Frühchristliche Kunst - zwischen Antike und frühem Mittelalter


Hausarbeit, 2012

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Das Bilderverbot des Alten Testaments

2. Die Geburtsstunde der frühchristlichen Kunst

3. Christus als Lehrer und Herrscher

4. Kreuzigungsbilder

5. Die vorkarolingische Kunst

6. Die Kunst im Reich Karls des Großen

7. Schluss

Quellenangaben

Literatur

Internet

Einleitung

Seit jeher versuchen Menschen die Frage zu beantworten, wer der Mensch eigentlich ist, woher er kommt, wohin er geht und nach dem Sinn seines Seins auf der Welt zu forschen. Um Antworten darauf zu finden versucht der Mensch, sich eine Realität zu kreieren, von der er weiß, dass sie nicht visuell manifestierbar, transzendent jedoch greifbar ist. In dieser selbst geschaffenen Wirklichkeit spielen überlieferte, nie eigens erfahrene oder erfahrbare Situationen, Begebenheiten oder Gestalten aus der Vergangenheit eine zentrale Rolle.

Seit Menschengedenken werden diese Ereignisse in Bildern festgehalten.

Auch das Christentum versucht das Urbild des Menschen zu beschreiben. Dieses Urbild ist jedoch kein Gedankenspiel oder eine phantasievollen Erzählung der Menschheit, sondern es hat seine Wurzeln in der Person des Jesus von Nazareth. Über die Jahrhunderte änderte sich zwar die Darstellungen der Christusbilder, eine Sache jedoch war nicht dem Wandel der Zeit unterworfen: Jesus von Nazareth war ein Mensch, der wirklich existierte und auch heute noch die Quelle der Inspiration für viele Künstler darstellt. Er ist das Urbild des Menschen, in dem was er tat, erlebte und für die Menschheit erleiden musste.

Anhand einiger Darstellungen aus verschiedenen Zeiträumen wird versucht eine Schlussfolgerung zu ziehen, inwieweit der Christusglaube und das Christusbild, und umgekehrt, in Wechselwirkung miteinander stehen. In dieser Arbeit wird zuerst auf die ersten christlichen Abbildungen eingegangen, die noch stark von dem vierten Gebot beeinflusst wurden. Danach werden die Entwicklungen der christlichen Kunst durch die morgenländischen und byzantinischen Einflüsse beschrieben.

Die künstlerischen Darstellungen in Form von Büchen und Kreuzen der Iren und Karls des Großen werden gegen Ende analysiert. Ein Fazit über die gewonnen Einsichten und Feststellungen schließt die Thematik der frühchristlichen Kunst ab.

1. Das Bilderverbot des Alten Testaments

Es kommt die Frage auf, weshalb keine Abbildungen des historischen Jesus von Nazareth existieren, die einen authentischen Eindruck des Sohn Gottes vermitteln.

In der polytheistischen[1] Welt der Römer und Griechen gab es eine Vielzahl an Götterbildern in Privathäusern, öffentlichen Gebäuden und Gräbern. Aber auch Handschriften, die mit kleinen Karikaturen versehen waren, waren verbreitet.

Die mosaische[2] Religion Israels ist die einzige, die zu keiner Zeit Darstellungen oder Bilder ihres Gottes anerkennt und erlaubt.

Die Christen hielten sich streng an das Bilderverbot des alten Testaments: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden , noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist[3]. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“(2.Mose 20,4f.)[4]

Jedes große Gesetzesbuch enthält diese Norm an wichtiger Stelle, wenn auch in abgewandelter Form, sodass die enorme Bedeutung sichtbar wird. Im Buch der Weisheit (14,12-20)ist von einer Legende die Rede, nach der ein Bild eines geliebten Verstorbenen angefertigt und schließlich verehrt und angebetet wurde. Daraus resultierte der Überlieferung nach, das Bilderverbot.

Zu Beginn fielen nicht nur bildliche Darstellungen unter das Verbot, sondern auch die Herstellung bildlicher oder plastischer Kunstwerke. Das Verbot konnte jedoch nicht überall konsequent eingehalten werden. Je weiter sich die eroberten Gebiete des König David von Großisrael[5] erstreckten, desto schwieriger wurde es, das Bilderverbot durchzusetzen. Durch die Vermischung der heidnischen Bevölkerung mit den Stämmen Israels in Kanaan verlor das Verbot der Bilddarstellung an Bedeutung. Gleichzeitig setzte sich in den hellenistisch durchzogenen Diasporagebieten[6] immer mehr die Ansicht durch, dass mit dem Verbot der bildlichen Darstellung nicht jegliche bildliche Kunstwerke gemeint war, sondern vor allem die Abbildung Gottes selbst mit der Absicht dies zu verehren(vgl. www.wissen.de/thema/bilderverbot) Die Errichtung plastischer, magisch dargestellter Statuen, die Abbild eines Geschöpfes waren, war verboten. (Ihr sollt euch keine Götzen machen und euch weder Bild noch Steinmal aufrichten, auch kein Stein mit Bildwerk, um davor anzubeten; denn ich bin der Herr, euer Gott!“ (3.Mose 26,1; vgl. 5. Mose 4,16-18).

Das eigentliche Problem der Bilddarstellungen Gottes war also die Gefahr der Anbetung oder Materialisierung des Göttlichen, ausgelöst durch die Versuchungen der heidnischen[7] Umwelt. Was die Urkirche über das Bilderverbot dachte, wurde von Klemens von Alexandrien[8] am Ende des 2. Jahrhunderts ausgesprochen. Gott habe nur ein einziges Bild von sich gemacht. Sein Sohn Jesus selbst und die Christen seien lebendiges Bild und Gleichnis Jesu Christi.

2. Die Geburtsstunde der frühchristlichen Kunst

Die ersten künstlerischen, christlichen Darstellungen wurden nicht in Privathäusern oder Versammlungsgebäuden der Christen gefunden, sondern in deren Grablegen. Erstmals war es möglich, Bilder von Heiligen und biblische Gestalten im 3. Jahrhundert[9] in Katakomben[10] nachzuweisen. In Rom bestand nämlich das Verbot die Toten in der Stadt zu begraben, und so findet man die Begräbnisstätten außerhalb der Stadtmauern. Die „Via Appia Antica“ ist eine dieser christlichen Ruhestätten. Eines der bedeutendsten frühchristlichen Kunstwerke findet sich in der Calixtuskatakombe in Rom, „der gute Hirte“

Der Hirte trägt ein Schaf auf seinen Schultern, einen Melkeimer in seiner Hand. Sein Gesicht ist nur schwer zu erkennen, was man der Witterung oder dem Einfluss der Zeit über Jahrhunderte zuschreiben könnte.

An einer anderen Stelle befindet sich ein ähnliches Gemälde des „guten Hirten“.Die Schafe an der linken und rechten Seite des Hirten sind ihm zugewandt und das größere der drei Schafe wird vom Hirten auf den Schultern getragen.

Die Metapher des Hirten als unser Herr ist genauso weit im europäischen Raum in der heutigen Zeit verbreitet, wie er es damals in der hebräischen und griechischen Kultur war. Wieso aber wurde von den Malern in den Katakomben gerade diese Bild gewählt?

Im alten Testament wird ein Hirte der Herr über alle Hirten, denn Gott sah, wie sie ihre Schafe vernachlässigten. Dieser eine Hirte, der über alle anderen gestellt wurde, war der Knecht Gottes, David. Im Psalm 23 findet sich der „gute Hirte“ wieder: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.(...) Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.“

Das neue Testament stellt den „guten Hirten“ etwas anders dar. Matthäus erzählt „die Parabel vom verlorenen Schaf“ (18,12). Eine Antwort Mit einer Parabel von Lukas ist der Sinn dahinter schon eher zu begreifen: „Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eines davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf die Schultern,...“(Lk 15, 4-5). Ob der Maler in der Calixtuskatakombe aber einen Sünder darstellen wollte, der durch Christus zum Glauben zurückgefunden hat, ist zu bezweifeln. Das Johannesevangelium schließlich erzählt von keiner Parabel mit dem Motiv des Schafes auf den Schultern des Hirten. Stattdessen wird in dem Gleichnis explizit auf das „ewige Leben“ verwiesen(Joh. 10,28-30).

Für Christen waren diese Bilder des Hirten auch im Angesicht des Todes ein Hinweis und Bekenntnis auf das ewige Leben nach dem Tod. Einfach ausgedrückt bedeutet das Bild des „guten Hirten“, dass die Christen „nach Hause“ getragen werden, auch durch das dunkle Tor des Todes. In der lateinischen Totenliturgie heißt es weiterhin, Gott möge den Toten, nachdem der gute Hirte ihn„heim gebracht“ hat, die Gemeinschaft der Heiligen genießen lassen. Diese Formulierung entstand jedoch etliche Jahrhunderte nach den ersten Katakombenmalereien, sodass sie die Malerei erklären kann, nicht jedoch die Entstehung. Das Hirtenbild wurde für die Christengemeinden derart wichtig, dass eine Vielzahl an Abbildungen erstellt wurde.

Das was den Christen in jener Zeit der Entstehung der Malereien vor allem fehlte, war Schutz vor Gefahren und Ängsten und die Suche nach Sicherheit. Dies alles fehlte zur Zeit des vorkonstantinischen Christentums.

[...]


[1] griech.:polys = viel, theoi= Götter bedeutet „Vielgötterei“, also der Glaube an mehrere Gottheiten, entnommen aus www.Wikipedia.org/wiki/Polytheismus am 08.09.2012

[2] im Allgemeinen: das Judentum, entnommen aus www.universal_lexikon.deacademic.com/105484/mosaisch am 08.09.2012

[3] „Luft, Erde, Wasser“ zeigen die Dreiteilung des altorientalischen Weltbildes. Dabei darf kein Geschöpf verehrt werden, wie es bei benachbarten Völkern üblich war( Mond, Stier, Sterne), entnommen aus www.reinerjungnitsch.de/vierweltbilder.pdf am 08.09.2012

[4] alle in der Hausarbeit genannten Bibelstellen beziehen sich auf die der Einheitsübersetzung (Herder)

[5] Regierungszeit vermutl. Um 1000-961 v. Chr., entnommen aus www.wibilex.de am 08.09.2012

[6] Als Diaspora aus dem griech. von „Zerstreutheit“ wurden ursprünglich geschlossene Siedlungen der Juden bezeichnet, die nach dem Untergang des Reiches Juda 586 v.Chr zunächst im Babylonischen Exil entstanden, entnommen aus www.wikipedia.de am 11.09.2012

[7] heidnisch: jemand, der nicht der christlichen, jüdischen oder muslimischen Religion angehört; jemand, der nicht an Gott glaubt

[8] Titus Flavius Clemens(* um 150 in Athen; † um 215 in Kappadokien), heute als Clemens von Alexandria bekannt, war ein griechischer Theologe und Kirchenschriftsteller. Er gilt als der „erste christliche Gelehrte“, entnommen aus www.kathpedia.com am 08.09.2012

[9] Im Jahr 313 erkannte Kaiser Konstantin I. das Christentum an, entnommen aus www.dibb.de/konstantin-der-grosse-christlicher-kaiser.php am 08.09.2012

[10] leitet sich vom röm. Flurnamen „ad catacumbas“, für einen „Tuff- Steibruch“ an der Via Appia an der Stelle der Kirche San Sebastiano fuori le mura ab, der vom griech. „kata“= herab und „tymbos“= Grab herrührt ( aus Wikipedia am 28.08.2012)

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Frühchristliche Kunst - zwischen Antike und frühem Mittelalter
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
22
Katalognummer
V206599
ISBN (eBook)
9783656338772
ISBN (Buch)
9783656340003
Dateigröße
1345 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
frühchristliche, kunst, antike, mittelalter, früh, Theologie, Katakombe, Malerei, Hirte, Christus, Lehrer, Herrscher, Jesus, Darstellung, Kreuz, Epochen
Arbeit zitieren
Victoria Theis (Autor:in), 2012, Frühchristliche Kunst - zwischen Antike und frühem Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206599

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