Marilyn, Jackie, Liz und Co.

Andy Warhols Starportraits


Essay, 2010

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Das Phänomen des Star- und Prominentenkults reicht weit bis in unsere heutige Zeit hinein und prägt mehr denn je das Bild unserer Gesellschaft. Stars, das sind Menschen, die bei vielen Bewunderung und Faszination auslösen und in denen wir viele unserer Sehnsüchte spiegeln. Stars besitzen meist eine geheimnisvolle Aura im sich herum und verkörpern Schönheit, Erfolg, Glamour, Macht und Abenteuer. Sie sind charismatische Erscheinungen und sind vor allem eins: berühmt.

Mit diesem Phänomen setzten sich verschiedene Künstler, vor allem in Großbritannien und in den USA in den Sechziger Jahren während der Pop-Art Ära in Form von Starportraits auseinander. Einer, der sich besonders für den Starkult interessierte, war der Pop-Art Künstler Andy Warhol (1928 – 1987). Warhol war der erste Künstler, der den Versuch unternahm, den Glamour der Stars auf die Kunst zu übertragen.[1]

Ich werde den Fokus auf Warhols Interesse an der Thematik der Stars, wie und mit welchen künstlerischen Mitteln er diese in seinen Pop-Art-Portraits umsetzte, richten. Warhol berief sich bei seinen Portraitserien vor allem auf so genannte Superstars, wie z.B. Marilyn Monroe, Elizabeth Taylor und Elvis Presley. Bei vielen dieser Superstars lagen wie kaum bei anderen Menschen, Ruhm und Tragödie so nahe beieinander. Daher möchte ich den Begriff des Stars näher in den Mittelpunkt rücken.

Das Bild, welches wir von dem Star haben, unterliegt einem Transformationsprozess durch die Massenmedien. Die Medien beeinflussen maßgeblich unser Bild vom Star.

Ich möchte daher herausfinden, wie wirklich das Image (=Bild), das der Star transportiert, ist und ob es so etwas wie eine „wahre“ Identität hinter der Fassade des (Super-)Stars überhaupt gibt.

Einer von Warhols berühmtesten Zitaten lautete: „In the future, everybody could be a star for 15 minutes“ (deutsch: „In Zukunft wird jeder für 15 Minuten berühmt sein“).[2] Warhols Formulierung aus den Sechzigern ist heute längst Realität geworden. Stars gibt es in jeder Sparte der Gesellschaft. Dabei gibt es kaum genaue Vorstellungen, was einen Star auszeichnet. Ein Star muss vor allem die permanente Aufmerksamkeit durch die Massenmedien erreichen, gleich ob die Schlagzeilen gut oder schlecht sind. Die Wiederholung des immer gleichen steigert den Bekanntheitsgrad.[3] Ermöglicht wurde dies erst durch mediale Reproduktionstechniken seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.[4] Bilder von Stars konnten somit in die ganze Welt verstreut werden.

Star heißt zu Deutsch etwa Stern. Das verleiht den Stars das Prädikat von etwas Wundervollem, Leuchtendem und Besonderem. Der Begriff Star ist seit dem Filmzeitalter in aller Munde. Der Begriff Superstar, das Superlativ von Star, stammt wahrscheinlich von dem Avantgardefilmer Jack Smith, der damit 1964 eine Fotostrecke bezeichnete. Warhol übernahm den Begriff und bezeichnete die Darsteller seiner berühmten Factory, als Superstars.[5] Warhols Interesse am Startum reicht weit bis in seine Kindheit zurück. Schon früh sammelte er mit Begeisterung Star- und Publicity Fotos. Warhol konnte somit auf einen großen Fundus an Bildern zurückgreifen, die Ausdruck in seinen Pop-Art Starportraits der Sechziger Jahre fanden und das Bild des Stars entscheidend mitgeprägt haben.[6] Den Begriff Pop-Art hat der Kunstkritiker Lawrene Alloway im Jahre 1954 geprägt, um die materielle Wichtigkeit der Populärkultur zu beschreiben. Mitte der Sechziger Jahre hatte sich die Pop-Art internationales Ansehen verschafft und sich fest etabliert.[7] Warhols Starportraits entstanden in der Pop-Art Ära, einer Zeit, in der das Konsumdenken, der technische Fortschritt und die rapide wachsende Macht der Medien in der Kunst reflektiert wurden.[8] Letzteres wurde in seinen Starportraits thematisiert.

Warhols Besessenheit, allen voran für Marilyn Monroe (eigentlich Norma Jean Mortensen), ging so weit, dass er von ihr etwa tausend Fotos sammelte und studierte.[9] Einer seiner bekanntesten Siebdrucke, ist das Portrait Marilyn (Abb. 1) aus dem Jahre 1962. Es entstand kurz nach ihrem Tod im Alter von nur 36 Jahren. Das Portrait basiert auf einer Werbestandaufnahme für den Film Niagara aus dem Jahr 1953 (Abb. 2).[10]

Warhol übertrug das Schwarz-Weiß Bild auf einen Siebdruck, welches er mehrmals auf eingefärbten Leinwänden reproduzierte. Anschließend hat er die aufgedruckten Bilder mit Malfarbe weiter bearbeitet. Bemerkenswert ist, dass Warhol auf diese Weise insgesamt 23 Porträts schuf.[11]

Es bleibt die Frage offen, wie Warhol den Superstar Marilyn Monroe auf seinem Siebdruck inszenierte. Zunächst einmal griff Warhol bei dem Porträt Marilyn auf eine Fotografie zurück, die einen vermeintlichen Eindruck der Realität, wie Marilyn Monroe aussah, abbilden soll. Zudem evoziert die fotografische Grundlage einen gewissen Wiedererkennungswert. Warhol ging noch einen Schritt weiter. Er wählte gezielt einen bestimmten Ausschnitt der Fotografie, der Marilyn Hals aufwärts zeigt, aus. Die Wahrnehmung des Betrachters ist somit genau auf ihr Gesicht fixiert. Sie erscheint dadurch persönlich und nicht mehr so distanziert wie auf der Fotografie, zumal die Kleidung komplett ausgegrenzt ist. Warhols begrenzt gewählter Bildausschnitt und seine farbig leuchtende Akzentuierung auf ihrem Haar, ihren Lippen und ihrem Augen-Make-up, heben besonders die Sinnlichkeit der Schauspielerin hervor. Man nimmt das Porträt einerseits als ganzes Gefüge wahr, andererseits konzentriert man sich dadurch auf jedes farbig hervorgehobene Detail und versucht die geheimnisvolle Wirkung des Stars zu erfassen.

[...]


[1] Hüsch, Anette. Andy Warhol. Austellung Celebrities. Andy Warhol und die Stars – Werke aus der

Sammlung Marx und Leihgaben 2008-2009. Ausst. Kat. Hamburger Bahnhof, Museum für

Gegenwart, Berlin, Köln 2008, S. 6.

[2] Brugger, Ingried: Superstars. Das Prinzip Prominenz. Von Warhol bis Madonna. Ostfildern-Ruit

2005, S. 6.

[3] Hüsch 2008, S. 6.

[4] Brugger 2005, S. 41.

[5] Vgl. ebd., S. 12.

[6] Heinrich Christoph: Andy Warhol - Photography. Ausst. Kat. Hamburger Kunsthalle, The Andy

Warhol Museum Pittsburgh, Zürich 1999, S. 42.

[7] Moorhouse, Paul:PopArtPortraits. Ostfildern 2007, S. 39f.

[8] Vgl. ebd., S. 7.

[9] Brugger 2005, S.129.

[10] Heinrich 1999, S. 44.

[11] Moorhouse 2007, S. 110.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Marilyn, Jackie, Liz und Co.
Untertitel
Andy Warhols Starportraits
Hochschule
Technische Universität Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
12
Katalognummer
V200542
ISBN (eBook)
9783656293903
ISBN (Buch)
9783656294122
Dateigröße
32222 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Andy Warhol, Marilyn Monroe, Elizabeth Taylor, Elvis Presley, Pop Art, Star, Superstar, Sechziger, Jackie Kennedy
Arbeit zitieren
Norman Conrad (Autor:in), 2010, Marilyn, Jackie, Liz und Co., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200542

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