Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus


Facharbeit (Schule), 2010

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Hitlers Absichten mit der Kirche

3 Unterscheidung zwischen evangelischer und katholischer Kirche

4 Die evangelische Kirche zur Zeit des Nationalismus
4.1 Hintergrundgeschichte
4.2 Aufteilung in Deutsche Christen und Bekennende Kirche
4.3 Die Verbreitung des Neuheidentums

5 Die katholische Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus
5.1 Standpunkte in der Katholischen Kirche
5.2 Standpunkt des Papstes

6 Zusammenfassung der Ergebnisse

Literaturverzeichnis

Anhang

A http://www.kath-info.de/piusxi.html

B http://www-theol.uni- raz.at/cms/dokumente/10001252/9e417664/pius-xii.pdf

1 Einleitung

„Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus“ – dieses Thema beinhaltet bis heute eine umstrittene Problematik: Welche Rolle spielte die Kirche tatsächlich im Kampf gegen die nationalsozialistische Schreckensherrschaft und war ihr Widerstand aktiv und wirkungsvoll genug?

Diese Fragestellung hat auch mich in ihren Bann gezogen. So wird die Kirche doch allgemein als eine der erfolgreichsten Widerstandskämpfer der NS – Zeit angesehen und für ihre Heldentaten der damaligen Zeit gepriesen. Wohl ein Großteil der Bürger der Bundesrepublik Deutschland würde diese Ansicht teilen, wenn man ihn auf die Rolle der Kirche im Nationalsozialismus anspräche. Doch wenn wir ehrlich sind, was für Beispiele und Zeugnisse dieses Widerstandes fallen uns auf Anhieb ein? Die Liste der Ergebnisse unseres Nachdenkens würde bei den Meisten nicht allzu lang sein. Zudem stände diese in keinem Verhältnis zu der Menge der Assoziationen, die wir beispielsweise mit Sophie Scholl oder Schindler verbinden.

Diese Tatsachen bewegen dazu, die Aktivitäten der Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus kritisch zu hinterfragen: Was ist damals wirklich passiert?

2 Hitlers Absichten mit der Kirche

Hitler ließ seine Pläne, wie er mit der Kirche verfahren wolle, schon Anfang der dreißiger Jahre in einem Gespräch mit dem deutschen Politiker Hermann Rauschning erkennen. Er hatte in der Kirche schon sehr bald eine potentielle gefährliche Widerstandsorganisation gegen seine Maßnahmen erkannt, die ihn bei der Umsetzung seiner machtpolitischen Ziele sehr behindern würde. Um dies zu verhindern, plante er, die Kirche in Deutschland immer weiter an den Staat zu binden, dadurch als eigenständige Institution zu schwächen und schlussendlich zu vernichten.[1] Doch diese Absicht blieb bis zum Ende des Krieges im Verborgenen, denn Hitler konnte sein Vorhaben aufgrund der sich bald schon bildenden kirchlichen Opposition nie vollends ausführen.

3 Unterscheidung zwischen evangelischer und katholischer Kirche

Die evangelische und die katholische Kirche wehrten sich beide gegen das nationalsozialistische Regime, jedoch auf verschiedene Art und Weise und insbesondere auch in unterschiedlicher Intensität.

Schon die Grundvoraussetzungen für einen wirkungsvollen Widerstand waren bei den Katholiken recht ungünstig. So waren sie zunächst in ihrer freien Meinungsäußerung und selbstständigen Tätigkeit durch den hierarchischen Aufbau der Kirche recht eingeschränkt. Zudem hielten sie sich aus traditionell religiösen Gründen stark an bestimmte und durchaus einschränkende Bibelstellen. Gekrönt wurde das Ganze noch von einer großen Konfliktscheue.

Im Gegensatz dazu erlaubte bei den Evangelischen die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung und Beschreitung eigener Pfade innerhalb der Gemeinschaft eine weitaus kritischere und offenere Auseinandersetzung mit der Problematik des Nationalsozialismus.

Die Voraussetzungen für einen aktiven Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime waren also grundverschieden. Folglich sollte auch der Widerstand unterschiedlich verlaufen.

4 Die evangelische Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus

4.1 Hintergrundgeschichte

Schon im 19. Jahrhundert verfing sich die evangelische Kirche in einer Krise, welche auf den modernen Veränderungen, ausgelöst durch die Französische Revolution, beruhte.[2]

Besonders entscheidend war hierbei die Abschaffung der deutschen Monarchie und die Entstehung der ersten deutschen Republik, der Weimarer Republik. Denn bisher hatte das Staatsoberhaupt auch immer das Amt des Kirchenvorsitzes inne gehabt. Die Kirche fühlte sich folglich um ihre Führungsperson betrogen. Befürchtungen, wie die, dass es zu einer strikten Trennung von Staat und Kirche und daraus resultierend zu

einem religionslosen Staat kommen könnte, verbreiteten und festigten sich rasant.

Das führte dazu, dass die evangelische Kirche nun auch vehement das Gerücht der Dolchstoßlegende unterstützte, welches die Sozialisten als hinterhältige Vaterlandsverräter darstellt, die die Schuld daran tragen, dass Deutschland den ersten Weltkrieg verlor. Dadurch hofften die Christen, die Sozialisten ausschalten zu können, um zu den alten staatlich – kirchlichen Verhältnissen zurückfinden zu können.

In ihrer Unsicherheit und Furcht versteifte sich die Kirche allerdings allzu sehr in ihren radikal konservativen und antidemokratischen Ansichten. Die „“Sehnsucht nach der alten Geborgenheit im Staat““[3] bestimmte das allzu manifestierte Wunschdenken der Christen und führte dazu, dass sich eine breite Masse von ihnen hinter die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) stellte. Schon diese konservative Partei strebte eine Verbindung des nationalen Gedankenguts und des Christentums und einen wirksamen Kampf gegen ein zu einflussreiches Judentum an.

So manifestierten sich Patriotismus und Nationalismus in der Kirche immer weiter. Folglich ist es nicht verwunderlich, dass auch Hitlers Ideologien und Ziele (zumindest die offen vertretenen) hier sehr schnell auf fruchtbaren Boden fielen, begierig angenommen und unterstützt wurden. Zwar gab es schon zu Beginn seiner öffentlichen Agitationen Widerstand von wenigen religiösen Sozialisten, doch dieser hielt sich sehr in Grenzen. Denn endlich schien es die Möglichkeit der Erfüllung zu geben, dass unter einer starken nationalsozialistischen Führung Ruhe und Ordnung wieder hergestellt würden und gleichzeitig eine Eindämmung der unangenehmen Gedankengüter des Marxismus, Liberalismus und Atheismus wahr werden würde.[4]

4.2 Aufteilung in Deutsche Christen und Bekennende Kirche

Die Wellen der nationalen Euphorie wogten nach Hitlers Machtantritt und seine Ideen wurden vom Großteil der Kirche jubelnd begrüßt.

So kam es 1932 zu einer Formierung der „Deutschen Christen“ (kurz: DC) innerhalb der NSDAP mit dem Hauptziel einer Neuordnung der Kirche.[5]

Diese beinhaltete die Forderung nach einer deutschen Reichskirche, die nach dem Führerprinzip aufgebaut und von einem Reichsbischof angeführt werden sollte. Kurz gesagt, wurde eine Gleichschaltung der Kirche in Anbindung an den NS – Staat angestrebt, welche es Hitler wesentlich erleichtert hätte, die Kirche zu kontrollieren.[6]

Doch nie schlossen sich alle Christen diesen Bestrebungen an. Anfangs war es bloß die kleine Gruppe der Vertreter der Dialektischen Theologie, die schon von ihrem Glauben aus alles hinterfragte. Doch schon sehr bald, als die Einführung eines Arierparagraphen diskutiert wurde, welcher es Nichtariern vorenthalten sollte, einer christlichen Institution anzugehören, erhob sich in den Reihen der evangelischen Christen erster Widerstand: Anhänger der sogenannten Jungreformatorischen Bewegung, welcher unter anderem die Pfarrer Martin Niemöller und Walter Künneth angehörten, protestierten in besonderem Maße gegen diesen Vorstoß.[7] Dennoch erhielt sich diese Bewegung schon hier ihre kennzeichnende Einstellung: die Loyalität gegenüber dem Staat.[8]

Und damit begann der historische Kirchenkampf – jedenfalls auf der inneren Ebene. Auf der äußeren sollte er erst später anfangen.

Die oben genannte Staatsloyalität hatte zur Folge, dass die Jungrefor-matoren bei den am 27. Mai 1933 anstehenden Kirchenwahlen einen eigenen Kandidaten aufstellten: Friedrich von Bodelschwingh. Denn den von Hitler persönlich abgesandten Ludwig Müller konnten und wollten sie unmöglich guten Gewissens wählen.

Da Müller um seine ernst zu nehmende Konkurrenz wusste, blieb er nicht untätig und arbeitete an einer Kundgebung für den 20. Mai 1933 mit, welche die Grundsätze für die „“Gründung der Deutschen Evangelischen Kirche““[9] beinhaltete.[10] Das hatte jedoch keine Auswirkungen darauf, dass Bodelschwingh schließlich zum ersten Reichsbischof gewählt wurde.

Lange hielt sich dieser Ruhm jedoch nicht, denn Bodelschwingh wurde

massiv von den DC und dem Staat attackiert, sodass er am 24. Juni 1933,

gerade einmal einen Monat nach Amtsantritt schon wieder zurück trat.

Die evangelische Kirche fand sich nun unvermittelt führungs- und orientierungslos wieder. Für Ludwig Müller war es folglich nun ein Leichtes, alle 28 Landeskirchen dazu zu bewegen, am 14. Juli seine „“Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche““[11] vom 11. Juli 1933 zu unterzeichnen und sich somit in gewisser Weise unter die Macht des national - sozialistischen Staates zu bringen.[12]

[...]


[1] [2] S. 13

[2] [1] S. 524

[3] [2] S. 19

[4] [2] S. 18, 19, 31

[5] [1] S. 525

[6] [2] S. 35

[7] [2] S. 36

[8] [1] S. 526

[9,10] [2] S. 37

[11,12] [2] S. 38

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
24
Katalognummer
V206348
ISBN (eBook)
9783656430629
ISBN (Buch)
9783656435471
Dateigröße
506 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kirche, zeit, nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Tanja Giesen (Autor:in), 2010, Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206348

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