Von der Einheitsfront zur Volksfront - Das Experiment des einheitlichen Arbeiterwiderstandes


Seminararbeit, 1997

23 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Machtergreifung Hitlers
2.1. Polemische Propaganda der KPD gegen die SPD
2.2. Situationseinschätzung der KPD
2.3. Situationseinschätzung der SPD

3. Vom „Sozialfaschismus” zur Einheitsfront
3.1. Kursänderung der KPD ab 1934
3.2. Die Haltung der Sozialdemokratie zur Einheitsfront
3.3. Die Umsetzung der Einheitsfrontidee und die Reaktion der Sopade

4. Von der Einheitsfront zur Volksfront
4.1. Die Hinwendung der Kommunisten zur Volksfront
4.2. Die Reaktion des Exilvorstandes der SPD
4.3. Das Auslaufen der Volksfront

5. Schlußbetrachtung

Literaturangaben

1. Einleitung

Am Anfang der Hausarbeit wird das Verhältnis der beiden Arbeiterparteien zueinander und deren Beurteilung der neuen Situation, die sich durch die Macht-ergreifung Hitlers ergibt, kurz skizziert. Diese grobe Darstellung wurde gewählt, da sie als Ausgangspunkt für die nun folgenden Einheits- und Volksfront-diskussionen dient.

Es sollen dabei die Bestrebungen der KPD, die Einheitsfront zu errichten, das heißt die Arbeiterparteien zu einem antifaschistischen Kampfbündnis zusammenzufassen, um wirksam gegen das NS-Regime agieren zu können, untersucht werden.

Anschließend werden die Bemühungen der Kommunisten, die gesamte deutsche exilierte Opposition zu einem antifaschistischen Verbund, der Volksfront, zum Zwecke des Kampfes gegen den Nationalsozialismus zusammenzufassen, dargestellt.

Wie bereits erwähnt soll die Hausarbeit das Bestreben der Kommunisten zur Bildung einer antifaschistischen Einheitsfront und später Volksfront untersuchen. Es kann schon vorweggenommen werden, daß die Spaltung der Arbeiterbewe-gung, noch aus Weimar nachwirkend, die Annäherung der KPD an die SPD erschwert und damit auch die Volksfrontdiskussion nicht unbeeinflußt läßt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Faktoren die Einheitsfront verhinderten bzw. ihr im Wege standen und damit auch die Volksfrontbemühungen der Kommunisten zum Scheitern verurteilten und damit jeden wirkungsvollen Widerstand gegen Hitler auf ein Minimum reduzierten.

Quellen, die den Exil - Widerstand der Arbeiterparteien thematisch aufgreifen, sind zahlreich vorhanden. Einen allgemeinen Überblick über die Geschichte des deutschen Kommunismus bietet die Quellensammlung Hermann Webers, Der deutsche Kommunismus. Hier sind aber auch Elemente zur befaßten Thematik enthalten.

Die Sopade - Berichte des Exilvorstandes der SPD, gewissermaßen das Nach richtenorgan der Sozialdemokraten im Exil, enthalten leider nur wenig brauchbare Informationen.

Die Reden und Aufsätze einstiger kommunistischer Funktionäre beleuchten die Thematik aus kommunistischer Perspektive. Hier gibt es zum Beispiel einen Aufsatz Wilhelm Piecks. Daneben existiert ein Sammelband mit Beiträgen von Wilhelm Pieck, Georgi Dimitroff und Palmiro Togliatti.

Zentral für die Hausarbeit wurde das Werk Widerstand und Exil der deutschen

Arbeiterbewegung 1933 - 1945 herangezogen, eine Art Quellensammlung. Sie enthält wichtige Materialien, die das Spannungsverhältnis der Arbeiterparteien berühren.

Im Bereich der Fachliteratur wurde unter anderem Der Weg in die Katastrophe von Heinrich August Winkler herangezogen. Hier ließen sich Kenntnisse zur Situationseinschätzung der nationalsozialistischen Machtergreifung durch die Sozialdemokratie gewinnen, die auch in die Arbeit eingebracht wurden.

Jan Foitziks Untersuchung Zwischen den Fronten, welche sich mit dem Exilwiderstand linker politischer Kleingruppen beschäftigt, deckt auch Einzelheiten über die teilweise widersprüchliche Haltung des Exilvorstandes der SPD zur Einheits- und Volksfront, die schließlich zur Spaltung desselben führte, auf. Auch diese gewonnenen Erkenntnisse wurden Teil der Arbeit.

Die Darstellung Volksfront f ü r Deutschland ?, bietet eine gründliche Wiedergabe des Einigungsprozesses der antinazistischen deutschen Kräfte hauptsächlich im Pariser Exil. Da Ursula Langkau - Alex ihr Schaffen bis 1936 begrenzte, und da sie vielmehr intellektuelle Ideenpolitik als Einheits- und Volksfrontdiskussionen untersuchte, floß dieses Werk kaum in die Arbeit ein.

Die Monographie Die Emigration als Kampfposten von Beatrix Herlemann be leuchtet neben einer ausführlichen Schilderung des praktischen Widerstandes der KPD im ersten Teil auch Aufzeichnungen über die Wechselbeziehungen der Arbeiterparteien im zweiten Teil, diese Aufzeichnungen konnten ebenfalls in die Arbeit eingebracht werden.

Als zentrales Werk wurde die Arbeit von Horst Duhnke Die KPD von 1933 - 1945 gewählt. Duhnkes Untersuchung reflektiert den Arbeiterwiderstand gegen den Nationalsozialismus, dabei erfaßte seine Untersuchung die Einheits- und Volksfrontdiskussionen voll.

2. Die Machtergreifung Hitlers

2.1. Polemische Propaganda der KPD gegen die SPD

Wie eingangs erläutert, konnte die Spaltung der Arbeiterparteien als Hemmnis für weitergehende Volksfrontverhandlungen betrachtet werden. Durch die polemische Propaganda der Kommunisten den Sozialdemokraten gegenüber bis zum Jahre 1934 und auch noch teilweise darüber hinaus, durfte es nicht verwundern, daß die Sopade, die Exilführung der SPD, eine eher abwartende Haltung gegenüber den Einheitsfrontbestrebungen entwickelte, obwohl sie die Notwendigkeit einer antifaschistischen Allianz sehr wohl kannte.

Bis zur Machtergreifung Hitlers gab es unerbitterliche Grabenkämpfe zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Die weitestgehend von den Kommunisten ausgehenden Anschuldigungen liegen im Kampf der beiden Arbeiterparteien um die Gunst der Arbeiterschaft begründet.

Noch kurz nach der Machtübernahme Hitlers, läßt sich aus einem Bericht Waldemar Knorins an das XIII. EKKI - Plenum, dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale, erkennen, „[...] daß die SPD kaum mehr ein ernsthaftes Hindernis auf dem Wege zur Gewinnung der Arbeitermassen sei [...]”1.

Dieser Kampf um die Gunst der Arbeiterschaft ging Hand in Hand mit den polemischen Attacken der Kommunisten gegen die Sozialdemokratie, die sich schließlich zum „Sozialfaschismus” steigerten.

Grundsätzlich wurden alle nicht - kommunistischen Parteien als faschistisch bezeichnet, der Sozialfaschismus war eine besondere Form des Faschismus, der von der Sozialdemokratie verkörpert wurde.

Vom Politbüro der KPD wurden die Sozialdemokraten 1930 folgendermaßen eingeordnet: „ Der Faschismus in Deutschland beschränkt sich keinesfalls auf die faschistischen Kampf- und Mordorganisationen, die Nationalsozialisten, den Stahlhelm u.s.w., sondern er schließe auch alle wichtigen bürgerlichen Parteien sowie die sozialfaschistischen Agenten des bürgerlichen Staatsapparates ein”2.

Diese quasi Gleichsetzung der Sozialdemokratie mit dem Nationalsozialismus, wurde durch das zitierte Schreiben des ehemaligen Gewerkschaftsfunktionärs Fritz Hallerstede noch gesteigert. In dem Schreiben hieß es: „ Im Kampf gegen den Sozialfaschismus, die schlimmste Form des Faschismus, sind die Nationalsozia- listen unsere natürlichen Bundesgenossen”3.

Die Haltung der Kommunisten zur Sozialdemokratie bis 1934/35 ließ also alle später aufkommenden Einheits- und Volksfrontgedanken nicht einmal erahnen, sie konnte daher zumindest als Teilaspekt für die daraufhin folgende ablehnende Position der Sozialdemokratie gegenüber den Einheits- und Volksfrontbesstebun- gen der Kommunisten betrachtet werden.

[...]


1 zit. n. Horst Duhnke, S.78

2 Manifest des XII. Parteitages der KPD, zit. n. Horst Duhnke, S.19

3 A. Schlangensiepen, S.65-67

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Von der Einheitsfront zur Volksfront - Das Experiment des einheitlichen Arbeiterwiderstandes
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Historisches Seminar)
Autor
Jahr
1997
Seiten
23
Katalognummer
V20137
ISBN (eBook)
9783638241076
ISBN (Buch)
9783638646529
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einheitsfront, Volksfront, Experiment, Arbeiterwiderstandes
Arbeit zitieren
Carsten Becker (Autor:in), 1997, Von der Einheitsfront zur Volksfront - Das Experiment des einheitlichen Arbeiterwiderstandes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20137

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