Sichtweisen von Vertrauen: betriebswirtschaftliche, soziologische und informationstechnische Perspektive von Vertrauen


Seminararbeit, 2006

28 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


I. Inhaltsverzeichnis

II. ABBILDUNGSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG
2. VERSCHIEDENE SICHTEN VON VERTRAUEN
2.1. Betriebswirtschaftliche Sicht von Vertrauen
2.1.1. Definition und Erläuterung
2.1.1.1. Vertrauen in der Transaktionskostentheorie
2.1.1.2. Vertrauen in der PrinzipalAgentTheorie
2.1.2. Relevanz zur Steuerung von Organisationen
2.1.3. Konsequenzen
2.2. Soziologische Sicht von Vertrauen
2.2.1. Definition und Erläuterung
2.2.2. Relevanz zur Steuerung von Organisationen
2.2.3. Konsequenzen
2.3. Informationstechnische Sicht von Vertrauen
2.3.1. Definition und Erläuterung
2.3.2. Relevanz zur Steuerung von Organisationen
2.3.2.1. Vertrauen in virtuelle Unternehmen
2.3.2.2. Vertrauensmanagements im EBusiness
2.3.3. Konsequenzen

3. BEDEUTUNG VON VERTRAUEN IN MAS
3.1. Voraussetzungen für Vertrauen
3.2. Eigenschaften von MAS am Beispiel von Softwareagenten
3.3. Vertrauen in MAS am Beispiel von Software Agenten

4. LITERATURVERZEICHNIS

II. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Rückkopplung zwischen Software-Agent und Umgebung

1. Einleitung

Ein Spruch aus der Werbung1 heißt: „Vertrauen ist der Anfang von allem“.2 Dies kann man damit erklären, dass die Komplexität einer unüberschaubaren Situation durch den Einsatz von Vertrauen scheinbar vereinfacht wird. Dieser Mechanismus der Reduktion von Komplexität kommt in allen Lebensbereichen des Menschen vor: menschliches Handeln ohne Vertrauen ist undenkbar.

Der Begriff Vertrauen lässt sich nicht eindeutig definieren, weil er sehr vielseitig und umfassend verwendet wird. Es muss immer das Umfeld betrachtete werden, bzw. auf den Kontext geachtet werden, um die tatsächliche Bedeutung zu verste- hen.

Ebenso ist Vertrauen nur sehr schwer prüfbar bzw. messbar, da umfassende Un- tersuchungen auch außerhalb des Forschungsschwerpunktes notwendig sind 3 . Zum Beispiel müsste man im Unternehmen nicht nur einen bestimmten Bereich analysieren, sondern alle Unternehmensbereiche und ihre Wirkungsbeziehungen, um eine bessere Übersicht von Vertrauen in Organisationen zu bekommen. Da- durch werden die Untersuchungen von Vertrauen im Allgemeinen nur erschwert.

Die zahlreichen Verwendungen des Begriffes „Vertrauen“, kann man jedoch grob in zwei Bereiche einteilen. Zum einen gibt es Vertrauen in Menschen, bzw. Per- sonen und zum anderen Vertrauen in abstrakte Formen, wie Organisationen, Sys- teme, Technik, Gesellschaft, Wirtschaft etc. Aus dieser Vielfalt der Vertrauensbe- griffe wird in dieser Arbeit der Fokus auf die betriebswirtschaftliche, soziologi- sche und informationstechnische Sicht zur Untersuchung des Vertrauensphäno- mens in Organisationen und Multi-Agenten-Systeme beschrieben.

2. Verschiedene Sichten von Vertrauen

Der Vertrauensbegriff wird sehr umfassend in der Literatur verwendet. Daher kommt der Betrachtung des Umfelds, in dem von Vertrauen gesprochen wird und folglich aus welcher Sicht es erwähnt wird, eine sehr wichtige Bedeutung zu.

Im Folgenden werden drei Hauptperspektiven von Vertrauen und die aus der je- weiligen Sichtweise entstehenden Konzepte und Konsequenzen erläutert: die be- triebswirtschaftliche, die soziologische und die informationstechnische Sicht.

2.1. Betriebswirtschaftliche Sicht von Vertrauen

Viele neue Forschungsprojekte die das Thema Vertrauen in einem wirtschaftli- chen Umfeld untersucht haben, begründen die Relevanz von Vertrauen in Organi- sationen mit der Kosteneinsparung. Durch den Einsatz von Vertrauen ist es mög- lich soziale Reibungspunkte bei Individuen zu verringern, was u. a. zu einer Be- schleunigung des Arbeitsprozesses führen kann, was wiederum Kosteneinsparun- gen mit sich bringt.

Vertrauen hat also das Potential zum Kostenminimierungsinstrument in einer wirtschaftlichen Einheit. Die meisten Ansätze, in denen Vertrauen als solches behandelt wird, erfolgen im Rahmen der Transaktionskostentheorie und der Prinzipal-Agent-Theorie. Diese beiden Theorien werden hier im Zusammenhang mit dem Vertrauensbegriff näher erläutert. Dadurch soll gezeigt werden, wie vielseitig der Einfluss von Vertrauen auf ein Unternehmen sein kann.

2.1.1. Definition und Erläuterung

Eine Standartdefinition von Vertrauen, die sich in unterschiedlichen Formulierun- gen vor allem in der betriebswirtschaftlichen Literatur finden lässt, lautet: „ Ver- trauen ist die Erwartung des Vertrauensgebers, dass seine einseitige Vorleistung in der Tauschbeziehung vom Vertrauensnehmer nicht ausgebeutet wird, obwohl dieser durch die Wahl der Ausbeutungsstrategie einen h ö heren Nutzen erreichen k ö nnte “ 4

In Erweiterung der obigen Definition soll für die betriebswirtschaftliche Sicht von Vertrauen folgende Definition ebenfalls Verwendung finden: „ Trust ist he acceptance of risk/vulnerability in expectation that things will be allright “ .5

2.1.1.1. Vertrauen in der Transaktionskostentheorie

Die Koordination wirtschaftlicher Aktivitäten erfordert den Einsatz von Ressourcen und verursacht Kosten, die als Koordinations- oder Tranksaktionskosten6 bezeichnet werden. Der Gegenstand der Transaktionskostentheorie ist die Analyse und Strukturierung der Kosten eines Leistungsaustausches7.

Dazu gehören Kosten der Anbahnung, Vereinbarung, Abwicklung, Kontrolle und der Anpassung einer Transaktionsbeziehung. Die Höhe dieser Kosten wird nach Williamson im Wesentlichen durch die Unsicherheit der Umweltbedingungen, die Art der zu erbringenden Leistung und die Häufigkeit der Transaktion bestimmt8.

Die Transaktionskosten umfassen jedoch nicht nur die monetär erfassbaren Kos- ten, sondern auch alle mit der Transaktion verbundenen, monetär zu bewertenden Opfer und Anstrengungen. Die Erfassung dieser nichtmonetären Kosten unterliegt in der Praxis großen Problemen9. Deshalb liegt der Eigentliche Nutzen der Trans- aktionskostentheorie vielmehr im Vergleich von dem Organisationsdesign und der Möglichkeit, z.B. Vertrauen als einen besseren Koordinationsmechanismus für die Transaktion einzusetzen.

Durch den Einsatz eines solchen Koordinationsmechanismus, der geeignet ist, die Unsicherheit und Komplexität gleichermaßen zu reduzieren, kann man Kosten einsparen oder zumindest minimieren.

Praktische Beispiele für Kosteneinsparungen bei Transaktionskosten sind im Bereich der Organisationen in der Automobilindustrie zu finden. Vogt hat die Vertrauenswirkung auf die unterschiedlichen Transaktionskostenarten in dieser Industriebranche analysiert und herausgefunden, dass die Transaktionskosten durch Vertrauen gesenkt werden können10.

Vertrauen führt somit im Transaktionskostenmodell im Allgemeinen zu einer Senkung der Kosten, aber nur im eingeschränkten Rahmen. Um auf das Beispiel der Automobilindustrie zurückzugreifen, können nicht erkannte qualitative Schwächen eines Zulieferers in der Anbahnungsphase zu Folgekosten und Image- schäden führen. Die Opportunitätskosten, welche durch einen solchen Fehler ent- stehen, können sehr groß sein. Deswegen ist Vertrauen als kostenminimierendes Instrument nur beschränkt im Transaktionskostenmodell erfolgreich, da man auf die möglichen Opportunitätskosten Rücksicht nehmen muss, was den Kostenein- sparungseffekt wieder relativiert.

2.1.1.2. Vertrauen in der Prinzipal-Agent-Theorie

Die Prinzipal-Agent-Theorie beruht auf den gleichen Annahmen wie die Transak- tionskostentheorie, identifiziert aber genauer die opportunistischen Verhaltensri- siken der Auftragsbeziehung. Diese Auftragsbeziehungen sind gekennzeichnet durch Informationsdefizite eines Prinzipals gegenüber einem Agenten und durch die Umweltunsicherheit, die ein zusätzliches Risiko darstellt. Das Ergebnis dieses Auftrags hängt vom Arbeitseinsatz des Agenten und des möglichen Risikos ab. Der Prinzipal kann weder die Handlungen des Agenten noch das Restrisiko voll- ständig oder nur teilweise unter Einsatz von Ressourcen beobachten. Dadurch kann der Prinzipal nicht ableiten, welcher Teil des Ergebnisses auf den Arbeits- einsatz des Agenten oder auf die Umweltzustände zurückzuführen ist. Diesen In- formationssprung kann der Agent opportunistisch für die eigenen Ziele nutzen11.

Der Anspruch der Prinzipal-Agent-Theorie ist es, die opportunistischen Verhal- tensrisiken zu identifizieren und ein Instrumentarium bereitzustellen, welches die- se Risiken effizient einschränken kann. Dem Prinzipal stehen verschiedene Kont- rollinstrumente zur Verfügung, die die Handlungsweise seines Agenten transpa- renter machen, jedoch sind diese sehr kostspielig und können den Agenten in sei- ner Arbeit sogar behindern12.

Der größte Nutzen dieses Verhältnisses liegt darin, dass die Kontrollkosten für den Prinzipal nicht zu hoch sind und der Vertrauensmissbrauch des Agenten durch Anreize und Vertrauen eingegrenzt werden. Für den Prinzipal gibt es viele Möglichkeiten mit den Verhaltensrisiken umzugehen. Dabei ist der Vertrauens- mechanismus der effizienteste, der das Verhalten des Agenten beeinflussen kann.

Die Wahl des Agenten, zu dem entweder ein Vertrauensverhältnis schon besteht, oder die Einbettung eines Agenten in ein solches Verhältnis, kann die Motivation des Agenten erheblich steigern. Rippberger bezeichnet ein solches Vertrauensverhältnis als soziales Kapital, das einen implizierten Vertrag begründet, den der Agent nicht gefährden will13. Das soziale Kapital gilt es von beiden Seiten aus zu erhalten und so zu investieren, dass es sich vermehrt. Die berufliche Reputation des Agenten ist ein gutes Beispiel dafür, die er sich in den meisten Fällen nicht leisten kann, durch einen Vertrauensmissbrauch zu verlieren.

Lieber Geld verlieren als Vertrauen. ”

Robert Bosch (1861-1942), dt. Industrieller, Firmengründer 14

2.1.2. Relevanz zur Steuerung von Organisationen

Um feststellen zu können, in welchem Umfang und Kontext der Vertrauensbegriff in der betriebswirtschaftlichen Literatur erwähnt wird, wurde eine Analyse der in dieser Seminararbeit verwendeten Bücher aus den wirtschaftswissenschaftlichen Bereichen durchgeführt. Das Ergebnis der Suche war unerwartet erfolgreich. Es wurden ausnahmslos in jedem Buch gleich mehrere Literaturangaben aufgeführt, in dem Vertrauen, entweder direkt oder indirekt vorkam. Was anfangs eine positi- ve Überraschung war, wurde im Laufe der Literaturrecherche zu einer Bestätigung der absoluten Notwendigkeit von Vertrauen im betriebswirtschaftlichen Umfeld und in der Steuerung von Organisationen. Das Handwörterbuch der Führung hatte die zahlreichsten Einträge.

[...]


1 Dresdner Bank.

2 urspr. Bibel: Johannes 1,1.

3 Vgl. dazu Willeitner in Kapitel 2.4.2 und Einwiller in Kapitel 2.5.2.1.

4 Beckert, 2002, S. 28.

5 Vgl. Nooteboom, 2000, S.107.

6 Vgl. Picot, A., 1982, S. 267-284.

7 Vgl. Albach, H., 1989, S. 1155.

8 Vgl. Williamson, O. E., 1993, S. 453-486.

9 Vgl. Albach, H., 1989, S. 1163.

10 Vgl. Vogt, J., 1997, S. 206.

11 Vgl. Spreman, K., 1989, S. 3-5.

12 Vgl. Sjurts, I., 1998, S. 284-285.

13 Vgl. Ripperger, T., 1998, S. 68-70.

14 Aufgeführt unter http://www.zitate.de.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Sichtweisen von Vertrauen: betriebswirtschaftliche, soziologische und informationstechnische Perspektive von Vertrauen
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Koordination in Organisationen und Multi-Agenten-Systeme
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
28
Katalognummer
V201875
ISBN (eBook)
9783656281580
ISBN (Buch)
9783656282365
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sichtweisen, vertrauen, perspektive
Arbeit zitieren
Diplom Wirtschaftsinformatikerin Kerstin Hans (Autor:in), 2006, Sichtweisen von Vertrauen: betriebswirtschaftliche, soziologische und informationstechnische Perspektive von Vertrauen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201875

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