Albanien zwischen Diktatur und europäischer Integration

Probleme, Herausforderungen, Perspektiven


Diplomarbeit, 2005

125 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Vorwort

I Einleitung
1.1 Zielsetzung
1.2 Forschungsfragen
1.3 Hypothesen
1.4 Theoretischer Ansatz und methodischer Ansatz
1.5 Quellen

II Theoretischer Hintergrund
2.1 Einleitung
2.2 Die illyrisch - albanische Kontinuität und die europäische Identität der Albaner
2.3 Die Invasionen im Laufe der Geschichte und deren Nachteile auf die Erfahrung bei der Gesetzgebung und Demokratie
2.4 Die diktatorische Vergangenheit Albaniens
2.5 Das Fehlen demokratischer Tradition
2.5.1 1997 - Ein Bürgerkrieg oder der Kampf der politischen Parteien um das Land zu regieren- Einleitung
2.5.2 Die Finanzkrise - Die Pyramiden
2.5.3 Rebellion oder Aufstand ?
2.5.4 Die Folgen

III Demokratisierungsprozess
3.1 Die demokratischen Entwicklungen Albaniens nach dem Jahr 1990
3.2 Die demokratischen Entwicklungen Albaniens nach dem Jahr 2000
3.2.1 Menschenrechte und Meinungsfreiheit während der Diktatur
3.2.2 Menschenrechte nach den demokratischen Entwicklungen
3.2.2.1 Meinungs- und Pressefreiheit in Albanien
3.2.2.2 Religionsfreiheit
3.2.2.3 Die Minderheiten in Albanien
3.2.2.4 Die Rechte der Minderheiten in der Diktatur
3.2.2.5 Minderheiten und ihre Rechte nach dem Jahr 1991
3.2.2.6 Die politische Repräsentation der Minderheiten
3.2.3 Zivilgesellschaft

IV Reformen im politischen System
4.1 Die Notwendigkeit von Reformen im politischen Bereich
4.2 Reformen bei der öffentliche Verwaltung
4.2.1 Verwaltung - Reformen im institutionellen Bereich
4.3 Justiz
4.4 Korruption und Korruptionsbekämpfung
4.5 Kriminalität

V Reformen im Wirtschaftsbereich
5. 1 Das wirtschaftliche Erbe Albaniens nach dem Jahr 1944
5.2 Die wirtschaftliche Entwicklung in Albanien nach dem Jahr 1991
5.3 Der Übergang zur Marktwirtschaft und die wirtschaftlichen Beziehungen zu EU
5.4 Wirtschaftsentwicklungen seit 1998

VI Der EU-Beitritt Albaniens
6.1 Die Perspektiven im politischen Bereich
6.2 Die Perspektiven im Wirtschaftsbereich, im Rahmen der Zusammenarbeit mit der EU
6.3 Wie beschleunigt Albanien seine Integration in die europäischen Strukturen
6.4 Methoden, Wege

VII Die Beziehungen zu den Nachbarstaaten
7.1 Italien
7.2 Griechenland
7.3 Serbien und Montenegro
7.4 Mazedonien
7.5 Kosovo
7.6 Die Beziehungen zu andere EU und nicht EU-Staaten
7.6.1 Deutschland
7.6.2 Kroatien
7.6.3 Andere Handelspartner
7.6.4 Österreich

VIII Die Beziehungen zu EU und die EU-Hilfe in Albanien
8.1 Einleitung und chronologische Entwicklung der Zusammenarbeit
8.2 Die wichtigsten EU-Programme

IX Schlussfolgerungen und Verifizierung / Falsifizierung der Arbeitshypothesen
9.1 Schussfolgerungen und Ausblicke zu den Voraussetzungen für den EU-Beitritt
9.2 Schlussfolgerungen zum Beitrittsjahr Albaniens in der EU und die Folgen eines verspäteten Beitritts
9.3 Schlussfolgerungen und Ausblicke zur europäischen Identität des albanischen Volkes und zu den Nachteilen der Kriege auf Gesetzgebung und Demokratie S
9.4 Schussfolgerungen und Ausblicke zu den politischen Entwicklungen im Land und die Möglichkeiten der Beschleunigung des EU-Beitritts
9.4.1 Die aktuelle politische Situation im Land
9.4.2 Schussfolgerungen und Ausblicke zu den Entwicklungen im Wirtschaftsbereich
9.4.3 Demokratieverständnis und politische Kultur
9.4.3.1 Zur diplomatischen Elite
9.5 Schlussfolgerungen zu der EU-Hilfe

Anhang
Anhang 1 - Geografische Karte Albaniens
Anhang 2 - Bevölkerung, BIP, Arbeitslosenquote, Inflationsrate,
Produkte, Bodenschätze etc.

X Bibliografie

„Die Transition in Albanien war schwieriger und unvorbereiteter als in allen anderen Oststaaten. Der Hauptgrund dafür, ist der große Kontrast zwischen der klassischen, stalinistischen Diktatur und der Befreiung, die überraschend und unvorbereitet kam. Während alle anderen Oststaaten eine zwanzig bis fünfundzwanzig Jährige Zwischenzeit für die Vorbereitung des Wandels hatten, fehlte diese Zeit im Fall Albanien überhaupt. Außerdem war Albanien ein vergessenes Land und total isoliert vom Rest der Welt.“1

Ismail Kadare

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vorwort

Ich bin in Albanien geboren und aufgewachsen. Dort habe ich meine Kindheit und meine Jugend verbracht. Verwandte, viele Freunde, Erinnerungen, verbinden mich mit diesem Land, wo meine Wurzeln sind.

Die Auswahl dieses Themas sehe ich damit verbunden, dass ich aus Albanien komme - und was noch wichtiger ist, ich habe jedes wichtige Ereignis in Albanien miterlebt, von der Diktatur bis zum Jahr der Wende 1991, wo ich als Studentin an der Universität von Tirana, zusammen mit meinen Studienkollegen gegen die Diktatur demonstriert haben. Ende 1997 kam ich nach Österreich, habe aber jedes Ereignis in meinem Land, durch Verbindungen und durch die Medien mitverfolgt. Auch im Jahr 1997 habe ich die Unruhen miterlebt, weil ich mich in dieser Zeit in Albanien befand. Durch Kontakte und durch die Medien verfolge ich die wirtschaftlichen und die politischen Entwicklungen in Albanien.

Was mich persönlich bewegt, ist die Frage: Wann wird es so weit sein für Albanien, der EU beizutreten? Wie bereitet sich dieses Land vor und wie fit ist es jetzt politisch und wirtschaftlich? Den EU-Beitritt Albaniens sehe ich nicht nur mit einer Lösung für dessen politische Zukunft, sondern auch mit der Stabilität am ganzen Balkan verbunden.

Der EU-Beitritt Albaniens würde die Rückkehr des verlorenen Sohnes in die europäische Familie bedeuten. Albanien ist jetzt kein isoliertes Land mehr. Kein eiserner Vorhang kann Albanien mehr von Europa trennen. Sowohl geografisch als auch geschichtlich, kulturell und linguistisch, ist Albanien ein untrennbarer Teil Europas und hat seit der Antike die lateinische und die griechische Zivilisation maßgeblich beeinflusst und war die Brücke der Zivilisation vom Meer, Richtung Zentraleuropa. Heute ist Albanien die Achse der Stabilität am ganzen Balkan.

Als ein alter neuer Freund klopft dieses Land an die Tür Europas, um ein würdiges Mitglied einer würdigen Familie zu werden, und wünscht sich eine bessere Zukunft. Denn es handelt sich dabei um die Frage nach unserer Zukunft und nach Europas Zukunft. „Die Mitte hat in ihrer Befindlichkeit immer entschieden wie es Europa geht. Als die Mitte nach 1945 durch die Ost-West-Teilung beseitigt wurde, hat der Kontinent de facto zu bestehen aufgehört,“2 meinte Erhard Busek.

Das Positive dabei ist, dass Albanien eine homogene Bevölkerung hat und nicht von ethnischen Konflikten geprägt ist, wie im Fall seiner Nachbarn Serbien, Montenegro, Kroatien, Bosnien, etc., die einen langjährigen Zivilkrieg miterlebt haben.

Albanien war und ist ein kompaktes Land, dessen Bevölkerung und dessen Elite, vor allem nach dem Zusammenbruch des diktatorischen Regimes, von Anfang an dem Westen folgen wollten.

Das Negative an allen bisherigen Entwicklungen ist, dass, obwohl kein problematisches Land, Albanien zu jener Gruppe gehört, die als letzte der EU beitreten wird.

Europa kennt uns als die Menschen, die die Diktatur überlebten und die heute täglich mit der Armut zu kämpfen haben. Europa kennt die albanische Seele nicht. Durch unsere Geschichte haben wir unzählige Invasionen überlebt, unsere Sprache, unsere Kultur, unsere Traditionen aufbewahrt. Wir sind die gleichen geblieben wie unsere illyrischen Vorfahren: stolze Menschen, die sich vor nichts fürchten wenn es um ihre Heimat geht, und Menschen, die das Leben lieben, auf eine bessere Zukunft hoffen und dafür auch hart arbeiten.

Ich bin dankbar dafür, dass ich die Chance gehabt habe, an der Universität Wien Politikwissenschaft zu studieren. Ich bin auch dankbar dafür, dass ich bei der Themenauswahl die volle Unterstützung bekommen habe. Mein besonderer Dank geht an Prof. Dr. Siegfried Schütz-Müller, für die Unterstützung bei meiner Arbeit und für das Interesse im Bezug auf das Thema „Albanien und die Europäische Integration“.

Ich bedanke mich auch bei meinem Ehemann, Ajet Shira für die volle Unterstützung, ohne die ich dieses Studium nicht geschafft hätte. Ich bedanke mich von ganzem Herzen auch bei meinen Kinder Florian und Enea, und auch bei meinem noch nicht geborenen Baby, dafür, dass sie immer die Quelle meiner Kraft gewesen sind und auch sein werden.

Meine albanische Herkunft und auch das Studium für Politikwissenschaft an der Universität Wien, haben und werden mein künftiges Leben sehr prägen und beeinflussen. Ich widme diese Arbeit meiner Heimat und dem albanischen Volk, und wünsche, dass in einer nahen Zukunft, alles besser wird.

I Einleitung

Das Jahr 1989 war das Jahr der Wende für ganz Europa. Für Albanien hatte das Jahr 1991 eine ganz besondere Bedeutung in seiner Geschichte: das kommunistische System war nicht mehr in der Lage, politische, wirtschaftliche und soziale Probleme zu lösen und brach zusammen. Es folgte in Albanien der Absturz des Totalitarismus. Kein Eiserner Vorhang mehr, der Albanien vom Rest der Welt trennte; keine Diktatur mehr, die das Volk unterdrückte; keine Trennung der Welten durch Ideologien und westöstlichen „Erfindungen“, sondern Freiheit des Denkens. Weg von der Angst, in jedem den Feind und in jeder Sache eine Gefahr zu sehen.

Der Zusammenbruch des kommunistischen Systems stellte Albanien vor zwei Alternativen: entweder Chaos und Zerstörung oder Demokratisierung und marktwirtschaftliche Orientierung. Anders als in anderen osteuropäischen Staaten, hat Albanien eine totale Isolation vom Rest der Welt erlebt, was der neuen Orientierung Richtung Europa auch sehr geschadet hat. Aus diesem Grund stellt die Demokratisierung des Landes und die marktwirtschaftliche Orientierung der albanischen Volkswirtschaft eine Herausforderung für das isolierteste kommunistische Land Europas dar.

Diese Arbeit ist nicht nur eine historische Erläuterung der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart, sondern eine Erklärung und eine Analyse der Probleme und Herausforderungen, mit denen das Land im Zuge des Demokratisierungsprozesses nach dem Jahr 1991 und bis jetzt, konfrontiert war.

Die Erläuterungen und die Analyse der Entwicklungen und Fortschritte im politischen, wirtschaftlichen Bereich, etc., sollen eine Darstellung und zugleich eine Analyse des Wandels des albanischen Lebens nach der Wende sein. Die Herausforderungen, mit denen das Land im Zuge des Demokratisierungsprozesses und der Vorbereitungen für den EU-Beitritt konfrontiert ist, dienen als Maßstab für die bisherigen Fortschritte und für die Voraussetzungen, die noch zu erfüllen sind, um der EU beizutreten.

1.1 Zielsetzung

Zielsetzung dieser Arbeit ist nicht nur die Erläuterung der historischen Entwicklung vom Jahr 1944 bis heute, sondern eine Erklärung und politologische Analyse des politischen Wandels nach dem Zweiten Weltkrieg: der Sturz in die Diktatur, der Zusammenbruch des kommunistischen Systems im Jahr 1991, das europäische Bewusstsein und die Orientierung des Landes hin zu europäischer Integration. Diese Arbeit konzentriert sich auch auf das Umbruchsdenken der Albaner und die Entwicklungen im politischen und wirtschaftlichen Bereich. Eine objektive und transparente Analyse der jetzigen albanischen Situation, in Bezug auf die Vorbereitungen für den EU-Beitritt, sowie eine Bezugnahme nicht nur auf Regierungsquellen und Daten, gehören, unter anderem, zu den Zielsetzungen dieser Arbeit. Die Meinung albanischer Politiker und Vertreter politischer Parteien, wird in dieser Arbeit wenig miteinbezogen, um die Objektivität der Arbeit nicht zu beeinflussen. Daten aus unabhängigen Quellen und Meinungen von unabhängigen Experten, sowie eigene Beobachtungen im Zuge von eigenen Aufenthalten in Albanien, Befragung von einfachen Menschen, gewährleisten für die Arbeit die nötige Objektivität.

1.2 Forschungsfragen

Diese Arbeit stellt sich die Frage nach einem EU-Beitritt Albaniens. Sie behandelt die albanische Integration in die Europäische Union als eine Herausforderung, die mit vielen Problemen verbunden ist. Ziel dieser Arbeit ist auch der Frage nachzugehen, welche Möglichkeiten Albanien hat, um den Integrationsprozess zu beschleunigen. Darauf aufbauend wird versucht, sowohl die Lage in Albanien als auch die Haltung gegenüber der EU zu ergründen. Es wird erörtert, wie wichtig der EU-Beitritt Albaniens für den Frieden und für die Stabilität am Balkan ist, und welche Perspektiven ein baldiger EU-Beitritt des Landes für das Land selbst und für die ganze Region eröffnet.

Damit jede dieser Fragen auch die richtige Antwort bekommt, wird in den nächsten Kapiteln gefragt, erklärt und analysiert, wovon der EU-Beitritt Albaniens abhängt, welche positiven oder negativen Einflüsse den Integrationsprozess beschleunigen bzw. verlangsamen, welche neuen Herausforderungen im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich der EU-Beitritt Albaniens darstellt. Schwerpunkt der Arbeit sind die politischen, wirtschaftlichen und die demokratischen Entwicklungen im Allgemeinen, in den letzten zehn Jahren, und die Notwendigkeit von Reformen in allen diesen Bereichen. Auch die europäische Identität der Albaner, ihr Wunsch nach einem baldigen EU-Beitritt des Landes, wird in dieser Arbeit dargestellt, weil der Wille des Volkes, in einem demokratischen Land, sehr eng mit der Integrationsfrage verbunden zu sehen ist. Die zentrale Forschungsfrage meiner Arbeit lautet:

- Inwieweit hat sich Albanien und dessen Politik von der Diktaturzeit getrennt und inwieweit sind Fortschritte im politischen Bereich verzeichnet worden, damit der Beitrittsprozess des Landes beschleunigt wird?

Weitere Forschungsfragen:

- Wie laufen die Entwicklungen im politischen Bereich und welchen Einfluss haben sie auf das Gesamtleben des Landes?
- Welche Bereiche sind die reformbedürftigsten in diesem Land?
- Was hat sich seit dem Jahr 1991 im wirtschaftlichen Bereich geändert und welche Erfolge erzielt die albanische Wirtschaft mit dem Zugang zum freien Weltmarkt?
- Welchen Beitrag leistet die EU in Bezug auf Reformen im Land und wie wird von der EU-Seite die Gesamtentwicklung des Landes beeinflusst?
- Gibt es, was Albanien betrifft, ein bestimmtes EU-Beitrittsjahr?
- Inwiefern entwickelt sich Albanien in Richtung Demokratie und Demokratisierung des gesamten Lebens und was behindert die weiteren Entwicklungen im Land?

Weil diese Arbeit der Integrationsfrage nachgeht, wird der EU-Beitritt Albaniens in Verbindung mit vielen Faktoren gebracht. In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit den Voraussetzungen, die zu erfüllen sind, um den Weg zur europäischen Integration vorzubereiten.

Erstens: Der EU-Beitritt Albaniens hängt von den Reformen im politischen Bereich ab.

Zweitens: Die Korruptionsbekämpfung im Land stellt eine der größten Herausforderungen der Zeit dar und ist der Knackpunkt für weitere Entwicklungen in Albanien.

Drittens: Die Reformen im Wirtschaftsbereich erzielen Fortschritte, um die Krise und die wirtschaftliche Stagnation der Jahre 1991-1995 zu überwinden.

Viertens: Demokratie und Demokratisierungsprozess stellen eine der größten Herausforderungen der albanischen Realität dar.

1.3 Hypothesen

Erste Haupthypothese: Wenn es Albanien nicht gelingt, die Voraussetzungen für den EU-Beitritt möglichst schnell zu erfüllen, hätte das Folgen für die Entwicklung im Land, sowohl für die Demokratie als auch für die Wirtschaft.

Die erste Haupthypothese lässt sich folgendermaßen spezifizieren:

- Im politischen Bereich hat Albanien wichtige Reformen nötig. Eine Reformierung der Institutionen ist notwendig, weil die demokratische Entwicklung, Institutionen braucht, die die Demokratie unterstützen.
- Die Korruptionsbekämpfung ist eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Demokratie im Land.
- Auch im Wirtschaftsbereich sind Reformen notwendig, weil die albanische Volkswirtschaft nur durch eine Orientierung hin zur westlichen Marktwirtschaft überlebt bzw. stabiler wird.

Zweite Haupthypothese: Wenn Albanien einen EU-Beitritt strebt, ist es wichtig, dass in Zukunft Demokratie, Demokratisierung und Reformen Realität werden. Diese Hypothese lässt sich in Bezug auf folgende Schwerpunkte spezifizieren:

- Besseres Funktionieren des Justizwesens und der Gerichtsbarkeit
- Besseres Funktionieren der demokratischen Institutionen im Land
- Umsetzung der ratifizierten EU-Verordnungen vor allem im Bereich des öffentlichen Rechts und im Privatrecht

1.4 Theoretischer Ansatz und methodischer Ansatz

Für diese Arbeit werden folgende Methoden bei der Forschungs- und der Recherchetätigkeit angewendet: Datenerhebung, Datenanalyse, Befragung, Beobachtung, sind die wichtigsten Verfahren, um mehr Informationen zum Thema „Europäische Union und Europäische Integration“ zu gewinnen. Als Schwerpunkt dient in dieser Arbeit die Methode der qualitativen Politikforschung. Die Methode der qualitativen Politikforschung hilft in dieser Arbeit nicht nur, die Begriffe herauszukristallisieren und auch zu erklären, sondern, diese Methode ist als angebracht anzusehen, um Antworten auf die Fragen, die dieser Arbeit zu Grunde liegen, zu geben bzw. zu finden.

Der historisch-genetische Ansatz ermöglicht in dieser Arbeit eine historisch- genetische Analyse der Entwicklungen in Albanien, dessen Situation nicht nur als Folge der Entwicklungen in den Jahren 1991-1998 zu behandeln ist, sondern als eine langjährige Entwicklung und vor allem als eine Folge des diktatorischen Regimes in Albanien vom 1944 bis 1991. Dieser Ansatz hilft bei der Analyse der wichtigsten Ereignisse und Fortschritte nach dem Jahr 1991, er hilft dabei, den Entwicklungsgrad in den wichtigsten Bereichen zu messen, vor allem unter Berücksichtigung der wichtigsten Voraussetzungen, die für den Beitritt zu erfüllen sind.

Auch der komparative Ansatz ist als angebracht anzusehen, aufgrund der Tatsache, dass eine Analyse der Ereignisse und ein Vergleich mit anderen europäischen Staaten zur besseren Darstellung des Integrationsprozesses, dessen Dynamik und der Perspektiven dient. Um das Phänomen des möglichen EU-Beitritts Albaniens zu analysieren, werden auch Kontextanalysen durchgeführt, da der Kontext als Phänomen zu berücksichtigen ist und dessen Analyse bei den richtigen Antworten auf die Fragestellungen dieser Arbeit als hilfreich zu betrachten ist.

Da bei den methodischen Ansätzen dieser Arbeit der historisch-genetische als angebracht angesehen worden ist, und aus dem anderen Grund, dass diese Arbeit eine langjährige Analyse der politischen Entwicklungen in Albanien vorgenommen hat, ist diese Arbeit als eine Längsschnittstudie zu betrachten. Die Längsschnittstudie hilft, bei dieser Arbeit die Entwicklungen über einen längeren Zeitraum zu verfolgen und zu analysieren.

Diese Arbeit stützt sich unter anderem auch auf Sekundärliteratur. Wichtige Forschungsergebnissen von AutorInnen, die über die Ereignisse in Albanien und die Vorbereitungen für einen möglichen EU-Beitritt erarbeitet worden sind, dienen als Ausgangspunkt, um zu eigenen Forschungsergebnissen und Antworten zu den Forschungsfragen zu kommen. Aber auch Primärliteratur wird in dieser Arbeit berücksichtigt, als wichtiges Element, um Daten zu erheben und zu wichtigen Schlussfolgerungen zu gelangen.

Wichtig ist, dass Beobachtungen, Interviews und Dokumentenanalyse als wichtige Methoden meiner Arbeit, zugleich einen Schwerpunkt auf Forschungsmethoden der qualitativen Politikforschung konstituieren.

1.5 Quellen

Als wichtige Quelle dieser Arbeit ist die Tatsache zu berücksichtigen, dass die Verfasserin dieser Arbeit aus Albanien kommt, die albanische Realität sehr gut kennt, die wichtigsten Ereignisse im Land miterlebt hat (bis zum Jahr 1998), und die Entwicklungen im Land vor allem durch persönliche Kontakte, eigene Beobachtungen und durch unabhängige albanische Medien verfolgt hat und nach wie vor verfolgt. Interviews und Umfragen in albanischer Sprache mit „einfachen Menschen“, sowie Dokumentenrecherche und Literatur in albanischer Sprache und auch in Fremdsprachen, halfen in dieser Arbeit nicht nur zielgerichteter und strukturierter vorzugehen, sondern „bringen“ ein Stück albanischer Realität. Die objektive Analyse der Phänomene und der Meinungen versucht dabei zu verstehen, wie die Albaner zu einen baldigen EU-Beitritt ihres Landes stehen, wie positiv das aufgenommen wird, vor allem nach einer langen Trennung von Europa, und mit welchen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen und Perspektiven der EU-Beitritt verknüpft ist.

Außer Interviews, Zeitungsartikeln, Internetquellen, Periodika und Einzelwerken, ist es wichtig zu sagen, dass in dieser Arbeit vor allem albanische Literatur, aber auch Literatur in deutscher, französischer und italienischer Sprache verwendet wird. Wie auch bei der Zielsetzung der Arbeit erwähnt, wird die Meinung albanischer Politiker und Vertreter politischer Parteien wenig miteinbezogen, um die Objektivität der Arbeit nicht zu beeinflussen. Interviews sind mit Vertretern des Europäischen Parlaments durchgeführt worden, sowie mit dem (parteilosen) albanischen Vertreter für die Koordination der Beziehungen zwischen Albanien und der UNO in Wien. Äußerungen albanischer Regierungspolitiker bedarf diese Arbeit nicht, denn Daten und Fakten, die von der Realität, von unabhängigen Quellen und von eigenen Beobachtungen stammen, decken, meiner Meinung nach, jeden Bereich völlig ab und verleihen der Arbeit die notwendige Objektivität .

II Theoretischer Hintergrund

2.1 Einleitung

Albanien, das kleine Land auf der westlichen Balkanhalbinsel, hat eine Fläche von 28.748 km² und 3.545.400 Millionen Einwohner. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges etablierte sich in Albanien ein diktatorisches Regime, das über 50 Jahren in Albanien herrschte und das Land durch dichte, politische und geografische Grenzen vom Rest der Welt trennte.

Das Motto des „einsamen Albaniens“ in den 50er Jahren war keine Hilfe und Kredite von außen zu akzeptieren. Es ging dabei sowohl um Geldzuwendungen als auch um die Reputation des Landes. Es wurde soweit mit dem Motto gegangen, dass die Kommunisten bereit waren, sogar „Gras zu essen um die marxistisch-leninistischen Prinzipien nicht zu verraten.“3

Die Entwicklung der Wirtschaft und des gesamten Aufbaus des Sozialismus in der sozialistischen Ära, stützte sich auf eigene Kräfte. Die Vergabe von Konzessionen, die Gründung von ausländischen oder von bürgerlichen und revisionistischen Monopolen und staatlichen Wirtschafts- und Finanzgesellschaften und anderen Institutionen, sowie eine Kreditnahme von ihnen, waren verboten. Auch jedes Religionsbekenntnis war verboten. Die atheistische Propaganda des Staates zielte auf eine Verwurzelung der wissenschaftlichen und materialistischen Weltanschauung bei den Menschen ab. Die Bürger waren von jeder Art von Steuern und Gebühren befreit und die Frau nahm an allen gesellschaftlich-politischen Tätigkeiten teil: Bei Ausbildung, Entlohnung, Versicherung, Urlaub, in der Familie und in jedem anderen Aspekt, war sie dem Mann gleichgestellt.

Was Bildung betrifft, war der Abschluss der Volksschule und der Hauptschule für jeden Pflicht. Die allgemeine Schulpflicht wurde im Jahr 1952 eingeführt und schrittweise auch die polytechnische Schule und die AHS, mit vormilitärischer Erziehung und Produktionseinsätzen. Universitäten, Akademien für Wissenschaft und Kultur, Komitees für Wissenschaft und Technik, die Gebührenbefreiung der Bürger in der Schule und in den Universitäten, haben dazu beigetragen, dass es innerhalb weniger Jahre in der Nachkriegszeit keine Analphabeten im Land gab. Im Jahr 1967 wurde Albanien zum einzigen atheistischen Land der Welt erklärt worden, und jede Religionsausübung stand unter Strafe.

Was die Wirtschaftsentwicklung anbelangt, so wurde die Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg neu aufgebaut, weil Albanien in der Vorkriegszeit fast über keine Industrie verfügte. Trotz industrieller Entwicklung im Land, bestimmte aber fünfzig Jahre lang die Landwirtschaft die gesamte Wirtschaftsentwicklung des Landes. Die Isolation vom Ausland wirkte sich negativ auf die gesamte Wirtschaftsentwicklung des Landes aus, und jede Verschuldung und Kreditannahme vom Ausland stand unter Strafe.

Nach dem Jahr 1985, das Todesjahr des Diktators Enver Hoxha, wurde Ramiz Alia zum Ersten Sekretär der Albanischen Arbeiter Partei (PPSH) ernannt. Seitdem war eine Art Lockerung zu merken im Bezug auf die diplomatischen Beziehungen mit dem Ausland. Im Jahr 1987 wurden Beziehungen zur BRD aufgenommen.

Trotz Reformen blieb Albanien auch nach dem Tod des Diktators Enver Hoxha ein abgeschlossenes Land. Im Jahr 1991 wird Albanien von studentischen Revolten gegen die Diktatur erschüttert. Das ganze Volk unterstützte die Studenten und nahm an den Demonstrationen teil. Noch im Jahr 1991 erfolgt der Sturz des diktatorischen Regimes und begann die neue Ära der Demokratie.

Die Diktatur hat in Albanien viele das Leben gekostet, anderen das Leben gestohlen und vielen anderen die Zukunft dunkel gestaltet, weil die Kosten der Transformation für alt und jung hoch zu bezahlen waren und immer noch sind. Was damals Angst im privaten Leben bedeutet hat, bedeutet heute Angst um die eigene Zukunft.

In Albanien sind Reformen notwendig und zwar in allen Bereichen. Nach fünfzig Jahren Diktatur hat Albanien keine Erfahrung mit Demokratie und mit demokratischen Institutionen. Ein Volk, das im Laufe seiner Geschichte unzählige Invasionen überlebt, seine Sprache, seine Kultur mit seinem Leben verteidigt hat, vor und nach dem Ersten Weltkrieg Opfer von Aufteilungen seines Territoriums durch die Großmächte gewesen ist, hat nur wenige Augenblicke des Friedens erlebt. Die 50 Jahre Diktatur waren Frieden, aber keine Freiheit. Trotzdem sind die wirtschaftliche Entwicklung im Land, der Aufbau des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg, die Ausbildung, die Emanzipation der Frau etc. dieser Zeit zu verdanken.

Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in Albanien, strebten alle politischen Parteien und Organisationen nach der Integration des Landes in europäische Strukturen. Albanien nahm seit 1994 an der „Partnerschaft für den Frieden“ teil, es ist aber noch nicht NATO-Mitglied geworden. Im Jahr 1995 wurde Albanien in den Europarat aufgenommen.

2.2 Die illyrisch-albanische Kontinuität und die europäische Identität der Albaner

Albanien, ein Land, das erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und der Tragödie im Kosovo in die Schlagzeilen geriet, war eine terra incognita, ein weißer Fleck in der Karte Europas. Die Illyrer, die alten Albaner sind aber, neben Thrakern und Hellenen, seit dem zweiten Jahrtausend v. Chr., autochthone Bewohner des Balkans.4 Zum Unglück dieses Landes, so wie es in anderen Fällen auch passiert ist, war die tragische Dialektik der Geschichte der Hauptgrund, dass dieses Land wenig bekannt wurde.

Jahrhundertelange Fremdherrschaft, Unterdrückung, Zerstörung und Ausbeutung von Rom und Byzanz, von den slawischen Staaten und dem osmanischen Reich, brachten schwere Folgen für das Land und das Volk mit sich. Zeiten des Verfalls und der Stagnation folgten. Die ethnische Eigenständigkeit, die Sprache und die Kultur blieben trotzdem erhalten. Die Geschichte Albaniens und des albanischen Volkes ist das Erbe der Geschichte Illyriens und der Illyrer. Der Name Illyrien stammt wahrscheinlich von Illyr, dem Sohn des Polyphemos. Illyrs Söhne waren Enchelaios, Autarios, Dardanos, Medos, Taulantos und Perrebos; seine Töchter waren Partha, Dortha, Dassara, deren Namen später ihre Stämme annahmen.

Der illyrische Name Albanoi, der im 2. Jahrhundert n. Chr. erstmals erwähnt wurde, gab später dem ganzen heutigen Albanien den Namen Albanon, Arbanon und dann Albania.

Kulturelle Artefakte und Funde zeigen, dass der Boden Albaniens seit der Altsteinzeit bewohnt wurde. Verschiedene Werkzeuge aus Feuerstein und Tierknochen, die man am Fuße des Dajti Berges und im Norden Albaniens entdeckt hat, bezeugen, dass dieses Territorium ununterbrochen bewohnt gewesen ist, also im Zeitraum von 30.000 - 10.000 v. Chr. Die Kupferzeit (von etwa 2.600 bis 2.100 v. Chr.), hat die Jungsteinzeit in Albanien fortgesetzt. Die entdeckten Siedlungen in Maliq, Tren (Südost-Albanien), Mat und Shkrel (Nord-Albanien) bringen nochmals die Tatsache zur Kenntnis, dass die Bronzezeit in diesem Land eine wichtige Rolle spielte. Aus Bronze wurden Waffen wie Dolche und Messer hergestellt, aber auch Werkzeuge wie Äxte und Sicheln. Die ersten historischen Quellen, die über die Illyrer Information liefern, datieren bis zum 5. Jh. v. Chr zurück. Es gibt verschiede Thesen über die Herkunft der Illyrer, aber nur eine entspricht, aufgrund der Ausgrabungen, der Richtigkeit der Ansicht, dass die Illyrer eine autochthone Bevölkerung im westlichen Teil des Balkans waren.

Der Albanologe Gustav Mayer bekräftigte die illyrische These als er schrieb: es sei „genauso richtig, die Albaner als Neuillyrer zu bezeichnen, wie die heutigen Griechen moderne Griechen zu nennen“.5 Die wichtigsten Funde sind die in Mat, Kukës, Bënja, Belsh und Korçë, aber auch außerhalb Albaniens wie in Glasinac in Bosnien. Plinius der Ältere bezeichnete die südlichen Gebiete des heutigen Albaniens als Illyrien, während Herodot den Berg Morava (Südost-Albanien nahe Korça) als Begrenzung nennt. Appian von Alexandria weitet das Territorium von oberhalb Makedoniens und Thrakiens bis zum Fluss Istros (Donau) aus.

Wenig Information gibt es über die Sprache der Illyrer. Die einzigen sprachlichen Reste wurden in Süditalien gefunden, wo einst illyrische Stämme der Messapen lebten. Die gefundenen Inschriften sind in der messapischen Sprache, einem Zweig der Illyrischen, verfasst. Illyrisch war eine eigene indoeuropäische Sprache, die aber mit den anderen

Sprachen am Balkan verbunden war. Nicht wenige Worte des täglichen Lebens wie sika = Messer, sabaia = Hirsebier und Namen wie Ilir (freier Mann), Teuta, Bardhyl (von i bardhë = weiß), Taulant (vom Taulanten-Stamm ), sowie Ortsnamen von Flüssen und Bergen sind von der illyrischen Sprache in der heutigen, albanischen Sprache geerbt worden. Es gibt heute noch, auch Worte in anderen Sprachen, die als Erbe aus dem Illyrischen anzusehen sind, wie im Lateinischen mannus = Pferd, auf Albanisch mëz, im Griechischen kalibe = Hütte, auf Albanisch = kolibe, kasolle.6

Als Waffen waren bei den illyrischen Kriegern Lanzenspitzen aus Eisen bekannt, wobei der illyrische Helm als besonders in ihrer Form herauskommt. In Bezug auf Landwirtschaft war vor allem der Anbau von Weizen wichtig. Gemüse wie Bohnen und Erbsen oder Obst wie Äpfel, Kirschen und Birnen waren die wichtigsten Nahrungsmittel. Die guten Klimabedingungen ermöglichten auch den Anbau von Wein und Oliven und die Nähe der adriatischen und ionischen Küste gab den Illyrern die Möglichkeit auch ihre Kunst im Schiffbau und der Schifffahrt zu zeigen. Besonders die Liburner im Norden waren für ihre schnellen Boote sehr bekannt.7

Städte wurden gebaut von Epidamnos (im Jahr 627 v. Chr.), der später Dyrrachion genannt wurde (heute Durrës), oder Buthrotus (heute Butrint), Apollonia, Byllis. So wurde in den Jahren 370-360 v. Chr. die illyrische Küste ein Küstenland in dessen Norden die Liburner wohnten, dann die Dalmater, Ardianer, Labeaten, Taulantier, Parthiner, Encheleer, im Nordwesten die Autariaten und Dardaner, südöstlich die Paionen, Dassareten und weiter nach Süden die Amantiner, Chaonen, der Stamm der Thesproten und die Molloser, dessen Begründer Mossos der Sohn von Hektor war. Hektors Witwe ließ sich nach dem Fall Trojas in Buthrotum nieder.

Die Rolle der Illyrer am Balkan war von großer Bedeutung. Selbst Homer schrieb über die Paionen, die auf der Seite der Trojaner gekämpft hatten. Demosthenes beschrieb die Illyrer als ein Volk, für das es „erfreulicher wäre, unabhängig und frei zu sein als unterworfen“. Athen selbst schloss sogar bereits im Jahr 356 v. Chr. ein Bündnis mit Grabos, dem König von Illyrien.

Im Jahr 335 v. Chr. unternahm Alexander der Große einen Feldzug gegen die Illyrer, bei dem er innerhalb von drei Tagen eine Niederlage und einen Sieg erlebte. Nach seinem Tod begann ein Kampf um die Macht in Makedonien, in den auch Epirus verwickelt war. Aiakides, König von Epirus, wurde im Jahr 317 v. Chr. gestürzt und dessen Sohn Pyrrhos (319-272 v. Chr.), der zu der Zeit 2 Jahre alt war, wurde zu Glaukias, König von Illyrien gebracht, wie Plutarch berichtet. Glaukias zog Pyrrhos zusammen mit seinen Kindern groß. Pyrrhos spielte eine große Rolle in der Geschichte im folgenden Jahrhundert. Nach der siegreichen Schlacht in Heraklia bei Tarent im Jahr 280 v. Chr. sagte man: „Noch ein solcher Sieg und wir sind geschlagen.“8 Pyrrhos gründete die Stadt Antigonea, nahe bei Gjirokastra, die er nach seiner Frau Antigone benannt hatte. Zur selben Zeit wurde eine andere Stadt im Nordwesten gegründet, deren Name Lissus (heute Lezha) war. Nach dem Tod der Antigone heiratete er aus politischen Gründen mehrere Frauen. Er heiratete die Tochter des Audoleon, König der Paionen, dann Brikena, die Tochter von Bardylis, König der Illyrer. Nach dem Tod von Bardylis bestieg Monounios, König von Dardanien, den Thron in Illyrien.9

Er ging in die Geschichte Illyriens ein als der erste König, der die ersten eigenen Silbermünzen prägen ließ.

2.3 Die Invasionen im Laufe der Geschichte und deren nachteilige Auswirkungen auf die Erfahrung bei Gesetzgebung und Demokratie

„Der Albaner war nie, wie z. B. der Mazedonier, ein Reichsgründer und Eroberer

(…). Wenn der Albaner zu den Waffen griff, war es stets, um sich gegen einen Eindringling zur Wehr zu setzen (…). Das kleine albanische Ländchen wurde jedoch immer wieder in die Auseinandersetzungen der Großen hineingezogen, da jede Macht, welche die Herrschaft im Balkan-Adriaraum ausüben will, erst Albanien besetzen muss.“10 Albanien war seit der Antike als „das Tor zur Adria“ bezeichnet worden.11 Der römische Historiker Titius Livius schrieb im zweiten Jahrhundert vor Christus,12 dass Illyrien, das heutige Albanien, aufgrund seiner strategisch-geographischen Position, immer wieder unter Fremdherrschaft stand.

279 vor Christus wurde Illyrien von den Kelten erobert. Zwischen 200 vor Christus und später wurde Illyrien immer wieder von den Römern erobert. Während die griechischen Stadtstaaten zu dieser Zeit einen Zusammenbruch erlitten, begann in Italien der Aufbau eines Reiches, das man als Römisches Reich kennt. Es waren die Absichten Roms nach Osten zu expandieren, die zu einem illyrischen Feldzug führten.

Nach dem I. Punischen Krieg (264-241), begann Rom seine Augen nach Osten auszurichten. Der Krieg war für die Illyrer unvermeidbar und er dauerte 60 Jahre, von der Zeit von König Agron und seiner Frau Teuta mit Hauptwohnsitz in Shkodra bis zum letzten illyrischen König Genthios, der im Jahr 168 v. Chr. sein Reich verlor.13

Vor Shkodras Mauern wurde die letzte Schlacht verloren und nach 300 Jahren seines Bestehens wurde das illyrische Reich zerstört. Nur zehn Tage nach dem Fall von Shkodra überfiel Rom Makedonien und kurze Zeit später Epirus. Der Weg nach Griechenland war somit frei. Im Jahr 130 v. Chr. begann Rom mit dem Bau der Via Egnatia in östlicher Richtung nach Makedonien. Rom konzentrierte sich auf die Romanisierung des Landes, trotzdem gelang es der lateinischen Sprache nicht, die Illyrische zu ersetzen. Verschiedene Aufstände wurden niedergeschlagen. Mitte des 3. Jh. n. Chr. befand sich Rom in einer politische Krise, die im 4. Jh. n. Chr. zum Untergang Roms führte. Eine Reihe von Kaisern mit illyrischer Abstammung regierte über das Römische Reich zu dieser Zeit. Claudius II, Gothicus (268-270 n. Chr.), Aurelian (270-275 n. Chr.), Probus (276-282 n. Chr.), und Diokletian (284-305 n. Chr.), der viele Reformen im Bereich des Staates durchsetzte, waren einige von ihnen.14

Mit dem 5. Jahrhundert nach Christus begann für Illyrien die Invasion durch die slawischen Völker, die große Teile Illyriens eroberten und immer wieder für Auseinandersetzungen zwischen beiden Völkern sorgten.15

Als im Jahre 306 Konstantin der Große in Gallien, Britannien und Germanien an die Macht kam, war das Gebiet des heutigen Albaniens in 3 Provinzen aufgeteilt. Die letzte Erwähnung der Illyrer datiert ins Jahr 602 n. Chr. Zurück, im „Miracula Sancti Demetri“ von Thessaloniki.

Bis zum Jahr 726 n. Chr. wurde auch das Gebiet Albaniens von den Geschehnissen der Zeit betroffen. Im Jahr 843 besetzten die mächtig gewordenen Bulgaren große Teile des heutigen Albaniens, darunter auch Dyrrachium. Im 10. Jh. n. Chr. eroberte der Byzantinische Kaiser Basileios II. Dyrrachium zurück. Im Jahr 1085 eroberten die Normannen Dyrrachium und Mittelalbanien, die jedoch im Jahr 1110 von den Byzantinern vertrieben wurden. Nach dem Jahr 1272 eroberte Karl von Anjou, König von Neapel die Gebiete von Dyrrachion bis Aulon (heute Vlora) und gründete das „Regnum Albaniae“. Das wurde aber schon im Jahr 1282 vom byzantinischen Kaiser Andronikos II. zurückerobert.

Anfang des 14 Jh. fielen die Serben in Albanien ein. In den Jahren 1343-1347 wurde Albanien Teil des Großserbischen Reiches unter Dušan. In Kleinasien wurde das Osmanische Reich mächtig und zu einer neuen Bedrohung für die Welt. Die Türken vergrößerten ihr Reich nach Westen. Im Jahr 1389 wurden die Serben in der Schlacht am Amselfeld von den Osmanen besiegt. Truppen von Muzaka, ein albanischer Fürst, nahmen ebenfalls an dieser Schlacht gegen die Türken teil. Lokale Fürsten teilten Albanien in Provinzen ein. Die bekanntesten von ihnen sind Topia, Balsha, Muzaka und Kastriota. Im Jahr 1392 besetzte Venedig die Stadt von Durrës und ein Jahr danach, 1393, besetzten die Türken die Burg von Skutari. Auch später spielte das Land der „Skipetaren“ eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte und wurde immer wieder Schauplatz von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der autochthonen Bevölkerung und den Besatzern.

Bulgaren eroberten das Land um 800, danach, im Zeitraum zwischen den Jahren 900 und 1018 folgte die Eroberung durch das byzantinische Reich. In den Jahren 1081- 1185 wurde das Land von den Normannen und später, in den Jahren 1272-1282 von den Napolitanen erobert. Die Serben, nicht sehr zufrieden mit den Territorien, die sie Illyrien im 5. Jahrhundert wegnahmen, unternahmen in den Jahren 1345-1355 den Versuch, das ganze Land zu erobern. Aufgrund der geographischen Nähe und der Interessen im Land, eroberten auch die Venezianer wichtige Hafenstädte wie Durres im Jahr 1392 und Shkoder im Jahr 1395. Nach dem Verlust der balkanischen Koalition gegen die Türken im Jahr 1385, stand Albanien zwischen 1430 und 1912 unter türkischer Herrschaft.16

Mit der Eroberung von Vlora im Jahr 1417, geriet das albanische Gebiet unter die Verwaltung des Osmanischen Reichs. Die Islamisierung der Bevölkerung nahm danach zu. Einige Aufstände wurden von Türken blutig niedergeschlagen und viele albanische Männer wurden nach Istanbul gebracht, um dem Sultan als Soldaten zu dienen. Gjon Kastriota, ein Fürst, der gegen die Türken kämpfte, sah sich gezwungen für seine Niederlage einen hohen Tribut zu zahlen. Der Sultan nahm seine vier Söhne als Geiseln. Der bekannteste von ihnen war Georg Kastriota (Gjergj Kastrioti), oder Skanderbeg. Unter Skanderbeg17 erlebten die Albaner eine 25jährige Freiheit, eine Zeit, die für die europäische Zivilisation auch von großer Bedeutung war. Albanien diente zu dieser Zeit als ein Schild für Europa gegen die Gefahr der Islamisierung. Das albanische Volk leistete 500 Jahre lang Widerstand gegen die Türken. Erfolgreich war der Krieg gegen die Besatzer unter der Führung des albanischen Fürsten Skanderbeg - Gjergj Kastrioti Skenderbeu, der alle albanischen Kräfte unter der roten Flagge mit dem schwarzen Doppeladler, als Symbol der albanischen Identität, vereinte.18 Nach dem Tod Skanderbegs im Jahr 1468, gelang es den Türken, den ganzen Balkan und andere Staaten Europas zu erobern. „Ohne den Heldenkampf dieses

Volkes, der starke türkische Kräfte band, wäre die geballte Macht der Osmanen früher und vielleicht mit besserem Erfolg vor Wien erschienen“.19

Auch Voltaire schrieb:„Hätte Byzanz einen Skanderbeg besessen, so wäre Europas Geschichte wohl etwas anders verlaufen.“20

Wenn man über Skanderbeg spricht, dann denkt man an die Welteroberer des 15. Jahrhunderts, Sultan Murad II., seinen Sohn Mehmet und die Gefahr der Weltislamisierung. Armeen von hunderttausenden Janitscharen stürmten vom Südosten in den Nordwesten Europas und nur wenige erkannten die Gefahr und hatten den Mut, sich ihr entgegenzustellen. Georg Kastriota (Gjergj Kastrioti) oder Skanderbeg wurde im Jahr 1405 im Norden Albaniens geboren. In seiner frühen Kindheit hatte er gehört und gesehen, wie seine Landsleute - unter denen auch sein Vater war - gegen die Türken gekämpft hatten. Als sein Vater von den Türken geschlagen wurde, hat man Georg und seine 3 Brüder als Geiseln zum Hofe des Sultans geschickt. Da er sehr jung war, entschied man, ihn unter dem Namen Skander als einen guten Moslem und Kriegsmann groß zu ziehen, um ihn später als Getreuen des Sultans wieder in sein Land zu schicken, um sein eigenes Volk unter Kontrolle zu halten. Er wurde bald zu einem der tapfersten Kriegsmänner und diente dem Sultan in vielen Schlachten. Seine Tapferkeit und Strategie waren bemerkenswert und er erhielt dafür den Titel Beg. Von nun an wurde er in der Armee Skanderbeg genannt. Doch nicht Titel noch Ruhm haben bei ihm die Liebe für sein Vaterland zum Erlöschen gebracht. Neugierig erwartete er Nachrichten aus seinem Land und bereitete sich inzwischen mit anderen Landsleuten auf den Tag vor, die Möglichkeit zu ergreifen, sein Land zu sehen. Als in den Jahren 1443-1444 die Aufstände gegen die Türken in Ungarn ausbrachen, entschied Sultan Murad II, Skanderbeg auch dorthin zu schicken. Der ersehnte Tag für Skanderbeg und seine Männer war gekommen. Zusammen mit ein paar hundert Reitern, ritt er nach Albanien Richtung Kruja. „Nicht ich brachte euch die Freiheit“, sagte er zu seinem Volk in Kruja, „ich fand sie unter euch, nicht ich brachte euch die Waffen - ich fand euch bewaffnet, mit Herz und Hand“.

Für einen organisierten Kampf gegen die Türken war die Gründung eines Bündnisses der Landesherren notwendig. Zu dieser Zeit rief Skanderbeg alle Fürsten des Landes zur Einigung auf. Sie einigten sich im Jahr 1444 in der „Liga von Lezha“, und beschlossen gemeinsam gegen die Osmanen zu kämpfen. Die Siege kamen einer nach dem anderen, obwohl die Türken in der Überzahl und schwer bewaffnet waren. Mehrmals wurde die Festung von Kruja belagert und jedes mal sahen sich die Türken gezwungen, ihre halbierten Armeen zurückzuziehen. Weder die Präsenz von Sultan Murat II im Jahr 1450 und seines Sohnes Mehmet im Jahre 1466-1467, noch die Politik des Terrors und Bestechungsversuche, erreichten ihr Ziel. Europa sah zu dieser Zeit in Skanderbeg einen Schild und obwohl der Kongress von Mantua in den Jahren 1458/1459 eine politische Aktion einiger Staaten gegen die Türken sah, verließen sich die Albaner auf ihre eigenen Kräfte. Weder der Vatikan noch Venedig hielten ihr Wort. Papst Nikolaus verlieh Skanderbeg das Epithet „Athleta Christi“ und „Antemurale christianitatis“, was dieselbe Bedeutung für einen Verteidiger der Christenheit und gleichzeitig der europäischen Zivilisation hat. Venedig verlieh ihm die Ehrenbürgerschaft.

Als Skanderbeg jedoch mehrmals um reale Hilfe - was nur Waffen sein konnten - bat, erhielt er nur schöne Worte. Voller Zorn, Hass und Verachtung verließ er sogar die päpstliche Audienz und sagte, er hatte sich wohl in der Adresse seines Gegners geirrt. Von beiden Seiten, den Türken und Italienern wurde er als „Ungläubiger“ bezeichnet, aber heimlich fürchteten sie den „terribile“. Stolz auf seine Vorfahren, schrieb er einem italienischem Fürsten: „Wenn sich unsere Chroniken nicht täuschen, so sind wir aus jenem Geschlecht, das sich in alten Zeiten mit den Römern schlug und bekränzt mit Lorbeer aus diesem Kampf hervorging“. Von Plutarchs Erzählungen hat er erfahren, dass die Epiroten Vorfahren seines Volkes waren. Fünfundzwanzig Jahre lang kämpften er und sein Volk allein gegen die Türken, fünfundzwanzig Jahre lang jagte er den Türken Angst und Schrecken ein. Auch nach seinem Tod im Jahre 1468 kämpften die Albaner, geführt von Skanderbegs Sohn, weiter bis zu den Jahren 1478-1479. Die Übermacht des Feindes, dessen Anzahl immer mehr anwuchs, konnte das immer kleiner werdende Volk erst zehn Jahre nach Skanderbegs Tod besiegen. Zehntausende Albaner verließen ihr Land Richtung Italien, ihr einziges Hab und Gut war ihre Erinnerung an Skanderbeg und seine Waffen, eine Erinnerung, die auch im übrigen Europa lebendig blieb. Die Fahne der Kastrioti, der Doppeladler auf rotem Hintergrund, wurde zum nationalen Symbol. Es war diese mehr als fünfhundert Jahre alte Fahne, die am 28. November 1912 das Ende der Osmanen und der türkischen Herrschaft in Albanien besiegelte. Der Name Skanderbeg und seiner Heimat Albanien wurden in der Literatur in vielen Sprachen hoch gelobt. Im Jahr 1735 wurde sogar eine Oper von Antoine Houdar de la Motte (Text), François Francoeur und François Rebel (Musik) von der Académie Royale de Musique in Paris aufgeführt.21

Der Kampf gegen die Türken ging weiter und die Albaner kämpften heroisch gegen die Besatzer. Andererseits beschlossen türkische und russische Truppen den Waffenstillstand und unterschrieben am 3. März 1878, den Vertrag von Stefano. Gemäß diesem Vertrag wurde ein Großteil des albanischen Territoriums Serbien zugesprochen.

Der Berliner Kongress 1878, der von den Großmächten einberufen wurde, wollte die russisch-serbische Offensive am Balkan und in Europa stoppen, war aber an der albanischen Frage überhaupt nicht interessiert und versprach das albanische Territorium den Nachbarstaaten. Die Albaner organisierten sich noch einmal und bildeten „Die Albanische Liga von Prizren“, mit dem Ziel das albanische Territorium vor den Nachbarvölkern zu schützen und gleichzeitig der Welt zu zeigen, dass die Existenz der albanischen Nation nicht ignoriert werden könnte und dürfte. Die Albaner kämpften bis zuletzt, aber im Jahr 1881 gelang es den Türken, die den Wunsch der Albaner nach Unabhängigkeit fürchteten, die Liga niederzuschlagen.

Der Kampf gegen die Türken und für ein unabhängiges Albanien ging weiter und erreichte in den Anfängen des 19. Jahrhunderts wichtige Fortschritte bei der Vertreibung der Invasoren. Inzwischen wurde im Februar 1912 von den Bulgaren, Serben und später auch von den Griechen und Mazedoniern ein „Balkanbund“ gegründet, um die Türken vom Balkan zu vertreiben.

Die Albaner befanden sich zwischen zwei Fronten: Einerseits kämpften sie gegen die Türken, andererseits mussten sie das albanische Territorium vor dem Eindringen der Balkanbundtruppen schützen. Während die Türken vertrieben wurden, riskierte Albanien eine neue Herrschaft: Serben, Griechen, Mazedonier und Bulgaren waren mit ihren Armeen in Albanien eingedrungen und hatten viele albanische Gebiete besetzt. Patrioten und Kämpfer aus ganz Albanien versammelten sich in Vlora, wo am 28. November 1912 ein Nationalkongress die Unabhängigkeit Albaniens proklamierte.22

Vlora war nicht die Hauptstadt Albaniens, es war aber die einzige freie Stadt, die von den Truppen der Nachbarstaaten noch nicht besetzt wurde.

Die Londoner Friedenskonferenz vom 16. Dezember 1912 entschied über die Grenzen am Balkan, wobei, trotz des Wunsches einiger europäischer Staaten (Österreich- Ungarn, Italien, etc.), den slawischen Einfluss auf Balkan und Europa zu verhindern, die albanischen Grenzen nicht nach ethnischem Prinzip festgelegt wurden. Mehr als die Hälfte des albanischen Territoriums (Gebiete die von den Truppen der Nachbarstaaten schon besetzt wurden), wurde in der zweiten Londoner Friedenskonferenz vom 30. Mai 1913 Montenegro, Serbien, Mazedonien und Griechenland zugesprochen. Am 29. Juli 1913 anerkannten die sechs Großmächte die Unabhängigkeit Albaniens, jedoch mit dem gleichen großen Nachteil wie beim Berliner Kongress im Jahr 1878 (13. Juni), als auch bei der Londoner Friedenskonferenzen vom 16. Dezember 1912 und vom 30. Mai 1913, wobei einer Aufteilung des albanischen Territoriums zwischen den Nachbarstaaten zugestimmt wurde.

„Die am 28.11.1912 proklamierte Unabhängigkeit Albaniens, wurde international nur für einen Teil des albanischen Kernsiedlungsgebietes anerkannt: rund die Hälfte wurde von Serbien, Montenegro und Griechenland besetzt.“23

Viele Gebiete im Norden des Landes gingen an Montenegro, der Kosovo ging an Serbien, viele Gebiete im Südwesten des Landes (ein Großteil der Ohri und Prespa-Seen) gingen an Mazedonien, das ganze Gebiet Cameria im Süden des Landes ging an Griechenland. Sowohl Serben als auch Griechen gingen brutal gegen die albanische Bevölkerung in den Regionen vor.

Massenmorde und Vertreibungen von der serbischen Seite gegen die albanische Bevölkerung im Kosovo,24 Assimilierungspolitik gegenüber der albanischen Bevölkerung, sowohl von serbischer als auch von griechischer Seite, gingen jahrelang weiter. Die Griechen gingen weiter mit ihrer feindlichen Politik gegenüber den Albanern in den vor und nach dem Ersten Weltkrieg von ihnen (von den Griechen) besetzten albanischen Regionen vor, indem sie die albanischen Cams von ihren Häusern in Richtung albanischer Grenze vertrieben, und von ihrem Hab und Gut enteigneten.25,26

Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914-1918), also zwischen 1913- 1914, wurde Albanien von griechischen Truppen im Süden des Landes und von serbischen Truppen im Norden und Nordwesten besetzt. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, zwischen 1915-1916, wurde Albanien im Süden von Italien besetzt. Nord- und Mittelalbanien standen unter österreichischer Besatzung und das Korca-Gebiet im Süden des Landes wurde von französischen Truppen besetzt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde über die Grenzen der Balkanstaaten erneut in der Konferenz von Paris verhandelt.

Als die Albaner sahen, daß Griechenland an Südalbanien interessiert war und Italien den Rest des Landes haben wollte, bildeten sie eine Regierung, um zumindest die von den Großmächten im Jahr 1913 festgelegten Grenzen zu schützen. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, wurde Albanien am 7. April 1939 von den italienischen Truppen, und nach der Kapitulation der Regierung Mussolini am 8. September 1943 wurde das Land von den Deutschen besetzt.27

Am 29. November 1944, wurde das ganze Land von den deutschen Besatzern befreit und dieses Datum ging als der Tag der Befreiung und der Unabhängigkeit des Landes in die Geschichte des Landes ein. Die provisorische Regierung unternahm nach der Befreiung des Landes vieles, um das Land nach kommunistisch-jugoslawischem und sowjetischem Modell aufzubauen. Politisch wurde in Albanien das Einparteiensystem errichtet, wirtschaftlich begann die Phase der Kollektivierung der Landwirtschaft und von allem, was bis dahin als Privateigentum galt. Nach dem Jahr 1944 begann für Albanien und dessen Volk eine der schwierigsten Zeiten in der Geschichte: die Errichtung einer fünfzigjährigen Diktatur, die das Land und die Menschen in die totale Isolation vom Rest der Welt führte.

2.4 Die diktatorische Vergangenheit Albaniens

Albanien - das Land der „Skipetaren“ oder der „Adlersöhne“, wie die Albaner sich selbst poetisch bezeichnen, war eine terra incognita, ein weißer Fleck auf der geografischen und kulturellen Karte Europas, das erst in den 90er Jahren entdeckt wurde.

Mit 3,5 Millionen Menschen und 28.748 km2 ist Albanien, nach Slowenien, das zweitkleinste Land des Balkans. Ungefähr noch mal so viele Albaner leben in anderen Ländern, wie im Kosovo, Griechenland, Italien, der Türkei, Rumänien, Ägypten und den USA.28

Das Land liegt am „Nabel Europas“, Nachbar von Griechenland, 80 km von Italien entfernt und 800 km Fluglinie von Österreich, hat eine uralte Geschichte, wurde aber erst nach dem Jahr 1991, mit dem Sturz des Kommunismus, von den internationalen Medien und Politikern zum Diskussionsthema gemacht.

Seit dem Jahr 1945 herrschte in Albanien ein totalitäres kommunistisches Regime unter Hoxha, das stalinistischer als Stalin selbst galt. Politische Gegner im Land wurden verfolgt und zum Tode verurteilt, politische Organisationen wurden verboten, jede Religionsausübung stand unter Straffe, Anwaltschaften wurden abgeschafft und die „Feinde“ des Volkes wurden von den Volksgerichten verurteilt. Von freien Wahlen war in fünfzig Jahre Diktatur nie die Rede.

Ende der 80er Jahre fanden überall im ehemaligen Ostblock Umwälzungen statt. Auch in Albanien versuchte es die Regierung mit kleineren Reformen, allerdings weniger konsequent als Gorbatschows Perestrojka. Das stalinistische Wirtschaftsystem war bis dahin absolut zentralisiert. Immerhin wurden im Jahr 1987 die ersten, vorsichtigen Dezentralisierungsmaßnahmen, sowie Schritte zur Verbesserung der materiellen Seite der Arbeitskräfte gesetzt. Die Genossenschaftsmärkte wurden wieder eingeführt und es wurde freier Raum für eine Selbstversorgung geschaffen.

Ohne dass diese Reformen noch etwas am alten System änderten, begann infolge eines Verfalls der Arbeits- und Planerfüllungsdisziplin bereits alles noch schlechter zu funktionieren als zuvor. Die daraus resultierende spürbare Verschlechterung der Versorgungslage der Bevölkerung, heizte den Widerstand gegen das Regime an. Es kam zu einer vorrevolutionären Situation, mit Streiks und anderen Auflösungserscheinungen, in deren Folge sich die Regierung Alia gezwungen sah, Oppositionsparteien zuzulassen und die politische Liberalisierung anzukündigen. Der Druck von unten eskalierte jedoch weiter und führte zur Abberufung der Regierung im Februar 1991. Kurz darauf kam es zum Sturz der Hoxha-Statue, einem Ereignis, das für das Bewusstsein der Albaner ähnliche Auswirkungen hatte wie die Öffnung der Mauer für die DDR-Bürger.

Im Mai 1991 kam es zum Generalstreik mit der Forderung nach 100 Prozent Lohnerhöhung. Die Wissenschaftler beklagten, dass die Bewegungen teilweise erfolgreich waren, also, dass das Regime zu viele Zugeständnisse machte, und von daher die nötigen Schritte zur Transformation nicht entschieden genug forciert wurden. Z.B. dass sich die Arbeiterinnen durchgesetzt hatten, 80 Prozent des Lohns weiterzubeziehen, wenn sie arbeitslos werden oder wenn der Betrieb nicht oder nur teilweise arbeitet. Oder etwa den Verlauf der Privatisierungen: in einigen Staatsbetrieben traute sich die Regierung nicht, die mit der Privatisierung verbundenen Entlassungen der Arbeiterinnen durchzusetzen. In anderen Fällen kam es zu „wilden Privatisierungen“ auf allen Ebenen.

Albanien wird oft als „Armenhaus Europas“ beschrieben. Vor einigen Jahren ist Albanien noch als Dritte-Welt-Land bezeichnet worden. Das ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass diese Kategorie heute nicht mehr taugt, um die Welt zu verstehen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Albanien noch vor kurzem ein Industrieland war. Weil von einem Dienstleistungssektor kaum die Rede sein konnte, war der Anteil der Industrie (nach der Nomenklatur der Weltbank) höher als etwa in den USA.

2.5 Die Erfahrung mit Demokratie

Die Albaner als Volk haben wenig Erfahrung mit Demokratie gehabt. Vor allem in den fünfzig Jahren Diktatur wurde jedes demokratisches Element „zerstört“, was dem demokratischen Selbstbewusstsein des Volkes sehr geschadet hat. In der Transitionsphase, wo mehr denn je die demokratische Kultur und der Umgang mit der Demokratie dringend gebraucht wurden, waren die Nachteile der 50jährigen Diktatur zu spüren. Das erste Ereignis, das den Weg Richtung Demokratie in Albanien einleitete, waren die Entwicklungen in den Jahren 1990-1991 wo Studenten, Intellektuelle, Arbeiter, das ganze Volk auf den Straßen gegen die Diktatur demonstrierte. Die ersten demokratischen Wahlen in Albanien fanden am 31. März 1991 statt, wo elf politische Parteien und „Unabhängige“, darunter die DP, RP, AP und die Grünen an den Wahlen teilnahmen.

Demokratie, Pluralismus, freie Wahlen gehörten nach dem Jahr der Wende, 1991, zur neuen Terminologie der Albaner. Nach 50 Jahren harter Diktatur scheint für das albanische Volk, der Umgang mit der Demokratie eher schwierig. In fünfzig Jahre Diktatur wurde diesem Volk das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht, einer eigenen Partei anzugehören, das freie Wahlrecht, sogar das Recht anders zu denken, verweigert.

Die Mitgliedschaft Albaniens im Europäischen Rat ist auch am 29. April 2004 diskutiert worden. In einer Resolution wurde entschieden, dass Albanien noch nicht bereit sei, ein Mitglied des Europäischen Rates zu werden. Grund dafür sei vor allem nicht nur der Mangel an Erfahrung, auch nach so vielen Jahren der Öffnung des Landes, vor allem in Bezug auf Demokratieverständnis, sondern auch die Erfüllung der OSZE- und ODHIR- Vorschläge bezüglich der Organisierung von demokratischen Wahlen im Land. Der Regierung Nano wurde vorgeworfen, fast nichts in dieser Richtung unternommen zu haben.29

In der Legislaturperiode von 1992 bis 1996, die Zeit als die Demokratische Partei Albaniens das Land regierte, verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage und nur wenige Reformen wurden unternommen. Die Albaner fühlten sich enttäuscht, dass die Demokratische Partei kein bisschen den Zustand im Land verbessern hatte können. In Richtung Demokratisierung des Landes, der Institutionen, der Politik und der Menschen, wurde nicht viel getan, denn auch in dieser Zeit wurden Manipulationen beobachtet, die Kontrolle über die Medien zu haben, den Einfluss der Opposition zu schwächen und somit die Macht unbedingt weiterhin zu halten. Viele Oppositionskandidaten wurden kurz vor der Wahl von 1996 „aussortiert“ und standen auf einer detailliert ausgearbeiteten „Sperrliste“.

http://www.mdr.de/Drucken/779984-105.html, vom 15.01.2004.)

http://www.europa-digital.de/laender/alb/nat-pol/zivil2.shtml, vom

22.06.2004

Dervishi, Lufti. Truri dhe krahu i punes, jashte Shqiperise. Abgerufen unter Koha jone Online, http://www.kohajone.com/lexo.php?id=21264, vom 21.07.2004.

Oservatorio sui Balcani. Albania: povertá e corruzione.

http://www.oservatoriobalcani.org/article/articleview/2955/1/41, vom 31.03.2004

Albania: Consiglio Europa, su buona strada contro Corruzione

http://www.ansamed.info/ansamed/notizie/stati/albania/200507111227335 34136.html, vom 11.07.2005

Interviews

Interview vom 22.06.2004, mit dem albanischen Vertreter der UNO, Herrn Zef Mazi in Wien

(Aufzeichnung auf Minikassette)

Interview vom 03.06.2005, mit dem österreichischen Abgeordneten im EU-Parlament, Herrn Hannes Svoboda (Schriftliches Protokoll)

Interview vom 29.06.2005, mit dem österreichischen Abgeordneten im EU-Parlament, Herrn Herbert Bösch (Schriftliches Protokoll)

[...]


1 Vgl. Krasniqi, Afrim. Renia e Demokratise, Shqiperia ne muajt janar - qershor 1997. Publicistike Politike, Ribotim Eur-Rilindja Tirane 1997, Seite 306.

2 Vgl. Busek, Erhard. Mitteleuropa, eine Spurensicherung. Seite 8

3 Vgl. Hoxha, Enver (1976). Bericht vom 8. Parteitag. Shtepia botuese 8 Nentori, Tirane. Seite 210

4 Vgl. Ceka, Neritan (2001). Iliret Shtepia botuese Ilar. Seite 19-38

5 Vgl. von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein. Seite 124

6 Vgl. von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein. Seite 29, 82

7 Vgl. von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein. Seite 39

8 Vgl. von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein. Seite 266

9 Vgl. ebd,, Seite 270

10 Vgl. Peinsipp, Walter (1985). Das Land der Shkypetaren, Seite 25-26

11 Vgl.http://www.europa-digital.de/text/laender/alb/eu-pol/index.shtml, vom 15.01.2004

12 Siehe auch von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein. Seite 68

13 Vgl. von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein, Seite 68

14 Vgl. von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein. Seite 430

15 Vgl. Gashi, Dardan/Steiner, Ingrid (1997). Albanien - archaisch-orientalisch-europäisch, Seite 265

16 Vgl. Schmidt-Neke, Michael (1993). Albanien - Geschichtliche Grundlagen. In: Grothusen, Klaus Detlev (Hrsg.). Südosteuropa Handbuch, Band VII, Seite 27

17 Vgl. von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein. Seite 158-164

18 Vgl. Schmidt-Neke, Michael (1993). Albanien - Geschichtliche Grundlagen. In: Grothusen, Klaus-Detlev (Hrsg.). Südosteuropa Handbuch, Band VII, Seite 29

19 Vgl. Peinsipp, Walter (1985). Das Land der Shkypetaren, Seite 27

20 Vgl. von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein. Seite 161

21 Vgl. von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren. Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein. Seite 165

22 Vgl. Schmidt-Neke, Michael (1993). Geschichtliche Grundlagen - Die erste Unabhängigkeit, zwischen Selbstbestimmung und Fremdherrschaft. In: Grothusen, Klaus-Detlev. Albanien - Südosteuropa - Handbuch. Seite 34-38

23 Vgl. Schmidt-Neke, Michael. Das politische System Albaniens. In: Ismayr, Wolfgang. Die politischen Systeme Osteuropas, Leske & Budrich, Opladen 2002, Seite 767

24 Vgl. Schmidt-Neke, Michael. Das politische System Albaniens. In: Ismayr, Wolfgang. Die politischen Systeme Osteuropas, Leske & Budrich, Opladen 2002, Seite 767

25 Vgl. Wiethmann, Michael W (2000). Balkan-Chronik - 2000 Jahre zwischen Orient und Okzident, Seite 322-324

26 Vgl. Schukalla, Karl-Josef (1993). Albanien - Nationale Minderheiten in Albanien und Albaner im

Ausland. In: Grothusen, Klaus-Detlev (Hrsg)- Albanien - Südosteuropa - Handbuch.Band VII; Seite 522- 525

27 Schmidt-Neke, Michael. Das politische System Albaniens. In: Ismayr, Wolfgang. Die politischen Systeme Osteuropas, Leske & Budrich, Opladen 2002, Seite 767

28 Vgl, von Zabern, Philipp (1988). Albanien - Schätze aus dem Land der Skipetaren, Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein, Seite 3

29 Koha Jone, Online, 30. April 2004. Ultimatum: Jashte KE-se pa zgjedhje te lira. Von Edlira Prenga, http://www.kohajone.com/lexo.php?id=18514

Ende der Leseprobe aus 125 Seiten

Details

Titel
Albanien zwischen Diktatur und europäischer Integration
Untertitel
Probleme, Herausforderungen, Perspektiven
Hochschule
Universität Wien
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
125
Katalognummer
V201642
ISBN (eBook)
9783656293101
ISBN (Buch)
9783656293132
Dateigröße
2206 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
albanien, diktatur, integration, probleme, herausforderungen, perspektiven
Arbeit zitieren
Mag. Mag. MA, Dr. Mirela Shira (Autor:in), 2005, Albanien zwischen Diktatur und europäischer Integration, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201642

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