Die Kritik des Louis Althusser an Antonio Gramsci


Hausarbeit, 2011

11 Seiten, Note: 1,0

Magda Zwiesler (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Die Einordung Althussers und Gramscis in die Strömungen des Marxismus
2.1. Der Strukturalismus des Louis Althusser
2.1. Die „Philosophie der Praxis“ von Antonio Gramsci

3. Die Kritik Louis Althussers an Antonio Gramscis Interpretation des Marxismus
3.1. Historizismus, Dialektischer Materialismus und Historischer Materialismus
3.2. Die Kritik, die Louis Althusser an Antonio Gramsci übt

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis
5.1. Literaturquellen
5.2. Internetquellen

1. Einführung

Die gedanklichen Leistungen Karl Marx beeinflussten eine ganze Reihe von Intellektuellen. Aus den Überlegungen Karl Marx entstand schließlich der Marxismus, der sich in unterschiedliche Denkrichtungen aufspaltet, die das Werk Marx‘ in unterschiedlicher Weise deuteten und zu verstehen wussten. Unter ihnen auch der französische Philosoph Louis Althusser und Italiener Antonio Gramsci. Zwei Marxisten, die sich in ihrer Auslegung der Arbeit von Karl Marx deutlich unterschieden. In der vorliegenden Arbeit werde ich mich mit einem Kapitel aus Althussers Werk „Das Kapital lesen“ befassen. In dem Kapitel „Der Marxismus ist kein Historizismus“ übt Althusser deutliche Kritik an Gramsics Auslegung beziehungsweise Deutung von Marx‘ Werk. Dabei versuche ich zu klären, warum Althusser Kritik an dem Italiener übte, dies ist allerdings nur möglich, wenn man sich zuvor mit den beiden Autoren separat beschäftigt, um ihre unterschiedlichen Positionen im Marxismus zu beleuchten.

2. Die Einordung Althussers und Gramscis in die Strömungen des Marxismus

Innerhalb des Marxismus gibt es unterschiedliche Strömungen, deren Vertreter die Arbeit von Karl Marx auf unterschiedliche Weise bewerten, weiterdenken und auslegen. Die unterschiedlichen Autoren diesen Strömungen zuzuordnen fällt oft nicht einfach. Louis Althusser kann und wird in dieser Arbeit als Strukturalist eingestuft. Antonio Gramscis Einordnung ist dagegen schwieriger: In den fragmentarischen Manuskripte, die er, zum größten Teil verschlüsselt, im Gefängnis schrieb bezeichnet er den Marxismus als „Philosophie der Praxis“[1] . Was genau dies im weiten bedeutet werde ich im nächsten Abschnitt darlegen.

2.1. Der Strukturalismus des Louis Althusser

Louis Althusser interpretierte den Marxismus unter strukturalistischen Gesichtspunkten. Der allgemeine Strukturalismus versucht einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Phänomenen herzustellen und dadurch eine Struktur zu bilden. Die einzelnen Phänomene hängen dabei voneinander ab und beeinflussen sich gegenseitig auf unterschiedliche Weise. Dabei sind sie allerdings nicht unveränderbar sondern stets wandelbar. Das gesamte Beziehungsgeflecht dieser Phänomene bildet schließlich die wahrnehmbare Wirklichkeit.

„Der von Lenin bezeichnete Bruch zwischen Theorie und Geschichte bildet den Ausgangspunkt der strukturalistischen Marx-Interpretation.“[2] Dabei werde der wissenschaftliche Aspekt der marxschen Theorie von den, von Marx verwendeten, Symbolen und Bildern getrennt. Louis Althusser geht weiterhin davon aus, dass die Gegenwart, die Marx beschreibt, eine Retrospektive enthält, indem sie sich faktisch aus der Vergangenheit ergebe. Dazu heißt es in „Das Kapital lesen“:

„Jede Wissenschaft mit einem geschichtlichen Objekt (und besonders die Wissenschaft der politischen Ökonomie) bezieht sich auf ein gegenwärtig gegebenes geschichtliches Objekt, das zum Resultat der vergangenen Geschichte geworden ist.“[3]

Erst durch diese Retrospektive werde der Marxismus zur Wissenschaft, so Althusser.[4] Die strukturalistische Deutung des Marxismus durch Louis Althusser wird besonders deutlich bei der Betrachtung von Althussers Verständnis von Ideologie, die er als eine „[…] unbewusste Struktur einer sozialen Totalität […]“[5] sieht. Die Bedingungen – im Endeffekt die Verhältnisse unter denen die Menschen leben – bilden die Strukturen, durch die die Menschen innerlich bedingt seien.[6] Auch in Althussers Werk „Für Marx“ geht der Autor streng strukturalistisch vor wenn er schreibt:

„Für Marx […] ist es das materielle Leben der Menschen, das ihre Geschichte erklärt: ihr Bewusstsein, ihre Ideologien sind dann nur Erscheinungen ihres materiellen Lebens.“[7]

Hierbei sieht Althusser die Umkehrung von Hegel, der davon ausging, dass die Vorstellungen, die „Ideologie“ – also das Bewusstsein – die Lebensumstände der Menschen bestimme. Diese Abgrenzung des Marxismus zu Hegels Vorstellungen der Determinierung der Menschen durch innere Einflüsse ist eine der Kernthesen Althussers. Des Weiteren geht er davon aus, dass die sozialen Kräfte einer Gesellschaft dazu führen könnten, eine Überdetermiertheit in Form einer Revolution zu erzeugen.[8] Diese Überdeterminiertheit soll allerdings hier nicht weiter erörtert werden. Allerdings erklärt Althusser am Beispiel der Gesellschaft im Zuge dieser Überdeterminiertheits-These recht deutlich die Determiniertheit des Menschen, wie sie, seiner Meinung nach im Marxismus zu finden ist:

[...]


[1] Zitiert nach: Schmidt, Alfred (1978): Geschichte und Struktur: Fragen einer marxistischen Historik. vom Autor durchges. Ausg. Frankfurt/M.-Berlin-Wien: Ullstein (Ullstein Tb, 3449); S.83.

[2] Schmidt, Alfred (1978): Geschichte und Struktur: Fragen einer marxistischen Historik. vom Autor durchges. Ausg. Frankfurt/M.-Berlin-Wien: Ullstein (Ullstein Tb, 3449); S.109.

[3] Althusser, Louis; Balibar, Étienne (1972): Das Kapital lesen I-II. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag; S.162.

[4] Vgl.: Althusser, Louis; Balibar, Étienne (1972): Das Kapital lesen I-II. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag; S.166.

[5] Schiwy, Günther; Saussure, Ferdinand de (1978): Der französische Strukturalismus. Mode, Methode, Ideologie ; mit einem Anhang mit Texten von de Sausure … 41. - 43. Tsd. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. (rowohlts deutsche enzyklopädie, 310); S. 76.

[6] Vgl.: Schiwy, Günther; Saussure, Ferdinand de (1978): Der französische Strukturalismus. Mode, Methode, Ideologie ; mit einem Anhang mit Texten von de Sausure … 41. - 43. Tsd. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verl. (rowohlts deutsche enzyklopädie, 310); S.77.

[7] Althusser, Louis (1968): Für Marx. Frankfurt/M.: Suhrkamp (Edition Suhrkamp, 737); S. 74.

[8] Vgl.: Althusser, Louis (1968): Für Marx. Frankfurt/M.: Suhrkamp (Edition Suhrkamp, 737); S.52-86.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Die Kritik des Louis Althusser an Antonio Gramsci
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
11
Katalognummer
V201528
ISBN (eBook)
9783656275350
ISBN (Buch)
9783656277347
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kritik, louis, althusser, antonio, gramsci
Arbeit zitieren
Magda Zwiesler (Autor:in), 2011, Die Kritik des Louis Althusser an Antonio Gramsci, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201528

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