Mollenhauers Beitrag zur Klärung der Identitätsfrage


Hausarbeit, 2010

13 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Klaus Mollenhauer als Verfasser einflussreicher Werke

2 Biographie Klaus Mollenhauers

3 Überblick über „Vergessene Zusammenhänge“
3.1 Die Notwendigkeit einer Allgemeinen Pädagogik
3.2 Präsentation, Repräsentation, Bildsamkeit und Selbsttätigkeit

4 Schwierigkeiten mit Identität
4.1 Die Identität als bildungsnotwendige Fiktion
4.2 Interpretation der Selbstbildnisse berühmter Künstler
4.3 Das Selbst in literarischen Texten
4.4 Identität als offene Zukunftsperspektive

5 Die Veränderung der Perspektive Mollenhauers

6 Literaturverzeichnis

1 Klaus Mollenhauer als Verfasser einflussreicher Werke

Klaus Mollenhauer wird als eine der herausragendsten pädagogischen Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts gesehen. Neben Wolfgang Klafki, Herwig Blankertz und anderen gilt er als Begründer der kritischen Erziehungswissenschaft, eine Form der Pädagogik, die sich gleichwohl von der geisteswissenschaftlichen wie von der rein empirischen Erziehungswissenschaft abgrenzt (vgl. Krüger 1999, S. 58). Dabei ging es den Vertretern der kritischen Erziehungswissenschaft vor allem um Aufklärung, Emanzipation, Selbstbestimmung und Vernunft. Sie wollten betonen, dass die Erziehung und auch die Pädagogik selber, als Wissenschaft der Erziehung immer auch gesellschaftlich-politisch bedingt sei. Die emanzipatorische Kenntnisinteresse ist hier die leitende, in der kritischen Erziehungswissenschaft wurde deswegen versucht die Vernunft und Selbstbestimmung der Individuen zu fördern und nicht einzuengen (vgl. Gudjons 2003, S. 40).

1968 erschien „Erziehung und Emanzipation“, welche als „zentrale(n) Programmschrift der sich damals etablierenden Kritischen Erziehungswissenschaft“ (Niemeyer; Rautenberg 2006, S. 331) gilt. Es gilt sogar als das Buch, das der gesamten Epoche der kritischen Erziehungswissenschaft seinen Namen gab (vgl. Winkler 2002, S. 50). Besonders die kritisch ablehnende Meinung Mollenhauers gegenüber der geisteswissenschaftlichen Erziehungswissenschaft sorgte für Diskussionsstoff. Wie er bereits in seiner Einleitung bemerkt, hielt Mollenhauer die geisteswissenschaftliche Pädagogik für lediglich eingeschränkt Leistungsfähig „im Hinblick auf die Aufklärung derjenigen Zusammenhänge, die die Wirklichkeit der Erziehung ausmachen“ (Mollenhauer 1971, S. 9). Auch in seinen späteren Werken behandelt er die geisteswissenschaftliche Pädagogik nur geringfügig. Erst mit „Vergessene Zusammenhänge“, seiner 1983 als Buch erschienenen Fassung einer von ihm im Wintersemester 82/83 gehaltenen Vorlesung, scheint sich Mollenhauers Blickwinkel, zumindest gegenüber der, üblicherweise in der Geisteswissenschaft gebräuchlichen Hermeneutik zu ändern. Er räumt ein, dass es wieder wichtiger sei, mehr historische Perspektive und weniger sozialwissenschaftliche Gestaltung in seiner Fachsprache und seinen Werken anzuwenden. Wie schon der Name „Vergessene Zusammenhänge“ vermuten lässt, bezieht sich Mollenhauer auf Sachverhalte die seiner Meinung nach in der „eigens […] erfundenen Wissenschaft“ (Mollenhauer 1983, S. 19) der Pädagogik vergessen wurden: die gesellschaftliche Gebundenheit pädagogischer Ereignisse und die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit kulturellen Überlieferungen (vgl. ebd., S. 19).

Ich werde nun zunächst die vielseitige Biographie Mollenhauers vorstellen, bevor ich einen kurzen Überblick über das gesamte Werk der „Vergessenen Zusammenhänge“ gebe. Danach werde ich ausführlich das 5. Kapitel „Schwierigkeiten mit der Identität“ beschreiben und unterscheide hier zwischen der allgemeinen Auffassung Mollenhauers über Identität, seiner Interpretation der Identität in Selbstportraits berühmter Künstler sowie in literarischen Texten und schließlich seiner Erläuterung der Entwicklung eines Identitäts-Habitus und warum Identität eine in die Zukunft offene Perspektive darstellt und wie die Erwachsenen die Kinder und Jugendlichen bei der Entwicklung ihres Selbstbildes unterstützen können. Zuletzt zeige ich noch einen kurzen Vergleich der späteren Denkweise Mollenhauers, welche er in „Vergessene Zusammenhänge“ präsentiert mit seiner früheren Auffassung der Pädagogik in Zeiten der Kritisch-emanzipatorischen Erziehungswissenschaft, sowohl in allgemeiner Hinsicht wie auch im Hinblick auf die Identität.

2 Biographie Klaus Mollenhauers

Der am 31.10.1928 in Berlin geborene Mollenhauer, begann seine Karriere 1950, nach einem zwei Jahre dauernden Studium an der PH Göttingen als Grundschullehrer in Bremen, bis er 1952 ein Studium der Pädagogik, Geschichte und Psychologie in Hamburg anfing. Dieses wurde durch eine Tätigkeit im „Heim der offenen Tür“ unterbrochen, worauf er danach in Göttingen mit der Pädagogik, Geschichte und Psychologie fortfuhr und dazu noch Literaturwissenschaft und Soziologie studierte. Nachdem er 1958 bei Erich Weniger mit „Die Ursprünge der Sozialpädagogik in der industriellen Gesellschaft“ zum Doktor der Philosophie promoviert hatte, arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Assistent für Weniger und später für Heinrich Roth in Göttingen und wechselte ab 1962 als Akademischer Rat an die Freie Universität Berlin, bis er 1965 als außerordentlicher Professor an die PH Berlin überging. 1966 und 1969 folgte er jeweils dem Ruf einer ordentlichen Professur für Pädagogik an die Universitäten Kiel und Frankfurt am Main, während er in Frankfurt auch als Abteilungsleiter am Bildungstechnologischen Zentrum Wiesbaden tätig war. Außerdem engagierte er sich in der Hessischen Heimkampagne und der Frankfurter Kinderladenbewegung. Schließlich kehrte er 1972 zurück nach Göttingen und und arbeitete dort als ordentlicher Professor für Allgemeine Pädagogik und Sozialpädagogik, bis er 1998, 2 Jahre nach seiner Emeritierung in Göttingen starb. Fünf Jahre vor seinem Tod bekam er 1993 noch eine Auszeichnung als Doktor honoris causa durch die Freie Universität in Berlin (vgl. Winkler 2002, S. 146).

3 Überblick über „Vergessene Zusammenhänge“

3.1 Die Notwendigkeit einer Allgemeinen Pädagogik

Zunächst beginnt Mollenhauer mit einem Auszug eines Briefes Franz Kafkas an seinem Vater, in welchem dieser in einem fiktiven Dialog mit seinem Erzeuger versucht die Erinnerungen an seine nicht sehr glückliche Kindheit und Erziehung aufleben zu lassen. Mit Hilfe diesen Beispiels versucht Mollenhauer dem Leser einen wichtigen Gedanken zu vermitteln, nämlich „daß wir unsere eigene Bildung den Erwachsenen nicht nur verdanken, sondern ihnen auch vorwerfen können: jeder Bildungsprozess ist Erweiterung und Bereicherung, aber auch Verengung und Verarmung dessen, was möglich gewesen wäre“ (Mollenhauer 1983, S. 10). Er will also betonen, dass es die Aufgabe der Pädagogik sei an der kulturellen sowie an der biographischen Erinnerung zu arbeiten, deren begründbaren und zukunftsfähigen Prinzipien zu finden und dies in einer der Sachlage entsprechenden, genauen Sprache auszudrücken (vgl. ebd., S. 10). Das Problem dass sich hieraus ergibt ist, dass man beim Versuch der Verbesserung der Erziehung nicht nur auf Ahnungen bzw. Vermutungen der Verbesserung vertrauen darf, sondern dass man sich hier auf „zuverlässiges Wissen“ (ebd., S. 11), berufen soll, welches in seiner gesamten Größe jedoch über unser Gedächtnis und unseren Verstand hinausgeht (vgl. ebd., S. 11). In seinem Brief versucht Kafka die Erinnerung an seine Erziehung wieder aufzufrischen und durch gründliches Reflektieren des Erfahrenen auf die Gründe des Verhaltens des Vaters zu stoßen. Laut Mollenhauer ist dies auch die Funktion der pädagogischen Theorie, nämlich die Frage „Was darf, nach wahrhaftiger Prüfung der Erinnerung als gerechtfertigt gelten?“ (ebd., S. 12).

[...]

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Details

Titel
Mollenhauers Beitrag zur Klärung der Identitätsfrage
Hochschule
Universität Augsburg
Veranstaltung
Erziehungs- und Bildungstheorie - Vertiefung
Note
1,3
Jahr
2010
Seiten
13
Katalognummer
V206649
ISBN (eBook)
9783656338673
ISBN (Buch)
9783656340423
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
mollenhauers, beitrag, klärung, identitätsfrage
Arbeit zitieren
Anonym, 2010, Mollenhauers Beitrag zur Klärung der Identitätsfrage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206649

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