Kommunikation in der Pflege: Interaktion zwischen Pflegepersonal und Patient


Bachelorarbeit, 2012

71 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung - Kommunikation in der Pflege

2 Grundlagen - Was ist Kommunikation und wie findet sie statt?
2.1 Der Kommunikationsquadrant nach Schulz von Thun
2.2 Die fünf Axiome der Kommunikation nach Paul Watzlawick
2.3 Themenzentrierte Interaktion
2.4 Symbolischer Interaktionismus

3 Theoretische Modelle als Grundlage einer guten Kommunikation
3.1 Das Pflegeentwicklungsmodell nach Peplau
3.1.1 Phasen der Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient
3.1.2 Effektive Kommunikation
3.1.3 Rollen des Pflegepersonals
3.2 Die partnerzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers
3.2.1 Akzeptanz
3.2.2 Kongruenz/p> 3.2.3 Empathie

4 Hilfreiche Ratschläge für erfolgreiche Gespräche im Pflegealltag und deren Bedeutung
4.1 Bedeutung der Kommunikation in der Pflege
4.2 Grundelemente für eine professionelle Kommunikation und die Entwicklung einer Beziehung
4.3 Ratschläge für eine funktionierende Kommunikation
4.4 Körpersprache
4.5 Ursachen für Konflikte und Möglichkeiten zu deren Lösung

5 Chancen und Grenzen der Kommunikation
5.1 Interaktion mit verhaltensauffälligen Patienten
5.2 Interaktion mit Patienten, die sich nicht mehr äußern können oder eine gestörte Wahrnehmung haben
5.3 Bedeutung der Anwesenheit und Mitarbeit Angehöriger für Patient und Personal

6 Diskussion

7 Schluss

Anhang

Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1… S. 8: Kommunikationsquadrant nach Schulz von Thun

Abb. 2… S. 13: Themenzentriete Interaktion (TZI) nach Ruth Cohn

Abb.3… S. 16: Symbolischer Interaktionismus

Abb. 4… S. 32: Verhaltenskreislauf des Patienten

1 Einführung - Kommunikation in der Pflege

In meiner Bachelorarbeit möchte ich mich mit der Kommunikation in der Pflege beschäftigen. Speziell gehe ich auf die Interaktion zwischen Pflegepersonal und Patient ein. Ich interessiere mich selbst sehr für diesen Bereich der Pflege, da ich durch meine praktische Erfahrung, die ich bisher sammeln konnte, sehr viele verschiedene Herangehensweisen an die Patienten mitbekommen habe. Die Pflege hat ständig Kontakt zum Patienten, sei es bei pflegetherapeutischen Maßnahmen, der Vermittlung von Informationen oder ähnlichem. Hinzu kommt, dass viele Patienten sehr einnehmend zu sein scheinen und ich habe schon einige Konfliktsituationen mitbekommen, in denen die Pflegekräfte letztendlich versucht haben, den Patienten zu meiden, damit sie sich nicht mit ihm und seinen Fragen auseinandersetzen müssen. Nun stellt sich mir die Frage, ob es eigentlich „die“ richtige Kommunikation im Bereich der Pflege gibt oder ob Kommunikation einfach nach Gefühl und je nach Pflegekraft verschieden stattfinden kann. Hinzu kommt noch, der in der Pflege häufig genannte Faktor der Zeit. Nimmt eine gute Kommunikation mehr Zeit in Anspruch, als eine, bei der nicht wesentlich auf das geachtet wird, was und wie etwas gesagt wird? Oft kann schon die Interaktion mit „normalen“ Patienten, also denen, die sagen können, was sie möchten, schwierig sein. Doch wie verhält es sich mit den Patienten, denen es nicht mehr möglich ist sich verbal zu äußern - wie ist es möglich mit ihnen in Kontakt zu treten und sich mit ihnen zu verständigen? Es ist bekannt, dass Geist, Seele und Körper eines Menschen zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Kann Kommunikation bei der Heilung von physischen Erkrankungen hilfreich sein?

Auf diese Punkte möchte ich in dieser Arbeit näher eingehen. Zunächst soll eine Basis zur Kommunikation geschaffen werden. Durch Begriffsklärungen und das Vorstellen verschiedener Theorien und Modelle der Kommunikation soll ein allgemeines Verständnis über die menschliche Kommunikation und deren Bezug zur Pflege hergestellt werden. Danach möchte ich auf zwei an sich psychologische Konzepte, beziehungsweise Theorien näher eingehen, welche sich mit dem Beziehungsaufbau und der Interaktion zwischen Pflegekraft und Patient beschäftigen. Anhand dieser Konzepte und weiteren Informationen soll die Arbeit dem Leser, für eine gute Kommunikation wesentliche Sachverhalte unterbreiten und ihn damit anregen, auf die Zeichen, die ihm seine Mitmenschen beziehungsweise Patienten vermitteln, zu achten und sich selbst zu reflektieren. Zudem möchte ich einige mögliche Ursachen für Konflikte aufzeigen und entsprechend Möglichkeiten nennen, mit diesen umzugehen. Auch der Umgang mit Patienten, die nicht richtig kommunizieren können und die Bedeutung der Angehörigen in Bezug auf die Kommunikation sollen kurz angeschnitten werden.

Die Arbeit baut ausschließlich auf Literaturrecherchen auf. Es erfolgten mehrere Suchen in Datenbanken, nach Studien, Meinungen und aktuelleren Zeitungsartikeln, wie auch mehrere Literatursuchen in Bibliotheken nach Modellen, Richtlinien und Konzepten der Kommunikation in der Pflege. Durch Internetrecherchen bin ich auf Seiten von verschiedenen Instituten gestoßen, auf denen aktuelle Informationen zu finden waren, durch die ein Vergleich zu den älteren Ansichten hergestellt werden konnte. Im Laufe der Erstellung der Arbeit wurden immer wieder neue Recherchen gestartet, da neue Erkenntnisse entstanden und sich immer wieder neue Türen geöffnet haben, in die „hineingeschaut“ werden musste.

Letztlich ist darauf hinzuweisen, dass sich in dieser Arbeit vorwiegend die Bezeichnungen „die Pflegekraft“, „der Patient/ Klient“ oder „das Pflegepersonal“ finden. Die Beachtung der Gleichstellung männlicher und weiblicher Schreibweisen wurde in den Hintergrund gestellt

2 Grundlagen - Was ist Kommunikation und wie findet sie statt?

Folgend werden wichtige Begrifflichkeiten, wie der Terminus Kommunikation, geklärt und verschiedene Modelle der Kommunikation aufgeführt. Diese werden erläutert und stellen die Basis der Arbeit dar, denn diese baut auf den weiteren Seiten auf die hier erläuterten Grundlagen auf. Da es sehr viele Definitionen für den Begriff der Kommunikation gibt, werden hier nur diese genannt, welche fortlaufend in der Arbeit von Bedeutung sind.

Kommunikation (lat. communicare) bedeutet ins Deutsche übersetzt teilen, mitteilen, oder auch gemeinsam machen. Bei einer Kommunikation findet zunächst ein Austausch von Informationen zwischen mindestens zwei Personen statt. Zwischen dem sogenannten Sender der Nachricht und dem Empfänger, an den die Nachricht gerichtet ist (vgl. Bt.plus 2008, S.13 ff). Kommunikation ist somit ein Prozess der Verständigung zwischen mindestens zwei Menschen, die in einer räumlichen und zeitlichen Beziehung zueinander stehen. Durch die heutige Technik ist die räumlich unabhängige Kommunikation über Telefon oder auch Internet möglich geworden, welche aber im Zusammenhang mit dieser Arbeit keine Rolle spielen wird. Kommunikation kann verbal, also durch Worte und nonverbal, durch Körpersprache stattfinden. Nonverbale und verbale Kommunikation ergänzen sich gegenseitig und finden ihre Anwendung in Kombination miteinander (vgl. Thieme, Seite 573 ff). Watzlawick hat zwischen dem Austausch einzelner Mitteilungen, die er als „einzelne Kommunikation“ bezeichnet und einem Gespräch, bei dem mehrere Informationen zwischen den Gesprächspartnern ausgetauscht werden, unterschieden. Letzteres bezeichnet Watzlawick als „Interaktion“ (vgl. Matolycz 2009, S.12 ff).

2.1 Der Kommunikationsquadrant nach Schulz von Thun

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1 Kommunikationsquadrant

Dieses Kommunikationsmodell ist auch als Vier- Seitenmodell bekannt. Es (Abb.1) zeigt anschaulich, aus welchen Bestandteilen jede einzelne Nachricht besteht. Laut Schulz von Thun gehören zu einer Kommunikation sechs Bestandteile. Sie beginnt bei dem Sender, welcher das Bedürfnis hat einer gewissen Person, bzw. mehreren Personen, etwas Bestimmtes mitzuteilen. Das Bedürfnis wird durch das Senden einer Nachricht erfüllt. Mit der Nachricht teilt der Sender seinem Gegenüber aber nicht ausschließlich seine Information mit, sondern mit dieser, noch drei weitere Dinge. Eine Nachricht enthält einen Sachinhalt, die Selbstkundgabe, einen Apell und einen Beziehungshinweis. Über die Sachebene, also durch den Sachinhalt, vermittelt der Sender der Nachricht dem Empfänger die eigentliche Nachricht, also die Informationen, welche er an den Empfänger weitergeben möchte. Ob diese richtig und von Bedeutung sind oder nicht spielt dabei keine Rolle. Es handelt sich lediglich um den Austausch von wörtlichen (verbalen) Informationen. Dabei ist es aber wichtig, dass die Informationen sprachlich so ausgedrückt werden, dass sie vom Empfänger auch verstanden werden können. Je nachdem wie diese Nachricht dem Empfänger vermittelt wird, erfährt dieser unter anderem auch etwas über den Sender. Dies geschieht über die Selbstkundgabe. Durch diese gibt der Sender der Nachricht, also im Falle der Pflege beispielsweise die Pflegekraft, ob gewollt oder nicht, Informationen über sich persönlich weiter. Ist sie zum Beispiel gut gelaunt, in Eile oder hat sie heute einen schlechten Tag. Neben dieser Selbstkundgabe gibt es laut Schulz von Thun auch die Beziehungsebene. Über diese übermittelt der Sender dem Empfänger einen Hinweis darüber, was er von ihm hält, ob er ihm gegenüber eine positive oder negative Einstellung hat, ihn mag oder nicht. Dies geschieht unter anderem durch den Tonfall, in dem die Nachricht weitergegeben wird. Dieser kann zum Beispiel herablassend, oder auch freundlich, aufbauend und aufmunternd sein. Weiterhin verdeutlichen Mimik und Gestik die Haltung zum Gegenüber. Wie die Nachricht letztendlich weitergegeben wird, entscheidet die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern, ebenso auch wie sie aufgenommen wird. Die letzte Seite des Kommunikationsquadranten stellt der Apell dar. Durch diesen wird der Empfänger aufgefordert etwas zu tun, also auf die Nachricht entsprechend zu reagieren. Dieser Apell kann deutlich ausgesprochen oder versteckt in der Nachricht mitgesendet werden. Sagt die Pflegekraft Beispielsweise: „So Herr Müller, es ist schon zehn Uhr. Jetzt ist es aber für Sie mal an der Zeit aufzustehen, “ wird Herrn Müller klar und deutlich gesagt, dass er langsam aufstehen sollte. Die Nachricht könnte aber auch so klingen: „Ach Herr Müller, Sie liegen ja immer noch im Bett!“ Diese Nachricht kann für Herrn Müller ebenso die Bitte beinhalten jetzt aufzustehen, wie die erste, ohne dass dabei klar und deutlich ausgesprochen wird, was die Pflegekraft von Herrn Müller verlangt. Eine Nachricht enthält also nicht ausschließlich die ausgesprochenen Worte, die dem Empfänger etwas bestimmtes mitteilen sollen, sondern auch Informationen über die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern, das Erwarten einer bestimmten Reaktion, sowie Informationen über das eigene Empfinden (vgl. http://www.schulz-von-thun.de/index.php?article_id=71).

2.2 Die fünf Axiome der Kommunikation nach Paul Watzlawick

Watzlawick entwarf fünf Regeln oder auch Merkmale, welche jede übermittelte Nachricht mit sich bringt. So genannte Axiome.

„Die Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren“

Diese Regel sagt aus, dass jeder Mensch, ob er will oder nicht, ständig mit seinen Mitmenschen kommuniziert. Ob er nun etwas sagt, eine gewisse Gestik macht oder still schweigend in einer Ecke sitzt. Durch das persönliche Verhalten eines Menschen ist es Mitmenschen möglich zu erkennen, ob dieser gerade gesprächig und gut gelaunt ist oder ob er lieber in Ruhe gelassen werden möchte (vgl. Matolycz, S. 11 ff). Das Verhalten einer Person erkennt sein Gegenüber unter anderem zum Beispiel durch Körperhaltung, Mimik und Gestik, also mit anderen Worten an allem was die Person macht, auch wenn sie nichts zu tun scheint. Somit findet ständig Kommunikation statt, ob gewollt oder ungewollt, da andere Personen jegliches Tun und Verhalten für sich interpretieren und verstehen und dementsprechend darauf reagieren (vgl. Watzlawick, S.58 ff).

„Die Inhalts- und Beziehungsaspekte der Kommunikation“

Denkt man an den Begriff Kommunikation, so wird dieser in erster Linie als Austausch von Informationen verstanden, doch es steckt viel mehr dahinter, als nur ein Informationsaustausch unter Personen. Der Sender der Nachricht übermittelt seinem Gesprächspartner mit der Nachricht automatisch mit, wie dieser sie verstehen soll. Ob zum Beispiel als Aufforderung etwas sofort zu tun, oder nur als Hinweis, dass es noch getan werden muss. Wie der Empfänger diese Nachricht allerdings aufnimmt und darauf reagiert, liegt an der Beziehung zwischen den beiden Kommunizierenden. Das Kommunizieren über die gegenseitige Beziehung der Gesprächspartner wird als Metakommunikation, also eine Kommunikation, die über eine Kommunikation stattfindet, bezeichnet. Ohne das Metakommunizieren ist es nicht möglich die eigentliche Nachricht als Empfänger richtig zu verstehen, da die Gesprächspartner nicht wissen, woran sie bei dem Anderen sind. Es ist nicht selten, dass Nachrichten falsch verstanden werden. Es liegt daran, ob das Gesagte so aufgenommen wird, wie es gemeint ist oder so, wie man es persönlich verstehen will, da man den Anderen mag, oder auch nicht (Matolycz, S. 18 ff).

„Die Interpunktion von Ereignisfolgen“

Findet eine Interaktion zwischen zwei oder mehr Personen statt, so werden andauernd Informationen zwischen Sender und Empfänger ausgetauscht, wobei der Sender auch zum Empfänger wird und der ursprüngliche Empfänger zum Sender. Die Positionen können in einer Interaktion ständig wechseln. Betrachtet man als Außenstehender ein solches Gespräch, so scheinen die Gesprächspartner auf den ersten Blick beliebig Informationen miteinander auszutauschen. Allerdings besitzt jede Interaktion einen bestimmten Aufbau. Diesen Aufbau bezeichnete Watzlawick als: „(…) Interpunktion von Ereignisfolgen“. Durch die Interpunktion entsteht ein Gesprächskreislauf. Der Sender der ursprünglichen Information schickt mit der Information und wie er sie übermittelt, einen Reiz an den Empfänger. Dieser nimmt den Reiz, also die Information und die Beziehung wahr, und antwortet dementsprechend, wie er den Reiz aufgenommen hat, für sich richtig, mit einer Reaktion darauf. Diese Reaktion nimmt der ursprüngliche Sender der Nachricht auf und verstärkt seinen Standpunkt noch einmal. Diese Vorgänge wiederholen sich beliebig oft. Die einzelne Nachricht führt also auf der einen Seite zu einer Reaktion beim Gesprächspartner und auf der anderen Seite wiederum auch zur eigenen Reaktion, auf die der Partner wieder reagiert. Entstandene Konflikte, bei denen solch wechselseitige Reaktionen stattfinden, scheinen einen undurchdringbaren Kreislauf darzustellen, da jede Person für sich richtig auf die Reaktion des Gegenübers agiert (vgl. Watzlawick, S. 64 ff). Der Kreislauf verschärft sich, wenn man als Teilnehmer versucht die Reaktion des Anderen zu verstehen. Für jeden scheint nur das eigene Verhalten, die eigene Meinung die richtige zu sein. Um den Kreislauf beenden zu können, ist es wichtig, als Teilnehmer des Gespräches, das Gespräch von außen zu betrachten, um seine eigene Reaktion auf die des Partners verstehen zu können. So kann man sich über die Beziehung zueinander unterhalten und diese versuchen zu klären. Ohne diese Klärung ist es nicht möglich, sich über die eigentlichen Informationen, welche ausgetauscht werden sollten, zu unterhalten(vgl. Matolycz, S.25 ff).

„Digitale und analoge Kommunikation“

Grundsätzlich kann Kommunikation auf zwei Wegen erfolgen. Zum einen lassen sich Dinge durch Worte beschreiben und zum anderen können sie bildlich dargestellt werden. Die Beschreibung durch Worte nennt Watzlawick digital, die bildliche Darstellung analog. Beide Arten der Kommunikation sind alleine nicht aussagekräftig genug. Die digitale Kommunikation ist nur durch ein Übereinkommen möglich. Das heißt, sie gilt nur in einem bestimmten Bereich, wie zum Beispiel innerhalb eines Landes mit der gleichen Sprache, wo die Bezeichnung für einen Gegenstand festgelegt wurde und von allen innerhalb des Landes verstanden und genutzt wird. Zudem lässt sich durch Worte nicht alles fassen, was vielleicht gesagt werden möchte. Beschreibungen sind nicht vollständig möglich, da das dementsprechende Vokabular dazu fehlt.

Die analoge Kommunikation, welche sich der Zeichen und Verbildlichung von Dingen bedient, ist unmöglich so eindeutig, wie die digitale. Unter analoger Kommunikation ist unter anderem die Mimik und Gestik, also die Körpersprache gemeint. Diese ist meist zweideutig. Weint eine Person so kann dies vor Glück, Freude und Überraschung sein, allerdings auch, aufgrund von Traurigkeit, Schmerz oder Schock. Der Empfänger muss für sich persönlich entscheiden, was gemeint ist. Somit sind beide Kommunikationsformen allein nicht aussagekräftig genug, um dem Gesprächspartner mitteilen zu können, was genau und wie es gemeint ist. Zusammen jedoch ergänzen sie sich perfekt. Das Digitale kann durch das Analoge unterstrichen und verdeutlicht werden. Das Analoge wiederum bekommt durch das Digitale seine Eindeutigkeit. Es ist also wichtig, sich beider Kommunikationsarten zu bedienen, um ein verständliches Gespräch führen zu können, wobei der Mensch oft automatisch und unbewusst seine Worte durch Körpersprache untermalt und somit dem Gesagten Ausdruck verleiht (vgl. Watzlawick, S. 70 ff).

„Symmetrische und komplementäre Interaktionen“

Interaktionen können entweder symmetrisch oder komplementär sein. Das Ganze lässt sich zurückführen auf die Beziehungen zwischen den Gesprächspartnern. Diese können entweder auf Gleichheit oder Verschiedenheit beruhen. Bei Interaktionen, deren Beziehungen auf Gleichheit basieren, haben die Gesprächspartner den gleichen Beweggrund für den Informationsaustausch. Zum Beispiel sind hier zwei Kollegen zu nennen, die gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt sind und dem anderen mitteilen wollen, wie toll es war. Dabei wird wahrscheinlich jeder versuchen, den anderen mit den erlebten Ereignissen zu überbieten. Solche Interaktionen bezeichnet Watzlawick als „symmetrische Interaktionen“. Bei Interaktionen mit auf Verschiedenheit basierenden Beziehungen der Gesprächspartner, nimmt ein Akteur die superiore, übergeordnete Position ein, der andere die inferiore, untergeordnete. Dies bedeutet aber nicht, dass der eine besser oder schlechter als der andere ist. Beide sind voneinander abhängig und ihr Verhalten ergänzt sich gegenseitig (vgl. Watzlawick, S.78 ff). Diese komplementäre Interaktion findet auf gesellschaftlicher Basis statt. So, zum Beispiel auch in der Pfleger- Patient Beziehung. Allerdings kann es auch passieren, dass ein Interaktionspartner so sehr in seine Rolle gedrängt wird, dass seine Handlungen beeinflusst und eingeschränkt werden. So kann zum Beispiel das Pflegepersonal dem Patienten zu stark vermitteln, dass er sich in der hilflosen Rolle befindet und von Hilfe abhängig ist, dass der Patient nichts mehr alleine tut, da das Personal alles für ihn übernimmt (vgl. Matolycz, S. 35 ff).

2.3 Themenzentrierte Interaktion

Die Themenzentrierte Interaktion entstand 1975 durch die Psychotherapeutin Dr. Ruth Cohn. Sie setzte sich mit der Kommunikation auseinander, die zwischen Menschen in Gruppen stattfindet und der ein bestimmtes Thema zugrunde liegt (vgl. Ostermann 1996, S. 142ff). Cohn entwickelte für die Interaktion in Gruppen Regeln, da sie der Auffassung war, dass bei der Zusammenarbeit in Gruppen hauptsächlich das Thema im Mittelpunkt steht, die Bedürfnisse der einzelnen Gruppenmitglieder allerdings meist wenig oder gar nicht berücksichtigt werden, was die Zusammenarbeit einschränken kann. Dabei bezieht sie sich ursprünglich auf die Situation während des Unterrichtes (vgl. Marwedel 2008, S. 193). Für Cohn steht bei der Interaktion innerhalb einer Gruppe demnach nicht nur das Bearbeiten eines spezifischen Themas im Mittelpunkt, sondern es muss eine Ausgeglichenheit zwischen dem einzelnen Mitglied (dem Ich), der Beziehung des Einzelnen zur Gruppe (dem Wir), dem Thema und bestimmten Rahmenbedingungen vorhanden sein. In Abbildung 2 wird der Zusammenhang der einzelnen Bestandteile der Themenzentrierten Interaktion graphisch verdeutlicht.

Für den beschriebenen Ausgleich und das dadurch effektive Zusammenarbeiten, ist der Leiter der Gruppe zuständig. Er hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Bedürfnisse der einzelnen Mitglieder abgedeckt sind und sie sich wohl fühlen, dass ein gutes Miteinander vorhanden ist und dass sich alle auf das Thema konzentrieren und es bearbeiten können. Er darf sich nicht ausschließlich auf das Thema konzentrieren und damit das Ich und das Wir in den Hintergrund stellen. Würde er das tun, so wäre der Unterricht nicht effektiv und die Beteiligten könnten nicht richtig lernen, da ihre eigenen Bedürfnisse nicht gestillt sind. Ziel Cohns war es, durch die Regeln der themenzentrierten Interaktion, die Selbsterfahrungen der einzelnen Beteiligten, deren Erleben und Umgang miteinander innerhalb der Gruppe und die Aufgabenbewältigung des Themas in einem dynamischen Prozess erfolgreich umsetzen zu können. Dynamisch daher, dass immer wieder ein Ausgleich zwischen der Konzentration auf Ich, Wir und dem Thema stattfinden soll (vgl. Ostermann 1996, S. 142ff). Cohn beschreibt in diesem Zusammenhang acht wesentliche, hilfreiche Ratschläge. Zunächst sollen einzelne Beteiligte zu ihren Aussagen stehen und diese nicht durch Wörter wie man, oder wir verallgemeinern. So können auch persönliche Erfahrungen zum Ausdruck gebracht werden. Die nächste Regel hat den gleichen Hintergrund wie die erste. Wenn die Beteiligten Fragen stellen, dann sollen sie den Anderen im gleichen Zug mitteilen, was sie veranlasst hat, diese Frage zu stellen. So ist es den Beteiligten leichter möglich, die Beweggründe und den Standpunkt der jeweiligen Person zu erkennen, ihn besser zu verstehen und auf seine Frage eingehen zu können. Weiterhin soll die einzelne Person authentisch und selektiv in ihren Aussagen sein. Das heißt, sie soll sich ihrer Gedanken und Gefühle bewusst sein und sich genau überlegen, was sie den anderen von den eigenen Gedanken mitteilen will. Eine weitere wesentliche Regel beinhaltet, dass das Verhalten und die Aussagen anderer Gruppenmitglieder weder bewertet, noch interpretiert werden sollen. Um zu zeigen, wie das Verhalten auf die eigene Person wirkt, soll dieses hingegen reflektiert und Gefühle zum Ausdruck gebracht werden, die in einem durch das Verhalten des Anderen aufgekommen sind. Dadurch bekommt die jeweilige Person die Möglichkeit wahrzunehmen, wie sie auf andere wirkt, kann Rückschlüsse auf sich selbst ziehen und über sich selbst lernen. In Gruppenarbeiten kommt es oft zu störenden Seitengesprächen zwischen einzelnen Mitgliedern, deren Inhalt andere nicht hören können. Cohn vertritt die Meinung, dass vor allem diese Seitengespräche wichtig für die gesamte Gruppe sind und deshalb für alle zum Thema gemacht werden sollen. So ist es möglich, eventuelle Störfaktoren abzuschalten. Ebenso ist es wichtig, dass immer nur einer zur gleichen Zeit sprechen kann. Deshalb gilt es für den Rest der Gruppe, demjenigen aufmerksam zuzuhören und ihn aussprechen zu lassen. Möchte man ihm in Bezug auf das, was er geäußert hat etwas mitteilen, so ist danach Zeit dafür. Persönliche Miteilungen an eine Person sind direkt an sie zu richten und nicht etwa über Dritte. Dabei gilt es Blickkontakt zu der Person zu halten und ihm auch zu vermitteln, was das Gesagte für die eigene Person bedeutet (vgl. Ostermann 1996, S. 143ff & Ruth- Cohn- Institute).

Grundsätzlich gilt für die themenzentrierte Interaktion, dass jeder Teilnehmer sein eigener Leiter ist und sich seiner Gedanken und Gefühle bewusst sein sollte, bevor er den anderen etwas mitteilt. Dabei muss ihm aber klar sein, dass auch jeder andere sein eigener Leiter ist. Akzeptieren das alle Teilnehmer und stellen für sich selbst ein Gleichgewicht zwischen Ich, Wir und Es, also dem Thema her, so ist die Balance für die Gruppe auch leichter aufrecht zu erhalten.

2.4 Symbolischer Interaktionismus

Der symbolische Interaktionismus wurde von dem Soziologen Herbert Blumer geprägt, der sich an den Grundlagen seines Lehrers orientiert hat. Blumer erklärt in seiner Theorie das Entstehen, beziehungsweise den Ursprung des menschlichen Verhaltens und Handels in der Gesellschaft. Interaktion, also die Kommunikation und gegenseitige Reaktion, besteht aus verschiedenen Handlungen der Beteiligten. Dabei prägt und beeinflusst das Verhalten des Gegenübers die eigene Einstellung und damit das eigene Handeln in Bezug auf eine bestimmte Sache. Überdenkt und interpretiert der Empfänger das Verhalten des Senders und versucht es für sich zu verstehen, so entsteht für die „Sache“ eine Bedeutung. Diese Bedeutung merkt sich der Empfänger und wenn er wieder mit dieser „Sache“ in Kontakt kommt, so weiß er um die Bedeutung und passt sein Handeln an die gegebene neue Situation an. Die „Sache“ kann ein Objekt, also zum Beispiel ein Stuhl sein, auf den man sich setzen kann, sie kann ein Mensch in einer bestimmten Rolle sein, wie zum Beispiel ein Arzt, oder sie kann der Glaube an etwas sein. Befinden sich beispielsweise zwei Menschen in einem Raum mit zwei Stühlen, die an einem Tisch stehen, so greifen beide auf ihre bisherigen Erfahrungen in einer ähnlichen Situation zurück. Jeder der beiden versucht daraufhin zu ahnen, wie der andere reagieren wird und möglicherweise kommt es dazu, dass sich einer der beiden einen Stuhl nimmt und sich darauf setzt, weil er das in einer ähnlichen Situation, bei einer anderen Person so gesehen hat und dabei gelernt hat, dass Stühle bequem und zum Hinsetzen geeignet sind. Die andere Person wiederum setzt sich auf den Tisch, da sie in einer ähnlichen Situation erlebt hat, dass sich ihr Gegenüber auf den Tisch setzte, da er, als er sich vorher auf einen Stuhl setzten wollte, damit zusammen gebrochen war. Dieses abstruse Beispiel verdeutlicht, wie das Handeln durch die Erfahrungen anderer in bestimmten Situationen das eigene beeinflussen kann. Der Mensch setzt sich immer wieder aufs Neue mit Objekten auseinander, auch wenn er sie und ihre Bedeutung schon kennt, denn diese kann sich durch das Handeln anderer stets wieder ändern. Der symbolische Interaktionismus beruht auf drei verschiedenen Grundlagen. Die erste ist, dass die Bedeutung von Objekten für den Einzelnen sein Handeln bestimmt. Er leitet sein eigenes Handeln somit von der Bedeutung des Objektes für sich selbst ab. Die zweite Grundlage beschreibt, dass die Bedeutung von Objekten durch soziale Interaktion, also gesellschaftliches Miteinander entsteht. Das heißt, ein Mensch leitet sein eigenes Handeln von dem, seines Gegenübers ab, welches er aufgrund der Bedeutung des Objektes für sich durchführt. Eine weitere Grundlage ist, dass sich die Bedeutung von Objekten ändern kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3 Symbolischer Interaktionismus

Für jede Person hat ein Objekt eine andere Bedeutung und sie wird daher anders darauf reagieren, als eine andere Person. Jeder Kommuniziert anders, auf seine eigene gelernte Art und Weise.

Die Bedeutung beruht auf früheren Erfahrungen und man muss sich der Bedeutung von Dingen für sich selbst bewusst werden, danach handelt man dann so lange, bis irgendjemand durch sein Verhalten in Bezug auf das gleiche Objekt die eigene Bedeutung davon ändert. Um das Handeln eines anderen zu verstehen bedarf es Verständnis für dessen Gedanken und Gefühle. Daher ist es vor allem auch für ein gemeinsames Handeln wichtig, die Handlung einzelner Personen zu verstehen. Eine nicht symbolische Interaktion entscheidet sich von einer symbolischen darin, dass nur eine unbewusste Reaktion auf bestimmte Gestiken oder Handlungen stattfindet, ohne sich darüber Gedanken zu machen, oder die Handlung des anderen zu interpretieren (vgl. Matolycz 2009, S. 73ff).

In Bezug auf die Pflege und deren Interaktion spielt der symbolische Interaktionismus dahingehend eine Rolle, dass die Patienten verschiedene Bedeutungen für das Krankenhaus, Ärzte und ihre Krankheit haben können. Ein Patient, der beispielsweise einen Freund hatte, der mit der gleichen Krankheit im Krankenhaus lag wie er und daran verstorben ist, wird sicher sehr ängstlich und unsicher sein, da er davon ausgeht, dass es ihm ähnlich ergeht. Ein anderer Patient mit der gleichen Erkrankung, kann wiederum völlig andere Erfahrungen gemacht haben und ist daher positiv gestimmt und geht fest davon aus, bald wieder entlassen zu werden. Das zeigt sich dann natürlich auch in seinem Verhalten und seiner Kommunikation. Um das unterschiedliche Verhalten der Patienten zu verstehen und ihre Einstellung und ihr ursprüngliches Handeln in Bezug auf die Situation Krankenhaus und Krankheit im besten Falle positiv zu verändern und zu beeinflussen, muss man sich in den Patienten hineinversetzen und ihn als Individuum betrachten können. Patienten können nicht miteinander verglichen und gleich mit ihnen Umgegangen werden, da ihr Verständnis von der eigenen Situation ein grundverschiedenes sein kann und auf frühere Erfahrungen zurückgreift, die es zu verstehen und aufzuklären gilt. Wird das nicht akzeptiert, so kann es zu einem Abbruch der Kommunikation kommen.

3 Theoretische Modelle als Grundlage einer guten Kommunikation

Die folgenden zwei Modelle beschäftigen sich beide mit der Entwicklung von Beziehungen zwischen Pflegekraft und Patient und damit, wie Kommunikation aus psychologischer Sicht stattfinden sollte. Sie dienen nicht als Richtlinien, sondern sollen bei der Interaktion in der Praxis hilfreich sein.

3.1 Das Pflegeentwicklungsmodell nach Peplau

Peplau entwickelte als eine der Ersten ein Pflegemodell, in dem die Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient im Mittelpunkt steht und als Grundlage der therapeutischen Pflege dient. In ihrem Modell befasst sie sich intensiv mit der Pflege – Patient - Beziehung. Um bei der Arbeit mit den Patienten Erfolg haben zu können und therapeutische Fortschritte zu erreichen, ist laut Peplau eine sich stets weiterentwickelnde Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient unabdingbar. Sinn der Notwendigkeit der Beziehung sieht sie darin, dass beide Parteien im Laufe der eingegangen Beziehung zueinander, voneinander lernen und sich weiterentwickeln. Das Hauptziel, das Peplau mit dem Modell verfolgt, liegt darin, durch die Beziehung zum Patienten dessen Bedürfnisse erkennen und befriedigen zu können, um letztendlich den Pflegeprozess gemeinsam aktiv zu gestalten. Für die Pflege ist das keine leichte Aufgabe und setzt einige Kenntnisse und Fähigkeiten voraus. Pflegekräfte müssen sich immer wieder neu auf ihre Patienten einstellen, denn jeder Patient verhält sich anders. Auch das individuelle Verhalten eines Patienten kann und sollte sich während des Aufenthaltes im Krankenhaus verändern. Die Entwicklung einer Beziehung zwischen Patient und Pflegekraft ist demzufolge ein sich stetig verändernder Prozess, welchen Peplau als dynamisch beschreibt. Hat die Pflegekraft nun zunächst einmal durch näheres Kennenlernen Zugang zum Patienten gefunden, so ist es ihre Aufgabe, sich in den Patienten hinein zu fühlen und dessen Gedanken und Gefühle zu verstehen, um zu erkennen, wie sie seine Bedürfnisse erfüllen kann.

Peplau bezeichnet die Pflege als einen bedeutsamen, ständig fortschreitenden, therapeutischen und zwischenmenschlichen Prozess, durch den das Wohlbefinden des Patienten gefördert oder wiederhergestellt werden soll. Für diesen therapeutischen Prozess stellt die Beziehung zwischen der Pflegekraft und dem Patienten die Grundlage und den Rahmen dar. Dadurch, dass jeder Patient andere Einstellungen, Sichtweisen und auch einen anderen Wissenstand hat, ist es die Aufgabe der Pflege sich Kenntnisse über diese ganzen Dinge beim Patienten einzuholen, sie zu erforschen und zu verstehen. Ebenso gilt es herauszufinden, was der Patient als seinen persönlichen gesunden Zustand empfindet, denn eben dieser soll durch den Pflegeprozess erreicht werden.

Gesund ist für Peplau ein Mensch, der sich in seiner Persönlichkeit stets weiterentwickelt, verändert und an einem Leben in der Gesellschaft orientiert ist. Um gesund zu sein muss man dynamisch sein. Diese Dynamik führt bei gesunden Menschen zu einem physischen und sozialen Wohlbefinden und einem Leben in Harmonie in der Gesellschaft. Für Peplau ist das Wohlfühlen in der Gesellschaft ein wichtiger Faktor der Gesundheit. Eben deswegen legt sie großen Wert auf das Herstellen einer Beziehung zum Patienten, denn so wird trotz der Krankheit und erschwertem Leben in der Gesellschaft ein gesellschaftlicher Bezug hergestellt und angeboten. Um die Gesundheit eines Patienten wiederherstellen zu können sind seitens des Pflegepersonals Kenntnisse bezüglich der Kommunikation und pflegetherapeutischer Maßnahmen, sowie die richtige Organisation von Nöten. Es muss die Krankheit mit ihren Symptomen, Folgen und Therapiemöglichkeiten kennen und herausfinden, was die Krankheit speziell für diesen einen Patienten bedeutet. Um das herauszufinden und es auch dem Patienten zu verdeutlichen, muss das Personal den Patienten dabei unterstützen können, seine Gefühle und Gedanken zu äußern. Der Patient muss hingegen gesund denken können und darf sich nicht in seiner Krankheit aufgeben. Sind diese Bedingungen erfüllt, bedarf es nun noch einer guten Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient, um den gemeinsamen Weg zur Genesung antreten zu können.

Die Krankheit des Patienten bedeutet die Möglichkeit und die Notwendigkeit, für Pflegepersonal und Patient etwas voneinander zu lernen und sich so weiterzuentwickeln. Das Pflegepersonal muss sich bezüglich der Krankheit informieren, auf den bisherigen Wissensstand aufbauen und teilt einen Teil dieses Wissens dem Patienten mit. So lernt der Patient vom Personal etwas über seine derzeitige Situation und seine Krankheit. Dadurch weiß er nun, was mit seinem Körper durch die Krankheit passiert und wie sich der Heilungsprozess gestaltet. Anhand dieser Kenntnis kann er sich sein zukünftiges Leben vorstellen. Dieses Wissen ermöglicht es dem Patienten die eigenen Gedanken und Gefühle über die Krankheit und seine derzeitige Situation wahrzunehmen und zu verstehen. Die Pflege hat jetzt die Aufgabe den Patienten tatkräftig durch Gespräche und Zuhören zu bestätigen und ihm zu helfen die Gefühle zum Ausdruck zu bringen, um schließlich an gemeinsamen Zielen zusammenzuarbeiten.

In Peplaus Modell wird der Mensch mit seinen ständigen Veränderungen des Verhaltens und Handelns als ein „Organismus, der in einem nicht stabilen Gleichgewicht lebt“ beschrieben. Dabei wird das Leben eines Menschen an sich, als Prozess betrachtet, in dem nach einem grundständig stabilen Gleichgewicht gestrebt wird. Dieses kann laut Peplau durch die ständigen Veränderungen des Menschen allerdings erst mit dem Tod erreicht werden. Die ständige Weiterentwicklung der individuellen Persönlichkeit des Menschen, ist die zentrale Aufgabe, sozusagen der Sinn, im Leben des Einzelnen. Die Krankheit, durch die der Kontakt zwischen Pflege und Patient hergestellt wird, schränkt diese Persönlichkeitsentwicklung ein und es liegt in der Therapie und Erziehung der Pflege diese zu unterstützen und wieder möglich zu machen. Nur so kann der Patient später wieder unabhängig in der Gesellschaft agieren. Helfen kann die Pflegekraft, indem sie das Verhalten des Patienten versteht, denn dadurch, wie der Patient sich verhält, äußert er, was er braucht beziehungsweise was ihm fehlt (vgl. Simpson 1997, S.10ff).

3.1.1 Phasen der Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient

Peplau beschreibt die Entstehung einer Beziehung durch das Agieren von Patient und Pflegekraft in verschiedenen Interaktionsphasen. Diese Phasen sind durch verschiedene Umstände sowie das sich entwickelnde Verhalten des Patienten geprägt. Damit ein Bezug zum Patienten hergestellt werden kann, muss die Pflegekraft wissen, in welcher Phase sich die Beziehung gerade befindet. Zu erkennen ist das am Verhalten des einzelnen Patienten. In jeder der Phasen befindet sich der Patient in einer für ihn neuen Situation. Die Pflegekraft hat die Aufgabe, diese zu erkennen und wiederum durch das Wissen um die Phase und die Situation, die Bedürfnisse des Patienten zu erfüllen.

[...]

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Details

Titel
Kommunikation in der Pflege: Interaktion zwischen Pflegepersonal und Patient
Hochschule
Katholische Hochschule Freiburg, ehem. Katholische Fachhochschule Freiburg im Breisgau
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
71
Katalognummer
V205874
ISBN (eBook)
9783656338970
ISBN (Buch)
9783656340171
Dateigröße
1428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kommunikation, pflege, interaktion, pflegepersonal, patient
Arbeit zitieren
Sandra Kästner (Autor:in), 2012, Kommunikation in der Pflege: Interaktion zwischen Pflegepersonal und Patient, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205874

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