Der Management Paradigmawandel


Wissenschaftliche Studie, 2012

34 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Kurze Revuepassierung der Geschichte des kulturellen Relativismus und dilemmatheoretische Problemformulierung inklusive Lösungshypothese

2. Die Christozentrik als Integration des Theozentrismus-Anthropozentrismus und des Relativismus der anthropologischen Krise

3. Die Welt als Synergie

4. Theozentrisches, christozentrisches und anthropozentrisches Management

5. Die Zukunft des Managements: Theozentrisch orientiertes Management

1 Kurze Revuepassierung der Geschichte des kulturellen Relativismus und dilemmatheoretische Problemformulierung inklusive Lösungshypothese

„Das 21. Jahrhundert wird metaphysisch oder aber nicht sein.“ (Malraux)

Im Originalwortlaut lautet dieses Statement von André Malraux aus dem Jahre 1973 folgendermaßen:

Le vingt-et-unième siècle sera métaphysique ou il ne sera pas.

(André Malraux, Ministre d’État chargé des Affaires culturelles)

Der gaullistische Staatsminister der de Gaulle Regierung scheint bereits vor 40 Jahren den Trend der Zeit vorausgesehen zu haben. Es ist umso erstaunlicher, da die vorweggenommene Antwort auf die Zivilisationskrise mit der Wirtschafts- und Währungskrise in ethischen Begriffen formuliert wurde und diese, Berichten zufolge, obendrein von einem eher religionsfernen Menschen stammt, der naturgemäß weniger in spiritualistischen als in realpolitischen Begriffen denkt.

Die Gegenkulturrevolution hat offenbar einen Stein ins Rollen gebracht, der die gesamte Zivilisation lawinenartig erfasst hat und bis heute nicht zur Ruhe gekommen ist. In anderen Worten, die Säkularisierung und Loslösung von traditionellen Werten hat einen universellen Relativierungstrend in allen Bereichen ausgelöst, der an das Dictum Friedrichs des Großen anzuknüpfen scheint, wenn er sagt, dass „jeder nach seiner Fasson selig werden soll“. Dieser Ausspruch von einem Monarchen weist aber darauf hin, dass die Saat der Relativierung und Abkopplung von einer verbindlichen Transzendenz bereits Jahrhunderte zuvor eingesetzt zu haben scheint. In der Tat, bereits die Reformation wird insbesondere von ausländischen Beobachtern, wie beispielsweise dem französischen Autor des Buches „Die deutsche Schwäche“ (La faiblesse allemande) als Wendepunkt in unserer Zivilisation und insbesondere ihrer deutschen Ausgestaltung betrachtet.

Hier wird nachhaltig dokumentiert, dass sich unsere Zivilisation an einer Weggabelung zwischen Tradition und Reaktion und einer Rückenzuwendung hinsichtlich der tausendjährigen katholischen Universalzivilisation und somit in einem universalistisch-partikularistischen Dilemma befindet. Der partikularistische Protestantismus sollte sich vom universalistischen Katholizismus abspalten und auf seinen eigenen Wegen seine eigene Fasson des Seligwerdens auf unorthodoxe Weise suchen.

Der Autor von "La Faiblesse Allemande" argumentiert, dass die deutsche Geschichte, beginnend mit der Reformation, ein sukzessives Abdriften von der christlichen Zivilisation und somit eine Rückkehr ins vorchristliche Heidentum darstellt, das über die marxistische Ideologie und schließlich im Hitlerismus explizit vollendet wird. Die Saat der Relativierung der Zivilisation mit ihren überkommenen christlichen Werten wird aber in der Gegenkulturrevolution weiter wachsen und als Unkraut im Weizen des christlichen Wertesystems versuchen, dieses mit all seinen zwischenmenschlichen und transzendentalen Verbindlichkeiten auszulöschen.

Malraux war (im Mai) 1968 sicher in enger Tuchfühlung mit dem Trend der Zeit und sein Statement erklärt sich bestimmt teilweise aus der konkreten politischen Erfahrung eines strategisch maßgeblichen Zeitzeugen der Umwälzungen durch den säkularisierungsbedingten ethischen Relativismus, der vom Joch eines vorausgehenden Relativismus, in der Gestalt des Nationalismus und seinem Kollateralschaden zu befreien suchte, aber im Zuge dieses Prozesses von der Bratpfanne ins Feuer geriet und die vollkommene Abkopplung von der Vergangenheit suchte, zunächst in sittlicher und dann in politischer Hinsicht. Nach der Eskalierung in den Terrorismus hat sich der Prozess im Zuge liberalistischer Finanzkapitalismusexzesse im Westen, sowie auch des Zusammenbrechens der vermeintlichen tragenden sozialistischen Verbindlichkeiten im Osten, weiterhin verstärkt und alle institutionellen und besonders die organisationalen Bereiche erfasst. Die im Soge dieses neuen Geistes gleichermaßen relativierte Sozialisierung hat den Prozess generationsübergreifend verstärkt. Der Stein des Jahrhunderte umfassenden Säkularisierungs-, und sittlichen Relativierungsprozesses hat eine Lawine losgetreten, die nun die gesamte Zivilisation unter sich zu begraben scheint und es ist noch kein Ende abzusehen. Der Prozess scheint ein nunmehr unbeherrschbarer Selbstläufer geworden zu sein, da jeder und jede nur noch sein Eigeninteresse, ohne Rücksicht auf relationale Interdependenzen, Bedürfnisse und Verbindlichkeiten intakter Gesellschaften im Visier hat. Und wenn strategisch maßgebliche, vermeintlich gesellschaftstragende Organisationen und Institutionen in diesem Ungeist wirken, so hat dies umfassende nationale und internationale Auswirkungen. Der Prozess gipfelt letztendlich, beginnend mit der Monarchie, über oligarchische Herrschaftsformen in der Anarchie.

Nun erhebt sich die Frage, wie der Prozess wieder eingedämmt und unter menschliche Kontrolle gebracht werden kann. Aufgrund der Genese der eskalierenden gesellschaftlichen Lage durch einen progressiven Abkopplungsprozess des Menschen von der Transzendenz und damit von ihren ethischen Verbindlichkeiten und Rechenschaftspflichtigkeiten, die in der Gegenwart zu einer umfassenden anthropologischen, mit der Wirtschafts- und Währungskrise im Schlepptau, führte, könnte man im Umkehrschluss vermuten, dass die Wiederanbindung und Einbindung in die Transzendenz mit ihren ethisch-sittlichen Verbindlichkeiten ein Rettungsanker im alles mitreißenden Strom der universellen Relativierung und Anarchisierung des individuellen und sozialen globalen Lebens sein könnte.

Die Suche nach neuen und adäquateren Regulierungsmechanismen auf internationaler Ebene ist ein Hinweis auf die Annahme, dass die Rückkehr zu einem durch den Materialismus für obsolet gehaltenen Regel-, Normen- und ethisch verbindlichen System die missliche Lage, die sich der Kontrolle zu entziehen scheint, beheben und wenden könnte.

Mit anderen Worten, die Reintegration des anthropozentrischen Pols - der aufgrund einer Abkopplung von seinem naturgemäß komplementären theozentrischen transzendenten Pol außer Kontrolle geraten ist und dieser Pol aufgrund seiner Ablösung von seinem integrativen, komplementären Steuerungs- und Integrationspol in eine regelrechte anthropologische Krise gestürzt wurde – und des theozentrischen Pols kann die Fraktur des anthropo-theozentrischen Kontinuums wieder herstellen und das Universalismus-Partikularismus Dilemma lösen, sofern man die transzendenten-theozentrischen Pol wieder ins Spiel bringen kann. Dies wird seit den Fortune 500 Fiaskos in Wirtschaft und Akademia durch die Vermittlung einer neuen Wirtschaftsethik versucht. Doch diese scheint die Menschen nicht in jener Tiefe zu erreichen, in die der ethische Relativismus bereits vorgedrungen ist. Er ist zum neuen Universalismus geworden und hat die Menschheit ethisch und kulturell pervertiert und in einen Abwärtsstrudel hineingezogen. Die Reintegration des Dilemmas mit seinen universalistisch- partikularistischen Polen harrt weiterhin einer Lösung.

Seitens des Davos Forums bis hin zum Vatikan und vielen anderen Akteuren, scheint dies nun evident zu sein. Ansonsten reißen die zentrifugalen Kräfte die Gesellschaft in sich akzentuierenden Scherenbewegungen in Stücke, da sie nicht mehr von den zentripetalen, solidarisch-integrativen Kräften aufgewogen und gezügelt werden können. Es ist eine Frage des inneren ethischen Gleichgewichtes, wie auch dessen Manifestation als gesellschaftliches Gleichgewicht. Die anthropozentrisch-theozentrische Integration ist des Dilemmas Lösung. Die folgende Erörterung will die Lösung insbesondere unter interkulturellem Blickwinkel modellieren und illustrieren und Prinzipien für das nachhaltige Management des Dilemmas, sowie dessen Akzentuierung durch die Herausforderungen durch das gleichermaßen epochale, erforderliche globale Diversitätsmanagement formulieren. Die Bewältigung des kulturellen Diversitätsmanagements und der anthropologischen Krise gipfeln im emergenten theozentrischen Managementansatz, der psychologischen Prinzipien gehorcht und im Gegensatz zu irrationalen gesellschaftszerrüttenden Fundamentalismen steht.

2 Die Christozentrik als Integration des Theozentrismus-Anthropozentrismus und des ethischen Relativismus

Der Begriff Theozentrismus, Theozentrik oder theozentrisch ist etymologisch aus zwei Teilen zusammengesetzt, nämlich dem griechischen Theos, das Gott bedeutet und Kentron in der Bedeutung von Mitte. Er bedeutet daher eine Weltanschauung, in der Gott die Mitte oder das Zentrum der Dinge ist. Diese eine Mitte und Urquell, ohne zweiten, aus der die Schöpfung hervorgegangen ist, verkörpert daher das einzige Zentrum und die Menschheit einende Prinzip. Da es der einzige Integrator der Schöpfung und der Menschheit ist, ist es von besonderer Bedeutung für das Management der Diversitätsherausforderungen unserer globalen, immer multikultureller erscheinenden Zeit.

Sie erscheint als multikulturell, wenn wir sie auf der Ebene der Wirkungen und Manifestationen betrachten, jedoch als eine theozentrische Zivilisation der Einheit der Menschheit, wenn wir sie auf der Ebene der Ursachen betrachten. Setzt man die eine theozentrische Mitte, den Ausgangspunkt und die Quelle der absoluten kausalen Ursächlichkeit und die von ihr bewirkte myriadenfachen, diversen Spiegelungen in einen kausalen Bezug zueinander, so entsteht ein ganzheitliches theozentrisch-anthropozentrisches Bild der Wirklichkeit der Schöpfung im allgemeinen und des Menschen im Besonderen.

Die Diversität und ihre Herausforderungen werden somit zu einer Frage der Optik und zwar in dem Sinne, ob man die eine kausale Quelle theozentrisch integrierter Einheit von Anfang an oder aber ihre diversifizierten Wirkungen in der Gestalt myriadenfacher menschlicher Diversität im allgemeinen und kultureller Diversität im besonderen priorisiert. Die Schöpfungswirklichkeit kann also als ein Kontinuum mit der Ursache an einem Pol und der Diversität der Manifestationen am anderen betrachtet werden. Betrachtet man das gesamte Bild dieses Kontinuums, so erfasst das Bewusstsein die Einheit und die Diversität gleichzeitig und löst in der simultanen Wahrnehmung und Erkenntnis von Einheit und Diversität die Herausforderungen der letzteren. Betrachtet man den theozentrischen Pol als die Mitte eines Kreises und die sich fortpflanzende Peripherie als die durch die Mitte kausal bedingte Diversität der Schöpfung und des Menschen, so entsteht dieselbe Polarität. Die kausale Interdependenz von einer Ursache scheint ein omnipräsenter Archetyp im Großen, wie im Kleinen der Schöpfung zu sein, die im menschlichen, natürlichen Kosmos verschiedene Gestalt annimmt, als Wurzel bei den Pflanzen, als physisches und sinnbildliches Herz bei dem Menschen, als Sonnen der Sternensysteme und so weiter. Wissenschaftlicher und dem Informationszeitalter entsprechend wird man natürlich von der DNA als Quelle und Designplan der Natur sprechen: Nichts besteht ohne Ursache, gleich auf welcher Ebene der Wirklichkeit und die Prima Causa der Ursache aller Ursachen konvergiert in der Mitte der Schöpfung, im Zentrum des kausalen Kreises der unendlich diversen Schöpfung.

Ob der Manager im Meer der unendlichen Vielfalt myriadenfacher Komplexität der Diversität und der weiteren Integrationserfordernis vielfältiger lokaler, regionaler und globaler Imperative in seiner Strategie untergeht oder ob er sie souverän meistert, hängt davon ab, wo er sich auf dem Kontinuum der Einheit und der Diversität positioniert, und wie er die Rekonziliation der Pole in der Einheit realisiert.

Die Quadratur von tendenziellem Antagonismus und bisweilen Formen der Synergie bedingender Vielfalt und einheitsstiftender Erkenntnis der Mitte, war und ist heute, mit der Beschleunigung, weiteren Skalierung und Multiplizierung der integrationsbedürftigen Phänomene, Individuen, Systeme und Prozesse – bekannt unter dem Begriff des Managements der Komplexität – die schöpfungsbedingte historische Herausforderung der Menschheit par excellence.

Geopolitisch und vom Standpunkt des weltweiten, Kulturen, Nationen und Organisationen auf 5 Kontinenten umspannenden transnationalen und metanationalen Unternehmensmanagements kann man die Herausforderung und ihre Lösung aufgrund der oben beschriebenen Kausalzusammenhänge der so charakterisierten Natur der universellen menschlichen, kulturellen, organisationalen und institutionelles Wirklichkeit wie im dritten Kapitel dargestellt modellieren.

Vielleicht rührt das latente zwischenmenschliche Feindbild, das durch die Diversität potenziert wird, immer nach aus der Frühzeit der menschlichen Entwicklung mit ihrer blanken physischen Überlebensherausforderung, in der die Natur und der Mensch als Konkurrenten im Überlebenskampf wahrgenommen wurden und immer noch werden. Der andauernde Kampf zwischen den Menschen und mit der Natur perpetuiert die in der Kindheit und Jugend der Menschheit erworbenen Werte und Verhaltensmuster, die in der Ontogenese stets von neuem repliziert und verstärkt werden und immer noch ihrer Transzendierung harren. Diese Programmierung mit neuen Werten beginnt insbesondere mit der transzendentalen Einbindung der Menschen in eine theozentrisch fundierte Einheit des Menschen und der Schöpfung in der Gestalt der Religion.

Das Homo Homini Lupus - Einstellungs- und Verhaltensmuster wurde erst durch theozentrische Lehren, insbesondere im Christentum, radikal umgekehrt, da es die Erlösung von der Konkurrenz nicht im zwischenmenschlichen Kampf, sondern in der Kooperation, im theozentrischen Bund mit dem Schöpfer und Vater lehrt. Unter diesem Blickwinkel erscheinen alle Menschen, trotz ihrer Diversität als Brüder und Schwestern, die durch das eine allumspannende und allintegrative Band der Gottes- und Nächstenliebe miteinander verbunden sind.

Dieses Summum der Einheit impliziert vom spirituellen Standpunkt her, dass alles, was man dem Nächsten tut, einen Bezug zu dieser allumfassenden Einheit ohne Alternative hat. Ethisches Verhalten, das die solidarische Interdependenz der Einheit respektiert, ist daher im Interesse aller Subjekte, den Autoren, ebenso wie den Betroffenen der Handlungen. Diese im Theozentrismus verankerte Wirklichkeit der Menschheitsfamilie ist das Fundament der Ethik. Anthropozentrischer Humanismus rückt zwar den Menschen und seine Bedürfnisse ins Rampenlicht und grenzt sich vom interindividuellen und interkulturellen Utilitarismus und Opportunismus ab, hat aber nicht die einbindende Integrationskraft, der im Theozentrismus - der Vaterschaft Gottes und der Kindschaft des Menschen, die eine Menschheitsfamilie bilden - begründet ist.

Ihre Ethik ist insbesondere im Dekalog des Alten Testaments spezifiziert und durch Christus mit dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe vollendet. Die christozentrische Konvergenz von Theo- und Anthropozentrismus im Heilsplan Gottes ist eine implizite „Verfassung“ für das Wohl der Menschheit aller Zeiten und Breiten, Kulturen und Zivilisationen, die die diversen menschlichen Verfassungen in eine Einheit höherer Ordnung einbindet.

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Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Der Management Paradigmawandel
Autor
Jahr
2012
Seiten
34
Katalognummer
V203315
ISBN (eBook)
9783656298588
Dateigröße
639 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theozentrismus, Christozentrik, Dilemma Theorie, Wirtschaft/Politk, national/international, Anthropozentrismus, Managementtheorie, Management Paradigmawandel
Arbeit zitieren
D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor:in), 2012, Der Management Paradigmawandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203315

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