Qualitative strukturierte Inhaltsanalyse: Schwangerschaftskonfliktberatung


Forschungsarbeit, 2012

57 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsbestimmung
2.1 Inhalte der SKB
2.2 Ziel der SKB

3 Vorgehensweise
3.1 Kodiertabelle

4 Methodik
4.1 Strukturierte Inhaltsanalyse nach Mayring

5 Erster Deutungsentwurf nach Lesen des Gesamtkontext

6 Auswertung DISK
6.1 Fazit Disk

7 Auswertung DISK 2
7.1 Fazit Disk

8 Auswertung DISK

9 Fazit

10 Literaturverzeichnis
Anhang: Transkript

1 Einleitung

Das vorgelegte transkribierte Material ist eine Verschriftlichung des am 16.03.2012 geführten Gesprächs mit der Leiterin der Schwangerschaftsberatungsstelle der AWO. Hintergrund dieses Gesprächs waren Vorüberlegungen, welche aus einem Gastvortrag an der Hochschule Neubrandenburg entstanden sind. Der Fragekatalog welcher zum Interview erstellt wurde hatte ein breites Spektrum an thematischen Inhalten, sollte aber tendenziell das Kernthema „Schwangerschaftskonfliktberatung“ aufgreifen. Zielfokus lag auf der Aussage, ob SKB in dieser Trägerschaft wertefrei erfolgt oder Reibungsflächen zwischen. Träger, Betroffenen u.a. Beteiligten im Sinne z.B. von Voreingenommenheiten, Manipulationsabsichten usw. existieren.

2 Begriffsbestimmung

Eine Schwangerschaftskonfliktberatung (auch: Schwangerenkonfliktberatung oder SKB genannt) ist nach dem bundesdeutschen Strafrecht gem. § 219 StGB erforderlich, damit ein Schwangerschaftsabbruch straffrei durchgeführt werden kann (vgl. URL1).

Hierbei sollen Schwangere, die zum Abbruch ihrer Schwangerschaft entschlossen sind oder einen solchen Schritt erwägen, innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen und mindestens drei Tage vor dem medizinischen Eingriff von einer für die Tätigkeit bei der SKB anerkannten Beratungsperson und einem Arzt bzw. Ärztin beraten werden (vgl. Nestmann/Engel/Sieckendick 2007, S.1111).

2.1 Inhalte der SKB

Eine Schwangerschaftskonfliktberatung umfasst:

Konfliktklärung hinsichtlich der emotionalen, seelischen, partnerschaftlichen und lebensplanerischen Aspekten von Elternschaft bzw. eines Schwangerschaftsabbruchs Informationen hinsichtlich Möglichkeiten zur Unterstützungen bei existenziellen und lebensunterhaltssichernden Aspekten medizinische Aufklärung hinsichtlich eines operativen oder medikamentösen Eingriffs Aufklärung über Kosten und Finanzierung eines Schwangerschaftsabbruchs Erläuterung der Rechtsgrundlage Vermittlung der Ratsuchenden an Gynäkologen, Hebammen und andere Fachdienste weiter i.d.R. die Verbindung mit themenverwandten Projekten, z.B. Präventionsprojekt „Babybedenkzeit®“

2.2 Ziel der SKB

Der Entschluss die Schwangerschaft abzubrechen, trifft eine Frau i.d.R. nicht leichtfertig, wobei ihr nur begrenzt Zeit zur ausgewogenen Entscheidungsfindung mit Personen ihres Vertrauens zur Verfügung steht. Daher kann ein Beratungsgespräch mit „Unbeteiligten“ zum sachlichen Abwägen des Für und Wieder eine Hilfe und Chance darstellen, um die Frau in die Lage zu versetzen in voller Kenntnis eine Entscheidung zu treffen (vgl. Ministerium für Soziales und Gesundheit M-V 2011, S.9). Ziel der SKB ist in erster Linie betroffene Frauen (und Paare) in einer existentiellen Krise vollständig zu begleiten (z.B. Gefühle von Druck, Panik, absoluter Ohnmacht aushalten, Ambivalenzen zulassen) und sie auf dem Weg zu einer möglichst eigenverantwortlichen Entscheidung zu unterstützen bzw. bei der Bewältigung der Folgen dieser Entscheidung zur Seite zu stehen (Depression, Selbstvorwürfe, Schuld-oder Trauergefühle, Ärger mit/auf den Partner, Verzicht auf berufliche Entfaltung etc.) (vgl. Nestmann/Engel/Sieckendick 2007, S.1118). Ziel der SKB ist außerdem ein ergebnisoffenes, wenngleich obligatorisches Gespräch zu führen, in einer familiär-entspannenden, offenherzig, vertrauten Atmosphäre, obgleich sie sich von den Bemühungen leiten lassen soll, die Schwangere zur Fortsetzung der Mutterschaft zu ermutigen und ihr Perspektiven mit dem Kind zu verdeutlichen (vgl. Ministerium für Soziales und Gesundheit M-V 2011, S.10).

3 Vorgehensweise

Anfänglich ging es zunächst darum ein geeignetes Material zu finden, in Hinblick auf eine analytische Auseinandersetzung. Das stellte sich als relativ schwierig heraus und reichte von einem Zeitungsartikel bis hin zu einem Interview. Letztendlich haben wir uns dann für ein Interview entschieden, welches im Rahmen von B03 Praxisorientierung im ersten Semester im Masterstudiengang Beratung von Marek Peters und Martin Ehlert in der Schwangerschaftskonfliktberatung der AWO in Neubrandenburg aufgenommen wurde. Das Material lag uns als Tonband und als Transkript vor. Aufgrund des besonderen Beratungsfeldes und des Interviewmaterials formulierten wir dann unsere zentrale Fragestellung: Wie wertfrei ist der Berater im Kontext der Schwangerschaftskonfliktberatung gegenüber seinen Klienten? Im Anschluss daran ging es dann darum, sich für eine geeignete Methode der qualitativen Sozialforschung zu entscheiden. Dies führte innerhalb der Gruppe zu Unruhe und Diskussionsbedarf. Daraufhin holten wir uns Rat bei Frau Irmler, welche uns die Methode nach Oevermann "hermeneutische Paraphrase" nahe legte. Danach stellte sich uns die Frage, ob wir das gesamte Interview betrachten sollten oder nur eine bestimmte Sequenz. Auch das führte zu Uneinigkeiten innerhalb der Gruppe, so dass wir abermals Frau Irmler um Rat baten. Frau Irmler empfahl uns aufgrund der Dauer des Interviews eine bestimmte Sequenz zu analysieren. Daraufhin entschieden wir uns für eine Sequenz von ca. sieben Minuten innerhalb des Interviews. Nun begannen wir damit, jeder für sich, einen ersten Deutungsversuch vom Gesamtinterview zu erarbeiten, den wir im Anschluss gemeinsam diskutierten. Dabei bemerkten wir, dass bezüglich unserer Fragestellung die gewählte Methode nicht optimal war, da innerhalb unserer gewählten Sequenz nur relativ "schwammige" Aussagen der Beraterin in Bezug auf Wertfreiheit gemacht wurden. Aufgrund dessen, entschieden wir uns kurzfristig für die Methode nach Mayring "strukturierende Inhaltsanalyse" und betrachteten das gesamte Interview. Wir begannen nun damit, das Gesamtinterview nach den Aussagen der Beraterin zusammenzufassen. Bei einem weiteren Treffen sollte es dann darum gehen, Ankerbeispiele in Bezug auf unsere Fragestellung herauszusuchen und genauer zu interpretieren. Das führte zu heftigen Diskussionen in der Gruppe und der "Seelenfrieden" war gestört. Deshalb kam der Vorschlag auf, nur eine bestimmte Aussage der Beraterin von ca. 9 Zeilen zu analysieren. Diesem Vorschlag wurde zugestimmt. Bald darauf wurde aber auch diese Vorgehensweise wieder verworfen, weil die Befürchtung aufkam, dass der Umfang nicht für eine Prüfungsleistung ausreichen könnte. So entschieden wir uns wieder für die siebenminütige Sequenzanalyse nach der Methode Oevermanns, die "hermeneutische Paraphrase". Nachdem wir bereits einige Zeilen analysiert hatten stellten wir fest, dass diese Vorgehensweise in anbetracht der verbleibenden Zeit, bis zum Vorstellungstermin unserer Arbeit, zu zeitaufwendig ist. Daraufhin entschlossen wir uns nun doch für die Methode nach Mayring, die "strukturierende Inhaltsanalyse" und setzen unsere Arbeit nach der Suche und den Interpretationen von Ankerbeispielen im Gesamtinterview fort. Die Durchführung dieser Arbeit erfolgte dann verhältnismäßig schnell, da wir unabhängig voneinander festgestellt hatten, diese Zuletzt erfolgte dann die Erarbeitung des Gesamtfazits in Bezug auf unsere Fragestellung.

3.1 Kodiertabelle

Zur Verdeutlichung der Sinnabschnitte hinsichtlich der gestellten Forschungsfrage (wertfrei/wertend), wurden die Ankerbeispiele farblich markiert. Hintergrund war eine quantitative Feststellung treffen zu können, ob die Forschungsfrage sich bestätigt oder widerlegen wird unter Berücksichtigung des Gesamttranskripts. Außerdem wurden weitere Kategorien farblich markiert, um interpretative Schlüsse festzustellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4 Methodik

4.1 Strukturierte Inhaltsanalyse nach Mayring

Ziel der strukturierenden Inhaltsanalyse ist es, "eine bestimmte Struktur aus dem Material herauszufiltern. Das können formale Aspekte, inhaltliche Aspekte oder bestimmte Typen sein; es kann aber auch eine Skalierung, eine Einschätzung auf bestimmten Dimensionen angestrebt werden. Diese Form der Analyse geht vom erstellten Kategoriensystem aus und legt in einem ersten Schritt der Definition der Kategorien fest, welche Textbestandteile unter eine Kategorie fallen. In einem zweiten Schritt identifiziert es an Hand konkreter Textstellen Ankerbeispiele für die jeweilige Kategorie und drittens werden Kodierregeln formuliert, welche eindeutige Zuordnungen zwischen den einzelnen Kategorien ermöglichen. Mayring betrachtet dieses Modell allerdings als zu allgemein und unterscheidet verschiedene Formen der Strukturierung, die unterschiedlichen Zielen folgen.

- Die formale Strukturierung will die innere Struktur des Materials nach formalen Strukturierungsgesichtspunkten herausfiltern. Dabei ist es notwendig das Kriterium der Strukturierung, nach dem der Text analysiert werden soll, im Vorfeld genau zu bestimmen.

Mayring unterscheidet folgende vier Arten von Kriterien:

- syntaktische Kriterien, die die Struktur der sprachlichen Formulierungen, z.B. Besonderheiten im Satzbau, Abweichungen, Brücken etc. aufdecken wollen,
- thematische Kriterien, welche die inhaltliche Struktur, die thematische Abfolge und inhaltliche Gliederung sichtbar machen,
- semantische Kriterien, die die Beziehung zwischen einzelnen Bedeutungseinheiten, etwa im Sinn eines semantischen Netzwerkes, rekonstruieren
- und dialogische Kriterien, welche die Abfolge einzelner Gesprächsbeiträge und Gesprächsschritte analysieren.
- Die inhaltliche Strukturierung will Material zu bestimmten Themen und Inhaltsbereichen extrahieren und zusammenfassen.
- Die typisierende Strukturierung will auf einer Typisierungsdimension einzelne markante Ausprägungen im Material finden und diese genauer beschreiben.
- Die skalierende Strukturierung will zu einzelnen Dimensionen Ausprägungen in Form von Skalenpunkten definieren.

Insgesamt beruht die strukturierende Inhaltsanalyse auf drei zentralen Schritten:

1) Die Definition der Kategorien, wobei explizit definiert wird, welche Textbestandteile unter eine Kategorie fallen.
2) Die Identifikation von Ankerbeispielen für die jeweilige Kategorie.
3) Die Festlegung von Kodierregeln, um eindeutige Zuordnungen bei Abgrenzungsproblemen zwischen Kategorien zu ermöglichen. (vgl. Mayring 2002, S.37- 118)

Diese Regeln werden in einem Kodierleitfaden zusammengefasst, wobei besonders erwähnenswert hervorgehoben werden soll, dass die strukturierende Inhaltsanalyse sich insbesondere für die theoriegeleitete Analyse von Textmaterial eignet. Die methodische Vorgehensweise ist in Abbildung 1 als Anhang angefügt.

5 Erster Deutungsentwurf nach Lesen des Gesamtkontext

Auffällig bei der Berücksichtigung des gesamten Materials ist die extreme Verfahrenheit der Interviewten. Es konnte stellenweise kein erkennbarer Zusammenhang zwischen der eingangs gestellten Frage und den Antworten erkannt werden bzw. weichte die befragte Person extrem von dem eigentlichen Fragekontext ab. Daneben ist ebenfalls auffällig, dass sehr häufig murmelnde, bejahende oder rückversichernde „ne?“-Aussagen vorgefunden werden können - mal abgesehen von der Einstreuung eines regionalen oder persönlichen Dialekts und den oftmals nur unvollständigen Sätzen. Außerdem wird oft in eine unpersönliche Anspracheform (man, die, ´se) gewechselt. Insgesamt ist das Lesen des transkribierten Materials und der damit verbundene Informationsfluss problematisch. Beim Lesen wird fernerhin deutlich und mehrmals erkennbar, dass Person1 auf ihr Machtmonopol hinweist („Die müssen ja herkommen“) und stellt auch wiederholt heraus, dass ihre Einrichtung, die einzige vor Ort ist, welche den Beratungsschein ausstellt, welche in diesem Zwangskontext notwendig ist. Außerdem geht sie auch oft ungefragt auf ihre Qualifikation bzw. professionellen Werdegang ein, obwohl thematisch keine Notwendigkeit besteht. Beim Lesen des Gesamtmaterials wird nicht deutlich, ob Person 1 authentische Aussagen macht oder lediglich eine Performance abliefert aufgrund der Interviewkonstellation.

6 Auswertung DISK1

Die Aufgeregtheit bzw. Außergewöhnlichkeit des Interviews seitens zweier männlicher Studenten ist bereits am Anfang erkennbar. Die Aufnahme beginnt nicht etwa mit einem „Guten Tag“ oder anderem Begrüßungszeremoniell, sondern sofort mit einem unkoordinierten, nur schwer einzuordnen Hin- und Her, obwohl der Interviewer bereits ankündigt, das Gespräch aufnehmen zu wollen. (00:00:10-5 bis 00:00:13-5). Gut erkennbar ist, dass der Interviewer1 sehr schnell die Spannungsbrücke auflösen will und das Gespräch übernimmt. Er initiiert das „Opening“ und erklärt nochmal die faktischen Gegebenheiten, welche zu dem Interview führten. Auffällig in diesem Eröffnungsrahmen, dass der Interviewer1 eine sog. „Eisbrecher- Frage“ stellt, welche ihre Funktion sehr erfolgreich erfüllt und Person1 in Redefluss versetzt (00:01:49-8 bis 00:02:46-1). Bereits in diesem Abschnitt ist bei der Zeitmarke 02:33-1 erstmals ein empathischer Moment erkennbar:

„ Muss ich alleine mit der Klientin sein. Das istäußerst wichtig. Das ist / ja-äußerste Priorität. Und da müssen wir natürlich auch so eine Beratungsatmosphäre schaffen / “

In diesem Sinnabschnitt betont die Beraterin, dass es zum einen sehr wichtig ist, das Beratungsgespräch mit der Klientin allein zu führen und zum anderen eine dafür passende Beratungsatmosphäre zu schaffen. Das zeugt davon, dass sie durchaus bereit/ bemüht ist ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und Verständnis für die Lage der Klienten aufzeigt.

Im Verlauf der nächsten Minuten bis Zeitmarke 07:44-9 schildert die Person1 Fakten zur Entstehungsgeschichte. Diese Informationen werden, wenngleich auch wieder sehr unsortiert und mit einem hohen Maß an Unorganisiertheit im Gesprächsfluss rein rational dargelegt. Doch bereits bei der inhaltlich ersten Nachfrage zum Thema „Zwangsberatung“ öffnet sich der Vorhang und die Rationalität bricht in sich zusammen. Zwar nimmt die Person1 absolut nicht Stellung zur Frage 00:08:00-3, aber wenig später erkennt man einen ersten persönlichen und somit bewertenden Charakter(00:08:37):

„ // wenn se beim Frauenarzt waren. Das ist immer so, so'ne Sache, wenn / da möcht man eigentlich ganz gerne, dass die Frauen sich doch vielleicht noch einen Tach// “

Hier kommt die persönliche Einstellung der Beraterin zum Ausdruck („da möchte man eigentlich ganz gerne, dass …“), indem sie zu verstehen gibt, dass die Frauen ihrer Meinung nach nicht als zu schnelle Entscheidungen treffen und einen weiteren Tag darüber nachdenken sollen. Diese Einstellung ist in den anschließenden 10sek noch manifester erkennbar.

Wertschätzend aber zu gleich auch wertend ist dann der Sinnabschnitt bei 00:10:21-4:

„ Also es ist sehr sehr unterschiedlich. Ich meine, wenn dass so 'ne junge Frau ist - so ein 16, 17jähriges Mädchen, die haben da natürlich schon / öö hhh / manche (Person1 rudert mit den Armen leicht) / naja "Was kommt da auf mich drauf zu?" Ich sag mal, dass wird jede Frau so sagen, weil sie uns ja so nicht kennt. “

Hier zeigt die Beraterin wieder Verständnis für Frauen, in dem sie sich in ihre Lage versetzt und gut nachvollziehen kann, wie diese sich fühlen. Das kommt besonders zum Vorschein in der Aussage "Was kommt da auf mich drauf zu? Ich sag mal, dass wird jede Frau so sagen, weil sie uns ja so nicht kennt.“ Auffällig ist jedoch die Aussage „so ‘ne junge Frau ist - so ein 16, 17jähriges Mädchen. Hierbei bringt die Beraterin ihre persönlichen Werte- und Normvorstellungen zum Ausdruck. Es macht den Eindruck, als würde sie junge Frauen abwerten, die Mutter werden wollen. Es stellt sich die Frage, wann ist es aus ihrer Sicht gesellschaftlich „normal“, Mutter zu sein.

Im Anschluss daran (00:11:11-6 bis 00:11:46-4) geht die Beraterin auf ihre Ausbildungen und Qualifikationen ein, wobei sie zu verstehen gibt, dass sie dadurch in Bezug auf ihre Kompetenz als Beraterin eine gewisse Ruhe findet mit den Frauen zu reden.

Dann kommt es zu einer interessanten Textpassage, in der der Interviewer1 nachfragt, ob die Person1 erbost sei, wenn Frauen keine Beratung, sondern nur den Schein wünschen:

„ Interviewer1: Aber sind Sie dann auch nicht erbost, aber innerlich, sag ich mal, unzufrieden, wenn ne Frau so in diese Beratungsstelle kommt? Das ist ja ne Einrichtung die helfen will eigentlich, ne? //

Person 1: Ja,äh schon. “

Person1 bejaht dies, was eine erste manifeste Stelle von parteilicher/bewertender Meinungskundgabe darstellt (12:38-5 bis 12:56-3). Wenngleich festgehalten werden muss, dass hier eine kommunikative Validierung feststellen muss, ob die Ableitung/Lesart richtig vorgenommen wurde. Die Annahme bleibt jedoch bestehen, da bei 00:13:19-4 nochmal ein emotionale Äußerung die Erbostheit erahnen lässt, durch die Aussage von Person1 „Ich versuchs dann irgendwo wegzudrängen“. Umso verwunderlicher und ambivalenter ist es, dass unmittelbar nach dieser Aussage Person1 ein empathisches, wertschätzendes Verhalten zeigt (00:13:34-4):

„ //und zu sagen: "Gut, sie hat ja auch ihr Problem. Sie will das ja auch hier erstmal für sich/ Ne? Ja?! Aber oft ist es dann, dass diese Frauen, die eigentlich nur den Beratungsschein wollen, dass die dann doch noch meeehr Sachen aufgreifen/ “

Mit der Aussage "Gut, sie hat ja auch ihr Problem“ zeigt die Beraterin Einfühlungsvermögen. Im zweiten Abschnitt: „Aber oft ist es dann, dass diese Frauen, die eigentlich nur den Beratungsschein wollen, dass die dann doch noch meeehr Sachen aufgreifen/“ weißt die Beraterin darauf hin, dass häufig auch noch andere Probleme für die Entscheidung eines Schwangerschaftsabbruchs von Bedeutung sind.

Dieses wertschätzende Verhalten durchzieht sich auch in den folgenden Minuten bis 00:16:58-0 in den die Beraterin zu verstehen gibt, dass sie bei Bedarf die Klienten auch vermittelt und Anregungen gibt, wie die Klienten zu einer gewissenhaften Entscheidung kommen (Pro- und Kontraliste zur Schwangerschaft). Wertfrei ist Person1 auch in der folgenden Textpassage 00:17:03-9 in dem sie Verständnis zeigt das die Betroffenen (wie aus den vorherigen Textpassagen ersichtlich) noch etwas Bedenkzeit benötigen:

Dann macht man dann, machen 'mer dann nochmal 'n Termin. Oder ich sag: "Ich geb ‘ ihnen schon den Beratungsschein." Das se erstmal den Beratungsschein haben // “

In dieser Sequenz ist erkennbar, dass die Beraterin keinen Druck bei der Betroffenen aufbauen möchte. Sie bietet der Klientin die Möglichkeit einen Folgetermin wahrzunehmen, um ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Diese wertfreie Begegnung endet dann allerdings bei 19:02-3, als klar erkennbar wird, dass Person1 schon direktiv, demzufolge nicht wertfrei i.S.v. parteilich handelt:

„ Ich meine unsere Beratung is natürlich immer hin zum Kind. Das ist auf jeden Fall /Ne? “

In dieser Passage wird deutlich, dass die Beraterin und die gesamte Einrichtung vorgefertigte ethische- und moralische Vorstellungen haben bezüglich des ungeborenen Kindes („immer hin zum Kind“). Auch der Nachfrage durch Interviewer1 bestätigt diesen Leseansatz, da Person1 abermals im nächsten „Turn“ nochmals klarmacht, dass ihre eigene Meinung und eine Art Überzeugung im Beratungskontext Einfluss findet (speziell bei 19:52-2)

„ Ja, weil des is / Ich sag mal /ähmmm / (Person1 ratlos 1sek pausierend) / So, ja (wieder 2 sek Pause) / Kinder gehören in diese Welt! Muss ma ja sagen oder muss man ja gucken, ne? Egal wie, wie auch / Ich meine wenn's so ne 16jährige is, die (Person1 atmet tief ein) gerade mal die Schule (Person1 atmet fast stöhnend aus) / Ne? Vielleicht gerade 10.Klasse ist oder neunte Klasse ist und dann / Muss man natürlich auch so versuchen, wo gibt's / wo hätte diejenige dann Hilfe, ne? Das man auch ma die Eltern nochmal mit oder die Mutter mit ran holt, ne? Also wir haben manchmal schon (Person1 lächelt erheitert-theatral) prikäre Sachen. Ja, wo man sagt: "Ja,ühm, 's hat ein 'n ganzen Tach dann beschäftigt." Dass man dann eben mh mh mh. “

In den ersten Zeilen dieses Abschnittes: „Ja, weil des is / ich sag mal / Ähmmm“ wird die Überforderung der Beraterin, durch die eingangs gestellte Frage des Interviewer1: „ Also nicht dem Gesetz bloßverpflichtet oder dem Träger, sondern wirklich auch dem ethischen Ideal?! “

(00:19:14-3) deutlich. Außerdem ist festzustellen, das sich die bewertende Haltung der Einrichtung erneut manifestiert durch die eindeutige Aussage: „ Kinder gehören in diese Welt “. In den darauffolgenden zwei Sätzen ist wieder eine Wertung festzustellen. Mit der Aussage:

„ wenn ’ s so ne 16jährige is[ … ]Vielleicht gerade 10. Klasse oder neunte Klasse ist[ … ] “ kommt erneut zum Ausdruck, welche Haltung die Beraterin gegenüber jugendlichen Frauen hat. In dieser Aussage kommt zum Vorschein, dass diese nicht die Kompetenzen einer werdenden Mutter erfüllen können. In den nachfolgenden Zeilen zeigt die Beraterin zum einen wieder Verständnis für die Situation der Klientinnen und zum anderen lässt sie durch ihre Aussage:

„ Muss man natürlich auch so versuchen, wo gibt's / wo hätte diejenige dann Hilfe, ne? “

vermuten, dass sie sich um ihre Klienten sorgt. Unverständlich bleibt jedoch, warum auf explizite Nachfrage zum Thema „Quasischein“ (bei Zeitmarke 00:20:26-8 Interviewer1) nicht eingegangen wird. Dies konnte auch in Zeitabschnitt 00:08:00-3 festgestellt werden, da Person1 die Frage hinsichtlich der „Zwangsberatung“ nicht beantwortete. In diesem Zusammenhang sind thematische Sprünge der Person1 erkennbar, welche nicht nachvollziehbar sind, weg von den Frauen - hin zu ihrer Ausbildung, wo noch Beratungsstellen sind und zu den Kosten bzw. den Finanzierungsmethoden der SKB (00:20:57-3 bis 00:23:14-2). Es wirkt ebenfalls sehr verwunderlich, dass die Person1 einen Rahmenwechsel von ihrer Tätigkeit zu ihren „Werbungsaktivitäten“ für die anderen Kollegen hier in diesem Moment anspricht (23:44-3 bis 23:56-9)

6.1 Fazit Disk 1

Als Fazit der ersten Disk bleibt, dass die Interviewte Person sehr zerfahren ist. Klare Fragen werden mit allen möglichen Aspekten beantwortet, doch die präzise Kerninformation geht unter. Ein informativer Gesprächsfluss ist nur teilweise erkennbar. Die Struktur ist nicht präzise erkennbar, ob SKB wertfrei ist oder nicht, da noch nicht genügend Passagen vorliegen bzw, Sachverhalte angesprochen wurden.

7 Auswertung DISK 2

Angefangene wird das Gespräch nicht etwa mit typischen Fragen, wie „Wo waren wir stehengeblieben?“ o.ä. sondern mit erneuter „Eisbrecher-Frage“ i.S.v. Schmeicheln über eine „ach so tolle“ Dokumentation. Dieses dramaturgische Mittel ist fragwürdig. Nunmehr wird das Gespräch wiederrum konkreter, als Interwiever1 gezielt die Frage nach dem Personal vor Ort stellt und der augenscheinlichen Frauendominanz/Männermangel im Hause… Hier nimmt Person1 kurz Stellung, bricht allerdings gleich ab und sucht beispielhaft andere Träger/Orte als Ausweg für ihre augenscheinlich verfahrene Situation der Rechtfertigung (Zeitmarke 00:02:13-0 bis 00:03:30-9). Hier ist erkennbar, dass keine situationsbezogene Interaktion innerhalb eines Frage-Antwort-Komplexes zustande kommt und der rein investigative Teil kaum zu erfüllen ist, aufgrund einer Abwehr- und Ausweghaltung von Person1. Interviewer1 lenkt die Aufmerksamkeit nochmals auf den Konflikt und somit richtungsweisend auf eine Aussage von Person1, wie es um eine wertfreie Tätigkeit gestellt ist (Zeitmarke 00:05:06-3). Die Antwort auf diese Frage findet sich dann in Zeitmarke (00:05:54-5) wieder:

„ Mhhm. Mhm. Und wir sind dann ja so dazwischen. Ich meine, ich will unparteiisch sein. Ne?

Aber wenn dann jetzt so'ne junge Frau ist, die - ich sag mal - die is 25, hat 'ne 'ne Arbeit, wo se auch sacht: "Das geht ganz gut." oder "Ich hab auch keine Angst,äh,öhm, dann den Job zu verlieren." Und so, ne? Und alles. Was spricht dagegen? Und sie haben eigentlich 'ne gute Grundlage, ne? 'Ne Wohnung, also Wohnung is' nicht das Problem mehr. Das is ganz / Ne? Aber so eine gute Grundlage und alles, und / Da fang ich dann natürlich och an und setz sie / Nei, ich will sie nicht unter Druck setzen, aber sag nochmal: "Wann möchten Sie denn Kinder haben? Möchten Sie “

Hier passiert nunmehr etwas Überraschendes hinsichtlich der Aussage durch Person1. Sie sagt „ Ich meine, ich will unparteiisch sein. “ Damit impliziert sie allerdings auch, dass sie weiß, dass sie nicht unparteiisch ist, sondern um ihre intrasubjektive Befangenheit sogar weiß. In der folgenden Textstelle: „… junge Frau ist, die - ich sag mal- die ist 25, hat `ne `ne Arbeit, wo se auch sacht: „ Das geht ganz gut. “…“ kommt wieder eine wertende Haltung der Beraterin zum Vorschein, in dem sie implizit aussagt, dass Frauen die ein beruflichen Tätigkeit nachgehen und biologisch im fruchtbaren Alter sind, Kinder gebären sollten. Weiterhin lässt die Aussage „die ist 25“ einen biographisch-ethisch-moralischen Gedanken der Beraterin vermuten. Warum nennt sie explizit das Alter 25? Vielleicht macht sie das Alter an ihrer eigenen Biographie fest, oder sieht es gesellschaftlich als Norm an, in diesem Alter Mutter zu werden. Im weiteren Verlauf der Sequenz kommt die Ambivalenz der Beraterin zum Vorschein: „ ich setz / Nei, ich will sie nicht unter Druck setzen, aber ich sag nochmal: …“ Hier zeigt sich ein eindeutiger Bruch und eine manifeste Parteilichkeit bzw. nichtwertfreies Denken/Handeln. Interviewer2 geht darauf ein und versucht mehr über die Aussageintention herauszufinden. Person1 wird so stimuliert den Altersbogen aufzuspannen, woraus sich erfahren lässt, dass sie schon tendenziell orientiert ist, dass junge Frauen ihre Mutterschaft antreten sollten.

Wird der Text weiter verfolgt so ist ersichtlich, dass die Beraterin darauf eingeht, welche Besonderheiten bei einer Schwangerschaft im gesetzten Alter auftreten können. In diesem Textabschnitt äußert die Beraterin, dass sie einer Schwangerschaft über 40 nicht gerade wohlgesonnen ist. Dies wird besonders ersichtlich in der Zeitmarke 00:07:49 in dem sie äußert:

„Ich meine so 'ne Schwangerschaft mit mit über, oder pfff, hier sind auch schon 42 / Das se denn so 'ne erste Schwangerschaft / Is schon, ja?! Schwierig“ was nicht für eine Wertfreiheit spricht. Das angesprochene wertfreie Auftreten und Verständnis zeigt sich erst etwa im Zeitraum (00:08:23-5 bis 00:10:56-9) wieder. In diesem Abschnitt weißt die Beraterin im Wesentlichen auf die Gefahren einer Schwangerschaft ab 40Jahren hin. Sie zeigt eine emphatische Haltung den Frauen gegenüber, bei denen eine Behinderung in der Schwangerschaft festgestellt wurde und sie nun eine Entscheidung treffen müssen. Die Beraterin sagt aus, dass diese Fälle sie traurig machen und es gut ist das sie zu zweit arbeiten und das dann hinterher nochmal besprechen können. Das geht besonders aus der Sequenz 00:09:28-7 hervor „…Man kann ja nun nicht in dem Moment auch - ähm, auch wenn man es vielleicht gerne möchte - mit so traurig sein. Das geht ja da nicht, ne? Aber das is ja denn immer ganz gut, dass wir zu zweit sind und dass wir man dann auch im Nachhinein nochmal / Das ich dann eben nochmal mit der Kollegin rede ….“

Des Weiteren geht sie auf Themen der Pränataldiagnostik, auf ihre 20jährige Berufserfahrung in Neubrandenburg, dass sie als Krankenschwester tätig war und die Netzwerkarbeit zwischen SKB-Arzt ausgeführt hat.

Der nächste Sinnabschnitt der nun von Bedeutung ist, beschäftigt sich mit dem Thema Anonymität, Terminvergabe und Beratungspflicht. Auffällig ist u.a. bei 00:12:37-0, dass Person1 sehr wohl um die Macht weiß, was eine nicht wertfreie Haltung vermuten lassen könnte. Die Terminvergabe steht dem korrespondierend zur Seite, weil die Frauen ja nur nach Zeit und Möglichkeit der Angestellten die Beratung aufsuchen dürfen. Ein sehr irritierender Moment, welcher zum Nachdenken anregt, ist z.B. die Aussage bei 00:15:13-3, welcher in Zusammenhang mit Sequenz 00:13:31-7 bis 00:13:54-8 zu werten/lesen ist und den Anonymitätsaspekt beleuchtet.

„Wir haben ja nachher nochmal / Dann können wir nochmal schauen / Ne? Staatsangehörigkeit ?! Ich meine, wenn's Ausländer sind, natürlich, da brauch ich schon mal dn Pass oder Ausweis (Person1 lächelt amüsiert) um den Namen dann auch richtig zu schreiben…“

In dieser Textpassage ist klar erkennbar, dass die Anonymität der Klientinnen nicht immer gewährleistet ist, die Betonnung „… Ich meine, wenn's Ausländer sind, natürlich, da brauch ich schon mal n Pass oder Ausweis …“ wenn es Ausländer sind, natürlich, fällt hier ins Gewicht. Das zeigt die Ambivalenz der Beraterin. Zum einem äußert sie das die Anonymität auf jeden Fall wenn die Klienten das wünschen in der Schwangerschaftskonfliktberatung gewährleistet wird und zum anderen wird der Ausweis von Ausländern „natürlich“ verlangt um den Namen richtig zu schreiben. Hier, bei 00:15:13-3 eben scheint nicht nur die nationale Herkunft ein werteinfließender Moment zu sein, denn schon beim nächsten „turn“ von Person1 (00:15:35-9) kommt eine unverblümte bewertende-nahezu zuschreibende Aussage über (fremdstämmige) Schwangere:

„Ja, ja, ja. Ne? Aber da ist ja dann oft, öfff, naja die / wenn wir aus'm Asylbewerberheim da jemand haben, die dann auch / Wir haben auch, ähm, öh, ja, in in türkisch, russisch in deutsch- äähhhhhh, in polnisch oder ebenso alle möglichen Sachen zum nachlesen. Aber ich denk mal, das wollen DIE da nicht.“

Die Beraterin weist darauf hin, dass sie auch ausländische Klienten berät. Auffällig ist, dass die Beraterin auf die angesprochene Thematik unsicher wirkt. Dies ist erkennbar an den häufigen: „ja’s“, „äähhhh“ und „öfffs“. Im weiteren Verlauf wird eine Aufzählung der Nationalitäten vorgenommen, welche neben den deutsch-Angehörigen die Beratungsstelle aufsuchen. Die Beraterin geht in diesem Zusammenhang auch darauf ein, dass die Möglichkeit besteht sich durch Broschüren in der Beratungsstelle über die Schwangerschaftskonfliktberatung zu informieren. Sehr bedenklich, sarkastisch und leicht rassistisch ist nun die folgende Äußerung zu interpretieren: „… oder ebenso alle möglichen Sachen zum nachlesen. Aber ich denk mal, das wollen DIE da nicht. “

Hier erleben wir einen Impulsdurchbruch auf ganzer Linie. Im anschließenden Verlauf geht es u.a. um die terminliche Koordination. Angesprochen auf die u.U. auftretenden Wahrnehmungsprobleme, z.B. nichtmobiler oder schicht-arbeitender Schwanger reagiert Person teilweise verständnisvoll. Den Gesprächsfluss analysierend muss allerdings festgehalten werden, dass nunmehr ab 00:18:05-5 erneut wieder Rahmen- und Inhaltssprünge durch Person1 initiiert werden und keine inhaltlichen Aussagen zur Schwangerschaftskonfliktberatung erfolgen. Ein Hin und Her von Ja?, Nein?, Ach-Sätzen sind eher banaler, als informativer Natur, wodurch bis 00:22:06-7 keinerlei analytische Bedeutung zur Bewertungsfreiheit zulässt. Erst auf Nachfrage von Interviewer2 bei 00:22:21-9 nimmt Person1 nochmals eine Aussage zu ihrer Stellung vor. Hier bei 00:22:51-7 ist erneut klar zu erkennen, dass Person1 absolut subjektiv geprägt eine nicht wertfreie Einstellung zu Abbruchkriterien hat:

„Oder, ähm, ööhhhm, wenn die sagen mit einem Kind: "Meine Familienplanung ist abgeschlossen!" Mit 25 ! Zum Beispiel ich sag: "Wissen 'se?" Ne? Oder dass die dann auch fragen: "Naja, das wenn ich nochmal in die Situation komm Schwangerschaftsabbruch- ne Sterilisation!" Ich sag ne Sterilisation (Person1 rümpft Nase) ab 35 erst und dann ist es auch noch sehr, ääähhhh“

In dieser Sequenz kommt erneut die vermutlich eigene biographische-ethisch-moralische Haltung der Beraterin zum Vorschein, in der wieder das Alter von 25Jahren als Garant für die Lebensplanung vorgenommen wird. Des Weiteren weißt die Beraterin darauf hin, dass eine Sterilisation in der Regel erst ab 35 Jahren vorgenommen wird. Mit der nun folgenden Aussage: „ ...ab 35 erst und dann ist es auch noch sehr, äää hhh “ kann vermutet werden, dass die Beraterin diesen Altersabschnitt verfrüht findet.

7.1 Fazit Disk 2

Als Fazit der zweiten Disk bleib festzuhalten, dass die interviewte Person1 sehr ambivalent im Aussageverhalten ist. Außerdem ist das Interview in diesem Zeitbereich wieder gekennzeichnet von extrem schwankenden Stellungnahmen zu Fragen und vielen nichtssagenden Passagen bzw. Füllwörtern. Person1 weicht wiedermal öfter als notwendig aus, bricht Sinnzusammenhänge ab und/oder leitet auf Nebenbühnen um, was keinen strukturierten Faden erkennen lässt. Eine Aussage bezüglich der Positionierung Wertfreiheit vs. Befangenheit ist basierend auf dem vorliegenden Transkript nur sehr vage möglich. Augenscheinlich sind hier sehr viel spannungsgeladene Stellen erkennbar, welche dazu verleiten festzulegen, dass neben der „professionellen“ Position empathisch bzw. wertschätzend auf etwaige Aspekte einzugehen, doch etliche persönliche und egozentrierte Meinungspositionen in der Person1 vorliegen, die nicht unbedingt das Bild einer wertfreien, unparteiischen Konfliktberaterin schließen lassen.

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Ende der Leseprobe aus 57 Seiten

Details

Titel
Qualitative strukturierte Inhaltsanalyse: Schwangerschaftskonfliktberatung
Hochschule
Hochschule Neubrandenburg
Veranstaltung
Forschungsmethoden II
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
57
Katalognummer
V200129
ISBN (eBook)
9783656265573
ISBN (Buch)
9783656265818
Dateigröße
643 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
qualitative, inhaltsanalyse, schwangerschaftskonfliktberatung
Arbeit zitieren
B.A. Marek Peters (Autor:in), 2012, Qualitative strukturierte Inhaltsanalyse: Schwangerschaftskonfliktberatung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200129

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Titel: Qualitative strukturierte Inhaltsanalyse: Schwangerschaftskonfliktberatung



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