Herausforderung Leistungsbeurteilung

Objektive Beurteilung und damit verbundene Schwierigkeiten im Lehrerberuf


Ausarbeitung, 2012

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Gibt es allgemeingültige Kriterien für die Leistungsbeurteilung?
2.1 Objektivität
2.2 Validität
2.3 Reliabilität

3 Was darf gemessen und beurteil werden?
3.1 Festsetzen des Anforderungsniveaus
3.2 Bestimmen des Aufgaben- und Prüfungsumfangs

4 Beurteilungsfehler bewusst machen

5 Was müssen Benotungsmodelle aufweisen, um von einer gerechten Benotung sprechen zu können?

6 Persönliches Fazit

7 Literaturverzeichnis

„Beurteilt die Menschen nicht nach ihrer Herkunft, sondern nach ihrer Leistung.“ Perikles (ca.490-429 v. Chr.), athenischer Staatsmann

„Düsseldorf/Berlin, 14.12.2011. Nicht nur die Leistungen fließen in die Schulnoten ein, sondern auch andere Faktoren wie der soziale Hinter- grund der Schülerinnen und Schüler und das Geschlecht. Sowohl in der Grundschule als auch am Ende der gymnasialen Oberstufe können diese Faktoren nachgewiesen werden. Demnach erhalten Kinder aus sozial benachteiligten Familien - bei gleicher Leistung in einem standardisierten Test - in der Schule schlechtere Noten als Kinder aus sozial begünstigten Eltern- häusern.“

Vodafone-Stiftung, 2011.

1 Einleitung

Perikles beschreibt mit diesem kurzen und doch sehr prägnanten Satz mitunter eine der größten Schwierigkeiten im Lehrerberuf - die Beurteilung von Schülerinnen und Schülern (SuS) - Leistungen. Das Phänomen des „Bewerten nach Herkunft“, das Perikles bereits vor etwa 2400 Jahren anspricht hält - leider - noch immer an, wie der zweite Auszug aus der Vodafone-Studie Deutschland mit dem Titel „Herkunft zensiert? Leistungsdiagnostik und soziale Ungleichheiten in der Schule“ zeigt.

Es ist allgemein bekannt, dass sich Menschen nur schwer von ihrer subjektiven Sicht freisprechen können und so auch immer automatisch einen Teil ihres erlangten Wissens über die zu beurteilende Person, sei es nun beruflicher, fachlicher oder privater Natur, in ihre Leistungsbeurteilung mit einfließen lassen.

Allgemein lässt sich diese Chancenungleichheit in der Benotung überall dort entdecken, wo Divergenzen aufeinandertreffen. Dies kann sowohl zwischen Mädchen/Jungen, sozial Benachteiligten/ sozial Begünstigten, guten SuS/ schlechten SuS, Migranten/ Einheimischen, usw., vorkommen; die Liste der Aufzählung von allen denkbaren Kompositionen wäre beliebig fortsetzbar.

Der Studie nach zu urteilen, ist von einer objektiven Beurteilung und Leistungschancengleichheit anscheinend nicht mehr zu sprechen. Ist es nun grundsätzlich nicht möglich objektiv beurteilen zu können?

Diese Frage wird versucht in der vorliegenden Seminararbeit zu klären. Dabei wird sich mit der Leistungsbeurteilung und den vielfältig auftretenden Schwierigkeiten auseinandergesetzt, die dabei auftreten können sowie ein Ausblick wie diese minimierbar sind. Weiterhin wird versucht aufzuzeigen, dass entgegen der Studie eine reelle Chancengleichheit und auch objektive Leistungsbeurteilung denkbar und auch durchführbar ist.

Um die Bedeutung der Leistungsbeurteilung auf ihrer hohen Komplexität besser erfassen zu können, werden zunächst allgemeine Hilfsmittel vorgestellt, auf denen die Seminararbeit weiter aufbaut. Um den weiteren Verlauf der Arbeit übersichtlicher zu gestalten, wird sich an folgenden Kernfragen orientiert und versucht diese im Kurzen zu klären:

Gibt es allgemeingültige Kriterien für die Leistungsbeurteilung? Was darf gemessen und beurteilt werden?

Was müssen Benotungsmodelle aufweisen, um von einer gerechten Benotung sprechen zu können?

Bei der Beantwortung dieser Fragen werden Definitionen als auch Erklärungen für Leistungsbeurteilung geliefert sowie nützliche Hinweise gegeben wo, weshalb und in welcher Form diese auftreten können. Hierbei werden u.a. Hinweise zur Erstellung von Prüfungen gegeben, da auch diese direkt mit der Leistungsbeurteilung in Zusammenhang stehen. Eine Anzahl an möglichen Beurteilungsfehlern wird aufgelistet, wobei einige ausgewählte Fehler und ihre verbundenen Schwierigkeiten genauer reflektiert werden. Anschließend wird ein Überblick über die wichtigsten Punkte bei dem Erstellen von Benotungsmodellen gegeben. Den Schluss dieser Seminararbeit bildet ein kurzes persönliches Fazit.

2 Gibt es allgemeingültige Kriterien für die Leistungsbeurteilung?

Um SuS- Leistung gerecht und verlässlich beurteilen zu können, soll sich Hilfsmitteln bedient werden, um auch gerade schriftliche Aufgaben, Tests oder Prüfungen unter diesen Kriterien zu erstellen und die Leistungsbeurteilung zu gewährleisten.

Die Psychologen Gage und Berliner nennen zwei Hauptkriterien, die für die Bestimmung der Qualität von Tests zu Rate gezogen werden können. Die Realibität (Verlässlichkeit) und die Validität (Gültigkeit).

Bovet und Huwendiek als auch Sacher ziehen zu den beiden genannten Kriterien noch die Objektivität zu den wichtigsten Qualitätsnormen hinzu.

2.1 Objektivität

Kommen mehrere Beurteiler zu ein und demselben Ergebnis, sprich die Beurteilung und das Testergebnis sind unabhängig, so ist der Test objektiv. Umso größer der Beurteilungs- spielraum ist, desto geringer ist die Objektivität. Um diese zu gewährleisten, müssen Aufgaben mit frei zu formulierenden Antworten „möglichst präzise Kriterien und Gewichtungen (beispielsweise bei Aufsätzen) oder Musterlösungen samt detaillierter Punkteverteilung“1 angefertigt werden. Dabei wird allgemein von Erwartungshorizonten gesprochen.2

Sacher formuliert zur Objektivität mit der Grundfrage: „Habe ich die Prüfung für alle Schüler in derselben Weise durchgeführt, und bin ich sicher, dass auch andere Lehrer die Prüfung genauso gestalten würden?“3

Bei der Prüfungsdurchführung ist außerdem die Aufgabenstellung, die gewährte Bearbeitungszeit, gegebene Erläuterungen und Hilfestellungen sowie erlaubte Hilfsmittel und Kooperation mit Nachbarn zu beachten und ob diese ebenso den Objektivitätsansprüchen genügen.4

2.2 Validität

also die Gültigkeit einer Messung, ist gegeben, wenn sichergestellt werden kann, dass gemessen worden ist, was gemessen werden sollte.5

Bovet und Huwendiek weisen darauf hin, dass die Validität oft in Klassenarbeiten durch eine zu große Zeitbeschränkung beeinträchtigt wird, weil die Bearbeitungszeit zu knapp bemessen ist. Hierdurch kann ein größerer Teil der SuS manche Aufgaben nicht mehr bearbeiten, was wiederum dazu führt, dass die gemachten Testergebnisse keine Rückschlüsse auf den Lernstand zulassen.

Ein valider Test misst das, was laut Lehrplan zu lernen war. Aus diesem Grund muss feststehen, was im konkreten Unterricht gelernt werden sollte. Lernziele sollten demzufolge vor der Überprüfung festgelegt und reflektiert werden. Hinzu kommt, dass ein enger

Zusammenhang zwischen dem konkreten Unterricht und der Überprüfung bestehen sollte, um auch für die SuS transparent zu sein.6

2.3 Reliabilität

gibt die Genauigkeit und Sicherheit einer Messung an. Mit Hilfe der Reliabilität wird versucht, zu einem nahezu „wahren“ Testergebnis zu gelangen.

Es gilt dabei der Grundsatz, „je mehr unabhängige Einzelfragen, desto zuverlässiger das Testergebnis.“7 Komplexe, miteinander verbundene Aufgaben sind hingegen problematisch, lassen sich aber gerade in der Mathematik oft nicht verhindern. Abhilfe würden hier Zwischenergebnisse schaffen, um die Reliabilität des Tests weiter gewährleisten zu können.8 Sacher formuliert in diesem Punkt der Leistungsüberprüfung die Grundfrage der Reliabilität folgendermaßen: „Inwieweit kann ich sicher sein, daß mein Meßfehler den wahren Ausprägungsgrund der Leistung repräsentiert und nicht über Gebühr von Meßfehlern verfälscht ist?“9

Ein wichtiger Aspekt der Reliabilität ist, dass die Testleistungen von SuS über mehrere Testdurchläufe und Zeitspannen hinweg, präzise, konsistente und stabile Testleistungen widerspiegelt.10 Ist dies gegeben und wir gehen davon aus, „daß die Urteile, die wir über Menschen auf der Basis eines Tests abgeben, von Mal zu Mal die gleichen bleiben“11, dann können wir erst annehmen, „daß der Test reliabel, d.h. verläßlich ist.“12

3 Was darf gemessen und beurteil werden?

Soll bei einem Test herausgefunden werden, was die Testperson wirklich weiß, muss dies mit einem kriteriumsbezogenem Ansatz untersucht werden.13 Neben dem kriteriums- bezogenem Test steht der normbezogene Test, hier werden die Leistungen von anderen Testpersonen mit in die Wertung einbezogen und das Individuum mit anderen Individuen verglichen.14 Bei SuS sollte grundsätzlich immer kriteriumsbezogen und nicht normbezogen getestet werden.

[...]


1 Bovet, Gislinde/ Huwendiek Volker: Leitfaden Schulpraxis, S. 330.

2 Vgl. ebenda S.330.

3 Sacher, Werner: Prüfen, beurteilen, benoten, S.29.

4 Vgl. Ebd. S.29.

5 Vgl. Ebd. S.30f.

6 Vgl. Bovet, G./ Huwendiek, V., Leitfaden Schulpraxis, S.331f.

7 Bovet/Huwendiek, Leitfaden Schulpraxi, S.330.

8 Vgl. Ebd. S.330.

9 Sacher, W., Prüfen, S.30.

10 Vgl. Gage/Berliner, Päd. PsychologieS.591.

11 Ebd. S.591.

12 Ebd. S.591.

13 Vgl. ebd., S.587.

14 Vgl. ebd. S.585.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Herausforderung Leistungsbeurteilung
Untertitel
Objektive Beurteilung und damit verbundene Schwierigkeiten im Lehrerberuf
Hochschule
Universität Münster  (IBL )
Veranstaltung
Leistung messen und beurteilen sowie Lernerfolge förderlich rückmelden
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
13
Katalognummer
V205709
ISBN (eBook)
9783656326311
ISBN (Buch)
9783656327516
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
herausforderung, leistungsbeurteilung, objektive, beurteilung, schwierigkeiten, lehrerberuf
Arbeit zitieren
Merle Willhöft (Autor:in), 2012, Herausforderung Leistungsbeurteilung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205709

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