Die Bedeutung des Holocaust und der Gedenkstättenpädagogik im Unterricht. Ein historisch-pädagogischer Vergleich zwischen Österreich und Bayern


Forschungsarbeit, 2012

49 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Raumanalyse
2.1. Der Holocaust in den bayerischen und österreichischen Geschichtsschulbüchern
2.2 Der Nationalsozialismus in den bayerischen und österreichischen Schulbüchern
2.3 Der Anteil des Holocaust am Nationalsozialismus
2.4 Raumanalysen zu den Kategorien
2.4.1 Nationalsozialistischer Antisemitismus und dessen Vorgeschichte
2.4.2 Antijüdische Gesetzgebung
2.4.3 Novemberpogrom
2.4.4 Vertreibung und Ghettoisierung
2.4.5 Konzentrations- und Vernichtungslager
2.4.6 Jüdischer Widerstand
2.4.7 Frauen im Holocaust
2.4.8 Schuld und Verantwortung

3. Die deskriptive Analyse
3.1 Der Begriff des Antisemitismus
3.1.1 Der nationalsozialistische Antisemitismus in den bayerischen und österreichischen Schulbüchern der 50er und 60er Jahre
3.1.2 Der nationalsozialistische Antisemitismus in den bayerischen und österreichischen Schulbüchern der 70er Jahre
3.1.3 Der nationalsozialistische Antisemitismus in den bayerischen und österreichischen Schülbüchern der 80er Jahre
3.1.4 Der nationalsozialistische Antisemitismus in den bayerischen und österreichischen Schulbüchern im Zeitraum von 1990 bis 2005
3.2 Zusammenfassung

4. Bibliographie

5. Appendix

1. Einleitung

Das Ziel dieser Dissertation fokussiert darauf, das Thema „Die Bedeutung des Holocaust und der Gedenkstättenpädagogik im Unterricht für Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung“ in den umfangreichen Forschungskomplex der internationalen Schulbuchforschung einzubetten.

Da in diesem Forschungsprojekt nicht ein Buch einer Analyse zugeführt wird- in diesem Fall wäre der Begriff der „Einzelanalyse“ gebräuchlich[1] - sondern eine Mehrzahl von Schulbüchern untersucht wird, verwendet man diesbezüglich den gängigen Terminus „Gruppenanalyse“[2]. Im Zentrum dieses Untersuchungsprojektes steht ein inhaltlicher, auf Kategorien basierender Vergleich von 46 Geschichteschulbüchern der Sekundarstufe 1 hinsichtlich der Thematisierung des Holocaust seit dem Beginn der Zweiten Republik beziehungsweise der Neugründung des Freistaates Bayern im Jahre 1945.

Auf dieser thematischen Einschränkung basierend, resultieren daraus drei Forschungsfragen:

1. Wie hat sich die Darstellung des Holocaust in den Schulbüchern seit dem Beginn der Zweiten Republik verändert? Was hat sich verändert? Was ist gleich geblieben?
2. Was kann über den politischen Diskurs, den Holocaust betreffend, aus den Schulbüchern abgeleitet werden?
3. Inwiefern wurden die aus den Lehrplänen vorgeschriebenen Inhalte beziehungsweise pädagogisch-didaktischen Konzepte in den Schulbüchern umgesetzt?

In Anbetracht dieser Forschungsfragen spielt der temporäre Faktor für die historische Schulbucharbeit eine essentielle Rolle. Hierbei geht es um die Frage, ob man die Lehrwerke über mehrere, mindestens aber über zwei verschiedene, Epochen untersucht, in diesem Kontext spricht man von einer „Vertikal-“ beziehungsweise Querschnittanalyse, oder ob man Geschichtslehrbücher, die zu einer Epoche oder einem gültigen Lehrplan gehören, analysiert. In diesem Zusammenhang verwendet man die Begriffe Horizontal-beziehungsweise Querschnittanalyse.

Für diese Untersuchung und in weiterer Folge für die zu verfassende Dissertation tritt der spezielle Fall ein, dass sowohl eine Horizontal- als auch Vertikalanalyse vorgenommen wird.

Nachdem eine Auswahl der zu untersuchenden Unterrichtswerke vorgenommen wurde, gilt es in einem nächsten Schritt, sich für eine probate Verfahrensweise zu entscheiden. „Zur Analyse von Schulbüchern stehen vor allem drei Methoden zur Auswahl: die deskriptiv-analytische Methode die qualitative Inhaltsanalyse und die quantitative Inhaltsanalyse.“[3]

Diese drei Untersuchungsmethoden sind einzeln oder kombiniert auf verschiedene

Formen der Schulbuchanalysen anwendbar, d.h. sowohl bei der Analyse eines einzelnen Buches, als auch bei einem thematischen oder Epochen gebundenen Gruppenvergleich nationaler sowie internationaler Schulbücher.[4]

2. Die Raumanalyse

In einem ersten Untersuchungsschritt steht die Konzeption eines Kategoriensystems im Vordergrund, um mit dessen Hilfe die zu untersuchenden Schulbücher einer vergleichenden, deskriptiven Analyse zuzuführen.

Diese Aufgliederung in Kategorien erhöht in signifikantem Maße die Transparenz beziehungsweise erleichtert zudem das Vergleichen der einzelnen Schulbücher.

Auf Grund dieser Kategorienbildung kann in einem ersten quantitativen Untersuchungsverfahren eine Gewichtung des zu untersuchenden Stoffgebietes vorgenommen werden. Sämtliche Themenblöcke werden zahlenmäßig und prozentuell erfasst und in Graphiken und Diagrammen dargestellt. Die Genauigkeit der Auszählung erfolgt im Ausmaß von einer Achtelseite. Fotos, Karten, Tabellen Zeichnungen, Skizzen, Graphiken und Karikaturen werden mitgezählt. Im Anschluss wird der Prozentsatz der gezählten Seiten berechnet. Die Auszählungsergebnisse werden tabellarisch als auch graphisch dargestellt, wobei die errechneten Prozentsätze auf ganze Zahlen auf- oder abgerundet werden.

Diese Untersuchung inkludiert die Verwendung von Fotografien aus der Zeit des Holocaust, Graphiken oder Karten werden angesichts der diffizilen Einordung nicht einbezogen, lediglich personenbezogene Bilder finden Eingang in die vorliegende Schulbuchanalyse. Die Fotos des Holocaust zeigen, den zeitlichen Gegebenheiten entsprechend, die im Jahre 1933 stattfindende Machtübernahme der Nationalsozialisten, die letzten Bilder aus dem Jahre 1945 zeigen die 24 Hauptangeklagten der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Die zu diesem Thema abgedruckten Bilder werden in zwei Kategorien eingeteilt. Die erste Kategorie umfasst die Täter/innen des nationalsozialistischen Terrorregimes, wie z.B. führende Politiker der NS-Riege, SS- bzw. Wehrmachtssoldaten bei Massenerschießungen, Bilder von Kommandanten von Konzentrationslagern wie beispielsweise Amon Göth aus dem Film „Schindlers Liste.“ Die zweite Kategorie betrifft die Opfer des Holocaust, hier werden folgende Bilder gezeigt: KZ-Häftlinge bei der Schwerstarbeit in Steinbrüchen, verhungerte Kinder im Ghetto von Warschau, ausgemergelte KZ-Häftlinge vor Baracken etc.

Jene Fotos, die keiner Kategorie zuzuordnen sind, werden zwar zahlenmäßig erfasst, finden jedoch keinen Eingang in die statistische Auswertung

Die in den Unterkapiteln durchgeführte Detailanalyse versucht zu verdeutlichen, welche quantitative Bedeutung die Bilder über den Holocaust in den vorliegenden Lehrwerken einnehmen. In einem weiteren Verfahren soll beziffert werden, welchen Anteil der Holocaust am gesamten Nationalsozialismus umfasst.

Bei der thematischen Annäherung orientiere ich mich am Aufsatz „Geschichte gegen den Strom“ von Eva Kolinsky, der im Jahre 1991 in der Reihe „Internationale Schulbuchforschung“ der Zeitschrift des Fritz Georg-Eckert-Institutes erschien. Eva Kolinsky skizziert in ihrer Untersuchung den Stellenwert des Holocaust in deutschen Schulgeschichtsbüchern und zwar für den Bereich der Sekundarstufe eins. Insgesamt bezog die Autorin 15 Lehrwerke, die in den Jahren 1981 bis 1988 erschienen, in ihre Untersuchung ein. Der Holocaust wurde bei dieser Darstellung in die folgenden zwei Bereiche untergliedert:

1. Verfolgung und Ausgrenzung der Juden zwischen 1933 und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, also die Umgestaltung der deutschen Gesellschaft nach nationalsozialistischen, rassistischen und antisemitischen Prinzipien.[5]
2. Vernichtungspolitik während des Zweiten Weltkrieges, die die Ausgrenzung der Juden aus der Gesellschaft vollendet und den Völkermord einschließt.[6]

Welche Themen eindeutig dem Bereich des „Holocaust“ zugeordnet werden, wird im Vorhinein festgelegt.

Die Kriterien, nach denen die Zuordnung in Zweifelfällen erfolgt, werden im Folgenden kurz erläutert:

- Textstellen, die Bezug auf den Antisemitismus nehmen, werden nur dann dazu gezählt, wenn sie explizit in Verbindung mit dem Holocaust gebracht werden.
- Textstellen, die den Antisemitismus in anderen faschistischen Regimen beinhalten, gelten hier nicht als der Thematik zugehörig und werden daher nicht mitgezählt.
- Textstellen, die den Zweiten Weltkrieg behandeln, werden nur dann mitgezählt, wenn sie auf Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung Bezug nehmen.
- Textstellen, die das Ende des Nationalsozialismus bzw. das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Zeit unmittelbar danach beschreiben, werden nur mitgezählt, wenn sie explizit in Verbindung mit dem Holocaust stehen.

Eine präzisere Unterteilung der Kategorien wird hier vermieden, zumal diese bei der deskriptiv-analytischen Methode erläutert wird. Auch wenn es sich hier nicht um eine qualitative Inhaltsanalyse, sondern um eine in groben Zügen verfasste Raumanalyse handelt, wird der Versuch unternommen, die Qualitätskritierien, die für eine Inhaltsanalyse gelten, einzuhalten.

Bernard Belson formuliert in seinem 1952 erschienenen Lehrwerk „Content Analysis in Communication Research“ für die klassische Inhaltsanalyse die Kriterien Systematik, Intersubjektivität, Quantifizierung und manifeste Inhalte.[7]

Das Charakteristikum der Systematik ist in diesem Fall gegeben, da die zu untersuchenden Schulbücher nach bestimmten Kriterien ausgewählt werden und auch die Kriterien, welche Textstellen den Holocaust beschreiben und welche nicht, vorher festgelegt werden. Unter Intersubjektivität versteht man, dass auf Grund der getätigten Angaben andere Personen die Untersuchung rekonstruieren können und zu gleichen Ergebnissen kommen. Quantitativ ist die Raumanalyse in jedem Fall, zumal hier Seiten von Schulbüchern gezählt werden und die Untersuchungsergebnisse in Zahlen, Diagrammen und Prozentwerten dargestellt werden. Das letzte Kriterium, manifeste Inhalte, bedeutet, dass tatsächlich das untersucht wird, was der/die Forscher/in vorgibt zu untersuchen. Durch die Methode der Raumanalyse soll in einem ersten Schritt überprüft werden, in welchem quantitativen Ausmaß die einzelnen Unterrichtswerke dem Themenbereich „Holocaust“ gewidmet sind, sie liefert hingegen keine Informationen über eine Interpretation der Untersuchungsergebnisse. Hinsichtlich der Diagrammgestaltung ist darauf hinzuweisen, dass die bayerischen Schulbücher in blauen und die österreichischen Schulbücher in roten Balken dargestellt werden. Auf der x-Achse befinden sich die Kürzel der Schulbücher, die mit den jeweiligen Publikationsjahren versehen sind. Im Appendix sind Kürzel mit den dazu passenden Schulbuchtiteln zu finden.

2.1 Der Holocaust in den österreichischen und bayerischen Schulbüchern

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Diagramm 1, n=22, MW=2,4%; MAX=7,4%;MIN=0,1%

MW bay.= 2,8%, MW österr.= 1,8% )

Der raumanalytischen Untersuchung ist zu entnehmen, dass sich die Darstellung des Holocaust in den Schulbüchern der fünfziger Jahre sowohl bei den österreichischen als auch bei den bayerischen Unterrichtswerken auf Prozentwerte zwischen 0,2 und 1,2 beläuft. Das einzige in den 50er Jahren existierende österreichische Unterrichtswerk weist mit 0,2 Prozentpunkten den niedrigsten Wert auf, während die bayerischen Schulbücher mit 0,3 bis 1,2 Prozentpunkten über höhere Prozentzahlen verfügen. Das aus dem Jahre 1952 stammende Unterrichtswerk „Geschichte der neusten Zeit“ nimmt in diesem Kontext mit 1,2 Prozentpunkten eine Spitzenstellung ein.

In den 60er Jahren ist bei den bayerischen Schulbüchern eine signifikante Steigerung hinsichtlich der Thematisierung des Holocaust feststellbar. Beide in diese Analyse aufgenommenen Unterrichtswerke verfügen über Werte zwischen 2,7 und 3 Prozent, das österreichische Schulbuch weist hier mit 0,5 Prozentpunkten einen deutlich geringeren Wert als die bayerischen Pendants auf. Während sich dieser positive Trend, der bei den bayerischen Unterrichtswerken in den 60er Jahren seinen Ausgang nimmt und sich bis Ende der 80er Jahre fortsetzt, indem sich die untersuchten Werte von 2,7 beziehungsweise bis auf 6,3 Prozentpunkte mehr als verdoppeln, kann bei den österreichischen Schulbüchern eine derartige Entwicklung im Vergleichszeitraum nicht nachgewiesen werden. Im Gegenteil, die untersuchten Werke der 70er Jahre weisen mit 0,1 beziehungsweise 0,15 Prozentpunkten noch geringere Werte als jene Bücher aus den 50er und 60er Jahren auf. Dementsprechend ist bei den untersuchten österreichischen Schulbüchern eine rückläufige Entwicklung feststellbar. In den späten 80er beziehungsweise 90er Jahren lässt sich eine Erhöhung des Holocaustanteils nachweisen, hier variieren die Werte zwischen 0,52 und 3,1 Prozentpunkten. Jenes Schulbuch, welches in dieser Untersuchung den höchsten Wert mit 7,4 Prozentpunkten aufweist, stammt aus dem Jahre 2002. Die für den Zeitraum von 1995 bis 2005 untersuchten bayerischen Schulbücher verfügen über geringere Werte als jene Ende der 80er Jahre. Der Anteil des Holocaust differiert hier zwischen 1,7 und 5 Prozentpunkten. Hinsichtlich der über den gesamten Zeitraum von 1952 bis 2005 errechneten Mittelwerte verfügen die bayerischen Unterrichtswerke mit einem durchschnittlichen Holocaustanteil von 2,8 Prozentpunkten über einen höheren Wert als die österreichischen Werke, deren Anteil beläuft sich im Vergleichszeitraum auf einen Wert von 1,8 Prozent.

2.2 Der Nationalsozialismus in den österreichischen und bayerischen Schulbüchern

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Diagramm 2, n=22, MW=18,84%; MAX=46,1%;MIN=4,5%

MW bay. = 22,9%, MW österr. = 10,4 % )

Im Gesamtkontext kann bei einer analytischen Betrachtung des Holocaust der Stellenwert des Nationalsozialismus und dessen zahlenmäßige Erfassung in bayerischen und österreichischen Geschichtsschulbüchern nicht außer Acht gelassen werden. Dementsprechend richtet sich der Fokus auf diesen Bereich.

Bei der Untersuchung des Nationalsozialismus wurde deutlich, dass die eruierten Werte eklatanten Schwankungen unterliegen, so wurde der niedrigste Prozentsatz von 4,5 bei einem österreichischen Unterrichtwerk aus den späten fünfziger Jahren mit dem Titel „Zeiten, Völker und Kulturen“ festgestellt, während der höchste Wert von 46,1 Prozentpunkten bei dem 1988 erschienenen bayerischen Unterrichtswerk „Geschichte entdecken“ eruiert werden konnte.

Insgesamt differieren die Werte bei den bayerischen Unterrichtswerken in einem deutlich höheren Ausmaß, als jene der im Vergleichszeitraum untersuchten österreichischen Schulbücher und zwar zwischen 6,3 Prozentpunkten, nachgewiesen bei „der Mensch im Wandel der Zeiten“ sowie dem bereits erwähnten Wert von 46,1 Prozent bei „Geschichte entdecken“. Die österreichischen Geschichtsschulbücher verfügen über Werte, die eine deutlich geringere Schwankungsbreite aufweisen, dem zu Folge bewegt sich deren Anteil zwischen 4,5 und 17,4 Prozent. Der erste Wert stammt von einem Schulbuch der fünfziger Jahre mit dem bereits erwähnten Titel „Zeiten, Völker und Kulturen“, der zweite Wert resultiert aus dem im Jahre 2002 erschienenen Unterrichtswerk „Geschichte live“.

Was die quantitative Erfassung des Nationalsozialismus in den bayerischen und österreichischen Unterrichtswerken im Zeitraum von 1952 bis 2005 anbelangt, kann von keinem kontinuierlichen Trend gesprochen werden. Bei den bayerischen Schulbüchern ist bis ins Jahr 1988 eine stetig steigende, ab und an mit negativen Schwankungen versehene Entwicklung feststellbar. Nachdem im Jahr 1988 der Höhepunkt von 46,1 Prozent erreicht wird, entwickeln sich die Werte der später publizierten Unterrichtswerke stetig zurück und erreichen beim letzten untersuchten Schulbuch einen Prozentsatz von 19,5.

Bei den österreichischen Lehrwerken kann in den Jahren 1952 bis 2005 mit ein paar negativen Abweichungen eine stetige Zunahme bei der zahlenmäßigen Erfassung des Nationalsozialismus konstatiert werden. Die analysierten Werte bewegen sich in diesem Zeitraum zwischen 4,5 beziehungsweise 17,4 Prozentpunkten, wobei das höchste Ergebnis bei dem letzten in diese Untersuchung aufgenommenen Schulbuch festgestellt werden konnte.

Hinsichtlich der Erreichung und Überschreitung des Mittelwertes von 18,84 Prozent ist beim Vergleich der bayerischen und österreichischen Unterrichtswerke ein extremer Unterschied feststellbar. Während bei den österreichischen Unterrichtswerken kein einziges Buch den Wert von 18,84 erreichen kann, verfügen sieben der 13 bayerischen Schulbücher über einen deutlich höheren Prozentwert. In Anbetracht dessen kann abschließend festgehalten werden, dass die bayerischen Unterrichtswerke in einem weitaus höheren Umfang den Nationalsozialismus thematisieren, als das bei den untersuchten österreichischen Schulbüchern im Vergleichszeitraum der Fall war. Die vergleichbaren Mittelwerte aus Diagramm 2 dokumentieren diesen Unterschied in eindeutiger Weise. Lediglich die beiden letzten untersuchten Unterrichtswerke „Geschichte live“ und „Trio 8“ bearbeiten den Nationalsozialismus in einem ähnlich hohen Ausmaß.

2.3 Der Anteil des Holocaust am Nationalsozialismus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Diagramm 3, n=22, MW=11,83%,MAX=43%, MIN=2%,

MW bay. = 11%, MW österr.= 13%)

Die in den 50er und den 60er Jahren erschienenen österreichischen und bayerischen Unterrichtswerke thematisieren den Holocaust nur in einem äußerst geringen Ausmaß. Die Shoah wird hier lediglich als „Fußnötchen[8] des Nationalsozialismus betrachtet. Dies kann anhand des Diagrammes 3 konstatiert werden, zumal sich hier der Anteil des Holocaust am Nationalsozialismus zwischen 2,8 und 7,1 Prozentpunkten bewegt. Diesbezüglich existiert auch kein signifikanter Unterschied zwischen den bayerischen Unterrichtswerken und dem einzigen österreichischen Schulbuch, welches einen Wert von fünf Prozent aufweist.

In den 60er und 70er Jahren ist eine Erhöhung des Holocaustanteils bei den bayerischen Unterrichtswerken feststellbar, deren Werte bewegen sich hier zwischen 12,2 und 16,6 Prozentpunkten. Auffallend erscheint hier das aus dem Jahre 1964 stammende Unterrichtswerk „Aus deutscher Vergangenheit“, welches mit 16,6 Prozent den höchsten Wert aufweist.

[...]


[1] Vgl. Meyers, 1976, S.48.

[2] Vgl. Ebd.

[3] Marienfeld,1976,S.50ff.

[4] Vgl. Kleßmann,1976, S.64.

[5] Kolinsky, 1991, S. 130.

[6] Ebd.

[7] Vgl. Uhe, 1972, S.18. ( zit. nach Berelson ,1952, S.142.)

[8] Wassermann, 2004, S.193.

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung des Holocaust und der Gedenkstättenpädagogik im Unterricht. Ein historisch-pädagogischer Vergleich zwischen Österreich und Bayern
Hochschule
Johannes Kepler Universität Linz
Autor
Jahr
2012
Seiten
49
Katalognummer
V206539
ISBN (eBook)
9783656339335
ISBN (Buch)
9783656339878
Dateigröße
888 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bedeutung, holocaust, gedenkstättenpädagogik, unterricht, geschichte, sozialkunde/politische, bildung, sekundarstufe, vergleich, österreich, bayern, präsentationspapier
Arbeit zitieren
Mag. Wolfgang Bilewicz (Autor:in), 2012, Die Bedeutung des Holocaust und der Gedenkstättenpädagogik im Unterricht. Ein historisch-pädagogischer Vergleich zwischen Österreich und Bayern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206539

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