Der Staat - Was ist das?


Hausarbeit, 2010

15 Seiten, Note: 2


Leseprobe


In dieser Arbeit möchte ich erläutern, dass und wieso es (derzeit) keine allgemeine Definition für den Staatsbegriff gibt, da jede Wissenschaft eine andere Auffassung zu diesem Thema hat und sich allesamt gegenseitig widersprechen.

Wenn sich jemand mit den von mir gewählten Texten beschäftigt, merkt er oder sie sofort, dass alle Autoren von einem anderen Standpunkt aus auf den Staat eingehen. Dvořák stellt einen Teil der englischen Geschichte dar, Weber geht näher auf die Wirtschaft im Zusammenhang mit der Gesellschaft und den damit verbundenen Herrschaftsbegriff ein, Saxer konzentriert sich weniger auf den Staat selbst, sondern viel mehr auf die Bedeutung, die die Massenmedien im Staat ein­nehmen und Claessen und Skalnik, nun, die beiden haben eine ganz andere Herangehensweise, sie analysieren vergangene Studien, im Bezug auf die Entstehung und Entwicklung des „frühen Staates“, was zwar vom wissenschaftlichen Standpunkt gesehen, sehr lobenswert ist, aber auf der anderen Seite verstörend auf den/die LeserIn wirkt, da diese/r mit mehreren Studien konfrontiert wird, die scheinbar willkürlich gewählt wurden und der/die LeserIn Schwierigkeiten haben wird sich ein objektives Bild über diese Studien zu machen, wenn er/sie diese nicht vorher studiert hat. Es sollte noch angemerkt werden, dass die eigenwillige Auswahl bestimmter Studien bewirkt, dass sich das Gesamtergebnis leicht verfälschen kann, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass alle Ergebnisse mit den Studien, die hier nicht behandelt wurden übereinstimmen können, demnach wäre es auch wichtig alle anderen vorhandenen Theorien unter die Lupe zu nehmen, auch wenn mir klar ist, dass es bei all den Theorien kaum möglich gewesen ist, alle auf einmal zu studieren und an zu fechten. Nichts desto trotz setzt der Text richtig an und sucht nach Elementen die allen „frühen Staaten“ zu Grunde liegen. Deswegen möchte ich auch mit diesem Text beginn­en.

Es muss Claessen und Skalnik hoch angerechnet werden, dass sie zu Beginn die eigentliche Pro­blematik des Staatsbegriffs erläutert haben, was bei den anderen drei Texten nicht der Fall war, auch wenn dabei zu bedenken ist, dass ich nur Ausschnitte ganzer Bücher gelesen habe und da­her nicht mit hundert prozentiger Sicherheit sagen kann, ob in den anderen Werken nicht in ein­em früheren Kapitel darüber geschrieben wurde. Wie dem auch sei, so schreiben Claessen und Skalnik von drei Hauptproblemen, mit denen die Wissenschaft zu kämpfen hat:

„(1) There does not exist any definition of the state that is accepted by the entire community of scholars.“(Claessen/Skalnik 1978, S.3) Was wiederum dazu führt, dass jeder angehende Wissen­schaftler seine eigene Theorie dazu aufstellen muss, die zwar meistens den bestehenden Theorien ähneln und daher auch oft zu sogenannten „Schulen“ zusammengefügt werden, allerdings da­durch auch nicht helfen, eine allgemeingültige Antwort zu finden, im Gegenteil, dadurch, dass so viele unterschiedliche Theorien und Definitionen entstehen, ist es praktisch unmöglich, sie alle zu einer einzigen Definition zusammen zu führen. (vgl. Claessen/Skalnik 1978, S.3)

Zweitens erkennen die beiden Anthropologen, dass immer wieder Theorien die Welt erblicken, die sich zu sehr auf ein bestimmtes Gebiet oder eine Epoche konzentrieren was zur Folge hat, dass „the scholars conerned usually succeed in proving that their theory is correct for the cases they have studied, but when one tries to apply these theories on a world-wide scale, their inade­quacy soon becomes apparent.“ (Claessen/Skalnik 1978, S.3)

Letztlich erklären sie, dass es besonders umstritten ist, wie und warum sich in grauer Vorzeit der Staat entwickelt hat und dass ihr Text der Erforschung dieser Frage gewidmet ist. (vgl. Claessen/ Skalnik 1978, S.3f)

Zu Beginn erklären sie dem/der LeserIn, wie sie in ihrer Arbeit vorgehen werden, nämlich, dass sie an eine dialektische Verbindung zwischen Fakten und Theorien glauben, was bedeutet, dass man sowohl Fakten wie auch Theorien benötigt, um eine passende wissenschaftliche Hypothese entwickeln zu können und dass der Staat für sie weder verdinglicht, personifiziert, noch sakrali­siert werden soll, da er ein Produkt sozialer Be­ziehungen und eine soziale Organisation ist, die nicht über oder unter dem Menschen steht. (vgl. Claessen/Skalnik 1978, S.4) Außerdem setzen sie voraus, dass es ihrer Meinung nach zwei verschiedene Kategorien von Staaten gibt, mit denen es sich zu beschäftigen gilt. Erstens, den modernen industrialisierten und den Entwicklungsstaat und zweitens, den nicht-industrialisierten Staat aus der Zeit vor dem Kapitalismus. Wobei sich diese Arbeit, wie bereits mehrfach erwähnt nur auf den letzteren Typus konzentriert. (vgl. Claessen/Skalnik 1978, S.4f)

Die Arbeit gliedert sich in zwei Kapitel, im ersten Teil beschreiben sie bestehende Theorien und weisen sie mit Zuhilfenahme von Fakten und Vergleichen mit Fallstudien auf ihre jeweiligen Fehler auf. (vgl. Claessen/Skalnik 1978, S.5) So arbeiten sie sich bis zu ihrem zweiten Teil vor, in dem sie, darauf aufbauend ihre Hypothesen aufstellen. (vgl. Claessen/Skalnik 1978, S.17)

Die behandelten Theorien wurden zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Ländern auf­gestellt, was der Arbeit positiv anzurechnen ist, da dadurch mehrere verschiedene Zeitgeister in die Arbeit einfließen und deren Objektivität verstärken. Kritik muss ich an der Einleitung zu dem Kapitel „Theories“ üben, denn hier werden keine Theorien behandelt, nein, nicht einmal vorge­stellt, es wird erwähnt, dass mehrere Wissenschaftler, wie z.B. Krader oder Carneiro vor geraum­er Zeit Theorien dazu aufgestellt haben und auch weiter zurückliegende Arbeiten wie Rosseaus „Du contrat social“ (1762) oder Hobbes „Leviathan“ (1642) werden erwähnt, aber nur erwähnt und drei Absätze später wird dem/der LeserIn erklärt, dass diese Arbeiten belanglos seien, da die Autoren nicht genügend Daten hätten und von sich aus auf eine ihnen persönlich wünschenswerte Zukunft hinschrieben. Diese Aussage trägt nicht dazu bei, den Text besser zu verstehen, sondern nur die Aufmerksamkeit der Studierenden von dem eigentlichen Thema abzulenken und gleich­zeitig erscheint mir dieser Ausschluss von potenziellem Arbeitsmaterial als eine von persönlichen Vorstellungen geprägte subjektive Entscheidung. (vgl. Claessen/Skalnik 1978, S.5f)

Auf diese Aufzählung folgt die vorhin erwähnte Auseinandersetzung mit verschiedenen Theorien. Erst im späteren Verlauf der Arbeit, nämlich gegen Ende des ersten Kapitels, bringen Claessen und Skalnik alle vorgestellten Theorien in einen gemeinsamen Kontext, sie stellen fest, dass sich alle Theorien mehr auf den Ursprung des „frühen Staates“ konzentrieren, als auf dessen Entwicklung und dass man grob gesehen alle Theorien in zwei verschiedene Gruppen einteilen kann, die auf folg­enden Grundprinzipien aufbauen: „(1) the state is based on social inequality, and (2) the state is based on some form of 'social contract'.“ (Claessen/Skalnik 1978, S.16) Die Ansichten von Engels, Fried und Kottak gehören zu der ersten Gruppe, wobei sie sich dabei vor allem auf den ökonomischen Aspekt der Ungleichheit beziehen. Steward, Wittfogel und Goldman können auch zu dieser ersten Gruppe gezählt werden, allerdings liegt ihre Betonung auf den öko­logischen und organisatorischen Aspekten der Ungleichheit. Andere Vertreter der ersten Gruppe wie Thurnwald oder Oppenheimer und später auch Carneiro waren der Ansicht, dass äußere Fak­toren wie z.B. Krieg auf die Entwicklung zum frühen Staat hin geführt hat. (vgl. Claessen/ Skalnik 1978, S.16) Um genauer auszuführen, so meint Carneiro, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt unausweichlich zu einem Krieg kommen sollte, sofern mindestens einer von zwei Fak­toren gegeben ist. Zum einen, dass ein Stamm nur begrenzten Lebensraum hat und durch hohe Geburtenrate so expandieren muss oder wenn ein Stamm von anderen Stämmen umgeben ist und so keine andere Möglichkeit hat zu expandieren, als die anderen Stämme zu bekriegen. Sollte es also zu einem Krieg zwischen zwei Völkern kommen und sollte eine Fraktion über die andere triumphieren und die andere z.B. als Sklaven in ihre Gesellschaft integrieren, so entstehen damit Klassen und somit soziale Ungleichheit. (vgl. Claessen/Skalnik 1978 S.13)

Die zweite Gruppe wird essentiell von Lowie und Service gebildet. Während sie nicht bestreiten, dass es Probleme im Sinne der Ungleichheit gibt, so sind sie doch der festen Überzeugung, dass sich der Staat als eine Art nützlichem sozialen Vertrag gebildet hat, welcher von Kooperation und einer zentralisierten Regierung profitierte. (vgl. Claessen/Skalnik 1978, S.17)

Ich muss mich der zweiten Gruppe anschließen. Es gibt sehr wohl Ungleichheit und Missstände, die großteils heute mit der Epoche der Kolonialisierung zusammenhängen, aber der Staat an sich ist kein Instrument zur Steuerung der Massen, um einer kleinen Schicht von Menschen die Herr­schaft und Reichtum zu verschaffen. Es mag sein, dass persönliche Gier und Korruption in vielen Fällen den Staat zu solch einem absonderlichen Konstrukt entwickelt haben, aber der Staat als Grundbegriff, dient dazu das Volk zu leiten, Richtlinien für das gemeinsame Zusammenleben zu erstellen (Gesetze), Intoleranz gegenüber diesen Richtlinien und den Mitmenschen zu bestrafen und wenn möglich zu verhindern (Justiz) und gleichzeitig für Schutz gegen äußere Bedrohungen zu sorgen. Dies kann nicht geschehen, wenn es nicht eine zentralisierte Regierung gibt, ob sie nun Ungleichheiten verstärkt oder nicht, hängt von jeder Regierung ab und nicht von dem Grundkonzept des Staates selbst.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Staat - Was ist das?
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Politikwissenschaft )
Note
2
Autor
Jahr
2010
Seiten
15
Katalognummer
V203775
ISBN (eBook)
9783656308072
ISBN (Buch)
9783656311560
Dateigröße
556 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
staat, publizistik, soziologie, politikwissenschaft, kultur- und sozialanthropologie, interdisziplinär, Staatsbegriff
Arbeit zitieren
Dominik Kirchdorfer (Autor:in), 2010, Der Staat - Was ist das?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203775

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