Sexualität und Sprache - Eine Untersuchung des Pornographiekonsums bei Jugendlichen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

22 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die verschiedenen Sprachebenen der Sexualität

2. Du „schwule Sau“ - Sexualisierte Sprache

3. Sexualität in den Medien

4. Was ist Pornographie? - Definition/ Begriffserklärung

5. Pornographiekonsum Jugendlicher

6. Auswirkungen von Pornographiekonsum

7. Fragebogen zum Pornographiekonsum von Jugendlichen

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

1. Die verschiedenen Sprachebenen der Sexualität

Sprache und Sexualität stehen in einem engen, aber nicht immer problemlosen Verhältnis zueinander. Einerseits ist Sexualität auf Kommunikation angewiesen (mit besonderen verbalen, paraverbalen und nonverbalen „Zeichen“), andererseits kann dadurch die Intimität des einzelnen auch zerstört werden (vgl. MARBURGER, 1982). In fast keinen anderen Bereichen, gestaltet sich verbale Kommunikation so schwierig wie in dem der Sexualität. Vielen Menschen kostet es noch immer große Überwindung, überhaupt sexuelle Begriffe auszusprechen. Dies ist darauf begründet, dass es generell an einer allgemein anerkannten, für jeden verständlichen Sprache bezüglich Sexualität fehlt. Demzufolge ist der, der heutigen Generation, unterlegene sexuelle Sprachgebrauch stark subjektiv geprägt. Er ist abhängig von typischen schicht- und geschlechtsspezifischen Lernprozessen, aber auch von rein individuellen Vorerfahrungen des einzelnen (vgl. FURIAN, 1978). Wie Abbildung 1 zeigt, ergeben sich somit verschiedene Sprachebenen der Sexualität, welche wiederum unterschiedliche sexuelle Begriffe implizieren. Diese sind somit ungenau und mehrdeutig, bewirken unterschiedliche Gefühlsasoziationen bei verschiedenen Menschen und provozieren damit Missverständnisse und Fehlinterpretationen. Als die wichtigsten Sexualsprachformen gelten die Fach,- Vulgär- Umgangs,-Standard- und Kindersprache.1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Die Sprachebenen der Sexualität nach Kluge (eigene Darstellung)

1. Fachsprache Vulva
2. Vulgärsprache Fotze
3. Umgangssprache Muschi
4. Standardsprache Scheide
5. Kindersprache Mumu

Eine von mir durchgeführte statistische Untersuchung zum Sexualsprachgebrauch im Landkreis Dingolfing - Landau hat ergeben, dass 60 Prozent der Befragten, zwischen 16 und 29 Jahren, bei Gesprächen über Sexualität die Standardsprache bevorzugen. Dem hingegen haben 20 von 120 Befragten angegeben die Umgangssprache zu verwenden und 28 Teilnehmer der Umfrage bedienen sich dem vulgären Sprachgebrauch. Abbildung 2 zeigt hierzu die prozentuelle Auswertung in Form eines Diagrammes.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Statistische Umfrage zum Sexualsprachgebrauch im LK Dingolfing - Landau (eigene

Datenerhebung; eigene Auswertung; eigene Darstellung)

Betrachten wir nun den Sprachgebrauch in Abhängigkeit des Alters, ergeben sich differenziertere Statistiken. Hierzu habe ich die Befragten in zwei unterschiedliche Altersklassen unterteilt ( Klasse 1: 16 - 20 Jahre, Klasse 2: 20 - 29 Jahre).

Diesbezüglich ergeben sich, wie Abbildung 3 zeigt, zwei unterschiedliche prozentuelle Auswertungsergebnisse.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine maßgebliche Ursache für dieses Umfrageergebnis ist sicherlich die breite gesellschaftliche Akzeptanz bzw. Toleranz von Standard- und Vulgärsprache. Der direkte Einfluß der öffentlich-rechtlichen Rahmenordnung auf das Individuum und seine Kommunikation wird sich gewiß in der Bevorzugung einzelner Sprachformen manifestieren, die vornehmlich an der sozialen Erwünschtheit ausgerichtet ist (vgl. SELG, 2010).

Demnach scheint es schwierig eine allgemeingültige Sprache bezüglich Sexualität zu finden. Die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Sprachebenen, klafft wie Abbildung 4 zeigt, einfach zu weit auseinander.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Die Entwicklung der fünf Sprachebenen (eigene Darstellung)

2. „Du schwule Sau!“ - Sexualisierte Sprache

"Ich mach auf künstlich interessiert und Nutten denken ich bin nett doch wenn ich fertig bin mit Ficken sieht dein Loch aus wie Kottlett Fotze! Genug gesabbelt, lass und ficken bis es knallt, steck die Zunge in mein Arschloch und ich schei ß ' dir in den Hals [ … ] “ .

Eine Songzeile des wohl erfolgreichsten Hip Hop-Künstlers Deutschlands, Kool Savas.

Geht man durch die Städte Passau, Dingolfing, Landau, Landshut oder München hört man immer wieder diese Texte aus den dröhnenden Kopfhörern nicht nur männlicher Jugendlicher. Gedichte von Schiller und Goethe können längst nicht mehr aufgesagt werden, zitiert werden Texte von Kool Savas oder ähnlichen Porno - Rappern, wie zum Beispiel Frauenarzt oder King Orgasmus One. Die noch vor Jahren auf Pausenhöfen am häufigsten anzutreffenden Wörter, wie „Pausenbrot“, „Ferien“ oder „Tischtennis“, wurden ersetzt durch Worte wie „Schwuchtel“, „Hurensohn“ und „Bitch“. Scheinbar häufig bedient sich die Jugendsprache einer großen Fülle an Vulgarismen, die einem sexualisierten Register entstammen. Offenbar enttabuisiert wird über Sexualität auf eine (teils) spielerische Weise gesprochen. Immer mehr Jugendliche sehen sexualisierte Sprache als völlig normal an (vgl.:http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/v/jugendspracheBahlo_- _Gangbang__Blowjob__MILF.pdf).

Mädchen finden es „geil“, wenn sie als „Bitches“ und „Hoes“ betietelt werden und versuchen in schlimmen Fällen diesem Ruf auch noch nach zu kommen. Jungs bezeichnen sich selbst als „Chicks - Killer“, „Pimps“ und „Hustler“, ohne überhaupt zu wissen, was diese Ausdrücke bedeuten - doch hören sie es in den Liedern US- amerikanischer Rapper wie Snoop Dogg, 50 Cent oder Tyga. Den Jugendlichen dient ihre Sprache als eine Art Identitätsbildung. Sie versuchen sich dadurch Gehör zu verschaffen und einer bestimmten Riege unterzuordnen(vgl. MARBURGER, 1982).

Der außenstehende Beobachter sieht den Grund für das schlechte Verhalten, bzw. die Wahl der Vulgärsprache durch die Jugendliche in einer schlechten Erziehung seitens der Eltern und begründet dadurch den Sittenverfall der Jugend. Eine teilweise berechtigte Vermutung, jedoch müssen auch der Medienkonsum von Jugendlichen als auch der tägliche soziale Umgang beachtet werden.

Im folgenden Unterpunkt wird eben auf diese Sexualität in den Medien eingegangen und erörtert wie unsere Jugend dadurch beeinflusst wird.

3. Sexualität in den Medien

Sexualität ist zu einem alltäglichen Gegenstand geworden, dem man mittlerweile in fast allen Lebenslagen, an allen Tageszeiten und Orten begegnen kann. Besonders die Fernseh- und Printmedien haben sich den Reiz dieses Themas zu Nutzen gemacht, denn Auflagen und Einschaltquoten bestimmen die Werbeeinnahmen und entscheiden über wirtschaftlichen Erfolg. Jugendliche lassen sich wie keine anderen Generationen dadurch beeinflussen und versuchen dies projiziert auf ihre Sprache in gewisser Hinsicht nachzuahmen (vgl.: http://www.zeitgeistlos.de/ /sexgesellschaft.html). „Sex sells“ - nach diesem Motto agieren heute viele Künstler die im Internet kursieren. Musiktexte über Sex finden heutzutage mehr Zuspruch denn je zuvor - und Jugendlichen gefällt diese Musik. Demnach sprechen die YouTube-Klicks sexverherrlichender Texte, wie Abbildung 5 zeigt, für sich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.5: sexverherrlichendes Lied „Bouncing on my dick“ in YouTube

Doch nicht nur in der Musik lässt sich “Sex” gut verkaufen.

So gibt es auch kaum einen Film nach 20 Uhr, der ohne Bettszene auskommt, kaum ein Tag an dem nicht im Spätprogramm ein Sexfilm oder ein Magazin zu diesem Thema gesendet wird. Selbst zur täglichen Mittagszeit gibt es Talkshows, in denen sich oftmals das Gespräch nur um ,,das Eine" dreht. In Boulevard-Zeitschriften wird nach intimen Geschichten aus der Welt der Stars gefahndet und selbst seriösere Tageszeitungen und Nachrichtensendungen sparen nicht mit Berichten über Vorkommnisse sexueller Art (vgl.: WEBER-LAMBERDIERE, 2012).

Im Internet findet man auf einschlägigen Seiten, Werbungen mit sexuellen Anspielungen, die den Nutzer dazu verleiten diese Inhalte zu begutachten.

Wie wir bereits wissen impliziert „Sex“, anscheinend Geld, besser gesagt einen wirtschaftlichen Erfolg. Doch was sind die Schattenseiten dieses moralisch fragwürdigen Geschäfts? Kommt es dadurch zu einer sexuellen Verwahrlosung unserer Gesellschaft? Werden wir stumpf und abgebrüht? Oder werden wir offener und fällt es uns dadurch leichter über Sex zu sprechen?

[...]


1 A.d.V.: Die wichtigsten Sexualsprachformen nach Kluge

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Sexualität und Sprache - Eine Untersuchung des Pornographiekonsums bei Jugendlichen
Hochschule
Universität Passau
Autor
Jahr
2012
Seiten
22
Katalognummer
V202311
ISBN (eBook)
9783656358565
ISBN (Buch)
9783656358688
Dateigröße
580 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sex, Sexualität Pornographie Sprache
Arbeit zitieren
Dominik Hoffmann (Autor:in), 2012, Sexualität und Sprache - Eine Untersuchung des Pornographiekonsums bei Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202311

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