Die Gestalt am Rubikon - Gestaltarbeit im Selbstmanagement


Hausarbeit, 2012

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Selbstmanagement und Gestaltarbeit
2.1 Einordnung der Verhaltenstherapie
2.1.1 Selbstmanagementtherapie
2.1.2 Sechs Grundlagen für erfolgreiches Selbstmanagement
2.2 Einordnung der Gestalttherapie
2.2.1 Welt- und Menschenbild der Gestaltherapie

3 Selbstmanagement nach dem Züricher Ressourcenmodell
3.1 Der Rubikonprozess
3.1.1 DasBedürfnis
3.1.2 Das Motiv
3.1.3 Der Rubikon
3.1.4 Die Intention
3.1.5 Die Präaktionale Vorbereitung
3.1.6 Die Handlung

4 Wie das Gehirn arbeitet - neuronale Netze und psychisches Geschehen

5 Somatische Marker

6 Schlusswort

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Für diese Hausarbeit ist es mir wichtig, einen Überblick über die allgemeine Therapielandschaft darzustellen, um das Selbstmanagement, wie auch die Gestalttherapie einordnen zu können.

Mit Hilfe der „Grundkonzepte der Psychotherapie“ von Prof. Dr. Jürgen Kriz gelingt dieser Überblick über die Psychotherapie sehr gut. Kriz beschreibt die vier Felder der Psychotherapie: die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie, die humanistischen Ansätze und die systemischen Ansätze. In dieser Arbeit sollen Aspekte der Selbstmanagement-Therapie nach Frederick Kanfer aus der Verhaltenstherapie, mit Methoden und Techniken der Gestalttherapie gegründet von Fritz und Lore Perls und weiteren, in Zusammenhang gebracht werden. Dies möchte ich am sogenannten „Rubikon-Prozess“ des Züricher Ressourcenmodells (ZRM) von Dr. Maja Storch und Dr. Frank Krause darstellen. Beide arbeiten an der Universität Zürich in der wissenschaftlichen Leitung des Instituts für Selbstmanagement und Motivation. Dieses Modell beeindruckt mich deswegen sehr, da hier das individuelle Empfinden und das achten auf Körpersignale sehr im Vordergrund stehen.

2007 habe ich eine Ausbildung bei der vh-ulm als „Mentaler- Ernährungs- und Vitalitäts-Coach“ abgeschlossen. In diesem Rahmen kam ich schon mit selbstmanagementtherapeutischen Aspekten, aber auch dem NLP in Berührung. Dabei spürte ich jedoch, dass mir Fragen nach tieferen Problemlagen offen blieben und landete letztendlich bei der Gestalt. In dieser Hausarbeit wurde für mich bald die einmalige Chance „zur Figur“, dass ich als angehende Gestalttherapeutin, Gestalt- Supervisorin und -Coach, Zusammenhänge bzw. die Unterschiede und mögliche Ergänzungen von Selbstmanagement und Gestaltarbeit erarbeiten und reflektieren kann. Hier möchte ich versuchen Vereinbarkeit, Ergänzung und Optimierung zu finden.

Sämtliche Beispiele sind selbst gewählt und entwickelt. Außerdem sind diese von der Idee her eher in die Beratungs- bzw. Coaching- Ebene einzustufen, wobei daraus ersichtlich wird, dass auch für dieses Arbeitsfeld ein therapeutisches Können sehr wichtig sein kann.

In den Ausführungen sind alle Quellen genau angegeben, viele Abschnitte sind frei geschrieben und die Aspekte und Begriffe aus der Gestalt nach eigenem Wissen und Erfahrung eingebracht.

2 Selbstmanagement und Gestaltarbeit

2.1 Einordnung der Verhaltenstherapie

Nach Kriz (2001) nimmt die „Lerntheoretische Verhaltenstherapie“ etwa zu der gleichen Zeit ihren Anfang in den 1890er Jahren, wie auch die Tiefenpsychologie, mit den ersten Arbeiten von Sigmund Freud über die Hysterie im bekannten Fall der Anna O.

Aus der Entdeckung des Physiologen Iwan P. Pawlow, dass eine Speichelbildung bei seinem Versuchshund durch Klingelreize ausgelöst werden konnten, nachdem durch mehrfache Wiederholungen Klingelton und Futter miteinander assoziiert wurden, entstand nach und nach die Theorie der „klassischen Konditionierung“. Es wurden sehr viele weitere Tierversuche unternommen, um das Lernverhalten bzw. die Dressur über Reize und Assoziationen wissenschaftlich zu ergründen.

Die Frage, diese „lerntheoretischen Erkenntnisse“ auch auf das menschliche Lernverhalten übertragen zu können, führte zu den bekannten, ethnisch fragwürdigen Versuchen des Psychologen John B. Watson, eine bedeutende Person des Behaviorismus, mit dem 11 Monate alten Baby namens Albert. Er schaffte es bei Albert eine Phobie vor Tieren zu konditionieren. Glücklicherweise untersuchte er, zusammen mit Mary C. Jones, ebenso Möglichkeiten zur Rekonditionierung und Angstabbau.

Auch Joseph Wolpe und Hans-Jürgen Eysenck legten in den 1940er und 1950er Jahren ihren Schwerpunkt auf den Abbau von Ängsten und Neurosen. Burrhus F. Skinner dagegen erforschte mit seinen Wissenschaftlern die Möglichkeit der Verstärkung von erwünschten Fertigkeiten und Verhaltensweisen. Es entstanden die Grundkonzepte der „operanten Konditionierung“. Aus diesen Behaviorismus-Strömungen entstanden über die Jahre auch Angstbewältigungstrainings, Entspannungstechniken (z.B. die progressive Relaxation von Jacobson) und das Selbstbehauptungstraining. Genau an dieser Stelle finden sich dann auch Themen wie Selbstkontrolle und Selbstverstärkung, wie auch das Selbstmanagement von Frederick Kanfer, auf dessen Selfmanagement-Therapie nun im Folgenden näher eingegangen werden soll. In „Wege zum Menschen“ von Hilarion Petzold ist zu lesen, dass Kanfers Selbstmanagementtherapie gekennzeichnet ist durch eine existentialistische Grundhaltung und dem Humanistischen Menschenbild.

2.1.1 Selbstmanagementtherapie

Frederick H. Kanfer (*1925 † 2002) wurde in Wien geboren und verbrachte seine Jugend in verschiedenen Teilen Europas. 1941 zog er mit seiner Familie in die USA, wo er zuletzt Professor für Psychologie an der University of Illinois war. Er entwickelte die Selbstmanagement-Therapie und zusammen mit G.A. Saslow das SORKC-Modell der Verhaltenstherapie. 2002 starb er in Champaign, Illinois. (Petzhold 1990:410)

Der Begriff Selbstmanagement wurde vor allem von Frederick H. Kanfer verbreitet, wie es in den Grundkonzepten der Psychotherapie von Kriz (2001:129) zu lesen ist. Zentrum seiner Ansätze sind Aspekte wie Selbstverstärkung, Selbstbewertung und Selbstüberwachung. Langfristige Ziele eines erfolgreichen Selbstmanagement sind für Kanfer auch Autonomie und die Selbstregulation, eine Maxime die persönliche Freiheit und die Entwicklung individueller Ziele.

Auch legte er großen Wert auf die Eigenverantwortung für das eigene Verhalten. So ist es nachvollziehbar, dass seine Ansätze mit den Kernvorstellungen des operanten Lernens zwar übereinstimmen, er jedoch Wert darauf legte, dass nicht eine dritte Person (der Therapeut) ein positives Verhalten belohnte, sondern dies der Klient eigenverantwortlich selbst übernimmt.

Selbstwirksamkeit beschreibt die subjektive Überzeugung, neue oder herausfordernde Anforderungssituationen aufgrund eigener Kompetenzen bewältigen zu können. Dazu helfen das finden der eigenen Ressourcen zur Selbstverstärkung. In der Arbeit mit dem Therapeuten, hilft dieser, bei der Selbstbewertung und der Beobachtung der Entwicklung.

Menschen unterscheiden sich in den Fähigkeiten und im „Stil“ der Selbststeuerung. Bei verschiedenen psychischen Störungen wie Abhängigkeit (Sucht), Zwangsstörungen, der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung oder der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind die Selbstregulations- kompetenzen eingeschränkt, mit der Folge, dass eine autonome Lebensführung z. T. erheblich beeinträchtigt wird. In der Psychologie bezeichnet man mit dem Begriff Selbstregulation diejenigen bewussten und unbewussten psychischen Vorgänge, mit denen Menschen ihre Aufmerksamkeit, Emotionen, Impulse und Handlungen steuern.

Die Selbstmanagementtherapie umfasst den mentalen Umgang mit Gefühlen und Stimmungen und die Fähigkeiten, Absichten durch zielgerichtetes und realitätsgerechtes Handeln zu verwirklichen sowie kurzfristige Befriedigungswünsche längerfristigen Zielen unterzuordnen.

2.1.2 Sechs Grundlagen für erfolgreiches Selbstmanagement

Allgemeine Aspekte des Selbstmanagements-Konzepts in der Praxis finden sich auch in „Selbstmanagement-Therapie von F.H Kanfer, H. Reinecker und D. Schmelzer (2006). Hier sind sechs Grundregeln für das erfolgreiche Selbstmanagement aufgelistet. Verhaltensorientiertes denken („think behavior“) Lösungsorientiertes Denken („think solution“) Positives Denken („think positiv“) in kleinen Schritten denken(„think small steps“) Flexibles denken („think flexible“) Zukunftsorientiertes Denken („think future“) Diese sechs Grundregeln werden später den Prozessfeldern der „Rubikonlandschaft“ des Züricher Ressourcenmodells zugeordnet und näher erläutert.

2.2 Einordnung der Gestalttherapie

Die Gestalttherapie wurde vom deutschen Psychiater und Psychologen Fritz Perls und seiner Frau, der Psychologin Lore Perls Anfang der vierziger Jahre entwickelt (Erstes Buch “Ego, Hunger And Aggression“ 1941) und zusammen mit dem amerikanischen Soziologen Paul Goodman 1951 als theoretisches Konzept formuliert (“Gestalt Therapy“ 1951),(Gestaltinstitut Heidelberg) Weitere wichtige Personen, die die Gestalttherapie prägen sind nach Kriz, James Simkin, Paul Weisz und Ralph Hefferline.

2.2.1 Welt- und Menschenbild der Gestaltherapie

Das Gestaltinstitut Heidelberg beschreibt das Welt- und Menschenbild der Gestalttherapie wie folgt:

Die Gestalttherapie bezieht ihre philosophischen und theoretischen Quellen aus:

Psychoanalyse, Existentialismus, Phänomenologie, Gestaltpsychologie, Feldtheorie, Holismus, Zen-Buddhismus. Sie gründet, wie andere Verfahren der Humanistischen Psychologie, auf einem ganzheitlichen Weltbild. Der Mensch wird als Einheit von Körper, Geist und Seele begriffen, der zugleich innig in sein soziales und ökologisches Umfeld eingebettet ist.

Mensch, Natur und Umwelt werden als ein zusammenhängendes Ganzes gesehen, in dem sich alle Elemente in einem sich ständig verändernden Prozess von Austausch und koordinierter Aktivität befinden (“Organismische Selbstregulation“). Das Leben ist auf Sinnfindung hin angelegt. Die menschliche Entwicklung wird als ein lebenslanger Prozess von Wachsen und Vergehen (“Gestaltentstehung und -zerstörung“) betrachtet. Krankheit, Neurosen, psychosomatisches Leiden, Süchte und Psychosen werden als Krisen oder Blockierungen in diesem Wachstumsprozess verstanden.

3 Selbstmanagement nach dem Züricher

Ressourcenmodell

Näher soll nun auf das sogenannte Züricher Ressourcen Modell eingegangen werden, das die Züricher Psychoanalytikerin, Psychotherapeutin und Selbstmanagement -Trainerin Dr. Maja Storch (die ich selbst auf einem Vortrag zum Thema „Mein Ich-Gewicht“ kennenlernte) und Dr. Frank Krause entworfen haben.

Der Begriff „Ressource“ spielt beim ZRM, wie der Name schon sagt, eine zentrale Rolle und wird in der Psychologie über Fähigkeiten, Charaktereigenschaften oder eine geistige Haltung definiert. Es wird, wie in den humanistischen Psychotherapien, davon ausgegangen, dass der Mensch das positive Veränderungspotenzial schon in sich trägt. Der Therapeut, Coach oder Supervisor sieht sich hier als Wegbegleiter oder Prozesshelfer, diese Selbstheilungskräfte zu entdecken, zu entwickeln und über den sog. Rubikon- Prozess von Bedürfniserkenntnis zur Motivation hin zur Handlung mitzugehen.

3.1 Der Rubikonprozess

Das ZRM- Training orientiert sich an einer Erweiterung des von Heckhausen (1989) und Gollwitzer (1990) entwickelten RUBIKON-MODELLS. Dieses stellt ein motivationspsychologisches Prozessmodell dar, welches den Mensch zur Verwirklichung eines Handlungsziels durch verschiedene Reifungsstadien begleitet.

Der Name „Rubikon“ geht auf die Begebenheit zurück, als Julius Caesar, im Jahre 49 vor Christus mit den Worten „alea jacta est“ (lat. „die Würfel sind gefallen“), nach langem Abwägen die Entscheidung getroffen hatte, den Fluss „Rubikon“ mit seinen Soldaten zu überschreiten um einen Krieg zu beginnen. Im ZRM wird hiernach die Phase des endgültigen Entschlusses benannt.

Folgende Phasen finden sich in der „Rubikonlandschaft“ des Rubikon-Prozesses: Bedürfnis, Motiv, Intention, präaktionale Vorbereitung und Handlung, wobei der Rubikon als markantes Element die Motivphase von der Intentionsphase trennt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die Gestalt am Rubikon - Gestaltarbeit im Selbstmanagement
Hochschule
Hochschule Ravensburg-Weingarten  (Soziale Arbeit)
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
24
Katalognummer
V200925
ISBN (eBook)
9783656280095
ISBN (Buch)
9783656281054
Dateigröße
602 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit untersucht, am sog. "Rubikon-Modell" von Dr. Maja Storch und Dr. Frank Krause, das die Phasen vom Bedürfnis zur Handlung beschreibt, wie Methoden und Techniken der Gestalttherapie diese Prozesse begleiten und unterstützen können. Als angehende Gestalttherapeutin ist es mir ein Anliegen, diese Prozesse aus der verhaltenspsychologischen Sicht auch durch die Brille der Gestalt zu sehen und zu ergänzen. Besonders der Prozess der Bedürfnisklärung steht im Vordergrund.
Schlagworte
Gestalttherapie, Gestaltarbeit, Selbstmanagement, Rubikonmodell, Ressourcenmodell
Arbeit zitieren
Ann-Christin Schubert (Autor:in), 2012, Die Gestalt am Rubikon - Gestaltarbeit im Selbstmanagement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200925

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