Analyse und Vergleich der touristischen Leit- und Informationssysteme am Beispiel der Städte Nürnberg, Leipzig und Dresden


Diplomarbeit, 2003

234 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Interviewleitfaden

1. Begrüßung und Einleitung
- Vorstellung der eigenen Person und der Diplomarbeit

2. Fragen zur Person:
- Welche Funktion üben Sie genau aus?
- Seit wann sind Sie in dieser Funktion tätig?

3. Fragen zu den Beschilderungssystemen in Ihrer Stadt:
3.1 Vorhandensein der Leitsysteme
- Gibt es touristische Beschilderung bzw. Leitsysteme in Ihrer Stadt?
- Welche Leitsysteme bzw. Beschilderungssysteme existieren in Ihrer Stadt? (z.B. Parkleitsystem, Hotelleitsystem, Fußgängerrundweg durch die Innenstadt, Informationen am Objekt/Gebäude, etc.)
- Seit wann gibt es diese Beschilderung in Ihrer Stadt?
3.2 Ziele und Konzept
- Welche Ziele verfolgt Ihre Stadt mit der touristischen Beschilderung?
- Welche Konzeption liegt dem zugrunde? (wissenschaftlicher Art, Erfahrung, Verbindung von Sehenswürdigkeiten, etc.)
3.3 Entwicklungsprozess
- In welchem Zeitraum erfolgte die Entwicklung, Planung und Umsetzung der Beschilderung?
- Wer initiierte die Entwicklung dieser touristischen Beschilderung?
- Wer sind die Akteure bzw. Beteiligte am Entwicklungsprozess gewesen?
- Gab es Differenzen mit den zuständigen Beteiligten?
- Wurden diese Systeme koordiniert entwickelt oder sind es Einzelsysteme, die von unterschiedlichen Akteuren zu unterschiedlichen Zeiten entworfen wurden?
- Wurde das System nur für Touristen und Besucher der Stadt entwickelt oder ist es auch für Einheimische gedacht?
- Konnten die Bürger bei Interesse ihre Meinung äußern?
- Welche Probleme traten bei der Entwicklung, Planung und Umsetzung auf? (z.B. keine Einigung bezüglich der konkreten Standorte bzw. des Design)
- Gab es im Vorfeld mehrere Beschilderungsvarianten?
- Wie erfolgte die endgültige Entscheidung über die konkrete Auswahl der jetzigen Beschilderungsvariante? Wer hatte die Entscheidungsgewalt?
- Wie hoch waren die Entwicklungs- und Planungskosten bzw. sind die jährlichen Unterhaltskosten?
3.4 Erfahrungen und Nachbesserungen
- Wie schätzen Sie die Annahme durch die Touristen und Besucher der Stadt ein? Gibt es diesbezüglich eine Rückmeldung der Besucher Ihrer Stadt?
- Wurde die Wirksamkeit bereits evaluiert? Falls nicht, ist dies in Zukunft geplant?
- Sind bzw. werden im nachhinein noch zusätzliche Schilder aufgestellt, wenn der Bedarf da ist? Wer entscheidet über die Standorte?
3.5 Leitsysteme und Stadtmarketing
- Wird die Entwicklung touristischer Leitsysteme als Bestandteil des Marketing Ihrer Stadt gesehen?
- Ist die touristische Beschilderung Ihrer Stadt Mitbestandteil des Stadtmarketingprozesses gewesen?
- Hat Ihre Stadt ein Corporate Identity Konzept und wurde dies in die Entwicklung miteinbezogen?

4. Abschluss und Verabschiedung

- Frage nach weiteren Experten, die sich ausführlich mit dem Thema der Diplomarbeit beschäftigen.

Vielen Dank für Ihre Geduld und Unterstützung!

0 Einleitung

In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Allgemeine Wirtschafts- und Sozialgeographie der Technischen Universität Dresden und der Dresden Werbung und Tourismus GmbH wurde die Diplomarbeit „Analyse und Vergleich der touristischen Leit- und In­formationssysteme am Beispiel der Städte Nürnberg, Leipzig und Dresden“ verfasst.

Funktionelle Beschilderungssysteme bieten den Besuchern einer Stadt eine leicht ver­ständliche Orientierung, die als Voraussetzung für einen ansprechenden Aufenthalt gilt.

Die Arbeit teilt sich in einen wissenschaftstheoretischen und einen praktisch angewandten Teil und verfolgt das Ziel, die innerstädtischen touristischen Leit- und Informations-systeme umfassend zu untersuchen. Neben der Beleuchtung aller im öffentlichen Raum realisierten Leit- und Informationssysteme im theoretischen Teil der Arbeit liegt das Hauptaugenmerk der praktischen Untersuchung auf der fußläufigen Beschilderungs-konzeption.

Im ersten Kapitel der Diplomarbeit werden Begriffe definiert, die für die gesamte Arbeit Gültigkeit besitzen. Das zweite Kapitel beinhaltet die theoretischen Grundlagen im Hin­blick auf Orientierungs- und Beschilderungssysteme. Außerdem werden die gesetzlichen Vorgaben erläutert und es findet eine Analyse zur differenzierten Wahrnehmung der Ausschilderung statt. Im dritten Kapitel erfolgt die Betrachtung der Leit- und In-formationssysteme touristischer Art. Die jeweiligen Abschnitte widmen sich den Auf-gaben, den Zielen, den Arten und den Nutzern touristischer Beschilderung. Ferner wird der übergeordnete Zusammenhang mit diversen Marketing- und Servicekonzepten herge­stellt. Das vierte Kapitel dient der Entwicklung eines zukunftsfähigen integrierten Leit- und Informationssystems. Die Elemente einer ganzheitlichen Beschilderungskonzeption werden eingehend erörtert. Abschließend werden die Erfolgsfaktoren sowie die theore­tischen Anforderungen an ein integriertes Leit- und Informationssystem charakterisiert.

Die praktische Anwendung der wissenschaftlichen Erkenntnisse erfolgt im fünften und sechsten Kapitel. Neben der Darstellung der touristischen Struktur werden die vorhan­denen Beschilderungskonzepte der Untersuchungsstädte behandelt. Ziel der ange-wandten wissenschaftlichen Arbeit ist es, substantielle Handlungsempfehlungen für die Errichtung eines touristischen Leit- und Informationssystems in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden zu geben.

1 Begriffsdefinitionen

Im ersten Kapitel sollen wichtige Grundbegriffe definiert und Abgrenzungen zu nicht betrachteten Forschungsgegenständen vorgenommen werden. Die hier festgelegten Definitionen gelten für die gesamte wissenschaftstheoretische und anwendungsbezogene Analyse der innerstädtischen touristischen Leit- und Informationssysteme.

1.1 Leit- und Informationssystem

Nach Wenzel wird ein Leitsystem als "die logische Summe der Einzelinformationen, die entlang eines Weges übermittelt werden" charakterisiert.[1] Er betont weiterhin, dass erst "die Einhaltung einer genau definierten und auch nachprüfbaren Logik" aus den Einzel­hinweisschildern ein Leitsystem macht.[2] Mit dem Leitsystem dauerhaft verbunden ist ein Informationssystem, welches den Nutzer mit Hilfe von Informationen zum gewünschten Zielort leitet. Auch Cheng definiert die Aufgabe eines Leitsystems dahingehend, dass es Informationen für den Nutzer des Systems bereitstellen soll. Aus diesem Grund sind Leithinweise und entsprechende Informationen untrennbar. Nur mit Hilfe von In-formationen kann sich der Ortsfremde orientieren.[3] Dabei ist es nachvollziehbar, dass jede Information nur durch Kontrast zur Umgebung funktioniert.

Neben einem Leit- und Informationssystem lässt sich die weiterführende Form als in­tegriertes Leit- und Informationssystem bezeichnen. Dieses soll nach Ansicht von Wenzel mit anderen Systemen konform sein. Ein integriertes Leit- und Informationssystem stellt ein übergeordnetes Instrument dar, welches verschiedene Elemente besitzt und sämtliche Einzelinformationen in ihrer logischen und nachvollziehbaren Einheit betrachtet.[4]

Jedes Leit- und Informationssystem wendet sich an einen bestimmten Nutzer.[5] In dieser Diplomarbeit wird die Teilmenge der Leit- und Informationssysteme behandelt, die sich an Verkehrsteilnehmer in einer Stadt richten. Beispiele hierfür bilden das Parkleitsystem, welches sich an den Pkw-Nutzer wendet oder das Hotelleitsystem, welches den Such­verkehr zu den Unterkunftsmöglichkeiten vermindern soll. Ein weiteres Beispiel ist ein Leit- und Informationssystem für den Fußgängerverkehr, welches vorrangig im prak­tischen Teil der Arbeit behandelt wird.

Heutige Beschilderungssysteme haben nach Schmauks die Funktion, dass rasche Er­reichen des Ziels zu garantieren. Dabei soll das Erfassen dieser Schilder keine neuen Schwierigkeiten bringen.[6]

Schewe definiert zwei verschiedene raumbezogene Arten von Informationen, die der Be­sucher einer fremden Stadt benötigt. Zum einen die Auskunft über die Lage von Gebäuden, die er besichtigten möchte und zum anderen braucht er allgemeine In-formationen zur Orientierung in der Stadt.[7] Mit Hilfe eines Leit- und Informations-systems kann dazu ein positiver Beitrag geleistet werden.

Begrifflich werden in dieser Diplomarbeit die Wortbedeutungen Leit- und Informations­system, Beschilderungssystem und -konzept sowie Wegweisungssystem synonym verwendet.

1.1.1 Verkehrsleitsystem

Das Verkehrsleitsystem bezieht sich ausschließlich auf die Lenkung der Verkehrsteil­nehmer. Die meisten Verkehrsleitsysteme haben in Deutschland eine gewisse Standardisierung erreicht.[8] Beispielhaft sind die verkehrstechnischen Wegweisungs-systeme oder Parkleitsysteme zu nennen. Parkleitsysteme sind Anlagen, die das Ziel haben den parkplatzsuchenden Verkehr zu mindern. Körngten beschreibt mehrere Möglich­keiten der Definition für Parkleitsysteme. Ein Parkleitsystem ist „die Anordnung von Park-Wechselwegweisern zur belegungsunabhängigen Wegweisung zu Anlagen des ruhenden Verkehrs“.[9] Bei dieser Begriffserläuterung wird der Ausdruck Parkleitsystem mit dem dynamischen Parkleitsystem gleichgestellt.

In den Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs wird der Begriff Parkleit­sys­tem als Oberbegriff für statische und dynamische Anordnungen gebraucht.[10] Jedoch versteht Körngten unter dem dynamischen Parkleitsystem „ein variables, zentralge­steuertes Verkehrslenkungssystem, das - entsprechend der Belegung der ange-schlossenen Parkierungsanlagen - an allen Entscheidungspunkten des inner­städtischen Straßennetzes dem Parkplatzsuchenden den günstigsten Weg zu den nächstgelegenen freien Stellplätzen zeigt“.[11]

Parkleitsysteme wirken hinsichtlich der Beeinflussung des Pkw-Fahrers indirekt. Das Leitsystem liefert dem Fahrzeugführer Informationen, dennoch kann er selbst ent­scheiden, ob er sich nach diesen Angaben richten möchte oder nicht. Demzufolge stellen Parkleitsysteme keine Gebote oder Verbote dar, sondern sie sind als Empfehlung zu werten. Entscheidend ist, ob die Pkw-Benutzer für die Informationen des Parkleitsystems aufnahmebereit sind.[12]

Zu den Verkehrsleitsystemen gehören u.a. auch Hotelleitsysteme, die den Nutzern den korrekten Weg zu ihrer Unterkunft mit Hilfe von statischen Informationsträgern inner­halb der jeweiligen Stadt weisen. Diese haben in den meisten Fällen eine grüne Farbgebung und sind ebenfalls als Empfehlung und Erleichterung zur Zielfindung zu bewerten.

1.2 Beschilderung und Besucherlenkung

Beschilderungen im öffentlichen Raum sind notwendig, um Ortsfremden die Möglichkeit zu geben, sich im unbekannten Gebiet zurechtzufinden und zeitraubende Suchaktionen zu vermeiden. Weiterhin sieht Schmauks in jeder Art von Beschilderung eine „Antwort auf die prinzipielle Ressourcenbeschränkung des Menschen“.[13] Die Autorin geht davon aus, dass nicht jedes Individuum in der Lage ist, seine neue Umwelt selbständig und mit Hilfe einer Systematik zu erfassen. Gründe hierfür sind Zeitmangel, fehlende Gedächtnis­aufnahmefähigkeit sowie nicht vorhandenes kartographisches Wissen, um die Erkenntnisse des erforschten Gebietes zu registrieren. Deshalb markieren die Menschen wichtige Zielrouten.[14]

In dieser Arbeit steht die touristische Beschilderung im Mittelpunkt der Betrachtung. Zudem muss betont werden, dass lediglich die Beschilderungen im öffentlichen Raum Bestandteil der Diplomarbeit sind. Werbetafeln von touristischen Leistungsträgern wie z.B. dem Hotel- und Gaststättengewerbe werden nicht in die Erörterung einbezogen.

Beschilderungen für touristische Zwecke lassen sich in verschiedene Wissenschafts­disziplinen einordnen. Neben dem Tourismus spielen auch Aspekte der Verkehrsplanung eine große Rolle. Angrenzende Wissenschaftsbereiche sind die Psychologie und die Stadtplanung. Des weiteren sind Betrachtungsweisen der individuellen Wahrnehmung einzubeziehen. Freyer und Lübbert betonen diese Aussage, indem die Autoren tou­ristische Beschilderung als eine Schnittstelle zwischen vielen wissenschaftlichen Fachrichtungen bezeichnen.[15] Daraus ergeben sich Schwierigkeiten für die Zuständigkeit im städtischen Verwaltungsapparat und es fehlen traditionelle Kompetenzen.[16]

Touristische Beschilderung hat laut Freyer das Ziel, "ortsunkundige Besucher zu den von Ihnen nachgefragten touristischen Zielen zu führen".[17] Beispielhaft sind hier Park­plätze, Hotels, Sehenswürdigkeiten und touristische Informationsstellen aufzuführen. Durch touristische Beschilderung wird auf das Verhalten der Gäste der Stadt eingewirkt. Ein weiteres Ziel ist die Ressourcenschonung durch Verringerung des Suchverkehrs.[18]

Die meisten Beschilderungskonzepte sind im Straßenverkehr realisiert. Seit 1988 exis­tieren Regelungen für touristische Hinweiszeichen. Mit Hilfe der Richtzeichen 386 und 432 wird für den Autofahrer touristische Wegweisung kenntlich gemacht. Im § 42 StVO wird festgelegt, dass "Richtzeichen besondere Hinweise zur Erleichterung des Verkehrs geben".[19] Nähere Ausführungen zu den rechtlichen Grundlagen erfolgen im Kapitel 2.2.1.

In vielen Destinationen findet eine regulierende Besucherlenkung vor dem Hintergrund unterschiedlicher Absichten statt. Ein Grund ist den Besuchern und Touristen der Stadt die Sehenswürdigkeiten leichter zugänglich zu machen und damit für eine höhere Frequen­tierung zu sorgen.

Andererseits wird mit Hilfe der Besucherlenkung versucht, die Sehenswürdigkeiten der Destination zu schützen. Dies kann z.B. in Form einer Besucherbeschränkung pro Stunde geschehen. Die Ursache hierfür ist der Schutz des Kulturgutes vor unnötiger Abnutzung und Zerstörung durch die massenhaften Besuche der Touristen. Dadurch können historische Strukturen erhalten werden, was sich in der Folge auf die Attrakti­vität des Ortes auswirken kann.[20]

1.3 Orientierung und Wegweisung

Orientierung ist ein menschliches Bedürfnis, das psychologische und physiologische Hintergründe aufweist.[21] Es kann auf soziale und praktische Ursachen zurückgeführt werden, jedoch sollte die Historie ebenfalls einbezogen werden.[22] Eine unabdingbare Voraussetzung für eine einfache Orientierung ist die Darbietung der richtigen In­formation am richtigen Ort.[23] Für Cheng ist die Informationsgestaltung für die Orientierung von fundamentaler Bedeutung. Er bezieht sich dabei auf die Schnittstelle zwischen dem Individuum, seiner Umwelt und der Kommunikation untereinander.[24]

Jede Orientierung verursacht einen Kommunikationsprozess zwischen dem Weg­suchenden und seiner Umgebung. Dieser Entwicklungsgang gliedert sich in die Informationsaufnahme, die Informationsverarbeitung und die Informationsbeantwortung durch den Ortsunkundigen. Dabei ist eine Begrenzung der Menge an Information durch den Planer des Beschilderungssystems sehr bedeutsam, da der Ortsfremde nur eine ein­geschränkte Aufnahmekapazität besitzt.[25]

Speziell auf die innerörtliche Orientierung bezogen, können auch Einheimische von Orientierungs­problemen betroffen sein. Ellinghaus und Welbers sehen Ortsansässige nur bedingt als ortskundig an, so dass Leit- und Informationssysteme auch von Bewohnern der jeweiligen Stadt genutzt werden können.[26]

Die fundamentale Orientierungsinformation ist nach Meinung von Aprath die Be-schilderung des Weges.[27] Auch Ellinghaus und Welbers stellten bereits 1980 fest, dass die Wegweisung die zentrale Funktion für die Orientierung darstellt.[28]

Wegweisung hat folgende funktionelle Aufgaben zu erfüllen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zusammenfassend hat die Wegweisung für den einzelnen Pkw-Fahrer den Auftrag In­formationen zu übermitteln und Unsicherheiten über die korrekte Richtungswahl zu beseitigen. Auf die Gesamtheit des Verkehrs soll die Wegweisung regelnd und steuernd einwirken. Das bedeutet, Wegweisung hat hinsichtlich des Gesamtverkehrs das Ziel, Ströme des Verkehrs zu kanalisieren und umzuleiten. Dies geschieht unter gleichförmiger Beachtung der Sicherheit und der Zügigkeit des Verkehrs. Wegweisung bedeutet nicht nur die reine Erreichung des Ziels, sondern zusätzlich eine ständige Orientierung zu ge­währleisten.[30]

Wegweisung wird dem Ortsfremden in den meisten Fällen mit Hilfe eines Informations­trägers verdeutlicht. Synonym gebraucht wird in dieser Diplomarbeit der Begriff Schild. Die Wortbedeutung von Wegweisung ist gleichzusetzen mit dem Begriff Zielführung oder Hinweisbeschilderung. Ferner werden die Wortbedeutungen Ortsfremder, Weg-suchender und Ortsunkundiger sinngleich verwendet.

1.4 Städtetourismus

Die in dieser Diplomarbeit maßgeblich behandelte Form des Tourismus ist der Städte­tourismus. Steinecke und Wachowiak sehen im Städtetourismus eines der bedeutendsten Marktsegmente Deutschlands.[31] Städtetourismus wird erklärt als „jede Form des Aufent­halts in einer Stadt, die das Gesamterlebnis Stadt zum hauptsächlichen Ziel hat, ob mit oder ohne Übernachtung“.[32] Freyer gliedert die Gäste einer Stadt in Besucher und Tou­risten. Besucher übernachten nicht in der besichtigten Stadt, Touristen nehmen eine Unterkunft für mindestens eine Nacht in Anspruch.[33] Diese Unterscheidung ist für die Ana­lyse der touristischen Leit- und Informationssysteme einer Stadt weniger von Be-deutung, da sowohl Besucher als auch Touristen Leit- und Informationssysteme nutzen. Ein Unterschied besteht lediglich in der Nutzung von Hotelleitsystemen, diese Betrachtungsweise soll jedoch nicht im Vordergrund stehen. Folgerichtig werden in dieser Arbeit die Begriffe Touristen, Besucher und Gäste einer Stadt synonym verwendet.

Eine weitere Unterteilung lässt sich zwischen privat oder geschäftlich bedingten Reisen in eine Stadt vornehmen. Beide können entweder mit oder ohne Übernachtung gebucht sein. Zudem verursachen Verwandten- und Bekanntenbesuche, Messe- und Aus-stellungs­besuche sowie Kongress- und Tagungstourismus ein erhebliches Gästeauf-kommen.[34] Insgesamt spielt für den Touristen, unabhängig von seiner Motivation zum Besuch der Stadt, das Gesamterlebnis die größte Rolle.

Nach Meinung von Steinecke und Wachowiak wird sich zukünftig der Trend fortsetzen, dass der Anteil der Städtereisen innerhalb Deutschlands aufgrund der vermehrten Kultur- und Bildungsbedürfnisse weiter steigt.[35]

1.5 Marketing

Da touristische Leit- und Informationssysteme eng mit Marketingaspekten verwoben sind und sich dies in Zukunft noch verstärken wird, sollen hier die Grundbegriffe des Marketing definiert werden. In einem späteren Kapitel wird auf den Zusammenhang zwischen Beschilderungssystemen und Marketingaspekten eingegangen.

1.5.1 Stadtmarketing

Für den Begriff Stadtmarketing existiert in der Literatur keine einheitliche Definition. Stadtmarketing kann als das Marketing für Städte bzw. Kommunen bezeichnet werden. Besondere Berücksichtigung finden hier die städtischen Funktionen als Wohn- und Lebens­raum, als Wirtschaftsstandort und für einige Gebiete spielt der Tourismussektor eine bedeutende Rolle. Stadtmarketing ist eine Form von Nonprofitmarketing. Es beinhaltet „die Planung, Umsetzung und Kontrolle von Strategien und Maßnahmen gegenüber internen und externen Zielgruppen“.[36]

Dieckmann bezeichnet Stadtmarketing als ein „langfristiges Führungs- und Handlungskonzept“.[37] Innerhalb der Stadt muss in einem Entwicklungsprozess, welcher die Einwohner der jeweiligen Stadt einbezieht, eine Leitidee für die denkbare Entwicklung der Stadt erarbeitet werden.[38] Weiterhin definiert Töpfer Stadtmarketing als umfassenden Ansatz, der über Werbung, Schaffung eines Leitbildes und einer Stadtidentität, Wirtschaftsförderung und einer zukünftigen Stadtentwicklung hinausgeht. Durch Stadt-marketing erfolgt eine markt- und zielgruppenorientierte Führung der Kommune.[39]

Grabow und Hollbach-Grömig setzen ganzheitliches Stadtmarketing mit dem Begriff der kooperativen Stadtentwicklung gleich. Zielstellung dieser Entwicklungsstrategie ist die Aufwertung der Stadt und ihrer Leistungen für die Hauptzielgruppen der Stadt (z.B. Bürger, Wirtschaft, Auswärtige). Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine vermehrte Kommunikation und partnerschaftliches Verhalten zwischen den Akteuren nötig, die an der Gestaltung des jeweiligen städtischen Charakters beteiligt sind. Des weiteren sollten konkrete Vorhaben gemeinschaftlich entwickelt und realisiert werden. Das von Grabow und Hollbach-Grömig bezeichnete „Puzzle Stadtmarketing" basiert auf von sämtlichen Akteuren konzipierten Leitlinien und stellt eine Diskussion von Zielkonflikten dar, die offensiv und konsensorientiert zugunsten der jeweiligen Stadt gelöst werden sollten.[40]

Die in dieser Diplomarbeit analysierten touristischen Leit- und Informationssysteme sind vorwiegend in der Innenstadt bzw. dem Zentrumsbereich einer Stadt verwirklicht, so dass eine Einbeziehung städtischer Marketingaspekte notwendig ist.

Die Begriffe Stadt, Ort, Kommune, Gemeinde und Destination bzw. touristisches Ziel-gebiet werden in dieser Diplomarbeit synonym verwendet.

1.5.2 Tourismusmarketing

Auch touristisches Marketing kann als übergeordnetes Konzept bei der Entwicklung touristischer Beschilderungssysteme angesehen werden. Fremdenverkehr oder Tourismus definiert sich als vorübergehender Ortswechsel von Personen. Je nach Entfernung, Dauer sowie Motiv des Reisens lässt sich eine unterschiedliche Abgrenzung vornehmen.[41]

Freyer definiert Tourismusmarketing als eine „systematische, konzeptionelle Methode oder Denkrichtung“ sowie als „Führungsmanagementtechnik von touristischen Unternehmen, Einzelpersonen oder Organisationen“.[42] Der Markt gilt als zentraler Bezugspunkt, obwohl gesellschaftliche Aspekte in das sogenannte ganzheitliche Tourismusmarketing involviert sind. Für den Autor umfasst das touristische Marketing mehr als Reisen zu verkaufen, Werbung, Prospektgestaltung und Öffentlichkeitsarbeit durchzuführen bzw. einzelne Marketinginstrumente miteinander zu kombinieren.[43]

Auch Meffert sieht Tourismusmarketing als marktorientierte Unternehmensführung an. Touristische Verkehrsträger, Reiseveranstalter, Reisebüros und Touristik-Organisationen (z.B. Verbände, Regionen, Städte) sollten seiner Ansicht nach Tourismusmarketing betreiben.[44] Die Verzahnung zwischen den touristischen Leit- und Informationssystemen und dem Tourismusmarketing wird im Kapitel 3.5 näher dargelegt.

2 Theoretische Grundlagen der Orientierungs- und Beschilderungssysteme

Im zweiten Kapitel stehen die theoretischen Grundlagen der Orientierung und Beschilde­rung im Mittelpunkt der Betrachtung. Zuerst werden die Merkmale von Orientierungssystemen detailliert aufgezeigt. Dazu wird schematisch auf den möglichen Ablauf eines Orientierungssystems und auf die Lösung eines Orientierungsproblems ein­gegangen. Ein weiterer Abschnitt behandelt die semiotischen Grundlagen der Piktogramme, die die Orientierung mittels Bildzeichen vereinfachen sollen. Außerdem werden die rechtlichen Grundlagen des Staates hinsichtlich der Beschilderung erörtert. Die unterschiedliche Wahrnehmung der Beschilderungsarten wird anhand von Beispielen erklärt.

2.1 Orientierungssysteme

Bevor die Beschilderung und die touristischen Leit- und Informationssysteme umfassend erläutert werden, soll vorab die Theorie der Orientierungssysteme veranschaulicht werden. Dabei geht es zuerst um die Psychologie der Orientierung und um den Ablauf eines Orientierungssystems. Abschließend wird der Versuch aufgezeigt, ein Orientie­rungsproblem zu lösen.

2.1.1 Psychologische Aspekte der Orientierung

Befindet sich ein Ortsfremder sich in einer unbekannten Umgebung, besitzt er ein ge­wisses Informationsbedürfnis. Das heißt, der Ortsunkundige will sich zurechtfinden und muss damit eine Aufgabe lösen. Genauer definiert, ist das Problem die Orientierung im Raum und die Lösung des Problems ist die Route zum Ziel. Der Ortsfremde hat das Vorhaben ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Um dieses Problem der Orientierung zu lösen, trifft er, nach Auffassung von Wenzel, entlang seines Weges eine planmäßige Aufeinanderfolge von Entscheidungen.[45]

Diese nacheinanderfolgenden Wegabschnitte lassen sich in einem sogenannten Vorha­benplan oder Decision Plans abbilden. Die Problemlösung besteht aus mehreren Einzelschritten. Diese sind in einem vollständigen Vorhabenplan zusammengefasst und gliedern die vielschichtige Orientierungsaufgabe in kleinere Aufträge. Wenn der Ortsfremde die jeweiligen Entscheidungen im richtigen Ablauf getroffen hat, ist sein Ziel erreicht und er hat die Gesamtaufgabe Orientierung gelöst.[46] Beispielhaft ist ein verein­facht dargestellter Vorhabenplan beim Besuch einer Stadt in Abbildung 1 aufgezeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Vorhabenplan: Besuch der Stadt X (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wenzel, 1999, S. 30)

Mit Hilfe des erdachten Vorhabenplans können komplexe Orientierungsvorgänge von Ortsfremden schematisiert werden. Dadurch lassen sich Knotenpunkte, an denen ein Leit- und Informationssystem unentbehrlich ist, feststellen. Die beschriebene Psychologie des Zurechtfindens läuft beim Wegsuchenden unterschwellig ab.[47] Dennoch sollte der Planer eines Beschilderungssystems verschiedene Vorhabenpläne erarbeiten, um die vorstellbaren Wege der Ortsfremden besser einschätzen zu können und dadurch ein gut funktionierendes Leit- und Informationssystem zu konzipieren.

Wenzel betont, dass bei Decision Plans davon auszugehen ist, dass sich mehrere, vonein­ander unabhängige Personen, die jedoch alle das gleiche Ziel haben, an einem analogen Vorhabenplan orientieren. Voraussetzung dafür ist das Kriterium der gleichen bzw. ähnlichen Verkehrslage.[48]

Bei der geplanten Erreichung eines Ziels spielt es keine Rolle, wann und wo der Orts­fremde sich über Möglichkeiten der Zielerreichung informiert. Essentiell ist lediglich, dass die benötigte Information tatsächlich dargeboten wird. Darin besteht die Aufgabe eines Beschilderungssystems, denn nur so kann dem Nutzer eine Information übermittelt werden. Der Inhalt des Leit- und Informationssystems ist direkt abhängig vom Vorha­benplan des Wegsuchenden.[49]

Pauschal lässt sich feststellen, das es zwei Arten von Orientierung gibt. Zum einen die digitale Orientierung und zum anderen die analoge Orientierung. Die digitale Orientie­rung ist geprägt von der alleinigen Informationsbasis der Wegweisung. Der Ortsfremde folgt systematisch, unbeirrt und ohne Beachtung des Umfeldes den Hinweisschildern. Der Nachteil dabei ist, dass er keine räumlichen Zusammenhänge bildet. Aus diesem Grund haben nicht vorhandene oder falsch angebrachte Informationsträger fatale Aus­wirkungen. Wenn die Beschilderung bei dieser Orientierungsform nicht uneingeschränkt fehlerfrei ausgeführt ist, kann der Nutzer nicht mehr zum Ziel geleitet werden, da er sich lediglich nach den Hinweisschildern richtet.[50]

In den meisten Fällen richtet sich der Wegsuchende nicht ausschließlich nach den Leitin­formationen entlang des Weges. Im Gegensatz zur digitalen Orientierung skizziert er meist ein geistiges Abbild von seiner Umwelt. Das bedeutet, der Ortsfremde entwickelt einen Umgebungsplan im Gehirn. Diese visionäre Karte erweitert die verfügbaren Infor­mationen über den derzeitigen Sehbereich hinaus und der Wegsuchende bekommt ein „Gefühl der Orientierung“. Dadurch ist der jeweilige Standort vom Ortsfremden selbst besser bestimmbar. Außerdem erfolgt die zeitgleiche Erschließung einer zusätzlichen In­formationsstufe. Diese zusätzliche Informations- oder Orientierungsebene ist als analoge Orientierung zu bezeichnen. Hier verarbeitet der Ortsfremde die Informationen im Ge­samtkontext und stützt sich nicht nur auf die Leithinweise. So können fehlende oder ambivalent formulierte Informationsträger bis zu einem bestimmten Grad plausibel vom Nutzer des Beschilderungssystems erkannt werden. Der Wegsuchende hat bei dieser Form der Orientierung den Vorteil, räumliche Verhältnisse abschätzen und den Standort, die Strecke sowie die Richtung bestimmen zu können. Im Endeffekt kommt es bei der analogen Orientierung zu einer Überlagerung von Informationen und Leithinweisen sowie einem gewissen Einfühlungsvermögen und einer Vorstellungskraft für die jeweilige Umgebung.[51] Dadurch entsteht eine größere Unempfindlichkeit gegenüber Unzulänglich­keiten im Leit- und Informationssystem. Auch Schmauks spricht im Zusammenhang von „sich zurechtfinden“ von zwei Komponenten. Zum einen die physische Ortsveränderung im existenten Raum und zum anderen die sogenannte mentale Fortbewegung in abstrakten Örtlichkeiten.[52]

2.1.2 Ablauf eines Orientierungssystems

Die Entscheidung über die einzuschlagende Richtung wird vom Ortsfremden aufgrund der ihm dargebotenen Informationen am jeweiligen Entscheidungspunkt getroffen. Jeder Knotenpunkt, an dem ein Richtungswechsel theoretisch möglich ist, sollte von einem funktionellen Leitsystem mit einer Information versehen werden. Besonders wichtig ist hierbei die fristgemäße Bereitstellung dieser Information.[53] Beispielhaft ist der Entscheidungsprozess am jeweiligen Schnittpunkt in Abbildung 2 visualisiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Lösungsstruktur für Orientierungsprobleme (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wenzel, 1999, S. 29)

Nachdem der Ortsfremde einen Streckenabschnitt zurückgelegt hat, schließt sich in der Regel ein Knotenpunkt (Wegkreuzung) an. Hier greift das Leit- und Informationssystem mit seiner Beschilderung. Es ist besonders wichtig, dass es zwischen der jeweiligen Beschilderung, d.h. der Leitinformation und dem Ziel des Wegsuchenden eine direkte Kongruenz gibt.[54] Daneben besteht keine Möglichkeit, das Ziel mit Hilfe des Beschilderungssystems zu erreichen. Ist die Übereinstimmung existent, entscheidet sich der Ortsunkundige. Entweder er setzt seinen Weg fort, weil die von ihm eingeschlagene Route richtig ist oder er trifft die Entscheidung zu einer neuen Strecke zu tendieren. Auch für Ellinghaus und Welbers ist der Nutzwert der Beschilderung nur vorhanden, wenn der Ortsunkundige die Zielvorgaben der Informationsträger im Hinblick auf sein konkretes Ziel interpretieren kann.[55]

Für Aprath wird ein sicheres und flüssiges Verhalten des Wegsuchenden erst möglich, wenn die Information auf dem Informationsträger mit der Erwartung des Ortsfremden übereinstimmt. Zudem müssen die Informationsangebote vom Ortsunkundigen effektiv wahrgenommen und erfasst werden. Erst dadurch ist eine Verarbeitung und Umsetzung möglich.[56]

Bereits 1980 analysierten Ellinghaus und Welbers die Abwicklung verschiedener Orientierungsprozesse. Der Wegsuchende informiert sich in den häufigsten Fällen vorab über die Verhältnisse in der zu besuchenden Stadt und plant seine Route zum Ziel. Der eigentlichen Orientierungsphase innerhalb der Stadt geht eine Vorbereitungsphase am Heimatort voraus.[57] Dem bereits charakterisierten Vorhabenplan von Wenzel steht nach Meinung von Ellinghaus und Welbers eine Vorbereitungsphase voran.

Cheng bezeichnet den Vorgang der Orientierung als Kommunikationsprozess. Der Ablauf der Zurechtfindung in der Umgebung läuft mit Hilfe von Informationen ab. Diese werden dem Ortsfremden durch visuelle Kommunikation übertragen. Bei dieser Art der Kommunikation ist die Geschwindigkeit der Übertragung sehr groß. Demgegenüber ist die Information nur allgemein übertragbar. Es muss auf spezielle Auskünfte verzichtet werden, um Kriterien wie Lesbarkeit und Verständlichkeit zu erfüllen.[58]

Tritt während des Ablaufs eines Orientierungsprozesses ein sogenannter Orientierungsverlust ein, kann der Wegsuchende die äußerlich wahrgenommenen Informationen nicht zu einem System der Lagebeziehungen zusammenfügen. Der Verkehrsteilnehmer ist nicht mehr befähigt, die räumliche Wirklichkeit in Beziehung zur individuellen Streckenplanung zu setzen.[59]

Lösungsmöglichkeiten in dieser Situation bestehen z.B. in der Erfragung des richtigen Weges bei Passanten oder in der im Sichtfeld befindlichen Informationsstelle. Ein Orientierungsverlust sollte besonders für Pkw-Verkehrsteilnehmer mit Hilfe der Wegweisung vermieden werden, da sonst die Verkehrssicherheit gefährdet wird.[60]

Ein Beitrag zur Verhinderung von Orientierungsverlusten bei Dunkelheit ist die Beleuchtung bedeutsamer Wegweiser. Weiterhin wurde von Ellinghaus und Welbers die Aufstellung von Stadtplänen als Orientierungshilfe nachgewiesen. Stadtpläne sollten nach Meinung der Autoren gut sichtbar platziert und mit Parkmöglichkeiten versehen sein.[61] Durch die Informationsvitrinen mit Stadtplänen soll ein Defizit an Auskunft kompensiert werden, welches nicht mit Hilfe der Wegweisung möglich ist.[62] Die Bedeutung von Stadtplanvitrinen innerhalb der touristischen Leit- und Informationssysteme wird in einem späteren Kapitel ausführlich behandelt.

In der Praxis gilt es zahlreiche Ziele zu berücksichtigen, so dass die Vorhabenpläne sehr unterschiedlich sein können. Eine Ursache dafür ist, dass die Ziele der Wegsuchenden verkehrlich differenziert miteinander in Verbindung stehen. Aus diesem Grund ist es für ein gut funktionierendes Leit- und Informationssystem entscheidend, ob der Planer die erwarteten Vorhabenpläne so verzahnt, dass die Mehrzahl der Ortsfremden mit unterschiedlichen Absichten die Leitinformation an einem Entscheidungspunkt gemeinsam nutzen können. Nicht jeder Vorhabenplan eines Besuchers kann mit Hilfe der Beschilderung abgedeckt werden, weil zum einen ein "Schilderwald" entstehen würde und zum anderen ist die Wahrnehmungs- und Aufnahmekapazität der Nutzer für die Informationsträger begrenzt. Insgesamt sollte der Planer eines innerstädtischen Leit- und In-formationssystems auf Überschneidungen zwischen den Vorhabenplänen achten. Durch einen verzögerten Wechsel von der allgemeinen zur speziellen Leitinformation kann ein Großteil der Vorhabenpläne in zusammengefügten Ketten abgearbeitet werden.[63]

Grundsätzlich muss erwähnt werden, dass der Qualitätsstandard des geplanten Leit- und Informationssystems maßgeblich von der Verknüpfung der erwarteten Vorhabenpläne abhängt. Laut Wenzel ergibt sich daraus eine vernetzte Aufgabe, die das Ziel hat, ein substantiell funktionierendes Beschilderungssystem zu konzipieren.[64]

2.1.3 Lösung eines Orientierungsproblems

Orientierung wird erst zu einem Problem, wenn der Wegsuchende in einer ihm unbekannten Umgebung ein bestimmtes Ziel auffinden will. Ellinghaus und Welbers charakterisieren konkrete Orientierungsprobleme, indem der Ortsfremde seinen der-zeitigen Standort nicht bestimmen kann oder es ihm an einem Knotenpunkt an Entscheidungskriterien für die Richtungswahl mangelt. Ferner beschreibt der Autor diffizile Hindernisse der Orientierung im Hinblick auf Überlandfahrten bzw. Fahrten in eine größere Stadt. Auch heute gilt, dass der Kraftfahrzeugführer in der Stadt einer höheren Reizüberflutung in kürzerer Zeit ausgesetzt ist.[65] Bei der innerörtlichen Orientierung treten Konfliktsituationen über die Richtungswahl hauptsächlich an Verkehrsschnitt-stellen auf.[66] Dies bestätigt die Aussage, dass touristische Beschilderung insbesondere an Entscheidungs- und Knotenpunkten Hilfestellung bieten muss. Es kann dabei durchaus als Dienstleistung der Stadt gelten, den Besuchern die Orientierung durch Leit- und Informationssysteme zu erleichtern.

Die Beschilderung des Weges gibt die Richtung an, in der das Ziel erreicht werden kann. Weiterhin zeigt die Beschilderung den Ort der Änderung des Verhaltens des Weg-suchenden an. Aprath bezeichnet einen Knotenpunkt als „Sortieranlage“ für Orientie-rungsbedürftige.[67]

Orientierungsprobleme haben zwei Entstehungsmöglichkeiten. Entweder das Angebot an Informationen überfordert den Wegsuchenden, indem er die für ihn relevanten In-

formationen nicht herausfiltern kann. Oder die Informationen fehlen vollständig, so dass keinerlei Orientierung denkbar ist.[68]

Neben der konkreten Zielsuche existieren andere Hindernisse für die Orientierung im Raum. Zu nennen wären nach Ellinghaus und Welbers die Ausfahr- und Durchfahr-problematik aus bzw. durch eine Stadt. Hinsichtlich der innerstädtischen Zielsuch-problematik konnten die Autoren den höchsten Schwierigkeitsgrad feststellen.[69] Touristische Leit- und Informationssysteme sind hauptsächlich für die Zielsuchproblematik der Ortsfremden konzipiert. Die Sehenswürdigkeiten einer Stadt werden als Ziele touristischer Art bezeichnet. Für die Lösung der Orientierungsprobleme des Aus- und Durchfahrens ist die Wegweisung und Beschilderung der Straßenverkehrsordnung zuständig.

Orientierungssysteme sind durch die bereits erläuterten Vorhabenpläne charakterisiert. Diese bestimmen die nacheinanderfolgenden Einzelmaßnahmen, um das jeweilige Zwischen- oder Endziel zu erreichen. Jeder Abschnitt des Weges ist dabei Teil der Gesamtroute.[70]

Wie ein Vorhabenplan abschnittsweise anschaulich umgesetzt werden kann, ist in Abbildung 3 nachzuvollziehen. Der Weg beginnt z.B. an einem Parkplatz (A). Der Ortsfremde möchte die Sehenswürdigkeit (B) aufsuchen. Wenn der Wegsuchende an einer Weggabelung ankommt, muss hier das Leit- und Informationssystem Hilfestellung bieten, damit dem Ortsfremden die Entscheidung über den richtigen Weg abgenommen wird. Danach erreicht der Ortsunkundige die Sehenswürdigkeit (B) ohne Komplikationen. Mit dem Auffinden des Objektes (B) ist ein Teilabschnitt des Vorhabenplans abgearbeitet, der nächstfolgende Abschnitt ist beispielsweise, den Weg von der Sehenswürdigkeit (B) zur Sehenswürdigkeit (C) zu finden.[71] Nur wenn der Planer eines Leit- und Informationssystems differenzierte Vorhabenpläne einkalkuliert, kann ein gut funktionierendes und von den Nutzers akzeptiertes Beschilderungssystem entstehen.

Vorhabenbeispiel: vom Parkplatz (A) zur Sehenswürdigkeit (B)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Lösung von Orientierungsproblemen (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wenzel, 1999, S. 37)

Neben den Entscheidungen an Knotenpunkten ist es ebenso wichtig, den Ortsfremden zusätzlich zu unterstützen. Dies kann nach Meinung von Wenzel dadurch erfolgen, dass der Planer bei längeren Abschnitten der Route eine Bestätigung des eingeschlagenen Weges realisiert.[72] So gewinnt der Nutzer Vertrauen und Sicherheit in das Leit- und Informationssystem.

Ein Vorhabenplan spielt sich aber nicht nur bei Ortsfremden ab, sondern auch bei Personen, die den Weg bereits kennen. Der Unterschied besteht darin, dass dieses Individuum den Vorhabenplan schon mehrmals ausgeführt hat und der Person somit bekannt ist. Weil das Individuum alle Entscheidungen bereits an den jeweiligen Knotenpunkten getroffen hat, führt der Mensch die Aufgabe in der Regel ohne zusätzliche Hilfestellung aus.[73] Ellinghaus und Welbers formulieren in diesem Zusammenhang einen geringen Bewusstheitsgrad des Vorgangs der Orientierung. Die Autoren bezeichnen die "Orientierungsarbeit" als Automatismus, wenn der Prozess in einem bekannten Umfeld regelmäßig wiederholt wird.[74]

Wenn einem Ortskundigen die Routen zu seinem Ziel vertraut sind, benötigt er außerdem keinerlei sensorischen Aufwand. Schmauks spricht von einer Verinnerlichung der Wege, so dass eine motorische Geübtheit eintritt, die nicht mehr kognitiv überwacht werden muss. In fremder Umwelt muss jedoch auf externe Hilfe zurückgegriffen werden.[75]

2.1.4 Semiotische Grundlagen

Orientierungssysteme müssen nach Meinung von Cheng semiotische Gesetzmäßigkeiten erfüllen. Der Zusammenhang von Kommunikation und Information ist dabei besonders hervorzuheben.[76] Im folgenden werden die semiotischen Fundamente näher erörtert.

Die benötigten Informationen für den Wegsuchenden werden durch Zeichen oder andere Medien vermittelt.[77] Das Grundelement der Semiotik ist das Zeichen.[78]

Lork geht davon aus, dass der stetig steigende Informationsbedarf ohne Zeichensysteme, Piktogramme bzw. Bildzeichen nicht mehr überwunden werden kann. Bildzeichen haben sich zu einem wichtigen Kommunikationsmittel entwickelt. Im Straßenverkehr und bei der Lenkung von Besucherströmen sollen sie eine einfache und schnelle Orientierung unterstützen.[79]

Die Wortbedeutung Piktogramm geht einerseits auf das lateinische Wort "pictus" (Bild) und andererseits auf das griechische Wort "gramm" (Geschriebenes) zurück.[80] Piktogramme vermitteln zum Zweck der Orientierung bestimmte Informationen. Diese Bildzeichen können neben Zeichenelementen auch Textteile und Pfeile enthalten.[81] An Piktogramme werden divergente Anforderungen gestellt. Besonders wichtig ist der verständliche Zeichencharakter, die Neutralität gegenüber Kultur und Bildung sowie die Lesbarkeit der Information.[82] Um diese Erfordernisse zu erfüllen, ist eine Beschränkung auf die wesentlichsten Merkmale des darzustellenden Objekts unabdingbar. Bildzeichen haben die Funktion, Informationen schnell und frei von Störungen zu übermitteln.[83]

Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung der Piktogramme im internationalen Reiseverkehr. Die Bildzeichen sollen global verständlich sein sowie anschaulichen und ein-deutigen Charakter besitzen. Ein Vorteil wäre eine Standardisierung, diese ist jedoch derzeit nicht realisiert.[84]

Im Vorfeld der Übermittlung der Informationen auf einem Piktogramm findet folgender Prozess statt. Der Hersteller des Bildzeichens reduziert seinen Eindruck eines Gegen-standes auf ein bestimmtes Zeichen bzw. Piktogramm. Dieses sollte im Idealfall vom Empfänger gedanklich wieder in den ursprünglichen Gegenstand zurückgeführt werden können. Lork weist darauf hin, dass hier viele Missverständnisse zwischen Sender und Empfänger auftreten können. Eine Beseitigung ist nur möglich, wenn die Vorstellungen über die Objekte beim Hersteller der Bildzeichen und beim Nutzer deckungsgleich sind. Dieses Kriterium bezeichnet die Autorin als unrealistisch, da jeder Mensch andere Ein- drücke von Gegenständen und Objekten hat.[85] Die Sinnhaftigkeit der Verwendung von Bildzeichen bzw. Piktogrammen wird in einem der folgenden Kapitel nachgeprüft.

Schmauks vertritt die Ansicht, dass die heutige Beschilderung meist unverständlich ist, weil die Informationsträger nicht die gewünschte Aussagekraft besitzen. Weiterhin bestehen viele Leit- und Orientierungssysteme hinsichtlich semiotischer Methoden aus Einzelzeichen, die dauerhaft angebracht sind. Für die Zukunft empfiehlt die Autorin die stärkere Einbeziehung semiotischer Grundlagen bei der Gestaltung der Schilder.[86]

Ferner bestätigt Lork die Definition von Leit- und Informationssystemen, indem sie schreibt, Zeichen sind „nur dann in ihrem spezifischen Umfeld nützlich und sinnvoll, wenn sie in ein logisches System eingebunden sind“.[87]

2.2 Beschilderungssysteme

Im folgenden stehen Beschilderungssysteme Vordergrund. Zunächst werden die recht-lichen Grundlagen des Staates erläutert. Anschließend wird auf die Wahrnehmung verschiedener Beschilderungsarten eingegangen.

2.2.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen

Touristische Leit- und Informationssysteme werden von mehreren staatlichen Richtlinien determiniert. Zum einen gilt für den Straßenverkehr die RWB 2000 - Richtlinien für die wegweisende Beschilderung außerhalb von Autobahnen, zum anderen die RtH 1988 - Vorläufige Richtlinien für touristische Hinweise an Straßen. Daneben ist die Straßenverkehrsordnung (StVO) zu beachten. Außerdem haben die Bundesländer eigenständige Vorschriften für die touristische Beschilderung. In Sachsen sind die „Hinweise zu den touristischen Hinweiszeichen an Straßen im Freistaat Sachsen für touristische Einrichtungen“ gültig. Diese orientieren sich an den Regelungen des Bundes und werden daher nicht näher ausgeführt. Nachteilig ist, dass sich die gesetzlichen Bedingungen lediglich auf die Straßenbeschilderung beziehen. Für fußläufige Beschilderungen existieren keine adäquaten Gesetzesvorgaben.

Ferner unterliegt die touristische Beschilderung in kommunaler Zuständigkeit keinen gesonderten gesetzlichen Verpflichtungen, so dass die Gestaltungsmöglichkeiten der Beschilderung auf gemeindlicher Ebene frei wählbar sind.

Die im Jahr 2000 überarbeitete Richtlinie für die wegweisende Beschilderung außerhalb von Autobahnen beschreibt die Grundsätze für das Aufstellen und die Gestaltung des weißen und gelben Systems der Straßenwegweisung. Es werden keine Angaben über anderweitige Leitsysteme, z.B. Fußgänger- oder Radfahrerwegweisung bereitgestellt.[88]

Dennoch lassen sich einige Richtlinien auf die touristischen Leit- und Informations-systeme übertragen. Beispielsweise ist die Planung und Berücksichtigung von sogenannten Zielspinnen anzuführen. Damit lässt sich eine Systematik entwickeln, die die benötigten Zielangaben verfolgt. Mit einer Zielspinne wird die Wegweisung im gesamten Wegenetz bis zum Erreichen des Ziels visualisiert. Dadurch ist die Zielbeschilderung aus den bedeutendsten Richtungen gewährleistet. Es kann garantiert werden, dass die Hinweiszeichen das Erreichen des Endziels ausnahmslos und vollständig begleiten.[89]

Beispielsweise wurde das "Leit- und Informationssystem Kultur und Sehenswürdigkeiten in der Nürnberger Altstadt" mit Hilfe neu entwickelter Zielspinnen geplant und umgesetzt. Diese Vorgehensweise ist in Kapitel 6.2.2 nachzuvollziehen.

Im Jahr 1988 gab der Bundesminister für Verkehr die derzeit noch gültigen "Vorläufigen Richtlinien für touristische Hinweise an Straßen - RtH 1988" heraus, welche insgesamt vier Teilbereiche touristischer Wegweisung regeln. Der erste Abschnitt bestimmt die Hinweiszeichen im Nahbereich touristisch bedeutsamer Ziele. Danach wird die Kennzeichnung von Touristikstraßen außerhalb der Autobahnen erläutert und Teil drei hat Unterrichtungstafeln über Landschaften und Sehenswürdigkeiten entlang der Auto-bahnen zum Inhalt. Im vierten Abschnitt der Richtlinien werden die Ausführungs-bestimmungen verdeutlicht. Die RtH 1988 legt die Grundfarbe braun für touristische Hinweise fest und beruft sich dabei auf internationale Vereinbarungen.[90]

In dieser Diplomarbeit liegt das Hauptaugenmerk auf der innerstädtischen touristischen Beschilderung, wofür nur der erste Teil der RtH 1988 relevant ist und hier erörtert wird.

Die Richtlinien für touristische Hinweise an Straßen legen die Ziele fest, die touristisch bedeutsam sind. Dazu gehören touristische Sehenswürdigkeiten (Naturdenkmäler, Denkmäler), kulturell und historisch wertvolle Stätten (Burgen, Schlösser) sowie touristische Erholungseinrichtungen besonderer Art (Freizeitparks, Wildparks).[91]

Die RtH 1988 kennzeichnet für alle Zeichen der touristischen Beschilderung folgende Voraussetzungen zur Aufstellung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Weiterhin schreibt die Straßenverkehrsordnung zwei verschiedene Zeichen für die touristische Beschilderung vor. Zum einen das Zeichen 386 und zum anderen das Zeichen 432. Beide sind im § 42 StVO als Richtzeichen festgelegt. Das Zeichen 386 (Touristischer Hinweis) ist im § 42 StVO Abschnitt 7 und das Zeichen 432 (Wegweisung zu innerörtlichen Zielen) ist im § 42 StVO Abschnitt 8 geregelt. Beide Zeichen sind für die Ausschilderung von touristischen Zielen verwendbar. Allerdings schränkt die Straßenverkehrsordnung ein, dass touristische Wegweisung nur äußerst sparsam eingesetzt werden soll. Außerdem darf die Lesbarkeit und Erkennbarkeit anderer Verkehrszeichen nicht gestört werden.[93]

Das Zeichen 386 ist in Abbildung 4 dargestellt und besitzt eine braune Grundfarbgebung mit weißer Schrift. Es ist stets rechteckig und wird für drei verschiedene Zwecke eingesetzt. Zum einen ist es ein Hinweis auf touristisch bedeutsame Ziele. Zum anderen dient das Zeichen 386 zur Kennzeichnung von Touristikstraßen. Die dritte Funktion ist ein Informationsschild an Autobahnen über die Landschaft und die Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Region.[94] Die Kosten des Zeichens trägt derjenige, der die Aufstellung des Zeichens beantragt hat.[95]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: StVO Zeichen 386 - Touristischer Hinweis (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bundesministerium für Verkehr, 1992, S. 37)

Das Zeichen 432, welches in der Abbildung 5 visualisiert ist, besitzt einen weißen Grund mit schwarzer Schrift. Es ist rechteckig und zeigt mit der Spitze zur zielführenden Richtung. Dieses Zeichen der StVO weist den Weg zu innerörtlichen Zielen, Ein-richtungen und Institutionen, die erhebliche Verkehrsbedeutung haben. Beispielsweise sind dies der Bahnhof, das Rathaus oder das städtische Kongresszentrum. Wenn das Verkehrsaufkommen nicht so beträchtlich ist, jedoch die Einrichtung schwer auffindbar ist, kann das Zeichen 432 ebenfalls zur Ausschilderung genutzt werden. Damit wird zur Vermeidung von Suchverkehr beigetragen. Ferner besteht die Möglichkeit auf private Ziele hinzuweisen. Voraussetzung ist die Bewertung im Hinblick auf eine beachtliche innerörtliche verkehrliche Bedeutung. In der Praxis wird auf private Ziele (Stiftungen, Tagungsstätten) in der Regel mit einem Schild hingewiesen, welches mit braunen Grund und weißer Schrift gestaltet ist, ähnlich dem Zeichen 386 der Straßenverkehrsordnung.[96]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: StVO Zeichen 432 - Wegweiser zu innerörtlichen Zielen (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bundesministerium für Verkehr, 1992, S. 40)

Ein weiteres Zeichen, welches von der Straßenverkehrsordnung zur Ausschilderung von Fremdenverkehrsbüros oder Auskunftstellen vorgeschrieben ist, zeigt die Abbildung 6. Das Zeichen 367 hat eine quadratische Form. Es besitzt einen blauen Rand und im Inneren ein weißes Viereck, in dem der Buchstabe „i“ steht. Dieses „i“ dient als Abkürzung für den Begriff Information. Damit werden vorwiegend die Tourist Informationen für Pkw-Benutzer im Straßenverkehr beschildert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: StVO Zeichen 367 - Fremdenverkehrsbüro oder Auskunftsstelle (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bundesministerium für Verkehr, 1992, S. 36)

Die Zeichen 367, 386 und 432 der Straßenverkehrsordnung sind jedoch nur für Kraftfahrzeugführer entwickelt worden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, auch Touristen, die fußläufig eine Stadt besuchen, eine einfache und schnelle Orientierung durch andere Dienste zu ermöglichen.

Auch für Beyer gibt es verschiedene Gründe zur Ergänzung der in der Straßenverkehrsordnung festgelegten Zeichen für die touristische Wegweisung. Hauptsächlich ergibt sich der Bedarf neuer touristischer Leit- und Informationssysteme in Folge des verstärkten Marketinggedankens und einer verbesserten Kundenorientierung. Ebenfalls bemängelt der Autor, dass es zwar kontinuierlich Verbesserungen und Ergänzungen der be-stehenden Beschilderungssysteme in Deutschland gibt, jedoch sind diese Veränderungen nur partiell. Folgerichtig gibt es kein einheitliches Leit- und Informationssystem für Touristen und Besucher einer Stadt. An einigen Stellen wurde über Jahre hinweg ein regelrechter „Schilderwald“ durch Überbeschilderung produziert, während an anderen Orten eine Wegweisung völlig fehlt.[97] Schmauks spricht in diesem Zusammenhang auch von einem „Zeichendschungel", der dadurch gekennzeichnet ist, dass die Orientierungshilfen im Laufe der Zeit zu zahlreich wurden oder keiner übergeordneten Zielsetzung folgten.[98]

Neben dieser Anhäufung von Informationen gibt es bei Beschilderungssystemen laut Aprath zusätzlich Aufstellungsmängel. Weiterhin ist der Zustand der Schilder in vielen Fällen unzureichend und es erfolgt nur eine geringe Berücksichtigung der Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer.[99]

Aus diesen Gründen bezeichnet Beyer die heutigen Leitsysteme zum Teil als „Leid-systeme“ für die Touristen, Besucher und Einwohner einer Stadt. Deshalb fordert der Verfasser in Übereinstimmung mit anderen Autoren ein integriertes touristisches Leit- und Informationssystem, deren Elemente im Kapitel vier ausführlich erläutert werden.[100] Insbesondere mangelt es derzeit in vielen Städten an einer guten Konzeption, der Einbeziehung verschiedener Akteure und Interessengruppen. Überdies steht der Aspekt der Kundenorientierung und des Bürgerservice nicht im Vordergrund des Entwicklungs-prozesses.

[...]


[1] Wenzel, 1999, S. 40

[2] ebenda, S. 40

[3] vgl. Cheng, 1992, S. 13

[4] vgl. Wenzel, 1999, S. 15

[5] ebenda, S. 9

[6] vgl. Schmauks, 1999, S. 2

[7] vgl. Schewe, 1992, S. 1

[8] vgl. Wenzel, 1999, S. 9

[9] Körngten, 1993, S. 3

[10] vgl. Körngten, 1993, S. 3

[11] Körngten, 1993, S. 3 f.

[12] vgl. Körngten, 1993, S. 6

[13] Schmauks, 1999, S. 4

[14] vgl. Schmauks, 1999, S. 4

[15] vgl. Freyer / Lübbert, 1997, S. 72

[16] ebenda, S. 69

[17] Freyer, 2000, S. 247

[18] vgl. Freyer, 2000, S. 247

[19] Erke / et.al., 1994, S. 100 f.

[20] vgl. Freyer, 2000, S. 254

[21] vgl. Cheng, 1992, S. 12

[22] ebenda, S. 2

[23] vgl. Wenzel, 1999, S. 11

[24] vgl. Cheng, 1992, S. 1

[25] vgl. Ellinghaus / Welbers, 1980, S. 17 f.

[26] ebenda, S. 101

[27] vgl. Aprath, 1992, S. 21

[28] vgl. Ellinghaus / Welbers, 1980, S. 37

[29] vgl. Ellinghaus / Welbers, 1980, S. 46 f.

[30] ebenda, S. 48 f.

[31] vgl. Steinecke / Wachowiak, 1996, S. 67

[32] Pürschel / Romeiss-Stracke, 1991, S. 10

[33] vgl. Freyer, 2000, S. 438

[34] ebenda, S. 438 f.

[35] vgl. Steinecke / Wachowiak, 1996, S. 79

[36] Diller, 2001, S. 1595

[37] Dieckmann, 1993, S. 26

[38] vgl. Dieckmann, 1993, S. 26

[39] vgl. Töpfer, 1993, S. 16

[40] vgl. Grabow / Hollbach-Grömig, 1998, S. 30

[41] vgl. Freyer, 2001, S. 4

[42] Freyer, 2001, S. 38

[43] vgl. Freyer, 2001, S. 38

[44] vgl. Meffert, 1994, S. 233

[45] vgl. Wenzel, 1999, S. 29

[46] vgl. Wenzel, 1999, S. 30

[47] ebenda, S. 31

[48] vgl. Wenzel, 1999, S. 31

[49] ebenda, S. 32

[50] ebenda, S. 33

[51] vgl. Wenzel, 1999, S. 34

[52] vgl. Schmauks, 1999, S. 3

[53] vgl. Wenzel, 1999, S. 29

[54] vgl. Wenzel, 1999, S. 36

[55] vgl. Ellinghaus / Welbers, 1980, S. 27

[56] vgl. Aprath, 1992, S. 25

[57] vgl. Ellinghaus / Welbers, 1980, S. 24

[58] vgl. Cheng, 1992, S. 18

[59] vgl. Ellinghaus / Welbers, 1980, S. 83

[60] ebenda, S. 93

[61] ebenda, S. 95 f.

[62] ebenda, S. 106

[63] vgl. Wenzel, 1999, S. 37 f.

[64] ebenda, S. 39

[65] vgl. Ellinghaus / Welbers, 1980, S. 5 f.

[66] ebenda, S. 28

[67] vgl. Aprath, 1992, S. 24

[68] vgl. Ellinghaus / Welbers, 1980, S. 20

[69] ebenda, S. 10 ff.

[70] vgl. Wenzel, 1999, S. 35

[71] ebenda, S. 36

[72] vgl. Wenzel, 1999, S. 35 f.

[73] ebenda, S. 37

[74] vgl. Ellinghaus / Welbers, 1980, S. 5

[75] vgl. Schmauks, 1999, S. 3

[76] vgl. Cheng, 1992, S. 3

[77] ebenda, S. 13

[78] ebenda, S. 15

[79] vgl. Lork, 1995, S. 1

[80] vgl. Wenzel, 1999, S. 130

[81] vgl. Lork, 1995, S. 17

[82] ebenda, S. 22

[83] ebenda, S. 118

[84] ebenda, S. 2 f.

[85] vgl. Lork, 1995, S. 6

[86] vgl. Schmauks, 1999, S. 3

[87] Lork, 1995, S. 8

[88] vgl. Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, 2001, S. 9

[89] ebenda, S. 47

[90] vgl. Bundesministerium für Verkehr, 1988, S. 3

[91] vgl. Bundesministerium für Verkehr, 1988, S. 3 f.

[92] ebenda, S. 4

[93] vgl. DFV, 1997, S. 11

[94] vgl. Beyer, 1995, S. 7

[95] vgl. Bundesministerium für Verkehr, 1988, S. 10

[96] vgl. Beyer, 1995, S. 7

[97] vgl. Beyer, 1995, S. 3

[98] vgl. Schmauks, 1999, S. 3

[99] vgl. Aprath, 1992, S. 15

[100] vgl. Beyer, 1995, S. 3

Ende der Leseprobe aus 234 Seiten

Details

Titel
Analyse und Vergleich der touristischen Leit- und Informationssysteme am Beispiel der Städte Nürnberg, Leipzig und Dresden
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Geographie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
234
Katalognummer
V20530
ISBN (eBook)
9783638243827
ISBN (Buch)
9783638938235
Dateigröße
6757 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Vergleich, Leit-, Informationssysteme, Beispiel, Städte, Nürnberg, Leipzig, Dresden
Arbeit zitieren
Diplom-Geographin Janet Schönknecht (Autor:in), 2003, Analyse und Vergleich der touristischen Leit- und Informationssysteme am Beispiel der Städte Nürnberg, Leipzig und Dresden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20530

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Analyse und Vergleich der touristischen Leit- und Informationssysteme am Beispiel der Städte Nürnberg, Leipzig und Dresden



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden