„Sprache und Raum“ - Volkskunde und Sprachforschung


Hausarbeit, 2007

15 Seiten, Note: 3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Von den Anfängen der Volkskunde bis heute
2.2 Volkskunde im Raum der Sprachwissenschaft
2.3 Der sprachliche Raum der Brüder Grimm
2.4 Sprache, Barrieren und Identität

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit untersuche ich das Thema „Sprache und Raum“ - Volkskunde und Sprachwissenschaft“. Im Hintergrund meiner Arbeit soll auch immer der Bezug zum Seminar „Kultur und Sprache“ zu erkennen sein.

Zu Beginn möchte ich festhalten, dass „Sprache und Raum“ ein sehr weites Forschungsfeld ist und auf unterschiedlichste Weisen untersucht werden kann. „Räume“ im Sinne von Kultur-, Sprach- und Identitätsräume, sind überall zu erkennen, sind vielseitig und meist nicht leicht abzugrenzen. Der Schwerpunkt meiner Arbeit soll vor allem auf der Darstellung dieser Vielseitigkeit der „Raumdefinitionen“ liegen.

Im ersten Teil meiner Arbeit werde ich die Grundzüge der Volkskunde darstellen und auf ihren geschichtlichen Hintergrund eingehen. Hierbei wird auch der weite Kulturbegriff in kurzen Ausführungen erwähnt werden.

Danach werde ich kurz die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Volkskunde und der Sprachwissenschaft ansprechen. Auch hier soll vor allem der weite „Raum“ der beiden wissenschaftlichen Fächer zu erkennen sein.

In dem darauf folgenden Kapitel stelle ich die beiden wichtigsten Vertreter der Germanistik, die Brüder Grimm, vor und gehe auf ihre Werke ein. Hierbei soll der Schwerpunkt hauptsächlich auf der Vielfalt, dem „Raum“ ihrer Arbeit liegen.

Im letzten Teil meiner Hausarbeit stehen sprachliche, räumliche und soziale Barrieren im Mittelpunkt meiner Darstellungen. Ich möchte die Zusammenhänge dieser Elemente aufzeigen und mögliche Probleme anschneiden.

Zum Abschluss werde ich in einem Fazit alle wichtigen Punkte nochmals zusammenfassen und dadurch versuchen, Verbindungen zwischen „Sprache, Raum und Kultur“ herzustellen.

2. Hauptteil

2.1 Von den Anfängen der Volkskunde bis heute

Empirische Kulturwissenschaft, Ethnographie, Volkswissenschaft, europäische Ethnologie, Volkskunde – viele Bezeichnungen für einen mehr oder weniger ähnliches, wissenschaftlichen Forschungsbereich. Doch einfach über einen Kamm scheren kann man diese „ethnologischen Dimensionen“[1], diese Vielfalt an Betrachtungsmöglichkeiten nicht. „Der Name einer Wissenschaft ist [ihr] Etikett […]“[2]. Im Namen schwingen bestimmte, methodische Grundsätze mit, dennoch können niemals alle Inhalte und Aufgaben durch den Namen zum Ausdruck gebracht werden.[3] Der Ursprung der Fächervielfalt liegt in der damaligen „Volks- oder Völkerkunde“. Deren Geschichte scheint nahezu endlos. Mitunter deswegen, weil sie noch lange nicht zu Ende ist. Sie entwickelt sich stetig weiter. Bis sich die damalige „Volkskunde“ jedoch als wissenschaftliche Disziplin etablieren konnte war es ein langer Weg.[4] Dieser Weg führt den, der ihn untersucht, in die Vergangenheit, denn erst „die Geschichte eines Faches legitimiert seine Gegenwart.“[5] Die Begegnung mit einer Wissenschaft kann meist sehr vielfältige Ausführungen haben[6] und ohne den geschichtlichen Hintergrund fehlt für die gegenwärtigen Forschungen jeglicher Kontext. Je mehr man über die Vergangenheit weiß, umso mehr gibt sie einem Aufschluss über die „Identität des Faches“.[7] Um sich langsam an die obige Namensvielfalt anzunähern bedarf es einen Exkurs in die Geschichte, zum Ursprung der „Volkskunde“.[8]

Auch heute ist diese Wissenschaftsbezeichnung immer noch umstritten.[9] Versucht man ein festes Entstehungsdatum oder einen Anfangspunkt der Volkskunde ausfindig zu machen, wird man vermutlich scheitern.[10] Die „Kunde vom Volke“[11] entstand fließend. In den 1970er Jahren taucht die Bezeichnung erstmals in Deutschland[12] im Umkreis der „[…] aufklärerischen Topographie und Statistik“[13] auf. Bereits hier zeigen sich Verbindungen zu anderen Fächern, wie zum Beispiel zur Geographie oder zur Geschichte.[14] Zunächst ging es in der Volkskunde vorrangig um Beschreibungen territorialer und geographischer Einheiten.[15] Doch nach und nach wurde ihr mehr Platz im alltäglichen Leben eingeräumt. Ein neues Element trat hinzu: Die Volkskunde „erfasste nicht mehr [nur] das Wissen über die Bevölkerung, die Beschreibung ihres Status, ihrer […] Lebensweise, […] sondern sie sollte nun dazu dienen, die Geheimnisse des Volksgeistes zu erkennen“[16] und zu untersuchen. Das Interesse der Bevölkerung an der eigenen Kultur und der alltäglichen Lebensweise wurde größer. Das alltägliche Leben rückte immer mehr in den Mittelpunkt des Volksinteresses. Nicht nur in Deutschland hielten diese Entwicklungen Einzug. Auch Frankreich, die Niederlande, die Schweiz und Ungarn durchlief ein kultureller Wandel.[17] Das Blickfeld der Volksbetrachtung gewinnt immer mehr an Größe.[18] „Im Mittelpunkt steht [nun] der Mensch als sozial und national- stammlich charakterisiertes Wesen“[19]. Als wichtige Station in den Anfängen der Volkskunde ist Wilhelm Heinrich Riehl und seine Studie „Die Volkskunde als Wissenschaft“ im Jahre 1858 zu nennen. Riehl forderte, dass die Volkskunde als eigenständiges, wissenschaftliches Fach angesehen und umgesetzt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt war sie meist als Teilgebiet einem anderen wissenschaftlichen Fach, wie zum Beispiel der Germanistik oder der Geschichte untergeordnet. Einige Zeit nach Riehls Appell, wurden erste institutionelle Einrichtungen zur Kultur- und Literaturpflege eingeführt. 1890 gründete man in Berlin den ersten „Verein für Volkskunde“. Seit 1920 gibt es nun wissenschaftliche Lehrstühle.[20]

Heute hat sich die Volkskunde zum eigenständigen, wissenschaftlichen Fach in der Gesellschaft etabliert und mit ihr ein umfassender und weit gefächerter Kulturbegriff. „Kultur ist ein ausgesprochen kontroverser Begriff“[21] und selbst in der Volkskunde ist seine Definition nicht einheitlich zu betrachten. In einem ist man sich jedoch einig:[22]

Ein zu enger, ein zu eingeschränkter Kulturbegriff, der sich nur auf eine geisteswissenschaftliche Definitionstradition beruft, reicht nicht aus, um die disparaten Forschungsansätze und Fragestellungen des Faches abzudecken.[23]

„Es geht um Kultur im Sinne eines neuen, umfassenden Begriffs, der nicht nur die bürgerliche Elitekultur[…]“[24] betrifft, sondern vor allem den Alltag der normal- Bürger beschreibt.[25] Kultur wird nun als „Prozeß“[26], als „soziales Erbe“[27] angesehen. Der Untersuchungsweg der Volkskunde führt weg vom Weg der „Geschichtlichkeit“, weg von der Statistik.[28] Das neue volkskundliche Forschungsziel ist die kulturellen Abläufe im Einzelnen zu erkennen, zu verstehen und wieder zugeben.[29] Es ist „ein Aufbruch zu neuen Ufern“[30] denn,

Volkskunde soll als Wissenschaft dem Leben dienen, indem sie Alltagsprobleme lebensnah aufnimmt, aus distanzierter Sicht zu lösen versucht und schließlich die Ergebnisse angemessen rückvermittelt.[31]

[...]


[1] Helge, Gerndt. Studienskript Volkskunde. Eine Handreichung für Studierende. Kapitel 1. Seite 31. Zeile 3. Münster. 1997.

[2] Helge, Gerndt. Studienskript Volkskunde. Eine Handreichung für Studierende. Zwischenbilanz. Seite 74. Zeile 20. Münster. 1997.

[3] Vgl. Helge, Gerndt. Studienskript Volkskunde. Eine Handreichung für Studierende. Zwischenbilanz. Seite 73- 80. Münster. 1997.

[4] Vgl. Wolfgang, Kaschuba. Einführung in die europäische Ethnologie. Kapitel 1. Zur Wissens- und Wissenschaftsgeschichte. Seite 17-20. München. 1999

[5] Wolfgang, Kaschuba. Einführung in die europäische Ethnologie. Seite 17. Zeile 12. München. 1999.

[6] Vgl. Helge, Gerndt. Studienskript Volkskunde. Eine Handreichung für Studierende. Kapitel 1. Seite 25-39. Münster. 1997.

[7] Wolfgang, Kaschuba. Einführung in die europäische Ethnologie. Seite 18. Zeile 1. München. 1999.

[8] Vgl. Wolfgang, Kaschuba. Einführung in die europäische Ethnologie. Kapitel 1. Zur Wissens- und Wissenschaftsgeschichte. Seite 17- 20. München. 1999.

[9] Vgl. Hermann, Bausinger. Grundzüge der Volkskunde . Einleitung. Seite 1-15. Darmstadt. 1999.

[10] Vgl. Wolfgang, Kaschuba. Einführung in die europäische Ethnologie. Kapitel 1. Anfänge: Aufklärung, Romantik und „Volks-Kunde“. Seite 20- 21. München. 1999.

[11]. Ingeborg, Weber- Kellermann. Deutsche Volkskunde zwischen Germanistik und Sozialwissenschaften. Seite 12. Zeile 6. Stuttgart. 1969.

[12] Vgl. Wolfgang, Kaschuba. Einführung in die europäische Ethnologie. Kapitel 1. Anfänge: Aufklärung, Romantik und „Volks- Kunde“. Seite 20- 21. München. 1999.

[13] Hermann, Bausinger. Grundzüge der Volkskunde . Einleitung. Seite 1. Zeile 13. Darmstadt. 1999.

[14] Vgl. Helge, Gerndt. Studienskript Volkskunde. Eine Handreichung für Studierende. Kapitel 1. Seite 25-39. Münster. 1997.

[15] Vgl. Hermann, Bausinger. Grundzüge der Volkskunde . Einleitung. Seite 1- 15. Darmstadt. 1999.

[16] Ingeborg, Weber- Kellermann. Deutsche Volkskunde zwischen Germanistik und Sozialwissenschaften. Seite 12. Zeile 6- 10. 12. Stuttgart. 1969.

[17] Vgl. Wolfgang, Kaschuba. Einführung in die europäische Ethnologie. Kapitel 1. Anfänge: Aufklärung, Romantik und „Volks- Kunde“. Seite 20-24. München.1999.

[18] Vgl. Wolfgang, Kaschuba. Einführung in die europäische Ethnologie. Kapitel 1. Anfänge: Aufklärung, Romantik und „Volks- Kunde“. Seite 20-26. München. 1999.

[19] Ingeborg, Weber- Kellermann. Deutsche Volkskunde zwischen Germanistik und Sozialwissenschaften. Seite 7. Zeile 34. 12. Stuttgart. 1969.

[20] Vgl. Helge, Gerndt. Studienskript Volkskunde. Eine Handreichung für Studierende. Kapitel 1. Seite 25-39. Münster. 1997.

[21] Gottfried, Korff. Grundzüge der Volkskunde . Kapitel 1. Seite 17. Zeile 11. Darmstadt. 1999.

[22] Vgl. Gottfried, Korff. Grundzüge der Volkskunde . Kapitel 1. Seite 17- 63. Darmstadt. 1999.

[23] Gottfried, Korff. Grundzüge der Volkskunde . Kapitel 1. Seite 17. Zeile 16- 19. Darmstadt. 1999.

[24] Hermann, Bausinger. Grundzüge der Volkskunde . Einleitung. Seite 14. Zeile 19- 21. Darmstadt. 1999.

[25] Vgl. Hermann, Bausinger. Grundzüge der Volkskunde . Einleitung. Seite 1-15. Darmstadt. 1999.

[26] Gottfried, Korff. Grundzüge der Volkskunde . Kapitel 1. Seite 17. Zeile 25. Darmstadt. 1999.

[27] Gottfried, Korff. Grundzüge der Volkskunde . Kapitel 1. Seite 18. Zeile 15. Darmstadt. 1999.

[28] Vgl. Hermann, Bausinger. Grundzüge der Volkskunde . Einleitung. Seite 1-15. Darmstadt. 1999.

[29] Vgl. Helge, Gerndt. Studienskript Volkskunde. Eine Handreichung für Studierende. Kapitel 1. Seite 25-39. Münster. 1997.

[30] Wolfgang, Kaschuba. Einführung in die europäische Ethnologie. Seite 26. Zeile 5. München. 1999.

[31] Helge, Gerndt. Studienskript Volkskunde. Eine Handreichung für Studierende. Kapitel 1.Seite 38. Zeile 27. Münster. 1997.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
„Sprache und Raum“ - Volkskunde und Sprachforschung
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Ludwig-Uhland-Institut)
Veranstaltung
Kultur und Sprache (Grundzüge)
Note
3
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V200000
ISBN (eBook)
9783656267249
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sprache, raum, volkskunde, sprachforschung
Arbeit zitieren
Daniela Hilfrich (Autor:in), 2007, „Sprache und Raum“ - Volkskunde und Sprachforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200000

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