Die RAF - Wege der Gewalt zur Lösung von Problemen - Kann terroristische Gewalt Mittel zur Lösung von Konflikten sein?


Seminararbeit, 2003

17 Seiten, Note: 2,1


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Historischer Kontext
2.1 Zwischen Revolte und Anpassung
2.1 Gründung der RAF

3. Erklärungsversuche für den Weg in die Gewalt
3.1 Ideologie
3.2 Biographische Betrachtungen

4. Die RAF als Organisation
4.1 Struktur und Aufbau der RAF
4.2 Handlungsweisen und Aktionen

5. Schlussbetrachtung
5.1 Zusammenfassung
5.2 Ausblick

6. Quellen

7. Literatur

1. Einleitung

Erschütternde Bilder gehen um die Welt – Bilder vom 11. September 2001. Terroristen schlugen zu und mordeten tausende unschuldige Menschen. Das ist Anlass über terroristische Gewalt nachzudenken.

Erinnern wir uns an die Zeit der terroristischen Gewalt in Deutschland; an die zwei Jahrzehnte der Furcht vor der RAF – der Roten Armee Fraktion. Auch sie hinterließ ihre Blutspur der terroristischen Gewalt. Sie propagierte den bewaffneten Kampf gegen den Staat. Ihr Ziel war es, den Staat und auch die Gesellschaft zu verändern, die Massen zu politisieren und zu mobilisieren. Die RAF wollte den Erkenntnisstand der Bewegung von 1967/68 retten und die Idee des Marxismus-Leninismus weiterführen. Sie wählte den Weg der Gewalt, da sie andere Wege für sinnlos erachtet.

Im Nachdenken über die RAF ergaben sich für mich folgende Fragen:

- Taugt terroristische Gewalt zur Durchsetzung von Interessen und zur Lösung von

Konflikten?

- Wer sind diese Menschen, die nicht davor zurückschrecken, Menschenleben aufs Spiel zu

setzen, sie zu opfern und das eigene Leben gering zu achten?

- Wo liegen die Ursachen für den blinden Hass, den Mitglieder der RAF auf Staat und

Gesellschaft entwickelten?

Um Antworten zu finden, betrachte ich die Entstehung der RAF in ihrem historischen Kontext, verfolge ihre Theorien, ihre Motive und die Biographien der Mitglieder der ersten Generation der RAF, um Ursachen für ihr Handeln zu finden. Im Anschluss befasse ich mich mit der Struktur ihrer Organisation und beleuchte die Aktionen der RAF in Interaktion zu Staat und Gesellschaft. Damit stelle ich einen Weg terroristischen Handelns dar, den ich gleichzeitig in seiner Wirkung und Berechtigung hinterfrage.

Zu diesem Thema haben sich eine Vielzahl von Soziologen, Kriminologen und Psychologen geäußert, aber auch ehemalige Anhänger und Zeitgenossen. Horst Mahler, ein ehemaliges Mitglied der RAF, verfasste 1971 die „Neue Straßenverkehrsordnung“. Er versuchte mit dieser Schrift die Stadtguerilla, die Vorgehensweise der RAF zu definieren. Klaus Mehnert betrachtete in seinem Buch „Jugend im Zeitbruch“ von 1976 die Jugendlichen seiner Zeit im Rahmen des bestehenden Generationskonflikts. Mehnert stellte fest, dass Rebellion und Terror der Jugendlichen gegenüber Autoritäten in der Geschichte immer vorhanden waren.

Tobias Wunschik untersuchte sehr kritisch und präzise den Terrorismus der RAF.

Er analysierte ihre Ideologie und gab Aufschluss über die Täter und ihre Motive. Er stellte die RAF als eine Gruppierung von jungen Leuten dar, die auf der Suche nach Neuem, Revolutionärem waren. Wunschik kam zu dem Schluss, dass sich der Einsatz terroristischer Gewalt als folgendschwerer Irrweg erwies, Gewolltes sich ins Gegenteil verkehrte. Tobias Wunschik zeigte in seinem Buch „Baader Meinhofs Kinder“ die Mitglieder der RAF aber nicht nur als blutrünstige Terroristen, sondern sah sie als Menschen, die den richtigen Weg nicht fanden, weil Hass sie blind für andere Lösungen machte.

Weitere wichtige Publikationen zur Auseinandersetzung mit der RAF sind von Thomas Meyer „ Am Ende Der Gewalt? Der deutsche Terrorismus – Protokoll eines Jahrzehnts“ und Herrmann Glaser „ Jugend zwischen Aggression und Apathie“.

Der Weg der RAF endete in einer Sackgasse. An keiner Stelle konnte sie ihr Interesse durchsetzen.

Vergleiche ich das Streben und Wirken der RAF mit Organisationen, die heute auf die Karte terroristischer Gewalt setzen, wage ich zu sagen, dass dieser Weg zu keiner Lösung führt, sondern die Probleme verschärft und unkontrollierbar macht.

2. Historischer Aspekt

2.1 Zwischen Revolte und Anpassung

Die Sechziger Jahre in der Bundesrepublik waren gekennzeichnet durch eine Nachkriegsgesellschaft, der es an nichts zu fehlen schien. Die Wirtschaft boomte, der Wohlstand festigte sich und das neue Staatswesen, die Republik, funktionierte. Dabei wurde vergessen, dass man die Geschichte nicht abhängen kann – eine Geschichte, die noch aufgearbeitet werden musste. Fragen nach Schuld und Sühne waren offen geblieben. Der Neubeginn war geglückt, Vergangenes sollte ruhen. Die großen Gerichtsverfahren gegen die Naziverbrecher wurden als Befreiung von eigener Schuld begriffen. Die Mehrheit der erwachsenen Westdeutschen erteilte sich selbst die Generalamnestie.

Mit diesem gesellschaftlichen Hintergrund wuchs eine neue Generation auf, wohlbehütet im zunehmenden Überfluss einer Wohlstandsgesellschaft. Sie konnte sich entscheiden, den Weg der Eltern anzunehmen, Gegebenes hinzunehmen, sich anzupassen oder aber zu opponieren.

In Opposition zu der Elterngeneration begannen Jugendliche unbequeme Fragen zu stellen – Fragen nach der jüngsten Geschichte, nach dem Miteinander in der Gesellschaft, das ihnen von wachsender Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer geprägt erschien. Der Bau der Mauer 1961 in Berlin verstärkte die Zweifel an der Autorität der Elterngeneration.

Es entstanden antiautoritäre studentische Protestbewegungen. Die Studenten lehnten sich auf gegen autoritäre Führungsstrukturen einer patriarchalischen Gesellschaft, identifizierten sich mit der Bewegung gegen den Krieg in Vietnam und machten auf das Elend in der Dritten Welt aufmerksam.

Kern dieses politischen Protests bildete der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS).

Als einstige Jugendorganisation der SPD distanzierte sie sich ab 1961 immer mehr von der Partei.

Die junge Generation der Studenten organisierte antiautoritäre Aktionen, die zu größeren Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht führten. Sie initiierte 1967 Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg anlässlich des Besuchs des amerikanischen Vizepräsidenten Humphrey. Neben Eiern und Mehltüten flogen auch Steine gegen die Wagenkolonne des Besuchers.

Der Konflikt zwischen der studentischen Protestbewegung und dem Staat sollte sich jedoch noch verstärken.

Am 2.Juni 1967 kam es während des Staatsbesuchs des Schahs von Persien in Berlin zu einer Demonstration gegen die Menschenrechtsverletzungen im Iran. Heftige Auseinandersetzungen zwischen studentischen Demonstranten und der Polizei waren die Folge. Der Student Benno Ohnesorg wurde unschuldig Opfer in diesen Auseinandersetzungen.

Der Tod von Benno Ohnesorg wurde zum Signal für viele Jugendliche, sich zu entrüsten über die willkürliche Ausübung der Staatsgewalt, die sie als Einengung und Unterwerfung empfanden. Verstärkt wurde ihre Wut durch die Medienkampagne des Springer-Verlags, der alles unternahm, um die jugendlichen Protestbewegungen zu kriminalisieren. Trauriger Höhepunkt war das Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke, in dessen Folge sich Rat- und Ziellosigkeit unter den Jugendlichen breit machte. Die Zersplitterung der Bewegung war das Ergebnis.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die RAF - Wege der Gewalt zur Lösung von Problemen - Kann terroristische Gewalt Mittel zur Lösung von Konflikten sein?
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Politikwissenschaft)
Note
2,1
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V20385
ISBN (eBook)
9783638242714
Dateigröße
509 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wege, Gewalt, Lösung, Problemen, Kann, Gewalt, Mittel, Lösung, Konflikten
Arbeit zitieren
Anne Piegert (Autor:in), 2003, Die RAF - Wege der Gewalt zur Lösung von Problemen - Kann terroristische Gewalt Mittel zur Lösung von Konflikten sein?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20385

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