirkungen auf der Leinwand erzielt werden könnten. Newton prägte das Farbverständnis vor allem durch die Betrachtung des Lichts durch ein Prisma. Die regenbogenartige Aufgliederung und der Glaube an die additive Farbmischung, dass Licht also durch die Zusammensetzung der drei Primärfarben entsteht, waren essentiell für die Kunst. (Gage, 1999 134-138) Goethe versuchte später diese Ansicht zu widerlegen und behauptete, dass Farben aus einer Wechselwirkung von Hell und Dunkel entstehen und nutzte seine Erkenntnisse außerdem, um darzulegen, dass Farben subjektiv empfunden werden und eine psychologische Wirkung hervorruft. Das Nachfarbensehen, das er in den Grundzügen entdeckte, wurde später zur Theorie des Komplementärkonstrasts weiterentwickelt. (Gage, 1999 169) Das außerdem von Goethe und Philipp Otto Runge erkannte Phänomen des Simultankonstrasts, wurde später von Eugène Chevreul weiterentwickelt und hatte maßgeblichen Einfluss auf die Kunst der Moderne. (Gage, 1999 196-200) Weitere Farbtheorien bestimmten die Geschichte und hatten Einfluss auf die Malerei, doch wie wirken die Farben bei verschiedenen Werken Renoirs? John Gage bezeichnet ihn vor allem aufgrund seiner Lasiertechnik als größten Traditionalisten unter den Impressionisten (Gage, 2001 223). Unbestreitbar ist, dass er durch die impressionistische Ateliergruppe seiner Jugend geprägt wurde und immer wieder Inspiration bei diesen suchte. Innerhalb kürzester Zeit wurden im 19. Jahrhundert verschiedenste Ansätze in wissenschaftlichen Abhandlungen über die Farbe in der Kunst veröffentlicht. In dieser Zeit des Umbruchs und der schnellen Entwicklungen mussten die jungen Künstler ihren Platz und Stil erst einmal finden. Durch das Ausprobieren verschiedener Malweisen fanden alle Künstler um Renoir am Ende ihren ganz eigenen Stil. In meiner Arbeit werde ich verschiedene Werke Renoirs auf ihre Farbgebung und –wirkung untersuchen. Grundlage sollen dabei die Farbtheorien des 19. Jahrhunderts und Rückgriffe auf die Theorien des späten 18. Jahrhunderts sein. Anhand dieser werde ich aufzeigen, dass Renoir, obwohl er die Tradition der alten Meister sehr schätzte, die impressionistische Malweise zu seinem Lebensinhalt machte.

2 Lise mit Sonnenschirm, 1867

Vor seiner Zeit an der École des Beaux-Arts arbeitet Renoir als Porzellanmaler in der Manufaktur Lévy (Crepaldi 8) und lernte dann bei dem Schweizer Maler Charles Gleyre. Zwei Jahre später, 1862, wird er dann an der École angenommen. Dort lernen er und seinen Mitschülern Paul Cézanne, Frédéric Bazille, Alfred Sisley und Edouard Monet (Monneret 6) die meiste Zeit allein, denn Gleyre ist bekennender Akademiker (Meier-Graefe 20). Dennoch ist Gleyres Einfluss auf die Werke Renoirs deutlich zu spüren. Auch die Porzellanmalerei und seine spätere Tätigkeit als Dekorationsmaler in einer Stofffabrik (Crepaldi 8) haben Spuren hinterlassen. Als einer der wenigen verwendet er die aufwendige Technik des Lasierens, die von den alten Meister ebenfalls angewandt wurde (Gage, 2001 223). Das 1868 im Salon angenommene Bild Lise mit Sonnenschirm ist in hell-dunklen Tonwerten gehalten, wie es im Klassizismus typisch war. Gleyre, ein bekennender Anhänger dieses Stils, hatte seinen Schülern durch eigene Werke und das Arbeiten am lebenden Modell diesen Weg gewiesen. Wie es in der etablierten Kunstszene üblich war, lernten sie den Stil alter Meister des 18. Jahrhunderts („Renoir“.Kunst Zeiten.). Durch Gleyres weniges Eingreifen an der École entwickelten die Freunde im Atelier jedoch schnell eigene Stilrichtungen (vgl. Monneret 26-27). Das an einigen Stellen fast zeichnerisch wirkende Bild der Lise weist bereits erste Tendenzen des Impressionismus auf, weshalb es in der Salonausstellung des gleichen Jahres nachdem es anfangs große Erfolge feiert, anschließend in der „Rumpelkammer“ landet (vgl. Monneret 3). Das erste Bild im Freien Renoirs entspricht nicht der im Klassizismus zu findenden Faszination an römisch-griechischen Heroinen (Monneret 5). Auch seine Diana aus dem Jahr 1867, die eher dem Sujet entspricht, fand bei der Jury keinen Anklang, obwohl das Thema der Antike aufgegriffen ist. Die Lise wirkt nicht unnahbar, mystisch, nicht überhöht. Das weiße Kleid ist um den Körper modelliert, lässt ihn weich wirken. Die Rottöne des Hintergrunds finden sich in dem Haarband und den Ohrringen wieder, die wiederum den Farbton der Lippen und des Gesichts verstärken. Die Lise wirkt eher wie ein nettes Mädchen von Nebenan, und ist keine Darstellung einer antiken Göttin. Dieses Sinken der Lise auf ein sehr „bürgerliches Niveau“ beschreibt auch Meier-Graefe (29). Er vergleicht Renoirs Werk mit den Bildern von Diego Velazquez, der durch die Impressionisten neue Wertschätzung erhielt. Außerdem, so sagt er, sei der Einfluss Édouard Manets und Gustave Courbets zu erkennen (Meier-Grafe 29). Tatsächlich deutet die bläuliche Farbgebung des Kleids auf die Malweise Manets hin, und der Bezug zum Naturalismus bei Courbet, von dem sich Renoir schon für die Diana inspirieren ließ, kann auch nicht bestritten werden. Renoir trifft Courbet, das Idol der Realisten, in Chailly und Ville-d‘Avray und lässt sich von dessen pastosen Farbauftrag inspirieren, welcher unter anderem in der Diana zu sehen ist. In demselben Bild vermischt Renoir die bei Courbet gefundene Technik mit dem Stil Gleyres (Monneret 7).

Renoir lernte Velazquez wohl im Museum kennen, in das die Kunstschüler oft gingen um Skizzen anzufertigen und die Arbeiten der alten Meister zu studieren. Wie Henri Fantin-Latour sagte: „Malen, das lernt man im Museum“ (Monneret 6). Die Einflüsse des Barock, des Klassizismus und der Romantik sind so natürlich in den frühen Werken Renoirs zu erwarten.

3 Pleinairmalerei

Nach den missglückten Versuchen in den Salon aufgenommen zu werden, versucht die Gruppe um Renoir einen eigenen Salon für die Abgewiesenen zu erwirken. Anfangs scheitert ihr Vorhaben durch den Mangel an finanziellen Mitteln (Monneret 36) und es muss bis 1874 nur eine Idee in den Hinterköpfen bleiben. Die Gruppe übt nun im Freien. Im Sommer fahren sie nach Chailly im Wald von Fontainebleau wo sie auf die Dunkel-Maler treffen (Meier-Graefe 20). Virgile Narcisse Diaz gibt Renoir den Rat nie ohne Modelle zu malen und auf den Lokalton zu verzichten (Monneret 6). Außerdem rät er ihm seine Palette aufzuhellen (Monneret 28). Obwohl er zwischendurch immer wieder Sujets der Antike malt, verbringt Renoir die meiste Zeit mit der neu entdeckten Pleinairmalerei, in der nun gänzlich in der Natur gemalt wurde, ohne das Gemälde im Atelier zu bearbeiten (Crepaldi 21). Besonders deutlich wird dies in Renoirs Bild Der Spaziergang von 1870. Im Jahr 1868 wurde das Bild Lise mit Sonnenschirm im Salon den Aktualisten zugeordnet. Zola sagte, dass der „Künstler unwissentlich dem Druck des Milieus und der Umstände gehorcht“ und bezeichnete die neue Gruppe Maler als Naturalisten (Monneret 7). Zolas Aussage ist mehr als wahr, denn in Der Spaziergang ist wieder der pastose Farbauftrag Courbets zu finden, nun jedoch im Stil der Impressionisten, den Cézanne, Monet, Sisley, Bazille und Renoir wohl gemeinsam über die Zeit hinweg entwickelten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Farbtheorie: Pierre-Auguste Renoir und die Sprache der Farben
Hochschule
Universität Osnabrück  (Kunst/Kunstpädagogik)
Veranstaltung
Farbe und Bildsinn in der Malerei des 20. Jahrhunderts
Note
1.7
Autor
Jahr
2012
Seiten
13
Katalognummer
V207153
ISBN (eBook)
9783656343042
ISBN (Buch)
9783656343547
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
farbtheorie, pierre-auguste, renoir, sprache, farben
Arbeit zitieren
Anna Winkelmann (Autor:in), 2012, Farbtheorie: Pierre-Auguste Renoir und die Sprache der Farben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207153

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Farbtheorie: Pierre-Auguste Renoir und die Sprache der Farben



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden