Argumentationsanalyse (R. Descartes: Meditationes)


Seminararbeit, 2003

23 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Erste Meditation; Abschnitt 9 und 10
2.1. Inhalt des Textes
2.2. Herausgefilterter Argumentationsgang
2.2.1. Täuscher-Argument
2.2.2. Erste Einwände
2.2.3. Zweite Einwände
2.2.4. Erwiderung auf zweite Einwände
2.2.5. Übersicht des Argumentationsgangs

3. Fazit

4. Literatur- / Quellenverzeichnis

5. Anhang

1. Einleitung

Philosophen geht es typischerweise nicht darum aufzuzeigen, dass alles, einschließlich ihrer eigenen Argumente, zweifelhaft ist. Sie wollen nicht nur überreden, sondern zwingende Argumente bieten.

Wir brauchen augenscheinlich Kriterien für gute Argumente. Es muss möglich sein anzugeben, wann der Adressat ein Argument akzeptieren soll und wann nicht. Man muss dazu zwischen erfolgreichen Überreden und gültigem Argument unterscheiden. Dies führt zwangsläufig dazu, nach Begründungen zu suchen, die keine weitere Begründung mehr zulassen oder erfordern.[1]

In dieser Arbeit werden wir uns mit den hervorgebrachten Argumenten in dem Textausschnitt: §9 und §10 der ersten Meditation von Descartes beschäftigen. „Ein Argument besteht aus mehr als nur einer Aussage: es besteht aus einer Konklusion und den Gründen, die zu ihrer Stützung angegeben werden.“[2] Diese Gründe werden als Prämissen bezeichnet. Also führen eine bestimmte Anzahl von Prämissen, aber mindestens eine, zu einer Konklusion. Somit ist „ein Argument eine Gruppe von Aussagen, die miteinander in Beziehung stehen.“[3] Bei der Betrachtung von Argumenten „entstehen zwei Fragen. Erstens: Sind die Prämissen wahr? Zweitens: Stehen die Prämissen in der richtigen Beziehung zur Konklusion?“[4] In der Logik beschäftigen wir uns mit der zweiten Frage. Hierbei gilt für die Beziehung: „Wenn die Prämissen wahr sind, ist das ein guter Grund, die Konklusion für wahr zu halten.“[5] Allerdings geht es hierbei nur um logische Korrektheit des Arguments, die also allein von der Beziehung zwischen Prämissen und Konklusion abhängt. Diese logische Korrektheit ist aber vollkommen unabhängig von der Wahrheit der Prämissen.[6]

In der ausgewählten Textpassage stellt Descartes Überlegungen an, ob nicht all das, was er für wahr hält und wissen kann, nur sinnliche Täuschungen sind. Hierzu versucht er zunächst Gott als Ursache zu nennen. Wie Descartes versucht diese Ursache für Täuschungen zu begründen soll als erstes erörtert werden. Nun kann dieses Argument allerdings schon dahingehend angefochten werden, dass es gar keinen Gott gibt. So gibt es zum einen niemand der mich täuschen kann und zum anderen niemand der mich davor bewahren könnte, dass ich mich täusche. Wie Descartes darauf reagiert wird im Fortgang erarbeitet werden. Und auch zu welchem Schluss Descartes am Ende vom §10 kommt, muss im Folgenden ersucht werden.

2. Erste Meditation (§§ 9/10)

2.1. Inhalt des Textes

Im §9 der ersten Meditation beginnt Descartes mit der Aussage, dass es einen Gott gibt, der allmächtig ist und die Menschen so schuf, wie sie jetzt sind. Doch gleich im Anschluss stellt er Überlegungen an, ob nicht dieser Gott ein Betrüger ist. Alle Gegenstände, die sinnlich wahrnehmbar sind, können doch nur scheinbar vorhanden sein und von jenem nur als eine Trugwelt geschaffen worden sein. So dass auch gedankliche Vorgänge, wie das Addieren, stets nur zu einer scheinbaren Lösung führen, und man sich darin täuscht, dass die Lösung wahr ist. Allerdings verwirft Descartes diese Überlegung wieder, mit der Begründung, dass Gott nicht will, dass er sich täuscht. Denn mit Gott ist Allgüte verbunden und allgütig vereinbart sich nicht mit solch negativen Taten, wie täuschen, betrügen und lügen. So würde es Gott nie zulassen, dass ich mich in allen Dingen, die ich bis jetzt zu wissen glaubte, täusche.

Im anschließenden §10 versucht er sein Argument zu bekräftigen. Hierzu spricht er zunächst jene an, die behaupten, dass es keinen solchen Gott gibt. Dazu will er annehmen, dass all das über Gott gesagte nicht wahr ist und nur ausgedacht. Weiterhin will er annehmen, dass er nicht durch Gott, sondern durch Schicksal oder Zufall geschaffen wurde und nun so ist, wie er ist. Jedoch muss das Sich-täuschen eine Unvollkommenheit sein. Und egal wer oder wie ich geschaffen wurde, um so kleiner die Macht dieses Urhebers ist, um so unvollkommener muss ich sein, um so wahrscheinlicher ist es, dass ich mich in manchen Dingen täusche. Daraufhin hat er nun keine Gründe mehr zu antworten, und muss nun annehmen, dass er all das, was er früher für wahr hielt, anzweifeln muss. Dieser Zweifel besteht nicht aus bloßem Leichtsinn, sondern aus wohlerwogenen Gründen. So will Descartes all seine früheren Überzeugungen, egal ob sie wahr oder falsch sind, anzweifeln, um daraus etwas Gewisses zu entdecken.

2.2. Herausgefilterter Argumentationsgang

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2.1. Das Täuscher-Argument :

(1) Jede Sinneswahrnehmung (Sinneseindruck), die vermeintlich durch Gegenstand g bewirkt wird, könnte stattdessen von Gott (bösen Dämon) bewirkt sein.
(2) Wenn jeder Eindruck vom bösen Dämon bewirkt sein kann, dann kann ich nie sicher sein, dass ich g wahrnehme.

(\) Also kann ich nie sicher sein, dass ich den Gegenstand g wahrnehme.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Argument-Form: p entspricht: Sinneseindruck

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

q entspricht: kann nicht sicher sein, dass Gegenstand wahrnehme

Hierbei handelt es sich um eine gültige Argumentform. Dabei entspricht p dem Ausdruck: Sinneseindruck von Gott bewirkt. Und q steht hier für den Ausdruck: ich kann nicht sicher sein, dass ich Gegenstand wahrnehme.

Bei diesem gültigen deduktiven Argument bildet die Aussage (1) die erste Prämisse. Descartes will also davon ausgehen, dass alle Sinneseindrücke von Gott bewirkt sein können. In der zweiten Prämisse setzt er dann an, dass wenn alle Sinneseindrücke von Gott bewirkt sind, dann kann ich nicht sicher sein, dass ich den Gegenstand wahrnehme. Es handelt sich demnach um eine Konditionalaussage, eine sogenannte wenn..., dann... Beziehung. Die erste Aussage in Verbindung mit „wenn“ bildet den Antecedens und die zweite Aussage in Verbindung mit „dann“ ist die Konsequens. Das heißt also p und q sind selbst komplette Aussagen: zum einen Sinnesausdrücke werden von Gott bewirkt und zum anderen ich bin nicht sicher, dass ich den Gegenstand wahrnehme. Wir haben so die Aussage p und die Aussage wenn p, dann q. Und da wir p haben folgt nach vernünftigen Menschenverstand: q. Wir haben so die Konklusion (Schlussfolgerung, These), dass ich nicht sicher sein kann, den Gegenstand wahrzunehmen.

Um die Gültigkeit des Arguments noch einmal unter Beweis zu stellen, werde ich eine Wahrheitstafel nach Salmon[7] anwenden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Als erstes prüfen wir den Wahrheitswert der Prämissen. Dabei können wir feststellen, dass p und p É q nur in der Zeile 1 beide den Wert wahr (W) haben. Wenn wir in dieser Zeile dann den Wert der Konklusion q ansehen, erkennen wir ebenfalls den Wert wahr (W). Es gibt keine Zeile in der beide Prämissen W haben und die Konklusion F. Somit haben wir bewiesen, dass dieses Argument mit der angegebenen Form formal gültig ist. Diese Argumentform wird auch als Bejahung des Antecedens oder Modus ponens bezeichnet.[8] Das heißt: wir haben unsere Konditionalaussage, bei der p den Antecedens bildet. Dieser wird in der folgenden Prämisse (bei uns bereits in der voranstehenden) bejaht, also zugestimmt. Die Konklusion des Arguments ist das Konsequens (q) der Konditionalaussage.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Form ist natürlich nur eine Abwandlung der vorangegangenen. Sie ist nicht komplett anders, sondern nur eine detailliertere Form der eigentlichen Argumentform (siehe oben). Hier steht also G für: Sinneseindruck, F für: Gott und H für: nehme Gegenstand nicht wahr. Wir erkennen demzufolge die vorherige Argumentform mit den Prämissen p und wenn p, dann q und der Konklusion q wieder.

[...]


[1] Vgl. Kliemt, H.: Zweifel und Argumentation [http://www.uni-duisburg.de/FB1/PHILO/index/Zweifel.html] (07.11.2002)

[2] Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 8

[3] Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 10

[4] Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 12

[5] Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 13

[6] vgl.: Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 13

[7] Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 75

[8] vgl.: Salmon, W.C.: Logik, Reclam, Stuttgart, 1983, S. 53

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Argumentationsanalyse (R. Descartes: Meditationes)
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Proseminar - Argumentationsanalyse (Einführung Logik)
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V20468
ISBN (eBook)
9783638243322
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Argumentationsanalyse, Descartes, Meditationes), Proseminar, Argumentationsanalyse, Logik)
Arbeit zitieren
Sabine Schneider (Autor:in), 2003, Argumentationsanalyse (R. Descartes: Meditationes), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20468

Kommentare

  • Kosta Dodoras am 2.5.2011

    Ich bin in der Vorbereitungsphase meiner Magisterprüfungen und habe diesen Text erworben. Ich muss, ohne die Autorin kränken zu wollen, leider sagen, dass sich nicht ausreichend mit dem Thema beschäftigt wurde, und zwar 3 Argumente auf ihre logische Struktur und Gültigkeit überprüft, jedoch nirgendwo ein Bezug zu Descartes gesamten System hergestellt wurde. 9 Euro ist ein bisschen überteuert für die Leistung der Autorin. Nichts für Ungut.

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