Zur Problematik von Coping-Strategien in der Alkoholismusforschung


Diplomarbeit, 1982

155 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Probleme der Alkoholismusforschung
1.1. Prävalenz des Alkoholkonsums in der BRD
1.2. Implikationen des Alkoholkonsums

2. Theorien des Alkoholmißbrauchs
2.1. Die Psychogenetische Perspektive
2.1.1. Psychoanalytische Ansätze
2.1.2. Der lerntheoretische Ansatz
2.1.2.1. Originäre Ansprüche der Lerntheorie
2.1.2.2. Der lerntheorethische Erklärungsansatz bei Alkoholismus
2.2. Lerntheorie und Verhaltenstherapie des exzessiven Trinkens
2.2.1. Verhaltenstheorien in der Ätiologie des exzessiven Trinkens
2.2.2. Effektive Coping-Strategien in der ver- verhaltenstherapeutisch orientierten Therapie
2.3. Zusammenfassung und Diskussion

3. Neuere Stresskonzeptionen und die Life- Event-Forschung als mögliche Erklärungs­ansätze für exzessiven Alkoholkonsum
3.1. Taxonomie und Klassifikation der Stress- und Life-Event-Forschung
3.1.1. Probleme der Life-Event-Forschung am Bei­spiel der Social Readjustment Rating Scale ( SRRS )
3.1.2. Zur Problematik der Einschätzung von Life-Events und Illness Onset
3.2« Konzeptuelle Entwicklung der Stressfor­schung
3.2.1« Neuere Ansätze in der Stressforschung
3.2.1.1. Integratile Weiterentwicklung von Lei­stungsmotivation und Stress
3.2.2. Die transaktionale Stresskonzeption
3.2.3. Der interaktionistische Ansatz
3.2.4. Multiple Analyseebenen in Stressmodellen
3.3. Stress und Alkohol
3.3.1. Experimentelle Untersuchungen zu exzes­sivem Trinken und Stress
3.4. Kritische Lebensereigniss als auslösende Bedingungen für problematischen Alkohol­konsum
3.5. Zusammenfassung und Diskussion

4. Copingstrategien bei exzessivem Trinken
4.1. Konzepte und Theorienbildung in der psy­chologischen Copingforschung
4.2. Zur Problematik von Konzepten in der Co­pingforschung
4.3. Kognition und Bewältigung
4.3.1. Kognitive Bewertung und intrapsychische Bewältigung
4.3.2. Formen der Einschätzung im Paradigma von Kognition und Emotion
4.3.2.1. Primäre Einschätzung
4.3.2.2. Sekundäre Einschätzung
4.3.2.3. Neueinschätzung
4.3.3 Klassifikation und Wahl von Bewälti­gung sproz essen
4.3.3.1 Kontrollierbarkeit und Vorhersagbarkeit von Belastungssituationen als Determi­nanten von Copingprozessen
4.4 Copingstrategien zur Bewältigung exzessi­ven Trinkens
4.4.1 Programme für Alkoholiker als Trainings­einheiten von Copingskills
4.4.2 Selbstkontrollstrategien bei Trinkten­denzen
4.5 Zusammenfassung und Diskussion

5.Literatur

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Probleme der Alkoholismusforschung

Die therapeutische Effizienz der aktuellen Alkoholismusfor­schung ist nach heutigem Stand (vgl. Grüner & Schulte,1974; Emri ck, 1 974 ; 197 5 ; Schwarz, 1 975 ; Ho f fm ann et al,1975/1976 ;

Rieth,1977;Gedig,1978;Matakas et al, 1978jOlbrich & Watzl,1979 Krampen & Nispel, 1 978 ; 1979 ; 1981 ) von geringer Ulirksamkeit. Dieses Faktum verdeutlicht die Qualität als auch Quantität therapeutisch unzureichender Versorgung,wobei als entschei­dendes Kriterium des Therapieerfolges die Initialmotivation zur Therapie und die prozeßorienti erte Motivation während der Therapie anzusehen ist (vgl. Kleiber,1980 u. 1981, S. 24). Gleichzeitig sind chemisch-toxische üJirkungen permanenten Alkoholabusus interventionserschwerende Indikatoren (Klein, 1981;Steinbrecher,1981).

Geringe Habitu ali sierung und dementsprechend größere Stabi­lität und Flexibilität Betroffener in ihrer Perzeption und ihren Handlungsmöglichkeiten optimieren den positiven Ausgang einer Therapie (s. hierzu Funke et al,1979).Dazu müßte laut Stephan et al (1981) eine verbesserte Therapieforschung an— gestrebt werden,die schwerpunktmäßig die differentielle In- 1 ) dikation therapeutischer Maßnahmen erfaßt. ' T) Die Zentralstelle für psychologische Information und Do- kumentation (ZPID) an der Universität Trier hat eine qua­litative Analyse der relevanten Fachliteratur für den Zeitraum 1970 - 1979 vorgenommen : von 5060 Publikationen zum Thema Alkohol entfielen lediglich 185 Veröffentlich­ungen auf den Präventionsbereich (3.6 %).

Epidemiologische Studien (z.B. Feuerlein & Künfer,1977) ver­suchen die Verbreitung der 'Störung' Alkoholabhängigkeit zu analysieren,doch geht in die Planung epidemiologischer Stu­dien der Aspekt präventiver Maßnahmen nicht ein. lessor & lessor (1975) haben in einer exzellenten Untersuch­ung das Trinkverhalten jugendlicher Schüler über einen Zeit­raum von vier Jahren beobachtet. Es bestand eine direkte Re­lation zwischen der Wahrscheinlichkeit des Trinkens und ihrer Übergangs-bzw. .Problemdisposition, sowie ein entwick­lungsbedingter Zusammenhang zwischen dem Beginn des Trinkens und anderen soziopsychologischen Aspekten.Alkoholkonsumieren­de Schüler tendieren eher zu geringem Leistungsstreben,höherer Wertschätzung ihrer Unabhängigkeit,positiver Einstellung zu exessivem Trinken,engerem Kontakt zu Gleichaltrigen usw.

Aus diesen Ergebnissen lassen sich keine spezifischen Präven- tionsmaßnahmen ableiten.Braucht,Barkasch,Follingstead & Berry (1973) chakterisieren den Forschungsstand als unübersicht­lich,unsystematisch und theorielos.Die Mängel werden poten­ziert durch methodologische Ungenauigkeiten,ungenügende Ko­ordination der Forschungsbemühungen wie auch fehlende Inte­gration der vorhandenen Ergebnisse.Ergo läßt sich postulie­ren: "Die Konstruktion wissenschaftlich fundierter Präven­tionsprogramme setzt eine Neukonzeption von Präventionsfor­schung voraus." (Stephan et al,1981,S.712;vgl. hierzu auch Alden,198G,die die Position der Verhaltensmedizin heraus­stellt. )

1.1. Präwalenz des fllkoholkonsums in der BRD

Eine statistische Erhebung aus dem Jahre 1976 besagt,daß der Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol in der Bundesre­publik 12,34 Liter betrug (DHS-Informationsdienst,1977)* Doch spiegelt der Pro-Kopf-Verbrauch nicht die Struktur des Alkoholkonsums uieder:Es ist offensichtlich,daß ein kleiner Kreis won Personen in überproportionalem Maß an dem Gesamtwerbrauch beteiligt ist.Wieser (1973) zieht aus sei­nen Daten den Schluß,daß 5% der Bewölkerung etwa 36% des gesamten Alkohols in der Bundesrepublik konsumieren.

Studien in Bremen und Schleswig-Holstein (zit.n. Frießem, 1979) zeigen die Tendenz auf,daß sich der Alkoholkonsum in den nächsten Jahren noch beträchtlich erhöhen wird,da immer mehr soziale Gruppen wie z.B. Jugendliche usw. auf Alkohol zurückgreifen.Tranken 1967 38/2 der in Bremen Befragten mehrmals in der li/oche Alkohol, so waren es 1973 bereits 47/2. Dieser Anstieg der Gesamtpräwalenz (s.Tabelle 1) geht z. T. auf eine überproportionale Zunahme des Jugendalkoholis­mus zurück.Entsprechend zeigt die Studie aus Schleswig-Hol­stein aus dem Jahr 1976 für Jugendliche (10-18 Jahre),daß bereits 41% leichte und 16% starke Trinker waren.

Tabeile 1 :

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Vereinfacht zeichnet sich folgendes Bild ab :Alkaholgebrauch verändert sich temporär in Alkoholmißbrauch·Schulz (1981) stellt hier zurecht die Frage, "...wie und warum eine ten­denziell gefährliche Droge derartig ins Alltagsleben inte­griert ujerden konnte, daß der ständige Konsum unauffällig bleibt,daß in bestimmten Situationen zu den gesellschaft­lichen Konventionen gehört"(S.33).Schulz argumentiert wei- ter,daß man bei Alkohol im Gegensatz zu Drogen "zu grob ver­einfachenden, polarisierenden Vorstellungen,zu moralischen Anschauungen oder zu naiven Persönlichkeitstheorien" ( S.33/34) neigt,obwohl Alkohol folgende Eigenschaften besitzt:

- Erzeugung psychischer Abhängigkeit
- Toleranzsteigerung
- Erzeugung physischer Abhängigkeit.

Schon durch geringe Mengen werden temporäre Veränderungen des Normalbefindens sowie UJechsel in der Grundstimmung her- vorgerufen.В erger et al (1980) zeigen deutlich die ambiva­lente Stellung des Alkohols in unserer Gesellschaft auf;in gewissem Ausmaß wird Alkohol geradezu gefordert (z.B. auf Festen,feierlichen Anlässen usw.) und zeitweise auch im Übermaß toleriert.Gleichzeitig wird Alkohol verpönt;dann nämlich,wenn durch Alkohol beständige Verhaltensschwierig­keiten hervorgerufen werden.Fol glich besitzt Alkohol die Funktion,daß sich betrinken einer scheinbaren Selbstver­wirklichung gleichkommt (Ersatz des Auslebens nicht reali­sierbarer Bedürfnisse) oder er stellt ein Ventil irrationa­ler Impulse dar.Im berauschten Zustand ist es möglich,sonst nicht öffentlich zugelassene Gefühle zu zeigen und die Um­gangsformen mit anderen werden lockerer.Dieser gesellschaft­liche Sinn von Alkoholkonsum kann aber nur solange Bestand haben,wie das Individuum sich an normative Verhaltensspiel­räume hält,die ihre Funktion in der Integration und in der Definition von der Erwünschtheit der psychotropen Wirkung haben.Auch partielle Verluste der Selbstkontrolle durch Alkohol müssen dennoch kontrolliert geschehen:Betrunkensein gilt nur unter dem Aspekt der Einsehbarkeit in das intersub­jektive Motiv und darf sich nicht als permanent wiederho­lender Exzeß ereignen,da eo ipso der dauerhafte Verlust jeg­licher Selbstkontrolle die unmittelbare Konsequenz wäre.

Die Folge des Verstoßes gegen normative Regelungen des Um­gangs mit Alkohol ist die soziale Verachtung,die dem Indi­viduum anhaften Ыeibt,ungeachtet dessen,ob therapeutische Interventionen oder eigenständige Modifikation der Verhal­tensweise das Individuum in die Lage versetzen,nicht mehr gegen diese Regeln zu verstoßen.

2. Theorien des Alkoholmißbrauchs

Wüthrich (1974) schlägt eine Dreiteilung über die Theori­en zur Genese chronischen Alkoholismus vor.Dabei dient die traditionelle Fächeraufteilung im wissenschaftlichen Bereich als Grundlage:Biologie,Psychologie und Sezialwissenschaften.

Tabelle 2:

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An sätze,welche die drei Theorien in einem umfassenden Kon­zept zu einer geschlossenen Theorie einordnen,sind kaum vor­handen und uerden von uns daher unberücksichtigt gelassen. Ferner soll nur die psychogenetische Perspektive in unser Konzept eingehen,da sie für unsere Arbeit relevant ist.

Eine weitere Einschränkung besteht darin,daß die den der­zeitigen Theorien zugrundeliegenden Annahmen über die Gene­se des Alkoholimus sich z.T. auf therapeutische Interventi­onsmaßnahmen und Strategien wie auch die Forschung beschränken.

2.1. Die psychoQenetische Perspektive

2.1.1. Psychoanalytische Ansätze

Die psychoanalytische Persönlichkeitstheorie Freuds (Hall & Lindzey,1970)stellt die Fehlentwicklung der Persönlichkeits­struktur in den Mittelpunkt.Freud nimmt an,daß es sich bei der Sucht um eine bestimmte Form der Lust-Unlustregulierung handelt.Folglich ist Sucht das unmittelbare Streben nach Glück,um Unlust (Leid,Trauer,Sorge und Schmerz) zu entgehen. In der Sucht werden die Ziele menschlichen Lebens ideali- siertîLust zu suchen und Unlust zu meiden (Freud,1930,S.436), Rado weitet den Lustbegriff auf die Sexualbefriedigung aus: "Im pharmakogenen Organismus lernt das Individuum eine neu- e Art der Befriedigung kennen,die mit den natürlichen Moda­litäten der Sexualbefriedigung in Wettbewerb tritt.Sie zeichnet sich durch ganz ungewöhnliche Vorzüge aus und muß umso verlockender erscheinen,je mehr die normalen Befrie­digungsmöglichkeiten durch Neurose oder Mißgunst der Ver­hältnisse beeinträchtigt sind"(1975,S.365)·

Lürssen (1974) hält die Lustsuche als Vermeidung von Unlust für unerheblich; er sagt,daß der Alkoholiker vielmehr dazu neigt,durch den Alkohol seine innere Spannung zu reduzie­ren.Ergo wäre die Ausschaltung von Unlust Entladung von Triebspannung,obschon das Erleben von Triebspannung nicht gleichzusetzen ist mit dem Erleben von Unlust.D.h.,der Al“ koholiker benutzt den Alkohol,um mit Gefühlen der Angst, seiner empfundenen Minderwertigkeit oder Niedergeschla­genheit fertig zu werden,die,wie Freud meint,tiefliegende, schon in der Kindheit disponierte,nicht bewußte Unsicher­ heit und Schuld reflektieren.

Lürssen (1974) und Rado (1975) stimmen darin überein,daß Alkoholmißbrauch u.a. als inadäquater Selbsttherapiever- such aufzufassen ist.Durch die geringe Affekttoleranz ge­genüber Ängsten und Depressionen (s.o.),die sich im Rah­men der Ich-Funktion entwickelt,bildet sich eine unbestän­dige interne Reizschranke,die ’künstlich’ durch Alkohol­konsum stabilisiert wird;der Trinker scheint so in der Lage zu sein,Situationen und Auseinandersetzungen in sei­ner Alltagswelt erträglicher gestalten zu können.Um die interne Reizschranke auf einem Level zu halten,muß der Al­koholkonsum zwangsläufig steigen,da sie gegenüber dem Es und dem Überich herabgesetzt ist und das schwache Ich so­mit hilf- und wehrlos wird.

Fällt das Individuum trotz ständiger Vorsätze,keinen Trop­fen mehr zu trinken,in sein altes Trinkverhalten zurück, kann sich das Ich gegen das Überich nicht mehr behaupten; die Konsequenz ist eine Betäubung des Zustandes mittels Alkohol,Das Ich findet artifizielle Stärkung,indem das Überich im wahrsten Sinne des Wortes in Alkohol ’aufge­löst 'wird.Der Alkoholiker ertränkt aufkommende Aggressio­nen und wird paradoxer Weise in seinem Rauschzustand oft­mals noch gewalttätiger und aggressiver.Auf der anderen Seite werden aber Aggressionen durch Alkoholkonsum z.T. tatsächlich abgemildert ; durch partielles Regredieren kann eine völlige Regression (eine vehemente destruktive Ten­denz) vermieden werden.Hacker (1975) schreibt dazu,daß Al­kohol ein Aggressions- und Sicherheitsventil sei,das kar- thartische Entlastung bringe und Intimität mit der Gruppe der Mittrinker zwar nicht bewirke,zumindest aber vortäu­sche,fluch scheint es so,daß sensu Alkohol das frustrierte Selbstwertgefühl vorübergehend wieder gehoben wird.

Bandura (1969) gibt einen zusammenfassenden Überblick über freudianisch orientierte Persönlichkeitsforschung bei Alko­holikern: "Eine breite Skala neurotischer Persönlichkeits­störungen sind als Determinanten des chronischen Alkoho­lismus angegeben worden;unter ihnen die populäre Interpre­tation psychoanalytischer Prägung, daß Alkoholismus auf la­tenter Homosexualität in Zusammenhang mit Fixierung auf passiv narzißtische Bedürfnisse beruhe,Gräle Abhängigkeit und andere charakterologisehe Strukturen sind häufig als entscheidende Prädisposition für einen exzessiven Alkohol­konsum herangezogen worden,Selbstzerstörerisehe Triebe,Min­derwertigkeitsgefühle,unbewußte Dominanzbedürfnisse und eine Menge anderer Faktoren einschließlich übermäßiger Bemutte­rung,ungenügender Bemutterung,emotionaler Unreife und intro­vertierter Psychoneurose sind ebenfalls als Determinanten des Alkoholismus genannt worden," (ebd,,S,528/529)

Da die "Psychoanalyse ,,, den Anspruch (erhebt,Erg.d.Verf.) eine Gesamttheorie des normalen und krankhaften menschli­chen Verhaltens zu geben"(Lürssen,1974,S,145),fällt bei der analytischen Theorie der Süchte ins Auge,daß eine in sich einheitliche Theorie nicht vorhanden ist,daß sich Einteilungen in frühe und spätere analytische Konzepte machen 1assen:Fenichel (1945) postuliert beispielsweise die prä- morbide Persönlichkeit;Menninger (1958) dagegen hebt das Selbstzerstörerische in seiner Theorie hervor ; Alkohol wird als Kampf gegen eine psychisch bedeutsamere Form der Selbst­zerstörung eingesetzt.Somit wird der Alkohol Mediator für eine Form des verlangsamten Selbstmordes.Die Alkoholab­hängigkeit ist demnach ein Schutz vor Psychose,asozialem oder kriminellem Verhalten.Ergo beschreiben Redlich & Freed­man (1970) diesen Circulus Vitiosus:"Trotz der bitteren psychosozialen Folgen des Alkoholismus können übermäßiges Trinken und selbst chronischer Alkoholismus für manche sel­tenen Individuen eine realtiv günstige Lösung darstellen, die vor Verbrechen,Perversion und Wahnsinn bewahrt" (S.1038). Jellinek (1946/47 ; 1952 ; 1959 ;1960) zieht aus seiner distan­zierten Position den Schluß,daß die von Psychoanalytikern postulierte Prä disposition nichts als höhere Wahrschein­lichkeit sei,Alkoholismus zu entwickeln.Diese Hypothesen könnten allenfalls erklären,welche Auswirkungen Alkohol auf vulnerable Persönlichkeiten habe;sie stellten zwar den Alkoholismusprozess auf der Entwicklungsebene dar, gingen aber fehl,den Prozess selbst zu erklären.

McCord & McCord (1959) haben in ihrer bekannten Längs­schnittstudie in den Biographien von Alkoholikern weder Formen oraler Fixierung noch gestörte Mutterbeziehungen identifizieren können.Dies ist zweifelsohne als Indiz gegen das hypothetische Konstrukt der psychoanalytischen Alkoholikerpersönlichkeit anzuführen.

2.1.2. Der lerntheoretische Ansatz

2.1.2.1. Originäre Ansprüche der Lerntheorie

Die Lerntheorie шаг in ihrer ursprünglichen Konzeption die Basis für die Methoden der Verhaltenstherapie (vgl. Gold­fried & Davison 1976 ;dtsch 1979 ).Kl ei ber (19 В1 ) begründet sein Interesse an der Lerntheorie folgendermaßen :"Da die Lerngesetze und ihre Anwendung im therapeutischen Prozei3 transparent gemacht wer den,schien mir die V T (Verhaltens- th er ap i e, Erg. d. V er f. ) die Möglichkeit zu bieten,die immer wieder problematisi erte,durch Machtverhältnisse zu kenn­zeichnende Beziehung zwischen Therapeut und Klient in Rich­tung auf eine symmetrische Subjekt - Subjekt - Beziehung zu uerändern.fluch gefiel mir an der 1erntheoreti sch en Ori­entierung der V erhal t en sth erap eut en , daí3 sie die Möglichkeit gab,psychisches Leiden nicht länger als ontologische Fak­ten zu interpretieren,sondern eben nur als 'nach den glei­chen Gesetzen wie normales Verhalten gelernte Reaktions­muster zu begreif en’,die nur eben 'fehi angepaßt',1störend 1 etc. sin d, in so fern sie Verhaltensdefizite oder - exzesse darstell en"(S.15).

Franks (1963) betrachtet bestimmte neurotische Verhaltens­muster als Defekte oder Diskrepanzen im erlernten Verhalten, die folglich den Gesetzmäßigkeiten des Lernens unterworfen sind (s.ebenso Eysenck,1953 ;Eysenck & Rachman, 1 9 70 ; LJolp e 1 969 ; 1976).Sobald das Lernen in seinen konkreten Formen untersucht werden soll,müssen die spezifischen Besonderhei­ten ,Medianismen sowie Gesetzmäßigkeiten des Lernens erschlos­sen wer den. "liier den Lernprozeß untersuchen will,muß uon der Entwicklung dieses Prozeßes ausgehen und die qualitativen Veränderungen betrachten, die er auf den einzelnen Entwick­lungsstufen und unter den verschiedenen Bedingungen erfährt" (Leontjev,1974,S.l2).

2.1.2,2. Der lerntheoretische Erklärunqsansatz bei Alkoholismus

Die Anwendung der Lerntheorie auf das Problem des Alkoholis- mus als Grundlagenforschung ist nur von wenigen Wissenschaft­lern getätigt worden :Masserman & Yum (1946),Dollard & Miller (1950 ) ;Ullman (1952 );Conger (1951;1956) sowie Kingham (1956). Stellvertretend für die verschiedenen Versuche soll die Kon­zeption Ullmans (1952) in unsere Darstellung eingehen.

Ullman argumentiert,daß die bisherigen wissenschaftlichen Versuche,Konstrukte als auch Hypothesen nur zur metabolischen Funktion i.S. abweichender Verhaltensmuster,Dysfunktion der Drüsen oder primär zur pathologischen Persönlichkeit Bezug nehmen.Damit ziehen diese Theorien nicht in ihre Betracht­ungsweise mit ein,was als Problemsituation für den Alkoholi­ker angesehen werden kann,sei es physiologischer oder auch psychologischer Genese,geschweige denn lieferten sie einen plausiblen Erklärungsansatz für die Abhängigkeit (addiction) selbst.Psychiater versuchen unbewußte Ursachen für den Alko­holismus zu explorieren und messen dem Trinkverhalten keine Bedeutung bei.Tiebout (1951) sagt, Alkoholismus "is a symptom which has taken on disease significance.Though starting as a symptom underlying factors,it gains monumental until it gets out of hand and becomes a disease on itseif"(S.54).

Folglich meint Tiebout (1951),daß man mit dem Aufdecken der ursächlichen Faktoren und mit ihrer Beseitigung den Alkoho­liker normalen Trinkgewohnheiten nachgehen lassen könne.

Ullman (s.o.) dagegen vermutet,daß die Entstehung einer Sucht (Abhängigkeit) auf einem psychologischen Zustand beru­he, der partiell durch soziologische Einstellungsvariablen dem Trinken gegenüber und auf physiologischen Eigenschaf­ten beruhe,die Spannungsreduktion ermo gli ch en.I st ein Indi­viduum hochmotiviert zu trinken oder ist zumindest eine emotionale Erregung (vgl.hierzu Russell & Mehrabian,1975, S.1510-1516) bezüglich des Trinkens präsent,ist die Alkohol­abhängigkeit eine logische Resultante.Di es wird noch verstärkt die Tatsache sein,wenn dem Trinken eine Streßsituation vor­ausgegangen ist und diese Umstände bei verschiedenen Gele­genheiten oder Situationen in ihrer Auftretenswahrschein­lichkeit hoch sind,insbesondere dann,wenn ein Individuum so viel Alkohol konsumiert,daß der postulierte Effekt der Spannungsreduktion eintritt.

Für den therapeutischen Interventionsbereich sagt Ullman (1952,Ξ.607):".#.that therapy ought to be directed toward altering the habit systems of the alcoholic by substituting other tension-reducing activities fordrinking.This may obi- ate the quest for specific 'underlying causes' of alcoholism which probably not exi st " ( vgl. hi erzu auch (Varlatt, 1 976, S. 289 ) . Da die Lerntheorie (Kanfer & Phillips, 1975;Flarlatt & Perry, 1977;Kanfer & Goldstein,1977) von der Annahme ausgeht,daß menschliche Verhaltensweisen gelernt werden,läßt sich zu­sammenfassend bezüglich des Alkoholverbrauchs,des exzessiven Alkoholtrinkens und des Alkoholismus schlechthin sagen:"Be­zogen auf das Trinkverhalten kann angenommen werden,daß Alko holkonsum irgendwann in der Vorgeschichte des Alkoholi - kers ihm behilflich war,einen Spannungszustand wenigstens zeitweise zu reduzieren « Diese Spannungszustände können dabei sowohl konkret vorhanden sein,im Sinne von Hunger, Durst oder anderen gelenkten Bedürfnissen,sie können aber auch eher als abstrakte Spannungszustände gedacht werden. Dies könnten dann z.B. Furcht, Angst, depressi ve Verstimmungen lilut sein. Das Trinken wird demnach also gelernt, weil es einen für den Menschen angenehm erlebten Zustand (Spannungsverring erung) nach sich zieht.Damit ist die Alkoholsucht nicht auf einer organischen Basis entstanden,wie die Medizin annimmt, sondern sie kann als psychologischer Lernprozeß bzw. Bewäl­tigungsmechanismus verstanden werden"(Hegner et al,1977,zit. n. Albrecht,1981,S.38 ).

Hegner et al (1977) verdeutlichen,daß die Lerntheorie danach fragt,welche Funktionen der Alkohol beim Individuum erfüllt. Damit wird auch gleichzeitig die Kritik an dem tiefenpsycho­logischen Standpunkt fоrmuliert: Es werde zu stark nach dem zugrundeliegenden Störungsmuster gefragt und dem Trinkver­halten nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt ; folglich wer­den Zwischenschritte zwischen Sucht und Grundstörung negli- giert (Oilman,1952;Conger 1956 ; Jackson, 1954 ;Gorad,McCourt & Cobb,19 71 ; Jacob,Favorini,Mei sei & Anderson, 1978).Auf der anderen Seite hebt Ullman (ebd.,S.606) hervor,daß Krank­heitsprozeß und Symptom eins seien.U.E. ist dies zu global formuliert,geht man davon aus,daß das Pathologische im Trin- ken darin liegt,daßes bis zum Exzeß praktiziert wird,um Span­nungen o.ä. zu mindern,wird gleichzeitig die Auseinanderset­zung mit den ursächlichen Problemen (z.B. Streit mit dem Partner) vermi eden. UJi e Feuerlein überzeugenddarstelllt (1972; 1973; 1975),besitzt der Alkohol die Eigenschaft der Eigendy­namik.Dies wird noch deutlicher von Bateson (197D,S.6) her­ausgearbeitet: "If in the sober life of the alcoholic some­how drives him to drink or proposes the first step toward intoxication,it is not to be expected that any procedure which reinforces his particular style of sobriety will reduce or control his alcoholism."

2.2. Lerntheorie und Verhaltenstherapie des exzessiven Trinkens

Die Lerntheorie hat in den letzten 2D-3G Jahren einen 'Über­bau' erhalten,der eigentlich eine explosionsartige Entwick­lung darstellt : das Metho deninventar der Verhaltenstherapie· Dabei ist anzumerken,daß die Lerntheorie nicht alles empi­risch abdeckt,was die Verhaltenstherapie z.B. im Alkoholis­musbereich an therapeutischen Techniken und Methoden prakti­ziert (vgl. Lazarus,19 65;1971).Grob vereinfacht setzt sich die Verhaltenstherapie zum Ziel,dem Individuum Verhaltens­strategien an die Hand zu geben,sein problematisches .

Trink verhalten (target behavior) wieder in den Griff zu be­kommen, sei es nun Abstinenz auszuüben oder kontrolliert zu trinken.

Ferner will sie Umwelts- und Individuumsdeterminanten ermit­ tEln,die das Trinkverhalten aufrechterhalten. '

In einem Übersichtsreferat beschreibt Miller (1973) drei ver­schiedene behaviorale Messmethoden des Trinkverhaltens.

1. ) Operante Maße,wie sie z.B. von Mello & Mendelson (1965 ;1970),Nathan et al (1970) und Nathan & O'Brian (1971) in Untersuchungen als objektive Indizien des rela­tiven Verstärkungswertes von Alkohol,Geld und Sozialkontakt bzw. einer Isolationsphase demonstriert wurden. Alkohol шаг der überwiegende Verstärker für Alkoholiker,besonders z.Zt ihrer Trinkperioden und -phasen, d.h.» daß Alkoholiker nicht nach einem konstanten Muster trink en,sondern vielmehr nach einer Abstinenzphase wochenlang exzessiv Trinken,dann wie­der ihren Alkoholkonsum verringern und zeitweilig eine Tätigkeit ausüben.
2. ) Bei 'taste tests1,beschrieben von Miller & Hersen (1972)?wird bei Versuchsperso nen eine heimliche Messung des Alkholkonsums vorgenommen,da es notwendig er­scheint, zwisch en verschiedenen alkoholischen Getränken zu diskriminieren (s.hierzu besonders Sobell,Sobell & Schaefer, 1971 sowie Sobell,Schaefer & Mills,1972).
3. ) Die 'experimental bar' ist eine dritte T) Eine detailierte Erfassung des Trinkverhaltens wird durch das 'DRINKING PROFILE' (Trinkprofil) von Marlatt (1976; dtsch 1981) ermöglicht.

Das Profil erfaßt in SEKTION I grundsätzliche materielle und demographische Informationen,Alt er,Wohnsitz,F amilien- status, Angestellten Verhältnis und Erziehung.

SEKTION II enthält eine Vielzahl von Fragen wie Trinkmu- ster_mit separaten Items für ständige,periodische oder ’binge' Trinker ; Symptome und Probleme,die mit Trinken, Perioden der Abstinenz und dem Trinksetting assoziiert sind.

SEKTION III erhebt Information über bevorzugte Geträn­ke und ermittelt die Trinkrate.

Variante,in der Schaefer et al (1971) versuchten,Trinkmuster zu i denti f izieren, die Alkoholiker v/on Nicht-Alkoholikern signifikant auswiesen.Alkoholiker 'gossen* überwiegend pure Getränke in sich hinein,wohingegen die andere Grup­pe Longdrinks trank (sipp).

Lov/ibond (197 ) diskriminiert zwischen Alkoholikern und Nicht-Alkoholikern auf der u.E.s sinnv/ollen Ebene der Mes­sung des Blutalkohol spi egei s ( B AS ). Verantwortung sbewußt es Trinken wird nur dann.· praktiziert, wenn der BAS geringer als ♦07% - .08% (70-80 mg/ml) ist.Gewöhnlich beträgt die Trink­menge dann nicht mehr als 6 Drinks pro Tag.Das nach u.M. entscheidendere Kriterium ist,daß der Konsument sein Trink­verhalten zu jedem Zeitpunkt v/öllig unter Kontrolle hat.

Er muG in der Lage sein,in verschiedenen Situationen auch Drinks zurückweisen können und ohne Schwierigkeiten über längere Zeiträume alkoholfrei leben.

Für exzessives Trinken stellt Lovibond (ebd.) 2 Level auf:

Level I:Das Trinken besteht in seiner Kon­sistenz in einem Resultat des Überschreitens des BASs von .15% (150mg/100ml) ; d.h. mehrmals bis zu 10 Drinks werden pro Gelegenheit konsumiert,wobei die tägliche Durchschnitts­menge von 10 Drinks durchaus überschritten werden kann.Trin­ken auf dieser Ebene ist noch nicht als physische Abhängig­keit einzuschätzen (vgl. gegenteilig Jellinek,1956),sondern wird von Lovibond als Risikofaktor für das Selbst angesehen: auf längere Sicht sind Probleme im familiären Bereich und mit anderen signifikanten Sozialpartnern unvermeidlich.Die Arbeitsleistung wird vehement gemindert,nicht nur weil lang- sam eine gesundheitliche Schädigung die sichere Folge ist, Level II:Das Trinkverhalten führt zu BASn von • 20 % - ,30 % (200 - 300 mg/ml) oder höher. Die meisten Stunden am Tag werden mit dem Konsum alkoholischer Geträn­ke verbracht ; ein BAS von 0 wird faktisch nie erreicht (Dau­erimprägnierung).Empirische Untersuchungen (Nathan et al, 1970;Bowman et al,1975;Mulford,1977) zeigen auf,daß Perio­den der Abstinenz mit ’Saufgelagen' alternieren.Dieses führt zu einem gewissen Grád physischer Abhängigkeit.Auf lange Sicht führt diese Art des exzessiven Trinkens zu Desinte­gration der Persönlichkeit,Destruktion von Familienbanden und Kontaktstörungen in anderen sozialen Вeziehungen.Dazu wird im Arbeitsbereich,wenn überhaupt einer Arbeit nachge­gangen wird,eine signifikante Störung der Leistung unver­meidlich sein (vgl. Gebauer & Büschges,1976 ; Händel,1976). Nonbehaviorale Standpunkte des Alkoholmißbrauchs haben als definiertes Therapieziel die totale Abstinenz (s.Broschüre der AA, o. J.;Jellinek,1952 ; Schwenk,1978 ; Feuerlein et al, 1978;1981).Der Alkoholiker leidet an einer Krankheit,ähn­lich der Diabetes,die nur zum Stillstand gebracht werden kann.Der Trinker ist auch in einer trockenen Phase mit dem Makel der Krankheit behaftet.Ferner kommt das Postulat des Kontrallverlustes (vgl. Keil er,197 2 ; Glatt,1976 ; Schwenk, 1978) zum Tragen.Bei einem Rückfall fällt der Alkoholiker zwangsläufig in sein altes Trinkverhalten zurück und ist dadurch dem Alkohol hilflos ausgeliefert.Dieses kommentiert Caddy (1972) so:"Eine der ungünstigsten Konsequenzen der An­wendung des Krankheitskonzepts auf Alkoholismus ist die Tat- Sache,daß der Alkoholiker damit der gesamten Verantwort­lichkeit für sein Verhalten enthoben wird.Auch sogenannte schwere Trinker können nicht ohne Weiteres von der Verant­wortung für ihr Trinken freigesprochen werden ; solange der Nachweis fehlt,daß der Alkoholismus eine 'Krankheit' ist, kann man unmöglich davon überzeugt sein,daß jemand kontrol­liertes Trinken nicht wiedererlernen kann"(zit.n. Ferstl & Kraemer,1976,S.9).

In den ßDiger Jahren -berichteten verhaltenstherapeutisch orientierte Psychologen,daß es berechtigte Evidenz dafür gäbe,daß ein gewisser Teil der Alkoholiker durchaus in der Lage wäre,in moderaten und durchaus akzeptablen Grenzen wieder zu trink en(Davi es,1962 ; Patti son, 1966 ; 1976),nach dem sie eine Therapie mit dem Ziel der Abstinenz absolviert hatten oder ohne therapeutische Intervention ihren pro­blematischen Alkoholkonsum bewältigt hatten.Dies bezeich- nete DavIes(s.o.) als 'Spontan-Remission'(vgl.Eysenck,1968). Aufgrund dieser Veröffentlichungen entbrannte eine heftige Diskussion um das kontrollierte oder soziale Trinken als Alternative zur Abstinenz.Eine Reihe von Laborstudien be­legten, daß die Erkenntnis von Davies (1962) und Merry (1966) Berechtigung habe (s. Anant, 1966;Bailey & Stewart, 1967 ; Bigelow et al, 1972 ; Coh en et al, 1973 ;Gottheil et al, 1973; Marlatt et al,1973).

Auch Sobell und Mitarbeiter fanden ähnliche Evidenzen,die für kontrolliertes Trinken sprachen und konzipierten indi­viduelle Therapieprogramme,um diese Alternative zu etablie­ren ( 1971 ; 1971 * ;1972; 1973; 1973*;1975 ; 1976)* Daß jedoch diese Möglichkeit prinzipiell nicht für alle Alkoholiker geeig­net ist,räumen sogar ihre entschiedensten Vertreter ein:

"The results of this study and a great many others suggest that controlled drinking can now be appropriately considered as alternative treatment goals to abstinence for some alco­holics. However,legitimizing alternatives to abstinence as viable treatment objectives for some alcoholics does not imply that this is appropriate for all or even most alcoho­lics. Similari y,it should be recognized that not all or even most persons currently working in the alcoholism treatment field are presently skilled to pursue alternatives to absti­nence with clients." (Sobell & So bell,1976,S.210).

2.2.1, Verhaltenstheorien in der Ätiologie des exzessiven Trinkens

Die meisten Verhaltenstheorien beschreiben exzessives Trin­ken als einen instrumenteilen Akt,d.h. als Verhaltensweisen, die durch adäquate Verstärker wie den Alkohol selbst extrin- sisch belohnt und dadurch aufrecht erhalten werden.

Nathan &Briddell (1976) weisen darauf hin,daß die Mehrzahl der Theorien auf der Spannungsreduktionshypothese basieren. Diese Hypothese besagt,daß Trinken mit der Absicht erfolgt, Ängste zu mindern und Spannungen im Individuum zu reduzie­ren (s. hierzu Vanderpool, 1 9 69 ; A verili ,1 97 3 ;Kraft,1971; Steffen et al,1971;Cappell& Herman,1972 ; Russel & Mehrabian, 1975;Hodgson et al,1979),

Lovibond (1977) stellt als Variante das Konzept der extrin- sischen Kontrolle dar,wobei die Relevanz positiver Ver- Stärkungsereignisse in der externen Weit hervorgehoben wird, während psychodynamisch orientierte Psychologen die Rolle von negativen Verstärkungsereignissen,die in der Person selbst liegen,hervorheben.

Miller u. Eisler (1976) haben eine soziale Lerntheorie der fllkoholismusätiologie formuliert,die eine instrumen­teile Betrachtungsweise des Alkoholmißbrauchs darstellt: "UJithin a social-learning framework, alcohol and drug abuse are viewed as socially acquired,learned behavior patterns,maintained by numerous antecedent cues and conse­quent reinfarcers that may be of psychological,sociologi­cal or physiological nature.Such factors as reduction in anxiety,increased social recognition and peer approval, enhanced ability to exhibit more varied spontaneous social behavior,or the avoidance of physiological withdrawal symp­toms,may maintain substance abuse."(Ξ.38o),

Die Hypothese der Spannungsreduktion verliert jedoch an Plausibilität,wenn man die Tatsache in Betracht zieht,daß die spannungsreduzierende Funktion von Alkohol bei einem BAS von 1(30 mg / 100 ml oder niedriger erreicht wird,wäh­rend der typische chronische Alkoholiker eine 2-3 mal höhere Alkoholkonzentration im Blut aufweist.Nathan & 0'Brian (1971) konnten in ihrer Studie nachweisen,daß die Angststärke bei Alkoholikern nach einer 12 - 14 ständigen Trinkperiode anstieg,obwohl der Angstlevel während des Trinkens abgesunken war. Cappell (1974) bestätigt,daß das Modell der Spannungsreduk­tion nicht geeignet ist,das Trink verhalten von Alkoholikern ausreichend zu erklären,Nicht auszuschließen ist allerdings, daß in angst- oder spannungserzeugenden Situationen der Alkoholkonsum ansteigt,Tatsächlich konnte gezeigt werden, daß unter spezifischen Umständen ansteigender Erregung die Alkoholeinnahme sowohl bei Tieren als auch bei Menschen eine steigende Tendenz aufweist.

Obwohl das Spannungsreduktionsmodell nicht als vollständi- ger Ansatz zur Erklärung der Genese exzessiven Trinkens angesehen werden kann (vgl. Lovibond,1977),sind von seinen Vertretern Erfolge besonders auf dem Gebiet der Labor­forschung zu verzeichnen,Studi en zeigen,daß es gelingt, das Trinkverhalten von chronischen Alkoholikern unter die Kontrolle verschiedener Verstärkungskontingenzen zu bringen (Mello & Mendelson, 1965 ; 1 97o; Nathan et al,197o; Coh en et al, 1971;Bigelow et al,1974;Hunt & Azrin,1973),

Übereinstimmendes Ergebnis dieser Studien ist,daß Alkoho­liker die Kontrolle über ihr Trinkverhalten nicht zwangs­läufig nach dem ersten Drink verlieren,In den Untersuchun­gen konnte der Alkoholkonsum mittels adäquater Verstärker wie z,B. Geld unter effiziente Kontrolle gebracht werden, obwohl der Alkohol selbst ein wesentliches Verstärkungs­moment für den Alkoholiker während der Trinkphasen dar­stellte,

Gültigkeit haben aber Studien dieser Art nur unter dem Aspekt der "kontrollierten Umgebung",d,h, nur solange,wie der Trinker dem alltäglichen Kontext des Alkoholmißbrauchs nicht ausgesetzt ist,Die Validität o.a, Untersuchungen muß in Frage gestellt werden; auch ist der Nachweis über ein adäquates akzeptables Trinkverhalten in der gewohnten Umgebung des Individuums erst noch zu erbringen. (s. Rand-Report,Armor et al, 1976).

Verhaltenstheorien zur Ätiologie des exzessiven Trinkens zeichnen sich in der Regel dadurch aus,daß die positiv -verstärkenden Eigenschaften des Alkohols per se fehlen.

Die positiven Effekte des Alkohols werden auf der subjek­tiven Ebene mit folgenden Gefühlen/Eigenschaften umschrie­ben :Uärme,Entspannung,allgemeine Euphorie und Erleichte­rung im Sozialkontakt. Exzessi ve Trinker initiieren ihr Trinkgelage folglich aus Gründen der positiven Veränderung auf der Emotions- bzw. Verhaltensebene.

Lovibond (s.o.) merkt allerdings an,man könne kaum bezwei­feln, daß auch verantwortungsvolles kontrolliertes Trinken unter dem Aspekt des Genusses der Ausnutzung positiver Ver­haltensänderungen sensu Alkohol geschieht,wobei jedoch der verantwortungsbewußte Trinker bei einem gemäßigten BAS auf­hört,Alkohol zu konsumieren,während der exzessive Trinker erst so richtig in Fahrt kommt.Ursache für diesen Unter­schied könnte eine größere Sensitivität des sozialen Trin­kers in Bezug auf Aversivität höherer Dosen Alkohol sein, was bedeutet,daß sein Verhalten frühzeitig unter die Kon­trolle aversiver Effekte gelangt.Das Verhalten beim exzes­siven Trinken steht dagegen unter der Kontrolle des Aspek­tes,der den Trinkanlaß stimulierte und wird häufig erst dadurch unterbrochen resp. beendet,daß der Trinkpartner nach Hause geht,die Bar schließt oder die Flasche leer ist.

Bei physisch abhängigen Alkoholikern wären nach Ansicht von Miller (1973) und Cautela (1967) Auersionstechniken angebracht,um Kontrolle über das Trinkverhalten zu er­reichen, Louibond präzisiert diese An sicht:"Emphasis on the role of alcohol as a powerful reinforcer is likely to lead the behavior modifier to the view that in the controll of excessiv drinking the highly reinforcing effects of alcohol should be modified directlyjfor example,by aversive strategies," (1977,S,74),

Nathan macht jedoch folgende Einschränkung : es exis­tieren keine gesicherten Daten über aversive Konditi­onierungstechniken, elektrische, chemische oder verdeckte Aversion,die allein die Kapazität hätten,Veränderungen im Trinkverhalten auch nur für kurze Zeit zu bewirken (Nathan,1976)»Vielmehr zeigen die vorhandenen Studien, daß elektrische und verdeckte Aversion nicht einmal als zusätzliche Maßnahme bei multifacetalen Behandlungspro­grammen eine Modifizierung des Trinkverhaltens bewirken (vgl,Leitenberg, 1965;Madill et al, 1966 ; An ant, 1967 ;

Bücher & Lo vaas, 1 96B ; Lo vibond & C addy, 197G ; \la gl er et al, 1971;Miller & Hersen,1972 ; Davi son, 1974 ; Vo gl er et al, 1975), 2,2,2, Effektive Coping Strategien in der verhaltens­ therapeutisch orientierten Therapie Bisherige 1erntheoretisch-verhaltenstherapeutisch kon­zipierte Therapien des Alkoholismus zielten ausschließ­lich auf eine Modifizierung des Trinkverhaltens ab, ohne problematische kritische Ereignisse im Leben des Individuums zu berücksichtigen.

Detailierte Analysen (Briddell et al,1977}Nathan 1977) zeigen jedoch eine funktionale Beziehung zwischen unkontrolliertem Trinken und problematischen Bereichen im Leben des Alkoho­likers au f, ujo bei exzessives Trinken als ein - wenn auch inadäquater — Bewältigungsversuch gesehen werden muß, der dem Individuum in Situationen der Ausweglosigkeit, Angst und Überforderung anfänglich Abstand,Ruhe,Entspan- nung oder Ablenkung bringt.

Verfällt das Individuum allerdings kontinuierlich in eine derartige Verhaltensweise, drängt sich der Alkohol als quasi neues Problem vehement in den Vordergrund und ge­winnt folglich eine Eigendynamik.Schlüsselprobleme werden vom Alkoholiker mit der Absicht ertränkt,sie zu vergessen resp. zu verdrängen (Haan,1977).

Alkoholischer Konsum ist demnach als Flucht vor stress- reichen und angsterzeugenden Situationen zu werten,was be­deutet,daß therapeutische Interventionen sowohl das exzes­sive Trinkverhalten als auch die funktionalen Ereignisse berücksichtigen müssen.

Marlatt (1973) analysierte rückfällige Alkoholiker,die sich einer Aversionstherapie unterzogen hatten und iden­tifizierte fünf Arten von Situationen,die mit einem Rück­fall in das alte Trinkmuster verbunden waren.52/S dieser rückfälligen Alkoholiker lassen sich folgenden zwei Kate­gorien zuordnen:

1. _Frusjtratio_n un_d LJn_fä]2Í£k_ei_t,A_r_ger _ausztjd_rü_cken (geschiedener Mann versucht,seine Ex - Frau anzurufen; diese hängt einfach auf;der Mann reagiert wütend und fängt wieder an zu trinken)

2. _Unfä]ii^k_eit,_so_zial_em_Dru£k_zu wi_ders_tej2eri (ein Mann geht nach Feierabend mit seinen Kollegen in eine Kneipe und trinkt Alkohol;er ist nicht in der Lage,dem Druck der Gruppe zu widerstehen).

Um mindestens einen kleinen Prozentsatz von Alkoholikern vor einem Rückfall zu bewahren,schlagen Briddell et al (1977) als Präventionsmaßnahmen RET,Selbstsicherheitstrai- ning und das Erlernen adaptiver Copingreaktionen wie z.B. Entspannungstechniken vor.

Die Arbeit von Sobell et al ( 1973 ;1975 ; 1976 ;1976*)ist der signifikante Versuch,Klienten mit Alkoholproblemen thera­peutisch zu intervenieren.Dabei gilt es,kritische Stimulus­varianten zu identi fizieren,die mit der Entscheidung ver­bunden sind,alkoholisehe Getränke zu konsumieren,um dann alternative Verhaltensweisen,die mit übermäßigem Alkohol­genuß inkompatibel sind,einzustudieren.

Beispielsweise wurde das Verhalten der Alkoholiker wäh­rend des Trinkens mittels einer Videoanlage aufgezeichnet und den Klienten im nüchternen Zustand gezeigt,um ihnen eine externale Einsicht in ihr verbales und nonverbales Verhalten unter Alkoholeinfluß zu geben (Stressinduzie­render Faktor).

"An emphasis was placed on:

(1) elucidating stimulus controll for heavy drinking,
(2) generating a universe of possibly effective alterna­tive responses to those situations
(3) evaluating the probable consequences of exercising each response,and
(4) practicing the most beneficai alternative responses under simulated conditions."

(Sobell & Sob ell,197 3*S.57)

In follow - up Untersuchungen (1973;1976) stellten Sobell u. Mitarbeiter fest,daß die StimuluskontrollSit­zungen für viele Problemtrinker besonders relevant waren und mehr bedeuteten,als mit spzifischen Situationen um­zugehen. Insbesondere die Personen,die in Bezug auf ihr Trinkverhalten gut angepaßt schienen,erfuhren eine allge­meine Form des Lernens,was Sobell et al als "rule lear­ning" oder "learning to learn" bezeichnen, "...approximately 1 month subsequent to discharge,non­drinker experimental subject J.A. was able to analyze an experienced desire to drink as resulting from the fact that his brother mas living in his house,freeloading off him,and attempting to seduce his wife.J.A. then generated a number of possible responses to this situation,including migrating to Chikago.After analyzing the various alterna­tives in terms of long - range consequences,he decided to confront his brother and demand that he move out of the house.To J.A.'s amazement,his brother did move out,and J.A.'s marital relationship improved considerably there­after," (Sob ell & Sobell,1973,S.G9)

Wie schon vorher erwähnt,versucht der Alkoholiker,stres­senden Situationen zu entgehen,indem er trinkt.Subjektiv nehmen aber Angst,Depressionen und Spannungen wieder zu,

sobald ein bestimmter BAS unterschritten wird. U · E « wä ren für dieses Faktum zwei Interpretationen möglich:

1. das Individuum entscheidet sich,Alkohol zu trinken, weil seine Erwartungen in Bezug auf die angst- und spannungsmindernden Eigenschaften des Alkohols be­deutender sind,als die aktuellen physiologischen und behavioralen Effekte
2. Alkohol besitzt tatsächlich aktuelle spannungsredu­zierende Eigenschaften,die das Trinken verstärken; andere Mechanismen wie externale Verstärkung,der Wunsch,Entzugssymptome zu vermeiden oder auch der Glaube daran,daß der Alkohol eventuelle Spannungen weiter reduziert,könnten die Aufrechterhaltung der Trunkenheit regulieren.

Zusammenfassend läßt sich sagen,daß eine Therapie für Alkoholiker nie eindeutig sein kann.Die Wahl der Metho­den muß eine sorgfältige Analyse der individuellen Le- benssitiation bzw. der Begleiterscheinungen des prob­lematischen Trinkens reflektieren.Die klinischen For­scher haben erkannt,daß bei Alkoholikern für eine er­folgversprechende Therapie Interventionen auf mehr als einem Level notwendig sind:

1. Modifikation der Trinkreaktionen innerhalb eines "kontrollierten Settings"; Ziel:das Erlernen von kontrolliertem Trinken
2. Therapie der funktionalen Probleme beim exzessiven T rinken; Erlernen effektiver Bewältigungsstrategien in Stress- und Konfliktsituationen
3, Kontingenzmanagement 'des Trinkens in der natürlichen 1 ) 2) Umgebung.

2.3. Zusammenfassung und Diskussion

Im Gegensatz zur Psychoanalyse betont die Lerntheorie, daß übermäßiger Alkoholkonsum nicht automatisch Symptom einer anderen zugrundeliegenden Störung ist.Exzessives Trinken ist vielmehr- erlernt und durch allgemeine Lern­gesetze (vgl.Tolman,Hull,Skinner in Madsen,1971,S.16-36), denen jedes Verhalten unterworfen ist,erworben,aufrecht­erhalten und beeinflußt,Demnach ist ebenso i.S.der Lern­theorie das Postulat der pathologischen Persönlichkeit hinfällig,In Untersuchungen von Mac Andrew & Geertsma (1963;1964),Fuller (l9SB),Rich & Davis (1969),Vega (1971),

1) Definition des Kontingenzmanagements:

"Methode zur Veränderung von Verhalten,die sowohl bei der Fremdkontrolle als auch bei der Selbstkontrolle eingesetzt werden kannNach diesem Prinzip wird eine Verhaltensweise automatisch gestärkt,wenn ihr ein Verhalten mit größerer,unabhängiger Reaktionsrate (Reaktionswahrscheinlichkeit) nachfolgt.Mit dem Kontin­genzmanagement versucht man die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Reaktionen,die dem Problemverhalten und seinen Vorläufern entgegengesetzt sind,dadurch zu er­höhen,daß man sie vor häufig auftretende Verhaltenswei­sen wie Essen,Trinken,G eld in die Hand nehmen,Telefo­nieren usw.einschiebt"(Zeier,1976,S.71-72)

2) Hunt & Azrin (1973) haben dargestellt,daß mittels Ein­satzes von Verstärkern gemeindenahen Kontingenzen in Beruf,Familie und gesellschaftlichen Bindungen des Alko­holikers so neuzuordnen sind,daß Trinken den Wegfall starker Verstärkungsmomente mit sich bringt,Die Alkoho­liker tranken in dem Versuch sensu Kontingenzmanagement weniger,arbeiteten mehr,verbrachten mehr Zeit mit ihren Familien usw.als eine beigeornete Kontrollgruppe,die diese Behandlung nicht erhalten hatte.

Rohan (1972) und Demel (1974) ließ sich an Hand uon Persönlichkeitsfragebogen kein einheitliches Trinker­profil ermitteln.Dennoch wird eine solche Methode im­mer noch als relevant und mit der Hoffnung auf Erfolg geschrieben.Denn uenn es gelingt,bestimmte Persönlich­keitsmerkmale zu identifizieren,die einen Alkoholiker signifikant ausweisen,wird ein Instrumentarium geschaf­fen,das die Identifikation des Alkoholikers auf ein Mi­nimum reduziert und,im positiven Sinn,Maßnahmen der Therapie unmittelbar impliziert,Schreibt man jedoch Al­koholismus an individuellen Charakteristika in der Per­son fest,wird eine Therapie ujohl nicht den erwarteten Erfolg bringen können,da ja das Individuum mit diesen Eigenschaften verwachsen ist. U.E. ist die auf der Lern­theorie resp. Verhaltenstherapie aufbauende Modellvor­stellung des Alkoholismus ein effizienter,wenn auch nicht vollständiger Ansatz,Trinkverhalten zu erklären und zu modifizieren.

Da Alkoholiker trotz wahrscheinlicher späterer negativer Konsequenzen wie Arbeitsplatzverlust,Konflikte in der Familie,Gesundheitsschäden und finanzielle Schwierigkei­ten ihr Trinkverhalten aufrecht erhalten,muß aus lern­theoretischer Sicht angenommen werden,daß Alkohol für das Individuum eminent verstärkende Eigenschaften besitzt,Von großer Relevanz scheint also die Identifizierung der un­mittelbaren positiven Konsequenzen zu sein,die Alkoholkon­sum folgen und die das Trinken verstärken,Erfolgt diese Verstärkung durch das Individuum per se oder durch die Umgebung,lassen sich vier Verstärkungskonditionen etra- poli eren :

1. Selbstverstärkung durch akute Alkoholeinwirkung
2. Selbstverstärkung durch das Verhalten unter akuter Alkoholeinwirkung
3. Umgebungsverstärkung für das Trinken
4. Umgebungsverstärkung für das Verhalten unter Alkohol­einwirkung (iïlantek, 1979 ) .

Daß die Spannungsredùktionshypothes (vgl.Hodgson et al, 1979) eine widersprüchliche Aussage der 1erntheoreti sch en Entwicklung des exzessiven Trinkens darstellt,ist durch zahlreiche Untersuchungen (s.o.) belegt worden.Dennoch faßt Lazarus (1965) die Entstehung des Alkoholismus wie folgt zusammen:

Vermutlich hat der Alkoholiker irgendwann in seinem Leben erfahren,daß ihm Alkohol unter Stressbedingungen subjektiv Erleichterung verschafft,so daß er durch intermittierende Verstärkung das Verhaltensmuster "Alkohol bei Stress" ge­lernt hat.Exzessives Trinken führt aber langfristig zu neuen Problem- und Konfliktsituationen auf diversen Ebe­nen, die dann wieder Stress erzeugen,dessen Bewältigung wiederum auf inadäquaterer Ebene durch erhöhten Alkohol­konsum geschieht.Wird der Trinker im nüchternen Zustand die­se Folge gewahr,entsteht das Bedürfnis,der belastenden Rea­lität auf eine fatale Art und Weise zu entfliehen - durch quantitativ mehr Alkohol.

[...]

Ende der Leseprobe aus 155 Seiten

Details

Titel
Zur Problematik von Coping-Strategien in der Alkoholismusforschung
Hochschule
Universität Bremen
Note
1,0
Autor
Jahr
1982
Seiten
155
Katalognummer
V203759
ISBN (eBook)
9783656305439
ISBN (Buch)
9783656306054
Dateigröße
5563 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
E-Book besteht aus eingescannten Seiten und lässt sich deshalb z.B. nicht mit Software durchsuchen
Schlagworte
Alkoholismusforschung, Suchttherapie, Epidemiologie, Literatur zur Sucht, Referenzen zur Suchttherapie, Suchtforschung, klinische Psychologie, Lerntheorie, kontrolliertes Trinken
Arbeit zitieren
Erich Sötemann (Autor:in), 1982, Zur Problematik von Coping-Strategien in der Alkoholismusforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203759

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