Musiktherapie. Einsatzmöglichkeiten bei Kindern und Intensivpatienten


Essay, 2009

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Wie Musik auf den Menschen wirkt

3 Definition des Begriffes Musiktherapie
3.1 Aktive Musiktherapie
3.2 Rezeptive Musiktherapie

4 Historische Entwicklung der Musiktherapie

5 Anwendungsbereiche
5.1 Musiktherapie bei Intensivpatienten
5.1.1 Patienten in komatösen Zustand
5.1.2 Patienten mit Schädel-Hirn-Verletzungen
5.2 Musiktherapie bei Kindern

6 Wirkung von Gesang

7 Musiktherapie – Klangtherapie

8 Schlusswort

9 Literaturverzeichnis

10 Zitate:

1 Einleitung

Schon seit mehreren tausend Jahren verwendet man die Musik als Heilmittel gegen Krankheiten. Was früher noch als Mittel gegen böse Geister benutzt wurde, ist in der heutigen Zeit auch in Krankenhäusern und anderen therapeutischen Einrichtungen zu finden.

Diese Arbeit beschäftigt sich nun mit dem Thema Musiktherapie.

Dazu bewogen hat mich vor allen Dingen mein Interesse an der Musik. Des Weiteren ist es, meiner Meinung, nach sehr interessant die Vielfalt an Therapiemöglichkeiten kennenzulernen. Ich hoffe mit dieser Arbeit auch verdeutlichen zu können, dass es auch innerhalb der Musiktherapie eine große Vielfalt an Behandlungsmöglichkeiten gibt. Die Möglichkeiten sind so komplex, dass es mir nicht möglich sein wird auf alle einzugehen.

Mein Interesse an dieser Form der Behandlung besteht schon seit längerem. Aus diesem Grund konnte ich in einem zweiwöchigen Praktikum in einer heilpädagogischen Kindertagesstätte erste Eindrücke zu sammeln, als mir die Möglichkeit gegeben wurde, selbst eine Stunde zur Musiktherapie zu gestalten und mit den Kindern einer Gruppe durchzuführen. Um so viel wie möglich Wissen über diese Therapieform zu sammeln, meldete ich mich für ein zweiwöchiges Praktikum bei einem anerkannten Musiktherapeuten an. Dort bekam ich glücklicherweise nicht nur viele Informationen über die Musiktherapie, sondern auch über eine andere Form der musikalischen Behandlung: der Klangtherapie. Ich hoffe, mit dieser Arbeit klar zu machen, dass Musik- und Klangtherapie unterschiedliche Therapieformen sind. Während meines zweiten Praktikums waren wir die meiste Zeit in Altenheimen, aber auch in Behindertenheime für Erwachsene. Leider bekam ich bei einer Teststunde in einem Hort nur einen kurzen Einblick in die Arbeit mit Kindern. Da mein Interesse aber mehr bei der Arbeit mit Kindern liegt, ging ich einen weiteren zusätzlichen Tag in einen heilpädagogischen Kindergarten, um noch einige Eindrücke sammeln zu können.

Im Verlauf dieser Arbeit möchte ich klären, wie die Musik auf den Menschen wirkt, dass die Wirkung auch wissenschaftlich begründet werden kann und wo ihre Anwendungsmöglichkeiten liegen. Dabei werde ich auf die Arbeit mit Intensivpatienten und mit Kindern besonders eingehen, um die riesige Spanne der Verfahrensweisen aufzeigen zu können.

Desweitern werde ich eine geschichtliche Zusammenfassung geben, wann und wo Musik als Mittel zur Heilung eingesetzt wurde.

2 Wie Musik auf den Menschen wirkt

Bevor ich zum eigentlichen Thema Musiktherapie komme, möchte ich etwas Grundlegendes klären: Wie wirkt Musik?

Die Musik begleitet den Menschen sein ganzes Leben lang. Schon vor der Geburt ist er in der Lage zu hören. Ab dem 5. Monat kann der Fötus Schallwellen, die über das Fruchtwasser übertragen werden, wahrnehmen, da das Gehör schon entwickelt ist. Das konstanteste Geräusch ist für das Ungeborene wohl der Herzschlag und die Atmung der Mutter.

Der Hör-Sinn ist, neben dem Seh-Sinn, einer unserer wichtigsten Sinne. Doch überall auf der Welt gibt es eine Geräuschkulisse – mal lauter, mal leiser – die dem Ohr, unserem Hörorgan, immer mehr Schäden zufügt. Unser Ohr hat zwei Schwächen: es kann sich nicht, wie das Auge, vor äußeren Schäden durch den Lidschlussreflex schützen und zerstörte Sinneszellen können sich nicht wieder regenerieren. Das heiß, dass wir nicht steuern können was wir hören und was nicht. Aber wir können entscheiden auf was wir bewusst hören und auf was nicht. Dies ist der Grund, warum wir Musik oft nur passiv wahrnehmen. Das bedeutet aber nicht, dass sie im menschlichen Körper nichts bewirkt.

Alle Arten von Musik haben Einfluss auf den Körperrhythmus, sprich Herzfrequenz und Pulsintensität. Durch die Wirkung auf das Herz beeinflusst Musik auch den Blutdruck und dadurch auch die Hirnaktivität. Voraussetzung ist, dass das Musikstück einen Grundtakt beibehält. Musikalisches Talent und Wissen sind hierbei unbedeutend.

Der Herzschlag eines normalen, gesunden Erwachsenen liegt bei 72 Schlägen in der Minute. Dies ist auch der Richtwert, ob Musik beruhigend oder belebend wirkt. Liegt das Tempo über 72 Hertz, regt es den Kreislauf an, liegt das Tempo darunter, so beruhigt sich auch der Körperkreislauf. Die größtmögliche Entspannung erreicht man bei einer Frequenz von 60 Hz. Man sagt, dass jedes Gewebe im menschlichen Körper eine eigene Frequenz hat. Ist eine Körperstelle blockiert, so kann man die Störung durch Musik wieder auflösen. Das Gewebe nimmt dann erst die Frequenz der Musik an, später wieder ihre eigene. Im Idealfall beschallt man es gleich mit derselben Frequenz, doch welches Gewebe, welche Frequenz besitzt, ist noch nicht vollständig erforscht.

Doch die Wirkung der Musik ist nicht nur physischer Natur, auch psychisch kann sie etwas auslösen. Arbeit macht eindeutig mehr Spaß, wenn Musik läuft. Vielleicht auch aus dem Grund, da der Mensch ständig Geräuschen ausgeliefert ist. Wenn das Lied abwechslungsreich und vielschichtig gestaltet ist, so fühlt man sich angeregt. Je monotoner es ist, umso ruhiger wird man. Der Effekt ist am stärksten, wenn Musik zusammen mit Text erklingt, da der Mensch mit bestimmten Textstellen Dinge aus seinem Leben assoziiert. Einen starken Einfluss hat sie auf das Limbische System und somit auf die Entstehung von Gefühlen.

Es gibt also zum einen die Wirkung über das Ohr – Schallwellen, die in Nervenimpulse umgewandelt werden – und über den kompletten Körper. – Schallwellen verbreiten sich durch Vibration über den Wassergehalt des menschlichen Körpers überall.

Bei letzerem ist es unbedeutend, ob die Klänge dem Geschmack des Hörers entsprechen.

Als Fazit kann also gesagt werden, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt den Menschen mit Musik zu beeinflussen – oder gar zu manipulieren. Beispiel dafür kann, zum Beispiel, die Hintergrundmusik im Kaufhaus sein. Es konnte wissenschaftlich bestätigt werden, dass Musik die Atmosphäre in einem Kaufhaus verbessern kann. Und was ist mit Musik in der Werbung? Es konnte bewiesen werden, dass ein Produkt anders wahrgenommen wird, wenn die dazugehörige Werbung mit Musik unterlegt ist.

Ein klassisches Beispiel ist auch die Filmmusik. Je nach dem mit welchem Lied, Instrument oder Tonart die Szene musikalisch unterlegt ist, verändert sich auch die Wahrnehmung des Zuschauers. So können, zum Beispiel, dramatische Stellen noch emotionaler dargestellt werden oder witzige Szenen noch lebendiger wirken.

3 Definition des Begriffes Musiktherapie

Laut der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft lässt sich die Musiktherapie folgendermaßen definieren:

„Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit.“ *Zitat 1

Sie ist abhängig von verschiedenen Bereichen der Wissenschaft, zum Beispiel Medizin, Gesellschaftswissenschaften, Psychologie, Musikwissenschaften und Pädagogik.

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Musiktherapie bei allen Menschen Anwendung finden kann, die seelisch bedingte Schwierigkeiten oder auch Störungen im Bereich des Erlebens, des Verhaltens oder des Körperlichen haben.

Zum einen lässt sie sich in Einzel- und Gruppentherapie unterteilen, des weiteren kann man die Musiktherapie aktiv oder rezeptiv gestalten, also das Musizieren oder das Musikhören in den Mittelpunkt stellen.

3.1 Aktive Musiktherapie

Wie schon erwähnt, steht bei dieser Form das eigene Musizieren im Zentrum. Meist gestaltete es sich so, dass der Patient selbst ein Instrument spielt und sich so ausdrücken kann. Somit spielt das musikalische Improvisieren eine zentrale Rolle.

Ob der Patient musikalisches Talent besitzt oder nicht, ist nicht von Bedeutung, denn das Ziel der aktiven Musiktherapie besteht darin, sich verbal, nonverbal und musikalisch auszudrücken, so dass der Therapeut Kontakt aufnehmen kann und einen Einblick in die Gefühle und Probleme des Patienten bekommt und sich so auf ihn einstellen kann.

Vorteil der aktiven Musiktherapie ist, dass der Patient, über die eigene Stimme, Rhythmus und Klang, Dinge ausdrücken kann, die mit Wörtern nicht beschrieben werden können.

Die Wahl zwischen Gruppen- und Einzeltherapie hängt von den Problemen und Eigenschaften des Patienten ab. So hilft es Menschen mit Kommunikationsschwierigkeiten mehr in einer Gruppe zu musizieren, und so das Zusammenwirken einer Gemeinschaft kennenzulernen. Aber auch die Einzeltherapie kann ihre Vorteile haben: es ist möglich auf die individuellen Probleme eines Menschen einzugehen.

3.2 Rezeptive Musiktherapie

Anstelle von rezeptive, könnte man diese Form auch aufnehmende Musiktherapie nennen: die Musik wird vom Patienten passiv wahrgenommen. Diese Form der Therapie basiert auf dem Wissen, dass Musik die Selbstwahrnehmung erhöht. Des Weiteren besitzt sie die Eigenschaft, bei Menschen bestimmte Gefühle auszulösen.

Sein ganzes Leben über hört der Mensch Musik. Er hat meist ein Lieblingslied und verbindet bestimmte Musikstücke mit Situationen und Gefühlslagen, die er selbst erlebte.

Auf dieses Wissen baut der Musiktherapeut nun auf und benutzt ausgewählte Musikstücke, um mit dem Patienten in Kontakt zu kommen. Wenn die Musik bei dem Patienten nun gewisse Emotionen oder Probleme aufruft, wird dann zusammen mit dem Therapeuten darüber geredet und diese Dinge können von ganz neuen Perspektiven aus interpretiert werden.

Es besteht die Möglichkeit, dass der Therapeut selbst auf ausgewählten Instrumenten spielt, oder aber, dass die Musik vom Band läuft, was den Vorteil hat, immer wieder, ohne Veränderungen, die die Wahrnehmung des Patienten in irgendeiner Weise beeinflusst und so emotionale Spannungen vermindert , abgespielt werden kann.

4 Historische Entwicklung der Musiktherapie

Es ist bekannt, dass die Musik schon vor mehreren tausend Jahren angewandt wurde, um Kranke zu heilen. Zum Beispiel lebte im Jahr 4200 v.Chr. im Volk der Sumerer eine Königstochter namens Encheduanna, die zur Heilung der Kranken Beschwörungsgesänge erfand. Zu dieser Zeit diente die Musik noch zur Vertreibung böser Geister und der Beschwörung oder Beschwichtigung der Götter, denen man die Schuld für diverse Krankheiten gab. Anders als heute nutzte man die magisch-mystische Wirkung der Musik, in dem man die „Patienten“ in einen tranceartigen Zustand versetzt. Bis zur Frühantike war diese Form der Behandlung durchaus üblich.

Mit dem Ablösen der Frühgeschichte durch die Antike ersetzte man die magisch-mystische Wirkungsweise der Musiktherapie durch eine rational-wissenschaftliche Sichtweise über die Wirkung der Musik.

Ab der Antike bis hin zum Mittelalter sah man die Musik als Weg zur Verbesserung, beziehungsweise Erneuerung der geistig-seelischen Harmonie und um die Beziehung von Körper und Seele zu vertiefen oder wieder in Ordnung zu bringen. Man stellte die These auf, dass sich kranke Menschen in Unordnung befinden und nur wieder gesund werden können, wenn die eigene innere Ordnung wieder hergestellt wird. Musik bot sich dabei regelrecht an, da auch sie auf Harmonien basiert. Es existierte die Vorstellung, dass jede Ton-Skala eine ganz eigene Wirkung auf den Menschen hat, beispielsweise aufmunternd oder beruhigend. Teilweise ging man so weit zu sagen, dass die Musik zur Erziehung der Seele dient.

Bis zum Jahre 1550 war Musik ein offizieller Teil des Medizinstudiums. Dem zufolge besaß sie zu dieser Zeit einen relativ großen Stellenwert innerhalb der medizinischen Behandlung.

Eine lange Zeit wurde angenommen, dass die 4 Körpersäfte für die Funktion des menschlichen Körpers zuständig sind. Wenn sich diese 4 Säfte – Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle – im Ungleichgewicht befinden, dann wird der Mensch krank. In dieser Zeit wurde angenommen, dass es die Schwingungen der Musik schaffen, das Blut zu verdünnen und die anderen Säfte des Körpers wieder in den normalen Zustand zu versetzen.

Auch den schwangeren Frauen empfahl man zu singen, genauso wie den Kindern. Den Ammen gab man sogar genaue Zeiten vor, wann sie den Kindern vorsingen soll und was.

Etwa um das Jahr 1628 ging William Harvey als Entdecker des Blutkreislaufs in die Geschichte ein. Auf diesem Wissen basieren die Theorien, dass durch musiktherapeutische Maßnahmen das Blut reguliert werden kann. Später gab es sogar spezielle Arztmusik, auch Jatromusik genannt, mit der es möglich gewesen sein soll, verschiedene Arten von Krankheiten zu heilen.

Der Tarentismus ist ein Beispiel für die Anwendung der Musiktherapie, welcher sich als ein Phänomen, über drei Jahrhunderte bis zum 17 bzw. 18. Jahrhundert hinzog. Er zeichnet sich durch einen ungewöhnlich starken Bewegungsdrang aus. Grund dafür soll der Biss einer besonderen Spinne, einer Tarantel, sein. Ein Anatomieprofessor, namens Baglivi, begründete die Möglichkeit der Heilung mit Musik so, dass durch die Instrumente in Schwingung versetzte Luft die Patienten wieder zu Kräften kommen können. Das der Biss einer Tarantel Ursache für den Bewegungsdrang ist, wird von Experten bezweifelt.

In der Zeit des 18. Jahrhunderts legte man, vor allem älteren Menschen, ans Herz zu musizieren, da sie das vor dem Austrocknen schützen soll. Doch nicht nur ihnen empfahl man dies, denn Musik wurde auch die Eigenschaft zugeschrieben, das Leben zu verlängern. Sie soll Nerven, Glieder und Adern kräftigen und während des Essens die Verdauung fördern. Das könnte neben dem Unterhaltungsfaktor ebenfalls ein Grund für Tafelmusik gewesen sein, welche bei Hof während Banketten und anderen festlichen Gelegenheiten gespielt wurde

Ab dem 19. Jahrhundert begann man, die Behandlungsfelder der Musik auf psychisch bedingte Krankheiten einzugrenzen. Bis ins 20. Jahrhundert hatte die Musiktherapie einen Rückgang. Erst Ende des zweiten Weltkriegs begann man wieder, sich der therapeutischen Wirkung der Musik zu bedienen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Musiktherapie. Einsatzmöglichkeiten bei Kindern und Intensivpatienten
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
20
Katalognummer
V200981
ISBN (eBook)
9783668231443
ISBN (Buch)
9783668231450
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
musiktherapie, einsatzmöglichkeiten, kindern, intensivpatienten
Arbeit zitieren
Jacob Sendner (Autor:in), 2009, Musiktherapie. Einsatzmöglichkeiten bei Kindern und Intensivpatienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200981

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