Das Stierspringerfresko aus dem Palast von Knossos auf Kreta


Hausarbeit, 2010

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Fundort

3. Datierung

4. Beschreibung

5. Deutung
5.1. Rolle und Geschlecht der weißen Figuren
5.2. Vergleich zu anderen Bildmedien

6. Zusammenfassung

7. Abbildungsverzeichnis

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Um die Frage nach der Bedeutung des in dieser Hausarbeit vorgestellten Stierspringerfreskos zu beantworten, bedient man sich seit der Auffindung desselben verschiedener Methoden. Das Ziel dabei ist die Entschlüsselung des Bedeutungsinhaltes des Werkes, sowie allgemeiner die Einordnung desselben in den historischen Kontext der minoischen Hochkultur und der Ägäischen Bronzezeit. Aufschluss über diesen Kontext können der Fundort, also der architektonische Zusammenhang, die stilistische und stratigraphische Datierung, die Beschreibung der Bildmotive, sowie der Vergleich zu den Stierspringer-Darstellungen aus Avaris und auf anderen minoischen Bildmedien geben.

Das besondere beim Stierspringerfresko ist hierbei, dass man zur Deutung des Bildthemas, im Unterschied z.B. zur Griechischen Klassischen Antike, keine zeitgenössischen philologischen Quellen heranziehen kann, bedingt durch die fehlende Entzifferung der Linearschrift A, der Schrift der Minoer, und dem langen Zeitraum seit dem Untergang der minoischen Kultur.

Daraus ergeben sich besondere Herausforderungen und ungelöste Fragestellungen für die heutige Forschung, erstens für das Fresko an sich, zweitens sogar für die Struktur der minoischen Gesellschaft allgemein, z.B. in Bezug auf Kult und soziale Hierarchien und Geschlechterrollen. Diese sind nämlich sehr wahrscheinlich zum Teil Thema des Stiersprung­Bildnisses, bzw. spiegeln sich darin wieder.

Als Beispiel kann man hierbei die, im Folgenden ansatzweise geschilderte, Debatte zu Geschlecht und Rolle der im Stierspringerfresko handelnden Figuren nennen.

Aus den eben genannten Aspekten heraus wird das Stierspringerfresko heute als ein besonderes und einmaliges Objekt angesehen. Denn es stellt für den heutigen Betrachter zum einen ein meisterhaft ausgeführtes Kunstwerk dar, zum anderen ist es auch ein Objekt der von Untersuchungen sowie Projektionen, weil man die Gesellschaft, aus der heraus dieses besondere Kunstwerk entstand, begreifen möchte. Auch gerade der kulturhistorische Wert des Freskos ist also sehr groß.

2. Fundort

Das Stierspringerfresko stammt aus dem Ostflügel des Palastes von Knossos auf Kreta (Abb.l), der den bedeutendsten bekannten zentralen Ort der minoischen Kultur, sowie auch einen der wichtigsten Orte für die Ägäische Bronzezeit überhaupt darstellt.

Die einzelnen Teile des Kunstwerkes wurden, während der Grabungen durch Arthur Evans am Beginn des 20. Jahrhunderts, in einem Bereich aufgefunden, der heute „Hof des Steinrohres“ („Court of the Stone Spout“), genannt wird(1 ). Dieser Bereich wird so genannt, weil sich dort ein Ende einer minoischen (Ab-)Wasserleitung befindet (Abb.2).

Das Fresko war in viele Bruchstücke zerbrochen und anscheinend, aus einem über diesem Hof liegenden Stockwerk, wohl im Zuge eines Zerstörungsereignisses (siehe Datierung), in diesen Bereich hineingefallen (2 ). Vielleicht befand es sich ursprünglich an der Wand einer Art Veranda über dem „Hof des Steinrohres“. (3 ) Durch die Zerstörung der oberen Stockwerke in diesem Bereich lässt sich hierüber aber keine Sicherheit mehr gewinnen. Es handelt sich also um eine in gewissem Sinne sekundäre Fundlage.

Es sind insgesamt ca. 50% des Originals in mehr oder weniger gutem Zustand, erhalten, die Originalteile erkennt man auch in der Rekonstruktion (Abb.5). Diese Rekonstruktion erfolgte durch Arthur Evans und E. Gillieron fils, und heute befindet sich das rekonstruierte Fresko im Heraklion Museum auf Kreta.

Neben den Teilen des heute rekonstruierten Freskos lagen in der gleichen Fundschicht noch einzelne Bruchstücke von 3-5 weiteren Stierspringerfresken, die man heute als „Panele“ bezeichnet und die wahrscheinlich einen Fries aus Stiersprungszenen bildeten (4 ), sowie Keramik (siehe Datierung). Von diesen weiteren Panelen sind aber nur sehr wenige Bruchstücke gefunden worden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.l Knossos, Palast

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2 Blick auf den Hof des Steinrohres durch einen Türrahmen

Für das Fresko wird, anhand stilistischer Merkmale wie dem starken Grad der Abstrahierung bei den Darstellungen verschiedener Gesteinsarten in den Rahmenfeldern (siehe Beschreibung), ein Entstehungszeitraum in einer der Phasen spätminoisch II oder spätminoisch IIIA1 angenommen (5 ). Dies würde einen möglichen Entstehungszeitraum, und eine „Lebensdauer“ zwischen 1490-1380 v.Chr. (hohe Chronologie) bzw. 1450-1380 v.Chr. (niedrige Chronologie) implizieren.

Arthur Evans selbst datierte die Entstehungszeit des Werkes zu einem Zeitpunkt kurz nach 1500 v.Chr., und schreibt auch von Keramik aus der Phase spätminoisch II in der Fundschicht (6 ). Demnach kann das Fresko nicht später als in SMII entstanden sein, denn sonst würde Keramik aus dieser Phase nicht in der Zerstörungsschicht liegen..

M. Cameron, der eine eigene Datierung vornahm, rechnete das Fresko einer „Stierspringer­Schule („Taureador School“), also einer Art Kunstrichtung zu, benutzte aber ebenso den Zerstörungshorizont für seine Datierung. Cameron kam so auf einen Entstehungszeitraum zwischen mittelminoisch IIIB und spätminoisch IIA (siehe auch Abb.3) (7 ).

Die Zerstörung des Freskos geschah wahrscheinlich bei einem Ereignis in Knossos am Ende von spätminoisch IIIA1, also um 1380 v.Chr. (Abb.3), das in Zusammenhang mit einer (darauf folgenden?) mykenischen Präsenz, mit einer Präsenz von Achäern gebracht wird. Zu diesem Zeitpunkt muss der architektonische Zusammenhang, aus dem das Fresko stammt, durch dieses Ereignis kollabiert oder stark beeinträchtigt worden sein, wodurch Teile des Freskos in den „Hof des Steinrohres“ fielen.

Das bedeutet einen für die minoische Kultur recht späten chronologischen Kontext des Freskos.

[...]


1 Immerwahr, S.A.: Aegean painting in the Bronze Age. Pennsylvania State University Press 1990, Seiten 90, Zeilen 27-28

2 ebd. Seite 90, Zeile 29

3 Evans, Arthur J.: The Palace of Minos (Band 3): The great transitional age in the northern and eastern sections ofthe Palace. London 1930, Seite 210, Zeilen 4-6

4 Bietak, M.; Marinatos, N.; Palivou, C.: Taureador Scenes in Tell el Daba (Avaris) and Knossos. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien 2007, Seite 116, Zeile 37

5 Immerwahr, S.A.: Aegean painting in the Bronze Age. Pennsylvania State University Press 1990, Seite 92, Zeilen 2-5

6 Evans, Arthur J.: The Palace of Minos (Band 3): The great transitional age in the northern and eastern sections ofthe Palace. London 1930, Seie 210, Zeilen 10-19

7 Bietak, M.; Marinatos, N.; Palivou, C.: Taureador Scenes in Tell el Daba (Avaris) and Knossos. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien 2007, Seite 115, Zeilen 22-24

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Das Stierspringerfresko aus dem Palast von Knossos auf Kreta
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
20
Katalognummer
V200205
ISBN (eBook)
9783656271741
ISBN (Buch)
9783656272656
Dateigröße
2246 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stierspringer, Knossos, Fresko, Malerei, Altertum, Antike, Wandmalerei, Stier, Minoer, minoisch, Bronzezeit, Kreta, Griechenland, Ausgrabung, Kunst, Arthur Evans
Arbeit zitieren
Felix Hahn (Autor:in), 2010, Das Stierspringerfresko aus dem Palast von Knossos auf Kreta, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200205

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Stierspringerfresko aus dem Palast von Knossos auf Kreta



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden