Einführung in die Kulturpädagogik


Seminararbeit, 2010

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Differenzierung des Kulturbegriffs.
2.1. Herleitung des Kulturbegriffes unter Berücksichtigung des historischen Kontextes
2.2. Wesensmerkmale eines differenzierten Kulturbegriffs
2.2.1. Hochkultur
2.2.2. Alltagskultur
2.2.3. Gemeinsamkeiten/Unterschiede

3. Sozio-kulturelle Bildung
3.1. Begriffliche Bestimmung „sozio-kulturell“
3.2. Inhaltliche Bestimmung und Ziele sozio-kultureller Bildung
3.3. Entstehung sozio-kultureller Bildung
3.4. Musik als Medium der sozio-kulturellen Bildung
3.5. Praktische Umsetzung von Musik zur sozio-kulturellen Bildung

4. Gruppenaufgabe zum theaterpädagogischen Projekt

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Hausarbeit soll zunächst der Kulturbegriff eingeführt werden. Dazu wird zunächst eine Begriffsklärung durchgeführt hinführend zu den Hauptklassen der kulturpäda- gogischen Einteilung, um charakteristische Merkmale und eine differenzierte Betrachtung des Begriffs darzulegen.

Im weiteren Verlauf wird dann der Kulturbegriff konkretisiert und angewendet auf die soziokulturelle Bildung. In diesem Teilbereich der Arbeit soll nach vorgenommener Begriffsdefinition die inhaltliche Konzeption und die Entstehung dieser Subklasse aufgezeigt werden, um abschließend durch eine fachpraktische Umsetzung sozio-kultureller Bildung exemplarisch in praktischen Beispielen zu erläutern.

Die Arbeit endet mit einer dialektischen Betrachtung eines situativ denkbaren Falls einer Disputation zum Thema Förderung eines theaterpädagogischen Projekts versus Mittelzuweisung und Förderung durch ein örtliches Jugendamt.

2. Differenzierung des Kulturbegriffs

Der folgende Abschnitt der Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Kulturbegriff unter Berücksichtigung folgender Aufgabenstellung:

Wir differenzieren den Kulturbegriff. Was ist darunter zu verstehen und welche gesellschaftli chen Entwicklungen haben hierzu beigetragen? Arbeiten Sie Wesensmerkmale eines differen zierten Kulturbegriffs heraus und erläutern Sie diese an einschlägigen Beispielen.

2.1. Herleitung des Kulturbegriffes unter Berücksichtigung des historischen Kontextes

Der kulturbegriff hat seinen Ursprung im lateinischen Wort „cultura“ und bedeutet sinngemäß den Prozess und das Ergebnis aller menschlicher Gestaltung der Natur.1 Dies schließt einerseits physische Dinge, wie Werkzeuge, Gebäude, Kunstwerke ein, aber auch die durch den Menschen hervorgerufene Veränderung der Natur, also die so genannten „Kulturlandschaften“, die geistigen Hervorbringungen der Menschheit wie Schrift und Kunst sowie die sozialen Organisationsformen, in denen die Men- schen zusammenleben. Der Begriff der Kultur ist eng mit dem Begriff der Zivilisation ver- wandt. Er wird einerseits generell auf die Menschheit als Ganzes bezogen, andererseits aber auch als Zusammenfassung der Lebensumstände einer bestimmten Ethnie, Region oder histo- rischen Phase.2 Im allgemeinsten Sinne allerdings meint Kultur die Veränderung der äußeren und inneren Natur durch menschliche Arbeit. Naturordnungen werden durch menschliches Tun zu Kulturordnungen. Diese fallen in unterschiedlichen Gruppen (Regionen, Epochen, Klassen) unterschiedlich aus. Dadurch entstehen im Prozess der kulturellen Weltaneignung nach bestimmten Kriterien unterscheidbare kulturelle Identitäten. Erst diese Entwicklung einer nicht gleichförmigen Kulturentwicklung in verschiedenen Gruppen und Epochen begründet überhaupt erst die Rede von der eigenen und der fremden Kultur. Interkulturalität ist dadurch gekennzeichnet, dass eine größere Gruppe von Menschen ein gültiges Sinnsystem bzw. die Gesamtheit der miteinander geteilten verhaltensprägender Bedeutungen teilen.3

Heute wird der Kulturbegriff unterschieden in Hochkultur (elitärer Begriff) und Alltagskultur (erweiterter Kulturbegriff). Die Entwicklung beider Begriffe liegt historisch betrachtet eine längere Zeit zurück und fundiert in der Abwertung der „Trivialkultur“ durch die traditionelle Kulturauffassung. Kultur ist auch immer mit Exklusion bzw. Inklusion verbunden. Der Begriff der Hochkultur ist vor allem einer gesellschaftlichen Elite zugänglich gewesen, so dass Kultur der Oberschicht vorbehalten war. Die Verbreitung der Massenkommunikationsmittel und die gesellschaftlichen Veränderungen im Zeitalter der Industrialisierung und Urbanisierung haben den Hochkulturbegriff teilweise von seiner elitären Bedeutung gelöst und in ein Verständnis von „Kultur für alle“ gewandelt. So entwickelte sich der Begriff der Alltagskultur, indem sich der Kulturbegriff vom Kunstbegriff löste und die Bedeutung der Lebenswelt und Lebensäuße- rungen in den Mittelpunkt stellte. Seit den 80er Jahren entwickelte sich eine Bewegung der „Kultur von unten“, die in unterschiedlichen europäischen Ländern parallel in verschiedenen Veröffentlichungen ihren Ausdruck fand. Seit den 70er Jahren entstanden die „neuen kulturel- len Milieus“ als Ausdruck von Gegenkultur, Alternativkulturen und Jugendkulturen. Da sich diese Art von Kultur in den traditionellen Formen des Kulturbetriebes nicht wiederfinden, gibt es die Unterscheidung zwischen den zwei Formen der Hochkultur und Alltagskultur.4 Bis heu- te gibt es jedoch keine einheitliche Definition von Kultur. Im Alltagsgebrauch wird er noch immer in verschiedenen Kontexten und mit unterschiedlicher Bedeutung verwendet, zum Bei- spiel: Religion, Nation, Subkultur, Esskultur, Sprache, Künste, Hochkultur, Organisationskul- tur, ethnische Zugehörigkeit. Demzufolge bedarf der Kulturbegriff meist weiterer Erläuterun- gen, die mehr oder weniger kontextabhängig sind. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der erweiterte Kulturbegriff im Gegensatz zum engen Kulturbegriff nicht ausgrenzt, sondern integriert, dass ihm dynamische Bedeutung eigen ist und dass er sich Wertungsbemühungen weitgehend entzieht.

2.2. Wesensmerkmale eines differenzierten Kulturbegriffs

2.2.1. Hochkultur

Die Hochkultur stellt das bildungsbürgerliche Ideal von Kunst und Kultur mit einem gewissen alleinigen Anspruch auf Kulturverständnis, kulturelle Teilhabe und gehobenen gesellschaftli- chen Status dar. Dazu gehören u.a. die bildende Kunst, Literatur, darstellende Kunst und Mu- sik. Als Voraussetzung für künstlerische Ambitionen wird eine Begabung und Genialität zwingend vorausgesetzt. Ableitend kann man sagen, dass in der Hochkultur das „Können“ mit der „Kunst“ gleichgesetzt wird, da sich beide gegenseitig bedingen. Ähnliches gilt ebenfalls für den Rezipienten, denn auch hier wird ein generelles Kunstverständnis (=Bildung) als Vo- raussetzung zur Teilhaben am kulturellen Geschehen deutlich. Da die Kultur an exponierten Orten (Museen, Galerien, Bibliotheken, Konzerthallen, Theater usw.) stattfindet und es dort ebenfalls einen eigenen Verhaltenskodex gibt, findet hier eine Exklusion der Gesellschaft statt. Nur einigen Auserwählten ist es möglich, an dieser Art von Kunst teilnehmen zu können. Der Begriff der Hochkultur hat ebenso einen Traditionsbezug, da auf die Wahrung von Standards im Sinne von Produktions- und Aufführungspraktiken Wert gelegt wird. Eine ästhetische Dis- tanzierung zeigt sich darin, dass sich der Rezipient von „niederen Bildungsschichten“ ab- grenzt, indem er einen gehobener Lebensstil oder eine bildungsmäßige Überlegenheit zum Ausdruck bringt.

2.2.2. Alltagskultur

Dieser Begriff stammt aus der „Alternativkultur“ und wurde als Gegenkultur mit eigenen Ausdrucksformen und einer eigenen Ästhetik entwickelt. Der Zugang zu dieser Art der kultu- rellen Produktion ist ohne bildungsbürgerliche Ansprüche möglich. Daher findet hier eine In- klusion statt, indem auch Menschen aus niederen sozialen Schichten die Möglichkeit erhalten, am kulturellen Leben teilzunehmen. Dies geschieht, indem eine Einbeziehung der Alltags- und Lebenswelt, sowie die Einbindung sozialer Milieus stattfinden. Ebenfalls werden eigene Or- ganisationsformen gebildet und eigene Öffentlichkeit, Kommunikationszentren und Vernet- zungsstrukturen zwischen verschiedenen Genres geschaffen. Als Grundprinzipien gelten hier- bei Aktivität und Kommunikation, im Gegensatz zum Konsumismus und sozialer Anonymität. Dadurch können lebenswerte und anregungsreiche Milieus geschaffen und öffentliche Räume (Straßenfeste) erobert werden. Es findet ebenfalls eine Beteiligung sozialer Randgruppen und ethnischer Minderheiten am öffentlichen und kulturellen Leben statt. Die Alltagskultur führte in Westdeutschland zur Entstehung städtischer Szenen, die teils kommerzialisiert, teils öffent- lich gefördert, einen wichtigen Bestandteil des öffentlichen Lebens ausmachen. In den ländli- chen Gegenden gab es ähnliche Versuche, allerdings waren diese nur mäßig erfolgreich. Ein positiver Aspekt stellte sich heraus, indem sich die Bereitschaft zum Bleiben bei der jüngeren Generation erhöhte. Weiterhin problematisch ist die Finanzierungsstruktur dieser Alternativ- kultur. Durch bereits bestehende kulturelle Einrichtungen der Hochkultur wird der größte Teil der zur Verfügung stehenden Mittel aufgebraucht und die Spielräume für alternative Szenen werden immer kleiner.

2.2.3. Gemeinsamkeiten/Unterschiede

Die Hoch- und Alltagskultur bedingen sich gegenseitig. Der Zugang zum kulturellen Kapital hängt mit dem sozialen Umfeld und den materiellen Gegebenheiten zusammen, welche die Grundsteine für das Ausleben der eigenen Kultur bilden. In der Hochkultur können beispiels- weise fehlende finanzielle Möglichkeiten oder nicht vorhandene Beziehungen dazu führen, dass die Angebote nicht in Anspruch genommen werden können. Hier greift die Alltagskultur ein, in der keine materiellen oder geistigen Voraussetzungen gegeben sein müssen, um daran teilzunehmen. Die Qualitätsmerkmale beider Gruppen sind nicht stark unterschiedlich, son- dern ähnlich. Die Qualität der Hochkultur muss nicht zwingend höher sein, als die der All- tagskultur. Die Orte, in denen Kultur ausgeübt wird, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. So findet z.B. Alltagskultur auch auf Straßen statt, da es keine vorgeschriebenen Angebote gibt, sondern diese von eigenen Interessen bestimmt werden und lebensstilorientiert ausgerichtet sind.

[...]


1 vgl. Makarova 2008, S. 17.

2 vgl. URL 1.

3 vgl. Knapp-Potthoff 1997, S. 184.

4 vgl. Hanke 2010.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Einführung in die Kulturpädagogik
Hochschule
Hochschule Neubrandenburg
Veranstaltung
Einführung in die Kulturpädagogik
Autor
Jahr
2010
Seiten
18
Katalognummer
V200127
ISBN (eBook)
9783656265597
ISBN (Buch)
9783656266754
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einführung, kulturpädagogik
Arbeit zitieren
B.A. Marek Peters (Autor:in), 2010, Einführung in die Kulturpädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200127

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