Die Jenaplan-Schule in der (Vor-) Kriegszeit

Vorstellung des ursprünglichen Schulkonzepts Petersens und des Diskurses um seine Rolle während des Nationalsozialismus


Hausarbeit, 2011

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Jena-Plan Schule und der Nationalsozialismus
2.1 Peter Petersens Biographie
2.2 Menschenbild Petersens und die Kritik an seiner Ansicht
2.3 Das ursprüngliche Konzept der Jena- Plan Schule
2.3.1 Die Kritik an der Konzeption
2.4 Die Rolle Petersens im Nationalsozialismus

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Die Erziehungswissenschaft, auf deren Grundlagen der Jenaplan ruht, ist die erste, welche volkstheoretisch begründet wurde“ (PETERSEN 1935, S. 3).

Peter Petersen gilt als bedeutsamer Reformpädagoge und Gründer der noch heute bestehenden Jenaplan- Schulen.

Er hat ein Konzept entwickelt, das in der Blütezeit der Reformpädagogik (zwischen 1895 und 1933) eine Erneuerung des Schulsystems darstellte.

Während des zweiten Weltkriegs und vor allem in den darauf folgenden Jahren bis hin in die heutige Gegenwart entstanden verschiedene Diskurse über die Rolle Petersens in der Zeit des Nationalsozialismus, welche in dieser Arbeit, vor allem im Hinblick auf sein Menschenbild und sein Konzept, aufgegriffen und reflektiert werden sollen.

Es ist zwar sicher, dass Petersen kein Mitglied der NSDAP war, jedoch gibt es einige zeitgenössische Quellen, die vor allem Benjamin Ortmeyer in seinem Buch „Mythos und Pathos statt Logos und Ethos“ (aus dem Jahre 2009) aufführt und welche darauf hinweisen, dass Petersen sich der Ideologie des Nationalsozialismus anpasste. Es gibt aber auch gegensätzliche Positionen von Wissenschaftlern, wie beispielsweise die von Theo Dietrich.

Im Rahmen dieser Hausarbeit wird daher der Frage nachgegangen warum und an welchen Stellen des Konzepts diese Diskussionen überhaupt entstanden sind und inwieweit sich Petersen der nationalsozialistischen Ideologie angepasst hat. Um einen Bezug zu der entstandenen Kritik an Petersen herstellen zu können, ist es zunächst jedoch sinnvoll und notwendig die Ideen Petersens, wie sie letztendlich in dem Jenaplan festgehalten wurden, in den Grundzügen darzustellen.

Für die vorliegende Arbeit ergibt sich daher folgende Gliederung:

Zunächst wird das Leben Petersens in den Grundzügen vorgestellt, um so einen Einblick in die Entwicklung des Jenaplans zu erhalten.

Im nächsten Teil wird das Menschenbild des Reformpädagogen dargestellt. Dabei wird die Kritik an seinen Äußerungen bezüglich einiger verwendeter Begriffe, wie beispielsweise dem Begriff der „Volksgemeinschaft“, einbezogen.

Anschließend wird das Konzept Petersens, insbesondere die Position des Lehrers, erläutert und mit den kritischen Auseinandersetzungen von Benjamin Ortmeyer u.a. verglichen und untersucht.

Im letzten Teil werden dann noch einmal verschiedene Ansichten der Erziehungswissenschaftler bezüglich Peter Petersens Darstellung zu der NS- Zeit aufgeführt.

Im Fazit werden dann die wesentlichen Punkte noch einmal zusammengefasst und es wird ein Ausblick bezüglich der Zukunft der Jenaplan-Schulen, auch in Anbetracht der Kritik, gewagt.

2. Die Jena-Plan Schule und der Nationalsozialismus

Die Entwicklung der Jena- Plan Schule ist zeitlich ungefähr zwischen den Jahren 1920 und 1927 einzuordnen. Peter Petersen ist ein Reformpädagoge, der den sogenannten Jenaplan entwickelte und Lebensgemeinschaftsschulen, welche auf dieser Idee gründeten, eröffnete. Auch heute noch finden sich einige Schulen, die nach dem diesem Konzept arbeiten.

Aber es fand ein Bruch in der „Erfolgsgeschichte“ der Jena- Plan Schulen statt, dessen Einschnitt sich in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg ansiedeln lässt. Peter Petersen hat in der Zeit des Nationalsozialismus einige Aufsätze und Publikationen verfasst, in denen gedankliche Ansätze der NS- Ideologie vorzufinden sind. In welcher Art und Weise sich diese Aussagen kennzeichnen und wie unterschiedlich sie von Wissenschaftlern interpretiert werden, wird im Laufe dieser Arbeit deutlich.

Zunächst wird aber, als einleitender Schritt in diese Arbeit, der Werdegang des Reformpädagogen in den Grundzügen dargestellt, um somit auch einen ersten Eindruck von der Person Petersens zu erhalten.

2.1 Peter Petersens Biographie

Peter Petersen wurde im Jahre 1884 in Großenwiehe, in der Nähe von Flensburg, geboren und verstarb am 21.03.1952 in Jena (vgl. POTTHOFF 2003, S. 110).

Er besuchte ein Gymnasium in Flensburg (1896) und absolvierte im Jahre 1904 das Abitur. Im selben Jahr beginnt Petersen ein Studium in Leipzig, in den Fächern Psychologie, Philosophie, Theologie, Geschichte, Philologie und Anglistik (vgl. ebd.) Er trat in Bekanntschaft mit dem Psychologen Wilhelm Wundt und lernte dessen Forschungen kennen, die ihn dazu inspirierten, im Jahre 1908 über die Philosophie Wundts in Jena zu promovieren (vgl. SKIERA 1997, S. 36). Ein Jahr später, nach der gelungenen staatlichen Prüfung für das „Lehramt an Gymnasien“, beginnt er sein Referendariat in Leipzig und hinterfragt kritisch seinen eigenen Unterricht (vgl. DIETRICH 1991, S. 25)

In den folgenden zwei Jahren referiert Petersen an einer Gelehrtenschule in Hamburg und wird als Oberlehrer eingestellt (vgl. ebd.). 1912 übernimmt der Erziehungswissenschaftler die Geschäftsführung im Vorstand des Bundes für Schulreform. Acht Jahre später leitet er daraufhin die Lichtwarkschule, welche in Hamburg als eine reformierte „Versuchs- Oberschule“ bekannt war und sich unter anderem durch fächerübergreifenden Unterricht kennzeichnete (vgl. POTTHOFF 2003, S. 24).

Petersen habilitiert noch im selben Jahr in den Fächern Philosophie und Pädagogik an der Hamburger Universität. 1923 erhält er einen Lehrstuhl für Erziehungswissenschaften an der Universität in Jena und leitet die Universitäts- Übungsschule. Zu dieser Zeit entwickelte er auch eine pädagogische Theorie in Zusammenhang mit einer Gemeinschaftsvorstellung (vgl. ebd.). Zudem hält Petersen Vorträge in insgesamt 15 ausländischen Staaten, was seinen Erfolg schon deutlich kennzeichnet (vgl. ebd.).

Vier Jahre später, im Jahre 1927, wird auf dem Weltkongress des „Bundes für Erneuerung der Erziehung“ in Locarno der Begriff des Jena- Plans für die Pädagogik Petersens festgelegt und geprägt und er wirbt daraufhin nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland für „seine“ Lebensgemeinschaftsschule (vgl. FOURNES 2003, S. 95).

Petersens Werk „Der Kleine Jena-Plan“ entstand zeitgleich und wurde in 10 Sprachen übersetzt (vgl. POTTHOFF 2003, S. 110). Während des Nationalsozialismus in Deutschland darf Petersen seine Schulform durch eine Anpassung an die NS- Ideologie weiter ausführen (vgl. SKIERA 1997, S. 37), jedoch wurde am 11. August 1950 seine Schule im Zusammenhang mit seiner Haltung während der NS- Zeit geschlossen (vgl. FOURNES 2003, S. 96). Grund für die Schließung waren unter anderem die Behörden der Deutschen demokratischen Republik, die das Konzept als „ein reaktionäres, politisch sehr gefährliches Überbleibsel aus der Weimarer Republik“ (SKIERA 1997, S. 37) betitelten. Zwei Jahre später verstarb Petersen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Jenaplan-Schule in der (Vor-) Kriegszeit
Untertitel
Vorstellung des ursprünglichen Schulkonzepts Petersens und des Diskurses um seine Rolle während des Nationalsozialismus
Hochschule
Technische Universität Dortmund
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
18
Katalognummer
V200481
ISBN (eBook)
9783656267010
ISBN (Buch)
9783656267546
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Petersen, Nationalsozialismus, Reformpädagogik
Arbeit zitieren
B.A. Erziehungswissenschaftlerin Christin Pietsch (Autor:in), 2011, Die Jenaplan-Schule in der (Vor-) Kriegszeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200481

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