Wie beeinflusst Sozialkapital wirtschaftliche Performanz?


Hausarbeit, 2012

14 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Sozialkapital?
2.1 Allgemeine Grundannahmen
2.2 Das Sozialkapital-Konzept von Robert D. Putnam

3. Theoretische Annahmen zum Zusammenhang von Sozialkapital und wirtschaftlicher Performanz

4. Empirischer Forschungsstand

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Konzept des Sozialkapitals hat in den vergangenen Jahrzehnten eine hohe Popularität in der politikwissenschaftlichen, soziologischen und wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsdiskussion erlangt. Dabei wird Sozialkapital als entscheidendes Kriterium für die Entwicklung von Gemeinschaften beschrieben (vgl. Franzen / Freitag 2007: 296). Bedeutende internationale Organisationen, wie die Weltbank oder die OECD, haben sich des Paradigmas des Sozialkapitals angenommen (vgl. Roth 2008: 111). Hinter vielfach auftauchenden Schlagwörtern wie „Bürgergesellschaft“ und „politische Kultur“ steckt auch in gewissem Sinne der Sozialkapital-Ansatz. Der Begriff des Sozialkapitals findet sich in vielgestaltigen theoretischen Diskussionsansätzen und empirischen Arbeiten und ist Thema vieler wissenschaftlicher Publikationen (vgl. Roth 2008: 114).

Im Zusammenhang mit den medial vielfach diskutierten Herausforderungen, denen sich der moderne Staat gegenüber sieht, wie der rückläufigen politischen Partizipation und dem befürchteten Bedeutungsverlust gesellschaftlich-moralischer Normen und Werte, wird Sozialkapital häufig als eine erklärende Variable der Phänomene beschrieben und zählt zu den innovativsten Konzepten der aktuellen Forschungsdiskussion in den Sozialwissenschaften (vgl. Gabriel et al. 2002: 19ff.; Franzen / Freitag 2007: 294). Die Politikwissenschaft interessiert sich besonders aufgrund zweier Annahmen für das Sozialkapital-Konzept, zum einen weil ein entscheidender Einfluss von Sozialkapital auf das Funktionieren von Demokratien angenommen wird und zum anderen weil die Meinung vorherrscht, Sozialkapital habe starke Auswirkungen auf die ökonomische Leistungsfähigkeit eines Staates. Mit diesem zweiten Aspekt beschäftigt sich die vorliegende Arbeit.

Die mit einer Diskussion über Globalisierungsfolgen einhergehende Debatte um die vielfach negativ beurteilten Individualisierungstendenzen moderner Gesellschaften hat letztendlich eine mediale Dauerpräsenz der Sozialkapital-Thematik hervorgerufen. Daher ist es nicht nur aus politikwissenschaftlicher Perspektive aktuell wichtig und richtig, sich mit dem Sozialkapital-Konzept detaillierter auseinander zu setzen, um die ihm zugeschriebenen Funktionen bezüglich gesellschaftlicher Phänomene kritisch hinterfragen zu können und den Zusammenhang von einer funktionierenden sozialen Infrastruktur und politischen und ökonomischen (Miss-)Erfolgen verstehen zu können. Empirische Forschungsergebnisse zu diesem Zusammenhang können Grundlage für politische Programme zur Verbesserung aktueller Missstände sein, beispielsweise um der rückläufigen politischen Partizipation Einhalt zu gebieten.

Die Wirkungen von sozialem Engagement und gesellschaftlichen Netzwerken auf unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft sind sehr verschieden und komplex (vgl. Putnam 1995: 66f.). Eine besonders prägnante Rolle scheint das Sozialkapital in wirtschaftlichen Prozessen zu spielen. Um komplizierte Vorgänge des Wirtschaftssystems zu erfassen und zu durchschauen, muss stets die Ebene des Vertrauens, der sozialen Beziehungen und des Konsenses bezüglich gewisser Normen und Verhaltenserwartungen in den Blick genommen werden. Oft wird erst durch dieses Kontingent verschiedener Komponenten Kooperation möglich gemacht. Seitdem diese Erkenntnis in der Forschungsdebatte Verbreitung erfahren hat, wird Sozialkapital und besonders die Komponente des interpersonellen Vertrauens bei der Untersuchung des Wirtschaftsprozesses und des wirtschaftlichen Erfolges oder Misserfolges als erklärende Variable einbezogen.

Inwiefern Sozialkapital wirklich Erklärungskraft für wirtschaftliche Performanz hat, soll in der vorliegenden Arbeit beleuchtet werden. Hierzu wird nach einer Zusammenfassung allgemeiner Annahmen zum Gegenstand des Sozialkapitals das wohl populärste theoretische Sozialkapital-Konzept von Robert D. Putnam vorgestellt, welches auch als Grundlage der meisten im weiteren Verlauf der Arbeit erwähnten Studien und Forschungsprogramme dient. Danach werden aus der Forschungsliteratur theoretische Hypothesen zum Zusammenhang von Sozialkapital und Wirtschaftserfolg herausgearbeitet. Im Anschluss wird der aktuelle empirische Forschungsstand des Feldes der Sozialkapitalforschung im Bezug auf ökonomische Prozesse analysiert, wobei besonders auf zwei in diesem Forschungszweig populäre Studien, die von Knack und Keefer (1997) und die von Stadelmann-Steffen und Freitag (2007), eingegangen wird. Den Schluss der Arbeit bildet ein resümierendes Fazit.

2. Was ist Sozialkapital?

2.1 Allgemeine Grundannahmen

Bevor man versucht, den wirklichen Einfluss des Sozialkapitals auf wirtschaftliche Performanz zu ergründen, muss geklärt werden, auf welchen theoretischen Grundannahmen das Konzept des Sozialkapitals basiert, wie Sozialkapital entsteht und welche Funktionen und Auswirkungen es unter verschiedenen Umständen hat. Wichtig ist außerdem stets zu hinterfragen, ob in einem speziellen Kontext Sozialkapital als Überbegriff für individuelle und gesamtgesellschaftliche Tendenzen gemeint ist oder ob eine der beiden Ebenen angesprochen wird.

Sozialkapital bezeichnet als „‚glue’, der die Gesellschaft zusammenhält“ (Gabriel et al. 2002: 20) einerseits zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Vernetzungen, die für Individuen einen wichtigen Wert darstellen und aus denen die Individuen einen positiven Nutzen ziehen können (vgl. Franzen / Freitag 2007: 297). Andererseits meint Sozialkapital auch eine Menge an Tugenden, Werten und Normen in einer Gesamtpopulation, die für das Funktionieren des Zusammenlebens der ihr zugehörigen Individuen existentiell sind. Sozialkapital ist demnach als Mikro- und Makrophänomen zu bezeichnen, es hat sowohl Eigenschaften eines öffentlichen als auch eines privaten Gutes (vgl. Putnam 2001: 20f.). Diese Ambivalenz knüpft an das Olsonsche Kollektivgutproblem an (vgl. Koob 2007: 251). Sozialkapital als wissenschaftliches Konzept ist aktuell insofern umstritten, da das Label „Sozialkapital“ an sich kontrovers diskutiert wird. Besonders die Verwendung des „Kapital“-Begriffs wird vielfach kritisiert. Außerdem gibt es keinen Konsens über die Kernaussagen und die Bedeutung des Sozialkapital-Konzepts (vgl. Roth 2008: 112f.). Allerdings wird Sozialkapital konsensual als positives, zu förderndes gesellschaftliches Element betrachtet.

2.2 Das Sozialkapital-Konzept von Robert D. Putnam

Das wohl populärste und meistrezipierte Konzept sozialen Kapitals geht auf den US-amerikanischen Soziologen und Politikwissenschaftler Robert D. Putnam zurück (vgl. Koob 2007: 244; Westle / Gabriel 2008: 31). Seine Argumente basieren auf den Arbeiten von Alexis de Tocqueville (vgl. Gabriel et al. 2002: 27). Durch die Arbeiten von Putnam, die hauptsächlich makrosoziologischen Charakters sind, wurde die besonders seit den 1990er Jahren geführte Sozialkapitaldebatte inspiriert. Putnam definiert Sozialkapital als „features of social organization, such as networks, norms, and trust, that facilitate coordination and cooperation for mutual benefit“ (Putnam 1993b: 36). Seine Konzeption von Sozialkapital bezieht sich auf „connections among individuals, social networks and the norms of reciprocity and trustworthiness that arise from them“ (Putnam 2000: 19, zitiert nach: Franzen / Freitag 2007: 10). Er macht deutlich, dass unter den Oberbegriff Sozialkapital mehrere, sich gegenseitig bedingende und in einem Verhältnis von Wechselwirkungen zueinander stehende soziale Ressourcen fallen. Hierzu zählen gegenseitiges Vertrauen, zivilgesellschaftliche Netzwerke und gemeinschaftsbezogene Normen und Werte, speziell Reziprozitätsnormen. Diese Ressourcen gründen auf sozialem Engagement der Individuen und einer ausgeprägten Zivilgesellschaft (vgl. Roth 2008: 116). Diese Gegenstandsbereiche sozialen Lebens werden als Ressourcen bezeichnet, weil Individuen aus ihrem Gebrauch einen Nutzen ziehen können. Daraus erschließt sich Putnams Verwendung des „Kapital“-Begriffs für sein Sozialkapital-Konzept (vgl. Koob 2007: 248).

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Wie beeinflusst Sozialkapital wirtschaftliche Performanz?
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Wirtschaft und Gesellschaft
Note
1,3
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V200559
ISBN (eBook)
9783656266242
Dateigröße
438 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
sozialkapital, performanz
Arbeit zitieren
Anonym, 2012, Wie beeinflusst Sozialkapital wirtschaftliche Performanz?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200559

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