Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Gesiegelte Objekte und Anbringung der Siegelung
3. Siegelnde Personen
4. Arten und Formen
5. Beispiele aus Elephantine
5.1 Haus 84
5.2 Haus 20/21
6. Beispiel Qantir
7. Zusammenfassung
8. Abbildungsverzeichnis
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Siegel und deren Abdrücke stellen Fundgruppen dar, die im Alten Ägypten als Beglaubi- gungs- und Eigentumssymbole fungierten. Ihre Funktion lag darin, die gesiegelten Objekte für Dritte zu kennzeichnen (z.B. Hersteller oder Herkunft) und/oder den Verschluss dieser Objekte sicherzustellen. Die Verschlussfunktion diente dem Schutz des Objektes vor unbefugtem Zugriff. (1 )
Da sie oft aus haltbarem Material, wie z.B. Stein, Ton, Metall (Abb.9), bestanden, stellen sie im archäologischen Befund in Siedlungen eine quantitativ große Fundgruppe dar. Oft finden sich hier Siegelabdrücke auf Verschlüssen von Behältnissen. (2 )
Weil Siegel und Siegelabdrücke sich auch durch eine Bebilderung und/oder Beschriftung auszeichnen, können sie auf diese Weise zusätzliche Informationen zur Kontextualisierung von Funden liefern. Sie können Informationen zu sehr weit reichenden Kontexten aufweisen, wie z.B. zum kultischen, wirtschaftlichen, administrativen/politischen Bereich; zur Funktion von Gebäuden in denen sie gefunden wurden; auch zur Funktion der gesiegelten Objekte. Zu nennen sind hier beispielsweise Siegelfunde, die Institutionen nennen oder Personen- und Königsnamen aufweisen (Abb.4, Abb.7, Abb.9, Abb.14).
Weil vor allem die Abdrücke oft aus Ton oder auch Keramik (gebranntem Ton) bestehen, besteht eine Verwandtschaft zur Fundgruppe Keramik. Aufgrund der Größe der Objekte besteht ebenfalls eine Verwandtschaft zur Fundgruppe Kleinfunde. Da Siegel auch teilweise von Personen getragen wurden, sind sie ebenso mit der Fundgruppe der Amulette verwandt. (3 )
Die Tabelle (Abb.l) zeigt die gesiegelten Objektgruppen und die Funktionen der Siegelung. Diese Objekte lassen sich in verschiedene Bereiche kategorisieren, nämlich den folgenden:
- Behälter (z.B. Beutel, Gefäße, Körbe)
- Bauteile (z.B. Ziegel.- Abb.4)
- Lebewesen (z.B. kriegsgefangene Menschen)
- Architektur (z.B. private Räume)
- Dokumente (z.B. Briefe)
Die Anbringung der Siegelung erfolgte mit einem Siegelstempel, der in eine weiche Masse, wie z.B. feuchten Ton, eingedrückt oder abgerollt wurde. Siegelungen auf Gefäßverschlüssen wurden oft direkt bei Herstellung des Verschlusses angebracht. (4 ) Da der Verschluss bei Gefäßen und anderen Objektgruppen häufig mithilfe von Schnüren, Stoff, Knöpfen erfolgte (Abb.3; Abb.4), finden sich auf Siegelabdrücken manchmal gleichzeitig Abdrücke von diesen Materialien.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.l Gesiegelte Objekte und ihre Funktionen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2 Krugverschluss mit Siegelabdrücken Abb.3 Anbringung eines Siegels an einem
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb-4 Ziegel mit Siegelabdnick von Thutmosis III.
3. Siegelnde Personen
In philologischen Quellen, sowie in Beschriftungen direkt auf Siegeln und ihren Abdrücken findet sich die Berufsbezeichnung „Siegler“ als „Htm“. Geschlechtlich war die Siegelpraxis nicht eindeutig determiniert, d.h. es siegelten sowohl männliche als auch weibliche Personen. Einen Beleg dafür bilden Siegel mit Frauennamen unter der Bezeichnung „nbt pr“(5 ).
Es gibt auch Hieroglyphen mit Bezug zur Siegelpraxis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.5 Hieroglyphen mit Bezug zur Siegelpraxis
Insgesamt kann man die Gruppe der siegelnden Personen in zwei große Gruppen kategorisieren, und zwar in den administrativen/verwaltungstechnischen und in den „privaten“ Bereich (6 ), wobei man den Begriff „privat“ hier wohl eher ausschließlich als „nicht-offiziell“ begreifen sollte, weil ihm sicherlich nicht unsere heutige Definition von „privat“ zugrunde liegt. Vielmehr handelt es sich meiner Meinung nach um einen Begriff, der eine reine Ausschlussbezeichnung ist, also den administrativen Bereich ausklammert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.6 Kategorien der siegelnden Personen
[...]
1 Boochs, W.: Siegel und Siegeln im Alten Ägypten. Kölner Forschungen zu Kunst und Altertum Band 4, 1982, Seite 6, Zeilen 19-24
2 Ebd, Seite 95, Zeilen 1-3
3 Quirke, S.: In the Name of the King: on Late Middle Kingdom Cylinders. In: Czerny, E. u.a: Timelines. Studies in Honour ofManfred Bietak. 2006, Seite 265, Zeilen 95-101
4 Boochs, W.: Siegel und Siegeln im Alten Ägypten. Kölner Forschungen zu Kunst und Altertum Band 4, 1982, Seite 10, Zeilen 18-21
5 Boochs, W.: Siegel und Siegeln im Alten Ägypten. Kölner Forschungen zu Kunst und Altertum Band 4, 1982, Seite 64, Zeilen 10-12
6 Ebd., Seite 63, Zeilen 29-33
- Arbeit zitieren
- Felix Hahn (Autor:in), 2011, Siegelabdrücke und Siegel aus Siedlungen in Ägypten (Siegelpraxis), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200207
Kostenlos Autor werden
Kommentare