Josef Stefan - Eine biografische Spurensuche zum 120. Todestag

Zur Erinnerung an den Physiker und Menschen aus Kärnten


Forschungsarbeit, 2012

203 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Stefan mit einer entbehrungsreichen Kindheit und Jugend aus ländlich-slowenischer Südkärntner Gesellschaftsschicht
1.1 Stefan und die ländlich-bäuerliche Umgebung von Klagenfurt
1.1.1 Stefan und eine Bildungsbenachteiligte einfache ländlich-slowenische Bevölkerungsschicht
1.2 Stefan und die Normal- und Musterhauptschule als Aufstiegs - Pflichtschule in der Kreisstadt Klagenfurt
1.2.1 Stefan besucht die gehobene Muster-Pflichtschule für Knaben
1.2.2 Alexius Stefan pachtet vom Mühlenbesitzer Puntschart ein Mehl- und Brotgeschäft in der Burggasse in Klagenfurt
1.3 Stefan ein geborener Slowene am Gymnasium der Benediktiner in Klagenfurt
1.3.1 Gymnasien modernisiert nach der aufgeklärt-liberalen Revolution
1.3.2 Stefan und ein kritisch gewürdigter Physiklehrer Karel Robida am Benediktiner Gymnasium
1.3.3 Stefan ein Gymnasialschüler mit einem besonderem physikalisch - mathematischen Interesse
1.3.4 Stefan mit einem ausgeprägtem musisch-literarischen Talent

2 Stefan eine Bildungsbeteiligung aus benachteiligter und bildungsferner ländlicher Gesellschaftsschicht
2.1 Stefan ein eifriger und aufstiegsorientierter Student der Mathematik und Physik an der Universität Wien
2.1.1 Stefan und die ersten theoretisch tiefgreifenden physikalischen Abhandlungen in der physikalischen Naturwissenschaft
2.1.2 Stefan und die slowenisch sprachigen musisch-literarischen Tätigkeiten als Student in Wien
2.1.3 Stefan mit habilitiertem Studienabschluss in der mathematischen Physik an der Universität Wien
2.2 Stefan ein fachlich und pädagogisch-didaktisch kompetenter Reallehrer an der Ober-Realschule am Bauernmarkt
2.3 Stefan ein hervorragender pädagogisch-didaktisch Lehrender an der Universität

3 Stefan-Schule und ein Erkenntnisgewinn durch eine Symbiose von experimenteller und mathematischer Physik
3.1 Stefan eine frühe und fruchtbare Beziehung zur Akademie der Wissenschaften in Wien
3.2 Physikalisches Institut und Erkenntnisgewinn durch eine Beobachtung der Natur
3.3 Stefan-Schule prägt nachhaltig die österreichische und europäische Physik
3.3.1 Stefan wird durch die Entdeckung des Strahlungsgesetzes ein wichtiger Forscher im Bereich der Wärmelehre
3.3.2 Stefan mit zahlreichen und vielfältigen physikalisch-mathematischen Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften
3.3.3 Stefan und vielfältige Vorlesungen mit Anleitungen für den Experimental-Unterricht an Mittelschulen
3.3.4 Stefan und vielseitige ehrenamtlich-wissenschaftlichen Tätigkeiten in der physikalischen Welt
3.3.5 Stefan und die praktisch-theoretische Physik zur Anwendung in der aufstrebenden Elektrotechnik
3.3.6 Loschmidt ein erfolgreicher Weg weisender Molekularforscher
3.3.7 Boltzmann hält eine würdige Festrede für seinen Seelenfreund bei der Stefan-Denkmal-Enthüllung an der Universität Wien
3.3.8 Doppler wird durch die aufstrebenden Naturwissenschaften erster Direktor des ersten Physikalischen Instituts der Universität Wien

4 Stefan mit einer verwandtschaftlichen Beziehungsstruktur zur Heimat Kärnten
4.1 Stefan mit einem überraschenden und von einem Schicksal geprägtes tragisches Lebensende
4.2 Stefan ein Nachlass Baumeister in der Ortschaft Eberndorf
4.3 Stefans Namen an der neuen Grabstätte im Zentralfriedhof Wien nicht mehr sichtbar
4.4 Stefan und die Gedenktafel Enthüllung auf Initiative der Kärntner Landsmannschaft am Geburtsort in St. Peter
4.5 Stefan und die Verehrung durch Slowenen wegen dessen vielen muttersprachlichen Publikationen als junger Mensch

5 Zeittafel

6 Quellen- und Literaturverzeichnis
6.1 Ungedruckte Quellen
6.2 Gedruckte Quellen
6.3 Zeitgenössische Literatur
6.4 Sekundärliteratur

7 Abbildungsverzeichnis

Vorbemerkung

Josef Stefan ist ein wirkungsmächtiger Physiker1 der Habsburgermonarchie in Österreich. Dieser wird in schwierige Lebensumstände hineingeboren. Stefans Eltern entstammen einer bildungsbenachteiligten ländlichen bäuerlichen und handwerklichen Bevölkerungsschicht. In diesen ländlichen Gebieten ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert der Alphabetisierungsgrad noch gering. Die Familienverhältnisse ändern sich bis zum Eintritt in das Gymnasiums der Benediktiner in Klagenfurt überraschend. Die finanzielle Situation des Vaters verbessert sich zunehmend. Es findet ein Aufstieg vom Müllergehilfen bei der „Großnigmühle“ in Limmersach an der Glan, zum Mehlkaufmann in der Stadt Klagenfurt statt. Eine verbesserte berufliche Situation des Vaters ermöglicht den Ehestand. Die gymnasiale Oberstufe kennzeichnet sich bei Josef Stefan durch eine slowenisch-literarische Publizität. Durch Lehrer am Gymnasium beeinflusst, entwickelt Stefan ein ungewöhnliches Interesse für die Mathematik und der Physik. Stefan hat als Student an der Universität Wien und später auch als Lehrer und Forscher an dieser hohen Lehranstalt zu seinen Kärntner Eltern einen liebenswürdigen Kontakt. Er besucht seine Eltern meist zwei Monate in den Sommerferien, obwohl er bereits ein angesehener Professor der Universität und Direktor am Physikalischen Institut ist. Stefan trifft der Tod seiner Eltern besonders tief. Er widmet sich danach nur mehr lehrend und forschend der Physik. Stefan will dadurch der Einsamkeit durch den Verlust seiner Kärntner Eltern entkommen. Er wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert ein wirksamer Vertreter der klassischen Physik in Österreich. Stefan ist privat ein bescheidener, zurückgezogener und eigentlich einsamer Mensch. Dieser wohnt in einer Natural-Wohnung der Universität Wien. Stefan wird quasi vorgeworfen das heutige Österreich nicht verlassen zu haben. Die Eisenbahnverbindungen werden immer besser und schneller. Die Kollegen der Universität Wien halten Stefan vor, zu ausländischen Gelehrten keinen persönlichen Kontakt zu halten. Im Jahre 1891 lernt Stefan die Witwe eines Staatseisenbahn-Beamten aus Friesach in Kärnten kennen. Dieses Eheglück dauert nur kurz, denn am 7. Jänner 1893 stirbt Stefan mit 57 Jahren an einer schweren Nierenentzündung.

Das Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien wird mit der Lehramtsprüfung in Mathematik und Physik für Mittelschulen, dem Doktorat der Philosophie und der Habilitation für mathematische Physik zum Privatdozenten mit 23 Jahren beendet. Der rasche Abschluss seines Studiums hat zur Folge, dass Stefan schlagartig seine literarischen und populärwissenschaftlichen Publikationen eingestellt. Stefan veröffentlicht auch nicht mehr in Slowenisch. Er verfasst sehr viele physikalisch-mathematische Abhandlungen in Fachzeitschriften. Stefan untermauert viele Abhandlungen durch eigene Experimente und formuliert diese auch mathematisch. Bei Stefan findet noch oft eine Symbiose von Praxis und Theorie statt. Die Experimentalphysik und die mathematische Physik bilden meist noch eine Einheit. Die Physik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert erfolgt oft noch allgemein und enzyklopädisch. Eine fachliche Spezialisierung in den Disziplinen erfolgt zunehmend im 20. Jahrhundert. Ein aufgeklärt naturwissenschaftlicher Bildungsschub erfolgt durch die liberale Revolution 1848/49. Eine Folge dieser Bildungsrevolution ist die Gründung des ersten Physikalischen Instituts an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Stefan wird im Jahre 1863, bereits mit 28 Jahren ordentlicher Professor für höhere Mathematik und Physik an der Universität Wien. Diese hohe Lehranstalt verlässt Stefan lehrend und forschend aus Dankbarkeit nicht. Er wird bereits früh zum Professor berufen und im Jahre 1866 mit 31 Jahren erfolgt die Bestellung zum Direktor des bahnbrechenden Physikalischen Instituts. Dort forscht Stefan fruchtbar bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1893. Stefan lehnt eine Berufung an das berühmte Polytechnische Institut Zürich ab. Einen Lehr- und Forschungsauftrag der Technischen Hochschule Wien weist Stefan dankend zurück. Stefan hat Glück, dass sein Vorgänger des Physikalischen Instituts Andreas Ettingshausen, da sein begabter und verwandten Physiker Josef Grailich schwer erkrankt und tragischer weise bereits mit 30 Jahren stirbt. Die sich schnell entwickelnde und in den Anwendungen immer wichtiger werdende Physik erfordert im Jahre 1902 eine Reorganisation der Physikinstitute der Universität Wien. Das erste Physikalische Institut, gegründet 1849 wird zu einem Institut der Theoretischen Physik. Die Experimentalphysik wird in den anderen Physikinstituten gepflegt. Der Theorie orientierte Physiker Ludwig Boltzmann wird Vorstand des umgewandelten Instituts für Theoretische Physik. Boltzmann wird unmittelbarer Nachfolger seines geschätzten Lehrers und Freundes Stefan. Die Experimentalphysik wird zunehmend organisatorisch von der mathematischen Physik getrennt. Die mathematische Physik wird nunmehr als Theoretische Physik bezeichnet. Boltzmann hält als theoretisch orientierter Physiker das Experimentieren an seinem Institut für nicht sinnvoll.

Dieser zurückgezogene und aus einfachen Verhältnissen stammende Mensch hat durch Fleiß und Ausdauer einen guten Ruf erhalten. Stefan forscht experimentell und formuliert mathematisch erfolgreich. Stefan lehrt anschaulich, da die Studenten vornehmlich Lehramtskandidaten für Mittelschulen sind. Die wichtigste wissenschaftliche Arbeit Stefans erfolgt auf dem Gebiet der Wärmestrahlung. Diese Ableitung Stefans wird eine bahnbrechende Erkenntnis in der Thermodynamik. Stefan hat das Strahlungsgesetz experimentell bestimmt. Diese Abhandlung wird in einem 39-seitigen Artikel im Jahre 1879 veröffentlicht. Das Stefan Strahlungsgesetz wird durch den Theorie orientierten Schüler Boltzmann in einem 4-seitigen Artikel 1884 ergänzend mathematisch formuliert. Das als „Stefan-Boltzmann“ bezeichnete Strahlungsgesetz ist eine grundlegende Schlüsselerkenntnis der höheren Thermodynamik. Der k. k. Hofrat und Professor der Physik an der Universität Wien publiziert 88 Ergebnisse seiner naturwissenschaftlichen Forschungen. Stefan bleibt ein bescheidener und zurückgezogener Physiker. Die lange forschende und leitende Tätigkeit von Stefan am Physikalischen Institut hat das Entstehen einer Wiener Physiker Schule. Nach dem plötzlichen Tod von Stefan entwickelt sich das Physikalische Institut vor allem durch Boltzmann zu einem wichtigen Institut der Theoretischen Physik. Die Direktoren des neuen „Physikalischen Instituts“ der Universität Wien sind die Physiker Christian Doppler, Andreas von Ettingshausen mit Mitarbeiter Josef Grailich, der lange wirkende Josef Stefan mit Mitarbeiter Josef Loschmidt und Ludwig Boltzmann. Das Nachfolgeinstitut der „Theoretischen Physik“ mit den Vorständen Josef Hasenöhrl, Gustav Jäger, Hans Thirring und Erwin Schrödinger, ein Nobelpreisträger des Jahres 1933 der Physik.

1 Stefan mit einer entbehrungsreichen Kindheit und Jugend aus ländlich-slowenischer Südkärntner Gesellschaftsschicht

Die Finanzzehrenden Franzosenkriege bieten für das Herzogtum Kärnten ein wenig erfreuliches Bild. Klagenfurt ist seit der ständische Epoche mit Beginn der Neuzeit ein Mittelpunkt Kärntens. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert treten in Kärnten immense Schwierigkeiten auf. Durch den Frieden von Schönbrunn 1809 wird Kärnten vorübergehend geteilt. Klagenfurt wird für kurze Zeit eine Grenzstadt gegenüber den Illyrischen Provinzen des französischen Kaiserreiches. Der Villacher Kreis mit Oberkärnten gehört bis zum Wiener Kongress 1815 zu diesem Staatsgebilde.

1.1 Stefan und die ländlich-bäuerliche Umgebung von Klagenfurt

Durch die Karlsbader Beschlüsse 1819 werden nationale und liberale Emanzipationsbestrebungen eingeschränkt. Der geistige Freiraum der Bürger wird durch katholisch-konservative Regulierungen zensuriert, wobei dies auch den Bildungsbereich betrifft. Eine Mittelpunktfunktion erreicht Klagenfurt erst wieder nach der Revolution 1848. Die Schulaufsicht im Primarbereich kommt durch die „Politische Schulverfassung“ von 1806-1869 wieder in die katholisch-kirchliche Hand.2

Stefans einfache Geburt liegt im ländlich-bäuerlichen Umland von Klagenfurt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert. Der Geburtsort von Josef Stefan befindet sich in der südlichen Ortschaft St. Peter, im Bereich der Katastralgemeinden St. Peter-Klagenfurt, St. Peter-Ebenthal und St. Ruprecht. Der Bauernhof Joseph Geiger, dem Arbeitsort der Mutter befindet sich nach dem Franziszeischen Kataster auch im östlich Grenzbereich der Katastralgemeinde St. Ruprecht an der Ebenthaler Allee.

Abbildung 1: Lageplan der Katastralgemeinde St. Peter–Ebenthal mit Geburtsort von Josef Stefan im Umland von Klagenfurt–Stadt südlich des Vorortes St. Peter.3

Im Jahre 1830 gibt es nach den Zählungen der Klagenfurter Pfarren 12.490 Einwohner mit 455 Häusern. Klagenfurt hat vier Vorstädte und elf Vororte, wobei St. Peter 22 und St. Ruprecht 43 Häuser hat.

„Gewiss ist es, daß der Klagenfurter, auch der gemeinere, gar nicht verlegen ist, ein reineres Deutsch zu sprechen, und die so genannte breite Mundart, wie sie in den deutschen Provinzen der Monarchie fast allgemein üblich ist. Krainerisch wird in Klagenfurt nur von den Krainern gesprochen, das landesübliche Wendische nur von der untersten Volksclasse und mit einer Menge Germanismen vermischt, indem der Wende, besonders der männliche, in Kärnten ohnehin der deutschen Sprache größtentheils für den gemeinen Lebensverkehr mächtig ist“.4

Die zentrale Verwaltungseinheit das Gubernium Laibach besteht aus dem Land Kärnten und Laibach. Kärnten ist im Vormärz 1815-1848 durch die Kreise Klagenfurt und Villach gegeben. Der Klagenfurter Kreis besitzt nach dem Franziszeischen Kataster5 75 Steuerbezirke mit insgesamt 532 Katastralgemeinden. Der Steuerbezirk Klagenfurt hat sieben Katastralgemeinden:6 Klagenfurt, St. Lorenzen, St. Martin, St. Peter, St. Ruprecht, Spitalmühle und Waidmannsdorf. Der Steuerbezirk „Ebenthall“ ist durch die Katastralgemeinden Ebenthall, Gradnitz, Gurnitz, Lassendorf, Lippizach, Reigersdorf, St. Georgen am Sandhof, St. Peter-Ebenthall, Timenitz, Wutschein, Zeiselsberg und Zell gegeben.

Der Geburtsort Josef Stefans liegt südlich der Ortschaft St. Peter. Die Geburtskeusche des jungen Josef ist ein Dienstbotengebäude des Bauernhofes Joseph Geiger vulgo Franzl. Diese befindet sich im Grenzbereich der Katastralgemeinen St. Peter-Ebentall, St. Peter-Klagenfurt und St. Ruprecht.7 Die Kronländer Kärnten und Krain liegen von 1815-1849 im Königreich Illyrien und diese sind ein gescheiterter Versuch einer Föderalisierung8 der Habsburgermonarchie. Das Konstrukt „Königreich Illyrien“ besteht aus Kärnten, Krain, Görz, Triest und Istrien. Dieses Königreich vereinigt unterschiedliche Regionen, wobei im frühen Vormärz noch keine Abgrenzungen der ethnischen Identitäten gegeben sind. Das politisch herabgestufte Land Kärnten wird durch das Gubernium Laibach föderal verwaltet.9

Abbildung 2: Nach einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg wird die zerstörte Geburtskeusche von Josef Stefan einstöckig und vergrößerte aufgebaut. Dieses Haus befindet sich südlich der Ortschaft St. Peter in der Ebentalerstraße 88 heute.10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Königreich Illyrien eine politische Illusion des Staatskanzlers Metternich 1773-1859. Graf Metternich heiratet 1795 Eleonore Gräfin Kaunitz, die Enkelin des Staatskanzlers Kaunitz und dieser erhält dadurch einen Zugang zum Hochadel. Der Staatskanzler und Reichsfürst Kaunitz ist ein wichtiger Berater von Maria Theresia, Joseph II. und Leopold II.11 Die Habsburgermonarchie sollte aus einem Bund von sechs oder sieben unauflöslichen und gleichberechtigten Gliedern bestehen.12 Durch die bürgerlich-liberale Revolution 1848 verschwindet die Grundherrschaft der Ordensklöster und Adelsschlösser. Die Bauern können nun frei über ihren Grund verfügen, da die Grundentlastung umgesetzt wird. Der Habsburgerstaat wird politisch, verwaltungsmäßig und gerichtlich neu organisiert. Die Technische und Industrielle Revolution wird durch eine lange „Grüne Revolution“13 vorgezeichnet.

Im Kaisertum Österreich 1804-1866 wird eine neue Landvermessung vorgenommen. Ein Parzellenkataster hat Kaiser Franz I. 1792-1835 angeordnet. Die aufstrebende Ortschaft St. Peter untersteht vor der Franziszeischen Katastervermessung zum Steuerbezirk Ebenthal. Die Bevölkerung von St. Peter orientiert sich mit zunehmender Urbanisierung nach der Stadt Klagenfurt. Die schulische und kirchliche Infrastruktur von Klagenfurt nimmt vor allem nach der liberalen Revolution 1848 beträchtlich zu. Die Klagenfurter Vorstadtkirche St. Lorenzen wird für religiöse Handlungen für die Bewohner von St. Peter immer beliebter. Die Kirche St. Lorenzen dient zugleich auch dem Kloster der Elisabethinnen. Der Kirchenbau in St. Lorenzen wird im Jahre 1730 vollendet. Die Kirche der Ortschaft St. Peter wird als Filiale der Völkermarkter-Vorstadt-Kirche St. Lorenzen zugeordnet14. Bis zur katholischen Reform von Klagenfurt 1603 geht die seelsorgliche Betreuung von Maria Saal aus. In der Regierungszeit Joseph II. erfolgt eine staatliche Regulierung der kirchlichen Verwaltungseinheiten. Im Bereich der Stadt Klagenfurt gibt es bis zum Beginn des 20. Jahrhundert drei Pfarren: die Stadthauptpfarre St. Egid, die Pfarre St. Peter und Paul als spätere Dompfarre, sowie die Vorstadtpfarre St. Lorenzen. Die Expositur der Dompfarre St. Lorenzen wird im Jahre 1928 eine selbstständige Pfarre. St. Peter eine Expositur von St. Lorenzen wird am 12. Oktober 1958 zu einer selbständigen Pfarre eingeweiht.

„Mit der Regulierung der Klagenfurter Stadtpfarren im Jahre 1784 wurde die ehemalige Jesuitenkirche St. Peter und Paul zur Pfarrkirche erhoben. […] St. Lorenzen wurde als Pfarrexpositur von St. Peter und Paul die Obsorge für insgesamt 1.354 Seelen der Völkermarkter Vorstadt, für die Osthälfte der St. Veiter Vorstadt, sowie für das Dorf St. Peter anvertraut“.15

Dir Bevölkerung der Ortschaft St. Peter besucht in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert die Pflichtschule zunehmend im nahen Klagenfurt.16 Die Orientierung nach Ebenthal verliert immer mehr an Bedeutung. In der ländlichen Umgebung von Klagenfurt sind nur, wenn überhaupt, Trivialschulen gegeben. Die nieder organisierte 1-2 klassige Trivialschule gibt es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert vorwiegend für die damals noch häufig gegebene bäuerliche Bevölkerung am Lande. Jedem Untertan der Habsburgermonarchie sollte „einer seinem Stande angemessener Unterricht verschaffet werden“17. Die höher organisierten Pflichtschulen, die Hauptschulen in größeren Städten und vor allem die Normal-und Musterhauptschulen in den Landeshauptstädten haben einen umfangreicheren Lehrplan. Eine Normal-Hauptschule gibt es nur in der politisch und verwaltungsmäßig herabgestuften Kreisstadt Klagenfurt. Ein Bildungsaufstieg bei Eltern, die nicht lesen und schreiben können, wie es bei Josef Stefan der Fall ist auch möglich. Die gehobene Pflichtschule, wie die Normalhauptschule macht der Besuch eines Gymnasiums für den Knaben Josef Stefan möglich. Die höhere allgemeine Bildung an einem Gymnasium ermöglicht den Zugang zu einer Universität. Der begabte und vielseitig interessierte Josef Stefan hat das Glück im Umland einer Kreisstadt zu wohnen. Dieser kann die Schule in Klagenfurt mit einem Fußweg von 7 km hin und retour täglich erreichen. Die Lebenssituation der vorerst getrennt lebenden Eltern verbessert sich zunehmend. Die Eltern verehelichen sich nach drei Jahre Normalschule 1844 und beziehen in der Oberen Burggasse im ehemaligen Ursulinenkloster die gemeinsame Wohnung. Josef Stefan hat nunmehr nur mehr einige Minuten zur Schule. In die Kleinen Schulhausgasse befindet sich die Normal-Hauptschule und gegenüber in der Großen Schulhausgasse gibt es das Gymnasium des Schul- und Bildungsordens der Benediktiner.

1.1.1 Stefan und eine Bildungsbenachteiligte einfache ländlich-slowenische Bevölkerungsschicht

Den Geburts-Matriken der Vorstadtkirche St. Lorenzen wird entnommen, dass Josef Stefan am 24. März 1935 in der Ortschaft St. Peter bei Klagenfurt an der Ebenthaler Lindenallee im „Bezirke“ Ebenthal geboren wird.18

„Joseph wurde am 25. März 1835 halb vier Nachmittags in der Kirche St. Lorenzen getauft“.19

Der Geburtsort befindet sich am südlichen Rand der Ortschaft St. Peter im östlichen Grenzbereich der Katastralgemeinde St. Ruprecht. Die Ebenthaler-Lindenalle führt von der Völkermarkter Vorstadt vorbei bei der Geburtskeusche von Josef Stefan zum Schloss in Ebenthal. Dieses Adelsschloss wird im 16. Jahrhundert als Bauwerk des Barock errichtet, und mit einer Gartenanlage erweitert. Das Barockbauwerk ist mit einer Gartenanlage erweitert worden.

„Die älteste Allee liegt [1927] nicht mehr in unserem Stadtbereich, [eigenständige politische Gemeinde St. Peter] ist aber jedem Einwohner bekannt. […] Noch bis zum Beginn des 19. Jahrhundert hat die Allee ihren Ausgang in der Nähe des Völkermarkter Tores, der heutigen Salmstraße- genommen. Bis zum Schloss Ebenthal hat sich diese erstreckt. Die mächtigen Baumriesen erregen auch heute noch eine allseitige Bewunderung, sowohl bei den Einheimischen als auch bei den Fremden“.20

Joseph Geiger besitzt die Realität mit Haus Nr. 19 vulgo „Franzl in St. Ruprecht“21. Die Ortschaft St. Ruprecht hat innerhalb des Stadt-Burgfrieds von Klagenfurt die größte Häuserzahl. Der Einflussbereich der befestigten Stadt Klagenfurt geht in die Fluren des Hinterlandes mit ihren kleinen Ortschaften hinaus.22 Das bäuerliche Dorf St. Ruprecht beschreibt der Franziszeische Kataster im Jahre 1834 folgendes:

„Nach einer Erhebung im Jahre 1830 setzt sich die einheimische Bevölkerung aus 236 männlichen und 333 weiblichen Personen zusammen. […] Größere Höfe halten drei Knechte und drei Mägde. […] Der Viehstand beträgt 1832: 91 Pferde, 14 Ochsen, 184 Kühe, 45 Jungvieh, 42 Schafe und 219 Schweine. […] Außer wenigen ganz gemauerten, über dem Erdgeschosse mit einem Stockwerke versehenen Wohngebäuden, stehen leider aber auch noch ganz aus Holz gezimmerte, feuergefährliche Wohngebäude in der Gemeinde. Bei den größeren Wirtschaften befinden sich ganz gemauerte Stallungen. Die kleinen Besitzungen haben nur schlechte, ungesunde, niedrige, halb gemauerte, halb aus Holz gezimmerte Stallungen“.23

Der Franziszeische Kataster zeigt bei der landwirtschaftlichen Realität Joseph Geigers nach dem „Bauparzellen-Protokoll“ auf Parzelle Nr. 136 eine „Scheune“. Dies entspricht der ebenerdigen „Franzlkeusche“24, einem Nebengebäude als Wohnung der Dienstboten. Josef Stefan wird in dieser Scheune als unehelicher Sohn einer Magd in wohnlich und finanziell bescheidenen Verhältnissen geboren. Die Mutter Josef Stefans Maria Startinik eine Tochter des Landtischlers Gregor Startinick stammt aus Glainach im Rosental.25 Die verehelichte Großmutter Apollonia Startinick war eine geborene Olipp.26 Die Mutter vom Knaben Josef

„Maria Startinik, eine Dienstmagd, gebürtig in der Pfarre Gleinach, Bezirk Hollenburg, des Gregor Startinik, Tischlers, und dessen Eheweibes Appolonia, geboren Olipp, eheliche Tochter, katholischer Religion“.27

Die Pfarre St. Valentin in Glainach wird im Jahre 1364 erstmals urkundlich erwähnt.28 Im Rosental kommt es zu einer verzögerten Gründung von Trivialschulen, wobei der Mangel an Lehrkräften dafür verantwortlich ist. Im Jahre 1777 besuchen 16 Katechten und 26 Lehramtskandidaten des Dekanats Ferlach einen mehrwöchigen Vorbereitungskurs an der Normalschule in Klagenfurt. Die Gründung von Trivialschulen, außer in Ferlach, wird auf Jahrzehnte hinausgeschoben, obwohl in Kärnten im Jahre 1780 bereits 150 Trivialschulen bestehen. Der Unterricht beginnt in Glainach im Jahre 1819 unentgeltlich mit täglich vier Stunden. Ein Kaplan und später ein Pfarrer unterweisen ungefähr 60 Kinder in der Trivialschule.29

Die schwierigen finanziellen Lebensumstände der getrennt lebenden Eltern, lassen in der Kindheit von Josef Stefan ein gemeinsames Familienleben nicht zu. Alexius Stefan, Vater Josef Stefans arbeitet beim „Großnigbauer“ Franz Puntschart als Müllergehilfe in der Nachbarsiedlung in Limersach. Franz Puntschart betreibt neben einer großen Landwirtschaft zusätzlich als Müllermeister auch eine Mühle an der Glan. Alexius Stefan entstammt der Ortschaft Lanzendorf, welche zur Katastralgemeine Grobelsdorf gehört und im großen Steuerbezirk Sonnegg liegt. Die „Großnigmühle“ befindet sich flussabwärts von Limersach in der Katastralgemeinde St. Peter-Ebenthal.

Abbildung: Im Umfeld des Schlosses Harbach und der inzwischen stillgelegten Filiakirche St. Peter wächst Josef Stefan in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert auf. In diesem Bereich der Katastralgemeinde St. Peter-Ebenthal in unmittelbarer Nachbarschaft liegt der Geburtsort Stefans an der Ebenthaler-Allee. Die Mutter arbeitet am Bauernhof Geiger vulgo „Franzl“ als Dienstbotin. Der Vater verdient bei der „Großnigmühle“ beim Müllermeister Puntschart als Müllergehilfe sein tägliches Brot. Beide Elternteile wohnen und arbeiten in unmittelbarer Nachbarschaft, der anfänglich noch getrennt lebenden Eltern.30

Die Siedlung Limersach liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Geburts- und Wohnort seines Sohnes Josef. Die Mutter bestreitet mit einer Dienstbotentätigkeit am Bauernhof Joseph Geiger ihren Lebensunterhalt. Die Eltern Josef Stefans sind Slowenen mit geringer Bildung, da diese weder lesen noch schreiben können. In der Pfarrschule Glainach findet ab dem Jahre 1819 ein spärlicher Schulunterricht statt. Der Gründungs-Appell der „Wiener Regierung“ Schulbauten für Trivial- und Pfarrschulen auf ihrem Territorium zu fördern, bleibt bei der Grundherrschaft Hollenburg wirkungslos. Die Katastralgemeinde mit ihrer Ortschaft „Gleinach“ gehört zum Steuerbezirk Hollenburg mit 34 Katastralgemeinden.31

„Die Gründung der [Trivial-] Schulen im Rosental war also, mit Ausnahme von Ferlach, für Jahrzehnte hinausgeschoben, obwohl in anderen Teilen Kärntens im Jahre 1780 bereits 150 [Volks-] Schulen bestanden“.32

Das größte Hindernis für die Errichtung der Schulbauten ist Geldmangel und die Bezahlung der Lehrkräfte. Der Staat kann wegen der finanziell aufwendigen Franzosenkriege nicht viel dazu beisteuern und die Grundherrschaften wollen keine finanziellen Aufwendungen tätigen. Der Bauer muss als Untertan Robot Dienste leisten und seine Produkte müssen an die Grundherrschaft abgeliefert werden. Die Bauern haben somit auch kein Geld zur Unterstützung von Trivialschulvorhaben. Der Alphabetisierungsgrad der Bevölkerung im ländlichen Rosental gering, da ab dem Jahre 1777 nur in Ferlach eine Trivialschule gegeben ist.

„Der Kaplan […] unterrichtete seit März 1819 im Winter 30, im Sommer 23 Kinder. […] Die kreisamtliche Kommission zwecks Errichtung der Schule fand sich erst am 27. Juli 1840 in Glainach ein. Es folgten Weisungen, Lokalkommissionen und die Urgenzen zur Errichtung des Schulgebäude hätte ihr Ziel erreicht, wenn nicht wieder das Revolutionsjahr 1848 das Unternehmen verzögert hätte“.33

Die Büchsenmacher Ortschaft Ferlach erlebt durch die Eisen- und Waffenindustrie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert eine immense Blüte. Der Ruf nach einer Fachbildung für Büchsenmacher wird immer lauter. Im Jahre 1878 erfolgt die Grundsteinlegung zu einer Lehr- und Versuchsanstalt für Feuerwaffen in Ferlach. Die Fachschule entwickelt sich beständig weiter. Diese wird heute zu einer Höheren Lehranstalt für das Maschineningenieurwesen mit den Ausbildungsschwerpunkten Waffentechnik, Fertigungstechnik und Industriedesign.

Der Volksschullehrplan 1804 wird überarbeitet und tritt als Politische Schulverfassung 1806 in Kraft. Es gibt auch Überlegungen den Begriff Trivialschule durch Pfarrschule zu ersetzen. Die Volks- und Massenbildung ist eine Idee der Aufklärung und die Franziszeische Schulreform 1806 bewirkt, dass die Trivialschulbildung sich in den Pfarrhöfen ausweitet. Die Schulaufsicht und Kontrolle erfolgt durch die katholische Kirche. Die Tendenz bleibt seit der niederen Schulreform Maria Theresias die gleiche:

„Minimalisierung des Unterrichts in den Trivialschulen, Reduzierung der Lehrerbildung auf ein Minimum“.34

Die staatlichen Finanzprobleme durch die Napoleon-Kriege ermöglichen erst nach dem Wiener Kongress 1815 eine Zunahme an Trivialschulen am Lande. Im Vormärz beginnt im Dekanat Ferlach in Kappel 1817, in Köttmannsdorf 1815, in Windisch-Bleiberg 1833, in St. Margarethen 1837, in Maria Rain und Glainach 1819 ein Volksschul-Unterricht. In Glainach gibt es im Jahre 1812 bereits 73 schulfähige Kinder.35 Bis zum liberalen Reichsvolksschulgesetz 1869 wird der Trivialschulunterricht am Lande durchwegs in Pfarrhöfen durch Mesner, Priester und andere weltliche Lehrer erteilt. Dieser nieder organisierte Unterricht erhält durch das Reichsvolksschulgesetz eine entscheidende Aufwertung. Die nieder organisierten Trivialschulen, die es meist in den Pfarrhöfen gibt werden durch die höher organisierten Volksschulen ersetzt. Die „Schulmeister“ werden nach der Revolution 1848 durch die zweijährigen Präparanden-Kurse. Das Reichsvolksschulgesetz mit den vierjährigen Lehrerbildungsanstalten hat eine entscheidende Professionalisierung der Pflichtschullehrer zur Folge. Die Volksschulen werden entsprechend ausgebaut und die allgemeine Bildung am Lande wird entscheidend verbessert. Die „Pfarrschulen“ als Trivialschulen gehören somit endgültig der Vergangenheit an. Die restaurativen Schulinspektionen im Pflichtschulbereich wird ebenfalls den Pfarrern, Dekanaten und Diözesanbischöfen entzogen. Durch das liberale Schule-Kirche-Gesetz 1868 entstehen die „staatlichen“ Orts-, Bezirks- und Landesschulräte als Kollegialorgane, die in ihrer Grundstruktur noch heute bestehen. Die nieder organisierten Trivialschulen werden nach dem Reichsvolksschulgesetz zu höher organisierten Volksschulen vor allem für die bäuerliche Bevölkerung am Lande ausgebaut. Es dauert noch das ganze 19. Jahrhundert bis die Alphabetisierung sich auch am Lande durchgesetzt. Die Schulbesuchserleichterung 1883 wird durch die erstarkenden Konservativen eingeführt, dadurch wird die Schulpflicht wieder etwas aufgeweicht.

Josef Stefans Vater Alexius Stefan ist ein Sohn des Johann Stefan, der Besitzer der „Stefanhube in Lanzendorf Haus Nr. 5“36 ist. Die Ortschaft Lanzendorf liegt in der Katastralgemeinde Grabelsdorf. Die zugehörige Pfarre befindet sich in St. Kanzian und das zuständige Bezirksgericht entsteht in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert in Eberndorf.

„Alexius Stephan, Mehlhändler, unehelicher Sohn der Elisabeth Stephan, einer Bäurin von der Pfarre St. Kantzian gebürtig, katholisch“.37

Den Taufmatriken der Vorstadtpfarre St. Lorenzen wird entnommen, das als Taufpate des unehelich geborenen Josef Startinick der Gartenkeuschler Josef Habernigg aus der Ortschaft St. Peter wirkt. Er wird durch sein „Eheweib“ Maria Habernigg, einer geborenen Robasser vertreten. Die Taufpatin Anna Startinick ist eine Schwester der Mutter des Säuglings Josef. Anna Statinick arbeitet im nahe gelegenen Ort „Limersach“ als Dienstmagd am Großnighof. Der Besitzer des Großnighofes und der Mühle an der Glan ist der Großbauer und Müllermeister Franz Puntschart. Die Taufe des jungen Josef erfolgt am Tage nach der Geburt durch den „Expositus“38 der Vorstadtpfarre St. Lorenzen, Mathäus Tschuden.39 St. Lorenzen ist eine Expositur der Stadtpfarre St. Peter und Paul, der späteren Domkirche.40 St. Lorenzen sorgt für 1.354 Katholiken in der Völkermarkter Vorstadt. Die Expositur St. Lorenzen ist zugleich Klosterkirche der Elisabethinnen, sowie der Filialkirche St. Peter, die im Vormärz außerhalb von Klagenfurt liegt.41 Alexius Stefan erfährt von der Taufe des Säuglings Josef in der Kirche St. Lorenzen. Alexius Stefan wird die Eintragung seines Namens in das Taufbuch verwehrt. Die kirchliche Zuerkennung der Vaterschaft wird ihm somit verwehrt. Eine offizielle Anerkennung der Vaterschaft von Alexius Stefan durch die Kirche erfolgt erst unmittelbar vor dem Zugang seines Sohnes in das Benediktiner-Gymnasium.

„Alexius Stephan ist und unterfertigten Zeugen von Person und Namen wohl bekannt, hat sich in unserer Gegenwart zum Vater des mit Maria Startinik erzeugten Kindes bekannt, und ausdrücklich verlangt, als solcher in das Taufbuch eingetragen zu werden. Expositur St. Lorenzen in Klagenfurt den 3. Oktober 1845. Simon Heber, Expositus [Pfarrer] und Simon Tomantschger als Zeuge“.42

Josef Stefan prüft nach der Reifeprüfung eine kurze Zeit in den Benediktinerorden, lässt aber den Gedanken eines Eintritts in den Bildungsorden wieder fallen. Er wird von einigen Benediktinern am Gymnasium geprägt. Die älteste Klagenfurter Allee führt von der Völkermarkter Vorstadt Höhe „Kumpfgasse“43 über den Bahnübergang in die Fortschnigg Allee. Ein Fußweg von zehn Minuten bringt die Einmündung in Lindenallee der Ebenthalerstraße, die weitläufig zum Barock-Schloss Ebenthal. führt44 Diese älteste Lindenallee wird in den Jahren 1706 bis 1710 von Ebenthal nach Klagenfurt errichtet.

Die Lehrer der Normalhauptschule einer gehobenen Pflichtschule erkennen die Fähigkeiten des jungen Knaben und unterstützten dessen Gymnasialbesuch. Die Eltern heiraten doch und damit ist der Weg für eine höhere Bildung am Gymnasium für den jungen Josef frei. Damals war es einem unehelichen Kind nicht möglich das Benediktinergymnasium zu besuchen. Die Benediktinermönche aus St. Paul im Lavanttal haben vertraglich seit 1807 den Unterricht am Klagenfurter Gymnasium zu bewerkstelligen. Die Benediktinerpater haben die Aufgabe die Zöglinge religiös-sittlich zu bilden. Der Präfekt hat dies zu überwachen, wobei im staatlichen Auftrag die jeweiligen Kreishauptmänner dafür verantwortlich sind.45 Das Klagenfurter Gymnasium wird nach Auflösung des Jesuitengymnasiums 1773 in der Zeit von 1807 bis 1871 von Benediktinerpater unterrichtet. Dienstboten benötigen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert eine Heiratserlaubnis.

„Seit der Theresianisch-Josephinischen Epoche ist man sehr großzügig mit der Heiratserlaubnis umgegangen. Diese wird ab 1810 nur erteilt, wenn der Lebensunterhalt der Heiratswerber gesichert ist. Hausrechtlich abhängige Dienstboten konnten sich nicht mehr so leicht verselbständigen, wie in der vorausgegangenen Periode intensiver Bevölkerungspolitik. Die erste Hälfte des 19.Jahrhunder erscheint im Rückblick als die `große Zeit` der bäuerlichen Dienstbotenhaltung, denn Dienstboten waren als nicht verheirate meist im fremden Haushalt definiert“.46

Im heutigen Österreich der Habsburgermonarchie gibt es in der Landwirtschaft um 1900 noch 400.000 Dienstboten. Das ländliche Gesinde bei den Huben, die unterschiedlich groß sind, ist größtenteils selbst bäuerlicher Abstammung. Im Gegensatz zu den industriellen Fabrik- und Lohnarbeitern sind die landwirtschaftlichen Dienstboten auch in der Freizeit vom Bauern abhängig. Nach der bürgerlich-liberalen Revolution entstehen im der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert Dienstbotenverordnungen. Diese fließen schließlich später in Landarbeiterordnungen ein. Die Dienstboten können meist erst später, wenn die Lebensumstände dies zulassen heiraten, wie dies auch bei den Eltern Josef Stefans der Fall ist. Ein Dienstboten-Ehepaar muss sich selbst erhalten können, wenn ein gemeinsamer Haushalt gegründet werden soll. Das Gesinde kann somit nur unter schwierigen Umständen heiraten, wobei diese meist schon über dreißig Jahre alt sind. Die Dienstboten bringen oft mehrere ledige Kinder in den gemeinsamen Haushalt des Ehestandes mit.47

Der aufgeweckte Knabe Josef erlebt im Kreise der Großfamilie Josef Geiger, gemeinsam mit den Bauernkindern eine fröhliche Kindheit. Der kleine Josef soll ein Liebling aller am Bauernhof gewesen sein.48 Der Klagenfurter Chronist und Bibliothekar Carl Lebmacher schreibt in einem Artikel zum 100. Geburtstag von Josef Stefan:

„Im Kreise der zahlreichen Familie Geiger, wuchs der aufgeweckte Kleine, der damals den Namen der Mutter führte, auf, half fleißig in der Wirtschaft […] mit und verblieb dort bis zu seinem neuntem Lebensjahre, wo er der Liebling aller war“.49

In der Zeit als die Normal-Hauptschule in Klagenfurt besucht wird, beginnt den Knaben seine uneheliche Geburt zunehmend zu belasten. Der Jüngling trägt noch immer den Namen der Mutter Startinik. Als Josef neun Jahre ist, können die Eltern sich es finanziell leisten einen gemeinsamen Haushalt in der Oberen Burggasse in Klagenfurt zu gründen. Der Knabe blüht durch die Heirat seiner Eltern förmlich auf. Ein Gymnasialbesuch wird dadurch ermöglicht. Der Schulweg beträgt nur mehr einige Minuten in die Große Schulhausgasse in der heutigen 10. Oktober Straße. Die Eltern unterstützen ihren Sohn nach ihren Möglichkeiten, vor allem auch später als Mathematik- und Physikstudent an der Universität Wien.50

Die Allee ist ein Lebenswerk des Grafen Johann Peter Goess der Ortschaft Ebenthal. Der Graf wird im Jahre 1704 Eigentümer des Schlosses und damit auch ein Nachbar im Umland von Klagenfurt. Beidseitig der Lindenallee wird einen Reitweg nach Klagenfurt angelegt.51 Durch neue Straßenführungen zwischen Ebenthal und Klagenfurt ändert sich der Verlauf der Lindenalle ständig.52

„Nach Ebenthal unter der schattigen Lindenallee wanderte man recht gerne. […] Auch vier Badehütten beim Lampl an der Glanfurt laden zum Baden ein. Das alles war für die Bedürfnisse der Klagenfurter von damals ganz und vollständig ausreichend“.53

Der äußerst produktive Archivar der Stadt Klagenfurt Carl Lebmacher 1876-1943 hat ein Lebenswerk von rund 540 populär gehaltenen Schriftstücken zurückgelassen. Die in verschiedenen Zeitungen veröffentlichten und gern gelesenen Aufsätze werden der Nachwelt hinterlassen. Die heimische Presse schreibt zum Ableben des Chronisten Lebmacher am 5. Dezember 1943:

„Mit Carl Lebmacher wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ein Stück Alt - Klagenfurt zu Grabe getragen. Der Stadtbiograph hatte den Ruf einer `lebenden Chronik`, war ein Vorbild für die Jugend und eiferte sie an, das Überlieferte zu schätzen und zu wahren, um es kommenden Generationen zu bewahren“.54

Der kleine Knabe Josef verbringt viel Zeit in der umgebenden Feldern und Wiesen des bäuerlichen „Franzl“ - Anwesens. In dieser Zeit wird vermutlich sein erstes Interesse für die Natur geweckt, während die Mutter sich mit der Feldarbeit beschäftigt. Der junge Knabe beginnt selbst in der Landwirtschaft mitzuarbeiten. Die monotone bäuerliche Arbeit wird aus eigener Erfahrung kennengelernt.55 Das südliche St. Peter liegt an der Ebenthaler – Allee und dieser wird zunehmend zu einem wichtigen Vorort der Stadt Klagenfurt. Eine Orientierung dieser Gegend zur Trivialschule und Wallfahrtskirche Maria Hilf in Ebenthal erfolgt bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert. Die Wallfahrtskirche in Ebenthal wird zu einer Expositur der alten Propsteipfarre Gurnitz. Die Pfarr - Expositur von Gurnitz die Kirche Ebenthal, beinhaltet auch den „Großnighof“ in Limmersach mit 14 dort lebenden Personen. Der „Franzlhof“ am östlichen Rand der Katastralgemeinde St. Ruprecht beherbergt zufällig auch 14 Personen. Der Bauer Josef Geiger hat eine größere Familie, wobei auch die Dienstboten mit ihren Kindern dazu gezählt werden. Die immense Fabriks - Erweiterung in Limmersach bringt eine enorme Zunahme der Schülerzahl an der Grundschule in Ebenthal. Die nieder organisierte Trivialschule in Ebenthal besuchen 64 Schüler die erste 64 und 80 Schüler die zweite Klasse.56 Im restriktiven und zensurierten Vormärz, am Vorabend der bürgerlich-liberalen Revolution 1848 hat die Provinzstadt Klagenfurt verwaltungsmäßig einen „unangemessen niederen Status einer Kreisstadt“57. Der Klagenfurter Kreis besteht aus 75 Steuerbezirken mit insgesamt 532 Katastralgemeinden.58 Die Eltern Josef Stefans sind von bildungsbenachteiligter ländlicher Herkunft. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert ist der Alphabetisierungsgrad in ländlich-bäuerlichen Gebieten noch gering. Ein dürftiger Lehrplan für den Trivialunterricht findet oft noch in den Pfarrhöfen statt. Die Lehrbildung und Lehrerbezahlung an den Primarschulen lässt noch sehr zu wünschen übrig. Es dauert noch das ganze 19. Jahrhundert bis die „epochale“ Schulpflicht sich zunehmend auch im Agrarbereich durchsetzt. Das liberale Reichsvolksschulgesetz bringt eine entscheidende Verbesserung für die Volksbildung. Der „Pfarrschulen“ gehören endgültig der Vergangenheit an. Es entstehen Bauten für die höher organisierten Volksschulen am Lande für die vornehmlich bäuerliche Bevölkerung. Der zunehmende Einfluss der katholisch - konservativen Politik nach der liberalen Phase bringt die Reichsvolksschulgesetz – Novelle im Jahre 1883 für Landkinder eine Schulbesuchserleichterung, wodurch die Pflichtschulzeit verringert wird. In der Landeshauptstadt und in größeren Städten entstehen Bürgerschulen, als gehobene Pflichtschulen. Die Schulbesuchserleichterung wirkt noch weit hinein in das 20. Jahrhundert. Die Bürgerschulen sind in Großstädten überwiegend für das Handwerk und den Handel gedacht. Die Bauernsöhne von größeren Bauernwirtschaften frequentieren oft auch die Bürgerschulen in der Stadt. Diese sind meist bei Verwandten und Bekannten während der Schulzeit auf Kost und Unterkunft. Diese bürgerlichen Lehranstalten werden auch zunehmend zu Zubringerschulen für das mittlere technische und kaufmännische Schulwesen. Die aufstrebenden Berufsbildenden Mittelschulen werden zunehmend eine Konkurrenz zu den Gymnasien. Der starke Besuch des allgemeinbildenden Gymnasiums wird durch die immer wichtiger werdenden Berufsbildenden Mittelschulen etwas hintangehalten. Die reale und neusprachliche Bildung gewinnt für das Gymnasium immer mehr an Bedeutung. Neben dem „humanistischen“ Gymnasium entsteht die 8-jährige Lang Form des Realgymnasiums im Jahre 1908. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert besuchen weniger als die Hälfte der Schulpflichtigen am Lande, mit steigender Tendenz eine nieder organisierte ein- und zweiklassige Trivialschule. Die Volksschule am Lande ist für die bäuerliche Bevölkerung meist noch eine Pflichtschule im Pfarrhof.

Mit der Einführung der Normalschulen durch die Kaiserin Maria Theresia beginnt eine Epoche des gehobenen Pflichtschulwesens in den Landeshauptstädten. Die Normalschulen der Allgemeinen Schulvordung 1774 werden durch die Politische Schulverfassung 1806 zu Normal- und Musterhauptschulen. Der Pflichtschultyp Hauptschule in den Städten wird grundsätzlich weiter aufgewertet. Diese gehobenen deutschen Pflichtschulen werden zunehmend Vorbereitungsschulen für eine höhere Bildung an den Gymnasien. Auch für Josef Stefan wird die Normal-Hauptschule eine Grundlage für das humanistische Gymnasium der Benediktiner in Klagenfurt. Die Eltern des Knaben unterstützen nach der Verehelichung ihren Sohn bestens, entsprechend ihrer Möglichkeiten. Dem begabten und interessierten Sohn wird dadurch ein bildungs- und berufsmäßiger Aufstieg ermöglicht. Die Beziehungsstruktur der Eltern regelt sich im positiven Sinne für den Knaben Josef. Die unehelichen Lebensumstände in der Grundschulzeit sind für den Schüler Josef nicht rosig. Der unehelich geborene Josef Startinik hat bis zu seinem 9. Lebensjahr ein großes Problem. Die Eltern sind nicht verheiratet und leben voneinander getrennt. Die Entfernung der beiden Eltern-Wohnorte ist selbst zu Fuß minimal. Der aufstrebende und interessierte Knabe sieht den Zugang zum Gymnasium der Benediktiner in Klagenfurt für kaum möglich. Eine offizielle Anerkennung der Vaterschaft fehlt immer noch, trotz einer stattgefundenen Heirat in der Stadthaupt - Pfarrkirche St. Egid in Klagenfurt. Diese Tatsache lässt verschiedene Interpretationen aufkommen. Die Verehelichung der Eltern, die enorme Verbesserung der privaten und beruflichen Lebensumstände und die Übersiedlung nach Klagenfurt bewirken auch einen bildungsmäßigen und sozialen Aufstieg von Josef Stefan. Der jugendliche Josef kann die bessere Lebens - und Berufssituation seiner Eltern in Klagenfurt äußerst gut für seine Bildungsbestrebungen nützen. Das Bildungsinteresse und der Fleiß, des von der Franzlscheune kommenden unehelichen Buben steigen zunehmend. Josef Stefan entwickelt sich zu einem wichtigen Physikforscher und akademischen Lehrer der Habsburgermonarchie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Eine entsprechende bürgerliche Beziehungsstruktur fehlt dem jungen Mann, aufgrund der bildungsbenachteiligten und niederen sozialen Herkunft. Josef Stefans Vater Alexius ist ein scheidender Sohn der „Stefanhube“ in Lanzendorf im damals wichtigen Steuerbezirk Sonnegg im Jauntal. Der große Steuerbezirk Sonnegg hat nach dem Franziszeischen Kataster 1829 insgesamt 29 Katastralgemeinden. Die Besitzer einer Bauernhube, die beträchtliche Größenunterschiede annehmen kann, gehören damals zur ländlichen Mittelschicht. Stefans Mutter eine Tochter des Landtischlers Gregor Startinick stammt aus der Pfarre Glainach im Rosental. Die Handwerker am Lande gehören meist zur besitzlosen Klasse. Die Landhandwerker gehören im 19. Jahrhundert eher zur unteren ländlichen Bevölkerungsschicht. Die Handwerker am Lande haben meist eine geringere allgemeine und berufliche Vorbildung als jene in der Stadt. Die Bildungsstufen in den Zünften sind seit dem Mittelalter: Lehrling, Geselle und Meister. Die ländlichen Strukturen der Handwerker haben diese drei Bildungsebenen meist nicht. Die Landhandwerker gehören nicht wie in den Städten Zünften an. Im Allgemeinen haben diese am Lande eher ein geringes Ansehen. Der Besitz von Grund und Realitäten hat am Lande einen größeren gesellschaftlichen Stellenwert. Die Mutter am Bauernhof und später auch der Vater in Stadt, schaffen für den Knaben nach ihren bescheidenen und begrenzten Möglichkeiten einen entsprechenden Rahmen, der dem jungen Josef eine höhere Bildung ermöglicht. Dem strebsamen und bildungshungrigen Jugendlichen wird eine höhere Schulbildung am Gymnasium bei den Benediktinern in Klagenfurt zugedacht. Die vierjährige Pflichtschule wird in der gehobenen Normal-Hauptschule verbracht, die eine gute Basis für eine Gymnasialbildung bildet. Der musisch und realistisch begabte Jugendliche tritt mit zehn Jahren in das Gymnasium in Klagenfurt ein. Der erste Bildungsschub unmittelbar nach der liberal-bürgerliche Revolution erfolgt durch das Organisationsstatut 1849. Die höheren Schulen wie die Gymnasien und Realschulen werden reorganisiert und damit auch modernisiert. Das Gymnasium erhält acht Jahrgänge mit einer vierjährigen Unter- und Oberstufe, welche in der Grundstruktur noch heute gegeben ist. Die Lang Form ist nach wie vor eine wichtige Gymnasialform. Die reinen Oberstufenformen nehmen immer mehr an Bedeutung zu. Die Normal-Hauptschulen entwickeln sich zu wichtigen Zubringerschulen der „höheren“ Gymnasien. Die Gymnasien sieht man vor der Revolution 1848 noch als „Gelehrtenschulen“, als Vorstufe zu den Universitäten.

1.2 Stefan und die Normal- und Musterhauptschule als Aufstiegs - Pflichtschule in der Kreisstadt Klagenfurt

Die Franziszeische Landvermessung hat eine Umorientierung der Bevölkerung der Ortschaft St. Peter zur Folge. Der für das Dorf St. Peter zuständige Steuerbezirk wandert von Ebenthal nach Klagenfurt. Die zunehmende Orientierung der Bevölkerung nach Klagenfurt, entspricht auch den Gewohnheiten der relativ geschlossenen Ortssiedlung St. Peter. Die Völkermarkter Vorstadt gehört im Vormärz zu St. Peter-Stadt, die zur Steuergemeinde St. Peter–Ebenthal gehört.59 Die bürgerlich-liberale Revolution hat in der Habsburgermonarchie zur Folge, vermehrt eine staatliche Verwaltung aufzubauen. Die kleinsten Verwaltungseinheiten entstehen mit den politischen Gemeinden im Jahre 1850. Die an die Stadt Klagenfurt angrenzenden St. Veiter-, Völkermarkter-, Viktringer- und Villacher Vorstädte werden in die Stadt eingemeindet. Der Reform- und Toleranzkaiser Joseph II. fördert die Entstehung einer weltlichen Intelligenz aus der slowenischen ländlich-bäuerlichen Bevölkerung. Die Bauern werden nach der Revolution von der Grundherrschaft losgelöst und eine Grundentlastung findet statt. Die sozialen Aufsteiger müssen im 19. Jahrhundert oft auch ihre Sprache ändern. Durch den sozialen Aufstieg beginnen viele ländliche Personen auch ihre Nationalität zu ändern.60 Bei Josef Stefan wird die slowenische Muttersprache in der Kindheit zunehmend zu einer deutschen Umgangs- und Wissenschaftssprache. Die Reformation in der beginnenden Neuzeit liefert die Grundlage für die Bildung einer slowenischen Nation.

„Die Liquidierung der slowenischen protestantischen Schulen im Zuge der Gegenreformation war ein schwerer Schlag für die Entwicklung der slowenischen Sprache und Kultur. Denn durch ihr literarisches Werk hatte die Reformationsbewegung einen entscheidenden Anteil an der nationalen Einigung der Slowenen. Eine wirtschaftliche Folge der Gegenreformation war, dass die Deutschen in den folgenden Jahrhunderten in Industrie und Bergbau beherrschend wurden“.61

Durch den Besuch der „deutschen“ Normalhauptschule kommt der Knabe Josef zunehmend mit der deutschen Sprache umgangssprachlich in Berührung. Die Übersiedlung der verehelichten Familie aus einer bäuerlich-slowenischen Umgebung nach Klagenfurt, hat den Berührungseffekt mit der deutschen Sprache wesentlich verstärkt. Josef Stefan verwendet nach seinem Universitätsstudium in Wien 1858, kaum noch die slowenische Sprache in Umgang und Schrift.

„Zeitgenössischen Reiseberichten aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert kann entnommen werden, dass man sogar in den Vorstädten von Klagenfurt slowenisch sprach [slowenische Volkssprache], dass aber die städtischen Oberschichten [Klagenfurt] sich der deutschen Sprache bedienten.62

Die Volkszählung im Jahre 1869 in Klagenfurt vermerkt bereits 15.000 Einwohner. Die vier slowenischen Dialekte, wie der Jauntaler, der Obir – Remschenig, der Rosentaler und der Gailtaler, werden vor allem von den ländlich-bäuerlichen Volksschichten in Südkärnten gesprochen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert sprechen noch ein Drittel der Kärntner einen slowenischen Dialekt. Die „Sprache der Krainer“ entspricht einem slowenischen Dialekt, der zur slowenischen Schriftsprache vereinheitlicht wird. Vor der nationalen Ära ist noch ein „friedliches Einvernehmen“ der Deutschen und Slowenen gegeben. Die Slowenen werden von den Deutschen als „Windische“ bezeichnet. Mit dem aufkommenden Nationalismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert beginnt die althergebrachte Gemeinsamkeit der Kärntner zu schwinden. Durch den Nationalismus werden die Sprachen zunehmend politisch-ideologisch besetzt. Ein Sprachenorientierter Nationalismus wird nach der liberalen Revolution 1848 zunehmend bedeutungsvoll63 Die Mutter von Josef Stefan kommt aus dem Rosental und es wird dort ein entsprechender slowenischer Dialekt gesprochen. Der Vater von Josef Stefan kommt aus dem Jauntal und spricht dadurch den dort üblichen slowenischen Dialekt. Im Raum Klagenfurt wird der Rosentaler slowenische Dialekt gesprochen.

1.2.1 Stefan besucht die gehobene Muster-Pflichtschule für Knaben

Die aufgeklärt-absolutistische Kaiserin Maria Theresia drängt auf eine allgemeine und grundlegende Erziehung der „gesamten“ Jugend. Es soll nicht nur die höhere Bildung an den Gymnasien, sondern auch die elementare Volksbildung bedeutungsvoll werden. Das preußische Vorbild einer Schul- und Unterrichtspflicht wird für die niederen Volksmassen in der Habsburgermonarchie eingeführt. Eine mehr oder weniger lückenlose Umsetzung der sechsjährigen Schulpflicht Maria Theresias bzw. der achtjährigen Schulplicht nach dem Reichsvolksschulgesetz 1869 erfolgt erst zu Beginn des 20. Jahrhundert. Durch die Schulbesuchserleichterungen 1883 wird die achtjährige Schulpflicht am Lande zunehmend etwas aufgeweicht. Die „Allgemeine Schulordnung“ des Jahres 1774 unter der Erzherzogin von Österreich Maria Theresia, geht auf den katholischen Aufklärungspädagogen Ignaz Felbiger auf das preußische Schlesien zurück. Bei der Volksschule handelt es sich um eine Standesschule. Je nach dem Organisationsgrad erfolgt eine Gliederung in „deutsche" Normal-, Haupt- und Trivialschulen. Diese Schulordnung soll in „sämmtlichen“ Königlichen und Kaiserlichen Erbländern umgesetzt werden.64

„In den `Normalschulen` sind vielerley Hauptgegenstände zu lehren. […] Lehrgegenstände, welche theils als Vorbereitungen zum Studieren [Gymnasium] dienen, theils aber solchen Personen nützlich sind, die dem Wehr- und Nährstande, besonders aber der Landwirthschaft, den Künsten, und Handwerken sich widmen wollen. […] eine Anleitung zur lateinischen Sprache, so wie solche denen kann nöthig seyn, welche in die lateinischen Schulen übergehen. […] Eine historische Kenntniß von Künsten, und Handwerken, und was deshalben aus der Naturlehre, und Naturwissenschaften zu wissen nöthig, […] , die Anfangsgründe der Feldmeß- und Baukunst, auch Mechanik, ingleichen das Zeichnen mit dem Zirkel, und Lineal sowohl, als aus freyer Hand beygebracht werden. […] Zur Vorbereitung für künftige Lehrer sind daselbst vorzutragen, und zu erklären die Eigenschaften, und Pflichten rechtschaffener Lehrer. Die Sachen, darinnen sie unterweisen sollen, die Kenntnis der Methode, die Uebung im wirklichen Unterweisen, das nöthigste von der Schulzucht, das Führen von Katalogen, […]“.65

Die niederen deutschen Schulen sind nach der „Allgemeinen Schulordnung“ 1774 dem Stande entsprechend für Akademiker, für Bürger in der Stadt und für Bauern auf dem Lande von „dreyerley Art“. In jeder Provinzhauptstadt muss es eine Normalschule geben, welche als Musterschule für die anderen deutschen Schulen gelten. Die Normalschulen verkörpern die höchste Bildungsebene einer Pflichtschule. Die Normalschulen bieten die weitaus umfangreichste Primarbildung an. Diese Schule erleichtert den Zugang zum Gymnasium für breitere Bevölkerungsschichten, vor allem auch für jene die nicht oder wenig lesen und schreiben können. Die Normalschulen ermöglichen damit auch den höheren Bildungsweg zu einer Universität. Vor allem im Bereich und in der Umgebung einer Landhauptstadt wird der Zugang zu einer höheren Gymnasialbildung leichter möglich, da die Mobilität zu dieser Zeit noch sehr gering ist. Die Hauptschule dient vor allem der Bürgerbildung in den größeren Städten. Die Bildung des Handwerksgewerbes und des Handels- und Kaufmannsstandes erfolgt durch diesen gehobenen Pflichtschultyp. Die Trivialschulen am Lande dienen im Allgemeinen der bäuerlichen Bevölkerung. Diese Landschulen haben das geringste Bildungsprinzip und es ist somit ein bescheidener Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen vorwiegend in den Pfarrhöfen gegeben. Die Schulreform Franz I. wertet mit der „Politischen Schulverfassung“ 1806 die Hauptschulen mit möglichst 4 Klassen in den größeren Städten beträchtlich auf. Die Normalschulen werden zu Normal-Hauptschulen als Musterschulen vornehmlich in den Landeshauptstädten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Stefan besucht die Normalhauptschule eine gehobene Grundschule in der Kleinen Schulhausgasse dem heutigen Landesschulrat in der Kaufmanngasse. Die Grundschule als Pflichtschule wird von Maria Theresia durch die Allgemeine Schulordnung mit „Normal-, Haupt- und Trivialschulen“ im Jahre 1774 in der Habsburgermonarchie unter der Beratung des preußisch-schlesischen katholischen Aufklärungspädagogen Ignaz Felbiger, eingeführt.66

Die Normalschule ist eine gehobene Pflichtschule und in Klagefurt entsteht diese im Jahre 1775. Diese Schule wird in der Kleinen Schulhausgasse der heutigen Kaufmanngasse im Gebäudekomplex des Landesschulrates untergebracht. Das Gymnasium und das Lyzeum sind gegenüber in der Großen Schulhausgasse mit Zugang in der 10. Oktoberstraße einquartiert.67 Durch die „Politische Schulverfassung“ 1806 wird die Normalschule in Normal-Hauptschule umbenannt, womit eine Aufwertung der Hauptschule erfolgt. Den Schultyp gibt es in geänderter Form bis in die Gegenwart. Dieser inzwischen abgenützte Begriff Hauptschule wird durch den klingenden Namen Neue „Mittelschule“ bis 2018 flächendeckend in Österreich abgelöst.

Die zunehmende Frequenz nach einigen Jahren des Entstehens dieses Muster – Hauptschultyps zu diesem gehobenen Pflichtschultyp macht die Raumsituation in der Schulhausgasse immer angespannter. Die Normal-Hauptschule in Klagenfurt wird im Jahre 1815 bereits von 571 Knaben besucht. Die Mädchen sind zu diesem gehobenen Pflichtschultyp nicht zugelassen.68

„Die Knabenschule hob sich seit dem letzten Dezenium zur Doppelzahl der Schüler, und enthielt mit Ausgang des Schuljahres 1830 in 4 Klassen […] die letzten zwei Jahrgänge einschliessig der Zeichenschule bildet, unter einem Director, 2 Katecheten, 9 Lehrern und 2 Gehilfen, 834 Schüler. Die Sonntags- und Wiederholungsschule, besorgt von zwei eigenen Katecheten und den gewöhnlichen Lehrern, zählte 230 Lehrlinge, und der Präparanden-Kurs- insoferne man ihn- eigentlich eine höhere Lehranstalt- der Normal [-Haupt] schule beizählen kann, hatte 27 Geistliche und 37 weltliche Zuhörer“.69

Dem vielseitig begabten und emsigen Schüler Josef Stefan wird der Besuch der Normal-Hauptschule einer gehobenen Volksschule ermöglicht. Die Normal-Hauptschule entwickelt sich als Grundlage für den Bildungsaufstieg durch das Benediktiner Gymnasium in Klagenfurt. Der Fußweg des Knaben zur Normal-Hauptschule in der Kleinen Schulhausgasse der heutigen Kaufmanngasse beträgt zirka 3,5 Kilometer. Der Schulweg führt vom Wohnort im Süden der Ortschaft St. Peter der heutigen Ebentalerstraße über die damalige Lindenallee durch die Völkermarkter Vorstadt zum entsprechenden Tor, der Burggasse zur Normal-Hauptschule in der Kleinen Schulhausgasse. Die Eltern haben einen geringen Bildungsstatus, den viele im ländlichen Bereich haben. Der Vater und die Mutter des Knaben Josef können weder lesen noch schreiben. Die Eltern fördern die Begabung und die Interessen des jungen Knaben nach ihren Möglichkeiten bestens. Die gute Beziehung des Sohnes zu seinen Eltern wird auch dann noch gepflegt, als Josef Stefan bereits ein erfolgreicher Forschender und hervorragend Lehrender Professor der Physik an der Universität Wien war. Stefan ist ein bescheidener und zurückgezogener Mensch und Universitätslehrer. Dieser besucht seine Eltern meist zwei Monate in den Sommerferien in Klagenfurt. Dies kann als Dankesabstattung des Sohnes an seine liebenswürdigen Eltern gesehen werden. Diese ihren Sohn nach ihren bescheidenen Möglichkeiten nicht nur als Gymnasiast, sondern auch als Student in Wien entsprechend finanziell unterstützen. Die allgemeinen staatlichen Stipendien werden in Österreich erst in den 1960er Jahren eingeführt.

Ein Jahr vor dem Eintritt in das Klagenfurter Gymnasium vollzieht sich für Josef Stefan eine glücksbringende Wende in seinen persönlichen Lebensumständen. Im Jahre 1844 heiraten die Eltern und ein Jahr später hat sein Vater die Vaterschaft knapp vor dem Eintritt ins Gymnasium in der Stadtpfarre St. Egid anerkannt. Die Mutter zieht von der Franzlkeusche im Süden des Dorf St. Peter gelegen, in die Stadt Klagenfurt um. Der Vater arbeitet bereits im gepachteten Mehl- und Brotgeschäft in der Oberen Burggasse. Die lange Dienstzeit in „Limersach“ bringt dem Müllergehilfen beim Großbauer und Mühlenbesitzer Franz Puntschart dem Vater ein immenses Glück. Alexius Stefan kann vom Trauzeugen und Großbauern Puntschart das gepachtete Mehl- und Brotgeschäft übernehmen.70

Alexius Stefan ist ein scheidender Bauernsohn der „Stefanhube in Lanzendorf“ in der Katastralgemeinde Grabelsdorf, des großen Steuerbezirkes Sonnegg im Jauntal. Die Pacht des Mehl- und Brotgeschäftes in der Oberen Burggasse in Klagenfurt bedeutet eine soziale und finanzielle Besserstellung für die nunmehr gemeinsam wohnende Familie Stefan. In den anfänglichen Räumlichkeiten des Ursulinen-Kloster, wohnt nun die dreiköpfige Familie unter einem Dach. Der Sohn Josef erspart sich nun den langen Fußweg vom Wohnort im südlichen St. Peter an der Ebenthaler Allee zur Normal-Hauptschule in Klagenfurt. Die Geburtskeusche ist ein Dienstbotengebäude am Bauernhof Joseph Geiger. Der Geburtsort Josef Stefans liegt am östlichen Rande der flächenmäßig großen Katastralgemeinde St. Ruprecht. Durch den neuen Wohnort in der Oberen Burggasse ist das zu besuchende Gymnasium der Benediktiner in der Großen Schulhausgasse nur mehr wenige Minuten vom neuen Wohnort in der Burggasse entfernt. Die Heirat der Eltern erleichtert für Josef Stefan auch der Eintritt ins Gymnasium. Dieses steht unter der Leitung der Benediktiner, wenn überhaupt dadurch ein Zugang erst ermöglich wird. Die finanzielle Situation der Eltern und die örtliche Situation durch den Zuzug nach Klagenfurt wirken sich für Josef Stefan in jeder Hinsicht äußerst vorteilhaft aus. Dies kann ein Grund sein, dass Josef Stefan eine ausgesprochen liebenswürdige und gute persönliche Beziehung zu seinen Eltern hat. Josef Stefan ist äußerst dankbar dafür, dass sich die familiären Lebensumstände so positiv für den Knaben entwickelt haben. Die Eltern besucht er immer in den Sommerferien, solange diese leben. Er macht das auch dann noch, als er bereits ein anerkannter Gelehrter und Forscher an der Universität der Kaiserstadt Wien war. Josef Stefans Mutter Maria Stefan stirbt am 23. Oktober 1863 mit 48 Jahren. Im Jahre 1863 wird Stefan zum ordentlichen Professor für die mathematische Physik an der Universität Wien berufen. Josef Stefans Vater Alexius Stefan lebt noch bis zum 8. Dezember 1872 und dieser stirbt im Alter von 67. Lebensjahren.71

1.2.2 Alexius Stefan pachtet vom Mühlenbesitzer Puntschart ein Mehl- und Brotgeschäft in der Burggasse in Klagenfurt

Im Jahre 1841 beginnt der unehelich geborene Josef, der immer noch den Nachnamen seiner Mutter Startinik führt, die „deutsche“ Normal-Hauptschule in Klagenfurt zu besuchen. Josefs Vater Alexius Stefan kann sich zunehmend beruflich verbessern. Der Müllergehilfe Alexius Stefan kann von seinem Dienstgeber den Mehl- und Brotladen in der Burggasse in Klagenfurt pachten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Mehlgeschäft und Wohnung der Familie Stefan befindet sich ab 1844 in der heutigen Burggasse 15.72

Alexius Stefans Sohn Josef muss in der schulfreien Zeit im Mehl- und Brotgeschäft fleißig mitarbeiten, denn er hat schwere Mehlsäcke zu tragen. Zu Beginn des 19. Jahrhundert befinden sich an der Glan acht Mühlen im Bereich des heutigen Klagenfurt. Die Getreidemühlen sind damals an den Flüssen ein wichtiges Gewerbe. Der Glan Fluss hat in Limmersach im Bereich der Großnigmühle eine geringe Fließgeschwindigkeit. Dies hat zur Folge, dass die Glan in dieser Gegend vielarmig und versumpft ist. Die Glan wird in diesem Bereich im Jahre 1868 von Franz Puntschart Junior entsprechend reguliert.73

Den „Großnighof in Limersach“ in der Katastralgemeinde St. Peter - Ebenthal besitzt der Großbauer und Müllermeister Franz Puntschart. Dieser besitzt hauptsächlich Grundparzellen in den Katastralgemeinden St. Peter - Ebenthal, auch in St. Ruprecht, in St. Martin und am Radsberg. In der Katastralgemeinde St. Peter - Ebenthal befinden sich die Ortschaften Harbach, Ladinach, Limersach und Rosenegg. Alexius Stefan ist als Müllergehilfe am vulgo „Großnighof“, bei der schon eine lange bestehenden großen Getreidemühle, südöstlich des Ortes Limmersach beschäftigt. Josef Stefans Vater wohnt am Großhighof in Limersach. Der Großnighof ist vom Geburtsort Josef Stefans, der sich an der Ebenthaler Lindenallee befindet, nur zirka einen Kilometer entfernt.

„In Limmersach hieß der [Liegenschafts-]Besitzer und Müllermeister Franz Georg Puntschart. Auch sein 1816 geborener Sohn hat den gleichen Vornamen; er übernahm die dortige Mühle schon 1837. Nach Reisen durch Böhmen und Deutschland begann er 1840 mit der Presshefeerzeugung und 1853 wurde aus dem Mahlbetrieb eine `Kunstmühle`. 1868 baute er eine neue Anlage und regulierte die Glan. Die Gegend war einst im Besitz des Stiftes Viktring. Schon in den alten Urbaren [Verzeichnis der Grundherrschaft] ist von einer Mühle an der Glan die Rede“.74

Die Technologie der „Preßhefeerzeugung“ in „Limersach“ veraltet im Laufe der Zeit zunehmend. Die Besitzer der Fabriksanlagen Franz Puntschart & Söhne verkaufen diese Objekte am 26. Jänner 1894 dem jüdischen Großindustriellen Sigmund Fischl aus dem Industrieland Böhmen. Die Grundparzellen werden mit der Zeit von Puntschart vornehmlich an den Industriellen Sigmund Fischl verkauft. Die Modernisierung und Erweiterung der Fabrikanlagen wird 9. Jänner 1907 beendet. Es werden Wohnanlagen für Arbeiter, „Beamte“ und eine Villa für Führungskräfte wird errichtet. Diese Wohnanlagen können als soziale Errungenschaft der Produktionsfirma Fischl gesehen werden. Der jüdische Großindustrielle kommt mit den Nationalsozialisten in Konflikt, wobei das Produktionsgelände arisiert wird. Das ursprünglich drei Hektar große Grundstück mit den Fabriks- und Wohnanlagen existiert als „Industriefriedhof“ noch heute.75 Das Firmenareal gehört nach dem Industriellen Fischl und der Arisierung, der Senf und Essig Industriellen-Familie Mautner–Markhof. Die jüdische Industriellenfamilie Mautner–Markhof wandert ursprünglich aus Böhmen ein. Eine Nachnutzung der Fabrik- und Wohnanlagen wird in der Gegenwart vom Feuerwehrverband und der Stadt Klagenfurt angedacht.

In den 1880er Jahren erhalten die Steuergemeinden im Raume Klagenfurt das Grundbuch und somit auch die Katastralgemeinde St. Peter - Ebenthal. Die bürgerlich-liberale Revolution des Jahres 1848 bringt einen grundlegenden Strukturwandel in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung von Grund und Boden. Es erfolgt eine Grundentlastung der Bauern und auch die „Leibeigenschaft“ durch die Grundherrschaft hört auf zu bestehen. In der zweiten des 19. Jahrhundert werden die Steuergemeinden durch die Grundbücher an den Bezirksgerichten ersetzt. Die Grundherrschaften sind die Obereigentümer der Grund belasteten Bauern.76

Im Grundbuch erhält jeder Liegenschaftsbesitzer eine Einlagenzahl. Das Grundbuch enthält die Eigentümer, etwaige Hausnamen, die Belastungen und Besitzveränderungen. Der Einlagenzahl 21 des Grundbuches der Katastralgemeinde St. Peter-Ebenthal wird entnommen, dass der „Großnighof“ in Limersach liegt. Dessen Besitzer sind Franz Puntschart & Söhne“77, wobei auch die Presshefefabrik und Spirituserzeugung in Limersach flußabwärts gelegen, dieser Besitzerfamilie gehört. Die Fabrikanlagen werden bereits in den 1890er Jahren stillgelegt. Die technologisch veralteten Produktionsanlagen werden von der Besitzerfamilie verkauft. Der jüdisch-böhmische Großindustrielle Siegmund Fischl erwirbt die Produktionsanlagen von der Besitzerfamilie Puntschart.78

Der Mehlplatz in der Innenstadt von Klagenfurt wird im Jahre 1829 in Obstplatz umbenannt. Der Mehl- und Brotverkaufsladen von Alexius Stefan befindet sich in der „Oberen - Burggasse in Klagenfurt“79. Dieses Arkaden-Innenhof-Gebäude befindet sich heute in der Burggasse 15 und steht unter Denkmalschutz. Beim Eingang des historischen Gebäudes befinden sich heute rechts und links des Einganges zweier unterschiedlicher Bekleidungs- und Modegeschäfte. Das einstige Palais Ursenbeck besitzt einen sehenswerten zweistöckigen Arkaden-Innenhof. Der Arkadenhof besteht aufgrund der massiven Bauweise noch heute unverändert.80 Der Nonnenorden der Ursulinen wird nach Klagenfurt berufen. Die Ursulinen sind am Anfang von 1670-1678 in Klagenfurt in diesem geräumigen Palais untergebracht. Dies kann einer Tafel am Gebäude entnommen werden. Im Jahre 1678 beziehen die Ursulinen das neu erbaute Kloster am Heiligengeistplatz. Die gesetzlichen Eigenschaften des Palais weisen darauf hin, dass sich dieses Bauwerk im Eigentum einer Grundherrschaft befindet. Die Rechtsgeschäfte dieses adeligen Grund- und Baubesitzes werden in einem Register der „Kärntner Landtafel“ verzeichnet.81 In Österreich werden neben den Grundbüchern die Landtafeln weitergeführt. Die adeligen Landtafeln kommen aus Böhmen und Mähren, wobei in Österreich diese bis 1980 geführt. Die Daten der Landtafel werden allmählich in das allgemeine Grundbuch übergeführt.

Am 25. August 1844 heiraten die Eltern von Josef Stefan in der Stadt-Hauptpfarrkirche St. Egid in Klagenfurt-Stadt. Im 13. Jahrhundert wird hier bereits eine Seelsorgestation des Maria Saaler Domes genannt.82 Der neun Jahre alte Knabe trägt noch immer den Mädchennamen Startinik seiner Mutter. Der Klagenfurter Chronist Carl Lebmacher schreibt in einem Artikel zum 100. Geburtstag von Josef Stefan im Jahre 1935, „dass Alexius Stefan, der scheinbar Müllergehilfe war, seit dem Jahre 1844 in der Oberen Burggasse in Klagenfurt ein Geschäft betreibt. Der Verkaufsladen befindet sich im ehemaligen Palais Ursenbeck heute Burggasse 15. Diese Mehlhandlung hat ihm Franz Puntschart [Großnigbauer] insgemein Grossingmüller [-Meister] verpachtete. Dadurch war Alexius Stefan in die angenehme Lage versetzt, seinem Sohn, der früher die [gehobene] Volksschule [Normal-Hauptschule] besuchte, einer höheren Schulbildung [Gymnasium] zuzuführen“.83,

Bei der Hochzeit der Eltern Josef Stefans fungiert für den Vater als Trauzeuge der Mehlhändler Johann Urbantschitsch. Als Beistand der Mutter wirkt der Ferlacher Büchsenmacher Johann Haberl. Alexius Stefan erklärt sich am 3. Oktober 1845 beim Stadt-Hauptpfarramt St. Egid in Klagenfurt offiziell zum Vater des Knaben Josef. In die Taufmatrikel wird beim Knaben Josef nunmehr der Nachnahme des Vaters Stefan eingetragen. Dies bedeutet für den begabten und aufgeweckten Josef Stefan eine positive familiäre Wende. Stefan kann dadurch als „eheliches“ Kind in das von Benediktinern in der Großen Schulhausgasse geleitete Akademische Gymnasium, eintreten.84 Die vorerst getrennt lebenden Eltern des Knaben „Joseph“, nämlich Alexius Stephan und Maria Statinik werden am 25. August 1844 in der Kirche St. Egid getraut, Stadt 372.

„Bräutigam: Alex Stephan, von St. Kanzian im Bezirke Sonegg gebürtig, derzeit Mehlhändler in diesem Stadtpfarrsbezirke, ehelich ewrzeugter Sohn des Johann Stephan, gewesten Bauers zu Lanzendorf im Bezirke Sonegg, schon seligen, und seiner noch lebenden Ehegattin Elisabeth, beyde katholisch, geboren am 16. July 1805. Braut: Maria Startinik, zu Glainach gebürtig, ehelich erzeugte Tochter der schon verstorbenen Gregor Startinik, gewesenen Zimmermeisters in der Pfarre Glainach, und seiner noch lebenden Ehegattin Apollonia, geborene Olippin, beyde katholisch, geboren am 3. August 1814“.85

Die Eltern wohnen von nun an gemeinsam in der Stadt Klagenfurt. Diese sind jetzt im geräumigen Arkadenhof - Palais in der Oberen Burggasse ansässig. Der Mehl- und Brotladen befindet sich in der Oberen Burgrasse. Dies entspricht heute der Burggasse Nr. 15 in der Innenstadt.86 Es ist vorerst einem Weitblick der Bildungsbenachteiligten Mutter zu verdanken, diesen begabten und fleißigen Knaben in die gehobene Pflichtschule, die Normal- und Musterhauptschule eintreten zu lassen. Die übliche Pflichtschule für die Geburtsgegend des Knaben Josef ist damals die Trivialschule in Ebenthal. Die Normalhauptschule entwickelt sich zunehmend zu einer Zubringerschule für das Gymnasium. Durch den Besuch dieser gehobenen Pflichtschule werden die ersten Weichen für eine höhere Bildung am Gymnasium und an einer Universität gestellt. In der Normal-Hauptschule in Klagenfurt kommt der junge Josef Startinik erstmals „ernsthaft“ mit der deutschen Sprache in Berührung, denn seine Muttersprache ist slowenisch. Die Mutter ist bis zum 9. Lebensjahr Alleinerzieherin des jungen Knaben Josef. Die Mutter Josefs Stefans, die Tochter eines Landtischlers wird mit slowenischer Muttersprache in der Katastralgemeinde Gleinach des großen Steuerbezirkes Hollenburg in Rosenntal geboren. Der Vater Josef Stefans Sohn einer Bauernhube wird in Lanzendorf der Katastralgemeinde St. Kanzian geboren.

1.3 Stefan ein geborener Slowene am Gymnasium der Benediktiner in Klagenfurt

Das Jesuitengymnasium entsteht mit der beginnenden Gegenreformation im Jahre 1604 in Klagenfurt. Die Aufhebung dieses mächtig und finanzstark gewordenen Ordens erfolgt in Österreich durch den Papst im Jahre 1773. Dieser Ordensauflösung stimmt auch die aufgeklärt-absolutistische Kaiserin Maria Theresia zu. Eine Zulassung dieser Ordensgemeinschaft erfolgt wieder im Jahre 1814. Es stellt sich in der Habsburgermonarchie die Frage, wie die höheren „Gymnasialstudien“ ohne Mitwirkung der Jesuiten organisiert werden sollen. Die Schulaufsicht der Gymnasien wird in die öffentliche Verwaltung einbezogen. Die Geistlichen sind allerdings weiterhin die Träger der Gymnasien. In Klagenfurt wird das „Akademische“ Gymnasium zusätzlich mit dem semiuniversitären Lyzeum eingerichtet. An diesem Lyzeum werden philosophische, theologische und medizinisch-chirurgischen Studien gelehrt, wobei das Doktorat an einer Universität absolviert werden muss.87

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Stefan besucht das Klagenfurter Benediktiner Gymnasium von 1845-1853 in der Großen Schulhausgasse vorne links. Dies ist heute der Sitz des Landesschulrates für Kärnten in der 10. Oktober Straße 24. In dieser Zeit erfolgt durch die bürgerlich-liberale Revolution ein Übergang vom 6-jährigen zum modernen 8-jährigen Gymnasium. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert ist durch einen Fortschritt auf verschieden Bildungsebenen und Bildungsinhalten gegeben. Eine Bildungs-Revolution findet im Bereich der humanistischen, der realistischen, der gewerblichen-technischen […] und allmählich auch in der Mädchenbildung statt.88

In der gehobenen Volksschule, der Normal-Hauptschule für Knaben in Klagenfurt, fällt Josef Stefan bei den Lehrern durch einen großen Lerneifer auf. Das Drängen der Normalschullehrer ermöglicht Josef Stefan, das Gymnasium der Benediktiner in Klagenfurt zu besuchen. Stefan bewältigt den umfangreichen Lehrstoff auffallend schnell und leicht. Der eifrige und interessierte Knabe hat dadurch zusätzlich Zeit, sich auch mit außerschulischen Dingen zu beschäftigen. Die literarische Begabung Stefans äußert sich dadurch, dass er die erste Lyrik in der fünften Klasse des Gymnasiums auf Slowenisch veröffentlicht.89 Dies ist die Zeit nach der bürgerlich-liberalen Revolution 1848. Die Völker beginnen national zu erwachen. Das deutschsprachige Bürgertum sieht ihre dominante Stellung im „Kaiserthum“ Österreich gefährdet. Die deutschsprachigen Österreicher sehen sich durch die Freiheitsbestrebungen der anderen Nationen gefährdet.90

1.3.1 Gymnasien modernisiert nach der aufgeklärt-liberalen Revolution

Die Jesuiten werden am Klagenfurter Gymnasium durch den Schulorden der Benediktiner abgelöst. Das Benediktiner Stift St. Paul im Lavanttal wird im Jahre 1091 gegründet. Im Jahre 1807 erfolgt eine Übergabe der Kirche und des Klosters, im angrenzenden Bereich des heutigen Benediktinerplatz in Klagenfurt, an die aus St. Blasien im Schwarzwald kommenden Benediktiner. Das Gymnasium befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft in der Großen Schulhausgasse in der heutigen 10. Oktober Straße. Eine gelehrte und damit höhere Bildung findet am nunmehr sechsjährigen Gymnasium, mit vier Grammatik- und zwei Humanitätsklassen statt.

Nach dem Gymnasium kann das 4-semestrige Lyzeum 1773-1848 im selben Gebäudekomplex besucht werden. Das Lyzeum besteht aus einer Philosophischen, einer Theologischen und einer Medizinisch-chirurgischen Fakultät. Das Lyzeum in Klagenfurt ist eine semiuniversitäre höhere Lehranstalt, die kein Promotionsrecht hat. Die Lyzeums-Absolventen müssen, wenn das vollakademische Doktorat angestrebt wird, an ein höherrangiges Lyzeum wie in Graz oder später wieder an die Universität zum Weiterstudium ausweichen. Das Klagenfurter Lyzeum ist eine Bildungsstätte mit einer Sonderstellung zwischen dem Gymnasium und einer Universität. Die Aufklärung bringt es mit sich, das niedere Bildungswesen, aber allmählich auch das höhere Bildungswesen in den öffentlichen Einfluss des Staates überzuführen. Nach der Auflösung des Jesuitenordens durch den Staat wird versucht das höhere Schulwesen, das Lyzeum und das Gymnasium kontinuierlich weiter zu entwickeln.91 Die Benediktiner werden mit der Leitung und dem Unterricht am Gymnasium in Klagenfurt betraut. Die Benediktiner wirken mit abnehmendem Einfluss als Lehrer am Gymnasium in Klagenfurt bis 1871.

„Das Gymnasium, unter dem Präfecten, einem Katecheten und sechs Lehrern des Benediktiner Stiftes St. Paul steht. […] wenn jene dem heranreifenden Jüngling den Sprachreichthum der Alten entfalten, so bilden diese durch ihre Muster in der Rede- und Dichtkunst seinen Geschmack. […] Der Titel Gymnasium `accademicum` ist das Abziehen des Vorzugs, den es aus jener alten Zeit durch dritthalbjahrhundert Jahre besonders durch gediegenen Unterricht in der lateinischen Sprache und nicht ohne Einwirkung auf die Rednertalente und den Style, so vieler hier gebildeter wackere Geschäftsmänner behauptet“.92

Die Gymnasialreform im Jahre 1819 hat wieder das Klassenlehrerprinzip zur Folge. Der Religionsunterricht findet in allen Klassen statt. Die tote Sprache Latein wird wieder im Unterricht verstärkt gepflegt. Das Griechische erfährt am humanistischen Gymnasium auch eine entsprechende Würdigung. Die Mathematik als Formalwissenschaft und der Realunterricht in Physik und Naturgeschichte wird aus diesem restriktiven Gymnasiallehrplan eliminiert. Die Lehrfächer Geographie und Geschichte gibt es allerdings nach wie vor.93 Der Unterricht wird folgend aufgeteilt: zwei Stunden finden vormittags und zwei nachmittags statt, wobei am Dienstag und Donnerstag nachmittags schulfrei ist. In der Woche gibt es 18 Stunden Unterricht, wobei quasi so etwas wie eine Ganztagesschule stattfindet. Das Real- und Sachwissen ist gegenüber dem klassischen Sprach- und Wortwissen im Vormärz sehr eingeschränkt. Deutsch hat im Unterricht nur eine Hilfsfunktion, soweit diese Sprache für Latein erforderlich ist. Die höhere Bildungsreform nach der Revolution in den Jahren 1848/49 hat zur Folge, dass bei den Gymnasien nicht mehr von Studien- sondern nur mehr von Schuljahren gesprochen wird. Die Mädchen haben damals keine Möglichkeit ein Gymnasium zu besuchen. Auch die gehobenen Volksschulen, die Normalhauptschulen in den Landeshauptstädten sind reine Knabenschule, ohne Zugangsmöglichkeiten für Bildungswillige Mädchen.94

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Die katholischen Kärntner Slowenen Andrej Einspieler links und Anton Janežič rechts haben den Gymnasiasten Josef Stefan wesentlich in der slowenischen Lyrik und in den südslawischen Sprachen beeinflusst.95

Josef Stefan besucht im Schuljahre 1850/51 die VI. „Classe“ des Klagenfurter Gymnasiums, wobei als Slowenisch - Lehrer Anton Janežič 1828-1869 wirkt, der auch Lehrbücher verfasst. Janežič gründet im Jahre 1851 die Hermagoras – Vereinigung mit. Der Fürstbischof von Lavant Anton Martin Slomšek gründet dem St. Hermagoras Presseverein in Klagenfurt.96 Er ist ein Förderer des Volksschulwesens und verfasst viele slowenische Schulbücher. Der Unterrichtsminister Graf Leo Thun – Hohenstein hat Slomšek in Schulangelegenheiten häufig zu Rate gezogen.

Im Schuljahre 1852/53 besucht Stefan die VIII. Klasse des Klagenfurter Gymnasiums. Der Benediktinerpater Karel Robida unterrichtet lehrt Physik, wobei dieser gleichzeitig „Classenvorstand“ in der Abschlussklasse ist. Der slowenische Literat Anton Janežič und der slowenische Physiker Karl Robida haben auf den jungen Stefan als Gymnasiallehrer einen prägenden Einfluss. Der Habilitand Josef Stefan hat sich als junger Wissenschaftler forschend und lehrend für die Physik entschieden. In der slowenischen Literatur hat sich Stefan vor allem mit der Lyrik beschäftigt. Stefan veröffentlicht plötzlich nach dem Studium literarisch und populärwissenschaftlich nichts mehr. Auch in slowenischer Sprache erfolgen keine Publikationen mehr.

Die obligate wöchentliche Lehrfächerverteilung am humanistischen Gymnasium wird nachstehend angeführt. Die geistlichen Lehrer kommen vorwiegend vom Benediktinerorden des Stiftes St. Paul im Lavanttal. Die Professoren und die Schüleranzahlen der VI. Klasse 1850/51 und der VIII. Klasse 1852/53, die Stefan besucht hat, werden angeführt:

Der Lehrgegenstand Religion mit 2/2, Latein mit 6/5, Griechisch mit 4/5, Deutsch mit 3/3, Slowenisch mit 2/0, Geschichte und Geographie mit 2/3, Mathematik mit 3/0, Naturgeschichte mit 4/1, Physik mit 0/3 und Philosophisches Propädeutikum mit 0/2, wobei dies insgesamt 26/24 Wochenstunden sind. […]. Es gibt 9/11 ordentliche geistliche Lehrer, 4/3 geistliche und 1/1 weltlicher Supplent, 4/3 weltliche Nebenlehrer mit insgesamt 19/14 Lehrern. […] Die aufgenommene Schülerzahl beträgt 30/19, im Laufe des Schuljahres sind 2/0 ausgetreten, wobei insgesamt 28/19 Schüler in den Klassen verblieben. Es gibt in der achten Classe des Gymnasiums insgesamt 286/215 Schüler.97

Die Ministerialverordnung vom 22. Jänner 1851 Zahl 288 sieht für das Klagenfurter Gymnasium das obligate Erlernen der slowenischen Sprache vor, wenn der Schüler diese als Muttersprache hat. Bei den deutschsprachigen Schülern bestimmen die Erziehungsberechtigten, ob die slowenische Sprache erlernt werden soll. In der Maturaklasse des Schuljahres 1852/53 sieht der Klassenkatalog für Josef Stefan die „slowenische“ Nationalität vor. In der Abschlussklasse haben 147 Schüler Deutsch als Nationalität, wobei dies 68% sind. Als „slowenische“ Nationalität geben 66 und damit 30% der Schüler an. Im Gymnasial-Jahrgang von Josef Stefan gibt es auch zwei Italiener. Das Gymnasium besuchen in den acht Schulstufen insgesamt 215 Knaben, ein Zugang von Mädchen ist damals nicht möglich.98

„Der Lehrköper gehört zum Benedictiner-Orden des Stiftes St. Paul. Mit Ausnahme des Directors, des Supplenten der slovenischen Sprache, der Nebenlehrer für Zeichnen- und Gesang-Unterricht, der Lehrer für die italienische und französische Sprache, welche weltlich sind“.99

Die Reform des Gymnasiums erfolgt mit dem Organisationsentwurf 1849. Der liberal-katholische Unterrichtsministers Graf Leo Thun - Hohenstein setzt mittels der Bildungsexperten Franz Exner und Hermann Bonitz die Reform um. Der 2-jährige Philosophie-Kurs wird in das nunmehr verlängerte Gymnasium integriert. Die Klassenzahl wird auf acht erhöht, wobei es diese wichtige und moderne Lang Form des Gymnasiums noch heute gibt. Eine Reifeprüfung nach dem Vorbild des liberalen Neuhumanisten Wilhelm von Humboldt wird auch in der Habsburgermonarchie eingeführt. Das Organisationsstatut bringt eine 6-jährige gewerbliche Realschule mit einer dreijährigen Unter- und Oberstufe hervor. Das Realschulgesetz 1868 bringt eine „unvollständige“ siebenjährige lateinlose allgemeinbildende Mittelschule mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt hervor. Die Mittelschule Reformbewegung bringt eine Reform des Gymnasiums. Im Jahre 1908 bringt die „Mittelschul-Enquete“ zusätzlich das achtjährige Realgymnasium, das in der Zukunft immer wichtiger wird. Die Gymnasien entwickeln sich zu Zubringerschulen für die Universitäten. Die Realschulen werden Vorbereitungsschulen für die Technischen Hochschulen.

Die Mathematik und die Naturwissenschaften werden im Vormärz zunehmend aus dem Lehrplan der Gymnasien gestrichen. Die aufstrebenden Polytechnischen Institute vermitteln zunehmend auch einen mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht. Die bürgerlich-liberale Revolution hat einen Aufschwung von mathematischer und physikalischer Bildung aus niedrigem Niveau auch an den Gymnasien zur Folge. Im Klagenfurter Gymnasium sind Physik, Naturgeschichte und Slowenisch neu im Lehrplan, da im Vormärz die realistische Bildung auf ein Minimum gekürzt wird. Das Slowenische ist sowohl für slowenisch- und deutschsprachige Schüler vorgesehen. Die Eltern entscheiden bei deutschsprachigen Kindern, ob diese auch in Slowenisch unterrichtet werden sollen. Ein Erlass des katholisch-konservativen Unterrichtsministers Paul Freiherr Gautsch von Frankenturm100 1887 besagt, dass ein slowenischer Unterricht für deutschsprachige Schüler als relativ obligat sein sollte. Der Unterricht im Slowenischen wird Ende des 19. Jahrhundert für Schüler mit nicht slowenischer Muttersprache zu einem Freigegenstand.101

1.3.2 Stefan und ein kritisch gewürdigter Physiklehrer Karel Robida am Benediktiner Gymnasium

Der bekannte Physiklehrer am Gymnasium Karl Robida hat auf Josef Stefan einen großen Einfluss. Robida veröffentlicht einige populär-wissenschaftliche Monographien, so auch das erste slowenische Lehrbuch der Physik. Stefan maturiert im Jahre 1853, wobei dessen Klassenvorstand Karl Robida eine längere Abhandlung über die Physik verfasst. Dieser umfangreiche Physikartikel erscheint im Jahresbericht des Gymnasiums unter der Bezeichnung: „Entwicklungsgang der Physik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart“102. Der Gymnasialschüler Josef Stefan hat einige Jahre später am legendären „Physikalischen Institut“ der Universität Wien forschend die klassische Physik des 19. Jahrhunderts in der Habsburgermonarchie und darüber hinaus geprägt. Der Einfluss Josef Stefans auf die moderne Physik des 20. Jahrhundert, der Relativitäts- und Quantentheorie, hat Stefan nicht mehr erlebt. Dieser äußerst umfangreiche Physikartikel von Karl Robida im Jahresbericht 1952/53 des Gymnasiums dürfte für Stefan eine wichtige Anregung seiner späteren Forschungen im Bereich der Physik gewesen sein. Die bereits gut erforschten Physik- und Mechanik-Themen, wie die Statik und die Dynamik, die Hydrostatik und die Hydrodynamik, die Aerostatik und die Aerodynamik, der Schall und das Licht werden in diesem Bericht gedrängter Form vorgestellt. Der physikalisch vielfach noch unerforschte Bereich der Wärme, des Magnetismus und der Elektrizität wird umfassender dargestellt. Diese Bereiche der Physik werden von Josef Stefan, einem der letzten physikalischen Enzyklopädisten des 19. Jahrhundert, symbiotisch experimentell erforscht und auch mathematisch formuliert. Die Ergebnisse seiner vielen physikalischen Untersuchungen publiziert Stefan durch entsprechende Abhandlungen in physikalisch-wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Den Bereich der Wärmelehre erweitert Josef Stefan mit seinem wichtigen experimentell gefundenem „Strahlungsgesetz“, das auch entsprechend mathematisch erweitert wird. Der Bereich der Elektrizität gewinnt durch seine technischen Anwendungen immer mehr an Bedeutung. Auf dem Gebiet des Gleichstroms, aber auch auf dem Gebiet des Wechselstroms, hat Stefan durch seine physikalische Grundlagenforschung bleibende Spuren hinterlassen.103 Der umfangsreiche Physikartikel Karel Robidas im Jahresbericht des Gymnasiums des Schuljahres 1853 enthält ungeklärte physikalische Fragen für die Zukunft. Die noch nicht entdeckten Fragen auf dem Gebiet der Physik sind bei Stefan lehrend und forschend anregend auf fruchtbaren Boden gefallen.

1.3.3 Stefan ein Gymnasialschüler mit einem besonderem physikalisch - mathematischen Interesse

Reformvorschläge für das Gymnasium gibt es bereits im letzten Jahrzehnt des Vormärz. Einen allgemeinen Auftrieb für Bildungsinnovationen erfolgt erst durch die aufgeklärte bürgerlich-liberale Revolution. Die fortschrittlichen Bildungsgedanken der Revolution werden zuerst bei der höheren Bildung an den Gymnasien und den Realschulen umgesetzt. Eine Modernisierung des niederen Schulwesens erfolgt nach einer katholisch-konservativen Zwischenphase des Neoabsolutismus in den 1850er Jahren, durch den aufstrebend fortschrittlichen und zentralistischen Liberalismus. Das liberale Reichsvolksschulgesetz 1869 behält im Wesentlichen bis zum Schulorganisationsgesetz 1962, seine Gültigkeit. Das Reichsvolksschulgesetz wird später von katholisch-konservativen Kreisen als gottlose Neuschule verteufelt. Den „Organisationsentwurf“ 1849 für Gymnasien und Realschulen legt der liberal geprägte katholisch-konservative Unterrichtsminister Leo Graf Thun-Hohenstein am 15. September 1849 dem Kaiser Franz Joseph I. vor. Dieser Entwurf wird vorerst vom Kaiser provisorisch für fünf Jahre genehmigt.104 Dieses modern geprägte 8-klassige Gymnasium gibt es im Wesentlichen bis heute noch. Das Klagenfurter Gymnasium der Benediktiner erfüllt drei besondere staatliche Aufgaben:

„Die in k. k. Staatsgymnasium umbenannte humanistische Lehranstalt verblieb auch weiterhin in dem 1846 zwar renovierten, aber den Anforderungen nicht voll entsprechenden alten Gebäude samt Kapelle und Lyzeal-Bibliothek in der „Großen Schulhausgasse“. […] auch wollte sich der Staat die Besoldung der Gymnasialprofessoren in Klagenfurt teilweise ersparen. Darum sollte der Lehrkörper des k. k. Staatsgymnasiums weiterhin zum überwiegenden Teil aus Benediktiner Pater des Stiftes St. Paul im Lavanttal bestehen, die der jeweilige Abt vertragsmäßig seit 1807 für das Lyzeum und das Gymnasium zu stellen hatte“.105

An der Oberstufe des reorganisierten Gymnasiums beginnt der interessierte und eifrige Schüler Josef Stefan sich selbstständig mit mathematischen Büchern und Studien auseinanderzusetzen. Der Erkenntnisgewinn aus diesen Abhandlungen ist für den jungen Stefan allerdings gering. Am Gymnasium fehlt es zu dieser Zeit an Rat gebenden Mathematiklehrern. Die am Gymnasium angebotene Mathematik ist durchschnittlich, da qualifizierte Lehrkräfte der höheren Mathematik fehlen. Die „geometrischen Construktionen“ und deren mathematischen Formulierungen liegen dem strebsamen Schüler Stefan besonders am Herzen. Die Kenntnisse der Mathematik- und Geometrielehrer am Gymnasium lässt zu wünschen übrig. Das dafür notwendige höhere Wissen liegt über dem Gymnasial-Lehrplan. Die Mathematik- und Physikbildung ist im „katholischen“ Vormärz am Gymnasium und auch am Lyzeum, auf niederem Niveau angesiedelt. Die zweijährige Philosophische Fakultät am Lyzeum dient auch der Lehrerbildung am Gymnasium. An der Unterstufe des Gymnasiums beschäftigt sich Stefan bereits viel mit Mathematik, die zunehmend eine wichtige Hilfswissenschaft der Physik wird. Das Lernen in seiner slowenischen Muttersprache bereitet ihm allerdings die meiste Freude.106

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Josef Stefan studiert als Gymnasiast sich aneignend das anspruchsvolle Lehrbuch der Experimental-Physik für Gymnasien und Realschulen des Wiener Universitätslehrers August von Kunzek. Der Gelehrte Kunzek wird für Stefan ein wichtiger und anregender Physikprofessor an der Universität Wien.107

Stefan interessiert sich schon damals für die Experimentalphysik besonders. In einigen Fachbüchern wird diese bereits gut vermittelt und dargestellt. Josef Stefan wird ein leidenschaftlicher und erfolgreicher Experimentalphysiker am Physikalischen Institut der Universität Wien. Bereits an der Oberstufe des Gymnasiums hat Stefan das anspruchsvolle Experimentalphysikbuch von August Kunzek studierend und reflektierend in sich aufgenommen. Kunzek wird Lehrkanzel-Vorstand für Physik in den Jahren 1850 bis 1865. Kunzek betreut auch das Physikalische Kabinett an der Universität Wien. Er wird für den eifrigen Mathematik- und Physikstudenten Stefan, ein prägender Lehrer an der Universität Wien. Der Schüler Albert Obermayr schreibt in einer Broschüre knapp nach dem Ableben seines Lehrers Josef Stefan:

„Josef Stefan schreibt den größten Einfluss auf seine Fortbildung als Student dem Herrn Professor […] August Kunzek zu, und anerkannte auf das dankbarste die Anleitung zur strengen Auffassung der mathematischen Gesetze, der physikalischen Thatsachen und der gründlichen Forschung“.108

Die Experimentalphysik wird für den Lehrer und Forscher Stefan am ersten Physikalischen Institut von großer Bedeutung. Josef Stefan erhält zum Abschluss der 7. „Gymnasialclasse“ als ersten Preis das Physik-Lehrbuch von Wilhelm Eisenlohr, der von 1799-1872 lebt. Eisenlohr ist ein bedeutender Physik- und Mathematikprofessor am Polytechnischen Institut in Karlsruhe. Dies ist eine aufstrebende höhere technische Bildungskategorie im 19. Jahrhundert. In diesem Lehrbuch der Physik veröffentlicht Eisenlohr auch seine bedeutenden Forschungsergebnisse im Bereich der Optik.109

Die Polytechnischen Institute der Habsburgermonarchie befinden sich im Vormärz allerdings in einer organisatorischen Krise, da ein notwendiger Übergang zur wissenschaftlichen Fachbildung noch länger dauert. Die Fachschul-Bildung an der „Großherzoglichen Badischen Polytechnischen Schule zu Carlsruhe“ dient für das Kaisertum Österreich als Vorbild. In Karlsruhe gibt es bereits seit dem Jahre 1925 eine „Allgemeine mathematische“ Klasse zur fachlichen Vorbildung. Die Fachbildung erfolgt in einer „Bauschule“ für den Hochbau, einer „Ingenieurschule“ für den Tiefbau, einer „Maschinenbauschule“ und einer „Chemisch-technischen“ Schule. Eine enzyklopädische Bildung gibt es am Joanneum in Graz bis zum Jahre 1864 und am Polytechnischen Institut in Wien bis zum Jahre 1865.110 Das Erkenntnisinteresse in der Mathematik und in der Physik gehen bei Josef Stefan weit über jenen seiner Mitschüler am k. k Staatsgymnasium in Klagenfurt hinaus. Stefan gilt bald als ein talentierter und interessierter Mathematikschüler an dieser allgemeinbildenden höheren Lehranstalt. An der Oberstufe versucht Josef Stefan zunehmend mathematisch-physikalische Probleme zunehmend selbstständig zu lösen.111 Sein Schüler Albert Obermayr schreibt bereits im Jahre 1893 kurz nach dem Tod Stefans:

„Der Lehrkörper dieser Anstalt widmete Stefan nach der Maturitätsprüfung das vollständige Wörterbuch der Mythologie aller Völker von Vollmer mit der Clausel: Dem Abiturienten Josef Stefan als Andenken an seine Studien am k. k. Gymnasium zu Klagenfurt vom Lehrkörper. Johann Burger Director, Klagenfurt den 21. September 1853“.112

Die Bildungsreform der Gymnasien erfolgt durch das „Organisationsstatut“ 1849. Mit dieser Reorganisation der Gymnasien ist eine vollkommene Lehrplanänderung verbunden. Josef Stefan wird von seinen Eltern zum Slowenisch Unterricht am Gymnasium der Benediktiner eingeschrieben. Die Benediktiner wirken noch bis zum Jahre 1871 als Lehrkräfte an dieser höheren Bildungsanstalt. In den Klassenbüchern der VII. und VIII. Klasse wird bei Stefan als Nationalität „Slowene“ vermerkt. Die Eltern sind slowenischer Herkunft aus dem Rosen- und Jauntal. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert sind die Kärntner im Allgemeinen sprachlich und ethnisch noch ein „einerlei“ Volk. Der aufkommende Nationalismus verändert einiges, die beiden Volksteile Kärntens trennen sich zunehmend. In den Klassen des Klagenfurter Gymnasiums sind ein Drittel der Schüler mit slowenischer Nationalität registriert. Die slowenisch sprachigen Schüler müssen den slowenischen Unterricht verpflichtend besuchen. Auch für die schriftliche und mündliche Reifeprüfung gilt das muttersprachliche Prinzip. Den Schulkatalogen wird entnommen, dass Josef Stefan in jeder Hinsicht ein vorbildlicher Schüler am Gymnasium gewesen ist:113

„In allen Lehrgegenständen erhielt Stefan gute Noten, insbesondere in der slowenischen Sprache. In der VI. Klasse erhielt Stefan folgende Klassifikation: vorzügliche Gewandtheit in Rede und schriftlicher Ausdrucksweise. Noch schöner ist die Klassifikation zu Ende der VII. Klasse: geborener Slowene, besucht den Kurs der slowenischen Sprache im dritten Jahr, sehr genaue Kenntnisse in der Literatur, geschmackvolle schriftliche Formgebung, verbunden mit lobenswerten Verständnis des Illyrischen und des Altslowenischen“.114

Der bereits genannte Gelehrte Wilhelm Eisenlohr ist ein bedeutender Physiker an der fortschrittlichen „Großherzoglichen Badischen Polytechnischen Schule zu Carlsruhe“. Die Karlsruher Polytechnische Lehranstalt, gegründet im Jahre 1825, erhält bereits im Jahre 1836 eine technisch-wissenschaftliche Gliederung in Fachschulen. Im Jahre 1854 wird die „Eidgenössische Polytechnische Schule in Zürich“ gegründet, wobei Stefan einen Ruf an diese berühmte höhere technische Lehranstalt ausgeschlagen hat. Stefan hat bereits in jüngeren Jahren eine entsprechende Stellung an der Universität Wien erreicht. Aus Dankbarkeit will Stefan sein Vaterland nicht verlassen. Stefan spricht offenbar das „übernationale“ Staatengebilde Österreich der Habsburgermonarchie an. Der zunehmende Sprachnationalismus mit einer Trennung in Slowenisch und Deutsch hat bei Stefan vermutlich keinen Gefallen gefunden. Er hat als junger Wissenschaftler in Wien, zunehmend nicht mehr in Slowenisch veröffentlicht. Stefan will offenbar in den zunehmenden Sprachenstreit zwischen slawisch und deutsch nicht verwickelt werden. Bei der Eröffnung der Polytechnischen Schule in Zürich im Jahre 1855 erfolgt bereits eine Einführung eines wissenschaftlichen Fachschulsystems. Die enzyklopädisch naturwissenschaftlich-technische Bildung wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert zunehmend in eine Bautechnische, Maschinenbautechnische, Chemisch-technische und Elektrotechnische Fachbildung differenziert. Im heutigen Österreich der Habsburgermonarchie erfolgt eine Weiterentwicklung der technisch-wissenschaftlichen Fachschulen in Graz im Jahre 1864 und in Wien im Jahre 1865. Die Technischen Hochschulen gehen in der Habsburgermonarchie vorwiegend aus den „Polytechnischen Instituten“ hervor, dies erfolgt in Graz im Jahre 1864 und in Wien im Jahre 1872.115

Josef Stefan bekundet seit seiner frühen Jugend ein Interesse für den Lehrberuf an einer höheren Schule. Ein lang gehegter Gedanke nach der Reifeprüfung in den Benediktinerorden einzutreten verwirft Stefan schließlich bald. Nach einer reiflichen Überlegung beginnt Josef Stefan seine Philosophischen Studien an der Universität Wien. Er entscheidet sich natürlich für seine Begabungs- und Interessensgebiete Mathematik und Physik.116 Im Vormärz wird Mathematik und Physik aus den Lehrplänen der Gymnasien entfernt. Daher erwirbt Stefan viele höhere mathematische Kenntnisse, die das Gymnasium nicht bieten kann, außerschulisch aus anspruchsvollen Büchern. Die liberale Revolution 1848 hat zur Folge, dass die Mathematik und die Physik an den Gymnasien positiver gesehen werden und allmählich aufgewertet werden. Es stellt sich die Frage wie viel an mathematischen und naturwissenschaftlichen Kenntnissen soll das Gymnasium ermöglichen. Das Verhältnis von humanistischen und realistischen Lehrfächern entwickelt sich zu einer ideologischen Frage im auslaufenden 19. Jahrhundert. Aus dieser Frage heraus entwickelt sich 1908 das Realgymnasium, das zu einem erfolgreichen achtklassigen Gymnasialtyp wird. Mit dem Schulorganisationsgesetz 1962 nimmt das Realgymnasium die Realschule in sich auf. Die Realschule verschwindet in Österreich von der Bildfläche. An der Universität Wien blühen die Naturwissenschaften mit der Physik nach der Revolution 1848 auf. Durch die realistische Bildungsoffensive kommt es zur Gründung des ersten „Physikalischen Instituts“ im Jahre 1850. Das erste Physikalische Institut hat das Entstehen einer eigenen Wiener Physiker Schule zur Folge, die weit über Österreich hinausreicht.

1.3.4 Stefan mit einem ausgeprägtem musisch-literarischen Talent

Josef Stefan schreibt und dichtet als Gymnasiast anfänglich wenig in deutscher Sprache. Ein paar lyrische Verse von Stefan zeigen seine unbefangene Fröhlichkeit. Eine weitere Verszeile veranschaulicht die Ablehnung von kriegerischer Gewalt. Dieser Text als Student wird in seinen Tagebuchaufzeichnungen am 31. Oktober 1855 festgehalten:

„Und im Feistritzer Bachlan is das Wasser gar frisch, wann die Dirndlan dort baden, fang i drinn meine Fisch. […] Jeder Bua, jeder Bua wird nit Soldat und der schon gar nie der a schönes Diarndle hat“117

Die Beobachtung der Natur und die Freude zum Wandern kommen in diesem Gedicht zum Ausdruck. Stefan wandert in den Sommerferien auch mit den Eltern begeistert im Feistritzgraben und in den felsigen Karawanken.

Stefan ist ein fleißiger und guter Schüler am Gymnasium in Klagenfurt. Es bleibt noch einige Zeit für seine musischen und literarischen Begabungen. Im Schuljahr 1849/50 besucht Stefan die V. Klasse. Er veröffentlicht in dieser Zeit seine ersten Gedichte in seiner slowenischen Muttersprache. Der lyrisch talentierte junge Stefan publiziert seine Gedichte „Der Morgen“ und „Der Abend“ in der Klagenfurter Zeitschrift „Vedež“. Der angesehene slowenische Schriftsteller Anton Janežič übernimmt Gedichte von Stefan aus dem handschriftlichen Schülerblatt „Klagenfurter Slavija“118 in die Zeitschrift „Slovenska Bčela“. Diese Zeitschrift wird am Gymnasium auch als slowenisches Lesebuch verwendet. In dieser Zeit unterzeichnet Stefan den Nachnahmen folgerichtig in Slowenisch mit Štefan. Zwischendurch verwendet er auch das Pseudonym „Josip Alesev Spleteni“. Im Schülerkatalog des letzten Schuljahres 1852/53 in der achten Klasse ist der deutsche Namen Stefan eingetragen. Mit Josef Stefan werden auch seine meisten späteren Publikationen und wissenschaftlichen Abhandlungen unterzeichnet.119

Anton Janežič setzt am k. k. Staatsgymnasium Klagenfurt den Slowenisch Lehrplan um. Stefan lernt neben seiner slowenischen Muttersprache mit Begeisterung bereits an der Unterstufe auch slawische Sprachen, wie Kroatisch, Russisch und Tschechisch. Der sprachbegabte Stefan beginnt in gebundener und ungebundener Sprache zu schreiben. Er übersetzt Gedichte aus diesen slawischen Sprachen für die Zeitschrift „Slovenska Bčela“.120 Die meisten slowenischen Zeitschriften bringen Stefans Gedichte und er übersetzt deutsche Volkslieder ins slowenische. Stefan liest Mittschülern seine literarischen Werke vor. Er gründet mit anderen Schülern einen literarischen Zirkel am Gymnasium. Stefan dichtet auch in südbairischer, der deutschen Kärntner Mundart. Stefan gibt später das gesamte unveröffentlichte literarische Material dem Volksliederfürsten Thomas Koschat 1845-1914. Koschat stammt aus Viktring bei Klagenfurt und arbeitet und lebt in Wien.121 Der vielseitige Stefan widmet sich auch der Musik und dem Chorgesang. Stefan ist in der VIII. Klasse des Gymnasiums erster Sänger des Klagenfurter Sängerchors. Er wird als Student Mitglied und Chorleiter des „Slowenischen Gesangvereines“ in Wien122

Stefan lernt am Klagenfurter Gymnasium als Schüler Anton Janežič 1828-1869 als Lehrer und Mitbegründer des Hermagoras-Vereines kennen. Janežič stammt aus einer wohlhabenden Bauernfamilie im Rosental. Dieser besucht das Gymnasium und das Lyzeum von 1840 bis 1848 in Klagenfurt. Janežič erwirbt autodidaktisch durch Lesen guter Bücher seine hervorragenden Slowenisch Kenntnisse. Janežič erhält am Lyzeum keinen Slowenisch Unterricht. Das „Organisationsstatut“ 1849 bringt ein modernes 8-jähriges Gymnasium mit Unter- und Oberstufe hervor. Die semiuniversitäre Gymnasial-Lehrerbildung erfolgt vor der Revolution 1848 an den zweijährigen Philosophischen Kursen am Lyzeum. Das Organisationsstatut ermöglicht die Gymnasiallehrerbildung an den nunmehr gleichwertigen Philosophischen Fakultäten der Universitäten. Anton Janežič frequentiert das slowenische Lehramtsstudium an der Universität Wien. Er wird eine Lehrkraft für Slowenisch am Klagenfurter Gymnasium. Mit dem Erlass vom 22. Jänner 1851 wird am Gymnasium in Klagenfurt der Slowenisch Unterricht für Angehörige der Volksgruppe verpflichtend. Stefan ist ein eifriger Schüler des Slowenisch Lehrers Janežič. Dieser ist für den Lehrplan des Slowenisch Unterrichts am Klagenfurter Gymnasium verantwortlich.

„In den Klassenkatalogen der 7. und 8. Klasse ist `Slowene` für Josef Stefan eingetragen. Ihm wird ein ausgezeichnetes Geschick in der Rede und im schriftlichen Ausdruck bescheinigt. Mit Freude veröffentlichte Stefan als anerkannter Lyriker seine Gedichte, die naturwissenschaftlichen Abhandlungen, sowie Beträge über die slowenische Literatur in den Zeitschriften seines geschätzten Lehrers [Anton Janežič], besonders in den Zeitschriften `Slovenska Bčela` und `Slovenski glasnik`. Die literarischen Beiträge von Stefan zählen nach dem Urteil des slowenischen Literaturhistorikers Anton Slodnjak zu den reifsten jener Zeit“.123

Andreas Einspieler 1812-1888 wird in Suetschach im Rosental geboren. Er besucht das Gymnasium und das Lyzeum in Klagenfurt. Einspieler wird zum Priester geweiht und er unterrichtet als Katechet Religion am Klagenfurter Gymnasium der Benediktiner. Er absolviert das Lehramtsstudium an der Universität Wien. Andrej Einspieler kann damit Slowenisch an den Mittelschulen unterrichten. Einspieler tritt für einen brüderlichen Umgang der Kärntner deutscher und slowenischer „Zunge“ ein. Für Einspieler ist der herannahende Nationalitäten Streit in Kärnten zutiefst widerlich und er wird ein prominenter slowenischer Journalist. Einspieler wird in der Revolutionszeit 1848 ein Verfechter der Gleichberechtigung der slowenischen Sprache in der Schule, bei Gericht und in der Verwaltung.124

„Es ist wohl das größte Verdienst Andreas Einspielers, daß er als geborener Organisator, die vom Bischof Anton Martin Slomšek 1800-1862 [Slowenische Nationalbewegung und Volksbildung] geplante Gründung dieses Vereines [Hermagoras] in Zusammenarbeit mit Professor Anton Janežič zur Verwirklichung gebracht hat. Im Jahre 1852 konnte der Hermagorasverlag als einer der ältesten Verlage Österreichs mit der Herausgabe seiner ersten Bücher beginnen. […] Andreas Einspielers Lebenswerk ist für die kulturpolitische Entwicklung der Slowenen von ausschlaggebender Bedeutung; Andreas Einspieler war es, der mit Anton Janežič und Anton Martin Slomšek dem slowenischen Buch den Weg in alle Volksschichten geebnet hat“.125

Josef Stefan wird ein eifriger Mitarbeiter von Andreas Einspieler, welcher die Zeitschrift „Šolski prijatelj“ gründet. In dieser Zeitschrift bringt Stefan auch seine leicht verständlich dargestellten Beiträge über die Physik unter. Stefan verabschiedet sich im Jahre 1858 mit 23 Jahren selbstkritisch von der literarischen Tätigkeit in der Zeitschrift „Šolski prijatelj“ mit dem Gedicht „Avtokritika“. Am 10. Juni 1858 legt Stefan sein drittes und damit abschließendes Rigorosum ab. Stefan habilitiert sich im selben Jahr zum Privatdozenten in der mathematischen Physik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Stefan fragt sich nach Beendung seines Studiums mit der Habilitation, was ein Mathematiker und Physiker wohl in der Literatur zu suchen hat. Seit dem Jahre 1858 widmet sich Stefan nur mehr der physikalisch-wissenschaftlichen Forschung und der akademischen Lehre. Für Josef Stefan geht es in der Zukunft forschend und wissenschaftlich erfolgreich aufwärts.126

Ein eifriger Mitarbeiter der Zeitschrift „Slovenska Bčela“ des slowenischen Literaten Anton Janežič ist der Physiker Karl Robida 1804-1877. Robida ist ein slowenischer Priester und Professor am Klagenfurter Gymnasium, welcher aus Krain gebürtig ist. Aufgrund des „Organisationsstatut“ 1849 unterrichtet er an der Gymnasial-Oberstufe Mathematik und Physik. Karel Robida wird vom eifrigen Schüler Stefan „kritisch“ würdigend verehrt. Die Reform der höheren Bildung nach der bürgerlich-liberalen Revolution bringt die moderne Lang Form eines 8-klassigen Gymnasiums mit einer Unter- und Oberstufe. Seit dem Jahr 1807 muss das Benediktinerstift St. Paul vertraglich Lehrkräfte für das Klagenfurter Gymnasium zur Verfügung stellen. Robida ist ebenfalls an der Gründung des Hermagoras-Vereines beteiligt. Die liberale Revolution hat auch bei den Slowenen eine nationale Bewusstwerdung zur Folge. Die Gründung des Hermagoras-Verlages im Jahre 1851 in Klagenfurt bringt ein national-liberales Erwachen der Slowenen. Professor Robida liefert einige umfangreiche Beiträge zur Physik in den Jahresprogrammen des k. k. Staatsgymnasiums.127

Das Interesse Stefans beschränkt sich nicht nur auf die obligaten Unterrichtsgegenstände am Gymnasium. Die aufgeklärte liberale Revolution hat ein nationales Erwachen der Völker in der Habsburgermonarchie zur Folge. Stefan ist vom nationalen Aufstieg der Slowenen tief beeindruckt. Die nationale Aufklärung wird von den Kärntner Slowenen Mathias Meyer und Anton Janežič getragen. Die Begeisterung für die slowenische Muttersprache geht auch auf den jungen Josef Stefan über. Die nationale Begeisterung für das Slowenische hat zur Folge, dass Stefan mit einigen Mitstreitern am Gymnasium die studentische Druckschrift „Klagenfurter Slavija“ herausgibt.128 Die Klassenkataloge gibt es nach der aufgeklärten liberalen Revolution und diesen wird entnommen:

„Die VI. Klasse absolvierte Josef Stefan mit Vorzug. In der VI. und VII: Klasse war er Primus, desgleichen bei der Maturitätsprüfung. Zum Schluss der VII. Klasse erhielt Stefan als Geschenk die Physik des bedeutenden Gelehrten Wilhelm Eisenlohr, der an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe lehrt“.129

Der aus Slowenien stammende Student Ivan Šubic schreibt in seinen Aufzeichnungen über unbekannte Seiten des Forschers und Lehrers Josef Stefan. Die unbekannten Ereignisse im Privatleben sind auch der Anlass, dass der fröhliche und für jeden Spaß zugängliche junge Knabe zum ernsten und unzugänglichen Wissenschaftler und Forscher wird. Stefan interessiert sich kaum für öffentliche Angelegenheiten und unterlässt vor allen auch die slowenische Schriftstellerei. Die aktuelle Politik hat ihn nicht besonders interessiert und er beteiligt sich daran auch nicht. Die slowenischen Studenten befragt Stefan gern über die politische Situation zu Hause in Kärnten und Slowenien. Er lebt in Wien sehr einfach und von der gesellschaftlichen Welt zurückgezogen.130 Josef Stefan will sich nicht in die zunehmenden nationalen Sprachstreitigkeiten einmischen. Dem Gelehrten Stefan wird die „übernationale“ Habsburgermonarchie zu seinem Vaterland, wo er bereits in jüngeren Jahren aus einfachen Verhältnissen stammend, als Forscher und akademischer Lehrer wirken kann.

2 Stefan eine Bildungsbeteiligung aus benachteiligter und bildungsferner ländlicher Gesellschaftsschicht

Der Kärntner Student Josef Stefan der Fakultät für Philosophie, der Universität Wien wird durch die Professoren Franz Moth in der Mathematik und vor allem von August Kunzek in der Physik nachhaltig geprägt. Stefan lernt in den physikalischen und mathematischen Vorlesungen bei den Lehrenden Josef Petzval, Andreas Ettingshausen und Josef Grailich viel zu seinem Nutzen. Die große Bedeutung von Josef Petzval liegt in seinem umfangreichen Werk über die Mathematik. In dieser Monographie wird die „Integration der linearen Differentialgleichungen mit konstanten und veränderlichen Koeffizienten“131 eingehend beschrieben. Eine gründliche experimentelle Forschung der physikalischen Tatsachen wird für die mathematische Formulierung wird für Stefan zu einer Grundvoraussetzung. Er führt am „Physikalischen Institut“ der Universität Wien bereits als Student erfolgreich seine ersten Experimente durch. Josef Stefan beklagt die geringe Vermittlung mathematischer Kenntnisse und Fertigkeiten bei den Vorlesungen. In seinen Tagebuchaufzeichnungen des Jahresrückblicks 1857 klagt Stefan darüber. Der Kärntner Student erkennt, dass er seine mathematischen Erwartungen aus den Lehrveranstalten viel zu hoch angesetzt hat. Die wichtigen Lehrbücher der Professoren August Kunzek und Andreas Ettinshausen arbeitet er aneignend durch. Die enzyklopädischen Kenntnisse im Bereich der Mathematik und Physik haben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert noch einen entsprechenden Stellenwert. Die wissenschaftlichen Disziplinen der Universität entwickeln sich im 19. Jahrhundert vornehmlich aus der Philosophie.

Abbildung 8: Josef Stefan links mit Josef Loschmidt rechts dargestellt, sind Seelenfreunde und Freunde am Physikalischen Institut. Beide naturwissenschaftlichen Gelehrten stammen aus bescheidenen Lebensverhältnissen. Stefan und Loschmidt sind vor der Universitätslaufbahn wirkliche Reallehrer an Ober-Realschulen.132

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die fachliche Fragmentierung der wissenschaftlichen Disziplinen nimmt ständig bis in die Gegenwart zu.133 Der eifrige Universitäts-Hörer Josef Stefan besucht auch verwandte Fächer der Physik, nämlich in der Chemie, der Anatomie und der Physiologie. Stefan formuliert die allgemeinen Gleichungen der schwingenden Bewegungen bereits als Student selbstständig. Den Zusammenhang der elektromagnetischen, der elektrostatischen und der elektrodynamischen Erscheinungen interessieren den Lehramtsstudenten der Mathematik und Physik besonders. Die Elektrizität und ihre Anwendung wird Stefan sein ganzes Berufsleben wissenschaftlich forschend begleiten. Während der Studienzeit schließt sich Stefan im Wien Kärntner Landsleuten an. Die Landsleute gründen einen Verein, wobei durch Vorträge eine gegenseitige Weiterbildung erfolgen soll. Stefan schildert kritisch die mangelnde Vermittlung von Mathematikkenntnissen in seinen Tagebuchaufzeichnungen über das Jahr 1857:

„In der Mathematik bildeten Josef Petzvals Vorträge über Integration der linearen Differentialgleichungen das diese Rubrik ausfüllende. Bei dem Problem der Schwingungen kam ich auf eine neue Methode. Die initialen Bedingungen in das Integral der betreffenden Differentialgleichungen einzuführen, die schon im Sommer für die Publikation bestimmt, noch immer in den Händen Petzvals liegt, hätte ich schon damals den Muth gehabt vor die Akademie zu tretten, so hätte ich es schon gedruckt in den Händen, so hab ich nicht einmal das Manuscript. […] Die Vorträge Petzvals über analytische Mechanik seit Oktober bringen mir wenig Neues, mehr versprechen die Vorträge über Dioptrik“.134

Josef Stefan bieten die zum Teil anspruchsvollen Mathematik- und Physiklehrbücher eine wichtige Anregung. Er wird dadurch auf verschiedene Physikprobleme selbstständig aufmerksam. Stefan beklagt in seinen Tagebuchaufzeichnungen, dass er das Physikalische Institut nur bedingt für eigene physikalische Experimente benützen darf. Die späteren Professoren Jesenko und Šubic der Universität Laibach sind an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Studenten des Physikers Stefan. Den beiden ehemaligen Hörern von Stefan kann verdankt werden, dass Fragmente des Tagebuches von Josef Stefan in slowenischer und deutscher Sprache an der Universitätsbibliothek Laibach aufliegen. In diesen Eintragungen bemängelt der strebsame Physikstudent Stefan, dass am Physikalischen Institut zu wenige Physikversuche selbstständig durchgeführt werden können.135

„Im Jahre 1857 trat Stefan zum ersten Mal in der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften mit einem Vortrag über die Absorption von Gasen auf. Dieses Referat war entscheidend für das spätere Schicksal von Stefan. Unter den Hörern befand sich nämlich der berühmte Physiologe Karl Ludwig, damals Professor der Joseph Akademie. [Kaiser Joseph II. gründet im Jahre 1785 die medicinisch-chirurgische Lehr- und Forschungsanstalt] Er trat zu Stefan und machte sich mit ihm bekannt. Als sich dieser beklagte, dass er keine Gelegenheit habe, selbstständig Versuche durchführen zu können.136

Der bekannte Physiologe Cal Ludwig lädt den jungen Stefan ein, im physiologischen Labor der Joseph Akademie mitzuarbeiten. Ludwig schätzt den jungen Mann bald sehr. Beide schreiben bald eine gemeinsame Abhandlung „Über den Druck, den das fließende Wasser senkrecht zu seiner Stromrichtung ausübt“. Im Wintersemester 1857/58 kann Stefan bereits seine erste Vorlesung für „Pharmaceuten“ an der Universität Wien abhalten.137 Das Pharmaziestudium ist bis zum Ersten Weltkrieg an der Universität nur ein Kurzstudium mit einer Dauer von vier Semestern 138

2.1 Stefan ein eifriger und aufstiegsorientierter Student der Mathematik und Physik an der Universität Wien

Stefan immatrikuliert im Herbst 1853 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien das Lehramtsstudium für Mathematik und Physik. Durch die Universitätsreform wird die Philosophische Fakultät aufgewertet und den theologischen, medizinischen und juristischen Fakultäten gleichgestellt. Die Philosophische Fakultät hat vor allem das Lehramtsstudium für Mittelschulen durchzuführen. Stefan besucht Vorlesungen und Kollegien als Gruppenarbeiten bis zum Sommersemester 1858 an der Universität Wien. Der Lehramtsstudent der Mathematik und Physik besucht vier Semester das „Physikalische Institut“ der Philosophischen Fakultät in Erdberg im III. Stadtbezirk Landstraße in Wien. Der Familienmensch und bekannte Physiker Christian Doppler 1803-1853 wird im Jahre 1850 von Kaiser Franz Joseph I. zum Gründungsdirektor des neuen Physikalischen Instituts ernannt. Das im Jahre 1849 entstehende Physikalische Institut ist eine Folge der immer wichtiger werdenden Realbildung an den Mittelschulen nach der aufgeklärten Revolution. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wächst die Hauptstadt der Habsburgermonarchie Wien beträchtlich. Die Universität Wien nimmt in der Wissenschaft zunehmend einen Spitzenplatz ein und positioniert sich als Zentraluniversität der Habsburgermonarchie. Der Physiker Christian Doppler wird der erste Professor für die praktische Experimentalphysik. Die angewandte Grundlagenforschung wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert immer wichtiger. Stefan erweist sich bei der selbstständigen Ausführung der Versuche am Physikalischen Institut, als ein sehr geschickter Forscher. Durch einen krankheitsbedingten frühen Tod des schwächlichen Christian Dopplers im Jahre 1853 wird der Experimentalphysiker Andreas von Ettingshausen Direktor des „Physikalischen Instituts“ in Erdberg. Josef Stefan folgt mit 31 Jahren im Jahre 1866 Andreas Ettingshausen als Direktor. Stefan wird bereits drei Jahre vorher 1863 Direktor-Stellvertreter des kränkelnden Andreas Ettingshausen, wobei dieser aus Altergründen im Jahre 1866 in den Ruhestand tritt.

Andreas Ettinghausen wird bald auf den jungen Studenten aus Kärnten aufmerksam. Er verliert diesen emsigen und interessierten Josef Stefan nicht mehr aus den Augen.139 Die mathematischen Anwendungen in der analytischen Mechanik und in der Geometrie bereiten den jungen Stefan aufgrund der eher geringen Vorkenntnisse aus dem „humanistischen“ Gymnasium besondere Schwierigkeiten. Die Schwingungsgleichungen werden von Stefan allerdings mühelos gelöst. Die magnetischen Kräfte in der Elektrizität und die Beziehungsstruktur zwischen den elektrischen, elektromagnetischen und elektrodynamischen Erscheinungen werden in der Zukunft für den Physik-Gelehrten Stefan besonders bedeutungsvoll.140

2.1.1 Stefan und die ersten theoretisch tiefgreifenden physikalischen Abhandlungen in der physikalischen Naturwissenschaft

Josef Stefan hält im Oktober 1857 den Vortrag über die „Absorption der Gase“ in einer Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen „Classe“ der Akademie der Wissenschaften in Wien. Bei diesem Referat ist der bereits bedeutende Physiologe Carl Ludwig anwesend. Ludwig wird auf den eifrigen 22-jährigen Kärntner Studenten aufmerksam. Der bekannte Physiologe Carl Ludwig arbeitet an der k. k. Josephs-Akademie, einer medizinisch-chirurgischen Lehranstalt. Carl Ludwig ist zugleich auch ein wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Die Akademie wird zunehmend zu einer universalen Forschungsstätte ausgebaut.

„Carl Ludwig suchte Josef Stefan nach der Sitzung auf, erkundigte sich um die näheren Verhältnisse des jungen Mannes und machte ihm den Antrag, im physiologischen Laboratorium der Josephs-Akademie zu arbeiten, da Stefan über einen Mangel an Gelegenheit zu experimentellen Untersuchungen klagte“.141

Josef Stefan legt im Jahre 1857 die Lehramtsprüfung für Mathematik und Physik an Mittelschulen ab. Er kann dadurch im Wintersemester 1857/58 bereits zwei Vorlesungen an der Universität abhalten. An der Philosophischen Fakultät hält Stefan eine Lehrveranstaltung in mathematischer Physik und eine weitere in Hydromechanik ab. Josef Stefan schreibt sich im Wintersemester 1857/58 in das Astronomie-Studium ein. Er erwartet sich von der Astronomie leichter eine Anstellung an der Universität, als mit der reinen Physik. Die Lehrinhalte der astronomischen Disziplin kommen allerdings bei Stefan nicht besonders gut an. Er kehrt gänzlich überzeugt zur „reinen“ Physik zurück, die er am meisten schätzt.142

„Ein anderer neu in den Kreis meiner Studien eintretender Theil ist die Astronomie. Zu ihr wegen Broterwerb gewiesen, machte ich schon im Sommer den Anlauf, konnte aber erst im Oktober beginnen. Zug verspürte ich keinen, aber Noth bricht Eisen, und vielleicht zu alle dem doch noch umsonst“.143

Die schon erwähnte Studentenvereinigung „Mormonia“ ermöglicht Stefan von ähnlich interessierten Kollegen viele persönliche Anregungen für seine weiteren wissenschaftlichen Vorstellungen zu bekommen. Stefan schreibt Aufsätze über die junge aufstrebende Disziplin des elektrischen Stromes. Er beschäftigt sich mit der Elektrizität, der Lichtgeschwindigkeit und so mancher damit verbunden mathematische Problemstellung. Der Zusammenhang zwischen Licht und Wärme erfolgt durch Reibung der sich bewegenden Elektronen. Die Beschäftigung Stefans mit der Integral- und Differentialrechnung führt bei Schwingungen elastischer Stäbe zu einer neuen Berechnungsmethode. Der Mathematiker Professor Josef Petzval ist bei der Durchsicht seiner ersten Arbeit säumig. Diese wissenschaftliche Abhandlung über das Integral und den betreffenden Differentialgleichungen kann daher erst 1858 veröffentlicht werden.144

Die wissenschaftliche Arbeit über die „Allgemeinen Gleichungen für oszillatorische Bewegungen“ erscheint dafür bereits im Jahre 1857. In den Poggendorfer Annalen für Physik und Chemie wird diese Abhandlung als Stefans erste publizierte wissenschaftliche Arbeit eingehen.145 Die Annalen sind eine physikalische Fachzeitschrift, die seit 1799 bis heute unter verschiedenen Namen herausgegeben wird. Der deutsche Physiker Johann Christian Poggendorf gibt die Bände 77 bis 236 in der Zeit von 1824 bis 1876 heraus. In dieser wichtigen wissenschaftlichen Fachzeitschrift werden auch bahnbrechende Erkenntnisse veröffentlicht. Der deutsche Physiktheoretiker Max Planck 1858-1947 veröffentlicht in dieser Zeitschrift viele Erkenntnisse zur Quantentheorie. Der Physiktheoretiker Albert Einstein 1879-1955 veröffentlicht in diesen Annalen die Spezielle Relativitätstheorie 1905 und später auch die Allgemeine Relativitätstheorie. Die Allgemeine Relativitätstheorie trägt Einstein im Jahre 1915 der Preußischen Akademie der Wissenschaften vor. Durch die Erkenntnisse der Gelehrten Planck und Einstein wird das physikalische Weltbild immens verändert. Die modernde Physik im 20. Jahrhundert wird durch diese beiden Wissenschaftler entscheidend mitgeprägt.

2.1.2 Stefan und die slowenisch sprachigen musisch-literarischen Tätigkeiten als Student in Wien

Die slowenischen Publikationen des jungen Josef Stefan beinhalten auch populärwissenschaftliche philosophische und geschichtliche Themen. Stefan besucht Vorlesungen auch beim bekannten Slowenen Franz Miklosic. Dieser Wissenschaftler wirkt als ordentlicher Professor für Slawistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Die literarische Tätigkeit Stefans dauert von 1849 bis 1858, da die Literatur letzten Endes nicht sein Berufsziel wird. Im Jahre 1855 äußert sich Stefan in seinen fragmentarischen Tagebuchaufzeichnungen, dass für ihn die Wissenschaft das eigentliche Berufs- und Lebensziel ist. Stefan ist allerdings als Student in Wien noch einige Jahre in der Literatur und auch in slowenischer Sprache tätig.

„Er war bereits Ende 1858 als Privatdozent für mathematische Physik an der Universität tätig. Es gab sicher noch andere Gründe privater Natur, welche ihm dazu bewog. In dieser Zeit ändert sich der ganze Charakter, denn aus dem fröhlichen jungen Mann wurde ein ernster, wortkarger Gelehrter, welchem man ansah, dass er in sich einen tiefen Schmerz barg. Er lebte von da an nur mehr für die Physik und hatte keinen Umgang mit anderen Menschen, als mit seinen Mitarbeitern und Studenten. Die Natural-Wohnung welche er im Institut inne hatte verließ er zeitweise erst nach einigen Monaten. Dies verändert sich plötzlich, als er Ende 1891 eine Lebensgefährtin fand. Von da an war er wieder stets bei guter Laune, scherzte und unterhielt sich wieder mit der Umgebung“.146

Stefan habilitiert sich 1858 zum Privatdozenten für mathematische Physik an der Universität Wien. Dieser stellt schlagartig seine literarischen, populärwissenschaftlichen und slowenisch sprachigen Veröffentlichungen ein. Stefan strebt nun zielgerichtet die Tätigkeit eines forschenden Wissenschaftlers und akademischen Lehrers an der Universität an. Es soll noch einige Jahre dauern bis Stefan zum ordentlichen Universitätsprofessor 1863 berufen und zum Direktor des Physikalischen Instituts 1866 ernannt wird. Der plötzliche Tod mit 57 Jahren reißt diesen großartigen Menschen und Physiker aus seinem kurzen Eheglück. Das Lebensglück hat Stefan lange gesucht, wobei dieses nur ein gutes Jahr dauert.

Stefan veröffentlicht schöngeistige Literatur in slowenischen Zeitschriften, in gebundener Lyrik und freier Prosa. Stefans slowenische Gedichte zeigen seine innige Liebe zu seiner Kärntner Heimat auf. Die Liebe zu Kärnten kann aus den langen Ferienaufenthalten Stefans herausgelesen werden. Er schreibt in seinem Tagebuchfragment über dieses Thema:

„Zu Hause war es sehr schön, denn Kärnten ist mein Augapfel. Zwei Monate sind so rasch wie noch nie in Gesang und Liebe vergangen. Ich war zu Hause sehr fröhlich. Die Eltern hatten mit mir eine große Freude, da ich, wie sie sagten, so bescheiden, einfacher und guter Laune war. Ich kehrte mit schweren Herzen nach Wien zurück, wo ich in meiner Einsamkeit Gesang und Freude werde vergessen müssen“.147

Der Student Josef Stefan wird Chorleiter beim slowenischen Chorleiter in Wien. Dadurch versucht Stefan der Einsamkeit als Student in der Großstadt entfliehen. Stefan trifft gleichgesinnte Kollegen bei der Studentenvereinigung „Mormonia“. Der Kärntner besucht slowenische Vorlesungen beim Professor Franz Miklosic, der ein Slawist an der Universität Wien ist. Stefan setzt als Hörer an der Universität Wien die literarischen Tätigkeiten der Kärntner Gymnasialzeit fort. Er veröffentlicht in Prosa und in Lyrik bei slowenischen Literaturzeitschriften. Diese werden in der Literaturzeitschrift Vedež, Slovenska Bčela, Novice, Šloski prijatelj und in der Slovenski Glasnik publiziert.148

„War überhaupt allen lustigen Leuten hold gegenüber der früheren Kopfhängerei und fast selbst Überschätzung. […] Bin auch allen recht dankbar für jede frohe Stunde und für die Zuvorkommenheit, mit der sie gegen mir verfuhren“.149

Die lyrische Literatur Stefans hat national-patriotische, gesellschaftskritische, reflexive und satirische Themen zum Inhalt. Er setzt sich in seiner Lyrik kritisch mit der Gegenwart auseinander. In den Stimmungs- und Liebesgedichten entsteht ein tiefes Gefühl für die Natur, nach Berg und Tal. Die Sehnsucht nach einem persönlichen stillen Familienglück wird in seiner Literatur deutlich. Im Jahre 1854 mit 19 Jahren gibt es für Stefan einen dichterischen Höhepunkt. Josef Stefan bringt den lyrischen Zyklus „Gedichte aus Wien“ heraus. Dieser Gedichte-Zyklus beginnt mit verspielter Liebeslyrik, dann folgen Reflexionen über die nationale Entfremdung und die slawische Uneinigkeit. Diese Gedichte enden mit der Sehnsucht nach heimischer und bäuerlicher Idylle. Auch ein Wunsch nach einer menschlichen Nähe kann herausgelesen werden.150 Stefan wächst in der frühen Kindheit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert in ländlich-bäuerlicher Umgebung des Dorfes St. Peter östlich von Klagenfurt auf. Diese ländliche Idylle hat bei Stefan einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen. Die menschliche Nähe der Eltern in Klagenfurt, vermisst Stefan als Student der Naturwissenschaften und Mathematik zunehmend an der Universität Wien.

Die meisten Veröffentlichungen Stefans durch Artikeln sind zur dieser Zeit populärwissenschaftlich. Er beschäftigt sich mit Geschichte, Philosophie, Literatur und natürlich auch mit der Natur. Der Aufsatz über die Wälder aus dem Jahre 1854 zeigt bei Stefan bereits moderne ökologische Aspekte. In der Publikation „über die heimische Literatur“ im Jahre 1855, beschäftigt sich er in Erzählungen mit heimatlichen Themen. Dieses literarische Konzept wird später auch von anderen Autoren verfolgt. Stefan schlägt eine Neuauflage der Poesien, das Hauptwerk von France Prešeren 1800-1849 vor. Im Vorwort dieser Veröffentlichung soll Leben und Werk dieses slowenischen Nationaldichters vorgestellt und gewürdigt werden.151

Im Jahre 1857 verfasst Stefan einen Artikel über die „Land- und Forstwirtschaftliche“ Ausstellung in Wien. Dieser Beitrag wird als erste deutsche Arbeit von Stefan in der Klagenfurter Zeitung veröffentlicht. Die Erinnerungen an eine karge Kindheit werden bei dieser Ausstellung wachgerufen. Das besondere Interesse gilt dem Nahrungsmittel Bohnen und er beschreibt diese besonders genau, da diese Erinnerungen an seine Kindheit wachrufen.152 Stefan schreibt seinen letzten slowenischen Beitrag über naturwissenschaftlich-physikalische Untersuchungen „Naturoznanske poskušnje“ am Ende seines Studiums nach der Habilitation im Jahre 1859. Dieser Artikel lässt tief in die Naturphilosophie Josef Stefans blicken. Diese naturphilosophische Beschreibung bleibt ein Fragment, da Stefan in der Zukunft sic h von populärwissenschaftlichen Abhandlungen verabschiedet. Stefan wird nur mehr als physikalisch-wissenschaftlicher Gelehrter mit ernst zu nehmenden Publikationen mit der Öffentlichkeit in Kommunikation treten.153 Die literarische Tätigkeit endet unmittelbar nach seinem Studienabschluss schlagartig. Er widmet sich nur mehr seiner naturwissenschaftlichen Arbeit als forschender Physiker und lehrender Professor. Warum geschieht dies so plötzlich, wobei dies folgende Vermutungen zulässt:

„zum einen hatte er sich bereits für die wissenschaftliche Arbeit entschieden, zum anderen muss noch ein anderer, besonderer Grund ausschlaggebend gewesen sein. Möglicherweise war er durch den scharfen Ton seiner Kritiker verletzt worden und wollte sich nicht neuerlich Angriffen aussetzen“.154

Stefan vollendet bereits mit 23 Jahren sein mathematisch-naturwissenschaftliches Studium. Er habilitiert sich zum Privatdozenten mit Lehrbefugnis für die mathematische Physik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Die damaligen slowenischen Zeitschriften bringen seine Gedichte und populärwissenschaftlichen Abhandlungen. Die Slowenen ehren diesen berühmten Kärntner und Wiener Physiker. Zur Ehre Josef Stefans wird das neue physikalische Institut der Akademie der Wissenschaften in Laibach „Josef Stefan Institut“ benannt. Nach dem Abschluss seines Studiums zieht Stefan immer mehr die Physik an. Der Blick von Stefan für die Wirklichkeit wird bei ihm immer schärfer. Er kommt zur Überzeugung, dass auf dem Gebiet der Literatur nicht diese Erfolge erreichen wird können, wie dies in der aufstrebenden Physik möglich ist. Im Jahre 1859 entscheidet sich Stefan endgültig für die Physik als Berufs- und Lebensweg.155

2.1.3 Stefan mit habilitiertem Studienabschluss in der mathematischen Physik an der Universität Wien

Die Mittelschul-Lehrer werden nach der aufgeklärten bürgerlich-liberalen Revolution an der Philosophischen Fakultät ausgebildet. Die Lehrbefähigung für die wissenschaftlichen Pflichtgegenstände und wichtigeren Freifächer werden durch Staatsprüfungen nachgewiesen. Die Lehramtsprüfungs-Kommission wird „top down“ vom Ministerium für „Cultus und Unterricht“ eingesetzt. Diese Kommission wird an der Universität Wien bereits im Jahre 1850 installiert. Mit einer Leichtigkeit absolviert Stefan auch die Rigorosen und die Habilitation. Er erhält ein Leistungsstipendium von 120 Gulden.156 und kann dadurch die Kärntner Eltern finanziell etwas entlasten:

„[…] ich konnte dadurch die enormen Anstrengungen meiner guten, überguten Eltern in etwas verringern, ein Umstand für die innere Harmonie meines Seins von größter Bedeutung“.157

Für die nach der liberalen Revolution aufgewertete „Philosophische Fakultät“ ist die Einführung eines „wissenschaftlichen“ Doktoratsstudiums besonders bedeutungsvoll. Alle vier Fakultäten bewegen sich nunmehr auf gleicher Bildungshöhe. Die Reformvorschläge zu einer neuen Rigorosums Ordnung gibt es bereits im Revolutionsjahr 1848. Die alten Vorschriften aus der Zeit Joseph II. treten trotzdem vorerst wieder in Kraft.158

„So kam es, daß die nunmehr in einem wissenschaftlichen Fachgebiet ausgebildeten Studierenden dieser Fakultät weiterhin nach der Verordnung Joseph II. vom 3. November 1786 ´drey ordentliche Rigorosa´ ablegen mußten, die in der Art der `Maturitätsprüfung´ verblieben und bloß ein kompendienhaft eingelerntes allgemeines Wissen verlangten. Erst 1872 wurde ein entscheidender Schritt vorwärts getan, um diese Prüfungen `von den Forderungen einer allgemeinen, vielseitigen und encyclopädischen Bildung zu befreien, welche in den meisten Fällen von der Oberflächlichkeit unzertrennbar bleibt“.159

Die neue Rigorosum Ordnung verlangt eine „wissenschaftliche Abhandlung“ in Form einer „Dissertation“ und zwei strengen mündlichen Prüfungen. Eine Prüfung entspricht dem Thema der schriftlichen Arbeit und das zweite kann vom Kandidaten selbst gewählt werden. Stefan legt seine Rigorosen in den Jahren 1857 und 1858 ab. In dieser Zeit gilt noch die Verordnung mit drei Teilrigorosen. Eine schriftliche Abhandlung braucht vom Doktoranden noch nicht verfasst werden. Bei Stefan erfolgt das Fachrigorosum aus Mathematik und Physik. Dieses Rigorosum wird beim Mathematiker Franz Moth, beim Physiker August Kunzek und dem Astronomen Karl Littrow mit Auszeichnung abgelegt.160 Josef Stefan legt am 4. Februar 1858 das zweite vorgeschriebene Rigorosum aus Philosophie und am 10. Juni das dritte aus Allgemeiner und Österreichischer Geschichte ab. Die Promotion zum Doktor der Philosophie findet am 18. Juni 1858 an der Universität Wien statt.161

Die provisorische Habilitationsordnung aus dem Revolutionsjahr 1848 wird im Jahre 1888 mit einer endgültigen und neuen Struktur versehen. Das Habilitationsverfahren beinhaltet nunmehr definitiv „ eine Habilitationsschrift, ein Kolloquium und eine Probevorlesung.

„Die Probevorlesung bezieht sich auf die Theorie der Elasticität und die ersten Vorlesungen waren gewidmet: Der Einleitung in die mathematische Physik und der analytischen Hydromechanik. Eine Frucht seiner Beschäftigung mit der Elasticitätstheorie war eine Abhandlung: Über die Transversalschwingungen eines elastisches Stabes“.162

Josef Stefan kann seine wissenschaftliche Arbeit unter dem Titel „Über die Transversalschwingungen eines elastischen Stabes“ wegen Säumigkeit bei der Begutachtung seines Lehrers Petzval erst am 24. Juni 1858 veröffentlichen. Stefan wird durch die am 3. August 1858 beschlossene Habilitation zum „Privatdocenten“ für die mathematische Physik der Universität Wien.163 Diese wird am 18. September vom Ministerium des Cultus und Unterrichtes bestätigt.164

2.2 Stefan ein fachlich und pädagogisch-didaktisch kompetenter Reallehrer an der Ober-Realschule am Bauernmarkt

Unter Realschulen werden im Allgemeinen höhere Bürgerschulen verstanden. Es sollte noch über ein Jahrhundert dauern, dass die Realschule annähernd den Gymnasien gleichberechtigt wird. Durch das Schulorganisationsgesetz 1962 gehen die Realschulen in den Realgymnasien auf. Durch die „Politische Schulverfassung“ 1806 wird der Realunterricht ein Teil des niederen Schulwesens und damit des verpflichtenden Volksunterrichtes. Die zweijährigen unselbständigen „Realschulen“ entstehen aus den beiden letzten Jahrgängen der der Hauptschulen, als Pflichtunterricht.

Die selbstständigen Realschulen dürfen nur drei Klassen haben, wobei der größte Teil des Unterrichts allgemeinbildend sein soll. Diese Realschulen sollen dort geplant werden wo es Gymnasien gibt. Im Kaisertum Österreich 1804-1918 entsteht eine solche selbstständige Realschule nur in Wien. Die bereits im Jahre 1770 gegründete zweijährige „Real-Handlungs-Academie“ wird im Jahre 1809 zu dieser Realschule umgewandelt. Diese Reallehranstalt geht mit der Gründung des „Polytechnischen Instituts“ in diese, als Vorbereitungslehranstalt über. Der selbstständige dreijährige Realschultyp setzt sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert nicht durch.165 Der Primarbereich mit Trivial-, Haupt- Normal-Hauptschule und der Sekundarbereich mit dem Gymnasium und der selbstständigen Realschule ist am Vorabend der Revolution 1848 noch eindeutig formal getrennt.166

Die Idee der Realschule zeigt sich für die menschliche Gesellschaft als sehr fruchtbar. In größeren Städten gibt es das Bedürfnis, solche Lehranstalten zu errichten. In Wien werden Realschulen in Stadtbezirken berücksichtigt, in welchen das gewerbliche und industrielle Leben vorherrscht. In Wien hat die österreichische k. k. Regierung nach dem Organisationsstatut 1849 die Ober-Realschulen in den Stadtbezirken Neubau und Landstraße zuerst eröffnet. Die Stadtgemeinde eröffnet die selbstständige Unter-Realschule im Stadtbezirk Gumpendorf und schlussendlich wird eine Ober-Realschule im Stadtbezirk Wieden errichtet. Die große Entfernung von der Innenstadt zu diesen vorgenannten Schulstandorten macht eine solche reale Bildungsstätte im I. Stadtbezirk notwendig. Die gewerblich-technische Bildung wird mit der zunehmenden Technisierung und Industrialisierung immer wichtiger. Der Besuch dieser Lehranstalten vermehrt sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert zunehmend. Die Schülerströme können in den vorhandenen Räumlichkeiten kaum noch untergebracht werden, „hat das hohe k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht mit Erlaß vom 2. April 1858, Z. 1192, genehmigt, daß die auf dem Bauernmarkte des inneren Stadtbezirkes Wien bestandene Haupt- und Unter-Realschule durch die Eröffnung einer 3-klassigen Ober-Realschule erweitert wird. […] Die so noch mit der Hauptschule verbundene167 wurde zwar gleich im Beginne des heurigen Studienjahres nach der Art der selbstständigen Unter-Realschulen organisirt, blieb aber dennoch im Range der unselbständigen Unter-Realschule“.168

Es wird als wichtig erkannt, die Unter- und Oberstufe der Realschule einheitlich als Realschule zu organisieren. Das Ministerium für Kultus und Unterricht ordnet mit dem Erlaß vom 6. Februar 1859, Z. 1422 an, dass die Unter-Realschule am Bauernmarkt in Wien aus der Verbindung mit der Hauptschule gelöst wird. Die drei Ober-Realklassen werden zu einer vollständigen 6-klassigen Ober-Realschule vereinigt.

„Endlich erteilte das hohe k. k. Ministerium dieser selbständigen Ober-Realschule das Recht, staatsgiltige Zeugnisse auszustellen. Durch diesen Akt der weisen Vorsorge der hohen k. k. Regierung besitzt nun auch der innere Stadtbezirk Wien eine öffentliche Ober-Realschule. […] Am 30. September 1858 hat der Lehrkörper unter dem Vorsitze des k. k. Schulrates Herrn Dr. M. Becker, eine außerordentliche Konferenz abgehalten, die zum Gegenstande hatte, im allgemeinen die Organisazion der neu gestalteten Schule näher zu besprechen und über das einheitliche methodische Wirken des gesammten Lehrkörpers sich gegenseitig zu verständigen“.169

Im Schuljahr 1857/58 hat Josef Stefan seine erste bezahlte Anstellung als Lehrer der Physik an der neu gegründeten Ober-Realschule am Bauernmarkt in Wien. Stefan lehrt Physik wöchentlich vier Stunden in der vierten Klasse, wobei später auch Mathematik dazu kommt.170 Die Anstellung als wirklicher Reallehrer an der Realschule ermöglicht seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Es bleibt aber andererseits noch genügend freie Zeit für forschende Aktivitäten in der Physik. Stefan kann seine physikalischen Untersuchungen fortsetzen. In der Zeit als Reallehrer kann Stefan in kurzer Zeit mehrere wissenschaftliche Abhandlungen veröffentlichen. Im Studienjahr 1857/58 hält er auch drei Wochenstunden Vorlesungen in mathematischer Physik und eine in Hydromechanik an der Universität Wien.171 Praktische Lehrfächer wie Mechanik und andere technische und kommerzielle Gegenstände werden in späterer Folge von der Philosophischen Fakultät ausgeschieden. Dadurch wird die Entwicklung von Technischen Hochschulen aus den Polytechnischen Instituten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert beschleunigt. Es kommt vorerst zu keiner Entwicklung von technischen und wirtschaftlichen Fakultäten an den Universitäten. Die angewandten Wissenschaften sind für die Universitäten zu wenig „rein“. Die Realschulen verlieren im Jahre 1868 ihren theoretischen gewerblich-technischen Charakter. Diese werden in der Zukunft vornehmlich Zubringerschulen der Technischen Hochschulen. Die Unterstufe der Realschule sollte auch für den Übertritt ins beruflich-gewerbliche Leben vorbereiten. Die 3-jährige Oberstufe soll für ein technisches Studium vorbereiten. Die Realschule wird eine unvollständige 7-jährige allgemeinbildende Mittelschule, mit einer Unter- und Oberstufe. Die Realschulen haben einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt, die lateinlos bleibt, und moderne Sprachen vermehrt anbietet.172

„Indem die gewerblichen, Sonntags-, Zeichnungs- und ähnlichen Schulen den niedrigsten gewerblicher Schulbildung geben, die technischen Institute hingegen den höchsten, haben die zwischen beiden liegenden Mittelschulen die doppelte Aufgabe, einerseits einen mittleren der Bildung für gewisse Beschäftigungsarten zu erzeugen, die seiner bedürfen und bereits zahlreich vorhanden sind, andererseits die von den technischen Instituten zu gebende höchste Fachbildung in wissenschaftlicher Weise vorzubereiten. Jenes soll die Unter-, dies die Oberstufe leisten“.173

Bereits im Jahre 1860 wird Josef Stefan zum korrespondierenden Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gewählt. Diese Ernennung an der Akademie ist eine hohe Auszeichnung in jungen Jahren für Josef Stefan. Es ist die ein Zeichen der Anerkennung für seine bisherigen wissenschaftlichen Leistungen. An der Universität eine Anstellung zu erhalten, kann noch nicht gedacht werden. Stefan unterrichtet weiterhin an der Ober-Realschule am Bauernmarkt Realfächer und wird zum Stellvertreter des Schuldirektors Gustav Skřivan ernannt.174 Im Schuljahr 1861/62 lehrt er acht Wochenstunden Mathematik in einer vierten, je vier Wochenstunden Physik in einer fünften und einer sechsten Klassen. An der Universität Wien hält Stefan die Vorlesung „Theorie der Elastizität“.175

Über das Studienjahr 1858/59 wird an der öffentlichen Ober-Realschule auf dem Bauernmarkte in der inneren Stadt erstmals ein Jahresbericht herausgegeben. Diese Berichte sind zumindest mit einem größeren fachlich-wissenschaftlichen Artikel versehen. Der Physikprofessor Dr. Josef Stefan stellt seine erste wissenschaftliche Abhandlung „Über die Erscheinungen der Gasabsorption“ auf 22 DIN-A5 Seiten der Akademie vor. Stefan beschreibt anschaulich Erkenntnisse von Experimenten, die andere wissenschaftliche Forscher bereits durchgeführt haben. Mit experimenteller Unterstützung können aufwendige mathematische Gleichungen formuliert werden. Stefan ist nicht nur ein experimentierender Physiker, sondern auch ein höherer Mathematiker. Bei Stefan wirken das praktische Experiment und die theoretische Mathematik zusammen. Ludwig Boltzmann bezeichnet Stefan bei der berühmten Rede zur Denkmalenthüllung im Säulensaal der Universität Wien einen theoretischen Physiker. Das Experiment ist für Stefan nur ein Mittel zum Zweck, somit ein unterstützendes Hilfsmittel zur Formulierung in der mathematischen Physik.176

Josef Stefan ein Doktor der „Filosofie“, ein Dozent der höheren mathematischen „Fisik“ an der k. k. Universität Wien. Dieser unterrichtet vom Studienjahre 1857/58 bis 1862/63 an der Ober-Realschule am Bauernmarkt in der Innenstadt. Josef Stefan beginnt als wirklicher Reallehrer und wird zum Oberreallehrer ernannt. Im Studienjahre 1862/63 erfolgt die Ernennung Stefans zum Direktor-Stellvertreter an der Ober-Realschule. Die Lehrverpflichtung von Stefan wird in den einzelnen Studienjahren mit Klasse und Wochenstunden tabellarisch dargestellt:177

Im Revolutionsjahr 1848 will man die Realschulen dem zunehmend technischen und industriellen Zeitalter entsprechend umwandeln. Es soll ein neuer höherer gewerblicher Bildungstyp auf der Sekundaebene entstehen. Die Absolventen der 6-jährigen Realschulen mit einer Unter- und Oberstufe sollten befähigt werden, gewerblich-technische Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln. Die Absolventen sollen in die Lage versetzt werden, in das praktische Wirtschaftsleben übertreten zu können. Eine höhere Allgemeinbildung ermöglicht den Zugang zu den „Polytechnischen Instituten“, deren es acht in der Habsburgermonarchie gibt. Diese Grundüberlegung wird durch das „Organisationsstatut“ 1849 für Gymnasien und Realschulen festgehalten. Diese höhere bürgerliche Bildung hat gegenüber dem Gymnasium, nur drei Klassen an der Unterstufe und an der Oberstufe. Der Bildungsreformer der höheren Schulen Franz Exner hat versucht, die Realschule so nahe wie möglich an das Gymnasium heranzuführen. Auf der Sekundarstufe entsteht eine zweite Schulform mit geringerer Schuldauer und mit weniger Berechtigungen. Die Ablegung einer Abschlussprüfung ist vorerst noch nicht vorgesehen.178 Die Lehrfächerverteilung und die gesamten Wochenstundenzahlen aller sechs Realklassen beträgt im Studienjahr 1859/60:179

Religion 12, Deutsche Sprache und Literatur 26, Geschichte und Geografie 21, Mathematik 17, Fisik 12, Mechanik und Maschinenlehre 2, Naturgeschichte 10, Chemie 12, Arithmetik und Buchhaltung 11, Darstellende Geometrie und Geometrisches Zeichnen 20, Maschinenzeichnen 4, Baukunst und Bauzeichnen 4, Freihandzeichnen 28, Kalligrafie 6 mit insgesamt 207 Wochenstunden.180

Das Bildungsprinzip ist durch eine Allgemeinbildung von 72% und die Berufsbildung bzw. gewerblich-technische Bildung macht 28% des Lehrplanes aus. Bei der gewerblich-technischen Bildung überwiegt der Zeichenunterricht gegenüber dem Fachtheorieunterricht. Der obligate Lehrplan der Realschulen ist Theorie orientiert und beinhaltet keinen Werkstätten- und Laborunterricht. Mit dem Realschulgesetz 1868 wird der Theorie orientierte gewerblich-technische aus dem Lehrplan beseitigt. An den Realschulen unterrichten keine praxisnahen Ingenieure.

In den 1870er Jahren in der Hochblüte des fortschrittsgläubigen Liberalismus entstehen durch den Staatsbeamten und Juristen Armand Freiherr von Dumreicher in der Habsburgermonarchie die wichtigen Staatsgewerbeschulen. Diese gewerblich-technischen Mittelschulen beinhalten organisatorisch mehrere Bildungsebenen: die höhere Gewerbeschule, die Werkmeister Fachschulen, die Fortbildungsschulen und die immer wichtiger werdenden Spezialkurse. Die Staatsgewerbeschulen sind bis in das 20. Jahrhundert im Allgemeinen im Lehrplan fachlich noch sehr theoretisch. Auf Drängen der Industrie und des Gewerbes wird zunehmend ein Werkstätten- und Laborunterricht eingeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Schulorganisationsgesetz 1962 erreichen die damaligen „Gewerbeschulen“ aufgrund des Ischler Programmes 1946 im Werkstätten-Unterricht eine Blütezeit. Die gewerbliche und industrielle Wirtschaft verlangt von den Gewerbeschulen eine besondere betriebliche Praxisnähe.

In der Zukunft sollen nicht die antiken Sprachen, sondern die moderne Literatur liefert die Grundlage einer höheren Bildung. Es darf nicht vergessen werden, dass die Realschulen vor dem Jahre 1848 meist nur zwei Jahre dauerten. Dieser niedere Realunterricht erfolgt als Pflichtunterricht in den beiden letzten Jahrgängen der Hauptschule. Die Industrie drängt darauf, dass die Realschule vermehrt eine gewerblich-technische Bildung für den beruflichen Bereich vermittelt. Diesem Drängen der Wirtschaft gibt Unterrichtsminister Leo Graf Thun-Hohenstein nach. Thun-Hohenstein betraut eine Kommission damit einen Lehrplan für Realschulen auszuarbeiten. Diese Kommission reduziert die allgemeinbildenden Unterrichtsziele und es entsteht eine mit Realien überfrachtete Schulform ohne jegliche moderne Fremdsprache. Die industrielle und gewerbliche Produktionswirtschaft ist damit wiederum nicht zufrieden. Bereits damals gibt es von den Ländern und Gemeinden als Schulerhalter Überlegungen, die Realschulen in moderne Realgymnasien umzuwandeln. Die notwendige Reform der „Polytechnischen Schulen“ in Österreich macht auch eine Reorganisation der Realschulen notwendig. Das Realschulgesetz 1868 bringt die 7-klassige Realschule als „mittlere Schule“. Die modernisierte Realschule bekommt einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt und auch moderne Fremdsprachen werden obligat vorgesehen. Diese Schule nähert sich dem Gymnasium, wobei auch eine „Maturitätsprüfung“ eingeführt wird. Die Realschule ist eine lateinlose Sekundarschule bleibt im Großen und Ganzen noch lange eine zweitrangige Mittelschule. Die Realschulen befinden sich meist in weltlicher Hand und machen dadurch den Gymnasien im Schulbesuch, die meist in geistlichen Händen sind, eine immense Konkurrenz. Die Realschulen werden Zubringerschulen, allerdings nur für die Technischen Hochschulen.181

Josef Stefan wird am 26. Jänner 1863 zum ordentlichen österreichischen Professor für höhere Mathematik und Physik an die Universität Wien berufen. Das k. k. Staatsministerium unter der Leitung von Anton Schmerling mit Abteilung für Cultus und Unterricht zeichnet sich für die Ernennung von Josef Stefan zum Professor verantwortlich. Professor Josef Stefan wird auch mit der Mitwirkung bei der Leitung des „Physikalischen Institutes“ betraut.182 Stefan beendet mit dem Wintersemester 1862/63 als wirklicher Real-Oberlehrer und Direktor-Stellvertreter seine Lehr- und administrative Tätigkeit an der Ober-Realschule am Bauernmarkt im I. Wiener Stadtbezirk.

2.3 Stefan ein hervorragender pädagogisch-didaktisch Lehrender an der Universität

Im Laufe des 19. Jahrhundert kommt es zur Ausbildung eines deutschen und slowenischen, nach der Sprache orientierten Nationalbewusstseins. Es gibt Bestrebungen der Gründung eines einheitlichen deutschen Nationalstaates. Eine unüberbrückbare Kontroverse besteht zwischen Österreich und Preußen. Österreich wird aus dem Deutschen Bund hinausgedrängt und im Jahre 1871 kommt es zur Gründung des Deutschen Reiches. Die kleindeutsche Lösung, unter Ausschluss von Österreich, setzt sich somit durch. Es keimt auch der nationale Gedanke auf, die slowenischen Territorien verwaltungsmäßig zusammenzufassen. Im Rahmen der Habsburgermonarchie hätte das eine administrative Teilung des Landes Kärnten bedeutet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Josef Stefan bekleidete die Ehrenfunktionen eines Dekans der Philosophischen Fakultät und eines Rektors der Universität Wien. Die Universität in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert dargestellt.183

Das slowenische Pflichtschulwesen ist seit dem Konkordat 1855 wieder fest in kirchlicher Hand. Mit dem Reichsvolksschulgesetz 1869 wird die slowenische Unterrichtssprache in Kärnten neu geregelt. Es entsteht demnach die utraquistische Schule mit Elementarunterricht in Slowenisch, wobei schrittweise in die deutsche Sprache eingeführt wird. Es erfolgt allmählich der Unterricht nur mehr in Deutsch, wobei von einer Germanisierung gesprochen werden kann. Daneben gibt es einige rein slowenische Schulen, wie in St. Jakob im Rosental, St. Michael ob Bleiburg und in Zell-Pfarre. Die utraquistische Schule kann als „Germanisierungsinstrument“ betrachtet werden. Bei den Kärntner Slowenen kommt es Ende des 19. Jahrhundert zur Herausbildung nationaler, deutsch- und österreichfreundlicher Slowenen.184

Stefan fragt gern bei slowenischen Studenten aus Kärnten und Slowenien nach, wie die sprachpolitische Situation wohl zuhause ist. Stefan hält sich vollkommen aus der Tagespolitik heraus. Er will sich offenbar damit nicht mit der Nationalitäten-Problematik in der Habsburgermonarchie öffentlich auseinandersetzen. Die südslawische Frage wird vom muttersprachlichen Slowenen Josef Stefan nicht angesprochen. Der zunehmende Nationalismus hat den „übernationalen“ Vielvölkergedanken zerstört. Der Nationalismus führt letztendlich in die europäische Katastrophe des Ersten Weltkrieges.

„Im 16. Jahrhundert wurde vom Primus Trubar die Bibel ins Slowenische übersetzt, um die Reformation zu fördern; Ende des 18. Jahrhundert [Aufklärung] wurde die slowenische Sprache und Kultur bewusst zu neuem Leben erweckt. Mitte des 19. Jahrhundert [aufgeklärte liberale Revolution] setzten nationale Strömungen mit dem Ziel einer slowenischen Verwaltungseinheit [ehemalige Markgrafschaft Krain und Herzogtum Steiermark] ein, die um 1900 zu starken Gegensätzen führten. Am 28. Oktober 1918 erklärte der slowenische Nationalrat die Loslösung aus dem bisherigen Staatsverband [Habsburgermonarchie] und die Vereinigung mit den Kroaten und Serben und damit entsteht das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, ab 1931 wird daraus das Königreich Jugoslawien“.185

Ivan Šubic ein späterer Professor in Laibach schreibt in seinen aufgezeichneten Bemerkungen. Der akademische Lehrer Stefan betritt den Hörsaal, sieht sich ruhig und interessiert im Auditorium um, und beginnt zu reden. Stefan spricht langsam und die Aussprache erinnert gleich an einen in Kärnten geborenen Slowenen. Die Stimme ist von mittlerer Stärke und diese wirkt sympathisch. Josef Stefan spricht formal und inhaltlich vollkommen korrekt und druckfertig. Er macht bei der Vorlesung oft witzige Bemerkungen, welche kritisch wirken. Die Bemerkungen von Stefan erzielen bei Studenten eine große Wirkung. Stefan ist pädagogisch-didaktisch ein ausgezeichneter akademischer Lehrer. Er versteht es komplexe mathematisch-physikalische Probleme durch eine entsprechende Gliederung einfach zu vermitteln. Stefan besitzt die Gabe schwierige Lehrstoffe für die Studenten verständlich darzustellen.186

Josef Stefan begegnet bedeutenden Schülern und Mitarbeitern als Lehrer und Direktor des Physikalischen Instituts. Der deutschsprachige Josef Loschmidt kommt aus einfachen Verhältnissen in Böhmen. Loschmidt lernt als bereits wissenschaftlich arbeitender den Vorstand des „Physikalischen Instituts“ Josef Stefan kennen. Stefan selbst aus bescheidenen Verhältnissen stammend, ebnet Josef Loschmidt den Weg an die Universität Wien. Loschmidt konnte sich im Jahre 1866 an der Universität Wien zum Privatdozenten habilitieren.187 Loschmidt wird im Jahre 1867 korrespondierendes und im Jahre 1870 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien.188

„Josef Stefans Vorlesungen waren in jeder Hinsicht mustergültig und geradezu klassisch. Sein ruhiges und überlegtes, von einem edlen Selbstbewusstsein und Gutmütigkeit geprägtes auftreten gewann die Herzen der Hörer. Oft drückten sie ihre Begeisterung durch brausenden Applaus aus, nachdem er geendet hat. Für ihn selbst war die Vorlesung für gewöhnlich eine große Anstrengung, da wir bemerkten, dass er den Saal immer sehr müde und ganz durchgeschwitzt verließ“.189

Der große theoretische Physik-Gelehrte Ludwig Boltzmann verehrt Stefan ganz besonders. Stefan und Boltzmann stehen in einem besonders nahen Verhältnis zueinander und werden Seelenfreunde. Boltzmann arbeitet einige Jahre als Assistent bei Stefan und wird im Jahre 1868 in mathematischer Physik habilitiert. Im Jahre 1884 wird eine 4-seitige Publikation mit dem Thema „Ableitung des Stefan-Gesetzes“ aus der elektromagnetischen Lichttheorie, betreffend dem Zusammenhang von Wärmestrahlung und Temperatur. Im Jahre 1894 ergreift nach dem Tod seines verehrten Lehrers Stefan Ludwig Boltzmann die Gelegenheit nach Wien zurückzukehren. Boltzmann greift erfolgreich in den Streit über den „Atomismus“ ein. Boltzmann setzt sich mit dieser Theorie erfolgreich gegen den Chemiker Wilhelm Ostwald und dem Philosophen und Physiker Ernst Mach durch. Boltzmann hält nicht nur Vorlesungen in theoretischer Physik. Boltzmann folgt Mach auch über die Naturphilosophie nach.190 Friedrich Hasenöhrl besucht auch Vorlesungen bei Stefan und dieser widmet sich vornehmlich lehrend und forschend mit der theoretischen Physik. Boltzmann scheidet durch einen tragischen Freitod aus dem Leben. Hasenöhrl wird im Jahre 1907 Nachfolger von Boltzmann am Institut für theoretische Physik. Hasenöhrl versteht es pädagogisch-didaktisch begabte Studenten wie Hans Thirring und den späteren Nobelpreisträger Erwin Schrödinger mit seinen Ansätzen einer theoretischen Physik um sich zu versammeln.191 Stefan gilt als Initiator der physikalischen Schule in Wien. Ein entsprechender Verdienst Stefans des langjährigen Direktors des Physikalischen Instituts Stefans ist es, dass in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert die Habsburgermonarchie, neben England und Frankreich in der Wissenschaft einen würdigen Platz einnimmt. Der schottische mathematische Physiker James Clerk Maxwell schätzt die Leistungen der physikalischen Schule Stefans hoch ein.192

„Was Josef Stefan für die Wissenschaft bedeutet, wird nie vergessen werden, was er als Lehrer und Mensch war, konnte nur der verhältnismäßig kleine Kreis seiner Schüler erfahren, die ausnahmslos seiner mit freudiger Verehrung gedenken. Stefans Vorlesungen waren vielleicht die besten, die je gehalten worden sind. Schlicht und klar, mit den einfachsten Mitteln des Experiments und der Analysis wurde an die schwierigsten Probleme herangetragen. […] Vor allem lagerte ein Hauch tiefen, sittlichen Ernstes, der nicht zum geringsten Theil die große Verehrung zeitigte, welche die Jugend für Josef Stefan empfand“.193

Stefan ist ein hervorragender Lehrer, aber er vermeidet in seinen Lehrveranstaltungen aufwendige Experimente. Stefan überlässt es seinen Studenten den vorgezeichneten Weg entsprechend zu verfolgen. Er experimentiert mit vollendeter Meisterschaft und nützt die gegebenen Möglichkeiten des Instituts vollständig aus. Stefan versteht es komplizierte wissenschaftliche Themen in leicht verständlicher Art und Weise zu behandeln und zu präsentieren.

„Jede seiner Vorlesungen verdiente mit vollem Rechte eine Mustervorlesung genannt zu werden. […] Die zahlreichen Präcisionsapparate des Physikalischen Instituts stellt er seinen Studenten zum Studium und zu wissenschaftlichen Untersuchungen mit großer Liberalität zur Verfügung".194

Stefan hat die Möglichkeit bekommen die ganze universitäre Berufslaufbahn an der Universität Wien erfolgreich tätig zu sein. In den 1860er Jahren hat Stefan eine ehrenvolle Berufung an die berühmte „Eidgenössische Polytechnische Schule in Zürich“ dankend abgelehnt. Diese Polytechnische Schule wird bereits im Jahre 1854 mit einer wissenschaftlichen Fachschulstruktur gegründet.195 Zu dieser Zeit sind in der Habsburgermonarchie die Polytechnischen Schulen noch enzyklopädisch strukturiert. Stefan bleibt aus Liebe zu seinem Vaterland Österreich, der Habsburgermonarchie und damit der Kaiserstadt Wien sein Leben lang verbunden.

„Eine an ihn, in der sechziger Jahren ergangene Berufung an das Polytechnicum Zürich, lehnt er mit der Motivirung ab, dass sein Vaterland, das in jungen Jahren zu ausgezeichneter Stelle berufen habe, nicht verlassen wolle. Er verblieb, trotzdem er zu den bedeutendsten in Österreich geborenen und thätigen Gelehrten zählte, sein ganzes Leben an die sistemisirten Bezüge eines Universitätsprofessors gewiesen“.196

Ivan Šubic ein Hörer Josef Stefans im Jahre 1878, wobei dieser in den Aufzeichnungen 1902 über Professor Stefan schreibt. Stefan lehrt in einem Privathaus nahe einer ehemaligen Gewehrfabrik. Von Erdberg im III. Stadtbezirk übersiedelt das kleine Physikalische Institut. Das neue Physikinstitut befindet sich nunmehr in der Türkenstraße am Alsergrund im IX Stadtbezirk Wiens. Professor Josef Stefan genießt an der Universität Wien, unter ehemaligen Studenten bereits einen hervorragenden Ruf. Ivan Šubic ein Student aus Slowenien, der später als Universitätsprofessor in Laibach wirkt, notiert in seinen Aufzeichnungen über Stefan.

„Anscheinend verließ Stefan sein Physiklabor und seine Natural-Wohnung der Universität, die er neben dem Institut hatte, wochenlang nicht. Stefan sprach nie über seine privaten Verhältnisse. Er trat ungern bei öffentlichen Veranstaltungen auf, und wenn er es nicht vermeiden konnte, bat er die Vertreter der Parteien, seinen Namen nicht zu erwähnen. Wir luden ihn einmal dazu ein, sich am Prešeren-Abend zu beteiligen, die vom Wiener Schülerverein ´Slovenija´ veranstaltet wurde. Er empfing uns liebenswürdig, lehnte aber entschieden die Teilnahme an der Feierlichkeit ab. `Was wollen Sie denn`, sagte er, `Physiker tanzen ohnehin nicht`!“197

Die Liebe Stefans zu seiner engeren Heimat Kärnten hebt Stefan auch als Student in Wien in seinen fragmentarischen Tagebuchaufzeichnungen besonders hervor. Die Heimatliebe überträgt sich bei Josef Stefan auch auf sein grßeres Vaterland Österreich in der Habsburgermonarchie. Das Augenmerk Stefans gilt offenbar dem „übernationalen“ Vielvölkerstaat der österreichischen Habsburgermonarchie. Er zieht sich von nationalen Bestrebungen zurück und äußert sich nicht öffentlich zu sprachlichen und ethnischen Angelegenheiten.

In der Zeit des Humanismus in der beginnenden Neuzeit, stellt der protestantische Prediger und Kärntner Landeshistoriker Michael Gotthard Christalnick 1530/40–1595 folgendes fest:198

„es haben sich die windischen Khärndtner also gewaltiglich vereinigt, das aus ihnen beyden einerley volck ist worden“.199

Das „gemeinsame“ Volk der slowenisch- und deutschsprachigen Kärntner hört in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf zu existieren. Den neuzeitlichen Karantanen wird plötzlich klar, dass sie zwei verschiedene Sprachen sprechen. Die liberale Revolution 1848 hat in Kärnten zur Folge, dass der sprachorientierte Nationalismus sich zu entfalten beginnt. Es entwickelt sich die unangenehme Begleiterscheinung, dass eine zunehmende Trennung in deutsche und slowenische Kärntner gegeben ist.200 Stefan lebt praktisch nur mehr für die physikalische Wissenschaft, die er praktisch experimentell und theoretisch betreibt. Stefan publiziert seine 88 Abhandlungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, wobei dieser die vielen und vielfältigen wissenschaftlichen ehrenamtlichen Tätigkeiten, auch entsprechend dokumentiert.

3 Stefan-Schule und ein Erkenntnisgewinn durch eine Symbiose von experimenteller und mathematischer Physik

Josef Stefans Lebensweise ist äußerst einfach und zurückgezogen. Die ganze Zeit wird der wissenschaftlichen Arbeit und Pflichterfüllung gewidmet. Stefan ist ein Forschertyp, der durch seine physikalischen wissenschaftlichen Tätigkeiten seine ganze Befriedigung findet. Jede Ablenkung von der Arbeit, wie Repräsentationspflichten als Professor der Universität und Direktor des Physikalischen Instituts lehnt er ab. Die geselligen Vergnügungen und politische Veranstaltungen empfindet Stefan als eine Störung seiner zurückgezogenen Berufs- und Privatsphäre.“201

Gustav Jäger ein Schüler Stefans, wird nach Friedrich Hasenöhrl, der ein Meister der theoretischen Physik ist, Institutsvorstand. Dieses legendäre Physikinstitut wird vom symbiotischen Experimentell-mathematischen Physiker Stefan zukunftsweisend und nachhaltig geprägt. Der Wiener physikalischen Schule wird vor allem auch durch Josef Stefan ein Stempel aufgedrückt. Sein Schüler Jäger selbst, ist ein namhafter Vertreter dieser Physikschule. Dieser schreibt im Jahre 1908 in der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ über Stefan folgend:

„Stefan`s Forscherthätigkeit erstreckte sich über alle Theile der Physik. Alle seine Arbeiten tragen einen ganz specifischen Stempel. Sowohl in der experimentellen als auch theoretischen und mathematischen Untersuchungen ist Klarheit und Einfachheit das wesentliche Kennzeichen Stefan`scher Eigenart. Gerade in der Experimentalphysik ist wie vielleicht auf keinem anderen Forschungsgebiet Einfachheit das sichere Kennzeichen des Genies. Diesem Umstand ist es auch hauptsächlich zu verdanken, warum die Wiener Schule trotz der kläglichen Mittel so glänzende Namen wie Christian Doppler, Josef Loschmidt, Ludwig Boltzmann und allen voran Josef Stefan aufzuweisen hat“.202

Der Physiker Andreas Freiherr von Baumgartner wirkt als Präsident der Akademie der Akademie der Wissenschaften von 1849 bis 1865. Er würdigt die Leistungen Stefans für die physikalische Welt. Der Ignaz-Lieben-Preis wird im Jahre 1865 von der Akademie der Wissenschaften Wien zum ersten Mal verliehen. Baumgartner betont bei der Preisverleihung, dass jede in den vorangegangenen Jahren von Stefan vorgelegten Arbeiten es verdient hätten, nicht nur die Abhandlung der „Doppelbrechung des Lichtes“203. Der Ignaz-Lieben-Preis wird in veränderter Form noch heute für hervorragende wissenschaftliche Verdienste in den Fachbereichen Physik, Chemie und Molekularbiologie verliehen. Diesen Preis können herausragende Jungwissenschaftler aus Österreich, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Tschechien, Slowenien und Ungarn erhalten. Die Vielvölkeridee der Habsburgermonarchie kommt durch die verschiedenen Staaten zum Ausdruck.

3.1 Stefan eine frühe und fruchtbare Beziehung zur Akademie der Wissenschaften in Wien

Die Akademie der Wissenschaften wird zunehmend eine österreichische außeruniversitäre Forschungsinstitution. Die Universitäten sind mit ihren Lehrkanzeln seit Jahrhunderten vornehmlich Theorie orientiert. Die Akademien sollten etwas praxisorientierter sein, welche zunehmend auch forschen sollten.

„Platons Akademie war die erste Einrichtung dieser Art, geschaffen aus der Idee für die Arbeit gemeinsamen Forschens. Die Wissenschaft von Mensch und Welt, die Sinngebung des Lebens für den Einzelnen und der Gemeinschaft und die Erziehung zu dieser Bestimmung in der dem Menschen eigenen Gemeinschaft des Staates waren die Ziele“.204

Die Wiener Akademie ist für den gesamten Kaiserstaat Österreich gültig. Der zunehmende Liberalismus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert hat eine Veränderung des geistigen Klimas mit der Revolution 1848 zur Folge. Der Staatskanzler Metternich tritt in den 1840er Jahren überraschend für die Gründung einer kaiserlich königlichen Akademie ein.

Abbildung 10: Gebäude der Akademie der Wissenschaften in Wien wird 1857 bis heute bezogen. Eine außeruniversitäre österreichische Forschungsinstitution in der Postgasse, dem alten Universitätsviertel. Josef Stefan ein aktiver Funktionär dieser Gelehrtenstätte konnte als Vizepräsident der Akademie die vorgesehene Präsidentschaft, wegen seines plötzlichen Todes nicht mehr erleben.205

Der Antrag am 14. Mai 1847 des Staatskanzlers Metternich auf Genehmigung einer Akademie der Wissenschaften, wird von Kaiser Ferdinand I. genehmigt. Ein nicht unwichtiges Thema ist die Befreiung der Akademie bei ihren Veröffentlichungen von der Zensur. Die freiheitliche Bewegung ist noch nicht so stark, die Notwendigkeit zu erkennen, eine Stätte der freien Forschung zu schaffen.

„Der Fortschritt der freiheitlichen Bewegung und der Aufstieg der Wissenschaften in dem abgelaufenen Jahrzehnt [1836-1846] waren nicht zu übersehende Faktoren. Die Denkschrift für die Reform der Zensur, die die Unterschrift fast aller Männer trug, die damals im geistigen Leben Österreichs Rang und Namen hatten, mußte Metternich, mochte er auch ihre Form ablehnen […] hat ihn auch tatsächlich zur Erwägung dieser Frage und einer bestimmten Entscheidung darin veranlasst. […] Der Vorsprung der deutschen Universitäten in der Ausgestaltung wissenschaftlicher Forschung und Lehre, die bedeutenden Leistungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften […] machten sicher auch auf Metternich einen Eindruck“.206

Die Akademie der Wissenschaften wird in den Anfängen am Polytechnischen Institut in Wien untergebracht. Die ersten wissenschaftlichen Aktivitäten erfolgen in den Geistes- und Humanwissenschaften, den Rechtswissenschaften, der Meterologie, der Geologie, der Zoologie, der Botanik und der Medizin. Die Akademie entwickelt sich immer mehr zu einer wichtigen außeruniversitärer Forschungsstätte. An der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wird gegenwärtig vor allem im Bereich der Molekularbiologie, der Mikrobiologie, der Hochenergiephysik, der Bio- und Nanoforschung, der Quanteninformation und Quantenoptik geforscht.207 Bereits bei seinen ersten wissenschaftlichen Abhandlungen, kann bei Josef Stefan eine Symbiose von experimentellen Untersuchungen und mathematischen Formulierungen beobachtet werden. Stefan hat das große Glück bereits früh mit der Akademie der Wissenschaften in eine fruchtbare Beziehung treten zu können. Er veröffentlicht schon im Jahre 1857 mit 22 Jahren seine erste Arbeit in den Poggendorffer Analen für Physik.

„Am 10. Dezember desselben Jahres [1957] überreicht er der Akademie seine Abhandlung `über die Absorption der Gase`. In dieser Zeit trat in glänzendster Weise die Gabe Stefan`s hervor, das physikalische Experiment zum Ausgangspunkt mathematischer Behandlung zu machen, und dieser erste Schritt in die Kreise der k. k. Akademie hatte dem jungen Forscher auch sofort die ganze Zuneigung unseres ausgezeichneten Collegen des Physiologen Prof. Ludwig, heute in Leipzig, gewonnen, welcher von diesem Abende ihm ein treuer und einflussreicher Freund und Führer geblieben ist“.208

Das wirkliche Mitglied der „Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften“ in Wien Carl Ludwig 1816-1895 wird auf den fleißigen und begabten Physiker Stefan aufmerksam. Stefan beklagt die wenigen Möglichkeiten am Physikalischen Institut selbstständig experimentelle Untersuchungen durchzuführen zu können. Ludwig bietet Stefan das Physiologische Laboratorium der k. k Josephs-Akademie an, um an diesem zu arbeiten und entsprechende Versuche durchzuführen.209

„Im täglichen Umgange, schreibt Carl Ludwig, lernte er Josef Stefan kennen, lieben und hochzuschätzen. Zwischen den beiden Männern entspann sich ein inniges Freundschaftsverhältnis und sie fanden sich auch in der Arbeit, indem sie gemeinschaftlich eine Untersuchung `Ueber den Druck, den das fließende Wasser senkrecht zu seiner Stromrichtung ausübt´“ durchführen.210

Die moderne Physik entsteht an der Wende zum 20. Jahrhundert, wobei die Erkenntnisse der klassischen Physik dadurch nicht außer Kraft gesetzt werden. Die moderne Physik hat zusätzlich zur klassischen Physik neue Fragestellungen, die eine Beantwortung erwarten. Stefan ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert einer der letzten namhaften Vertreter der klassischen Physik. Die klassisch durch Naturbeobachtung gefundenen Naturgesetze werden durch neue Wahrscheinlichkeits- und Zufallsgesetzlichkeiten gedeutet.

„Mit dem Eintritt von Josef Stefan, […] in der zweiten Hälfte der 1860er Jahre beginnt eine neue Periode der Physik in der Akademie wie an der Universität.[…] Seine Arbeiten umfassen die Gebiete der Optik, der Akustik, der Elektrodynamik, der Wärmelehre und des Magnetismus“.211

Das 20. Jahrhundert wird zunehmend durch die moderne Physik, wie die Röntgenstrahlung, die Atomphysik, die Relativitätstheorie, die Quantentheorie und die Unschärferelation geprägt. Der Entdecker der Röntgenstrahlung heißt Wilhelm Conrad Röntgen und die Struktur der Atome wird durch Niels Bohr erfasst. Die Makrophysik der Relativitätstheorie erforscht Albert Einstein wissenschaftlich. Eine Mikrophysik der Quantentheorie wird durch Max Plank untersucht. Die Beobachtung der Unschärferelation geht auf Werner Heisenberg, der dies auf die Wellennatur der Materie zurückführt. Die moderne Physik bringt die klassische nicht zum Verschwinden, sondern ergänzt diese entsprechend.

Abbildung 11: Der bekannte Physiologe Carl Ludwig links beginnt sich für den jungen begabten und fleißigen physikalisch forschenden Josef Stefan zu interessieren. Er fördert diesen auch an der Akademie der Wissenschaften entsprechend. Ludwig stellt für Stefan an der Josephs Akademie das Laboratorium zu Verfügung, welche sich heute in der Währinger Straße im IX. Wiener Stadtbezirk am Alsergrund befindet. Der erfolgreiche Gelehrte Ernst von Brücke 212 Professor von 1849 bis 1890 an der Universität Wien unterstützt auch den jungen wissenschaftlich aufstrebenden Josef Stefan.213

Das Josephinum ist eine medizinisch-chirurgische Akademie in Wien, die von Kaiser Joseph II. im Jahre 1785 eröffnet wird. Es erfolgt eine Ausbildung von Ärzten und Wundärzten für die k. k. Armee. Im Jahre 1786 wird diese Akademie allen anderen Fakultäten, wie Medizin, Jurisprudenz, Theologie und Philosophie, gleichgestellt. Diese Akademie hat das Recht Doktoren und Magister der Medizin und der Wundarznei zu graduieren. Diese medizinische und chirurgische hohe Lehranstalt des Militärs wird im Jahre 1874 endgültig geschlossen.

Die Professoren und Physiologen der Universität Wien Carl Ludwig und Ernst Ritter von Brücke beginnen sich für die aufstrebende Begabung des jungen Stefan zu interessieren und förderten diesen entsprechend. Brücke und Ludwig sind entschiedene Befürworter der organischen Physik. Diese beiden Physiologen versuchen die Physiologie nach den Grundsätzen der „exakten“ Naturwissenschaften zu betreiben. Die Die Hochachtung anderer Gelehrter kommt dadurch zum Ausdruck, dass dieser 25-jährige Forscher bereits im Jahre 1860 zum korrespondierenden und im Jahre 1865 zum wirklichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften gewählt wird.214 Stefan hat nach der Wahl zum korrespondierenden und wirklichen Mitglied der Akademie keinen Lebenslauf und keine Publikationsliste hinterlassen, obwohl dies üblich war. Im 50. Bande der Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften wird die physikalische Abhandlung

„Ein Versuch über die Natur des unpolarisirten Lichtes und die Doppelbrechung des Quarzes in der Richtung seiner optischen Achse“ 215

von Josef Stefan veröffentlicht. Wegen dieser Forschungsleistung wird Stefan der „Ignaz-Lieben-Preis“ am 27. April 1865 erstmals Stefan verliehen. Dieser Preis wird mit 900 Gulden dotiert und kann österreichischen Physikern und Chemikern abwechselnd alle drei Jahre, aufgrund einer testamentarischen Stiftung, verliehen werden. Stefan wird aufgrund dieses Preises am 20. Juni 1865 zum wirklichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften berufen.216

„Josef Stefan ein experimentell und theoretisch vielseitiger Forscher, der 1879 seine Schrift über die Beziehung zwischen Wärmestrahlung und Temperatur veröffentlichte, deren Probleme er dann durch die Diskussion des Strahlenvorganges zwischen Erde und Weltraum und die Bestimmung der Sonnentemperatur auf Grund einer neuen Formel für die ausgestrahlte Wärmemenge weiterführte. Die Versuche im Zusammenhang mit der internationalen Weltausstellung in Wien 1883 dienen als Grundlage zur Messung der Wechselstrommaschinen“.217

Es gibt einen Vorsprung der deutschen Universitäten, indem diese zu Stätten der wissenschaftlichen Forschung und der Lehre ausgestaltet werden. Die bedeutenden Leistungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften in den letzten Jahrzehnten hinterlassen bei Staatskanzler Metternich einen tiefen Eindruck. Der Fortschritt der „freiheitlichen“ Bewegung am Vorabend der liberalen Revolution hat schließlich die Gründung der „Akademie der Wissenschaften in Wien“ im Jahre 1847 zur Folge.218

Die genauen Beobachter des Vizepräsidenten der Akademie der Wissenschaften Josef Stefan stellen in den letzten Jahren seines Lebens fest, dass dieser die Gewohnheit besitzt, die rechte Schulter etwas höher zu halten. Im vertrauten Kreise gesteht Josef Stefan, dass er als schwächlicher Knabe schwere Mehlsäcke seines Vaters im Mehlgeschäft tragen muss. Die Erinnerung an diese Begebenheit bleibt bei Stefan bis in die Zeiten größten wissenschaftlichen Rufes und höchster Auszeichnungen bestehen. Stefan hat wie kein anderer Physiker die Gabe, „das physikalische Experiment zum Ausgangspunkte mathematischer Behandlung zu machen, und dieser erste Schritt in die Akademie hatten dem Forscher auch sofort die ganze Zuneigung unseres [der Akademie der Wissenschaften] ausgezeichneten Collegen Ludwig gewonnen, welcher von diesem Tage an Stefan ein treuer und einflussreicher Freund und Führer geblieben ist“. 219

Stefan wird im Jahre 1883 Präsident der technisch-wissenschaftlichen Kommission. Es erfolgt eine wissenschaftliche Begleitung der Internationalen Elektrischen Ausstellung in Wien. Stefan führt während dieser Ausstellung vielfältige und zahlreiche Versuche durch. Diese Experimente haben schrittweise zu Ergebnissen von großer technischer Bedeutung geführt. Unter anderen entstehen die grundlegenden Erkenntnisse und Fertigkeiten zur Messung der Wechselstrom-Maschinen.220 Josef Stefan liefert viele Erkenntnisse zur Anwendung der immer wichtiger werdenden Elektrotechnik.

3.2 Physikalisches Institut und Erkenntnisgewinn durch eine Beobachtung der Natur

Aufgrund der Allerhöchsten Entschließung vom 17. Jänner 1850 werden mit Erlass vom 6. Mai 1850, Z. 2394 für das „Physikalische Institut“ der Universität Wien besondere Statuten mit 34 Paragraphen genehmigt.

„§ 1: […] Physikalische Institut hat den Zweck, den Lehramtskandidaten der Physik, Chemie und Physiologie Gelegenheit zu verschaffen, sich die zu einem erfolgreichen Lehren nötigen und gehörig begründeten physikalischen Kenntnisse und insbesondere die mechanische Geschicklichkeit im physikalischen Experimentieren anzueignen; zugleich soll ihnen die erforderliche Anleitung zu selbständigen Forschungen im Gebiet der Physik gegeben werden. Ueberdies ist der Leiter des Instituts durch den Reichtum von Hilfsmitteln, welche es dem experimentellen Forschen gewährt, in den Stande gesetzt, für die Förderung des Wissenschaften, besser als in den gewöhnlichen Verhältnissen eines Professors möglich ist, zu wirken“.221

Mit der Universitätsreform 1848/49 werden die „niederen“ Philosophischen Fakultäten aufgewertet. Diese haben nicht mehr die Aufgabe eine entsprechende vorbereitende Allgemeinbildung für die höheren Fakultäten zu liefern. Die Philosophischen Fakultäten werden den höheren Fakultätsstudien wie Medizin, Jurisprudenz und Theologie formal gleichgestellt. Die Physik ist bisher ein Teil des zweiten Philosophischen Jahrganges, zusätzlichen mit den Fächern der Moral, des Latein und der Religion. Der Bedarf an Lehrern der Physik an Gymnasien und vor allem den Realschulen wächst unaufhaltsam. Diese Lehrer schließen mit der staatlichen Lehramtsprüfung für Mittelschulen ab. Der Zugang zur niederen Philosophischen Fakultät ist vor der Revolution 1848 nach sechs Klassen Gymnasium bereits mit sechszehn Jahren möglich.222 Die Lehramtsprüfung für Gymnasien und Realschulen wird eingeführt, wobei vor allem die fachliche Qualität dieser Lehrkräfte verbessert wird. Der experimentelle Physikunterricht hat in der Habsburgermonarchie noch einen großen Nachholbedarf und daher soll:

„An der Wiener Universität ein Physikalisches Institut ins Leben gerufen werden, welches als integrierender Teil der Philosophischen Fakultät angehenden Lehramtskandidaten der Physik, der Chemie und Physiologie die Gelegenheit, sich die zu einem erfolgreichen Lehren nötigen gründlichen Kenntnisse, die mechanische Geschicklichkeit im Experimentieren und die gehörige Anleitung zu selbstständigen Forschungen zu verschaffen, darbietet. […] Dem Leiter des Instituts durch den Reichtum der Hilfsmittel, welche es dem experimentellen Forscher gewährt, in den Stand setzt, für die Förderung der Physik als Wissenschaft besser, als in den gewöhnlichen Verhältnissen eines Professors möglich ist, zu wirken. Zur Erreichung dieses doppelten Zweckes erscheint es unerlässlich, dass dieses Institut einen Vorstand oder Direktor erhalte, dessen wissenschaftliche Qualifikation und bisherige Leistungen für die Realisierung der genannten Zwecke bürgen. Der betreffende Vorstand auch die nötige wissenschaftliche Unterstützung und materielle Hilfeleistung zu Teil werde“.223

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12: Das erste räumlich immer zu enge Physikalische Institut entsteht in Erdberg im III. Stadtbezirk Landstraße. Dieses Institut befindet sich in der Zeit von 1851 bis 1875 in Erberg, wobei die Entfernung zur Universität ein Problem wird.224

Kaiser Franz Joseph I. genehmigt am 17. Jänner 1950 den Antrag des „Ministeriums für Cultus und Unterricht“ der Installierung eines „Physikalischen Instituts“ an der Universität Wien, unter dem liberal-katholischen Minister Leo Graf Thun-Hohenstein. Dieses Institut entsteht im Zuge der Universitätsreform unter Franz Exner und Hermann Bonitz im Jahre 1849. Der Unterrichtsminister Thun-Hohenstein verweilt bis ins Jahr 1861 in dieser Funktion. Das Unterrichtsministerium wird ab 1861 bis zum Jahre 1867 aufgelöst.225 Zum ersten Direktor des „Physikalischen Instituts“ wird der erfahrene ordentliche Professor für Experimentalphysik Christian Andreas Doppler bestellt. Doppler wird im Jahre 1840 außerordentliches Mitglied der Königlich Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Die Gesellschaft der Wissenschaften ist eine der Akademie der Wissenschaften ähnliche Institution, welche sich in Wien schon lange im Planungsstadium befindet, aber erst nach fast 150 Jahren tatsächlich entsteht.

„Die bisherigen Bestrebungen von Wilhelm Leibnitz um die Akademie in Wien haben nur in Eingaben und Denkschriften ihren Ausdruck gefunden, so setzten mit seiner Ankunft in Wien im Dezember 1712 rege persönliche Beziehungen ein, die ein vollständiges Projekt zeitigten und es beinahe zur Wirklichkeit gebracht hätten“. […] Es wurde in der Entschließung der Kaiserin [Maria Theresia] vom 25. Jänner 1774 [1773 Auflösung des Jesuitenordens] niedergelegt und enthielt als Abschluss `eine in der Hauptstadt Wien zu errichten beschlossene Akademie der Wissenschaften´,226 nach dem Vorbild der Berliner Akademie“

Zu Beginn der 1840er Jahren entsteht auch Dopplers berühmtes Werk „Über das farbige Licht der Doppelsterne“. Diese Abhandlung erscheint im Jahre 1842 bei der Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaft, wodurch Doppler berühmt wird. Im Jahre 1848 wird Doppler auch wirkliches Mitglied an der 1847 gegründeten Akademie der Wissenschaften in Wien. Der „Doppler-Effekt“ wird von anderen Wissenschaftlern auf dem optischen und anderen Gebieten der Physik bewiesen. Doppler ist Professor der praktischen Geometrie am Polytechnischen Institut Wien. Doppler genießt einen hervorragenden wissenschaftlichen Ruf in der Physik, aber auch in der Astronomie.227 Mit der Position als erster Direktor des neuen Physikalischen Instituts erreicht Doppler den Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Karriere. Doppler kränkelt bereits seit seinem Amtsantritt als Vorstand des „Physikalischen Instituts“. Es handelt sich um ein tödliches Lungenleiden und Doppler stirbt bereits früh mit 49 Jahren.228 Aus Platzmangel übersiedelt das Physikalische Institut im Jahre 1851 von der Alten Universität nach Erdberg im III. Stadtbezirk von Wien229

Andreas von Ettingshausen wird Mitbegründer und von 1847-1850 Generalsekretär der Akademie der Wissenschaften in Wien. Ettingshausen übernimmt im Jahre 1853 das Physikalische Institut und er leitet dieses bis zum Jahre 1866. Unter seiner Direktion wird die Sammlung der physikalischen Apparate zum Experimentieren beträchtlich erweitert. Der Unterricht am Institut dauert für die „Zöglinge“ der Physik im Allgemeinen drei Semester. Am Institut werden selbstständig Experimente von Studenten durchgeführt, wobei die mechanische Geschicklichkeit der mehrheitlichen Lehramtsstudenten geübt wird. Andreas Ettingshausen tritt am 21. Oktober 1861 an das wieder errichtete Unterrichtsministerium heran, außer Studenten auch sogenannte „Mitglieder“ zu wissenschaftlichen Arbeiten am Physikalischen Institut zuzulassen, wobei dies genehmigt wird.230

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 13: Diathermometer zur Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit von Gasen 1872 von Josef Stefan, links. Originalapparate des Experimental-Physikers Stefan in der Zeit von 1870 bis 1880 verwendet, rechts.231

Im Jahre 1863 wird Andreas Ettingshausen aus gesundheitlichen Gründen, auf eigenem Wunsch, Stefan als geschäftsführenden Vizedirektor zur Seite gestellt. Stefan wird am 26. Jänner 1863 mit 28 Jahren zum ordentlichen Professor der höheren Mathematik und Physik berufen. Beide Professoren treten dafür ein, das Physikalische Institut wegen der großen Entfernung Erdbergs zur Universität, näher zu dieser zu verlegen. Das Physikalische Institut wird im Jahre 1875 in die Türkengasse 3 im 9. Bezirk verlegt, wobei diese physikalischen Räumlichkeiten bis zum Jahre 1913 eingenommen werden. Stefan wirkt vom Jahre 1874 bis 1893 erfolgreich und nachhaltig forschend und lehrend am Alsergrund im IX Wiener Stadtbezirk. Er wird ab dem Jahre 1866 ein langjähriger Direktor des Physikalischen Institutes der Universität Wien. Stefan bleibt bis zu seinem überraschenden Tode im Jänner 1893 in dieser Funktion. Zwei große Physiker der Habsburgermonarchie Josef Stefan und Ludwig Boltzmann haben in den räumlichen Schwierigkeiten des „Physikalischen Instituts“ in Erdberg ihre physikalische Grundausbildung erhalten. Die beiden Physikgelehrten haben bereits in Erdberg wesentliche wissenschaftliche Arbeiten durchgeführt und entsprechende Abhandlungen veröffentlicht. Der englische theoretische Physiker James Clerk Maxwell zeigt sich erstaunt über den fortschrittlichen Unterricht in Experimentalphysik am Physikalischen Institut. Die Experimentalphysik wird ergänzend zur mathematischen Physik durchgeführt, wobei dieser in England als vorbildlicher wissenschaftlich Forschender Physiker gilt.232

Josef Stefan führt das Physikalische Institut seit dem 01. Oktober 1866 bis zu seinem Tod im Jänner 1893 sehr erfolgreich. Dieser Gelehrte blüht durch seine leitende und forschende Tätigkeit am Physikalischen Institut förmlich auf. Der aus Kärnten stammende Wissenschaftler hat durch ein Zusammenwirken von experimenteller und mathematischer Physik, die Wiener und damit auch die österreichische physikalische Bildungs- und Forschungslandschaft nachhaltig geprägt. Die wissenschaftliche Forschung erfolgt bei Stefan im Kontext von „praktischer“ und „theoretischer“ Physik. Der überraschende Tod Josef Stefans bewirkt, dass die Lehrkanzel der mathematischen Physik durch seinen Schüler Ludwig Boltzmann besetzt wird. Auf Wunsch und Anregung des physikalischen Theorie Spezialisten Ludwig Boltzmann findet eine Trennung der praktischen und theoretischen Physik statt. Die Neubesetzung des „Stefan Physik Institutes“ im Jahre 1894 hat zur Folge, dass Boltzmann von der Abhaltung praktischer Physikübungen befreit wird. Die selbsttätige und demonstrative Experimentalphysik wird von der reinen mathematischen, die zukünftig als theoretische Physik bezeichnet wird, getrennt. Der vornehmlich praktische Physikunterricht wird an Professor Franz Serafin Exner Junior 1849-1926 abgetreten. Dieser wird im Jahre 1891 Ordinarius und Nachfolger des „Chemisch-Physikalischen Instituts“, da deren Leiter Josef Loschmidt gestorben ist. Josef Loschmidt wird ein Freund der „intellektuellen“ Familie Exner.

„Lernt später [Josef Loschmidt] den Professor der Philosophie an der Prager Universität Franz Exner [Senior 1802-1853] kennen, der an einem Augenübel leidend, den jungen Loschmidt als Vorleser beschäftigte und ihm das Studium der Philosophie ermöglichte“.233

Im Jahre 1902 kommt es zu einer entscheidenden Weiterentwicklung und Umorganisation der immer wichtiger werdenden Physik und damit ihrer Organisationsformen an der Universität Wien. Der gleichnamige Vater Franz Serafin Exner Senior hat von 1848-1851 durch seine Arbeit über das höhere „öffentliche Unterrichtswesen“, die österreichische Bildungspolitik und das Schulsystem einer dualen Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen bis heute durch das 8-klassige Gymnasium beeinflusst. Exner nähert sich dadurch den deutschen Studienverhältnissen, die neuhumanistisch geprägt sind. Franz Exner Senior ist bereits seit dem Jahre 1844 Ratgeber der Studienkommission in Wien und er wird mit der Reform des höheren Unterrichts- und Hochschulwesens beauftragt. Josef Loschmidt hat sich nach dem frühen Tod der Eltern, um die Exner Kinder gekümmert, so auch um seinen späteren Nachfolger am „Chemisch-Physikalischen“ Institut. Lochschmidt aus einfachen Verhältnissen kommend hat das Glück, dass er immer auf Wohlmeinende Menschen stößt, die für sein berufliches und wissenschaftliches Fortkommen förderlich sind.

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Abbildung 14: Der Experimentalphysiker Franz Serafin Exner Junior1849-1926, Leiter des II. Physikalischen Institut links der Universität Wien. Rechts der früh verstorbenen gleichnamigen Vater, dem universitären Philosophie Lehrenden Franz Serafin Exner Senior 1802-1853. Dieser ist ein Reformer der Mittelschulen und Universitäten von 1848-1851 unter dem liberal-katholischen Leo Graf Thun-Hohenstein.234

Der damalige Unterrichtsminister Graf Leo Thun-Hohenstein war ein Schüler und Anhänger der Reformgedanken von Exner in Bezug auf den Universitätsbetrieb mit der Lehr- und Lernfreiheit und einer Einheit von Forschung und Lehre. Das Prinzip der Einheit von Forschung und Lehre wird durch das „Physikalische Institut“ in der Person von Josef Stefan besonders gut verkörpert. Stefan ist ein aktiver, vielseitiger und fruchtbarer Forscher am Institut. Stefan bringt seine laufend neuen Forschungsergebnisse in seine beeindruckende Lehre, unterstützt durch Versuche, ein. Exner Junior wird als vielseiger Physiker im Jahre 1891 als Nachfolger von Josef Lochschmidt zum Leiter des Chemisch-physikalischen Instituts an der Universität Wien ernannt.235 „Loschmidt war geboren 1821 als Sohn armer Bauersleute bei Karlsbad in Böhmen“.236 Der spätere Nobelpreisträger der Physik Erwin Schrödinger wird ab dem Jahre 1911 bei Professor Exner am II. Physikinstitut „Hilfsassistent“. Schrödinger habilitiert sich im Jahre 1914 mit der Studie „Kinetik der Dielektrika, den Schmelzpunkt, Pyro- und Piezoelektrizität“.

Ludwig Boltzmann widmet sich gänzlich der theoretischen Physik. Die Direktorenstelle am Institut für theoretische Physik wird nicht mehr besetzt. Die ehemalige Natural-Wohnung am Institut ist anderswertig verwendet worden. Ludwig Boltzmann ist ein „reiner“ mathematisch-physikalischer Theoretiker, wobei dieser experimentelle Demonstrationen grundsätzlich nicht für sehr fruchtbar hält. Die Reorganisation der Physikinstitute im Jahre 1902 hat auch eine Neustrukturierung des „Stefan-Institutes“, dem Physikalischen Institut zur Folge. Diese physikalische Organisationseinheit nennt sich bei Boltzmann „Institut für theoretische Physik“, das bis in die Gegenwart bedeutend bleibt.

„In der gesamten von uns betrachtete Reihe der großen Naturforscher war er [Boltzmann] damit der Erste, dem es so sehr wenig auf der Erde gefallen mochte. Körperliche Leiden und zeitweiliger Missmut können dies nicht allein bewirkt haben. […] Jedenfalls war Boltzmann der letzte hervorragende Forscher in Deutschland, der im Kreise großer Versammlungen von Physikern noch erschien […]“.237

Es werden zwei Physikinstitute neu organisiert, wobei deren langjährige Institutsvorstände Viktor von Lang und Franz Serafin Exner sind. Es erfolgt ein Neubau für die drei Physikalischen Institute, der im Jahre 1913 vollständig fertig wird. Das neue Physik-Gebäude enthält die Lehrkanzel für theoretische Physik und die beiden Lehrkanzeln für Experimentalphysik.238 Die Errichtung einer gemeinsamen Bibliothek aller Physikinstitute erfolgt im Jahre 1920. Neben dem Institut für theoretische Physik gibt es noch drei physikalische Institute.239

Wilhelm Josef Grailich 1829-1859 studiert am Polytechnischen Institut und an der Universität Wien Physik und höhere Mathematik. Grailich habilitiert sich am Physikalischen Institut. Der Tod des jungen und talentierten Physikers, der Assistent von Andreas von Ettingshausen am Physikalischen Institut ist, war ursprünglich als Nachfolger von Ettingshausen vorgesehen. Dieses „Glück“ hat zur Folge, dass Stefan am Physikalischen Institut eine Stelle bekommt. Stefan veröffentlicht im Jahre 1864 die Abhandlung „Natur des unpolarisirten Lichtes und die Doppelbrechung des Quarzes“. Diese neue physikalische Erkenntnis hat für Josef Stefan die erstmalige Zuerkennung des österreichischen „Ignaz-Lieben-Preis“240 am 27. April 1865 zur Folge. 241

„Als Josef Stefan in den 1860er Jahren eine ehrenvolle Berufung an das Polytechnikum Zürich erhielt, lehnte er diese aus Liebe zu seinem Vaterland ab. So wirkte er über dreißig Jahre zum Wohle der physikalischen Forschung an der Universität Wien. Es ist sein Verdienst und das seiner Schule, das Österreich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts neben den großen Leistungen englischer und französischer Physiker in würdiger Weise vertreten war“.242

Nach dem Tode des jungen und talentierten Physikers Josef Grailich, der auf der Gedenktafel der Fakultät für Philosophie an der Universität Wien festgehalten ist, erkrankt auch Andreas von Ettingshausen ernsthaft. Ettingshausen kann das Physikalische Institut aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr führen und nimmt vorzeitig Abschied, von dieser beruflichen Funktion. Die Pensionierung von Ettingshausen bewirkt, dass Stefan am 1. Oktober 1866 zum Direktor des Physikalischen Instituts bestellt wird. Das Physikalische Institut wird in die Hand eines physikalischen Wissenschaftlers gegeben, der damals einflussreichen gesellschaftlichen Kreisen weitgehend unbekannt ist. Für die Bestellung von Josef Stefan ist wohl seine Wertschätzung in wissenschaftlichen Kreisen verantwortlich. Diese Anerkennung Stefans wird wohl durch die Wahl zum wirklichen Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1865 eindrucksvoll bestätigt. Dieses Physikalische Institut soll der physikalischen Wissenschaft im „Kaisertum Österreich“ ein international anerkanntes Niveau ermöglichen.

„Schon nach vierjährigem Studium begann die fast ununterbrochene Folge seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die allmählich alle Teile der Physik betrafen. Diese Vielseitigkeit und die tiefgreifende Gründlichkeit, mit der er alles anfasste, machten Stefan auch sehr erfolgreich in der naturwissenschaftlichen Ausbildung der Mittelschul-Lehrkräfte der damaligen Zeit. […] Seine Vorlesungen waren von seltener Klarheit und Vollendung. Von seinen experimentellen Arbeiten sind die schwierigen Untersuchungen über die Wärmeleitfähigkeit der Gase besonders hervorzuheben“.243

Die wissenschaftliche Forschung in der Habsburgermonarchie soll durch dieses Institut befördert werden. Die physikalische Forschung soll nicht nur durch Frankreich und England geprägt werden. Einen großen Teil der Forschungsarbeit an diesem Institut wird von Stefan selbst übernommen. Stefan verfolgt in seiner physikalischen Forschung eine Symbiose von Experiment und Theorie. Die Experimentalphysik spielt für Stefan eine entscheidende Rolle. Die experimentellen Naturerkenntnisse werden durch mathematische Gleichungen allgemein formuliert. Physikalische Thesen und auch mathematische Formulierungen sollen durch Experimente verifiziert oder falsifiziert werden.244 Die insgesamt 88 Abhandlungen der Physik Stefans, können systematisch in vier Bereiche zusammengefasst werden.

„Bewegung flüssiger Körper; Optik und Akustik; Dynamische Gastheorie, Diffusion, Wärmelehre; Magnetismus und Elektrizität“.245

Nach dem großen Forscher Josef Stefan überblickt kaum ein Physiker noch so seine wissenschaftliche Disziplin wie dieser vielseitige physikalische Gelehrte. Stefans Forschungsarbeiten befruchten einen großen Bereich der Physik. Beim fünfzigjährigen Bestehen der Chemisch-physikalischen Gesellschaft 1869-1919 hält Felix Ehrenfried die Festrede: Dieser meint es gibt kaum noch einen Wissenschaftler, der dieses experimentelle Geschick und Interesse besitzt physikalische Versuche durchzuführen. Stefan versteht es auch die Theorie vor allem in der Elektrizität in den Anwendungen der Elektrotechnik entsprechend umzusetzen.246

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Abbildung 15: Das Physikalische Institut übersiedelt von Erdberg auf den Alsergrund im IX Stadtbezirk. Dieses Institut befindet sich von 1875 bis 1913 in der Türkenstraße 3. Stefan bewohnt da auch eine Natural-Wohnung der Universität. An dem neuen Physikinstitut wirken Josef Stefan, Josef Loschmidt, Ludwig Boltzmann, Friedrich Hasenöhrl, Erwin Schrödinger u. a.247

Das erste Jahr befindet sich das Physikalische Institut im alten und beengten Universitätsviertel. In der Zeit von 1851-1875 wird das Physikalische Institut nach Erdberg im III Stadtbezirk Landstraße verlegt. Die Physikinstitute übersiedeln in der Zeit von 1975 bis 1913 in die Türkengasse 3 am Alsergrund im IX. Wiener Stadtbezirk. Im Jahre 1913 werden die physikalischen Institute in die Boltzmann-Gasse verlegt, wo diese sich noch heute befinden.248

In der Türkengasse am Alsergrund IX. Bezirk in der Nähe des Hauptgebäudes der Universität Wien wird im Jahre 2000 eine Gedenktafel angebracht. Diese Tafel bringt man zum 50-jährigen Bestehen der „Österreichischen Physikalischen Gesellschaft“ an. Die „Chemisch-physikalische Gesellschaft“ gibt es seit 1869 und ist heute noch wirksam. Der mathematische Physikers Josef Stefan, der Atomforscher Josef Loschmidt und der Mathematiker Joseph Petzval haben diese Gesellschaft mitbegründet. Diese Gesellschaft vertritt nach den Satzungen beide Disziplinen, die Physik und die Chemie in der Öffentlichkeit. Die Österreichische Physikalische Gesellschaft wird bei einer österreichischen Physiker-Tagung am 13. Dezember 1950 in Graz gegründet und diese dient zur

„Förderung und Verbreitung der physikalischen Wissenschaft in Forschung und Unterricht, um die österreichischen Physiker näher zu bringen und deren Gesamtheit nach außen zu vertreten“.249

Der Gedenktafel kann entnommen werden, dass im Haus Türkengasse 3 sich in der Zeit von 1875 bis 1913 die Physikalischen Institute der Universität Wien befinden. Unter anderen wirkt in diesen Räumlichkeiten Josef Loschmidt der Molekularforscher, Josef Stefan der Begründer des Strahlungsgesetzes und theoretische Wegbereiter der Elektrotechnik, Friedrich Hasenöhrl ein Lehrmeister der theoretischen Physiker, die die Beziehung von Masse und Energie herstellt und Erwin Schrödinger der spätere Nobelpreisträger mit dessen mathematische Formulierung der Wellenmechanik.

„Sowohl Stefan als nach ihm auch Boltzmann gerieten in `heftige` Auseinandersetzungen mit dem österreichischen Physiker und Philosophen Ernst Mach und seinen Anhängern [Wiener Kreis], die sich diesen Vorstellungen und Deutungen des Atoms widersetzen“.250

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Abbildung 16: Ernst Mach Bildmitte 1838–1916 ist ein physikalischer und philosophischer Gegenspieler von Josef Stefan rechts und später auch von Ludwig Boltzmann links.251

Der Wissenschaftstheoretiker Ernst Mach kann im Grenzebereich von Physik, Philosophie und Psychologie angesiedelt werden. Für Mach setzen sich jene Wahrheiten durch, die am stärksten ökonomischen und empirischen Überlegungen entsprechen. Das Fundament der Naturerkenntnisse sind die Erfahrungen, welche entweder direkt durch Sinneseindrücke oder indirekt durch Messinstrumente vermittelt werden. Die Grundlagen des Weltverständnisses sind für Mach das Zusammenwirken der Physik, der Sinnespsychologie und die Philosophie. Mach hat das „Doppler-Prinzip“ durch das Experiment nachgewiesen. Die philosophische Grundhaltung ist positivistisch bestimmt, sein Denken ist empirisch bestimmt. Die naturwissenschaftlichen Ergebnisse sollten messbar sein, wobei der Quantentheoretiker Max Planck ein vehementer Kritiker von Ernst Mach ist.252

3.3 Stefan-Schule prägt nachhaltig die österreichische und europäische Physik

Josef Stefan widmet sich sein ganzes Leben unermüdlich und nachahmungswürdig aufopfernd der physikalischen Wissenschaften. Stefan ist für seinen berühmten Schüler Ludwig Boltzmann ein hoch verdienter Lehrer der jüngeren Studentengeneration. Stefan wirkt oft ehrenamtlich in der Kaiserstadt Wien in diversen Institutionen wissenschaftlich mit. Er arbeitet aktiv als Funktionär in der Akademie der Wissenschaften, in gewerblich-technischen Vereinen und in wissenschaftlichen Kommissionen unermüdlich mit. Stefan wird am Höhepunkt seiner Schaffenskraft mit 57 Jahren durch einen plötzlichen Tod dem Leben entrissen. Stefan hat das große Glück, dass er 30 Jahre forschend und leitend am Physikalischen Institut fruchtbar tätig sein kann. Er wird zu einem prägenden Physiker in der Geschichte des experimentell-mathematischen Physikalischen Instituts und dem reinen theoretischen Nachfolgeinstitut. Die vielfältigen und bleibenden wissenschaftlichen Leistungen werden in den Herzen seiner Schüler und bei der Nachwelt erhalten bleiben. Diese Aussagen macht bei der Festrede sein Schüler und Freund Ludwig Boltzmann bei der Enthüllung des Stefan-Denkmals für Stefan in der Säulenhalle der Universität Wien.253

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Abbildung 17: Die Direktoren des „Physikalischen Instituts“ von links Christian Doppler 1850-1852, 2 Jahre; Andreas Freiherr von Ettingshausen 1852 - 1863/66; 11/14 Jahre; Josef Stefan 1863/66–1893, 30/27 Jahre; Ludwig Boltzmann 1894–1902, 8 Jahre.254

Viele wissenschaftliche Persönlichkeiten der theoretischen Physik wirken nachhaltig im Rahmen der „Wiener physikalischen Schule“. In der angeführten Tabelle werden wichtige Vertreter der Physik an der Universität Wien angeführt.

3.3.1 Stefan wird durch die Entdeckung des Strahlungsgesetzes ein wichtiger Forscher im Bereich der Wärmelehre

Josef Stefan legt am 20. März 1879 eine 38-seitige Abhandlung „über die Beziehung zwischen Wärmestrahlung und Temperatur“ vor. Stefan ist ein wirkliches Mitglied dieser Gelehrtengesellschaft der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Er entdeckt und formuliert ein bahnbrechendes physikalisches Grundgesetz der Wärmestrahlung. Mit diesem Naturgesetz kann auch die Temperatur an der Sonnenoberfläche bestimmt werden. Stefan liefert zahlreiche Abhandlungen auf verschiedenen Gebieten der Physik.

„Unter dieser mannigfaltigen Reihe von wichtigen Arbeiten bietet uns Stefan im Jahre 1879 eine Schrift über die Beziehung zwischen Wärmestrahlung und Temperatur, discutirt den Strahlungsvorgang zwischen Erde und Weltraum und die Temperatur der Sonne auf Grund einer neuen Formel für die ausgestrahlte Wärmemenge“.255

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 18: Beim sogenannten „Stefan-Boltzmann“ Strahlungsgesetz beträgt die Abhandlung von Josef Stefan aus dem Jahre 1879 insgesamt 38 Seiten. Die ergänzenden mathematischen Formulierungen von Ludwig Boltzmann aus dem Jahre 1884 betragen vier Seiten und dieser bestätigt mit der Lichttheorie das Stefan Strahlungsgesetz.256

Ein strahlender Körper emittiert von seiner Oberfläche direkt proportional in der 4. Potenz zu seiner absoluten Temperatur. In einer mathematischen Formeln dargestellt: P = C·A·T4

P… Die Strahlungsleistung beträgt Energie pro Zeit

C… Die „Naturkonstante“ experimentell entdeckt und bestimmt, ist von extrem kleiner Größe.

A… Die Oberfläche des strahlenden Körpers.

T… Die Absolute Temperatur in Kelvin beträgt Temperatur in Celsius plus 273,…

Ludwig Boltzmann veröffentlicht im Jahre 1884 eine 4-seitige Abhandlung über die Ableitung des Stefan-Gesetzes. Die Abhängigkeit der Wärmestrahlung von der Temperatur wird von der elektromagnetischen Lichttheorie heraus entwickelt. Der theoretische Physiker Boltzmann hat die Experimente über das Strahlungsgesetz Stefans durch allgemeine mathematische Formulierungen erweitert. Josef Stefan ist ein führender Physik-Gelehrter auf dem Gebiet der Elektrizität mit Anwendung auf dem Gebiet der Elektrotechnik in Österreich. In den Anfängen der Elektrotechnik hat die Grundlagenforschung der Physiker eine große Bedeutung. Stefan interessieren nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Die praktische Anwendung physikalischer Erkenntnisse in der Elektrotechnik ist für Stefan wichtig. Die Elektrizität ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert für die praktische Anwendung noch ein physikalisches Wunder. Josef Stefan ist ein Mitbegründer des Elektrotechnischen Vereines. Er wird zum ersten Präsidenten des Elektrotechnischen Vereines gewählt. Der Wissenschaftler Stefan gründet eine elektrotechnische Fachzeitschrift. In dieser Zeitschrift können wissenschaftliche Experten und praktische Elektrotechniker zu Wort kommen. Das Organisieren von Fachvorträgen des Vereins ist für Stefan ein großes Anliegen.257

3.3.2 Stefan mit zahlreichen und vielfältigen physikalisch-mathematischen Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften

Josef Stefan wird ein positivistisch denkender physikalisch-experimentierender und mathematisch- formulierender Forscher an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Beim Physiker Stefan findet durchwegs eine Verbindung des praktischen Experimentierens und des theoretischen mathematischen Formulierens der Abhandlungen statt. Der Theorie orientierte Nachfolger und Schüler Josef Stefans Ludwig Boltzmann macht das erste Physikalische Institut zu einen reinem Institut der Theoretischen Physik. Stefans wichtigsten wissenschaftliche Publikationen werden als Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vorgetragen:

Bemerkungen zur Absorption der Gase, 1957. Über den Druck, den das fließende Wasser senkrecht zu seiner Stromrichtung ausübt, 1858. Über die Transversalschwingungen eines elastischen Stabes, 1858. Dulong-Petitsche Gesetz, 1859. Über ein neues Gesetz der lebendigen Kräfte in bewegten Flüssigkeiten 1859. Über die Bewegung flüssiger Körper, 1863. Bemerkungen zur Theorie der Gase, 1863. Über die Fortpflanzung der Wärme, 1863. Über die Dispersion des Lichtes durch Drehung der Polarisationsebene im Quarz, Theorie der doppelten Brechung des Lichtes, 1864. Versuche über die als Tabolt Linien benannten Interferenzerscheinungen im prismatischen- und Beugungszentrum, 1864. Über Interferenz des Lichtes bei großen Gangunterschieden, 1864. Über Farbenzerstreuung durch Drehung der Polarisationsebene in Zuckerlösungen, 1865. Über eine Erscheinung am Newtonschen Farbenglase, 1865. Einfluss der inneren Reibung in der Luft auf die Schallbewegung, 1866. Über eine neue Methode, die Länge der Lichtwellen zu messen, 1866. über Nebenringe an Newtons Farbenglase, 1868. Grundformeln der Elektrotechnik, 1869. Über die Erregung longitudinaler Schwingungen der Luft durch transversale, 1870. Über den Einfluss der Wärme auf die Brechung des Lichtes in festen Körpern, 1871. Über einen akustischen Versuch, 1871.Über das Gleichgewicht und die Bewegung, insbesondere die Diffusion von Gasen, 1871. Über die Gesetzte der elektrodynamischen Induktion, 1871. Anwendung des Chronoskops zur Bestimmung der Schallgeschwindigkeit im Kautschuk, 1872. Über die Eigenschaft von Schwingungen eines Systems von Punkten, 1872. Über die Schichtungen in schwingenden Flüssigkeiten, 1872. Dynamische Theorie der Diffusion von Gasen,1872. Wärmeleitungsvermögen, 1872. Versuche über Verdampfung, 1873. Scheinbare Adhäsion, 1874. Über die Theorie der magnetischen Kräfte, 1874. Über die Gesetze der magnetischen und elektrischen Kräfte in magnetischen und dielektrischen Medien und ihre Beziehung zur Theorie des Lichtes, 1874. Die absolute Bestimmung des Wärmeleitvermögens des Hartgummis, 1876. Über die Diffusion der Flüssigkeiten. die optischen Beobachtungen 1878. Versuche über die Diffusion der Kohlensäure durch Alkohol und Wasser, 1878. Über die Beziehung von Wärmestrahlung und Temperatur, 1879. Über die Abweichung der Amper Theorie der Magnetisierung von der Theorie der elektromagnetischen Kräfte, 1879. Versuche mit einem erdmagnetischen Induktor, 1880. Über die spezifische Wärme von Dampf, 1880. Über die Tragkraft der Magnete,1880. Über das Gleichgewicht eines festen elastischen Körpers von ungleicher oder veränderlicher Temperatur, 1881. Die Verdampfung eines kreisförmig oder elliptisch begrenzten Beckens,1881. Über die Kraftlinien eines um eine Achse symmetrischen Feldes, 1882. Induktionskoeffizienten von Drahtrollen, 1883. Beziehung zwischen den Theorien der Kapillarität und der Verdampfung, 1886. Über veränderliche Ströme in dicken Leitungsdrähten, 1887. Über Thermomagnetische Motoren, 1888. Über die Herstellung intensiver magnetischer Felder, 1888. Die Verdampfung und die Auflösung als Vorgänge der Diffusion, 1889.Über einige Probleme der Wärmeleitung, 1889. Theorie der Eisbildung, insbesondere am Polarmeere, 1889. Diffusion von Säuren und Basen gegeneinander, 1889. Über einige Thermoelemente von großer Wirksamkeit, 1889. Über Schwingungen in geraden Leitern, 1890. Über die Theorie der oscilatorischen Entladung, 1890. Über das Gleichgewicht der Elektrizität auf einer Scheibe und einer Ellipsoide, 1882. 258

Am 15. Dezember des Jahres 1892 wird die letzte Abhandlung Stefans, die der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vorgelegt wird. Stefan stirbt überraschend am 7. Jänner 1893 in Wien. Die wissenschaftliche Bedeutung des physikalischen Werkes von Stefan hat sein Schüler Boltzmann bei der Festrede des Stefan-Denkmals Enthüllung geäußert. Boltzmann ist nicht nur ein physikalischer Standeskollege, sondern war auch Stefans Seelenfreund. Der Mathematiker und theoretische Physiker Boltzmann würdigt Stefan bei der Denkmal-Enthüllung am 8. Dezember 1885 im Arkadenhof der Universität Wien. Der Gelehrte Stefan hat unermessliche Leistungen für die physikalische Welt hinterlassen. Die zahlreiche Anwesenheit der vielfältigen wissenschaftlichen Gesellschaft bei dieser Gedenkfeier war beeindruckend: es erscheinen der Akademische Senat der Universität mit dem Rektor an der Spitze; der Präsident der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Alfred Ritter von Arneth: der Sektionschef in Vertretung des „Ministerium für Cultus und Unterricht“ Paul Freiherr Gautsch von Frankenthurn; beinahe alle Professoren und Dozenten und viele Studenten der Universität. Die Festansprache für den liebenswürdigen und bescheidenen Physiker und Lehrer Josef Stefan hält sein Schüler und Seelenfreund Ludwig Boltzmann:259

„Stefan war vor allem ein theoretischer Physiker, denn schon die Fassung des Begriffes ist nicht ganz ohne Schwierigkeiten. Die Physik ist heute durch ihre vielen praktischen Anwendungen populär geworden. […] Aber was ist ein theoretischer Physiker? […] Der theoretische Physiker hat vielmehr, wie man früher sagte, die Grundursachen der Erscheinungen aufzusuchen oder wie man heute lieber sagt, sie hat die gewonnenen experimentellen Resultate unter einheitlichen Gesichtspunkten zusammenzufassen, übersichtlich zu ordnen und möglichst klar und einfach zu beschreiben, wodurch die Erfassung derselben in ihrer Mannigfaltigkeit erleichtert, ja erst ermöglicht wird. Deshalb wird sie in England auch `natural phylosphy` genannt“.260

Der Wissenschaftler Stefan stellt als langjähriger Direktor des Physikalischen Instituts gerne Apparate und Geräte zum selbstständigen Experimentieren zur Verfügung, obwohl es oft Beschädigungen gibt. Dieser Gelehrte zeichnet sich dadurch aus, dass er durch seinen menschlichen Charakter zu einem Vorbild für die Studenten wird. Jeder kennt die Arbeitseinstellung und Pflichttreue des Forschers und Lehrers Stefan.261 Ein Universitätslehrer hat nicht nur die Aufgabe durch Worte zu unterrichten. Dieser soll vor allem auch durch seinen Charakter den jungen Erwachsenen ein Muster und Vorbild sein. Diese Überlegungen finden bei Josef Stefan mehr, als bei jedem anderen Universitätslehrer Anwendung. Ludwig Boltzmann äußert sich bei der Stefan-Denkmal-Enthüllung folgend:

„Jedermann kannte seine Pflichttreue und Arbeitseifer, welche nicht nachließ, auch wenn sie eine des körperlichen Unwohlseins durch eiserne Willenskraft erforderte“.262

Der wissenschaftliche Forscher Stefan ist nicht nur ein umfassend gebildeter Physiker, sondern auch ein hervorragender und hingebungsvoller akademischer Lehrer. Er ist ein Vorbild für die studentischen jungen Erwachsenen. Die Vorlesungen Stefans sind wegen der klaren und einfachen Strukturierung an der Universität weit und breit bekannt. Der Gelehrte versteht, komplexe physikalische Zusammenhänge den Hörern, die vorwiegend Lehramtsstudenten sind, verständlich zu präsentieren und darzustellen. Den fleißigen und interessierten Studenten tritt er mit Wohlwollen und freundschaftlich gegenüber.

3.3.3 Stefan und vielfältige Vorlesungen mit Anleitungen für den Experimental-Unterricht an Mittelschulen

Bei Josef Stefan ist zweifellos eine Einheit von Forschung und Lehre gegeben. Dieses akademische Bildungsprinzip geht auf den neuhumanistischen und liberalen Schulreformer Wilhelm von Humboldt zurück. Es wird der Inhalt der Vorlesungen und dazu gehörenden Übungen vom Sommersemester 1859 bis zum Wintersemester 1892/93 angeführt:

Josef Stefan- Vorlesungen, Anleitungen und Übungen im physikalischen Experimentieren an Mittelschulen

Physik der Molekularkräfte; Theorie der Wärmeleitung; Theorie des Lichtes; Wärmelehre; Theorie der Elastizität; Elektrodynamik und Theorie der Induktion; Magnetismus und Elektromagnetismus; Interferenz, Beugung und Polarisation des Lichtes; Theorie des elektrischen Stromes; Theorie der Wärmeleitung; Theorie der Optik; Ausgewählte Kapitel der mathematischen Physik; Magnetismus und Elektrizität; Akustik und Optik; Licht und Wärme; Mechanik fester und flüssiger Körper; Schall und Licht: Akustik und Wärmetheorie; Theoretische Optik; Theoretische Akustik; Theorie der magnetischen und elektrischen Kräfte; Theoretische und Molekulare Physik; Theorien der magnetischen und elektrischen Erscheinungen; Optik und Wärmelehre; Theoretische Physik; Theoretische Physik, Mechanik und Wärmelehre; Akustik und Theorie der Wärme; Optik; Mechanik; Akustik. Anleitungen zum physikalischen Experimentieren; Übungen zum physikalischen Experimentieren.263

3.3.4 Stefan und vielseitige ehrenamtlich-wissenschaftlichen Tätigkeiten in der physikalischen Welt

Josef Stefan ist vielfältig gemeinnützig-ehrenamtlich in wissenschaftlichen Institutionen, Gesellschaften, Kommissionen aktiv tätig. Stefans Leben wird nach dem Tod des letzten Elternteiles im Jahre 1872 durch eine besonders intensive wissenschaftliche Arbeit ausgefüllt. Dies zeigen auch seine vielen weiteren experimentell-wissenschaftlichen Abhandlungen in den nächsten 20 Jahren. Stefan wird nicht nur im Jahre 1879 der Schöpfer des wichtigen Strahlungsgesetzes, das in der Wärmelehre eine Rolle bedeutende Rolle spielen wird. Der forschende Physiker Stefan spielt für die Anwendungen in der Elektrotechnik eine große Rolle. Stefan ist jener Wissenschaftler, der eine Verbindung mit der Grundlagen liefernden Physik und den wichtiger werden Anwendungen in der Elektrotechnik herstellt. Die unzähligen Abhandlungen zeigen auf, dass Stefan ein sehr wichtiger Physiker für die praktische Elektrotechnik war.

Stefan ein Mitbegründer der Chemisch-physikalischen Gesellschaft

Die Chemisch-physikalische Gesellschaft wird von Heinrich Hlasiwetz 1825-1878 im Jahre 1869 in Wien gegründet. Die Wissenschaftler Josef Stefan, Josef Lochschmidt und Josef Petzval sind Mitbegründer dieser noch heute bestehenden wissenschaftlichen Gesellschaft. Hlasiwetz ist ein Professor der Technischen Chemie am Polytechnischen Institut, der späteren Technischen Hochschule in Wien. Er bekleidet im Studienjahr 1872/73 die ehrenvolle Funktion eines Rektors an der Technischen Hochschule. Bei der Gründungsversammlung der Chemisch-physikalischen Gesellschaft im Jahre 1869 richtet Heinrich Hlasiwetz an die anwesenden Gäste folgende Botschaft:

„Wir stellen uns an dieser Stätte als erste Aufgabe, die Naturwissenschaften kennenzulernen und die Methoden uns anzueignen, nach denen man wissenschaftliche Tatsachen findet und sie zum Baue eines Systems verwendet, in welchem jede dieser Tatsachen notwendig ihre Stelle finden muss vermöge der letzten Gründe, auf die wir sie zurückführen können. Als zweite Aufgabe betrachten wird die praktische Anwendung und Nutzbarmachung der wissenschaftlichen Resultate und Entdeckungen der Chemie und Physik für die Zwecke des Lebens, der Ausbeutung dieser Tatsachen, die Methoden der Versuche für die Zivilisation und Kultur. Die wissenschaftlichen Gedanken geben der Epoche, in der sie entstanden sind, ein besonderes Gepräge, wodurch sie sich vor anderen Zeiträumen im Völkerleben unterscheidet“´.264

Felix Ehrenhaft äußert sich in der Festrede zum 50-jährigen Bestehen 1919 der Chemisch-physikalischen Gesellschaft. Die Experimente der Chemie und Physik vereinfachen Tatsachen und Erscheinungen. Es werden komplizierte Prozesse in ihre Bestandteile zerlegt. Nicht nur die philosophischen Ideen genialer Köpfe, sondern auch die naturwissenschaftlichen Kenntnisse sind die Basis unseres Weltbildes. Der Verstand und die Vernunft des Rationalismus und die Sinne des Empirismus müssen zusammenwirken. Es sollen dadurch neue Erkenntnisse entstehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 19: Clerk Maxwell links und Josef Stefan rechts, beiden wird das Modell „Maxwell-Stefan-Diffusion“ zugeschrieben.265

Der Kärntner Physiker Stefan kann als ein Vordenker der elektromagnetischen Feldtheorie des Schotten James Clerk Maxwell 1831-1879.266 Maxwell äußert sich in einem Brief sehr respektvoll über Josef Stefan. Maxwell entwickelt grundlegende Gleichungen zur Elektrizität und zum Magnetismus. Er hat auf die Physik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert einen großen Einfluss. Das „Maxwell-Stefan-Diffusion“ Modell dient zur Beschreibung der Diffusion von Multikomponenten-Systemen. Die Maxwell-Stefan Gleichung haben Clerk Maxwell für verdünnte Gase und Josef Stefan für Flüssigkeit unabhängig voneinander entwickelt. Die Abhandlung der Stefan-Gleichung wird im Sitzungsbericht der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien festgehalten, wobei das Thema lautet:

„Über das Gleichgewicht und Bewegung, insbesondere die Diffusion von Gasgemengen“267

Das „Physikalische Institut“ wird unter der Leitung von Stefan zu einer Stätte intensiver und fruchtbarer experimentaler physikalischer Forschung. Stefan hat das Strahlungsgesetz entscheidend experimentell entdeckt und entsprechend mathematisch formuliert. Stefan stellt eine Beziehung zwischen Wärmestrahlung und Temperatur her. Boltzmann wird das Stefan Strahlungsgesetz mit Hilfe der Lichttheorie ergänzend theoretisch untersuchten. Josef Loschmidt ein zeitweiliger selbstständiger Mitarbeite am Physikalischen Institut. Loschmidt gilt als Pionier der Atomforschung und dieser hat als erster Gelehrter die Größe eines Atoms abgeschätzt. Eine Verbindung von Makro- und Mikrowelt kann dadurch zahlenmäßig hergestellt werden.268

Stefan wird erster Präsident des Elektrotechnischen Vereines

Der „Elektrotechnische Verein“ wird nach den entsprechenden Vorbereitungsarbeiten, an denen auch Josef Stefan bereits teilnimmt, am 5. März 1883 gegründet. In der Gründungsversammlung wird Stefan, der betont kein Elektrotechniker zu sein, zum ersten Präsidenten gewählt. Die erste Tätigkeit als Vereinspräsident war es, eine elektrotechnische Fachzeitschrift ins Leben zu rufen. In diesem Druckwerk können sich Wissenschaftler und Elektrotechniker zu aktuellen Fragen in diesem Fachbereich zu Wort melden. Diese Zeitschrift soll nicht nur ein Vereinsorgan sein, sondern diese dient auch der Weiterbildung, der in der Berufspraxis stehenden Elektrotechniker. Im Jahre 1906 erfolgt eine Umbenennung der Zeitschrift in „Elektrotechnik und Maschinenbau“.

„Die Arbeitskraft muß geradezu unheimlich gewesen sein. In der Zeit seiner [dreijährigen] Präsidentschaft beim `Elektrotechnischen Verein` bekleidete er noch zehn [sic!] andere [gemeinnützig] ehrenamtliche Stellen. Aus den Berichten kann man ersehen, dass er trotzdem selten bei der Sitzung fehlte. Der letzten Sitzung in seiner Amtszeit blieb er fern, wahrscheinlich um der Dankesrede auszuweichen“.269

Ein Anliegen von Stefan in seiner 3-jährigen Amtszeit ist die Organisation von Fachvorträgen. Ein Vortrag von Stefan beschäftigt sich mit der elektrischen Energie für Beleuchtungszwecke, nachdem diese Frage eigentlich gelöst wurde. Bei der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 wird der Versuch eines Ingenieurs behandelt, der ein beträchtliches Aufsehen erregte.

„Zur 75-Jahrfeier des Elektrotechnischen Vereines wird die ´Goldene Stefan- Ehrenmedaille des EVÖ [Österreichischer Verband für Elektrotechnik]´ gestiftet. Diese Ehrenmedaille wird an Personen des In- und Auslandes verliehen. Diese Menschen sich um die Elektrotechnik, den angewandten Naturwissenschaften oder der Elektrizitätswirtschaft besondere Verdienste erworben haben“.270

Bei diesem Versuch treibt ein Gasmotor eine Dynamomaschine an, mit welcher die elektrische Energie erzeugt wird. Diese elektrische Energie wird über einen Kilometer „fern“ übertragen. Dort treibt ein Elektromotor durch die umgewandelte mechanische Energie eine Zentrifugalpumpe an. Die mechanische Arbeit bewirkt eine Druckerhöhung eines Mediums. Das sind die Anfänge der Fernübertragung der elektrischen Energie und damit des Stromes.271

Internationale Elektrische Ausstellung mit Stefan als vielfältiger Versuchs- Präsident der technisch-wissenschaftlichen Kommission

Die Internationale Elektrische Ausstellung in Wien beruft Stefan als Präsidenten in die „Technisch-wissenschaftliche Kommission“. Stefan ist schon damals eine physikalische Autorität. Diese wissenschaftliche Fachgröße bringt sich im Zusammenhang mit der Internationalen Elektrischen Ausstellung 1883 sehr fruchtbar und vielfältig in diese ein. Die rasch vor sich gehende Erforschung der Elektrizität bringt eine rasante Entwicklung der Elektrotechnik mit immer mehr Anwendung mit sich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 20: Die Internationale Elektrische Weltausstellung in Wien 1883 bringt als Anwendung der Elektrizitätslehre die elektrische Straßenbahn. Dies ist der Anfang des öffentlichen Verkehrs in Wien. Das offizielle Werbeplakat zur internationalen Elektrischen Ausstellung in Wien.272

Die Wiener Ausstellung im Jahre 1883 wird ein großer Erfolg. Diese Ausstellung ist in der Rotunde im Prater untergebracht. Diese elektrotechnische Ausstellung zeigt alles was die neue Technik zu bieten hat. Stefan wird damals wohl ein Präsident des größten elektrotechnischen Labors der Welt. In diesem Laboratorium werden von Stefan selbst, oder man führt unter seiner Leitung wissenschaftliche technisch-physikalische Forschungen durch. Stefan führt auch eine große Zahl Studien über den Magnetismus durch. Diese Arbeiten werden als Abhandlungen in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.

„Im Jahre 1883 war Stefan der Vorsitzende der internationalen elektrischen Ausstellung in Wien; seine bei dieser Gelegenheit durchgeführten Versuche haben schrittweise zu Ergebnissen von hoher technischer Bedeutung geführt; man darf sagen, dass durch dieselben die Grundlage zu der heutigen Messung der Wechselstrom-Maschinen gelegt worden ist. […] Die Arbeiten und die Erfolge der elektrischen Ausstellung haben für längere Zeit hinaus die Richtung seiner Untersuchungen bestimmt“.273

Dieser Ausstellung wird eine wichtige begleitende technisch-wissenschaftliche Kommission beigegeben. Namen wie Lord Kelvin, Werner von Siemens, Ludwig Boltzmann und Wilhelm Helmholtz gehören dieser berühmten Kommission der internationalen elektrischen Ausstellung in Wien an. Diese Kommission steht unter dem ehrenvollen Vorsitz des Physik-Gelehrten Josef Stefan. Die eifrige Kommission der Ausstellung arbeitet nach der Ausstellung noch einige Monate weiter. Die Ergebnisse werden von Stefan durch einen entsprechenden Bericht zusammengefasst. Ein Drittel des Berichtes beinhalten Originalarbeiten von Stefan selbst. Die messtechnischen Grundlagen für die Gleichstrom- und die Wechselstrommaschinen werden gelegt. Stefan selbst trägt einiges zur Weiterentwicklung der immer wichtiger werdenden Elektrotechnik bei. Die Entwicklungsprozesse gehen von der Elektrotechnik, der Elektronik bis zur Mikroelektronik heute. Die elektrische Ausstellung hat die Forschungen auf dem Gebiet der Elektrizität und deren Anwendungen zusätzlich beflügelt. Ein wesentlicher Teil der Arbeit der Akademie ist die Bildung von wissenschaftlichen Kommissionen, wobei auch Berichte verfasst werden müssen.

„Die von den ständigen Kommissionen herausgegeben Werke und periodischen Schriften werden in der Regel von den Obmännern oder Berichterstattern der Kommissionen redigiert“.274

Die internationale elektrische Ausstellung in Wien hat einen Bericht der Technisch-wissenschaftlichen „Commission“ zur Folge. Im Bericht verfasst von Stefan im Jahre 1886, wird über Messungen an Dynamomaschinen und elektrischen Lampen wird über folgende Versuche und Abhandlungen geschrieben:

Beobachtungen über die Vibrationen des Stromes in einer Dynamomaschine; Über die Anwendung des Elektrodynamometers zur Arbeitsmessung; Das Wattmeter von Sir Williams Siemens; Über die Berechnung der Versuche an der Wechselstrommaschine von Ganz & Co; Über die Versuche mit der Wechselstrommaschine von Klimenko; Über die Charakteristik einer Wechselstrommaschine.275

Die Publikationen der Fachgröße Stefan, reichen im Bereich der Elektrizitätslehre und Elektrotechnik zeitlich von 1869 bis 1892. Die letzte Abhandlung „Über das Gleichgewicht der Elektrizität auf einer Scheibe und auf dem Ellipsoid“ überreicht Stefan der Akademie der Wissenschaften einige Tage vor seiner schweren Erkrankung. Drei Wochen später stirbt Stefan aufgrund einer tödlichen Nierenerkrankung am 7. Jänner 1893. Dem erfolgreichen Schaffen dieser physikalischen Geistesgröße wird früh ein Ende bereitet. 276 Stefan bezeichnet sich selbst immer als Physiker und nicht als Elektrotechniker und Ingenieur. Stefan ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wissenschaftlich forschend sehr fruchtbar für die Elektrizitätslehre, wobei viele Abhandlungen auf diesem Gebiet stattfinden. In dieser Zeit haben die Physiker auf die Elektrotechnik noch einen unmittelbaren Einfluss.

Josef Stefan kann in seiner wissenschaftlich wirkenden Zeit, als großer europäischer Naturforscher, neben Joule, Helmholtz, Clausius, Kerlvin, Darwin, Kirchhoff, Maxwell, Boltzmann, Hertz, Hasenöhrl… angesehen werden. Stefan arbeitet vor allem auf dem physikalisch-theoretischen Gebiet der Elektrizität und der physikalisch-praktischen Elektrotechnik.277 Das Weltbild und die Weltanschauung wird durch die Philosophie, die Religion und der Naturwissenschaft geprägt. Die Naturforscher bringen neue Erkenntnisse aus der Natur für das Weltbild ein. Die Naturforscher positionieren die Stellung des Menschen in der Natur wesentlich.

Stefan wirkt in der von der Akademie der Wissenschaften am 31. Jänner 1867 eingesetzten Kommission als Obmann und Mitglied mit. Diese wissenschaftliche „Commission [dient] zur Erforschung der physikalischen Verhältnisse des Adriatischen Meeres“.278 Er arbeitet auch in der „Normal Aichungs- und Schlagwettercommission“ mit. Stefan betätigt sich auch als Präsident der internationalen Stimmkonferenz. Er wird ordentliches Mittglied der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Upsala. Stafan wird ein korrespondierendes Mitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften München. Dieser wird ferner korrespondierendes Mitglied der physikalisch-medizinischen Gesellschaft Würzburg.279

3.3.5 Stefan und die praktisch-theoretische Physik zur Anwendung in der aufstrebenden Elektrotechnik

Josef Stefan ist zu seiner Zeit ein führender Physiker, mit einem Blick der Anwendung dieser in der Elektrotechnik. Diese Tatsache ist für die Geschichte der Elektrotechnik von besonderer Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert werden nicht die Praktiker der Elektrotechnik, sondern als führende Persönlichkeiten werden Wissenschaftler und hohe Staatsbeamte betrachtet. Stefan veröffentlicht seit dem Jahre 1869 Arbeiten aus der theoretischen und praktischen Elektrotechnik. Die letzte Arbeit wird von Stefan einige Wochen vor seinem Tod bei der Akademie eingereicht. Auf dem Gebiet der praktischen Elektrotechnik ist Stefan vornehmlich in den Jahre 1883 bis 1886 nach der Internationalen Ausstellung äußerst aktiv. Josef Stefan verfasst namhafte physikalische Forschungen in wissenschaftliche Arbeiten, meist auf dem Gebiete der theoretischen und der praktischen Elektrotechnik.

Josef Stefans theoretischen Arbeiten der Elektrizität für die Elektrotechnik

Über die Grundformeln der Elektrotechnik, 1869. Über die Gesetze der elektrodynamischen Induktion, 1871. Über die dynamische Induktion, 1871. Zur Theorie der magnetischen Kräfte, 1874. Über die Gesetze der magnetischen und elektrischen Kräfte in magnetischen und elektrischen Medien und ihre Beziehung zur Theorie des Lichtes, 1874. Über die Abweichung der Amper Theorie des Magnetismus von der Theorie der elektrischen Kräfte, 1879. Über einige Versuche mit dem Erdinduktor, 1880. Über die Kraftlinien eines um die Achse symmetrischen Feldes, 1882. Über die Herstellung intensiver magnetischer Felder, 1888. Über die Theorie der oszillatorischen Entladung, 1890. Über die Weatstonesche Bestimmung der Geschwindigkeit der Elektrizität, 1891. Über das Gleichgewicht der Elektrizität auf einer Scheibe und auf einem Ellipsoid, 1892.

Josef Stefans praktischen Arbeiten für die Elektrotechnik

Die Verwendung des Elektrodynamometers für die Messung elektrischer Arbeit, 1866. Über die Tragfähigkeit der Magnete, 1880. Über die magnetische Schirmwirkung des Eisens, 1882. Dynamobau und Messinstrumente, 1883. Vortrag über die elektrische Fernübertragung, 1883. Über die Berechnung der Induktionskoeffizienten von Drahtrollen, 1883. Vortrag über die historische Entwicklung des elektromagnetischen Maßsystems, 1884. Das Wattmeter von Sir Williams Siemens, 1886. Genaue Strommessung, unabhängig von der Änderung der horizontalen Komponente des Erdmagnetismus, 1886. Messungen an den Wechselstrom-Maschinen von Ganz & Co. und Ing. Klimenko, 1886. Die Charakteristik der Wechselstrommaschine, 1886. Beobachtung der Vibrationen des Stromes einer Gleichstrommaschine, 1886. Bericht der wissenschaftlichen Kommission der Internationalen Elektrischen Ausstellung 1883 in Wien, 1886. Über veränderliche elektrische Ströme in dicken Leitungsdrähten, 1887. Über thermomagnetische Motoren, 1888. Über elektrische Schwingungen in geraden Leitern, 1890.

Josef Stefan hat gute Beziehungen zu Ingenieurkreisen vor allem der Elektrotechnik. Stefans bester Freund und Trauzeuge Emil Lukesch ist ebenfalls ein Ingenieur. Die Ironie des Schicksal wollte es, dass Stefan bei einem Besuch bei seinem Freund Lukesch am 18. Dezember 1892 einen schweren Schlagfall erlitt. Stefan hat als Physiker viel für die Wechselstromtechnik geleistet.280

3.3.6 Loschmidt ein erfolgreicher Weg weisender Molekularforscher

Nach der Lehramtsprüfung erhält Josef Loschmidt im Jahre 1856 eine bescheidene Lehrerstelle an einer Volks- und Unterrealschule in Wien. In dieser Zeit hat der Universität studierte Chemiker kaum Zeit sich mit wissenschaftlichen Arbeiten zu betätigen. Er schreibt trotzdem die Abhandlung „Zur Größe der Luftmoleküle“, wobei diese Arbeit das Interesse und die Förderung wissenschaftlicher Kreise in Wien hervorruft und auch der noch junge Stefan ist tief von Loschmidt beeindruckt. Die wissenschaftlichen Leistungen von Loschmidt 1821-1895 werden vom Direktor des Physikalischen Instituts Josef Stefan entsprechend gewürdigt. Loschmidt entstammt einer Kleinhäusler-Familie in Böhmen und dieser ist ein Angehöriger der deutschen Volksgruppe. Der wissenschaftlich aufstiegsorientierte Josef Loschmidt erwirbt sich zunehmend die Freundschaft Stefans. Beide wissenschaftlich sehr aufstrebenden Männer, entstammen ähnlich bescheidenen sozialen Verhältnissen. Direktor Josef Stefan stellt das Physikalische Institut mit seinen Laboreinrichtungen Loschmidt zu eigenständigen Forschungen zur Verfügung. Der Weg an die Universität wird durch Stefan für Lochschmidt im Jahre 1866 als selbstständiger Institutsmitarbeiter geebnet. Friedrich Hasenöhrl ist Nachfolger als Institutsvorstand, des auf tragische Weise durch einen Freitod verstorbenen theoretischen Physiker Ludwig Boltzmann. Der Meister der Theoretischen Physik Hasenöhrl stirbt wegen einer Tuberkulosekrankheit bereits früh. Friedrich Hasenöhrl sammelt viele Theorie interessierte Physik-Studenten um sich, so auch den späteren Nobelpreisträger der Physik Erwin Schrödinger. Loschmidt wird 1867 außerordentlicher Professor für die Physikalische Chemie. Die Berufung zum ordentlichen Professor für Physik erfolgt im Jahre 1872.

Einige Professoren der Universität haben erkannt, dass die Physikalische Chemie zunehmend wichtiger wird. Josef Loschmidt wird im Jahre 1875 neue Institutsvorstand, dieser naturwissenschaftlichen Disziplin.281 Ludwig Boltzmann äußert sich als Assistent am Physikalischen Institut über das Beziehungsverhältnis von Stefan und Lochschmidt:

„Beide waren in vielen Dingen ´ungleich´. Stefan war universell und behandelte alle Kapitel der Physik mit gleicher Liebe; Lochschmidt war einseitig, wenn er über einen Gegenstand Tag und Nacht grübelte, verlor er fast ganz den Sinn für alles andere. Stefan war praktisch, er behandelte gerne und mit Geschick die Anwendung seiner Wissenschaft zu technischen und gewerblichen Zwecken; Lochschmidt war, obwohl einst selbst in Fabriken tätig, doch der Prototyp des unpraktischen Gelehrten. Stefan errang sich so mehr allgemeine Anerkennung“282.

Josef Stefan wird in die Ehrenfunktionen Dekan und Rektor der Universität gewählt. Der Gelehrte entwickelt bereits in jungen Jahren eine wichtige Beziehungsstruktur zur Akademie der Wissenschaften als korrespondierendes und wirkliches Mitglied. Stefan verdankt der Akademie viel, bei seinem wissenschaftlichen Aufstieg. Stefan wird Sekretär uns später Vizepräsident der k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien. Das Präsidentenamt der Akademie bleibt Stefan allerdings verwehrt, da er plötzlich und unerwartet mit 57 Jahren aus einem erfolgreichen wissenschaftlichen beruflichen Leben scheidet. Josef Lochschmidt bleibt in seiner forschenden Zeit beinahe unbekannt. Dies hat sich heute nach über 100 Jahre, in der physikalischen Welt geändert. Die „Loschmidt-Konstante“ ermöglicht das Gewicht der Atome verschiedener Stoffe zu ermitteln. Der Physikalische und der philosophische „Atomismus“ muss unterschieden werden. Josef Loschmidt wird zu einem Pionier der klassischen Atomforschung. Die Quantentheorie liefern zusätzlich neue Erkenntnisse. Die klassische Theorie besagt, dass die Atome sich aus Protonen und Neutronen zusammen und diese werden von den Elektronen umkreist. Die Arbeit über die „Luftmoleküle“ hat Loschmidt mit einem Schlag das Interesse der naturwissenschaftlichen Welt hervorgerufen. Der junge Direktor des Physikalischen Instituts Josef Stefan fördert zunehmend diesen aufstrebenden Wissenschaftler Josef Loschmidt.283

Stefan und Loschmidt haben eine ähnliche Herkunft und den gleichen Charakter. Beide wissenschaftlichen Kapazitäten sind mit einer „unendlichen“ Bedürfnislosigkeit, Einfachheit und Schlichtheit ihres Wesens ausgestattet. Die geistige Überlegenheit versuchen beide nicht durch Äußerlichkeiten zum Ausdruck bringen. Ludwig Boltzmann hört zuerst als Student und später als Assistent nur Worte von Freund zu Freund. Beide sind in ihren Begegnungen sehr humorvoll, wobei selbst schwierige Diskussionen zu einer unterhaltsamen Kommunikation werden. Weder Stefan noch Lochschmidt machen jemals eine Reise über das österreichische Vaterland hinaus. Eine ausländische Naturforscherversammlung wird von beiden nie besucht. Mit der Gelehrtengesellschaft gibt es persönlich keine Berührungspunkte. Die Abgeschiedenheit dieser Geistesgrößen ist sicher ein enormer Nachteil für beide. Bei etwas mehr Aufgeschlossenheit den anderen Wissenschaftlern gegenüber, hätten Josef Stefan und Josef Loschmidt ihre naturwissenschaftlichen Leistungen, vor allem fruchtbringender international verbreiten können.284

Josef Loschmidt kommt als Student an der Universität Prag mit dem liberalen Philosophieprofessor Franz Serafin Exner Senior in Berührung. Der Sohn gleichen Namens des Prager Philosophieprofessors wird im Jahre 1891 Nachfolger von Josef Loschmidt als Vorstand des Chemisch-Physikalischen Instituts. Loschmidt heiratet im Jahre 1887 mit 66 Jahren spät seine Haushälterin. Josef Stefan heiratet auch einige Jahre später seine Haushälterin, Namens Marie Neumann, gebürtig aus Friesach in Kärnten.285

3.3.7 Boltzmann hält eine würdige Festrede für seinen Seelenfreund bei der Stefan-Denkmal-Enthüllung an der Universität Wien

Ludwig Boltzmann 1844-1906 studiert an der Universität Wien Physik und Mathematik vorwiegend bei Josef Stefan. Boltzmann wird im Jahre 1867 Assistent bei Josef Stefan. Boltzmann folgt dem langjährigen Direktor des Physikalischen Instituts Stefan im Jahre 1894 nach. Boltzmann wird eine physikalische Kapazität mit einem klingenden Namen in der großen Habsburgermonarchie. Boltzmann schließt am Physikalischen Institut auch eine innige Freundschaft mit Josef Loschmidt. Diese Freundschaft überträgt sich auch auf den privaten Bereich. Das inzwischen beengte Institut in Erdberg im III. Stadtbezirk Landstraße versprüht einen schöpferischen Geist. Ludwig Boltzmann nennt diese physikalische Forschungsstätte auch „Stefan-Institut“. Boltzmann wird sich der angesehenen Stellung in der Gesellschaft voll bewusst. Er ist von dem Ehrgeiz beseelt, in der allgemeinen Gelehrtenwelt volle Anerkennung zu gewinnen. Boltzmann wird im Jahre 1894 mit zweijähriger Unterbrechung bis zu seinem schmerzhaften freiwilligen Tod Nachfolger von Josef Stefan. Stefan wird zu einem langjährigen und legendären forschenden Direktor am Physikalischen Institut der Fakultät für Philosophie der Universität Wien.286

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 21: Ludwig Boltzmann ein Seelenfreund Josef Stefans. Er hält seine berühmte Gedenkrede in der Säulenhalle der Universität. Stefan erhält von seinen Freunden und Verehrern ein würdiges Denkmal im Arkadenhof der Universität Wien gestiftet.287

Ein Denkmal für Stefan darf in der Ruhmesgalerie der Universität Wien sicher nicht fehlen. Freunde, Schüler, Verehrer, aber auch vom Ausland, sowie die private Wiener Chemisch-physikalische Gesellschaft tragen Geld zusammen. Die Errichtung einer Gedenkstätte in der eindrucksvollen Arkaden-Säulenhalle der Universität wird dadurch ermöglicht. Die Universität und die staatliche Unterrichtsverwaltung kann dafür kaum Mittel zur Verfügung stellen.288 Der bekannteste und wirkungsmächtigste Schüler Stefans ist der bekannte theoretische Physiker und Philosoph Ludwig Boltzmann. Boltzmann ist heute noch durch die verschiedenen Boltzmann Institute allgegenwärtig.

Der Initiative seiner ehemaligen Schüler ist zu verdanken, dass ein Denkmal für den langjährigen wissenschaftlichen Mitarbeiter der Universität Wien Josef Stefan in der Säulenhalle entsteht. Der verdiente Forscher und Lehrer der Universität wird in der „Ruhmesgalerie des Arkadenhofes“ verewigt. Stefan zeichnet sich durch seine physikalische Vielseitigkeit aus, wie es nur wenige in dieser Zeit waren. Die Denkmal-Enthüllungsrede hält sein berühmter Schüler Ludwig Boltzmann, wobei dieser Stefan als einen theoretischen Physiker bezeichnet. Die Entdeckung von Naturkräften durch Beobachtung kann experimentell bestätigt oder erweitert werden. Die experimentellen Ergebnisse werden mathematisch formuliert und entsprechend in Abhandlungen zusammengefasst. 289

„Die Nachwelt wird seine wissenschaftlichen Leistungen nennen, in den Herzen seiner zahlreichen Schüler wird die Erinnerung an das, was er getan hat, nicht verblassen; soll daher die Ruhmesgalerie des Arkadenhofes nicht ganz unvollständig sein, so durfte dort ein Denkmal Professor Stefans nicht fehlen“.290

Die Erinnerungskultur der Universität äußert sich in den Denkmalen berühmter Forscher und Gelehrter der zentralen universitären Bildungsstätte der Habsburgermonarchie. Ein edler akademisch Lehrender, ein physikalisch außergewöhnlich vielfältiger hat nach den Worten von Ludwig Boltzmann allzu früh die Welt verlassen. Die aufopferungsvollen Charakterzüge bedeutender Männer der Universität sind der Nachwelt aufzubewahren. Boltzmann äußert sich bei der Denkmal-Enthüllung folgend:

„Ein solcher, der ihr in nachahmungswürdiger Aufopferung sein ganzes Leben widmete, hervorragend durch seine wissenschaftlichen Leistungen, hochverdient als Lehrer der jüngeren Generation, sowie als tätiger Mitarbeiter aller wissenschaftlicher Institute unserer Kaiserstadt, von der Akademie der Wissenschaften, bis zu den technischen und gewerblichen Vereinen“.291

Der wissenschaftliche Experte Stefan verkörpert eine Symbiose von experimenteller und theoretischer Physik. Stefan hat einen besonderen Hang zur praktischen Anwendung, vor allem im Bereich der immer wichtiger werdenden Elektrotechnik. Er versucht die Naturkräfte wenn möglich auch experimentell zu entdecken. Die physikalischen Gesetzmäßigkeiten werden mathematisch formuliert. Die „klassische“ theoretische Physik setzt komplizierte experimentelle Ergebnisse durch schwierige Berechnungen um. Die physikalischen Erkenntnisse dienen der Anwendung, indem dadurch technische Probleme gelöst werden. Ludwig Boltzmann sagt in seiner Gedenkrede beim Stefan-Denkmal an der Universität auch:

„Die `Theoretische Physik` hat vielmehr, wie man früher sagte, die Grundursachen der Erscheinungen aufzusuchen oder wie man heute lieber sagt, sie hat die gewonnenen Resultate unter einheitlichen Gesichtspunkten zusammenzufassen, übersichtlich zu ordnen und möglichst klar und einfach zu beschreiben, wodurch die Erfassung derselben in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit erleichtert, ja eigentlich erst ermöglicht wird. Deshalb wird sie in England auch `natural philosophy` genannt“.292

Die Erkenntnisse aus der Natur gewonnen werden vom Naturforscher Stefan in seinen 88 physikalischen Arbeiten in Form von Aufsätzen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. Stefan verknüpft mit einer Vorliebe die eigene experimentelle Forschung mit mathematischen Formulierungen, der damals klassischen physikalischen Naturgesetze. Diese wissenschaftliche Kapazität ist Experimental- und theoretischer Physiker in einer Person. Erst dadurch ist für Stefan eine umfassende Naturerkenntnis gegeben. Das ganze berufliche Leben wird der Lehre und Forschung an der Universität Wien gewidmet. Die „Stefan-Schule“ wird dadurch nicht unbegründet zur „Wiener Physikalischen Schule“ und darüber hinaus. Stefan hat eine große Wirkung in der Habsburgermonarchie, aber auch in Deutschland, England und Frankreich wird er wahrgenommen.

„Wo es zur Erreichung der größten Schärfe der Gedanken erforderlich war, benutzte er in seinen Vorlesungen die Hilfsmittel der höchsten Gebiete der Mathematik und wusste die schwierigsten Entwicklungen in der Physik in der klarsten und übersichtlichsten Form darzustellen, ohne je in den mathematischen Formalismus zu verfallen. Vielmehr betonte er scharf den physikalischen Sinn und die praktische Anwendung der Rechnung. Aber Josef Stefan las auch mustergültige Kollegien über Experimentalphysik. […] Stefan war praktisch, er behandelte gerne und mit Geschick die Anwendung seiner Wissenschaft zu technischen und gewerblichen Zwecken“.293

Stefan forscht am Physikalischen Institut auf vielen Gebieten der Physik: der Mechanik, der Akustik, der Theorie der Flüssigkeiten und Gasse, der Thermodynamik, der Optik, der Elektrizität und des Magnetismus. Das klassische physikalische Weltbild, das noch von Stefan vertreten wird, ändert sich im 20. Jahrhundert beträchtlich. Die Weltanschauung der klassischen Physik kommt durch die moderne Physik, wie der Relativitäts- und Quantentheorie und Nanophysik, zunehmend ins Wanken. Josef Stefan ist noch ein universal Gelehrter und Forschender der Physik. Dies wird bei der Denkmal-Enthüllung in der Rede von seinem berühmten Schüler Ludwig Boltzmann bestätigt.

3.3.8 Doppler wird durch die aufstrebenden Naturwissenschaften erster Direktor des ersten Physikalischen Instituts der Universität Wien

Mit der realistischen Wende durch die fortschrittsgläubige bürgerlich-liberale Revolution 1848 kommt es an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien zur Gründung des Praxis orientierten Physikalischen Instituts in Erdberg im III. Wiener Stadtbezirk Landstraße. In der Vergangenheit gibt es im Physikbereich vor allem „reine“ Theorie orientierte Lehrkanzeln.

Christian Doppler und der „Doppler Effekt“ und dieser wird von Ernst Mach bestätigt

Christian Doppler 1803-1853 ist ein österreichischer Mathematiker und Physiker. Doppler wird im Jahre 1850 von Kaiser Franz Joseph I. zum Direktor des neu errichteten „Physikalischen Instituts“ ernannt. Er stirbt bereits mit 49 Jahren an einer Staublungenerkrankung. Die Physik wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert zunehmend bedeutungsvoller. Die liberal-aufgeklärte Revolution ruft bei den empirischen Wissenschaften, damit auch in der Physik eine zunehmende Bedeutung hervor. Doppler genießt den Ruf eines hervorragenden Gelehrten, so wird er erster Direktor dieses zukünftig physikalischen Spitzeninstituts der Habsburgermonarchie. In der Zukunft wird vor allem durch Stefan ein einzigartiger Stellenwert der Physik in der Habsburgermonarchie erreicht. Die Forschungen und Entdeckungen der Wiener physikalischen Schule werden über die Habsburgermonarchie hinaus, in alle Welt getragen.294

Im Jahre 1849 wird Doppler als Professor der praktischen Geometrie an das Wiener Polytechnische Institut, anstelle seines Lehrers Simon Stampfers 1792-1864, berufen. Stampfer ist ein Pionier der praktischen Geometrie und dieser tritt im Jahre 1848 vorzeitig in den Ruhestand.295 Die Forschungsbereiche von Doppler sind die reine Mathematik, die praktische Geometrie, die Physik und die Astronomie. Vor der Berufung an die Universität Wien lehrt Doppler auch an der Bergakademie Schemnitz Mathematik, Physik und Mechanik. Doppler stirbt mit fünfzig Jahren an einer Lungenkrankheit. Im Jahre 1901 entsteht im Arkadenhof der Wiener Universität ein Denkmal für Christian Doppler. Das Prinzip von Doppler, der Doppler-Effekt, hat die Kenntnisse über den Weltraum erweitert. Die „Entdeckung der Spektralanalyse“ bringt eine Bestätigung seines Prinzips. Dadurch wird es möglich die Bahnen der Himmelskörper zu bestimmen.296 Doppler liefert auch wesentliche Erkenntnisse für die Astrophysik. Die Astronomen können Vorgänge im Universum genauer ergründen. Die Theorie des „Dopplereffektes“ wird durch Ernst Mach experimentell verifiziert.297

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 22: Erster Direktor des Physikalischen Instituts Christian Doppler 1850-1853 rechts und dessen Nachfolger Andreas von Ettingshausen 1853-1866.298

Gustav Jäger hält im Studienjahr 1915/16 als Rektor eine Inaugurationsrede an der Universität Wien. Diese Gedenkrede findet zum 100. Geburtstag des „Polytechnischen Instituts“ am 6. November statt. Jäger gedenkt der Gelehrten Christian Doppler und Josef Loschmidt. Bei sind wissenschaftliche Kapazitäten, die ervorragende Leistungen für die österreichische Physik erbringen. Gustav Jäger erinnert in dieser Rede aber auch an die beiden einmaligen Physiker Josef Stefan und Ludwig Boltzmann.299 Beide Wissenschaftler gehen zum Erkenntnisgewinn mit unterschiedlichen Methoden mit der Physik um. Josef Stefan versucht das Experiment und Theorie beim suchen von neuen Erkenntnissen in Einklang zu bringen. Für Ludwig Boltzmann ist die Methodik zum Erkenntnisgewinn allerdings die reine theoretisch Physik mit ihren mathematischen Formulierungen. Boltzmann betrachtet das Experiment als eine zusätzliche Belastung für den theoretischen Physiker. Stefan hat experimentell das Strahlungsgesetz bestimmt und Boltzmann hat dieses mathematisch mit der Lichttheorie ergänzt. In der physikalischen Welt bürgert sich die Bezeichnung „Stefan-Boltzmann“ Wärmestrahlungs-Gesetz ein.

Andreas Ettingshausen mit einer Symbiose von experimenteller und theoretischer Physik

Andreas Freiherr von Ettingshausen 1796-1878 wird im Jahre 1852 Direktor des „Physikalischen Instituts“ der Universität Wien. Dieses Institut wird für die damalige Zeit immer forschungsintensiver. In der Vergangenheit ist die Physik vor allem von der Lehrkanzel herab, theoretisch vermittelt worden. Andreas Ettingshausen hat auf die Methode der „Physikvermittlung“ für Lehramtskandidaten an Gymnasien und Realschulen im Unterricht, den Mittelschulen einen großen Einfluss. Ettingshausen legt einen großen Wert darauf, die räumliche Situation und die Forschungsausstattung des Physikalischen Instituts auf den neuesten Stand eines Laborunterrichts zu bringen. Er erkrankt im Jahre 1862 sehr schwer und Ettingshausen wünscht sich einen geschäftsführenden Vizedirektor an seiner Seite. Josef Stefan der bereits einige experimentell-physikalische Abhandlung vorweisen kann, ist für Ettingshausen eine sehr geeignete Person. Stefan wirkt bereits als Privatdozent für mathematische Physik an der Universität Wien. Josef Stefan wird im Jänner 1863 zum ordentlichen Professor für höhere Mathematik und Physik berufen. Stefan wird zur aktiven Mitwirkung am Physikalischen Institut als Vizedirektor betraut. Josef Stefan erhält in dieser Zeit einen Ruf an das Wiener Polytechnische Institut. Stefan wird dadurch bereits im Jahre 1866 zum Direktor des Physikalischen Instituts bestellt. Ettingshausen ist damit einverstanden und dieser wird in den dauernden Ruhestand versetzt. Ettingshausen ist ein Experimentalphysiker und ein erfolgreicher akademischer Lehrer in der mathematischen Physik.300

Friedrich Hasenöhrl ein wirkungsmächtiger Lehrmeister und Wegweiser der theoretischen Physik

Friedrich Hasenöhrl 1874-1915 studiert wegen des frühen Todes Josef Stefans bei diesem nur eine kurze Zeit, dafür aber vor allem bei Ludwig Boltzmann. Ein Schüler Hasenöhrls ist der spätere Nobelpreisträger für Physik Erwin Schrödinger. Der Student Hasenöhl wendet sich zunehmend den Fragestellungen der theoretischen Physik zu. Bereits mit 32 Jahren wird Hasenöhrl mit der Leitung des Instituts für „Theoretische Physik“ an der Universität Wien betraut.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 23: Friedrich Hasenöhrl links, ein wirkungsmächtiger Lehrer der Theoretischen Physik mit seinem Promovenden Erwin Schrödinger, welcher im Jahre 1933 den Nobelpreis für Physik erhält.301

Friedrich Hasenöhrls Vorgänger als Institutsvorstand, ist der auf tragische Weise durch einen Freitod verstorbene Boltzmann. Es stirbt Hasenöhrl allerdings wegen einer Tuberkulosekrankheit bereits früh.

Hasenöhl wirkt dadurch nur acht Jahre als Institutsvorstand der theoretischen Physik. Der Physiktheoretiker Friedrich Hasenöhrl wird auch zu einem Wegweiser der modernen Physik. Dies sind Albert Einstein mit der Relativitätstheorie und Max Planck mit der Quantentheorie. Einen entscheidenden Einfluss auf Hasenöhrl hat als Lehrer der theoretische Physiker Boltzmann. Boltzmann weist oft auf die Tüchtigkeit von Hasenöhrl hin und auch dieser wendet sich zunehmend der theoretischen Physik zu. Hasenöhrl wird mit 33 Jahren Instituts-Nachfolger des physikalischen Theoretikers Boltzmann. Friedrich Hasenöhrl führt das Werk seines Lehrers Ludwig Boltzmann erfolgreich fort. Es gelingt Hasenöhrl bei seinen Studenten ein besonderes Interesse für die Physik zu wecken. Schüler Hasenöhrls werden die späteren Institutsvorstände der theoretischen Physik Hans Thirring und Nobelpreisträger der Physik Erwin Schrödinger.302 Hasenöhrl entfaltet sich zu einem pädagogisch-didaktischen Meister in der akademischen Lehre. Er zeichnet sich auch durch sein geistiges Streben nach einer selbstständigen Forschung aus.303

Gustav Jäger ein selbstständiger und kreativ experimentierender theoretischer Physiker

Gustav Jäger 1865-1938 wirkt als theoretischer Physiker an der Universität Wien. Jäger wird Schüler und Assistent bei dem praktisch-theoretischer Physiker Stefan. Der plötzliche Tod von Josef Stefan mit 57 Jahren durch eine tödliche Nierenerkrankung, ermöglicht es Jäger Assistent und Mitarbeiter des theoretischen Physikers Ludwig Boltzmann zu werden. Boltzmann ist ein Schüler von Josef Stefan und dieser folgt als Direktor des Physikalischen Instituts nach. Jäger übernimmt im Jahre 1918 das Institut für theoretische Physik. Dieser übersiedelt bereits im Jahre 1920 an das II. Physikalischen Institut der Universität Wien. Jäger ist ein Schüler von Josef Stefan, Ludwig Boltzman und Josef Loschmidt. Jäger ist wie Stefan symbiotisch ein physikalischer Theoretiker und ein Experimentalphysiker, wobei für Jäger die Theorie auf keinem Fall nur Selbstzweck ist. Jäger setzt die Tradition Stefans in der Verflechtung von Theorie und Experiment fort. Jäger ist ein individueller Forscher, der kaum Anregungen von außen braucht. Er wird zu einem sehr produktiven Wissenschaftler der Universität Wien. Gustav Jäger beschäftigt sich unter anderen mit der Kinetischen Gastheorie, der Reibung in langen Rohrleitungen der Chemischen Industrie, mit der Schallausbreitung und dem Strömungswiderstand von Körpern durch Flüssigkeiten und Gase. Jäger verfasst auch ein mehrbändiges Lehrbuch über die Theoretische Physik.304

Hans Thirring ein Friedens bewegter Mensch und hervorragender Wissenschaftler der theoretischen Physiker

Hans Thirring 1888-1976 wird als Sohn eines Bürgerschullehrers in Wien geboren. Er wird ein Studien-Kollege von Erwin Schrödinger. Thirring ein gelernter Physiker wird bei Friedrich Hasenöhrl am Institut für „Theoretische Physik“ Assistent. Thirring promoviert bei Hasenöhrl mit einer Arbeit „Über einige thermodynamische Beziehungen in der Umgebung des Kritischen- und des Tripelpunktes“ und dieser habilitiert sich auch an diesem Institut.305 Thirring wird auch zu einem Sozial- und Friedensbestimmten politisch widerständigen Menschen. Er wird im Jahre 1927 Institutsvorstand für Theoretische Physik und bleibt dies bis zum Anschlussjahr des Jahres 1938. Thirring wird von den Nationalsozialisten in den Zwangs-Ruhestand versetzt. Nach dem Spuk der nationalen Katastrophe des Zweiten Weltkriegs wird Thirring wieder Institutsvorstand für „Theoretische Physik“ an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Hans Thirring ist damit ein ehrenwerter Nachfolger von Josef Stefan, Ludwig Boltzmann und Friedrich Hasenöhrl am Theoretischen Physikalischen Institut.306

Hans Thirrings ein Sohn von Walter Thirring, der ebenfalls ein bekannter österreichischer theoretischer Physiker wird. Walter Thirring ist nach dem Zweiten Weltkrieg in der Republik Irland ein Mitarbeiter des Nobelpreisträgers der Physik Erwin Schrödinger. Es wird am „Institute for Advanced Study“ in der Hauptstadt von Irland Dublin geforscht. Walter Thirring betreibt vor allem auch Forschungen im Bereich der Quantenfeldtheorie.307 Hans Thirring hat eine Rede in Vertretung der Universität Wien am Geburtsort von Stefan gehalten. Diese Festrede findet bei der Enthüllung einer Gedenktafel am Geburtshaus von Josef Stefan im Jahre 1835 statt. Es finden sich viele Personen aus dem schulischen und öffentlichen Leben an der Geburtsstätte Stefans ein.

Erwin Schrödinger ein Nobelpreisträger mit einer eigenständigen Theoretischen Physik

Erwin Schrödinger ist ein Physiker und Wirtschaftstheoretiker, der mit den „Schrödinger-Gleichungen“ die Wellenmechanik begründet hat.308 Schrödinger 1887-1961 habilitiert sich am umgewandelten Physikalischen Institut, das zum neuen Institut für „Theoretische Physik“ der Universität Wien. Dieses theoretische Physikinstitut leitet zu dieser Zeit der Physik-Theoretiker Friedrich Hasenöhrl. Der Nobelpreisträger Erwin Schrödinger ist ein wichtiger Vertreter der Quantenphysik. Schrödinger hat die Nachfolge des Quantenphysikers Max Planck 1858-1947 an der Friedrich-Wilhelm Universität in Berlin im Jahre 1927 angetreten. Im Jahre 1933 wird Schrödinger Nobelpreis der Physik. Erwin Schrödinger kommt im Jahre 1957 wieder an die Universität Wien zurück. Dieser lehrt am traditionsreichen und zusätzlich aufgewerteten Institut für „Theoretische Physik“. Schrödinger stirbt im Jahre 1961 an Tuberkulose. Der Wissenschaftstheoretiker Schrödinger ist für seine freie Denkungsart bekannt. Erwin Schrödinger wird auf eigenem Wunsch im Bergdorf Alpach in Tirol zu Grabe getragen. Die Beisetzung des „gottlosen“ atheistischen Physikers wird vom zuständigen Pfarrer vorerst verweigert.

4 Stefan mit einer verwandtschaftlichen Beziehungsstruktur zur Heimat Kärnten

Josef Stefan bringt seinen Eltern eine große Liebe entgegen. Er besucht diese meist zwei Monate in den Sommerferien in Kärnten. Stefan besucht diese auch noch in diesem Umfang, als er bereits ein angesehener Gelehrter an der Universität Wien war. Ein unermüdlicher Arbeitseifer hindert vermutlich diesen forschenden Physiker und hervorragenden Menschen, in jüngeren Jahren eine Familie zu gründen. Stefan geht vollkommen in der Forschung und Lehre an der Universität und den vielen wissenschaftlichen ehrenamtlichen Tätigkeiten auf. Die vielen experimentell begründeten und mathematisch formulierten Abhandlungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften zeigen von seinem Fleiß. Im letzten Lebensjahr heiratet Stefan eine liebevolle Frau aus Friesach in Kärnten. Stefan hat in seiner kargen, aber fröhlichen Kindheit keinen eigenen Christbaum gesehen. Der Wissenschaftler Stefan trägt sich mit dem Gedanken den Enkeln seiner Frau den Christbaum herzurichten. Eine heimtückische plötzliche Krankheit bewirkt, dass Stefan das Weihnachtsfest nicht mehr bei vollem Bewusstsein erleben kann. Er stirbt am 7. Jänner 1893 an einer Nierenentzündung mit tödlichem Ausgang in Wien. Stefan wird am Zentralfriedhof in Wien begraben.

4.1 Stefan mit einem überraschenden und von einem Schicksal geprägtes tragisches Lebensende

Im Alter von 56 Jahren heiratet Josef Stefan das erste Mal, nämlich Maria Neumann die Witwe eines „Staatsbahndirektors“, wobei das Eheglücklich nur zirka ein Jahr dauert.309 Der überraschende Tod des Gelehrten Stefan ist im Totenbeschauprotokoll des „Totenbeschreibamtes“ aus dem Jahre 1893 dokumentiert:

„Dr. Josef Stefan Universitätsprofessor verstarb am 07.01.1893 im Alter von 58 Jahren an der `Brightschen Krankheit,` einer Nierenentzündung mit tödlichem Ausgang. Der letzte Wohnsitz von Josef Stefan war Wien 9 Türkenstraße 3. Zum Personenstand und Religion ist ´verheiratet` und `katholisch` angegeben“.310

Eine Verlassenschaft Abhandlung, die gemäß Gerichtssprengel vor dem Bezirksgericht Alsergrund im IX. Bezirk abgehandelt werden musste und in der die Erbschaft geregelt wird, ist nicht überliefert. Das Bezirksgericht Alsergrund hat aus dieser Zeit generell keine erhalten gebliebenen Verlassenschaft Abhandlungen.311 Die Kaiserstadt Wien hat acht Vorstädte, die zwischen der Stadtmauer und dem Linienwall liegen. Diese entsprechen dem Ring und dem Gürtel. Eine solche Vorstadt im Nordwesten von Wien ist Alsergrund im IX Stadtbezirk von Wien.312

Eine entbehrungsreiche Kindheit und Jugend prägte das Wesen der Persönlichkeit des Wissenschaftlers Stefan. Er lebt sehr zurückgezogen in einer Wohnung der Universität und dieser gilt als sehr schweigsam. Es kann nur so gestaunt werden, wenn Stefan bei Reden vor einer großen Versammlung aus sich herausgeht. Dieser verschlossene Mann geht da aus sich heraus und bietet auch einiges an Humor. Stefan geht in der Forschung und Wissenschaft vollkommen auf und kann somit in jüngeren Jahren aus Zeitgründen keine Familie gründen. Erst kurz vor seinem Tod geht der Wunsch ein Familie ins Leben zu rufen in Erfüllung.

„Im Jahre 1891 verehelichte Stefan sich zu Friesach in Kärnten mit Frau Marie Neumann, Witwe des `Staatsbahn-Inspektors´ Adolf Neumann, und diese Ehe ist ihm eine Quelle späten und kurzen überaus tiefen und innigen Familienglücks geworden. Seine Kindheit war so kalt und leer gewesen, dass er, wie er selbst gestand, niemals einen Christbaum gesehen hat, ausser durch fremde Fensterscheiben hindurch. Im December des vergangenen Jahres [1892] war er von dem Gedanken beschäftigt, den Enkeln seiner Frau einen großen Christbaum zu beschaffen. Das war ihm neu und machte den großen Physiker glücklich“.313

Josef Stefan entwickelt eine leidenschaftliche Liebe zu dieser liebenswürdigen Dame Marie Neumann. Der neue und nur kurz dauernde Hausstand Stefans besteht aus seiner Ehefrau Marie Neumann, die eine Witwe des verstorbenen Eisenbahnbeamten Adolf Neumann ist. Dem neuen Hausstand gehören ferner die [Stief-]Schwiegertochter Marie Rohm geborene Neumann mit dem [Stief-] Schwiegersohn Theodor Rohm mit den Kindern Walther und Erwin. Die Ehe dauert kaum ein Jahr. Stefan stattet seinem „besten“ Freund und Trauzeugen Ingenieur Luksch am 18. December einen Besuch ab, „werde er in dessen Wohnung von einer Gehirnblutung heimgesucht, die ihm aufs Krankenlager warf, von dem er sich nie mehr erheben konnte, Dank der aufopfernden Pflege, die ihm seitens seiner Gattin zu Theil wurde, sowie der Kunst der behandelnden Ärzte, gelang es, den Kranken so lange am Leben zu erhalten. Seit zwei Wochen war das Bewusstsein, bis auf einzelne lichte Momente völlig geschwunden“.314

Josef Stefan sucht als Physiker und fruchtbarer Theoretiker auf dem Gebiet der Elektrotechniker, den Kontakt zu praktischen Elektrotechnikern, wie es die Ingenieure im Allgemeinen sind. Es darf daher nicht wundern, dass sein Trauzeuge ein Ingenieur ist.

In seiner Jugendzeit hat Stefan sehr viel in slowenischer Sprache literarisch und populärwissenschaftlich geschrieben. Stefan hat in den Jahren 1852-1869 zirka zwanzig slowenische populärwissenschaftliche und andere Artikel in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht. Er veröffentlicht dreißig slowenische Gedichte im Zeitrahmen von 1850-1858, wobei einige Artikel erst nach seinem Tod veröffentlicht werden.315

Stefan wird nach dem Zweiten Weltkrieg von den Slowenen und damit dem damaligen Jugoslawien sehr verehrt. Der zunehmende Nationalismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert hat die Kärntner immer mehr in Slowenen und Deutsche getrennt. Die slowenisch sprechend geborenen Slowenen werden zunehmend in nationale Slowenen und deutsch bzw. österreichfreundliche Slowenen ausgesondert. Die letztgenannten Slowenen werden sprachlich und sogar ethnisch zum fragwürdigen Konstrukt der „Windischen“ umgedeutet. Diese „Windischen“ haben mit den Windischen vor der nationalen Ära nichts zu tun. Die Ortstafelbefriedung ist eine Wohltat für die Kärntner beider Zungen. Im Jahre 1859 bricht der Privatdozent Josef Stefan schlagartig seine literarischen und populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen ab. Stefan bricht schlagartig auch das publizieren in slowenischer Sprache ab. Josef Stefan ist in jungen Jahren auch sehr vom Klassiker Goethe und dem Biedermeierdichter Adalbert Stifter angetan. Die mündliche Überlieferung der Tochter des Mitarbeiters von Stefan Albert von Obermayer316, übergibt Stefan sein noch unveröffentlichtes Material“

„seinem Freund, dem bekannten Dichter und Volksliederkomponisten Thomas Koschat, zur Verwendung. Sein [Stefan] Wunsch war nur, dass sein Name nirgends genannt wird [!]“.317

Thomas Koschat 1845-1914 erlebt eine materiell bescheidene Kindheit in Viktring, einem Vorort von Klagenfurt. Sein Vater ist Färbermeister in der Tuchfabrik Moro, wobei dieser noch drei Kinder aus erster Ehe zu versorgen hat. Auf Empfehlung des Viktringer Pfarrers darf der Knabe das Benediktiner Gymnasium in Klagenfurt besuchen. Eine besondere Begabung und Interesse zeigt der junge Thomas Koschat in den Lehrfächern Physik, Chemie, Deutsch und vor allem in der Musik. Er sollte Textilchemiker werden, daher studiert er am Polytechnischen Institut, seit dem Jahre 1872 an der Technischen Hochschule, Chemie. Koschat vernachlässigt in dieser Zeit nicht die Musik, seine Lieblingsbegabung. Da sein Vater früh stirbt, ist die finanzielle Situation des Studenten Koschat in Wien nicht besonders rosig. Koschat wird ein großer Komponist von Kärntnerliedern, wobei ein chemischer Brotberuf nicht mehr ins Auge gefasst wird. Nach der Studienzeit verlässt Koschat nicht mehr die Kaiserstadt Wien. Die Kärntner Kompositionen von Koschat werden anfänglich nicht besonders positiv aufgenommen und er beginnt sich mit der Harmonielehre zu beschäftigen:

„Da war die Harmonie zu eintönig. […] Bei Entstehen seines ersten Liedes [Kärntnerliab] kam es besonders darauf an, die genannten Mängel zu vermeiden: Willst doch einmal versuchen, ein Liedchen in Charakter und in der Art des Kärntner Liedes selbst zu ersinnen, dacht ich mir und ging auch gleich ans Werk“.318

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 24: Josef Stefan übergibt seinem Freund Thomas Koschat links das noch unveröffentlichte musisch-literarische Material. Diese Übergabe wird mit der Bitte verbunden, diese Werke nur anonym zu verwenden.319

Der Kärntner Liederfürst Koschat wird Solist im Chor der Wiener Hofoper und er bekommt eine Anstellung als „Domkapellsänger“ am Stephansdom. Der Volkslieddichter schreibt Gedichte, aber diese sind nicht von einem besonderen Erfolg gekrönt. Es werden bereits über 600 Kompositionen von Koschat aufgeführt. In Kärnten sieht man allmählich ein, dass seine Lieder eine glühende Heimatliebe verkünden. Thomas Koschat gründet erfolgreich Quartette und Quintette für Männer320 Die bescheidene Herkunft und die Musikalität beider dürften Stefan veranlasst haben, seine unveröffentlichten musisch-literarischen Werke dem Kärntner Liederfürsten Thomas Koschat anzuvertrauen.

4.2 Stefan ein Nachlass Baumeister in der Ortschaft Eberndorf

Der Nachlass von Stefan bewirkt, dass in Eberndorf in Kärnten drei Häuser gebaut werden: das Wohnhaus beim kleinbäuerlichen Anwesen vulgo Skrutel, das Kaffeehaus Hobel, wobei Barbara Hobel eine geborene Stefan ist und das Haus der Schmiede Kurath . Alexius Stefan Vater von Josef Stefan wächst bei der „Stefanhube“ in der Ortschaft Lanzendorf auf. Der Ort Lanzendorf gehört zum Pfarrsprengel St. Kanzian.

Abbildung 25: Das Eltern-Wohnhaus meiner Mutter in den 1930er Jahren fotografiert, am Kreuzberglweg in der Pfarre Eberndorf. Das Haus wird an das kleinbäuerliche Anwesen der „Skrutlkeusche“ aus dem Nachlass von Josef Stefan dazu gebaut. Ich verbringe hier bei meiner Tante viele Zeit meiner Ferien. Der Physiker Josef Stefan 1835-1893 ist ein Cousin 4. Grades von mir. Der Urgroßvater Simon Jarz aus Eberndorf ist ein unehelicher Sohn des Taglöhners Michael Stefan in Lanzendorf, Pfarre St. Kanzian. Diese Stefans stammen von der „Stefanhube“ in Lanzendorf ab. Mein UrUrgroßvater Michael Stefan ist ein Onkel und der Urgroßvater Simon Jarz ist ein Cousin des Kärntner Physikers Josef Stefan, der weder Kinder noch Geschwister und überhaupt wenig Verwandte hat. Im Nachlass wird die Cousinebene von Josef Stefan bedacht. Der Nachlass und ein etwaiges Testament existiert nicht mehr. Es gibt dieses weder am zuständigen Bezirksgericht Alsergrund, Wiener Landes- und Stadtarchiv und auch nicht im Staatsarchiv. Seine einzige Ehe am Lebensende mit der Haushälterin eine Witwe eines Eisenbahnbeamten aus Friesach in Kärnten dauert nur ein gutes Jahr.321

Josef Stefan hat in den ersten Studienjahren an der Universität Wien fragmentarische schriftliche Selbstzeugnisse hinterlassen. Stefan macht Tagebucheintragungen über sein angestrebtes wissenschaftliches Fortkommen. Er beschreibt seine Erlebnisse in der Studien- und Ferienzeit. Stefan studiert an der Universität Wien während des Studienjahres sehr fleißig. Die Ferien im Sommer verbringt er ausreichend bei seinen Eltern in Kärnten. Die Eltern führen eine harmonische Ehe und Stefan fühlt sich bei diesen zu Hause sehr wohl. Der Gegensatz zwischen der Kaiserstadt Wien als mitteleuropäische Metropole und der Heimat Kärnten wird für den Studenten Stefan immer spürbarer. Er schreibt in seinen Aufzeichnungen vor Beendigung seines Studiums mit der Habilitation im Jahre 1858.322:

„Bin zu Hause recht lustig gewesen, weil Kärnten mein Augapfel. Haben auch die Eltern Freude gehabt mit mir, weil ich gar so anspruchslos gewesen, so einfach und gutmüthig, wie sie gesagt. Bin auch in Ferlach wieder gewesen und im Rosenthale an mehr Orten und auch im Bären- und Bodenthale und habe mich erbaut an der großartigen Natur des lieben Vaterlandes. […] Musste dann ein schweres Herz mit herausnehmen nach Wien und hier mich wieder gewöhnen an die Einsamkeit und vergessen auf Sang und Lust. Hatte mich auch schwer nur wieder eingelebt in das Treiben und Getrieben werden, möchte es auch jetzt noch gerne anders haben“.323

Josef Stefan gedenkt zeitlebens verehrend seiner Eltern und er ist stets in Liebe mit dem Heimatland Kärnten verbunden.324 Der Geologe Eduard Suess ein Wegbegleiter Stefans an der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Eduard Suess schreibt in einem Bericht der Akademie der Wissenschaften zum frühen Ableben im Jahre 1893: Stefan hängt mit einer großen Innigkeit an seinen Eltern und er besucht diese solange diese leben alljährlich in den Ferien in Klagenfurt. Er versucht dadurch auch der unpersönlichen Großstadt Wien etwas zu entfliehen.325

„Die harten Zeiten der frühen Jugend und sein eiserner Fleiss brachten eine Läuterung des ganzen inneren Wesens seiner Persönlichkeit herbei, welche, je näher die Berührung war, umso deutlicher und umso fesselnder sich bemerkbar machte. Stefan war von großer Schweigsamkeit und hat stets die Zurückgezogenheit geliebt“.326

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 26: Der Geologe und Generalsekretär der Akademie der Wissenschaften Eduard Sues, verabschiedet sich nach dem Tod des verdienstvollen Vizepräsidenten der Akademie vom Physikforscher Josef Stefan würdig, in schriftlicher Form.327

Stefan beklagt in seinen Tagebuchaufzeichnungen, dass in dieser Zeit so manche Bekanntschaft gegeben ist, aber an echten Freunden fehlt es allerdings sehr. Ich versuche es inzwischen selbst im Hochdeutschen, in der mir früher vorgezeichneten literarischen Laufbahn. Das Literarische sollte sich doch ursprünglich nur auf das slowenische beschränken. Stefan schreibt, dass er im Sommer des Jahres 1957 in Kärnten eine sehr fröhliche Zeit verbracht zu haben. Die Eltern haben mit mir eine große Freude, weil ich sehr anspruchslos bin. Ich war so einfach und so gutmütig. Im seinem Tagebuchfragment hält er fest:

„Hab auch die erste größere Fußreise unternommen von Judenburg über den Zirbitzkogel nach Hüttenberg, von da durch den Knappenberg in die Lölling, von da über die Saualpe nach Wolfsberg und über Griffen und Völkermarkt nach Hause“.328

Josef Stefan schreibt am 6. Oktober 1859, die Studien einschließlich der Habilitation habe ich bereits abgeschlossen. Es gibt für mich momentan keine Möglichkeit wissenschaftlich zu arbeiten. Es mangelt bei mir auch an einem dichterischen Eifer. Es ist schlimm, wenn jemand wissenschaftlich arbeiten will, dieser Wunsch kann aber nicht umgesetzt werden. Der Drang zum wissenschaftlichen Arbeiten ist bei Stefan schon früh erwacht und ist bei ihm schon lange lebendig. Die dichterische Ader in seinem Leben hat Johann Wolfgang Goethe 1749-1832 mit seinem autobiographischen Werk „Dichtung und Wahrheit“ geweckt. Stefan ist von diesem Werk Goethes sehr angetan. Stefan hat mit einem großem Interesse und Eifer diesen Text in sich aufgesogen. Er bedauert es, dass in Wien nicht eine solche Gesellschaft gefunden werden kann, wie Goethe diese in Leipzig oder Straßburg vorfindet. Johann Wolfgang Goethe führt Josef Stefan zur Literatur. Stefan ist auch von Adalbert Stifter 1805-1868, einem Dichter des Biedermeier angetan. Stifter beeindruckt mit der Sehnsucht nach einem stillen Familienglück und nach Berg und „Thal“. Der enorme Wissenschaftsdrang verlangt für Stefan eine rauschende Stadt.329 Im Winter 1857/58 hat auch er seine „slavischen“ Studien beendet. Damit werden Stefans Tätigkeiten auf diesem Gebiet ganz beendet und er entsagt sich nun endgültig dem Gebiet der heimischen Literatur,

„ich schuf nichts und beachtete auch nichts von dem geschaffenen, zum Theile war es lächerlicher Stolz, indem ich in der Wissenschaft Ruhm zu suchen es allein für werth befand, zum Theil war es die Überzeugung, daß mich eine solche Beschäftigung von dem eigentlichen Thema meines Studiums und dem wenigsten eingebildeten Zweck meines Lebens zu weit seitwärts führt. Doch will ich keineswegs für immer von diesem Felde Abschied genommen haben“.330

Josef Stefan lebt in Wien einfach und zurückgezogen und er spricht kaum etwas Privates und wird zu einem verschlossenen Mensch. Er tritt kaum bei öffentlichen gesellschaftlichen Anlässen auf. Stefan ist es unangenehm in der Zeitungs-Presse genannt zu werden. Bei der wissenschaftlichen Arbeit findet er seine ganze Erfüllung und er widmet sein weiteres Leben der Forschung und Lehre. Stefan meidet den gesellschaftlichen Verkehr und findet dadurch viel Muse für die beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten. Er bringt dadurch sein äußerst reichhaltiges und vielfältiges wissenschaftliches Werk zustande. Es scheint so zu sein, dass Stefan seine bescheidene und einfache Herkunft nicht verleugnen kann und auch nicht will. Stefan findet sich in der Gesellschaft von engeren Kärntner Landsleuten im Allgemeinen sehr wohl. Die Wiener Großstadtgesellschaft behagt diesen bescheidenen und einfachen Menschen nicht besonders.331

„Viele Jahre scheint er schwer an einem unlösbaren Geschick getragen zu haben, worüber er übrigens nie ein Wort verlor. Erst im vorigen Jahr[1892] sollte er finden, was er vielleicht sein ganzes Leben vermisste, eine ihm treu und liebevoll ergebene Lebensgefährtin. Leider war es ihm nicht vergönnt, sich lange des Glückes zu erfreuen, welches ihn ganz zu verwandeln schien. Er lachte, scherzte und war witzig, wie ihn vorher niemand sah. […] Seine Frau hat ihm in der kurzen Zeit der Ehe die letzten Tage des Lebens verklärt und ihm mit Aufopferung bis zum letzten Atemzuge gepflegt. […] So ist den mit ihm nicht nur einer der hervorragendsten Geisteshelden, sondern auch ein edel veranlagter Mensch für immer dahin gegangen“.332

Das Jahr 1891 bringt für Stefan eine wohltuende Umkehr in seinem privaten Leben. Er wird wieder lebhaft, lacht und macht Späße, was vorher bei ihm nicht beobachtet werden kann. Doch diese freundliche Zeit seines Lebens währt nicht lange.333

4.3 Stefans Namen an der neuen Grabstätte im Zentralfriedhof Wien nicht mehr sichtbar

Dem „Partezettel“ kann entnommen werden, dass Josef Stefan mit den Sterbesakramenten versehen, am 7. Jänner 1893 nach einem kurzem schmerzvollem Leiden, um ein Uhr mittags, ruhig und sanft entschlafen ist.334 Die Votivkirche am Alsergrund im III. Stadtbezirk ist vornehmlich eine Pfarrkirche bis in die Gegenwart. Dies ist auch der zuständige Pfarrsprengel von Josef Stefan. Der wissenschaftliche Physik-Forscher Josef Stefan arbeitet und wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Votivkirche in der Türkenstraße 3.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 27: Der Totenzettel anlässlich des Ablebens des Physikers Josef Stefan verfasst von seiner Kurzzeit-Ehefrau Marie Stefan.

„Im Totenbeschauprotokoll ist Dr. Josef Stefan wie folgt bezeichnet: Dr. Josef Stefan, gestorben 7. Jänner 1893; k. k. Hofrat und o. ö. Universitätsprofessor, 58 Jahre, geboren in St. Peter - Kärnten“.335

Zum Personenstand und Religion wird bei Stefan „verheiratet“ und „katholisch“ angeführt.336 In der Zeit von 1875 bis 1913 wirken und studieren namhafte Physiker in den Physikinstituten der Türkenstraße. Die Votivkirche ene prächtige gotische Kirche wird aus Dank gebaut, da Kaiser Joseph I. am 18. Februar 1853 ein Attentat des fanatischen Ungarn Johann Libeny übersteht.337

„Marie Stefan, verwitwete Neumann, gibt in ihrem eigenen und im Namen der Unterzeichneten die tiefbetrübende Nachricht von dem Hinscheiden ihres theuren, edlen Gatten, bzw. [Stief-] Vaters, [Stief-] Schwieger- und [Stief-] Großvaters, des Hochwohlgeborenen Herrn Dr. Josef Stefan. […] Die irdische Hülle des theuren Verblichenen wird am Montag den 9. dieses Monats , präcise 3 Uhr nachmittags, vom Trauerhause: 9. Bez., Türkenstraße Nr. 3, in die Votivkirche, Heilandskirche geführt, daselbst feierlich eingesegnet und sodann auf dem Central-Friedhofe im eigenen Grabe zur ewigen Ruhe bestattet werden. Die heil. Seelenmesse wird den 10. d. M., um 9 Uhr vormittags, in obengenannter Pfarrkirche gelesen werden. Wien am 7. Jänner 1893. Theodor Rohm, Marie Rohm geb. Neumann, Walther und Erwin Roh“.338

Die Ehefrau von Josef Stefan errichtet nach eigenen Angaben am Wiener Zentralfriedhof ein bescheidenes Einzelgrab, wobei dieses mit einem Relief geschmückt wird. Dieses Grab befindet sich in der Gruppe 46 mit Erweiterung D, Reihe 1, Grab Nummer 30. Das Grab wird derzeit 1958 von Josef Stefans [Stief-] Enkelin Aloisia Rohm, so gut wie möglich im Stande gehalten. Aloisia Rohm geboren 1897 wird in dieser Grabstätte an 11. April 1969 mit 72 Jahren beerdigt.339 Die Beerdigung von Rudolf Munk geboren 1907 erfolgt mit 75 Jahren am 2. Juni 1982. Die letzte Bestattung erfolgt am 28. Februar 1995 durch den 75-jährigen Rudolfine Munk.340

„Im Jahre 1891 verehelichte sich Stefan zu Friesach in Kärnthen mit Frau Marie Neumann, Witwe des Staatsbahn-Inspectors Adolf Neumann, und diese Ehe ist ihm eine Quelle späten und kurzen, aber, wie aus der Veränderung seines ganzen Wesens sich ergab, überaus tiefen und innigen Familienglückes geworden. […] Am 18. December 1892, bei dem Besuch eines Freundes, wurde er im fremden Hause von einem Schlaganfall niedergestreckt. Die ersehnten Weihnachten brachte er in Bewusstlosigkeit zu und am 7. Jänner entschlief er für immer“.341

Josef Stefan hat weder Kinder noch Geschwister. Seine Kurzzeit-Ehefrau Maria Karoline Stefan stammt aus Friesach in Kärnten. Maria Stefan wird im Jahre 1929 im hohen Alter von 90 Jahren in diesem Grab beerdigt. Die im Jahre 1897 geborene [Stief-] Enkelin Aloisia Rohm von Josef Stefan findet im Alter von 72 Jahren ebenfalls hier ihre Ruhestätte. Das Grabnutzungsrecht auf Friedhofsdauer ist seit dem Tode Josef Stefans gegeben. In der Friedhofsverwaltung ist die Grabstelle als Familiengrab Stefan-Munk festgehalten. Auf der neuen aufwendigen gestalteten Ruhestätte ist nur mehr die Familie Munk eingemeißelt. Der Name dieses großen Kärntner Gelehrten Josef Stefan ist somit sichtbar am Grab verschwunden.342

Einem Schriftstück im Archiv der Universität Wien aufliegend, kann folgendes entnommen werden: der Geschichteprofessor an der Universität Graz Walter Höflechner wendet sich am 27. Februar 2008 schriftlich an den Leiter des Archivs der Universität Wien Kurt Mühlberger mit der Äußerung,

„wenn ich mich recht erinnere hat er ja [Josef Stefan] in späteren Jahren seine `Haushälterin´ geheiratet“.343

Der Wiener Zentralfriedhof wird um 1870 von einem Gartenarchitekt geplant. Die Einweihung des Friedhofes erfolgt am 30. Oktober 1874, wobei dieser bis 1921 sieben Mal erweitert wird.344 Einem Schreiben aufgrund meiner Anfrage an den „Info-Point“ des Wiener Zentralfriedhofes wird folgendes entnommen: das Familiengrab „Stefan-Munk“ ist auch weiterhin auf „Friedhofdauer“ bezahlt. Am neuen Grabstein sind „nur“ die Namen Rudolf und Rudolfine Munk eingemeißelt.345

„Infolge seiner hohen Stellung [Josef Stefan] in der Wissenschaft, seine Bedeutung als Lehrer und seines edlen Charakters stand Stefan bei seinen Collegen in großem Ansehen und besaß die ungeteilte Liebe und Verehrung aller seiner Schüler“.346

Josef Stefan war ein schlichter und wohlwollender Mensch. Er hielt sich vom alltäglichen politischen und gesellschaftlichen Leben fern. Stefan widmet seine ganze Kraft der wissenschaftlichen Forschung und dem universitären Lehramte. Als Forscher stellt Stefan sich mit einer langen Reihe glänzender Arbeiten aus unterschiedlichen Gebieten der Physik, unter die hervorragendsten Vertreter dieser Wissenschaft in seiner Zeit. In der akademischen Lehre steht Stefan wohl unübertroffen da. Die Vorlesungen Stefans sind durch Klarheit und einfacher Gestaltung und ihrem reichen Inhalt zu Meisterwerken geworden.347

Das ehemalige Bezirksgericht Alsergrund hat dem Stadt- und Landesarchiv Wien keine Akten übergeben. Es ist weder eine Verlassenschaft Abhandlung noch ein Testament von Josef Stefan erhalten geblieben. Auch ein Nachlass als solcher ist von Stefan nicht vorhanden.348

4.4 Stefan und die Gedenktafel Enthüllung auf Initiative der Kärntner Landsmannschaft am Geburtsort in St. Peter

Der 100. Geburtstag von Josef Stefan am 24. März 1935 wird unter wesentlicher Initiative des Traditionsvereines „Die Kärntner Landsmannschaft“ gestaltet. Eine Gedenktafel wird beim Geburtsort der einfachen ebenerdigen „Franzlkeusche“, einem Nebengebäude der Landwirtschaft Geiger vulgo Franzl, befestigt. Das Geburtshaus Stefans liegt im östlichen Grenzbereich der Katastralgemeinde St. Ruprecht an der Ebenthaler-Lindenallee, die zum Schloss Ebenthal führt. Im zu Ende gehenden Zweiten Weltkrieg wird durch Bombenangriffe der Alliierten das Geburtshaus von Josef Stefan zerstört. Die Gedenktafel kann wie ein Wunder völlig unversehrt unter dem Trümmerhaufen wieder gefunden werden. Am einstöckig vergrößerten Neubau des Geburtshauses wird durch Hindernisse die Gedenktafel erst im Jahre 1953 in der Ebenthalerstraße Nr. 88 wieder angebracht.349

Eine große Wertschätzung erfährt der Physik-Gelehrte Stefan durch den Traditionsverein „ Kärntner Landsmannschaft“. Der Höhepunkt der Besinnung an Stefan ist die von der Kärntner Landsmannschaft organisierte Enthüllung der Gedenktafel. Die Gedenkfeier erfolgt aus Anlass des 100. Geburtstages von Stefan am 24. März 1935. Die Feier erfolgt vor dem Geburtsort der einfachen und ebenerdigen „Franzlkeusche“ in der Katastralgemeinde St. Ruprecht, am südlichen Rande der Ortschaft St. Peter bei Klagenfurt. Die Wiener Universität stiftet für ihren großen Sohn die Gedenktafel. Der Gedenkfeier wohnen viel Prominenz des öffentlichen Lebens Klagenfurts und Kärntens bei. Auch viele Vertreter des Schulbereichs sind anwesend. In Vertretung der Universität Wien erscheinen die Professoren Gustav Jäger und Hans Thirring, wobei letzterer ein anerkannter Physik-Professor die Festrede bei der Enthüllung der Gedenktafel für den Physiker Stefan hält. Zu dieser Zeit existiert noch die ebenerdige Geburtskeusche an der Ebenthaler Allee.350

Hans Thirring 1888-1976 studiert Physik an der Universität Wien. Die Vorlesungen von Friedrich Hasenöhrl interessieren den Studenten so sehr, dass Thirring die theoretische Physik bald in den Mittelpunkt seiner Studien stellt. Hans Thirring wird Assistent beim Physiktheoretiker Hasenöhrl am Institut für Theoretische Physik. Erwin Schrödinger ein Nobelpreisträger der Physik animiert Thirring, sich durch theoretische Untersuchungen über die spezifische Wärme von Kristallen zu habilitieren.

Abbildung 28: Der pazifistisch eingestellte theoretische Physiker Hans Thirring links, hält zur Enthüllung der Gedenktafel am 24. März 1935 in Vertretung der Universität Wien die Festansprache. Diese findet vor dem Geburtsort Josef Stefans an der Lindenalle in der Ebenthalerstraße, südlich der Ortschaft St. Peter statt. Stefans Schüler Gustav Jäger ein emeritierter Physikprofessor der Universität ist ebenfalls bei der Gedenkveranstaltung anwesend.351

Hans Thirring ein friedensbewegter Mensch wird durch die Nationalsozialisten in den Ruhestand zwangsversetzt, allerding wird dieser nach dem Zweiten Weltkrieg wieder reaktiviert.352 Gustav Jäger 1865-1938 studiert Physik, Mathematik und Philosophie an der Universität Wien. Josef Stefan und Josef Loschmidt sind Lehrer von Gustav Jäger. Dieser wird Assistent bei Professor der mathematischen Physik und dem Direktor des Physikalischen Instituts Josef Stefan. Friedrich Hasenöhrl fällt als Soldat im Ersten Weltkrieg, daher wird Jäger vorübergehend Ordinarius für Theoretische Physik an der Fakultät für Philosophie der Universität Wien. Aufgrund seines herzlichen und angenehmen Wesens ist Gustav Jäger überall gesellschaftlich beliebt, aber auch ein allseits geschätzter Hochschullehrer.353

Der Besitzer der „Franzlkeusche“ Landwirt Franz Geiger vulgo Franzl baut das Kriegsbomben zerstörte kleine Haus, vergrößert und einstöckig um. Die Gedenktafel wird unmittelbar nach dem Krieg nicht am Geburtshaus angebracht. Das Fehlen der Gedenktafel fehlt dem aufmerksamen und pensionierten Gewerbeschuldirektor Karl Treven auf. Dieser tritt in einem Schreiben von 26. Mai 1949 mit einer Bitte an die Kärntner Landmannschaft, die Gedenktafel für Josef Stefan wieder anzubringen.

„Auf dem Haus ist nun ein Stockwerk aufgesetzt worden und die Gedenktafel ist verschwunden. Es wird angeregt Nachforschungen über den Verbleib der Tafel zu pflegen und dafür zu sorgen, dass sie wieder an ihren Platz zurückkommt“.354

Die Nachforschungen der Kärntner Landsmannschaft ergeben, dass der Hausbesitzer nach wie vor die Familie Geiger ist, nämlich der Landwirt Franz Geiger. Durch einen Bombenangriff wird die Keusche schwer beschädigt, allerdings bleiben die Gedenktafel und dieser Bereich des kleinen Gebäudes wie ein Wunder unversehrt. Die Gedenktafel wird abgenommen und sollte nach dem Wiederaufbau an der alten Stelle wieder angebracht werden. In einem Antwortbrief teilt die Kärntner Landsmannschaft dem Gewerbeschuldirektor Karl Treven mit, dass diese die Anbringung der Gedenktafel im Auge zu behalten wird.355 Ein Funktionär der Kärntner Landsmannschaft schreibt am 8. August 1953 dem Landwirt Franz Geiger mit.

Abbildung 29: Stefans Geburtshaus heute, die renovierte und erweiterte „Franzlkeusche“ wird im Jahre 1835 zum 100. Geburtstag im katholischen Ständestaat mit einer Gedenktafel versehen.356

„Es kommen fortwährend Leute zur `Kärntner Landsmannschaft´ und beschweren sich, dass diese Gedenktafel noch immer nicht angebracht wurde, obzwar das Haus wieder aufgebaut wurde. Ich bitte Dich daher, damit diese Tafel geordnet wird, diese Gedenktafel ehestens an deinem Hause anbringen zu lassen. Damit Dir nicht welche Auslagen erwachsen, ist die `Kärntner Landsmannschaft` bereit, die anlaufenden Kosten für die Anbringung der Tafel zu bezahlen“.357

Es wird der Eindruck gewonnen, dass der Hausbesitzer Franz Geiger vulgo Franzl an einer Wiederanbringung der Gedenktafel eigentlich gar nicht interessiert ist. Die Gedenktafel für Josef Stefan wird durch Hindernisse erst im Jahre 1953 am Geburtshaus wieder angebracht.

„Im Einvernehmen mit dem damaligen Besitzer Franz Geiger vulgo Franzl und den `Erben` Josef Stefans der Familie Jandl aus St. Ruprecht, wurde über Initiative der Kärntner Landsmannschaft die Tafel wieder angebracht“.358

In den nächsten Jahren wird die Gedenktafel witterungsbedingt stark mitgenommen, dadurch sollte eine Restaurierung erfolgen. Diese Gedenktafel wird 1976 durch Initiative der Kärntner Landsmannschaft zum Gedenkjahr 1000 Jahre selbständiges Herzogtum Kärnten auf Hochglanz gebracht, damit sich diese des großen Kärntner Sohnes würdig erweist. Mit Wirkungsbeginn am 17. 3. 1955 geht das Eigentum von der Realität „Franzl in St. Ruprecht“ von der Landwirtsfamilie Geiger, die seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert dieses Anwesen besitzt, je zur Hälfte zu Maria Robitsch geborene Geiger und Jakob Robitsch über. Die Hälfte des Besitzes von Frau Maria Robitsch geht am 17. 10. 1977 zu Jakob Robitsch über.359 Der jetzige 1953 geborene Besitzer des Geburtshauses Jakob Robitsch, hat erfreulicherweise ein ausgesprochen wohlwollendes Interesse an der Gedenktafel für Stefan. Dieser große Sohn der Kärntner Heimat, verbringt seine Kindheit im Bereich der Ebenthaler-Lindenalle.360

Abbildung 30: Briefmarke links der österreichischen Post anlässlich des 150. Geburtstages von Josef Stefan. Briefmarke rechts der slowenischen Post zum 100. Todestag von Stefan rechts.361

Josef Stefan ist noch so etwas wie ein physikalisch klassisch forschender Enzyklopädist. Die fachliche Spezialisierung wird zunehmend wichtiger. Stefan hat auf verschiedenen Gebieten der Physik Experimente durchgeführt. Er hat oft die entsprechenden Apparate selbst dafür gebaut. Der Erkenntnisgewinn durch physikalische Experimente und die daraus gewonnenen Gesetzmäßigkeiten werden von Stefan auch mathematisch formuliert. Das Strahlengesetz Stefans hat in der Thermodynamik eine große wissenschaftliche Bedeutung erlangt. Sein Schüler Boltzmann hat dazu ergänzend theoretisch-mathematische formuliert. Das als Stefan-Boltzmann bezeichnete Wärmestrahlungsgesetz nimmt in der Thermodynamik einen gebührenden Platz ein. Stefan ist einer der letzten großen Vertreter der klassischen Physik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Die moderne Physik nimmt im Makrobereich durch die Relativitätstheorie eines Albert Einstein an Bedeutung zu. In Gegensatz dazu wird im Mikrobereich die Quantenphysik durch Max Planck entwickelt. Die moderne Physik wird dadurch mit ganz anderen Vorstellungen in Verbindung gebracht. Die Gesetzmäßigkeiten der klassischen Physik werden zu Wahrscheinlichkeiten und Zufälligkeiten in der modernen Physik des 20. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der klassischen Physik haben nach wie vor auch ihre Gültigkeit.

4.5 Stefan und die Verehrung durch Slowenen wegen dessen vielen muttersprachlichen Publikationen als junger Mensch

Josef Stefan wird als Lehrer an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien von Studenten aus Slowenien sehr verehrt. Die Universität Wien ist damals eine Zentraluniversität der Habsburgermonarchie. Stefan fragt oft seinen slowenischen Studenten wie es mit der Heimat wohl geht. Stefan wird nach der Revolution 1848 als Zeichen des Bewusstwerden seines Volkes, verfasst mit nationaler Begeisterung etliche slowenische Lyrik und populärwissenschaftliche Texte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 31: Stefan schreibt als Gymnasiast in Klagenfurt und als Student in Wien viele slowenische Gedichte und populärwissenschaftliche Texte. Daher verehren die Slowenen Josef Stefan sehr. Diese Plastik wird nach dem Zweiten Weltkrieg vor dem „Institut Josip Stefan“ in Laibach angebracht.362

Mit dem Aufkommen des Nationalismus und des Parlamentarismus zieht sich Stefan zunehmend von der Öffentlichkeit zurück. Der Nationalismus bringt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert zunehmend eine Spaltung der „einerlei“ Kärntner Bevölkerung in „Deutsche“ und „Slowenen“. Nach einer Phase des Liberalismus, bestärkt durch die aufgeklärte Revolution kommt es zu einer politischen Spaltung in „Deutschnationale“, „Christlich-soziale“ und „Sozialdemokraten“. Stefan zieht sich in seinen drei letzten Lebensjahrzehnten von politischen und sprachlich-ethnischen öffentlichen Äußerungen vollkommen zurück.

Jožef Stefan Institut

Das Josef Stefan Institut ist die größte Forschungsinstitution der Republik Slowenien. Dieses Institut deckt eine große Bandbreite von Grundlagen- wie auch angewandter Forschung ab, wobei die Schwerpunkte die Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften sind. Diese Forschungseinrichtung wird ursprünglich im Jahre 1949 als Institut für Physik innerhalb der Akademie der Wissenschaften gegründet. Dieses Institut gehört in der Gegenwart zu den forschenden wissenschaftlichen Aushängeschildern Sloweniens. In den letzten Jahrzehnten sind aus diesem Institut eine Reihe bedeutender Institutionen hervorgegangen.

5 Zeittafel

1804

Geburt des Vaters, des Müllergehilfen Alexius Stefan.

1815

Geburt der Mutter, der Magd Maria Startinick.

1835

24. März Geburt von Josef Stefan.

1841-1845

Besuch der Normal- Hauptschule in Klagenfurt-Stadt.

1844

25. August Heirat der Eltern Maria Startinik und Alexius Stefan.

1845-1853

Besuch des Gymnasiums der Benediktiner in Klagenfurt.

1847

Gründung der Akademie der Wissenschaften in Wien, wo Stefan ein aktiver Funktionär wird.

1848

Anton Janežič und Matthias Meyer und eine zunehmende nationale Bewusstwerdung der Slowenen.

1849

Gymnasial- und Universitätsreform unter dem Unterrichtsminister Leo Graf Thun–Hohenstein 1849 – 1860.

Reorganisation der Gymnasien und Realschulen in Österreich durch Ministerialrat Franz Exner, Gymnasiallehrer Hermann Bonitz und anderen Fachleuten.

Reorganisation der Universitäten und die Institutionalisierung von Hochschulen und Akademien.

Gründung des „Physikalischen Instituts“ an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.

Gründung mit Mitschülern eines literarischen Kreises.

1850

Christian Doppler Gründungs-Direktor des Physikalischen Instituts.

Veröffentlicht erste slowenische Gedichte.

Interesse an der Altphilologie wie Latein und Griechisch, Musik und Literatur, Mathematik und Physik.

Karel Robida ein kritisches Vorbild als Physiklehrer und Benediktinerpater.

1852

Autodidaktisches Studium als Gymnasiast von Lehrbüchern der Physik.

Weiterhin an der Oberstufe literarisch tätig.

1852-1858

Publizieren von vielen slowenischen Gedichten und populärwissenschaftlichen Artikeln

1853

Matura mit Auszeichnung als Primus am k. k. Staatsgymnasium in Klagenfurt.

Lehramtsstudium der Mathematik und Physik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.

1854

Lehrer an der Universität sind insbesondere Franz Moth und August Kunzek.

1855

Lehrer sind auch Josef Petzval, Josef Grailich und Andreas Ettingshausen.

1857

Lehramtsprüfung in den Unterrichtsfächern Mathematik und Physik.

Berichtet am 4. Juni über die „Land- und Forstwirtschaftsausstellung“ in Wien.

Erstes Rigorosum am 9. Juli in den Fachbereichen Mathematik und Physik.

Veröffentlicht erste Abhandlung in den Poggendorffs Annalen der Physik.

Erster Vortrag am 10. Dezember „Absorption der Gase“ bei einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften.

1858

Zweites Rigorosum am 4. Februar in der Philosophie.

Drittes Rigorosum am 10. Juni in Allgemeiner und Österreichischer Geschichte.

Promotion am 18. Juni zum Doktor der Philosophie.

Habilitation zum Privatdozenten für mathematische Physik.

Erste Stelle als Reallehrer an der Ober-Realschule am Bauernmarkt.

Gemeinsame Arbeit mit Carl Ludwig über den „ Druck im fließenden Wasser“.

Literarische Tätigkeiten werden überraschend abgebrochen.

Slowenische Veröffentlichungen finden nicht mehr statt.

1860

Mit 25 Jahren bereits korrespondierendes Mitglied der Akademie

1863

Ordentlicher Professor für höhere Mathematik und Physik an der Universität.

Bestellung zum Direktor-Stellvertreter am Physikalischen Institut.

Mutter Maria Stefan stirbt am 23. Oktober mit 48 Jahren.

1865

Ignaz-Lieben-Preis am 27. April erstmals an Stefan verliehen.

20. Juni wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.

1866

1. Oktober zum Direktor des Physikalischen Instituts bestellt.

1869

Mitbegründer der Chemisch-physikalischen Gesellschaft Wien.

1869/70

Ehren-Funktion eines Dekans an der Fakultät für Philosophie der Universität Wien.

1869-1892

Publiziert im Bereich der theoretischen und der praktischen Elektrotechnik

1876/77

Ehren-Funktion eines Rektors an der Universität Wien.

1872

Vater Alexius Stefan stirbt am 8. Dezember mit 68 Jahren.

1875-1885

Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie.

1879

Experimentelle und mathematische Bestimmung des „Strahlungsgesetzes“.

1881

Erste Elektrotechnische Ausstellung findet in Paris statt.

1883-1885

Erster Präsident des Elektrotechnischen Vereins in Wien.

1883

Präsident der technisch-wissenschaftlichen Kommission der Internationalen Elektrischen Ausstellung in Wien.

1884

Boltzmann formuliert mathematisch ergänzend das Stefan Strahlungsgesetz.

1885

Präsident der internationalen Stimmtonkonferenz in Wien.

14. Juni Vizepräsident der Akademie bis zum Lebensende, erlebt vorgesehene Präsidentschaft nicht.

1892

Ehelicht Marie Neumann Witwe eines Staatseisenbahn-Beamten in Friesach.

1893

Gehirnschlag am 19. Dezember und erlangt nicht mehr das Bewusstsein.

7. Jänner stirbt Stefan an der Brightschen Krankheit, einer tödlichen Nierenerkrankung.

Stefan wird am Wiener Zentralfriedhof begraben, mit Nutzung der Ruhestätte bis zum Friedhofsende. Kurzzeit-Witwe bringt im einfachen Grab ein Relief an.

Die Ruhestätte ist heute aufwendig und Gruft ähnlich, mit der Grabstein-Aufschrift Rudolf und Josefine Munk, gestaltet. Der Name Josef Stefan ist in der neuen Grabgestaltung nicht mehr angebracht, obwohl eine Benützung seit 1893 auf Friedhofsdauer gegeben ist.

1895

Ludwig Boltzmann hält als Schüler Stefans bei der Enthüllung des würdigen Stefan-Denkmals eine eindrucksvolle Rede. Dieses Denkmal wird von seinen Verehrern gespendet. Es befindet sich im Arkadenhof der Säulenhalle der Universität Wien.

1935

Hermann Thirrings Rede findet bei der Gedenktafel-Enthüllung am Geburtshaus von Josef Stefan statt. Bei dieser Gedenkfeier sind viele Menschen des öffentlichen Lebens versammelt. Ein noch lebender Schüler Stefans, der emeritierte Universitätsprofessor Gustav Jäger ist auch zugegegen.

6 Quellen- und Literaturverzeichnis

6.1 Ungedruckte Quellen

Archiv der Diözese Gurk

Pfarrarchiv Klagenfurt – St. Lorenzen, Hs. 5, fol. 54.

Parrarchiv Klagenfurt – St. Egid, Hs. 31, fol. 244.

Stadt- und Landesarchiv Wien

Totenbeschreibamt, B1 – Totenbeschauprotokolle, Bd. 465, fol. 530.

Nachlässe und private Sammlungen.

Archiv der Universität Wien

Josef Stefan

Philosophischer Dekanatsakt 1892/93: Personalakt.

Prüfungsprotokoll.

Feierliche Inauguration 1892/93 an der Universität.

Landesarchiv Kärnten

Franziszeischer Kataster

Faszikel 72127 / K 322: Klagenfurt-St. Peter.

Faszikel 72127 / K 183: Klagenfurt.

Faszikel 72175 / K 385: St. Ruprecht bei Klagenfurt.

Grundbuchauszug- Katastralgemeinden

St. Peter bei Ebenthal, Gerichtsbezirk Klagenfurt.

Eberndorf, Gerichtsbezirk Eberndorf.

Grabelsdorf, Gerichtsbezirk Eberndorf.

St. Ruprecht, Gerichtsbezirk Klagenfurt.

Kärntner Landtafel

Rathausgrundstücke, Katastralgemeinde und Gerichtsbezirk Klagenfurt.

Boltzmann, Ludwig 1884: Ableitung des Stefan-Gesetzes betreffend die Abhängigkeit der Wärmestrahlung von der Temperatur aus der elektromagnetischen Lichttheorie, 4 Seiten.

Stefan, Josef 1879: Über die Beziehung von Wärmestrahlung und Temperatur, 38 Seiten.

6.2 Gedruckte Quellen

Dörte, Gernert 1993( Hrsg.): Österreichische Volksschulgesetzgebung. Gesetze für das niedere Bildungswesen 1774-1905. Köln / Weimar / Wien:

Allgemeine Schulordnung, für die deutschen Normal– Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen Königl. Kaiserl. Erbländern 1774. Wien, S. 1-58.

Politische Verfassung der deutschen Schulen in der k. auch k. k. deutschen Erbstaaten 1806. Wien, S. 71-439.

Stefan, Josef

1902

Aufzeichnungen. In: Ivan Subic: Dr. Josip Stefan. Ljubljana.

Fragmente von Tagebuchaufzeichnungen in deutscher und slowenischer Sprache, Universitätsbibliothek Laibach.

1879: Über die Beziehung zwischen der Wärmestrahlung und der Temperatur, vorgelegt als wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.

1857: Allgemeine Gleichungen für oszillierende Bewegungen. In: Poggendorfer Annalen, Band 102.

Kärntner Landsmannschaft

1953: Brief an Franz Geiger. In: Kärntner Landesarchiv.

1949: Brief an Karl Treven. In: Kärntner Landesarchiv.

Partezettel: Tod von Josef Stefan. In: Archiv der Akademie der Wissenschaften

Programme des k. k. Staatsgymnasium zu Klagenfurt. Am Schlusse des Schuljahres 1851, 1853, 1856. Klagenfurt

Treven, Karl 1949: Brief an die Kärntner Landsmannschaft. In: Kärntner Landesarchiv.

6.3 Zeitgenössische Literatur

Herz, Norbert 1901: Die Fortschritte der Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert. Wien.

Jäger, Gustav 1908: Josef Stefan, In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 54, Leipzig.

Lechner, Alfred 1915: Geschichte der Technischen Hochschule in Wien 1815-1915. Wien.

Boltzmann, Ludwig

1895: Josef Stefan- Rede gehalten bei der Stefan-Denkmal Enthüllung. In: Die Naturwissenschaften, 23. Jg., Heft 12, S. 185-189.

2005: Populäre Schriften, S. 92-103.

Braumüller, Hermann 1925: Die Geschichte der Klagenfurter Lehrerbildungsanstalt. In: Festschrift der Bundes-Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungs-Anstalt in Klagenfurt. Siebenter Bericht, Klagenfurt 1925, S. 5-19.

Carinthia: 1. Jg., 1811 bis 1854 als Wochenblatt der Klagenfurter Zeitung, ab 1855 als selbständiges Wochenblatt, seit 1864 als wissenschaftliche Zeitschrift des Geschichtsvereines und des Naturkundlichen Landesvereines für Kärnten, Neue Carinthia 1890, ab 1891 Carinthia I bis heute, Geschichtliche und volkskundliche Beiträge zur Heimatkunde Kärntens. Herausgegeben vom Geschichtsverein für Kärnten.

Ehrenfried Felix 1919: Festrede 50-Jahrfeier der Chemisch-physikalischen Gesellschaft Wien.

Festschrift 2008: 100 Jahre Pfarre Ebenthal.

Hermann, Heinrich 1932: Klagenfurt wie es war und ist. Klagenfurt.

Karner, Herbert / Rosenauer, Artur / Telesko, Werner 2007: Die Österreichische Akademie der Wissenschaften. Das Haus und seine Geschichte. Wien.

Jahrbuch der k. k. Universität Wien 1892/93.

Jahresberichte der öffentlichen Ober-Realschule auf dem Bauernmarkte in Wien. 1859, 1860, 1861, 1862 und 1863.

Lebmacher, Carl 1935

Klagenfurt in alter Zeit. Klagenfurt

Zu Josef Stefans 100. Geburtstag 1835-1893. In: 4-seitiger Artikel im Landesarchiv und Freie Stimmen. Deutsche Kärntner Landeszeitung. „Verschärfte Vorlagepflicht“.

Lenard, Philip 1930: Große Naturforscher. Eine Geschichte der Naturforschung in Lebensbeschreibungen. Wien.

Mitschrift einer Vorlesung Josef Stefans aus der Zentralbibliothek der Physik an der Universität Wien.

Obermayer, Albert von 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan. K. k. Hofrath und Professor der Physik an der Universität in Wien. Wien und Leipzig.

Suess, Eduard 1893

Bericht der Gesammt-Akademie und der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe. Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Jg. 43, Wien, S. 252-257.

Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Jg. 43. Wien.

6.4 Sekundärliteratur

Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 5 und 54. Herausgegeben durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Leipzig.

Bäck, Roland 2009: Der `Franziszeische Kataster`1817-1861 als Quelle zur Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte in der Startphase der `Industriellen Revolution`. (= Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, 93). In: Drobesch, Werner / Fräss-Ehrfeld (Hrsg.): Die Bauern werden frei. Innerösterreichs Landwirtschaft zwischen Beharren und Modernisierung im frühen 19. Jahrhundert. Klagenfurt, S. 31-54.

Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien, unveröffentlichte Dissertation an der Universität Wien.

Boncelj, Josef 1958: Josef Stefan und seine Tätigkeit auf dem Gebiet der Elektrotechnik. In: Sonderdruck der Zeitschrift „Elektrotechnik und Maschinenbau“ , 75. Jg., Heft 24, S. 666-674.

Brodnig, Melanie 1991: Thomas Koschat- der Vater des Kärntnerliedes. In: Kollegium, Lyzeum, Gymnasium. Vom „Collegium Sapientiae et Pietates“ zum Bundesgymnasium Völkermarkter Ring, Klagenfurt. Die Geschichte des ältesten Gymnasium Österreichs, S. 319-324.

Bruckmüller, Ernst 2007: Rigaer Leinsamen und eiserner Pflug- Tendenzen der Neuorientierung der Landwirtschaft in den österreichischen Ländern im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. In:

Cermelj, Leo 1950: Josip Stefan. Leben und Werk des großen Physikers. Auszugsweise Übersetzung von Josef Boncelj 1956.

Drobesch, Werner 2003: Grundherrschaft und Bauer auf dem Weg zur Grundentlastung. Die „Agrarrevolution“ in den innerösterreichischen Ländern. Klagenfurt.

Engelbrecht, Helmut: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Wien.

1886: Von 1848 bis zum Ende der Monarchie. Band 4.

1884: Von der frühen Aufklärung bis zum Vormärz, Band 3.

Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Österreich 1849. Plan der Realschulen. Wien.

Gollob, Hedwig 1965: Zur Frühgeschichte der Technischen Hochschule in Wien. In: 150 Jahre Technische Hochschule Wien 1815-1965. Wien, S. 160-394.

Fräss-Ehrfeld, Claudia 2007: Der lange Weg zur „Grünen Revolution“. In: Drobesch, Werner / Fräss-Ehrfeld, Claudia (Hrsg.): Die Bauern werden frei. Innerösterreichs Landwirtschaft zwischen Beharren und Modernisierung im frühen 19. Jahrhundert ( = Archiv für vaterländische Geschichte, 93). Klagenfurt, 7-12.

Fischer, Gero 1980: Das Slowenische in Kärnten. Bedingungen der sprachlichen Sozialisation. Klagenfurt.

Jahne, Ludwig 1921: Wegweiser durch die Umgebung von Klagenfurt. Klagenfurt.

Klammer, Hermann 1992: Auf fremden Höfen. Anstiftkinder, Dienstboten und Einleger im Gebirge. Wien / Köln / Weimar.

Kreuzer, Anton / Jaritz, Johann 2009: St. Peter und die Ebenthaler Allee. Klagenfurt.

Kreuzer, Anton / Leute, Gerfried H. / Franz, Wilfried R. 2009: St. Ruprecht Stadt vor der Stadt, Klagenfurt am Wörtersee.

Langeheinecke, Klaus / Jany, Peter / Thieleke, Gerd 2011: Thermodynamik für Ingenieure. Ein Lehr- und Arbeitsbuch für das Studium. 8. Aufl. Wiesbaden.

Lebmacher, Carl 1993: Klagenfurt in alter Zeit. Historische Bilder aus dem Alltag von Kärnten. Zusammengetragen von Josef Höck, Klagenfurt.

Lommel, Eugen 1877: In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 5. Leipzig.

Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947. Wien.

Ogris, Alfred 1982: Josef Stefan- ein berühmter Physiker aus Kärnten. In: Kärntner Landesarchiv, Die Kärntner Landmannschaft, Heft 10. Klagenfurt.

Ottowitz, Niko 1910 (Hrsg.): Jožef Stefan. Klagenfurt.

Österreich Lexikon 1995, Bd. I u. II. Wien.

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7 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1

Lageplan der Geburtsgegend von Josef Stefan östlich der Katastralgemeinde St. Ruprecht im südöstlichen Umland der Stadt Klagenfurt.

Abbildung 2

Geburtshaus von Josef Stefan in der südlichen Ortschaft St. Peter und der östlichen Katastralgemeinde St. Ruprecht.

Abbildung 3

In der Nähe des Geburts- und Wohnortes in der Kindheit von Josef Stefan befindet sich nördlich die alte und inzwischen stillgelegte Filialkirche St. Peter und westlich gibt es das Schloss Harbach.

Abbildung 4

Josef Stefans Besuch der Normal-Hauptschule in der Kleinen Schulhausgasse der heutigen Kaufmanngasse.

Abbildung 5

Mehl- und Brotgeschäft und Wohnung in der heutigen Burggasse in Klagenfurt.

Abbildung 6

Josef Stefans Besuch des Gymnasiums der Benediktiner in der Großen Schulhausgasse in der 10. Oktober Straße in Klagenfurt.

Abbildung 7

Nationales Bewusstwerden der Slowenen durch die Revolution 1848- Andrej Einspieler und Anton Janežič prägen den vielseitig begabten Gymnasiasten Josef Stefan.

Abbildung 8

Franz Exner Senior Reformer des höheren Schulwesens nach der Revolution und Franz Exner Junior wird Stefans Physikprofessor an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien

Abbildung 9

Seelenfreunde Josef Stefan und Josef Loschmidt am Physikalischen Institut der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.

Abbildung 10

Josef Stefan und sein früher Zugang zur Akademie der Wissenschaften durch wohlmeinende erfolgreiche Wissenschaftler.

Abbildung 11

Physiologe Carl Ludwig ermöglicht Josef Stefan im Laboratorium der Josephs Akademie selbstständig zu arbeiten. Der bekannte Physiologie Gelehrte Ernst Brücke unterstützt ebenfalls nachhaltig Stefan.

Abbildung 12

Physikalisches Institut 1851-1875 der Universität in Erdberg im III. Stadtbezirk von Wien.

Abbildung 13

Originalapparate des Experimentalphysikers Josef Stefan, die teilweise selbst herstellte.

Abbildung 14

Franz Exner Senior als Reformer des Gymnasiums und der Universitäten. Der gleichnamige Sohn wird ein Experimentalphysiker.

Abbildung 15

Neues Physikalisches Institut 1875-1913 der Universität in der Türken Straße 3 im IX Stadtbezirk von Wien.

Abbildung 16

Ernst Mach ein Positivist wird ein physikalischer Kontrahent von Josef Stefan und Ludwig Boltzmann.

Abbildung 17

Direktoren des Physikalischen Instituts 1850 – 1902: Christian Doppler, Andreas von Ettingshausen, Josef Stefan und Ludwig Boltzmann.

Abbildung 18

Stefan – Boltzmann Strahlungsgesetz.

Abbildung 19

„Maxwell-Stefan“ Diffusionsgesetz für gasförmige und flüssige Körper.

Abbildung 20

Internationale Elektrische Ausstellung 1883 und die erste elektrische Straßenbahn in Wien.

Abbildung 21

Rede seines Freundes Ludwig Boltzmann bei der Stefan–Denkmal-Enthüllung an der Universität Wien. Stefan erhält würdiges Denkmal, gespendet von Freunden und Verehrern.

Abbildung 22

Ersten Direktoren des Physikalischen Instituts die Physik-Professoren Christian Doppler und Andreas von Ettingshausen.

Abbildung 23

Lehrmeister der theoretischen Physik Friedrich Hasenöhrl und dessen Promovend Erwin Schrödinger.

Abbildung 24

Musische Kärntner Freunde Thomas Koschat und Josef Stefan.

Abbildung 25

Elternhaus meiner Mutter aus Nachlass von Josef Stefan errichtet.

Abbildung 26

Generalsekretär der Akademie und Geologe Eduard Suess verabschiedet sich von Josef Stefan im Namen der Akademie der Wissenschaften Wien.

Abbildung 27

Totenzettel für Josef Stefan.

Abbildung 28

Rede von Hans Thirring zum 100. Geburtstag von Josef Stefan zur Gedenktafelenthüllung am Geburtshaus in Vertretung der Universität.

Abbildung 29

Gedenktafel zum 100. Geburtstag von Stefan am Geburtshaus in der Ebenthaler-Allee angebracht.

Abbildung 30

Briefmarken von Josef Stefan herausgegeben von der österreichischen und slowenischen Post

Abbildung 31

Porträtplastik von Josef Stefans; ein Denkmal vor dem Stefan Institut der Akademie der Wissenschaften in Laibach. Diese Plastik ist eine Arbeit des Bildhauers Jakob Savinšek 1922-1961.

* * *

[...]


1 Damit der Lesefluss nicht beeinträchtigt wird, erfolgt die traditionelle Schreibweise, wobei das weibliche Geschlecht mitgedacht werden soll.

2 Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, S. 15-19.

3 Fotoquelle: Kärntner Landesarchiv- Franziszeischer Kataster.

4 Hermann, Heinrich 1832: Klagenfurt wie es war und ist, S. 174.

5 Franziszeischer Kataster ist der erste vollständige Liegenschaftskataster, der in den Jahren 1817-1861 in den österreichischen Ländern der Habsburgermonarchie, im so genannten Cisleithanien erstellt wird. Die Grundstücke / Parzellen jeder Katastralgemeinde werden in der Zeit von 1822 bis 1828 in Kärnten von Ingenieuroffizieren des Militärs erfasst. Die Anfänge des Franziszeischen Kataster gehen auf Kaiser Franz I. zurück. In: Vgl. Österreich Lexikon, Bd. I, S. 340.

6 Katastralgemeinde geht auf den Reformkaiser Joseph II. zurück. Die Ertragsfähigkeit der bäuerlichen und herrschaftlichen Grundbesitze wird ermittelt. Die Landaufnahme Joseph II. wird im Jahre 1875 angeordnet. Diese bildet die Grundlage eines Steuersystems mit Steuergemeinden als Katastralgemeinden. Die Katastralgemeinden sind über 60 Jahre älter als die politischen Gemeinden. Diese werden nach der bürgerlich-liberalen Revolution ins Leben gerufen. Mit der Aufhebung der Grundherrschaft erfolgt eine Neugestaltung der politischen Verwaltung und der (Bezirks-)Gerichte, wobei jeder Katastralgemeinde ein Grundbuch bekommt.

7 Vgl. Drobesch, Werner 2003: Grundherrschaft und Bauer auf dem Weg zur Grundentlastung, S. 32f.

8 Ebenda, S. 15.

9 Vgl. Kärntner Landesarchiv: 72127 Franziszeischer Kataster, Grund- und Bauparzellenprotokoll, K 322 St. Peter-Ebenthal.

10 Fotoquelle: Karl Josef Westritschnig

11 Vgl. Lexikon Österreich 1995, Bd. I, S. 606f.

12 Vgl. Drobesch, Werner 2003: Grundherrschaft und Bauern auf dem Weg zur Grundentlastung, S. 17.

13 Vgl. Fräss-Ehrfeld, Claudia 2007: Der lange Weg zur „Grünen Revolution“, S. 7f.

14 Vgl. Tropper, Peter G. 1996: Zur pfarrlichen Entwicklung der Landeshauptstadt Klagenfurt von der Zeit Joseph II. bis in die Gegenwart. Klagenfurt, S. 276f.

15 Ebenda, S. 268.

16 Vgl. Kreuzer, Anton / Jaritz, Johann 2009: St. Peter und die Ebenthaler Allee, S. 3f.

17 Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen Kaiserl. Königl. Erbländern 1774. In: Gerneret, Dörte 1993: Österreichische Volksschulgesetzgebung. Gesetze für das niedere Bildungswesen 1774-1905. Köln / Weimar / Wien, S. 1-58.

18 Vgl. Lebmacher, Carl 1935: Zu Josef Stefans 100. Geburtstag 1835-1893, S. 3.

19 Archiv der Diözese Gurk: Pfarrarchiv Klagenfurt- St. Lorenzen, Hs. 5, fol. 54.

20 Lebmacher, Carl 1993: Die alten Alleen unserer Stadt, S. 47.

21 Kärntner Landesarchiv: Grundbucheintragung: „Franzl in St. Ruprecht“, Einlagenzahl 60, Katastralgemeinde St. Ruprecht.

22 Vgl. Kreuzer, Anton / Leute, Gerfried / Franz, Wilfried 2009: St. Ruprecht Stadt vor der Stadt, S. 11f.

23 Kärntner Landesarchiv: Franziszeischer Kataster, KG 72175 St. Ruprecht.

24 Vgl. Keusche wird schon sehr früh als „kleines Bauernhaus, Achtelhube“ bezeichnet. In: Pohl, Heinz Dieter: Slowenisches Erbe in Kärnten und Österreich, S. 12; PDF-Datei [6. September 2012].

25 Kärntner Landesarchiv: Vgl. Protocoll sämmtlicher Grund- und Bauparzlellen der Katastralgemeinde St. Ruprecht nach dem Franziszeischen Kataster 1827.

26 Vgl. Lebmacher, Carl 1935: Zu Josef Stefans 100. Geburtstag 1835-1893. Schriftstück verwahrt im Kärntner Landesarchiv.

27 Archiv der Diözese Gurk: Pfarrarchiv Klagenfurt – St. Lorenzen, Hs. 5, fol. 54.

28 Vgl. Singer, Stephan 1934: Kultur- und Kirchengeschichte des unteren Rosentales, S. 111.

29 Vgl. Singer, Stephan 1934: Kultur- und Kirchengeschichte des unteren Rosentals. Dekanat Ferlach, S. 337.

30 Fotoquelle: Schloss Harbach bei Klagenfurt- Ölgemälde von Markus Pernhart 1824-1981 um 1860 entstanden in: Niko Ottowitz 2011: Streiflichter aus seinem Leben und Werk- zum 175. Geburtstag, S. 13.

31 Vgl. Drobesch, Werner 2003: Grundherrschaft und Bauern auf dem Weg zur Grundentlastung, S. 32f.

32 Singer, Stephan 1934: Kultur- und Kirchengeschichte des unteren Rosentales. Dekanat Ferlach. S. 324.

33 Ebenda, S. 327.

34 Pietsch, Walter 1992: Die Franziszeische Schulreform, S. 184.

35 Vgl. Singer, Stephan 1934: Kultur- und Pfarrgeschichte des unteren Rosentales. Dekanat Ferlach, S. 326-337.

36 Kärntner Landesarchiv, Grundbucheintragung: „Stefanhube in Lanzendorf Haus Nr. 5“, Katastralgemeinde Grabelsdorf mit Einlagenzahl 30.

37 Archiv der Diözese Gurk: Pfarrarchiv Klagenfurt- St. Lozenzen, Hs. 5, fol. 54.

38 Expositus ist der Seelsorger einer Expositur-Gemeinde und dieser bekleidet die Funktion eines Kaplans, wobei der Pfarrer der Muttergemeinde das Oberhaupt einer Expositur ist.

39 Vgl. Lebmacher, Carl 1935: Zu Josef Stefans 100. Geburtstag 1835-1893, S. 1.

40 Vgl. Hermann, Heinrich 1832: Klagenfurt wie es war und ist, S. 197.

41 Vgl. Tropper, Peter G. 1996: Zur pfarrlichen Entwicklung der Landeshauptstadt Klagenfurt von der Zeit Kaiser Josephs II. bis in die Gegenwart, S. 268.

42 Archiv der Diözese Gurk: Pfarrarchiv Klagenfurt – St. Lorenzen, Hs. 5, fol. 54.

43 Vgl. Johann Gottfried Kumpf 1781-1862 ist erster ständischer Stadtphysikus und Primararzt am k. k. Allgemeinen Krankenhaus Klagenfurt. Er betätigt sich auch als Geschichtsforscher und arbeitet schreibend und führend 1811-1813 in der „Carinthia“ mit. In: Die Straßen und Plätze von Klagenfurt 2009. Herausgegeben Landeshauptstadt Klagenfurt, S. 208.

44 Vgl. Jahne, Ludwig 1921: Wegweiser durch die Umgebung von Klagenfurt, S. 18.

45 Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, S. 28

46 Bruckmüller, Ernst 2007: Rigaer Leinsamen und eiserner Pflug- Tendenzen der Neuorientierung der Landwirtschaft in den österreichischen Ländern im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, S.50.

47 Vgl. Klammer, Peter 1992: Auf fremden Höfen, S. 15-23.

48 Vgl. Lebmacher, Carl 1935: Zu Josef Stefans 100. Geburtstag 1835-1893. Schriftstück verwahrt im Kärntner Landesarchiv.

49 Ebenda.

50 Vgl. Sitar, Sandi 1993: Jozef Stefan- pesnik in fizik, S. 154

51 Vgl. Kreuzer, Anton / Jaritz, Johann 2009: St. Peter und die Ebenthaler Allee, S. 47-49.

52 Lebmacher, Carl 1993: Klagenfurt in alter Zeit. Historische Bilder aus dem Alltag in Kärnten, S. 47.

53 Ebenda, S. 132.

54 Ebenda, S. 24.

55 Vgl. Spitzer, Sebastian 2011: Josef Stefan 1835-1893. Ein Mensch in der Lebensluft zweier Sprachen, S. 96.

56 Vgl. Festschrift: 100 Jahre Ebenthal, S. 12f.

57 Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, S. 16.

58 Vgl. Drobesch, Werner 2003: Grundherrschaft und der Bauer auf dem Weg zur Grundentlastung, S. 32.

59 Vgl. Kärntner Landesarchiv: Faszikel 72127 / K 322 Franziszeischer Kataster, Grund- und Bauparzellenkataster, St. Peter bei Ebenthal.

60 Vgl. Fischer, Gero 1980: Das Slowenische in Kärnten. Bedingungen der sprachlichen Sozialisation, S. 34.

61 Ebenda, S. 34.

62 Haas, Hanns / Stuhlpfarrer, Karl 1977: Österreich und seine Slowenen, S. 10f.

63 Vgl. ebenda, S. 10f.

64 Vgl. Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal- Haupt- und Trivialschulen, S. 5.

65 „Allgemeine Schulordnung 1774“ für die deutschen Normal- Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen Kaiserlich Königlichen Erbländern. 1774, S. 9f.

66 Fotoquelle: Karl Josef Westritschnig.

67 Vgl. Braumüller, Hermann 1925: Geschichte der Klagenfurter Lehrerbildungsanstalt, S. 13.

68 Vgl. Carinthia 1815, 5. Jg., Nr. 38.

69 Braumüller, Hermann 1932: Klagenfurt wie es war und ist, S. 215.

70 Vgl. Lebmacher, Carl 1935: Zu Josef Stefans 100. Geburtstag 1835-1893, S. 1f.

71 Vgl. Cermelj, Leo 1950: Leben und Werk des großen Physikers, S. 2.

72 Fotoquelle: Karl Josef Westritschnig

73 Vgl. Kreuzer, Anton / Jaritz, Johann 2009: St. Peter und die Ebenthaler Alle, S. 13f.

74 Ebenda, S. 14.

75 Vgl. St. Peter bei Ebenthal, Bezirksgericht Klagenfurt 1403.

76 Vgl. Drobesch, Werner 2003: Innerösterreich und Illyrien- der gescheiterte Versuch einer Föderalisierung, S. 15-23.

77 Kreuzer, Anton / Jaritz, Johann 2009: St. Peter und die Ebenthaler Allee, S. 9.

78 Vgl. ebenda, S. 17.

79 Kärntner Landesarchiv: Die Hausnummer 372 entspricht gegenwärtig der Burggasse 15 mit dem ehemaligen Palais Ursenbeck. Heute befindet sich rechts und links des Eingangstores jeweils ein kleines Verkaufsgeschäft. Die ehemalige Hausnummer 372 wird einem 4-seitigen Artikel von Carl Lebmacher aus Anlass des 100. Geburtstag von Josef Stefan entnommen.

80 Vgl. Kärntner Landtafel: Rathausgrundstücke, Einlagenzahl 216, Katastralgemeinde II. Bezirk Klagenfurt und Bezirksgericht Klagenfurt.

81 Vgl. Kärntner Landesarchiv: K 183, Protokoll der Catastral Vermehrung sämtlicher Grund- und Bauparzellen der Steuergemeinde Stadt Klagenfurt. Berichtigt nach den Resultaten der Gemeindewesen und individuellen Reklamazionen 1828.

82 http://st-egid-klagenfurt.at

83 Lebmacher, Carl 1935: Zu Josef Stefans 100. Geburtstag 1835-1893. In: Kärntner Landesarchiv

84 Vgl. Ogris, Alfred 1982: Josef Stefan- ein berühmter Physiker aus Kärnten, S. 60.

85 Archiv der Diözese Gurk: Pfarrarchiv Klagenfurt – St. Egid, Hs. 31, fol. 244.

86 Vgl. Schneider, Hermann 2009: Die Straßen und Plätze von Klagenfurt am Wörthersee, S. 53 und S. 368f.

87 Vgl. Reichmann, Linde 1991: Das Akademische Gymnasium und die philosophische Fakultät um Lyzeum zu Klagenfurt 1773-1848, S. 149f.

88 Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, S. 229.

89 Vgl. Wagner, Kurt 1991: Josef Stefan ein österreichischer Physiker, S. 306.

90 Vgl. Österreich Lexikon 1995: Revolution 1848, Bd. II, S. 275f.

91 Vgl. Reichmann, Linde 1991: Das Akademische Gymnasium und die Philosophische Fakultät am Lyzeum zu Klagenfurt 1773-1848; S. 163-165.

92 Hermann, Heinrich 1832: Klagenfurt wie es war und ist, S. 216.

93 Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Bd. 3, S. 437.

94 Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, S. S. 28-31.

95 Fotoquellen: Andrej Einspieler- in: Karel Gržan: Sto duhovnikov, redovnic in redovnikov na Slovenskem 2006, S. 70; Anton Janežič- in: Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Leben und Werk – zum 175. Geburtstag, 2011, S. 10.

96 Vgl. Kristof, Johann F. 1982: Die kulturpolitische Bedeutung der „St. Hermagoras – Bruderschaft für die Kärntner Slowenen, S. 15-18.

97 I. Programm des k. k. Staatsgymnasiums zu Klagenfurt 1851, S. 79f und 83.

98 Vgl. III. Programm des k. k. Staatsgymnasiums zu Klagenfurt 1953, S. 86.

99 VI. Programm des k.k. Gymnasiums zu Klagenfurt 1856, S. 99.

100 Vgl. Engelbrecht, Helmut 1986: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Bd. 4, S. 482.

101 Vgl. Wunder, Roman 1991: Das Gymnasium Klagenfurt seit 1848, S. 293f.

102 III. Programm des k. k. Staatsgymnasiums zu Klagenfurt. Am Schlusse des Studien-Jahres 1953, S. 1.

103 Vgl. III. Programm des k. k. Staatsgymnasiums zu Klagenfurt. Am Schlusse des Studien- Jahres 1953, S. 5-82.

104 Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, 44f.

105 Ebenda, 45.

106 Vgl. Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Ausschnitte aus dem Tagebuch, S. 63f.

107 Fotoquelle: Österreichische Zentralbibliothek für Physik.

108 Obermayr, Albert 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, 6.

109 Vgl. Lommel, Eugen 1877: Wilhelm Eisenlohr, 769.

110 Vgl. Sequenz H. 1965 (Hrsg.): 150 Jahre Technische Hochschule in Wien, S. 32f.

111 Vgl. Obermayer, Albert von 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 5f.

112 Ebenda, S. 6.

113 Vgl. Cemelj, Leo 1950: Josip Stefan. Leben und Werk des grossen Physikers, S. 3.

114 Ebenda, S. 3f.

115 Vgl. 150 Jahre Technische Hochschule in Wien 1815-1965, S. 31-36.

116 Vgl. Cermelj, Leo 1955: Josip Stefan. Leben und Werk des großen Physikers, S. 6.

117 Ivan Šubic 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Ausschnitte aus dem Tagebuch, S. 74 und 78.

118 Ebenda, S. 74.

119 Vgl. Sitar, Sandi 1993: Jozef Stefan- pesnik in fizik, S. 157.

120 Vgl. Cermelj, Leo 1950: Josip Stefan- Leben und Werk des grossen Physikers, S. 1f u. 4f.

121 Vgl. Wagner, Kurt 1991: Josef Stefan ein österreichischer Physiker, S. 306.

122 Vgl. Cermelj, Leo 1955: Josip Stefan. Leben und Werk des großen Physikers, S. 6.

123 Zablatnik Pavle 1991: Die Bedeutung des Klagenfurter Gymnasiums für die Kärntner Slowenen, S. 394f.

124 Vgl. ebenda, S. 392.

125 Ebenda, S. 393.

126 Vgl. Zablatnik, Pavle 1991: Die Bedeutung des Klagenfurter Gymnasiums für die Kärntner Slowenen, S. 396.

127 Ebenda, S. 396f.

128 Vgl. Cermelj, Leo 1955: Josip Stefan. Leben und Werk des großen Physikers, S. 4.

129 Ebenda, S. 4.

130 Vgl. Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Ausschnitte aus dem Tagebuch, S. 63.

131 Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947, S. 94.

132 Fotoquelle: Österreichische Akademie der Wissenschaften 1950 (Hrsg.): Österreichische Naturforscher und Techniker, S. 47 u. 44.

133 Vgl. Cemelj, Leo 1956: Josip Stefan. Leben und Werk des großen Physikers, S. 7.

134 Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Fragmente des Tagesbuches, S. 84.

135 Vgl. Stefan, Josef: Fragmente von Tagebuchaufzeichnungen in slowenischer und deutscher Sprache liegen an der Universitätsbibliothek Laibach auf.

136 Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen der Fragmente des Tagesbuch, S. 72f.

137 Vgl. Obermayer, Albert von 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan; S. 6f.

138 Vgl. Engelbrecht, Helmut 1896: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Band 4, S. 512.

139 Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien, unveröffentlichte Dissertation Universität Wien, S. 111.

140 Vgl. Cermelj, Leo 1956: Josip Stefan. Leben und Werk des großen Physikers, S. 8f.

141 Obermayer, Alber von 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 6.

142 Vgl. Stefan, Josef 1902: Aufzeichnungen, S. 84.

143 Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Fragmente des Tagebuches, S. 84.

144 Vgl. Stefan, Josef 1902: Aufzeichnungen, S. 83.

145 Vgl. Stefan, Josef 1857: Allgemeine Gleichungen für die oszillierenden Bewegungen, S. 365-367.

146 Cermelj, Leo 1956: Josip Stefan. Leben und Werk des grossen Physikers, S. 12f.

147 Cermelj, Leo 1956: Josip Stefan. Leben und Werk des grossen Physikers, S. 11.

148 Vgl. Stefan, Josef 1902: Aufzeichnungen, S. 82f.

149 Ebenda, S. 83.

150 Vgl. Sitar, Sandi 1993: Jozef Stefan- pesnik in fizik, S. 156.

151 Ebenda, S. 157.

152 Vgl. Stefan, Josef 1902: Aufzeichnungen, S. 83.

153 Vgl. Sitar, Sandi 1993: Jozef Stefan – pesnik in fizik; S. 157.

154 Ebenda, S. 158.

155 Vgl.Boncelj, Josef 1958: Josef Stefan und seine Tätigkeit auf dem Gebiete der Elektrotechnik, S. 674.

156 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien, S. 111.

157 Stefan, Josef 1902: Aufzeichnungen, S. 82.

158 Vgl. Meister, Richard 1958: Geschichte des Doktorat der Philosophie an der Universität Wien, S. 45-48.

159 Ebenda, S. 47f.

160 Vgl. Prüfungsprotokoll Josef Stefans aus dem Archiv der Universität Wien.

161 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien, unveröffentlichte Dissertation an der Universität Wien, S. 112.

162 Obermayer, Albert 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 9.

163 Stefan, Josef 1858: Über die Transversalschwingungen eines elastischen Stabes, WB 32/33, S. 207-241.

164 Österreichisches Staatsarchiv - Abteilung: Allgemeines Verwaltungsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv

165 Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984:Geschichte des österreichischen Bildungswesens, Bd. 3, S. 261.

166 Ebenda, S. 441.

167 Die Hauptschule am Bauernmarkt besteht seit dem Jahre 1793.

168 [168] Erster Jahresbericht der Ober-Realschule am Bauernmarkt in Wien, S. 65f.

169 Erster Jahresbericht der Ober-Realschule am Bauernmarkte in Wien, S. 66.

170 Vgl. Jahresbericht der öffentlichen Ober-Realschule auf dem Bauernmarkt Wien, 1959.

171 Vgl. Cermelj, Leo 1956: Josip Stefan. Leben und Werk des großen Physikers, S. 9f.

172 Vgl. Egelbrecht Helmut 1986: Geschichte des österreichischen Bildungswesens, Bd. 4, S. 153-155.

173 Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Österreich 1849. Plan der Realschulen, S. 220.

174 Vgl. Jahresbericht der öffentlichen Ober-Realschule auf dem Bauernmarkte Wien, 1859.

175 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien, unveröffentlichte Dissertation, Wien.

176 Vgl. Erster Jahres-Bericht der öffentlichen Ober-Realschule auf dem Bauernmarkte in Wien 1857/58, S. 3-24.

177 Vgl. Jahres-Berichte der öffentlichen Ober-Realschule auf dem Bauernmarkte in Wien 1857/58 bis 1862/63.

178 Vgl. Engelbrecht, Helmut 1986: Geschichte des österreichischen Schulwesens, S. 153.

179 Vgl. Dritter Jahres-Bericht der Ober-Realschule am Bauernmarkt in Wien, S. 71.

180 Zweiter Jahresbericht der Ober-Realschule am Bauernmarkt in Wien, S. 71.

181 Vgl. Engelbrecht, Helmut 1886: Geschichte des österreichischen Bildungswesens, S. 153-155.

182 Österreichisches Staatsarchiv- Abteilung: Allgemeines Verwaltungsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv.

183 Fotoquelle: Niko Ottowitz: Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Leben und Werk- zum 175. Geburtstag.

184 Vgl. Pohl, Heinz Dieter: Sprache und Politik gezeigt am Glottonym Windisch, S. iif.

185 Vgl. Österreich Lexikon 1995. Bd. II, S. 406.

186 Vgl. Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Fragmente des Tagebuches, S. 62f.

187 Vgl. Österreichische Zentralbibliothek für Physik 2004 (Hrsg.): Geschichte, Dokumente, Dienste, S. 13.

188 Vgl. Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947, S. 259.

189 Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Fragmenten des Tagebuches, S. 63.

190 Vgl. Österreichische Zentralbibliothek für Physik 2004 (Hrsg.): Geschichte, Dokumente, Dienste, S. 24.

191 Ebenda, S. 88.

192 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien, unveröffentlichte Dissertation.

193 Stefan, Josef 1908: In: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 54, S. 451

194 Obermayer, Albert 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan,.2 S. 22.

195 Vgl. Festschrift: 150 Jahre Technische Hochschule Wien 1815-1965, S. 32f.

196 Obermayer, Albert 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 69.

197 Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Fragmende des Tagebuches, S. 63.

198 Vgl. Österreich Lexikon, Bd. I, S. 191.

199 Ebenda, S. 191f.

200 Vgl. Pohl, Heinz Dieter 2011: 2. Vorwort, S. 18.

201 Vgl. Bittner, Lotte 19949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Wiener Universität in den letzten hundert Jahren, S. 117f.

202 Jäger, Gustav 1908: Josef Stefan, Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 54, S. 449.

203 Vgl. Suess, Eduard 1893: Bericht des Generalsekretärs, Almanach der Akademie der Wissenschaften Wien, Jg. 43, S. 254.

204 Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947, S. 9.

205 Fotoquelle: Postkarte- Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

206 Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947, S. 29.

207 Vgl. Karner, Herbert / Rosenauer, Artur / Telesko, Werner 2007: Die Österreichische Akademie der Wissenschaften, S. 54-57.

208 Suess, Eduard 1893: Josef Stefan, S. 253.

209 Vgl. Obermayer, Albert von 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 8.

210 Ebenda, S. 8.

211 Vgl. Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947, S. 94.

212 Fotoquellen: Carl Ludwig in- Niko Ottowitz: Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Werk und Leben- zum 175. Geburtstag, S. 48; Josephs-Akademie in: Wikipedia die freie Enzyklopädie.

213 Fotoquelle: Brücke- Wikipedia die freie Enzyklopädie; Ludwig- Niko Ottowitz 2011. Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Leben und Werk- zum 175. Geburtstag.

214 Vgl. Cermelj, Leo 1856: Josip Stefan. Leben und Werk eines großen Physikers, S. 10.

215 Obermayer, Albert 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 10.

216 Vgl. ebenda, S. 10.

217 Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften 1847-1947, S. 122.

218 Vgl. ebenda, S. 29.

219 Suess, Eduard 1893: Nekrolog auf Josef Stefan, S. 253.

220 Vgl. ebenda, S. 255.

221 Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Physikfaches an der Universität Wien in den letzten hundert Jahren, S. 247.

222 Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens, Bd. 3, S. 441.

223 Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Geschichte an der Universität Wien in den letzten hundert Jahren, S. 45.

224 Fotoquelle: Österreichische Zentralbibliothek für Physik in Wien.

225 Vgl. Engelbrecht, Helmut 1986: Geschichte des österreichischen Bildungswesens, Bd. 4, S. 481.

226 Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947, S. 14f.

227 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Wiener Universität in den letzten hundert Jahren, S. 46.

228 Vgl. Österreichische Zentralbibliothek für Physik 2004 (Hrsg.): Geschichte, Dokumente, Dienste, S. 18.

229 Ebenda, S. 22.

230 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien in letzten hundert Jahren, S. 51.

231 Fotoquelle: Österreichische Zentralbibliothek für Physik.

232 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien in den letzten hundert Jahren, S. 55f.

233 Österreichische Akademie der Wissenschaften 1950 (Hrsg.): Österreichische Naturforscher und Techniker, S. 46.

234 Fotoquelle: Österreichische Zentralbibliothek für Physik.

235 Vgl. Österreichische Zentralbibliothek für Physik: Geschichte, Dokumente, Dienste, S. 14.

236 Lenard, Philip 1930: Große Naturforscher. Eine Geschichte der Naturforschung in Lebensbeschreibungen, S. 260.

237 Ebenda, S. 305.

238 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Wiener Universität in den letzten hundert Jahren, S. 73-76.

239 Vgl. Österreichische Zentralbibliothek für Physik 2004 (Hrsg.): Geschichte, Dokumente, Dienste, S. 28-30.

240 Der österreichische „Ignaz-Lieben-Preis“ wird an Josef Stefan im Jahre 1865 erstmals verliehen. Der testamentarisch gestiftete Preis wird abwechselnd Physikern und Chemikern vergeben und dieser beträgt 900 Gulden. Dieser Geldpreis entspricht 40% des Jahresgehaltes eines Universitätsprofessors.

241 Obermayer, Albert 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 10.

242 Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Wiener Universität in den letzten hundert Jahren, S. 117.

243 Lenard, Philip 1930: Große Naturforscher. Eine Geschichte der Naturforschung in Lebensbeschreibungen, S. 304f.

244 Vgl. Mitschrift: Vorlesung Josef Stefans aus der Zentralbibliothek der Physik in Wien.

245 Obermayer, Albert 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 10.

246 Vgl. Ehrenhaft, Felix 1919: Festrede am 26. November zur 50-Jahrfeier der Chemisch-physikalischen Gesellschaft Wien.

247 Fotoquellen: Österreichische Zentralbibliothek für Physik.

248 Vgl. Österreichische Zentralbibliothek für Physik 2004: Geschichte, Dokumente und Dienste, S. 8f.

249 Http://www.oepg.at; Offizielle Homepage der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft.

250 Ottowitz, Niko 2011: Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Leben und Werk – zum 175. Geburtstag, S. 55.

251 Fotoquelle: Niko Ottowitz- Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Leben und Werk – zum 175. Geburtstag.

252 Österreich Lexikon 1995: Ernst Mach, S. 1.

253 Vgl. Boltzmann, Ludwig 1895: Josef Stefan- Rede gehalten bei der Stefan-Denkmal Enthüllung in der Säulenhalle der Universität Wien, S. 85.

254 Fotoquellen: Doppler und Ettingshausen- Wikipedia die freie Enzyklopädie; Stefan und Boltzmann: Niko Ottowitz- Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Leben und Werk – zum 175. Geburtstag.

255 Suess, Eduard 1893: Josef Stefan, S. 255.

256 Fotoquelle: Wikipedia die freie Enzyklopädie.

257 Vgl. Wagner, Kurt 1991: Josef Stefan ein österreichischer Physiker, S. 311-314.

258 Vgl. Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen Fragmente aus dem Tagebuch, S. 65-67.

259 Vgl. Boltzmann, Ludwig 1895: Josef Stefan, S. 185.

260 Ebenda, S. 187f.

261 Vgl. Wagner, Kurt 1991: Josef Stefan ein großer österreichischer Physiker, S. 315f.

262 Boltzmann, Ludwig 1895: Josef Stefan. Rede gehalten bei der Enthüllung des Stefan Denkmals, zur Jahrhundertfeier seines Geburtstags wiederholt, S. 188.

263 Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches der Physik an der Universität Wien, S. 321-323.

264 Vgl. Ehrenhaft, Felix 1919: Auszug aus der Rede des 50-jährigen Bestandes der Chemisch-physikalischen Gesellschaft in Wien.

265 Fotoquelle in: Niko Ottowitz: Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Leben und Werk – zum 175. Geburtstag.

266 Vgl. Broda E. / Karlik B. / Lintner, K. 1969: Aus der Geschichte der Chemisch-physikalischen Gesellschaft. Sonderdruck anlässlich des 100-jährigen Bestandes.

267 Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien, 2. Abteilung a, 63, S. 63-124.

268 Vgl. Österreichische Akademie der Wissenschaften 1950 (Hrsg.): Österreichische Naturforscher und Techniker, S. 44-48.

269 Wagner, Kurt 1991: Josef Stefan ein österreichischer Physiker, S. 314.

270 Boncelj, Josef 1958: Josef Stefan und seine Tätigkeit auf dem Gebiete der Elektrotechnik, S. 674.

271 Vgl. Wagner, Kurt 1991: Josef Stefan ein österreichischer Physiker, S. 308-310.

272 Fotoquelle in: Niko Ottowitz: Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Leben und Werk – zum 175. Geburtstag.

273 Suess, Eduard 1893: Josef Stefan, S. 255.

274 Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947, S. 249.

275 Vgl. Ottowitz, Niko: Josef Stefan. Streiflichter aus seinem Leben und Werk- zum 175 Geburtstag, S. 77.

276 Vgl. Wagner, Kurt 1991: Josef Stefan ein österreichischer Physiker, S. S. 310f.

277 Vgl. Lenard, Philip 1930: Große Naturforscher. Eine Geschichte der Naturforschung in Lebensbeschreibungen, S. 13.

278 Meister, Richard 1947: Geschichte der Akademie der Wissenschaften in Wien 1847-1947, S. 291.

279 Vgl. Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan: Aufzeichnungen der Fragmente von Tagebucheintragungen, S. 64f.

280 Vgl. Boncelj, Josef 1958: Josef Stefan und seine Tätigkeit auf dem Gebiet der Elektrotechnik, 666-674.

281 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien in den letzten hundert Jahren, S. 134f.

282 Boltzmann, Ludwig 1895: Josef Stefan. Gedenkrede zur Stefan-Denkmal Enthüllung im Arkadenhof der Universität Wien zum 100. Geburtstag 1935 wieder veröffentlicht, S. 188.

283 Vgl. Österreichische Akademie der Wissenschaften 1950 (Hrsg.): Österreichische Naturforscher und Techniker, S. 44-46.

284 Vgl. Boltzmann, Ludwig 189: Gedenkrede zur Stefan-Denkmal Enthüllung, wird bei der Jahrhundertfeier wieder publiziert, S. 188.

285 Josef Loschmidt: Wikipedia die freie Enzyklopädie.

286 Vgl. Bittner, Lotte 1849: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien in den letzten hundert Jahren, S. 160f.

287 Fotoquelle: Ludwig Boltzmann in: Österreichische Akademie der Wissenschaften 1950: Österreichische Naturforscher und Techniker, S. 49; Stefan-Denkmal: Karl Josef Westritschnig.

288 Vgl. Boltzmann, Ludwig 1895: Rede gehalten bei der Stefan-Denkmal Enthüllung, S. 92.

289 Vgl. Boltzmann, Ludwig 1905: Josef Stefan: In: Populäre Schriften, S. 92-95.

290 Boltzmann, Ludwig 1895: Rede gehalten bei der Stefan-Denkmal Enthüllung, S. 92.

291 Ebenda, S. 92.

292 Boltzmann, Ludwig 1895: Rede gehalten bei der Stefan-Denkmal Enthüllung, S. 94.

293 Boltzmann, Ludwig 1895: Rede gehalten bei der Stefan-Denkmal Enthüllung, S. 99 und 101f.

294 Vgl. Bittner Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität in den letzten hundert Jahren, S. 83f.

295 Vgl. Gollob, Hedwig 1965: Zur Frühgeschichte der Technischen Hochschule in Wien, S. 210-213.

296 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Wiener Universität vor hundert Jahren, S. 85-88.

297 Vgl. Österreichische Akademie der Wissenschaften 1950 (Hrsg.): Österreichische Naturforscher und Techniker, S. 41-43.

298 Fotoquelle: Wikipedia die freie Enzyklopädie.

299 Vgl. Lechner, Alfred 1915: Geschichte der Technischen Hochschule in Wien 1815-1915, S. 233.

300 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien in den letzten hundert Jahren, S. 87-100.

301 Fotoquellen: Friedrich Hasenöhrl: Foto in Österreichische Akademie der Wissenschaften 1950 (Hrsg.): Österreichische Naturforscher und Techniker, S. 52; Erwin Schrödinger: Foto in Österreichische Zentralbibliothek für Physik, S. 29.

302 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien in den letzten hundert Jahren, S. 197f.

303 Vgl. Österreichische Akademie der Wissenschaften 1950 (Hrsg.): Österreichische Naturforscher und Techniker, S. 50-55.

304 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Universität Wien in den letzten hundert Jahren, S. 210f.

305 Vgl. Beim „Tripelpunkt“ sind alle drei Phasen fest, flüssig und gasförmig im Gleichgewicht. Der „Kritische Punkt“ ist dadurch gekennzeichnet, dass es bei den Zustandsgrößen Temperatur, Druck und Volumen keine Differenz gibt. In: Langeheinecke, Klaus / Jany, Peter / Thieleke, Gerd 2011: Thermodynamik für Ingenieure, S. 48f, S. 37f.

306 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches an der Universität Wien in den letzten hundert Jahren, S. 212.

307 Vgl. Walter Thirring: Wikipedia die freie Enzyklopädie.

308 Vgl. Erwin Schrödinger: Wikipedia die freie Enzyklopädie.

309 Vgl. Bittner, Lotte 1949: Geschichte des Studienfaches Physik an der Wiener Universität in den letzten hundert Jahren, S. 118.

310 Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 8, Wiener Stadt- und Landesarchiv.

311 Vgl. ebenda.

312 Vgl. Szegö, Johann 2004: Vorstadt Spaziergänge, S. 7 - 8.

313 Suess, Eduard 1893: Nekrolog auf Josef Stefan, S. 257.

314 Schriftstück ohne Autor: zum Tode Josef Stefans: Archiv der Akademie der Wissenschaften in Wien.

315 Vgl. Ottowitz, Niko 1911: Streiflichter aus seinen Leben und Werk- zum 175. Geburtstag, S. 66-70.

316 Albert von Obermayer hat bereits im Jahre 1893, einige Monate nach dem Tod Stefans, eine Druckschrift über diesen großen Physiker verfasst.

317 Boncelj, Josef 1958: Josef Stefan und seine Tätigkeit auf dem Gebiet der Elektrotechnik, S. 674.

318 Schmid, Otto: Thomas Koschat der Sänger des Kärntner Volksliedes, S. 15.

319 Fotoquelle: Wikipedia die freie Enzyklopädie.

320 Vgl. Brodnig, Melanie 1991: Thomas Koschat der Vater des Kärntnerliedes, S. 319f.

321 Fotoquelle: Karl Josef Westritschnig- privates Archiv

322 Vgl. Stefan, Josef 1902: Aufzeichnungen, S. 82f.

323 Ebenda, S. 83.

324 Ottomayer, Albert von 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 7f.

325 Vgl. Suess, Eduard 1893: Bericht der Gesammt-Akademie und der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe, S. 252f.

326 Suess, Eduard 1893: Josef Stefan, S. 256.

327 Fotoquelle in: Niko Ottowitz- Streiflichter aus dem Leben und Werk – zum 175. Geburtstag.

328 Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Fragmente der Tagebuchaufzeichnungen, S. 83.

329 Vgl. ebenda, S. 76f.

330 Ebenda, S. 80.

331 Vgl. Obermayer, Albert von 1893: Zur Erinnerung an Josef Stefan, S. 79f.

332 Ebenda, S. 71.

333 Vgl. Šubic, Ivan 1902: Josef Stefan. Aufzeichnungen und Fragmente im Tagebuch, S. 63.

334 Partezettel: zum Tode Josef Stefans, Archiv der Akademie der Wissenschaften in Wien.

335 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, B1 – Totenbeschauprotokolle, Bd. 465, fol. 530.

336 Vgl. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Magistratsabteilung 8, Magistrat der Stadt Wien.

337 Vgl. Propstei-Pfarramt 1990 (Hrsg.): Votivkirche in Wien, S. 4.

338 Partezettel: zum Tode Josef Stefans, Archiv der Akademie der Wissenschaften in Wien.

339 Vgl. Boncelj, Josef 1958: Josef Stefan und seine Tätigkeit auf dem Gebiete der Elektrotechnik, S. 647,

340 http://www.friedhoefewien. at [16.09. 2012].

341 Suess, Eduard 1893: Josef Stefan, S. 257.

342 Verwaltung des Zentralfriedhofes in Wien.

343 Personalakt Josef Stefan: Philosophischer Dekanats Akt der Universität Wien 1892/93, Archiv der Universität Wien.

344 Vgl. Informationsblatt zur Geschichte des Wiener Zentralfriedhofes.

345 Vgl. Ruppitsch, Helga: Schreiben des Info-Points des Wiener Zentralfriedhofes am 17. September 2012.

346 Feierliche Inauguration 1892/93 an der Universität Wien.

347 Vgl. Ebenda.

348 Vgl. Wiener Stadt- und Landesarchiv: Nachlässe und private Sammlungen.

349 Vgl. Vereinszeitschrift „Die Kärntner Landsmannschaft“ 1982, Heft 10, S. 60-64.

350 Vgl. Ogris, Alfred 1982: Josef Stefan- ein berühmter Physiker aus Kärnten, S. 60f.

351 Fotoquelle: Österreichische Zentralbibliothek für Physik.

352 Vgl. Österreichische Zentralbibliothek für Physik 2004 (Hrsg.): Geschichte, Dokumente, Dienste, S. 26.

353 Vgl. Österreichische Zentralbibliothek für Physik 2004 (Hrsg.): Geschichte, Dokumente, Dienste, S. 31.

354 Treven, Karl 1949: Brief an die Kärntner Landsmannschaft am 16. Juli.

355 Vgl. Kärntner Landsmannschaft 1949: Brief an Karl Treven am 16. Juli.

356 Fotoquelle: Karl Josef Westritschnig.

357 Kärntner Landsmannschaft 1953: Brief an Franz Geiger am 8. August.

358 Ogris, Alfred 1982: Josef Stefan- ein berühmter Physiker aus Kärnten, S. 64.

359 Grundbuchauszug: „Franzl in St. Ruprecht“, Einlagenzahl 60, Katastralgemeinde St. Ruprecht.

360 Weiß, Ida 1976: Der große Gelehrte aus der Franzlkeusche, S. 3.

361 Fotoquelle: Niko Ottowitz 2011: Streiflichter aus seinem Leben und Werk- zum 175. Geburtstag.

362 Fotoquelle: Niko Ottowitz- Streiflichter aus dem Leben und Werk– zum 175. Geburtstag.

Ende der Leseprobe aus 203 Seiten

Details

Titel
Josef Stefan - Eine biografische Spurensuche zum 120. Todestag
Untertitel
Zur Erinnerung an den Physiker und Menschen aus Kärnten
Hochschule
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Veranstaltung
Wissenschaftliche Forscherbiografie
Autor
Jahr
2012
Seiten
203
Katalognummer
V202378
ISBN (eBook)
9783656286240
ISBN (Buch)
9783656286677
Dateigröße
11423 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mathematischer Physiker, Physikalische Vielfalt, 88 Abhandlungen, Österreicher, Kärntner, Kärntner Slowene, Zurückgezogen, hingebungsvoller Lehrer, emsiger Forscher, Stefan-Schule, Wiener Physikerschule, Vizepräsident der Akademie, Rektor, Dekan, Wissenschaftliche Ehrenamtlichkeit, Theorie und Praxis, Klassische Physik, Wirkliches Mitglied der Akademie
Arbeit zitieren
Karl Westritschnig (Autor:in), 2012, Josef Stefan - Eine biografische Spurensuche zum 120. Todestag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202378

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Titel: Josef Stefan - Eine biografische Spurensuche zum 120. Todestag



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