Femme fragil und femme fatale - Konstruktion zweier romantischer Figuren in Hammer-Horrorfilmen


Seminararbeit, 2012

21 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Konstruktion und Ursprünge der femme fragile, der femme fatale und des Vamps
2.1 Von der Sehnsucht ins Düstere : Wie die Romantik schwarz wurde
2.2 Femme fragile - Die zerbrechliche Frau
2.3 Femme fatale in ihrer Mannigfaltigkeit - Die Schönheit ohne Gnade

3. Hammer Horror und die Renaissance Schwarzer Romantik - eine Fallanalyse
3.1 The Brides ofDracula
3.2 Fust for a Vampire

4. Schlussbetrachtung : Wie hat der Hammer Horror die Romantik adaptiert?

I Literaturverzeichnis

1. Einleitung

"In the privacy of a girls' school he sought his prey - turning innocent beauty into a thing of unspeakable horror!" Dieser Slogan von „The Brides of Dracula‘ ‘ der britischen Filmproduktionsgesellschaft Hammer Film Productions, lies sicher dem ein oder anderen Kinobesucher in den sechziger Jahren das Blut in den Adern gefrieren. Doch greift dieser Slogan zwei besondere literarische Frauentypen der Romantik in gewisser Weise auf: die unschuldige femme fragile, sowie ihren Antitypus, die laszive femme fatale. Seit den Fünfzigern verzeichnet Hammer große Erfolge mit Horrorfilmen. Besonders das Interesse an phantastischen Figuren wie Frankenstein, Dr. Jekyll und Vampiren war groß. Die Vampirfilme entführen den Zuschauer in das 19. bis 20. Jahrhundert an romantische Schauplätze, welche von einer dunklen Seite, dem Vampirismus, beherrscht werden. Oft sind es die unschuldigen Frauen, die als Nicht-Gestorbene dem Charme des Vampirs unterliegen und ihre erotische Ader ausleben. So beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Frage, wie der Hammer-Hammor, diese literarischen Frauentypen, femme fragile und femme fatale, in ihren Filmen konstruiert. Untersucht wird dies anhand zweier Filme: ,,The Brides of Dracula‘1 und „Lust for a Vampire2.

Die Arbeit gliedert sich in eine theoretische Grundlage und eine Filmanalyse. Kapitel Eins stellt das literarische Fundament beider Frauentypen und der Genese der femme fatale zum Leinwandvamp dar. Mario Praz und Ariane Thomalla werden hier elementare Merkmale beider Frauenbilder anführen. Wichtig sind auch in diesem Kontext die gesellschaftlichen Umstände und der Zeitgeist des romantischen Jahrhunderts, die es zu verstehen gilt. So wird der historische Überblick mit der Vorstellung der femme fragile und femme fatale verbunden. Kapitel Zwei umfasst eine analytische Auseinandersetzung mit den Filmwerken, welche beispielhaft für die Beantwortung der Forschungsfrage herangezogen werden. Zuletzt behandelt Kapitel Vier in einer Schlussbetrachtung die Frage wie der Hammer Horror die Romantik in seinen Wesenszügen adaptiert.

2. Konstruktion und Ursprünge der femme fragile, der femme fatale und des Vamps

Femme fragile und femme fatale: zwei bedeutende Frauenbilder, die die romantischen Literaturwerke des 19. Jahrhunderts hervorgebracht haben. Die gegensätzlichen Frauentypen werden im vorliegenden Kapitel definiert und auf ,,Minimaldefinitionen“3, sprich auf Merkmale, heruntergebrochen. Für die Definition der femme fragile stütze ich mich im Wesentlichen auf die Arbeit Ariane Thomallas' ,,Die "femme fragile". Die Auslegung der femme fatale ist komplexer und wird auch häufiger in Lektüren behandelt, beispielsweise in Standardwerken wie Mario Praz' „Liebe, Tod und Teufel. Die Schwarze Romantik“, Gerd Stein's „Femme-fatale-Vamp-Blaustrumpf'“ und Carola Hilme's ,,Die Femme Fatale“. Nach Untersuchung der Literatur wird deutlich, dass 'Autoren versuchen die femme fragile und femme fatale getrennt darzustellen. Die eine kann ohne die andere nicht "funktionieren". Beide Frauentypen müssen an einem Schauplatz existieren, um ihre extreme Gegensätzlichkeit zu verstehen. Das gesellschaftliche Bild kann aus den literarischen Frauentypen rekonstruiert werden. Herrschen gewisse gesellschaftlichen Umstände, ist das projizieren von verschiedenen Typen, wie der femme fatale und femme fragile, auf Frauen erklärbar. Man flüchtet in die Poesie und Literatur flüchtet, um dort zwei verschiedene Extreme zu beschreiben.4 Das Folgende bietet einen Einstieg in die Epoche.

2.1 Von der Sehnsucht ins Düstere: Wie die Romantik schwarz wurde

Die Romantik bildet Hauptströmung der europäischen Kulturgeschichte für die Zeit von circa 1795 bis Mitte des 19.Jahrhunderts. Aus literarischer Sicht brachte diese Epoche vornehmlich Romane, Dramen und Gedichte hervor5, die die Gefühlslage des Menschen gegen die vorherrschende Aufklärung und den Rationalismus aufgreifen.6 Die Autoren dieser Zeit flüchteten ins Phantastische, denn Praz beschreibt die Romantik als eine „durch ihre Betrachtung hervorgerufene Gemütsbewegung.7 Das Wesen der Romantik bestehe nun im Unaussprechlichen und verbinde diese Epoche mit Magie, Sehnsucht, „vor allem aber mit Wörtern, die unaussprechliche Seelenzustände ausdrücken.8 Aber je mehr die Aufklärung und der Rationalismus die Literatur beherrschen würden, „desto resoluter drängten auch das Düstere, das Irrationale und das Häßliche zur Darstellung.9 Eine Ästhetik des Schaurigen etabliert sich als Element in der Literatur. Die Romantiker entdecken die ,,Nachtseite““ der Epoche10 die Schwarze Romantik. Merkmale der Morbidität, des Irrationalen und das Thema Tod (vor allem in Verbindung mit Schönheit11 ) gewinnen an Attraktivität. Das Werk ,,Liebe, Tod und Teufel. Die Schwarze Romantik““ von Mario Praz wird als Standardlektüre für französische und englische Schwarzromantik aufgeführt.12 Hierbei beschäftigt er sich mit der Erotik als eines der ausgeprägtesten Elemente dieser Unterströmung. Erotik und Sexualität waren ein tabuisiertes Thema im viktorianischen Großbritannien. Durch die Technisierung und Industrialisierung florierte dessen Wirtschaft, was neue Gesellschaftsklassen hervorbrachte: die dekadente Oberschicht, die vom Wachstum profitierte und die Arbeiterklassen. ,,Die Intimsprache der Sexualität im 19.Jahrhundert war unverkennbar geprägt (...) durch die Sprache und Kultur der modernen Industriegesellschaft.13 Sexualität wurde in den gesellschaftlichen Schichten unterschiedlich behandelt. Die "leichten“ “ Mädchen der unteren Klassen, verdienten sich oft ihr Geld mit Prostitution, obwohl der Frau die selbstbestimmte Ausübung ihrer Leidenschaft abgesprochen wurde. ,,Das Unverständnis für bestimmte Sachverhalte der menschlichen Sexualentwicklung14 und die repressive Behandlung des Themas führt zu „Hungererfahrungen15, welche zu Ausflüchten in das Wunschdenken ausgelebter Sexualität leite. Wie später dargelegt, konnte sich der Mann an der Frau an seiner Seite, in der Décadence meist eine femme fragile, nicht ausleben, da sie idealtypisch asexuell sein soll.16

[...]


1 Dt: Dracula und seine Bräute, I960, Regie: Terence Fisher.

2 Dt: Nur Vampire küssen blutig, 1971, Regie: Jimmy Sangsters

3 Hilmes 1990, S.10.

4 Vgl.Schuchter 2009, S.48

5 www.uni-due.de/einladung/Vorlesungen/literaturge/romantik.htm (eingesehen am 22.03.2012).

6 Vgl.Praz 1970, S.34. 3

7 Praz 1970, S.39

8 Ebd., S.40.

9 Brittnacher 1994,S.10.

10 Ebd.,S.7.

11 Vgl. Praz 1970, S.45.

12 An dieser Stelle seien auch wichtige europäische Autoren wie E.T.A Hoffman („Die Elixiere des Teufels“ “ 1815/1816), Mery Shelley, englische Vertreterin der gothic novels (=Schauerliteratur) („Frankenstein“ ‘ 1818) erwähnt.

13 Marcus 1979, S.15

14 Marcus 1979,S.118.

15 Ebd., S.234.

16 Ebd.

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Details

Titel
Femme fragil und femme fatale - Konstruktion zweier romantischer Figuren in Hammer-Horrorfilmen
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Autor
Jahr
2012
Seiten
21
Katalognummer
V206388
ISBN (eBook)
9783656338901
ISBN (Buch)
9783656339946
Dateigröße
546 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
femme, konstruktion, figuren, hammer-horrorfilmen
Arbeit zitieren
Jessica Masik (Autor:in), 2012, Femme fragil und femme fatale - Konstruktion zweier romantischer Figuren in Hammer-Horrorfilmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206388

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