Fremde oder Freunde? Präsentatoren und Rezipienten von Fernsehnachrichten - eine qualitative Studie zu parasozialer Interaktion


Magisterarbeit, 2000

205 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1 Einleitung und Problemstellung

2 Köpfe und Konzepte - Fernsehnachrichten im Wandel
2.1 Von der Tagesschau zur News-Show
2.2 Vom Sprecher zum Anchor
2.3 Einflussfaktoren auf die Attraktivität von Nachrichtenpräsentatoren
2.3.1 Glaubwürdigkeit
2.3.2 Zuverlässigkeit
2.3.3 Ästhetik
2.3.4 Soziales
2.4 Exkurs: Die Rezeption von Fernsehnachrichten im Wandel

3 Symbolischer Interaktionismus
3.1 Einbettung in die Handlungstheorie
3.2 Die Theorie der Rollenübernahme (G.H. Mead )
3.3 Interaktion als Bedeutungskonstruktion (Herbert Blumer)
3.4 Mediennutzung als soziales Handeln
3.5 Wissenschaftstheoretische Implikationen
3.6 Kritik

4 Parasoziale Interaktion
4.1 Theorie
4.1.1 „Intimacy at a distance“: Das Konzept der Parasozialen Interaktion nach Horton & Wohl (1956)
4.1.2 „Breaking the fourth wall“ - Parasoziale Interaktion in der Texttheorie
4.1.3 Parasoziale Interaktion als role-taking
4.1.4 Parasoziale Interaktion als Gratifikation
4.2 Empirie
4.2.1 Parasocial interaction scale - Entwicklung und Kritik
4.2.2 Parasozialität und Fernseh-Lieblingspersonen
4.2.3 Parasozialität und Fiktionale Fernsehpersonen
4.2.4 Parasozialität und non-fiktionale Fernsehpersonen
4.2.5 Ergebnisse im Überblick
4.3 Kritik
4.4 Anwendung des Konzepts auf die Problemstellung

5 Ziel der Untersuchung und Forschungsfragen

6 Methode der Gruppendiskussion
6.1 Definition
6.2 Entwicklung
6.3 Konzeption
6.4 Gütekriterien
6.5 Stärken und Schwächen
6.6 Begründung der Methodenwahl

7 Konzeption und Durchführung der Untersuchung
7.1 Größe und Anzahl der Gruppen
7.2 Teilnehmer
7.2.1 Stichprobe
7.2.2 Rekrutierung
7.2.3 Zusammensetzung der Gruppen
7.3 Pretest und Instrumente
7.3.1 Pretest
7.3.2 Leitfaden
7.3.3 Fragebogen
7.3.4 Skala
7.4 Organisatorisches
7.5 Schematischer Diskussionsverlauf
7.6 Diskussionsverlauf in den einzelnen Gruppen
7.7 Datenaufbereitung und auswertung
7.7.1 Transkription
7.7.2 Auswertung
7.7.2.1 Indikatoren für Parasozialität
7.7.2.2 Analyse der Gruppendiskussion
7.7.2.3 Analyse der Skala
7.7.2.4 Analyse des Fragebogens

8. Ergebnisse
8.1 Rezipiententypologie
8.1.1 Der Fremde
8.1.1.1 Nachrichtenbiographien der Fremden
8.1.1.2 Parasozialität
8.1.1.3 Moderator
8.1.1.4 Fernsehnachrichten
8.1.1.5 Zusammenfassung
8.1.2 Der Treue
8.1.2.1 Nachrichtenbiographien der Treuen
8.1.2.2 Parasozialität
8.1.2.3 Moderator
8.1.2.4 Fernsehnachrichten
8.1.2.5 Zusammenfassung
8.1.3 Der Empathische
8.1.3.1 Nachrichtenbiographien der Empathischen
8.1.3.2 Parasozialität
8.1.3.3 Moderator
8.1.3.4 Fernsehnachrichten
8.1.3.5 Zusammenfassung
8.2 Einzeltyp: Der empathische Fremde
8.3 Ergebnisse der schriftlichen Befragung
8.3.1 Ergebnisse aus dem Fragebogen
8.3.2 Ergebnisse aus der Skala
8.3.2.1 Antworten im Überblick
8.3.2.2 Kommentierung des Instruments durch die Teilnehmer
8.3.2.3 Diskrepanzen im Antwortverhalten
8.3.2.4 Beurteilung des Instruments

9. Schlussbetrachtung und Ausblick
9.1 Parasozialität: Differenzierung, Einflussfaktoren und Funktionen
9.2 Das Verhältnis von parasozialer Interaktion und parasozialem Verhalten
9.3 Ergebnisse im Literaturvergleich
9.4 Fazit
9.5 Ausblick
9.5.1 Wissenschaft
9.5.2 Praxis

Literaturverzeichnis

Anhang
Screening-Fragebogen für Teilnehmer-Rekrutierung
Begrüßung und Vorstellung der Moderatorin (in Stichworten)
Fragebogen zur Gruppendiskussion
Diskussionsleitfaden / Version 1
Diskussionsleitfaden / Version 2
PSI - Skala
Beispiel für die Auswertungsschritte 3 & 4:
Einordnung in Unterkategorien & 1. Kürzung
Beispiel für die Auswertungsschritte 5 & 6:
Einordnung in Unterkategorien und 2. Kürzung/ paraphrasierung
Beispiel für den Auswertungsschritt 8: Einzelfallprofil
Übersicht über die im Verlauf der qualitativen Inhaltsanalyse gebildeten Kategorien und Dimensionen
Übersicht über die Zuordnung der PSI-Items nach der inhaltlichen Faktorenstruktur von Parasozialität (Gleich 1995; 1997)
PSI-Skala nach Rubin, Perse & Powell (1985)

1 Einleitung und Problemstellung

„Fernsehen braucht gute Köpfe wie die Bratwurst den Senf oder der Narziß den Spiegel. Begabte Moderatoren und Entertainer sind - zusammen mit einem brauchbaren Konzept - Garanten für einen Quotenerfolg und mehr.“ (Lesche 1998: 33)

Dieses Zitat des ehemaligen Nachrichtenchefs von RTL macht deutlich, dass die zunehmende Personalisierung von Fernsehprogrammen mit deren Akzeptanz sowie dem damit verbundenen - wirtschaftlichen - Erfolg eines Rundfunkanbieters sehr eng zusammenhängt. Dies gilt im Hinblick auf den seit der Deregulierung des Rundfunks bestehenden Konkurrenzdruck zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehveranstaltern insbesondere für Nachrichtensendungen, die das Aushängeschild eines jeden Senders sind und dessen Image sehr nachdrücklich prägen (vgl. Lesche 1998: 35; Nieland 1996: 172). Angesichts der herrschenden Programmvielfalt sowie der damit einhergehenden Segmentierung des Publikums kann die Personalisierung von Nachrichtensendungen helfen, deren jeweiligen Wiedererkennungswert zu steigern und somit eine höhere Zuschauerbindung herzustellen (vgl. Hefter 1999: 163; Hamm 1998: 67).

Anders als in den USA, wo die News-Anchor aller großen Networks als Verkäufer der täglichen Nachrichten besonders viele Zuschauer binden und dafür Millionengagen beziehen, präsentiert sich hierzulande ein uneinheitliches Bild: Jede Sendung hat mittlerweile ihre eigene Präsentationsform hervorgebracht; Berufsbild und Bedeutung der Präsentatoren variieren „vom traditionellen, distanzierten Erzähler bis zum welterklärenden Sympathieträger“ (Kremer 1998: 50). Ein Trend lässt sich jedoch auf allen Kanälen - wenngleich auch nicht in allen Formaten - feststellen: Die Person des Präsentators[1] ist im Laufe der letzten Jahre immer mehr in den Mittelpunkt gerückt: Bis auf die Sprecher der Tagesschau um 20 Uhr nehmen die Moderatoren vielfältige Aufgaben wie Begrüßung, Anmoderation, Überleitung, Interview und Verabschiedung wahr. Somit bieten sie sich dem Zuschauer innerhalb der Sendung als Bezugsperson an und stellen für diesen im Gesamtangebot der Programme eine wichtige Orientierungshilfe dar.

Die zunehmende Personalisierung von Nachrichtensendungen sowie die darüber hinausgehende Präsenz der Moderatoren in anderen Medien - zumal in den von ihnen eigens geschaffenen[2] - kann nicht ohne Folgen für den Zuschauer geblieben sein. Mehrere US-amerikanische Studien (vgl. u.a. Levy 1979; Houlberg 1984; Henningham 1988) legen die Vermutung nahe, dass viele Zuschauer eine Nachrichtensendung vor allem wegen ihrer Vorliebe für einen bestimmten Moderator ansehen und die präsentierten Inhalte dabei in den Hintergrund treten: „Who reads the news may be more important than what’s on the news“ (Henningham 1988: 138).

Betrachtet man außerdem die in den Fernsehnachrichten vermittelte Illusion eines Zwiegesprächs, welche durch die direkte Adressierung des Moderators an sein Publikum erzeugt wird, so dürfte es nicht verwundern, wenn sich der Zuschauer darauf einließe und dem Moderator eine wichtige Rolle im Prozess der Nachrichtenvermittlung zuschriebe. Wurde dieses Thema bereits Ende der achtziger Jahre in den USA relativ umfassend behandelt, so liegen für die Rezeption von Fernsehnachrichten deutscher Sender keine Untersuchungen vor, welche diesen Aspekt fokussieren. Vielmehr befasst sich die Mehrzahl der hierzulande durchgeführten Studien mit der Frage nach der Informationsvermittlungskompetenz von Fernsehnachrichten - gemessen anhand der Behaltensleistung der Rezipienten.

Daher soll in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen werden, ob sich die Rezipienten ihrerseits auf die Personenzentrierung von Nachrichtensendungen in Form von parasozialer Interaktion einlassen und welche Funktion dieses Phänomen sowie die Präsentatoren von Nachrichtensendungen selbst für den Rezipienten erfüllen. Dabei werden die bisher mehrheitlich als auf ein Phänomen hinweisend begriffenen Aussagen zur Erfassung parasozialer Interaktion in Anlehnung an eine frühere Studie in drei Faktoren eingeteilt, um der Verwendung des Interaktionsbegriffs in der Primärquelle gerecht zu werden. Die Ergebnisse einer qualitativen Rezeptionsstudie sollen einen Vergleich mit den Befunden amerikanischer Studien erlauben und Schlussfolgerungen sowie mögliche Veränderungen für die Fernsehpraxis aufzeigen. Außerdem können aus dem Einsatz und der Beurteilung eines zusätzlichen Befragungsinstruments Konsequenzen für dessen zukünftige Verwendung im Rahmen von Studien zu parasozialer Interaktion gezogen werden.

Die kommunikationswissenschaftliche Einbettung der Arbeit erfolgt in einem ersten Schritt in Anlehnung an die von Kamps & Meckel (1998) aufgestellte Systematik der Fernsehnachrichtenforschung, der zu Folge sich die Forschungsbereiche Nachrichtenproduktion, Nachrichteninhalte und Nachrichtenrezeption voneinander abgrenzen lassen[3] (vgl. Kamps/Meckel 1998: 20f.). Auf dem Gebiet der Nachrichteninhalte erfolgt eine Darstellung der unterschiedlichen Nachrichtenformate und deren gestalterischer Merkmale unter besonderer Berücksichtigung des Stellenwerts und der Funktion des Präsentators[4]. Im Anschluss wird eine Beschreibung unterschiedlicher Aspekte, welche die Attraktivität von Moderatoren beeinflussen, vorgenommen. Das darauffolgende Kapitel zur Rezeption von Fernsehnachrichten beschreibt die Veränderung von Rezeptionsgewohnheiten vor dem Hintergrund der Ausdifferenzierung von Nachrichtenformaten und der Segmentierung des Publikums.

Ihren theoretischen Anschluss findet die vorliegende Arbeit im Symbolischen Interaktionismus, welcher den handlungstheoretischen Rahmen und somit das der Arbeit zugrundeliegende Verständnis vom aktiven Rezipienten impliziert. Darüber hinaus verlangen die wissenschaftstheoretischen Implikationen dieses Konzepts ein qualitatives empirisches Vorgehen und begründen somit die Methodenwahl. Im Rahmen dieser Theorie erscheint parasoziale Interaktion als interaktionistisches Modell für Medienkommunikation. Da das Konzept der parasozialen Interaktion eine wesentliche Grundlage der durchgeführten Rezeptionsstudie darstellt, wird ihm ein ausführliches Kapitel gewidmet, in welchem relevante Studien und unterschiedliche theoretische Interpretationen vorgestellt werden. Schließlich erfolgt eine Anwendung des Konzepts auf die eingangs skizzierte Problemstellung.

Im Anschluss an den theoretischen Teil der Arbeit wird eine ausführliche Darstellung von Konzeption und Durchführung der Untersuchung sowie der verwendeten Auswertungsstrategien vorgenommen. Anschließend erfolgt eine detaillierte Präsentation der Untersuchungsergebnisse, auf deren Basis schließlich Vergleiche mit US-amerikanischen Studien und Rückschlüsse für die Fernsehpraxis möglich sein werden.

2 Köpfe und Konzepte - Fernsehnachrichten im Wandel

Seit der Einführung des dualen Rundfunksystems in der Bundesrepublik Deutschland Mitte der achtziger Jahre hat sich die Fernsehlandschaft stark gewandelt. Private Rundfunkanbieter schufen neuartige Programme und Programmformen - eine Veränderung, die sich vor allem im Genre der Hauptnachrichtensendungen bemerkbar macht, welche nicht zuletzt aufgrund ihrer zeitlichen Positionierung[5] für eine hohe Zuschauerbindung sorgen (vgl. Brosius 1998: 285). Waren die Zuschauer bis 1984 vor allem die seriösen Sprecher von Tagesschau und heute gewöhnt, so präsentieren die Privaten dem Zuschauer locker moderierte News-Shows im amerikanischen Stil.

2.1 Von der Tagesschau zur News-Show

Der neuartige Konkurrenzdruck durch die privaten Rundfunkanbieter und der damit einhergehende Kampf um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zwang die Programmverantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Sender, sich nun ihrerseits verstärkt um die Hauptnachrichtensendungen zu bemühen. Neben den Inhalten selbst[6] veränderte sich auch deren Präsentation[7]: Boten ARD und ZDF ihre Informationen bis Mitte der achtziger Jahre nüchtern und seriös dar, so haben ‚bunte’ Präsentationsweisen mit den privaten Anbietern in Deutschland auch Eingang in öffentlich-rechtliche Informationssendungen gefunden[8] (vgl. Wilke 1999: 55).

Wie Goertz in einer Studie nachweisen kann, hat sich das Erscheinungsbild von Nachrichtensendungen in den vergangenen zehn Jahren stark verändert: Hinsichtlich der gestalterischen Mittel deutschsprachiger Fernsehnachrichten - in der Unterteilung nach privaten und öffentlich-rechtlichen Anbietern - existiert inzwischen kein signifikanter Unterschied mehr. (Vgl. Goertz 1996: 205f.) Diese Ergebnisse sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Hauptnachrichtensendungen im deutschen Fernsehen durchaus voneinander unterscheiden. Allerdings bietet sich hier inzwischen keine ‚klassische’ Zweiteilung nach der Rechtsform der Sender mehr an, sondern vielmehr eine Typologie, welche die unterschiedlichen Formate beschreibt, die von öffentlich-rechtlichen wie privaten Rundfunkanbietern bei der immer stärker zielgruppenorientierten Gestaltung von Hauptnachrichtensendungen verwendet werden. Dabei reicht die Spanne der Präsentationsformen von der traditionellen Sprechersendung über das Nachrichtenjournal bis zur amerikanischen News-Show.

Bekanntestes und inzwischen seltenes Beispiel für die Sprechersendung ist die Tagesschau der ARD, die im Gegensatz zu allen anderen Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen dem traditionellen Sprecher-Prinzip treu geblieben ist. Der Sprachstil ist formell und zurückhaltend, die Sätze sind komplexer gebaut und mit anspruchsvollerem Vokabular erstellt als in anderen Nachrichtensendungen. Da die in der Sendung präsentierten Ereignisse nicht kommentiert und kaum in größere Zusammenhänge gestellt werden, ist die Spanne der journalistischen Präsentationsformen stark eingeschränkt - es dominiert die neutrale Sprechermeldung. Darüber hinaus verzichtet die Sprechersendung auf den Einsatz moderner Styling-Elemente wie Trailer, Themenüberblick oder Jingles. (Vgl. Wittwen 1995: 32; Goertz 1996: 208)

Die Nachrichtenjournale[9] erheben den Anspruch, die Tagesereignisse zu vertiefen und Hintergrundinformationen zu liefern. Sowohl das Themenspektrum als auch die Palette journalistischer Präsentationsformen sind in diesem Format wesentlich breiter angelegt als in der klassischen Sprechersendung. Auch folgen die Gewichtung und Reihenfolge der präsentierten Ereignisse keinem immergleichen Schema: Vielfach steht nicht das relevanteste[10] Thema, sondern ein sportliches oder kulturelles Ereignis am Beginn der Sendung - neben Relevanz gelte für das heute-journal auch Attraktivität als wichtiges Selektionskriterium, ließ dessen ehemaliger Chefredakteur Peter Voss seine Mitarbeiter in einer ZDF-internen Anleitung wissen (vgl. Posselt/Rieglhofer 1996: 18). Außerdem präsentiert das Nachrichtenmagazin zu bestimmten Themen häufig mehrere Beiträge, die sich dem Ereignis aus unterschiedlichen Perspektiven nähern. Die Sprache ist weniger distanziert und formell als in der Sprechersendung und wird bisweilen durch alltagssprachliche Formulierungen durchbrochen. Letzteres ist vor allem bei vermischten Beiträgen der Fall (vgl. o.N. 1994: 10). Durch das Verwenden unterschiedlicher Kameraeinstellungen sowie die partielle Einblendung des Studioraums hebt sich das facettenreichere Nachrichtenmagazin auch optisch von der Sprechersendung ab.

Die News-Show ist der Prototyp einer amerikanischen Nachrichtensendung und stellt insbesondere im dortigen Fernsehen eine beliebte und gängige Präsentationsform dar. Dieses Format geht dabei am weitesten in dem Versuch, Nachrichten und Unterhaltung miteinander zu verbinden. Der Studioraum wird in weitaus größerem Maße genutzt als im Nachrichtenjournal: Häufig können sich die Moderatoren frei darin bewegen. Dies erlaubt Schauplatzwechsel und Live-Elemente[11], die in anderen Nachrichtenformaten nicht in diesem Ausmaß möglich sind. Der thematische Rahmen der News-Show geht über den des Nachrichtenjournals noch hinaus: Die Relevanz eines Beitrages ermisst sich vor allem anhand dessen vermuteter Bedeutung für den Zuschauer und am Grad der Betroffenheit, welchen er beim Publikum auszulösen vermag. In der News-Show spiegelt sich am deutlichsten der Trend „weg von der reinen, harten Information, hin zu den Nachrichten, die mit netten Nebensächlichkeiten aus aller Welt den Zuschauer von seinem tristen Alltag ablenken sollen“ (Posselt/Rieglhofer 1996: 20).

Um ihre Dynamik zu erhöhen, versucht die News-Show, die klassische Nachrichten-Dramaturgie - das heißt: Präsentation der Ereignisse nach dem Prinzip abfallender Wichtigkeit - zu durchbrechen, indem sie bewußt Höhepunkte setzt und Ruhepunkte einbaut. Nachrichten komplexer Art werden nur begrenzt berücksichtigt; das Sprachniveau erscheint gegenüber anderen Nachrichtenformaten stark vereinfacht. (Vgl. Wittwen 1995: 33f.).[12]

2.2 Vom Sprecher zum Anchor

Die unterschiedlichen Präsentationsformen implizieren auch verschiedene Moderationsstile, wobei Bedeutung und Aufgaben des Präsentators stark variieren. In der traditionellen Sprechersendung ist es die vorwiegende Aufgabe der Sprecher, die Nachrichten zu verlesen. Sie sind keine Redakteure oder Moderatoren, sie lesen Nachrichten, die von anderen geschrieben wurden, „ohne Körperregung“ (Posselt/Rieglhofer 1996: 16) vom Blatt. Daher wird auf den Einsatz des Teleprompters bei dieser Präsentationsform bewusst verzichtet.[13] Das Verhältnis des Sprechers zu den Meldungen ist distanziert - er „leiht ihnen seine Stimme, aber er stellt ihnen nicht seine Persönlichkeit zur Verfügung“ (Straßner 1982: 36).

Die von dem als neutrale Instanz stilisierten Sprecher vorgetragenen Ereignisse erhielten vor allem in den frühen Jahren der Tagesschau für einen Großteil der Zuschauer einen öffiziösen Anstrich.[14] Durch die bis 1973 gleichbleibende Kameraeinstellung wurde der Sprecher in den Mittelpunkt der Sendung gerückt - mit dem Ergebnis, dass von den Zuschauern jede Veränderung in der angestammten Moderatorenrolle überbewertet wurde. Seit der Einführung des Blue-Screen-Verfahrens, welches den Einsatz zusätzlicher visueller Informationen erlaubt[15], ist jedoch ein Teil der Aufmerksamkeit vom Sprecher abgelenkt, der seitdem nicht mehr den gesamten Bildschirm ausfüllt, sondern an die rechte Seite versetzt wird. Für viele Zuschauer bedeutet dies einen „Verlust an ‘Menschlichkeit’ in den täglichen Welt-Nachrichten“ - sie müssen „die zusätzliche Klarheit mit der Schrumpfung von Familienfreuden“ (Netenjakob 1973; zitiert nach Kremer 1998: 53) bezahlen. Dennoch schafft gerade die sachliche und distanzierte Präsentation der Nachrichten beim Publikum Identifikation und Vertrauen - trotz wachsender Konkurrenz gilt die Tagesschau auch heute noch mit Abstand als die glaubwürdigste Nachrichtensendung (vgl. Darschin 1999: 164).

Die Moderatoren der Nachrichtenjournale sind sogenannte ‘Redakteure im Studio’, die im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeit ihre Texte selbst verfassen (vgl. Kremer 1998: 54f.). Typisch für dieses Nachrichtenformat ist, dass die jeweiligen Moderatoren den Rezipienten nicht nur über die neuesten Ereignisse in Kenntnis setzen, sondern diese auch bewerten und einordnen[16], ihr Publikum durch das Tagesgeschehen leiten und sich ihm dabei als wichtige Bezugspersonen anbieten. Der Moderator soll „eine Persönlichkeit sein, die entschieden auftritt und vorträgt, was es zu sagen gilt; er vermeidet [...] angestrengte Lockerheit, besonders originelle Überleitungen oder spaßiges Andienen“ (Wittwen 1995: 31).

Obwohl den Präsentatoren des Nachrichtenjournals eine wesentlich zentralere Rolle innerhalb der Sendung zukommt als denjenigen einer Sprechersendung, betreibt dieses Format keine vollständige und konsequente Personalisierung, da es nicht auf einen Moderator setzt, sondern eine Ablösung unterschiedlicher Moderationsteams praktiziert. Dennoch erfüllen auch hier die einzelnen Moderatoren die Funktion, beim Rezipienten für eine höhere Identifikation und Programmbindung zu sorgen.[17],[18]

Im Falle der News-Show kommt der Moderation eine weit gewichtigere Rolle zu als im Nachrichtenjournal, weshalb ihr Gelingen noch stärker an die Person des Moderators gebunden ist als bei anderen Nachrichtensendungen. Durch die Sendung führt - häufig gemeinsam mit einem Co-Moderator, der in den meisten Fällen für die Kurznachrichten und den Sport zuständig ist - ein Anchorman[19], dessen bildhafte Bezeichnung bereits deutlich macht, dass „seine Hauptfunktion darin besteht, seinen Namen mit der Sendung zu verkoppeln und somit einen ruhenden, zuverlässigen Pol zu bilden“ (Kremer 1998: 61). Entsprechend seiner zentralen Rolle hat der Anchor einer News-Show vielfältige Aufgaben, die von der Begrüßung über Anmoderation, Überleitung und Kommentierung bis zur Verabschiedung der Zuschauer reichen. Im Gegensatz zum distanzierten Sprecher tritt der Anchor nicht hinter der Meldung zurück - er fungiert vielmehr als ‚Nachrichtenverkäufer’, prägt die Sendung durch seine persönliche Ausstrahlung und wird somit zum wichtigen Bindeglied zwischen Information und Zuschauer (vgl. Hefter 1999: 161).

Abgesehen von ihrer essentiellen Rolle innerhalb der meisten Nachrichtenformate haben sich einige Präsentatoren auch abseits ‘ihrer’ Sendung sowie außerhalb des Fernsehens einen Namen gemacht: Seit Mitte letzten Jahres zeigte der Fernsehsender Phoenix in der Reihe Zeitzeugen mehrere Interviews mit politischen Persönlichkeiten wie beispielsweise Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt und Bundeskanzler Gerhard Schröder, die von Tagesthemen -Moderator Ulrich Wickert geführt wurden. Sowohl von Peter Hahne, einem ehemaligen heute -Moderator, als auch von Ulrich Wickert existieren Publikationen, die ein breites Publikum ansprechen und in welchen vor allem Ulrich Wickert Stellung zu aktuellen Fragen und Entwicklungen in Deutschland nimmt.[20] Zusätzlich finden sich auch in der Boulevardpresse Artikel und Meldungen über Nachrichtenpräsentatoren[21], die außerdem gern gesehene Gäste in Talkshows sind.[22]

Die vorgestellten Beispiele zeigen, dass viele Präsentatoren offensichtlich Medienpersönlichkeiten sind, deren Präsenz auch außerhalb der Nachrichtensendung gefragt ist. Ihr Name und das damit verbundene Image - Seriosität, Vertrauenswürdigkeit, Zuverlässigkeit, Kompetenz - dienen der Attraktivitätssteigerung von Sendungen und Sendern. Dem Rezipienten bieten sie sich in unterschiedlichen Medien als Identifikationsfigur an und sorgen infolgedessen auch dort für eine höhere Publikumsbindung.

2.3 Einflussfaktoren auf die Attraktivität von Nachrichtenpräsentatoren

Welche Faktoren machen Nachrichtenpräsentatoren für Rezipienten attraktiv und erhöhen somit das Potential für parasoziale Interaktion?[23] Eine Antwort auf diese Frage sollen die nachstehenden Ausführungen geben, wobei deutlich wird, dass es sich bei Attraktivität um ein mehrdimensionales Konstrukt handelt[24].

2.3.1 Glaubwürdigkeit

Erkenntnisse auf dem Gebiet der Persuasionsforschung, die im wesentlichen von der Yale-Gruppe um den amerikanischen Sozialpsychologen Carl Iver Hovland begründet wurde zeigen, dass Glaubwürdigkeit durch eine imaginäre Beziehung zwischen der Quelle und dem Empfänger von Botschaften entsteht. In modifizierter Form hat diese Annahme, der ein klassisches Stimulus-Response-Modell zugrunde liegt, auch heute noch Gültigkeit (vgl. Posselt/Rieglhofer 1996: 37). Gegenüber dem Kommunikator entwickelt der Rezipient bestimmte Erwartungen, Vorstellungen und Images, aus denen er - häufig noch vor Beginn einer Kommunikation - Schlussfolgerungen zieht, welche sich im wesentlichen auf drei Eigenschaften des Kommunikators beziehen: Vertrauenswürdigkeit, Kompetenz und Dynamik.

In der Tradition der Yale-Schule erscheint Glaubwürdigkeit folglich als Eigenschaft des Kommunikators. Dies wie auch die Tatsache, dass die Forscher um Hovland mit einem kausalmonologischen Wirkungsmodell arbeiten, wurde in der Vergangenheit unter anderem von dem Leipziger Kommunikationswissenschaftler Günter Bentele kritisiert. Aus seinen Studien geht hervor, dass Glaubwürdigkeit keine kommunikator-immanente Eigenschaft, sondern vielmehr eine Konstruktion des Publikums ist, mit deren Hilfe Komplexität reduziert wird. (Vgl. Bentele 1988: 408; Bentele 1994: 297) Die von den Yale-Forschern benannten Dimensionen finden jedoch auch in neuere Studien Eingang und können somit weiterhin unter dem Konzept ‘Glaubwürdigkeit’ subsumiert werden: Vertrauenswürdig erscheinen Moderatoren dann, wenn über die „Ehrlichkeit und Lauterbarkeit ihrer Motive“ (Nawratil 1999: 17) kein Zweifel besteht, sie also aufrichtig und unabhängig wirken. Auch Offenheit, Gerechtigkeit und Fairness sind Eigenschaften, die glaubwürdigen Kommunikatoren zugeschrieben werden. (Vgl. Weischenberg 1995: 301)

Sowohl berufliche Qualifikationen als auch allgemeinere Eigenschaften wie Geschicklichkeit, Erfahrung und Sachverstand werden in der Kompetenz -Dimension erfasst. Je kompetenter ein Moderator wahrgenommen wird, desto höher ist die Glaubwürdigkeit, die seine Aussagen beim Publikum genießen. Ein besonderes Charakteristikum des Fernsehens bezeichnet die Dynamik -Dimension - in diesem Medium wirken Kommunikatoren umso glaubwürdiger, je höher ihre Aktivität, Extrovertiertheit, Aggressivität, Tapferkeit und Entscheidungsfreude von den Rezipienten eingeschätzt werden. (Vgl. Weischenberg 1995: 301f.)

Eine weitere Komponente, welche die Einschätzung eines Kommunikators als glaubwürdig beeinflusst, ist die wahrgenommene Ähnlichkeit zwischen diesem und dem Rezipienten. Dabei können sowohl Ähnlichkeiten hinsichtlich Einstellungen und Werthaltungen als auch Ähnlichkeiten hinsichtlich der Gruppenzugehörigkeit mit einer Meinungs- und Einstellungsänderung des Publikums zusammenhängen (vgl. Nawratil 1999: 18). Darüber hinaus identifiziert Nawratil die soziale Billigung eines Mediums sowie den Grad der dem Kommunikator entgegengebrachten Sympathie als weitere Dimensionen, welche sich unter dem Konzept ‘Glaubwürdigkeit’ subsumieren lassen. Alle sechs vorgestellten Dimensionen - Vertrauenswürdigkeit, Kompetenz, Dynamik, Ähnlichkeit, soziale Billigung und Sympathie - gelten als Basis für die Zuschreibung von Glaubwürdigkeit - sowohl gegenüber Medien als auch gegenüber Kommunikatoren.

Im Prozess medialer Kommunikation ist die wahrgenommene Glaubwürdigkeit der Quelle abhängig von den Informationen, welche der Rezipient über diese erhält. Da diese Erfahrung ebenfalls via Massenkommunikation vermittelt wird und nicht der interpersonalen Kommunikation entstammt, entwickeln sich die Vorstellungen bezüglich der Vertrauenswürdigkeit einer Quelle in Abhängigkeit von der Mediennutzung. Nach einiger Zeit verfestigen sich diese Vorstellungen zu relativ stabilen Images, die handlungsleitend für die Selektion von Medienangeboten sind und somit für die Rezipienten eine Orientierungsfunktion erfüllen. (Vgl. Nawratil 1999: 20)

2.3.2 Zuverlässigkeit

Eine weitere Erklärung für den Erfolg und die Bedeutung eines Moderators ist die Regelmäßigkeit und Zuverlässigkeit, mit welcher dieser am Bildschirm erscheint. Der aus der Psychologie bekannte Mere-Exposure-Effekt erklärt das Phänomen, nach dem die in zeitlich festgelegten Abständen regelmäßige Wiederholung eines (Moderatoren-)Gesichts auf dem Bildschirm als wichtiges Element für die wahrgenommene Zuverlässigkeit und somit die Akzeptanz eines Programms oder Senders gilt[25] (vgl. Groebel 1998: 44). In einer sich rasant ändernden Welt mit immer komplexeren Problemen und einem ständig wachsenden Informationsangebot ist der „besonnen einordnende und ebenso sympathische wie kompetente Moderator [wie] ein Fels in der Brandung, ein verläßlicher Freund“ (Lesche 1998: 35). Doch nicht nur emotionale, sondern auch zeitstrukturierende Faktoren haben Einfluss auf wahrgenommene Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit: Die Nachrichtensendung strukturiert den Tagesablauf der Rezipienten und stellt darin ein wiederkehrendes Moment dar. (Vgl. Groebel 1990: 62; Posselt/Rieglhofer 1995: 35; sowie vertiefend Mikos 1994: 34f.; Kunkel 1998: 113f.)

[...]


[1] Aufgrund der unterschiedlichen Berufsbilder wird der Begriff Präsentator im Rahmen der vorliegenden Arbeit als Sammelbegriff verwendet. Zugunsten der Lesbarkeit des Textes wird zusätzlich die Bezeichnung Moderator als Synonym für Präsentator gebraucht, auch wenn dies nicht ganz ihrer tatsächlichen Bedeutung entspricht. Beide Berufsbezeichnungen implizieren - ebenfalls zugunsten der Lesbarkeit des Textes - die weibliche Form.

[2] Sowohl von Tagesthemen -Moderator Ulrich Wickert als auch von dem ehemaligen heute -Moderator Peter Hahne existieren Publikationen, die ein breites Publikum ansprechen.

[3] In Ermangelung des thematischen Anschlusses entfällt eine Berücksichtigung des Bereichs Nachrichtenproduktion.

[4] Die Zuordnung der Nachrichtensendungen zu den unterschiedlichen Formaten bezieht sich auf den Zeitraum der Datenerhebung.

[5] Diese Bindung überträgt sich häufig auf die nachfolgende Sendung. Dieses Phänomen wird mit dem Begriff audience flow bezeichnet, da nur ein geringer Austausch der Seherschaft stattfindet. (Vgl. Brosius 1998: 285)

[6] Die Themenbereiche Politik und Wirtschaft werden von den öffentlich-rechtlichen Nachrichten weitaus stärker (40-50%) bedient als beispielsweise von RTL (16%). Bei den Privatsendern hingegen dominieren die Bereiche Gesellschaft, Kultur, Umwelt sowie die sogenannten ‚Soft News’ (Verbrechen, Katastrophen, etc.). (Vgl. Hamm 1998: 66f.)

[7] Nach Bartel stellt die Präsentation ein Strategieelement im Medienwettbewerb dar (vgl. Bartel 1997: 92f.).

[8] Die zunehmende Verschmelzung von Information und Unterhaltung bezeichnet das Schlagwort Infotainment (vgl. Wittwen 1995: 22).

[9] Die Bezeichnung Nachrichtenmagazin wird synonym verwendet (vgl. Posselt/Rieglhofer 1996: 17). Beispiele für dieses Format im deutschen Fernsehen sind das heute-journal (ZDF), die Tagesthemen (ARD) sowie deren jeweilige Spätausgaben und das Nachtjournal (RTL).

[10] Der Begriff der Relevanz ist insofern problematisch, als er von Kommunikator und Rezipient unterschiedliche Interpretationen erfahren kann. Aus konstruktivistischer Perspektive, die hier zugrundegelegt werden soll, handelt es sich bei Relevanz jedoch nicht um eine Eigenschaft von Ereignissen, sondern vielmehr um eine Zuschreibung seitens Kommunikatoren und Rezipienten. Im Falle der Nachrichtenmagazine sind relevante Ereignisse diejenigen, die von den Redakteuren als solche erachtet werden; attraktive Ereignisse in diesem Zusammenhang sind solche, die - in den Augen der Redaktion - vom Publikum als attraktiv eingeschätzt werden. Vgl. abgrenzend dazu den der News-Show zugrundeliegenden Relevanzbegriff.

[11] Zum Beispiel Studio-Interviews oder Gesprächsrunden.

[12] Ergänzend muss hinzugefügt werden, dass es die News-Show jedoch nicht gibt - es handelt sich dabei vielmehr um einen Sammelbegriff für eine möglichst unterhaltsame Aufbereitung von Aktualitäten. Das Spektrum der Subformate reicht vom Eyewitness-News-Format, welches die Person des Reporters besonders hervor­hebt, über die sogenannten Action-News und den Happy-Talk bis hin zum Electronic News-Format. (Vgl. Posselt/Rieglhofer 1996: 20f.) Da sich die aufgeführten Formate zwar theoretisch voneinander abgrenzen lassen, es sich bei der Umsetzung unterschiedlicher News-Shows aber immer um Mischtypen handelt, ist diese Typologie idealtypisch zu verstehen. An diese Präsentationsform lehnt sich im deutschen Fernsehen vor allem die Nachrichtensendung RTL aktuell an. Doch auch die Privatsender SAT.1 (18.30 - Nachrichten), PRO7 (PRO7-Nachrichten) und VOX (Vox-Nachrichten) bemühten sich in der Vergangenheit, ähnliche Nachrichtenformate zu etablieren.

[13] Dies soll sich jedoch in diesem Jahr ändern. Die ehemalige Chefsprecherin Dagmar Berghoff kritisierte diese geplante Neuerung, da sie einen Verlust der Glaubwürdigkeit des Moderators befürchtet (vgl. o.N. 1999: 16).

[14] Im Fall des Tagesschau -Sprechers Karl-Heinz Köpcke führt dies so weit, dass er von mehr als 60 Prozent der Bevölkerung für den Sprecher der Bundesregierung gehalten wird (vgl. Launer 1979: 290).

[15] Zum Beispiel Grafiken, Stichworteinblendungen oder Symbole.

[16] Dadurch vollziehen sie jedoch eine permanente Gratwanderung zwischen erlaubter Subjektivität und der gebotenen Zurückhaltung im Meinungsbereich.

[17] Beispiele für dieses Format sind die Tagesthemen (ARD ) und das heute-journal (ZDF).

[18] Vermutlich aus diesem Grund wird in der Literatur teilweise die Bezeichnung ‚Anchor’ nicht nur für Moderatoren von News-Shows, sondern auch für Präsentatoren von Nachrichtenjournalen verwendet (vgl. beispielsweise Hefter 1999: 161; Kremer 1998: 61; Seesslen 1996: 140). Dass die Bedeutung dieses Terminus für die beiden Formate different ist, wird im folgenden deutlich werden.

[19] Dieser Begriff wurde von Sig Mickelson, dem ehemaligen Präsidenten der CBS News, geprägt, als er 1952 für den Nachrichtenmoderator Walter Cronkite eine passende Berufsbezeichnung suchte. „I visualized the ‘anchorman’ as the best-informed person at the convention. All our communication lines would terminate at him.“ (Mickelson 1989, zitiert nach Wittwen 1995: 66) ‚Anchorwoman’ oder ‚Anchor’ sind Variationen dieses Begriffs (vgl. Bliss 1991, zitiert nach Wittwen 1995: 66).

[20] Vgl. Wickert, Ulrich (1994): Der Ehrliche ist der Dumme: über den Verlust der Werte. Hamburg.; Wickert, Ulrich (1997): Deutschland auf Bewährung - der schwierige Weg in die Zukunft. Hamburg.; Hahne, Peter (1994): Gute Nachrichten. Von und mit Peter Hahne. Stuttgart.

[21] Prominentestes Beispiel ist die ehemalige Tagesschau -Sprecherin Susan Stahnke, die aufgrund freizügiger Fotos im Boulevardblatt Gala in Konflikt mit ihrem Arbeitgeber geriet.

[22] Am 22. April 1999 lud beispielsweise Alfred Biolek prominente Moderatoren wie Gabi Bauer (Tagesthemen, ARD), Petra Gerster (heute, ZDF) und Peter Kloeppel (RTL aktuell) unter dem Titel „Nachrichtenfieber“ in seine Sendung Boulevard Bio ein und diskutierte mit ihnen über Karriere, Selbstverständnis und Arbeitsalltag.

[23] Verschiedene Untersuchungen zu parasozialer Interaktion zeigen, dass das Auftreten dieses Phänomens mit der Fähigkeit der Benennung einer TV-Lieblingsperson zusammenhängt (vgl. Kapitel 4.2).

[24] Die folgende Klassifikation erfolgt in Anlehnung an Groebel (1990).

[25] Dieses Phänomen wird auch als Werner-Höfer-Effekt bezeichnet, da dieser über Jahre hinweg ‚pünktlich’ sonntags um 12 Uhr mit seinem „Internationalen Frühschoppen“ auf dem Bildschirm erschien (vgl. Groebel 1998: 44).

Ende der Leseprobe aus 205 Seiten

Details

Titel
Fremde oder Freunde? Präsentatoren und Rezipienten von Fernsehnachrichten - eine qualitative Studie zu parasozialer Interaktion
Hochschule
Westfälische Wilhelms-Universität Münster  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
205
Katalognummer
V20554
ISBN (eBook)
9783638244039
Dateigröße
1204 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fremde, Freunde, Präsentatoren, Rezipienten, Fernsehnachrichten, Studie, Interaktion
Arbeit zitieren
Julia Flasdick (Autor:in), 2000, Fremde oder Freunde? Präsentatoren und Rezipienten von Fernsehnachrichten - eine qualitative Studie zu parasozialer Interaktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20554

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