Atoms for Peace

Der innere Konflikt Präsident Eisenhowers vor der UN


Hausarbeit, 2011

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Die Angst vor der Atombombe- Amerika und die „Nuclear Fear“

3. Chance und Risiko der Atomenergie
3.1.Atoms for Peace - Eisenhower vor der UN (1953)
3.2.Analyse der Rede

4. Fazit

5. Quellen- und Literaturverzeichnis

6. Anhang

1. Einleitung

„In order to understand the history of social structures, how people form societies, develop common aims and/or turn against each other, one has to examine the role of emotions. Feelings such as fear, empathy, pride and solidarity can determine the outcome of social processes, motivating particular actions, or stopping others from taking place.“1

Dieses Zitat der deutschen Historikerin Ute Frevert zeigt deutlich, dass Gefühle Geschichte machen indem sie Gesellschaften formen, die Dynamik des sozialen Handelns beeinflussen oder Menschen in Bewegung setzen. Ein guter Redner kann durch geschickte Rhetorik, Mimik und Gestik diese Gefühle zu seinen Gunsten beeinflussen. Darunter versteht man die „doppelte Perspektivierung“2 von Gefühlen: Gefühle sind nicht nur „Elemente authentischer Ich-Entfaltung, sondern auch Objekte ausgeklügelter Optimierungs- und Regulierungsdiskurse.“3

An einem konkreten Beispiel aus den 1950er Jahren möchte ich herausfinden, wie Präsident Dwight D. Eisenhower versucht in seiner Rede „Atoms for Peace“ (1953) vor den Vereinten Nationen die sogenannte „Nuclear Fear“, das Gefühl der Angst und auch Furcht vor einem Atomkrieg in den USA, einzudämmen und versucht seinen Bürger das Potential der Atomenergie aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang soll zuerst kurz geklärt werden, was „Nuclear Fear“ ist und wie sich diese auf die Gesellschaft ausgewirkt hat. Darauf folgt eine der Analyse der Rede von Eisenhower, welche sich vor allem der Frage widmet wie er mit der „Nuclear Fear“ in seiner Rede umgeht.

2. Die Angst vor der Atombombe- Amerika und die Nuclear Fear

„Nuclear Fear“ lässt sich nicht einfach ins Deutsche übersetzen. „Fear“ als ein Gefühl kann Furcht, aber auch Angst bedeuten. Furcht ist auf konkrete Objekte bezogen, wie zum Beispiel die Atombombe an sich. Angst dagegen ist eher ein generelles Gefühl der Besorgnis oder auch Bedrohung wie die Angst vor einem Anschlag und der damit einhergehenden Ungewissheit wann und ob er überhaupt kommt.4 Im fortlaufenden Text werde ich „Angst“ als Synonym für beides verwenden. Die Historikerin und Professorin der Birkbeck, University of London Joanna Bourke stellt in ihrem Buch Fear - A Cultural History fest: „Fear has become the emotion through which public life is administered.“.5 Am Beispiel des „Nuclear Age“ im 20. Jahrhundert (hier im Besonderen der 1950er Jahre) lässt sich das in manchen Fällen deutlich machen, wie sehr die Menschen in den 1950er Jahren beeinflusst durch die „Nuclear Fear“. Doch wie genau sie sich auf die amerikanische Gesellschaft ausgewirkt hat, möchte ich im Folgenden kurz darstellen.

Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten die USA eng mit Wissenschaftlern aus der ganzen Welt an einem Projekt mit dem Ziel einer atomaren Bombe.6 Am 6. August 1945 verkündete Harry S. Truman, der damalige amerikanische Präsident, den Angriff auf die zwei japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki (Public Papers-Truman). Damals war in der Öffentlichkeit noch relativ wenig bekannt über die Auswirkungen und die Zerstörungskraft der Atombombe. Es kursierten früher schon hoffnungsvolle Berichte über Atomenergie7, neue Energie welche den Wohlstand der Nationen sichern soll8 doch wurde oft auch das Zukunftsbild des Unterganges und der Apokalypse gezeichnet.9 „There had been solemn warnings and imaginative treatments about atomic energy for decades, further delay would not have led to a deeper understanding. Thought waited upon actual experience.“10 Nach dem Atombombenabwurf Amerika’s, der „actual experience“, wurde der Öffentlichkeit durch Medienberichte das Ausmaß einer solchen Atombombe bewusst gemacht. Ein berühmter Experte des NBC Radios, H. V. Kaltenborn, sendete den folgenden, Satz: „For all we know we have created a Frankenstein.“11 Mit diesem Satz wird die Angst vor etwas zerstörerischem Unbekanntem offensichtlich dargestellt und aus dieser Angst vor der Atombombe, der Unwissenheit über diese und den ansteigenden internationalen Spannungen entstanden die Civil Defense Programme unter Truman.12 Es war damals nicht einfach, Ruhe in der Bevölkerung wahren zu können. Emotional Management war ein Stichwort, welches die Politik in vielen Bereichen beherrschte.13 In Zusammenarbeit mit der Civil Defense14 sollten Strategien entwickelt werden, politische als auch Selbsthilfe- Strategien, wie man im Falle eines nuklearen Anschlags reagieren soll. Initiiert wurden diese Programme unter anderen aufgrund von Warnungen des Project East River, das mit Emotional Management beauftragt war, das aus der damaligen internationalen Situation schlussfolgerte, dass die USA die Bedrohung eines sowjetischen nuklearen Angriffs weit unterschätzt: Waffen würden in Zukunft nicht mehr nur gegen militärische Stützpunkte eingesetzt werden, sondern hauptsächlich auf wirtschaftliche und zivile Regionen.15 So begann die Regierung, die Atombombe als „very powerful conventional weapon“ herabzustufen.16 Das Argument beinhaltete, das Atombomben zwar sehr viel stärker sind als herkömmliche Bomben, doch haben beide letztendlich den gleichen Effekt. Weiter sollte das „zerstörerische Bild“ der Atombombe, welches nach den Angriffen auf Japan in der Öffentlichkeit herrschte, in den Medien mit einem milderen ersetzt werden.17 Somit kam es zu einer intensiven Aufklärungspolitik über die Bombe, über die Hitze welche sie ausstrahlt nach der Explosion und über Radioaktivität. Es gab genaue Anweisungen, wie man sich zu verhalten hat, wenn man draußen oder in einem Gebäude ist.18 Filme wie Duck and Cover porträtieren jede mögliche Situation, in welcher ein atomarer Anschlag passieren kann und wie man sich dann verhalten muss, um zu überleben. Die Medien trugen einen großen Teil dazu bei Angst zu verbreiten. Trotz allem das manche Berichte darauf ausgelegt waren zu zeigen, wie die USA einen Dritten, atomaren Weltkrieg gewinnen könnte19, gab es auch angsteinflößende Berichte, zum Beispiel über die tödlichen Auswirkungen der Bombe in Hiroshima oder ihre Zerstörungskraft.20 Nicht nur die Medien, auch das Civil Defense Programm und falsch interpretiertes Emotional Management der Politik überschritten immer öfter den Grat von einer größtenteils beruhigten Gesellschaften hin zu einer verängstigtsten: „This fear pervaded all society, from nuclear physicists and government leaders to persons who barely grasped what had happened, but who sensed that it was deeply threatening.“21

3. Chance und Risiko der Atomenergie

Am 8. 12. 1953 hielt der damalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerikas, Dwight D. Eisenhower, eine Rede vor der Generalversammlung der Vereinte Nationen

(UN) welche in die Geschichte als die „Atoms for Peace“ Rede eingeht.22 Als ehemaliger General im Zweiten Weltkrieg lag es für Eisenhower klar auf der Hand, dass der nächste Krieg mit Atomwaffen geführt werden würde.23 Umso mehr versuchte er das atomare Wettrüsten einzudämmen.24 Das Etikett „man of peace“25 haftet ihm bis heute in der Öffentlichkeit an auch wenn Eisenhower eine eher zweigleisige Atompolitik fuhr: „Eisenhower expected to obtain peace and to manage all apocalyptic threats by threatining to use weapons of apocalypse in massive retaliation (...) War became the way to peace.“26 Trotz seines erklärten Zieles („ (to) bring this world lasting peace for all nations, and happiness and well-being for all men.“)27

[...]


1 Frevert, Ute; Was haben Gefühle in der Geschichte zu suchen? In: Geschichte und Gesellschaft 35, (2009), S.183.

2 ebd., S.187.

3 ebd., S.187.

4 Bormann, Patrick; Freiberger, Thomas; Michel, Judith (Hg) Angst in den Internationalen Beziehungen in: Internationale Beziehungen. Theorie und Geschichte. Band 7, Göttingen: V&R unipress, (2010), S.27.

5 Bourke, Joanna; Fear - A Cultural History, London: Virago Press, (2005), S.X.

6 Boyle, Peter The Churchill-Eisenhower Correspondence, 1953-1955. The University of North Carolina Press, (1990)., S.7f.

7 Weart, Spencer „Nuclear Fear“ - A History of Images. Harvard University Press, (1988), S.5.

8 ebd., S.9.

9 ebd., S.17f.

10 ebd., S.103.

11 Weart, Spencer „Nuclear Fear“ - A History of Images. Harvard University Press, (1988), S.104.

12 ebd., S.129.

13 Oakes, Guy The Imaginary War - Civil Defense and American Cold War Culture. Oxford University Press, (1994), S.46f.

14 „ Alert Today - Alive Tomorrow (A/N: Ein Film von 1956;wurde für die Federal Defense Administration produziert) „introduces the main themes that formed the American civil defense ethos of the 1950s and pulls out all the stops on which civil defense propaganda played: domestic privatism and the house-proud ethic of the postwar middle class, anxieties about personal and national security, fears about nuclear war and apprehensions over the breakdown of social order in a nuclear attack, and the appeal to putatively traditional and small-town virtues of self-help, mutual assistance, and community spirit, which would continue to stand Americans in good stead even in the extremities of nuclear war.“ (Vgl. Oakes, S. 5).

15 ebd., S.48.

16 ebd., S.51f.

17 ebd., S. 52.

18 ebd., S.53.

19 Oakes, Guy The Imaginary War - Civil Defense and American Cold War Culture. Oxford University Press, (1994), S.56.

20 Weart, Spencer „Nuclear Fear“ - A History of Images. Harvard University Press, (1988), S.107f.

21 Boyer, Paul By the Bomb’s early light - American thought and culture at the dawn of the Atomic Age. The University of North Carolina Press, (1994), S.15.

22 Chernus, Ira Eisenhower’s Atoms for Peace, Texas A&M University Press, (2002), S.4.

23 Dockrill, Saki Eisenhower’s New-Look - National Security Policy, 1953-61. New York: St. Martin’s Press, Inc., (1996), S.65.

24 ebd., S.65.

25 Chernus, Ira Eisenhower’s Atoms for Peace, Texas A&M University Press, (2002), S.4.

26 ebd., S.16.

27 Public Papers of the Presidents of the United States of America - Dwight D. Eisenhower. Containing the Public Messages, Speeches, and Statements of the President, 1953: Address Before the General Assembly of the United Nations on Peaceful Uses of Atomic Energy, New York City. December 8, 1953. United States Government Printing Office, (1961)

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Atoms for Peace
Untertitel
Der innere Konflikt Präsident Eisenhowers vor der UN
Hochschule
Universität Erfurt
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
13
Katalognummer
V203748
ISBN (eBook)
9783656299936
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
atoms, peace, konflikt, präsident, eisenhowers
Arbeit zitieren
Carsten Dümichen (Autor:in), 2011, Atoms for Peace, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203748

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