Sturzflüge für Deutschland

Kurzbiografie der Testpilotin Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg


Fachbuch, 2012

95 Seiten


Leseprobe


Vorwort

Mit einer außergewöhnlichen Persönlichkeit ihrer Zeit befasst sich die Kurzbiografie über Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg der Autoren Ernst Probst aus Wiesbaden und Heiko Peter Melle aus Albstadt. Die fliegende Gräfin tat sich in den 1930-er und 1940-er Jahren als Entwicklungsingenieurin und Testpilotin hervor. Zu ihren besonderen Leistungen gehören mehr als 2.500 Sturzflüge mit Sturzkampfflugzeugen. Die mutige Pilotin litt unter einem ungeheuren Gewissenskonflikt. Einerseits war sie wegen ihres jüdischen Vaters und wegen ihrer Verwandtschaft mit ihrem Schwager Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der das missglückte Attentat auf den Diktator Adolf Hitler verübt hatte, keine Anhängerin der Nationalsozialisten. Vermutlich war sie neueren Erkenntnissen zufolge sogar in die Attentatspläne eingeweiht. Andererseits tat sie alles, um die kämpfenden Verbände zu unterstützen. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie bei einem Flug mit ihrer unbewaffneten Maschine zu ihrem inhaftierten Ehemann von einem amerikanischen Jagdflugzeug abgeschossen und starb im Alter von nur 42 Jahren.

Als beste deutsche Testpilotin, am vielseitigsten ausgebildete Fliegerin und als zweiter weiblicher Flugkapitän ihres Heimatlandes ging Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg (1903–1945), geborene Schiller, in die Geschichte der Luftfahrt ein. Sie unternahm mehr als 2.500 nervenaufreibende Sturzflüge mit Sturzkampfflugzeugen, um Zielgeräte zu verbessern. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) starb die mutige Frau den Fliegertod.

Melitta Klara Schiller kam am 9. Januar 1903 in der Kreisstadt Krotoschin in der damaligen preußischen Provinz Posen zur Welt. Der Vater Michael Schiller war Bauingenieur, Baurat und preußischer Beamter. Die jüdischen Großeltern väterlicherseits hießen Moses Hirsch und Chaija, geborene Serebrennyi. Moses betätigte sich zunächst in Brody für einen Textilhändler im Außendienst. Nach dem Umzug von Brody nach Odessa (Ukraine) erfolgte die Namensänderung von Hirsch in Schiller. In Odessa erlernte Moses den Textilhandel. Um 1860 ließ sich Moses Schiller in Leipzig nieder, wo er das „Commissions-, Export- & Speditions-Geschäft M. Schiller“ führte.

Die evangelische Mutter Margarethe Schiller, geborene Eberstein, war die Tochter eines Schulrats aus Bromberg. Schon vor der Heirat mit ihr hatte Michael Schiller ebenfalls den evangelischen Glauben angenommen. Melitta wuchs zusammen mit ihren vier Geschwistern Marie-Luise, Otto, Jutta und Klara auf.

Melitta Schiller besuchte ab 1909 die städtische Höhere Mädchenschule in Krotoschin. Im Ersten Weltkrieg (1914–1918) diente ihr 53-jähriger Vater als Landsturmhauptmann beim Landsturm im Bereich Krotoschin und Umgebung. Der Landsturm wurde vor allem zu Standort-, Grenzschutz- und Bewachungsaufgaben heranzogen. Die Mutter und die älteste Tochter leisteten Sanitätsdienst. Melitta und die jüngeren Geschwister wurden zur Großmutter nach Schlesien gebracht. Während des Ersten Weltkrieges imponierte Melitta ihr Onkel Ernst Eberstein, der Flieger war, besonders. Ab Ostern 1917 ging sie auf das Mädchengymnasium der königlichen Luisenstiftung in Posen. Nach dem verlorenen Krieg fiel die Provinz Posen, in der Melitta zur Welt gekommen war, an Polen.

1919 wechselte Melitta Schiller auf das Mädchengymnasium in Hirschberg (Schlesien), wo sie 1922 ihr Abitur ablegte. Bereits während der Schulzeit interessierte sie sich für die Fliegerei und nutzte in Hirschberg die Gelegenheit zum Segelflug. Nach dem Abitur studierte „Litta“ von 1922 bis 1927 Mathematik, Physik und Flugmechanik an der „Technischen Hochschule München“.

1923 fragte Melitta bei der kurz zuvor gegründeten „Akademischen Fliegergruppe“ an, ob sie eintreten und Pilotin werden dürfe. Geheimrat Hans Georg Grimm (1887–1958), der Leiter dieser Fliegergruppe, wollte Melitta von ihrem Wunsch abbringen und erklärte ihr, dass sie als Pilotin im Falle eines Krieges einrücken müsse. Melitta ließ sich davon nicht abschrecken und war dazu bereit, ihre Zusage, ins Feld zu gehen, schriftlich zu bestätigen. Doch der Geheimrat blieb beim Nein.

Der Vater von Melitta ließ sich 1925 vorzeitig pensionieren und zog von Krotoschin nach Oliva (Danzig) um. Weil er nur die Ausbildung der jüngeren Kinder finanzieren konnte, musste Melitta das Geld für ihr Studium durch Privatunterricht und Kurse für Kommilitonen verdienen. 1927 bekam sie ihr Diplom mit Auszeichnung, arbeitete kurz bei der „Schiffsbau-Versuchsanstalt Hamburg“ und erhielt anschließend eine Stelle als Diplom-Ingenieur bei der „Deutschen

Versuchsanstalt für Luftfahrt“ („DVL“) in Berlin-Adlershof.

Neun Jahre lang befasste sich Melitta Schiller bei der „DVL“ vor allem mit der Flugmechanik und mit den Verstellluftschrauben, wobei sie theoretische und experimentelle Untersuchungen vornahm. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit ließ sie sich ab 1929 systematisch zur Flugzeugführerin ausbilden und konnte zuletzt selbst die für ihre wissenschaftlichen Arbeiten nötigen Erprobungsflüge durchführen

Bei der Hochzeit des Freiherrn Paul von Handel (1901–1981) mit Elisabeth Gräfin von Üxküll (1911–1980) am 9. April 1931 in Berlin-Zehlendorf lernte die 28 Jahre alte Melitta Schiller den zwei Jahre jüngeren Alexander Schenk Graf von Stauffenberg (1905–1964) kennen, verliebte sich in ihn und wurde fortan seine Lebensgefährtin. Zu dieser Hochzeit ist Melitta Schiller von Paul von Handel, einem Arbeitskollegen bei der „Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt“, eingeladen worden. Seine Braut war eine Cousine von Alexander.

Von ihrem Charakter her unterschieden sich Alexander und Melitta sehr. Alexander war stark musisch und dichterisch veranlagt, sozusagen ein Denker und Träumer, aber eher kein Mann der Tat. Melitta dagegen strotzte voller Energie und Tatkraft, gab in ihrer Beziehung den Ton an und nahm Alexander die Sorgen des Alltags ab.

Die Eltern von Alexander waren Alfred Schenk Graf von Stauffenberg (1860–1936) und dessen Ehefrau Caroline, geborene Gräfin von Üxküll-Gyllenband (1875–1956). Der Vater diente als letzter Oberhofmarschall des Königs Wilhelm II. (1848–1921) von Württemberg. Alexander und sein Zwillingsbruder Berthold (1905–1944) kamen am 15. März 1905 in Stuttgart zur Welt, wo sie im „Alten Schloss“ und im Sommersitz in Lautlingen (heute ein Stadtteil von Albstadt) aufwuchsen. Zwei Jahre später wurden am 15. November 1907 in Jettingen im Königreich Bayern erneut Zwillinge geboren. Einer davon war Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1905). Der andere Zwilling namens Konrad Maria starb bereits einen Tag nach der Geburt.

Von seiner Mutter wurde Alexander als fröhliches, geselliges und musisches Kind beschrieben. Bis 1913 genossen er und sein Bruder Berthold privaten Elementarunterricht. Anschließend besuchten sie das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart. Während seiner Schulzeit befasste sich Alexander mit zahlreichen Dichtern, vor allem mit Stefan George und Shakespeare. Bereits in jungen Jahren schrieb er selbst Gedichte. Wie seine Brüder hat auch Alexander musiziert. Er spielte Klavier, Berthold Violine, Claus Cello.

1923 legte Alexander erfolgreich seine Reifeprüfung ab. Im Mai 1923 schrieb er sich an der Universität Heidelberg ein. Vom Frühjahr 1923 an hatte er prägende Begegnungen mit dem Dichter Stefan George (1868–1933). Letzterer bevorzugte allerdings die Brüder Berthold und Claus, obwohl Alexander von den Stauffenberg-Brüdern dichterisch am begabtesten war. Beim Kavallerieregiment 18 in Ludwigsburg absolvierte Alexander eine harte drei Monate lange Ausbildung.

Im nächsten Semester kam Alexander über Umwege zum Studium der klassischen Altertumswissenschaft. Er studierte in Tübingen, Jena, München und Halle an der Saale, schloss 1928 in Halle ab und habilitierte sich 1931 für alte Geschichte in Würzburg. Danach lehrte er in Gießen und Würzburg und wurde 1936 zum außerordentlichen Professor in Würzburg ernannt. Bereits damals lehnte er das nationalsozialistische Regime sehr offen und oft unvorsichtig ab, heißt es über ihn.

Auf eigenen Wunsch und mit Zeugnis schied Melitta Schiller 1936 aus der „DVL“, die faktisch dem Luftfahrtministerium unterstand, aus. Gelegentlich heißt es in der Literatur, Melitta sei wegen ihres jüdischen Vaters von der „DVL“ entlassen worden. Danach wechselte sie zu den „Askania-Werken“ in Berlin-Friedenau, wo sie zunächst für die zweimotorigen Dornier-Flugboote „DO 18“ und später für die viermotorigen „Blohm & Voß BV 139“ der „Deutschen Lufthansa“ eine gut funktionierende automatische Kurssteuerung entwickelte. Außerdem hatte sie Anteil an der Entwicklung der so genannten „Askania-3-Achsensteuerung“, die anstrengende Langstreckenflüge merklich erleichterte.

Beim 19. „Deutschen Historikertag“ vom 5. bis 7. Juli 1937 in Erfurt hielt Alexander Schenk Graf von Stauffenberg einen Vortrag, in dem er keine Rücksicht auf die damals übliche nationalsozialistische Verherrlichung der Germanen nahm. Damit löste er eine heftige Diskussion über seine Aussagen aus. Für Aufsehen unter den rund 400 Teilnehmern sorgte der Auftritt des zwei Meter großen Jenaer Historikers Günther Franz (1902–1992), genannt „Bauern-Franz“, in SS-Uniform. Der Versuch des Historikers Walter Frank (1905–1945), diesen Historikertag zu einer Demonstration im Sinne des NS-Regimes zu nutzen, gelang nur teilweise.

Am 11. August 1937 heirateten Alexander Schenk Graf von Stauffenberg und Melitta Schiller in Berlin-Wilmersdorf. Zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung galten bereits die so genannten „Nürnberger Rassegesetze“. Aus diesem Grund war die Heirat von Alexander mit Melitta, die einen jüdischen Vater hatte, ein mutiger Schritt im nationalsozialistischen Deutschland. Den Wunsch nach Kindern stellte das Paar zunächst zurück.

Als einzige Frau in Deutschland besaß Melitta 1937 alle Flugzeugführerscheine für sämtliche Klassen von Motorflugzeugen und den Kunstflugschein. Außerdem hatte sie alle Scheine für den Segelflug und Segelkunstflug erworben und erfolgreich an zwei Blindfluglehrgängen der „Deutschen Lufthansa“ teilgenommen. Sie war die am vielseitigsten ausgebildete

Flugzeugführerin Deutschlands.

Am 28. Oktober 1937 ernannte man Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg als zweite Frau in Deutschland zum Flugkapitän. Kurz vor ihr war Hanna Reitsch (1912–1979) der erste weibliche Flugkapitän in Deutschland geworden.

Anfang 1939 hat man Alexander Schenk Graf von Stauffenberg als Unteroffizier der Reserve aktiviert. Bald darauf wurde er aber bereits wieder entlassen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wollte Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg ihr Können in den Dienst des „Deutschen Roten Kreuzes“ („DRK“) stellen. Beim „DRK“ war ihre Tante Alexandrine Gräfin von Üxküll-Gyllenband (1873–1963) eine verdienstvolle Oberin. Alexandrine gehörte neben der Schwedin Elsa Brändström (1888–1948) zu den wenigen deutschen Schwestern, die unter dem Schutz des „Internationalen Komitees vom Roten Kreuz“ („IKRK“) die deutschen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs in Russland besuchen durfte.

Im Oktober 1939 wurde Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg von den „Askania-Werken“ in Berlin-Friedenau zur Erprobungsstelle der Luftwaffe in Rechlin am Müritzsee (Mecklenburg) dienstverpflichtet. Ihre Aufgabe in der Erprobungsabteilung „E7“ war die Zielgeräteerprobung vor allem der Sturzflugvisiere für den Sturzkampfbomber („Stuka“) „Junkers Ju 87“ und später auch für die „Ju 88“.

Um die Verbesserungen der Zielgeräte zu kontrollieren, nahm Melitta mehr als 2.500 Sturzflüge von etwa 4.000 auf 1.000 Meter Flughöhe vor. An manchen Tagen absolvierte sie mehr als 15 dieser physisch sehr belastenden Sturzflüge und wertete sie aus. Eine solche Leistung ist von niemand auch nur annähernd erreicht worden. Die steilen Zielstürze mit Flugzeugen der Klassen B unc C wurden gefilmt und vermessen.

Im Kriegsjahr 1941 galt Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg wegen ihres jüdischen Vaters als „jüdischer Mischling“. Der nationalsozialistische Reichsmarschall und Luftfahrtminister Hermann Göring (1893–1946) setzte sich persönlich dafür ein, dass die Arbeit von Melitta als Testpilotin als „kriegswichtig“ eingestuft wurde und das „Reichssippenamt“ sie 1941 für „deutschblütig“ und als mit „arischen“ Personen „Gleichgestellte“ erklärte. Dies ersparte Melitta und ihrer jüdischen Familie die Deportation ins Konzentrationslager („KZ“) und vermutlich auch die Ermordung. Zwischen 1935 und 1941 hatten rund 10.000 Deutsche mit jüdischen Vorfahren entsprechende Anträge gestellt, von denen nur knapp 300 erfolgreich waren.

Ab Frühjahr 1942 arbeitete Melitta bei der „Technischen Akademie der Luftwaffe“ in Berlin-Gatow im nervenaufreibenden Erprobungsdienst. Bei dieser Arbeit setzte sie wiederholt ihr Leben aufs Spiel, weil immer öfter alliierte Flugzeuge in die Erprobungslufträume eindrangen und sie abgeschossen werden konnte.

Der Ehemann von Melitta wurde 1942 in das Artillerie-Regiment 389 einberufen, zum Offizier befördert und an die russische Front beordert. Wegen einer Verwundung entging Alexander Schenk Graf von Stauffenberg dem Einsatz in Stalingrad. Bis zu seiner Genesung lag er in Würzburg. Danach berief man ihn an den althistorischen Lehrstuhl der Universität Straßburg. Er wurde aber bald erneut an die Ostfront geholt.

Für ihre große Tapferkeit wurde Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg am 22. Januar 1943 mit dem „Eisernen Kreuz II. Klasse“ ausgezeichnet. Luftfahrtminister Göring überreichte ihr das „Eiserne Kreuz II. Klasse“ am 28. Januar 1943 persönlich bei einem Mittagessen in seiner Villa. Dabei reichte man Fisch, Topfenpfannkuchen und leichten Tischwein. Wenig später erhielt Melitta das „Goldene Flugzeugführerabzeichen mit Brillanten und Rubinen“.

In ihrer knappen Freizeit verfasste Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg zwei wissenschaftliche Arbeiten für ihre Promotion und Habilitation. Ihre bei der „Technischen Hochschule Berlin“ eingereichte Promotionsarbeit wurde 1943 von ihrem Doktorvater Professor Walter Kucharski (1889–1958) günstig beurteilt.

Ende 1943 wurde Alexander Schenk Graf von Stauffenberg zum zweiten Mal in Russland verwundet. Wieder genesen, hoffte er, an seinen Lehrstuhl in Straßburg versetzt zu werden. Silvester 1943 stellte er sein Buch „Tod des Meisters“ fertig, in dem er den deutschen Dichter Stefan George würdigte.

Am 1. Mai 1944 wurde Melitta in den Vorstand der neugegründeten „Versuchsstelle für Flugsondergeräte“ in Berlin-Gatow berufen und mit der technisch-wissenschaftlichen Leitung betraut. Damit die „Deutsche Luftwaffe“ auch nachts einmotorige Tagjäger gegen alliierte Luftwaffen einsetzen konnte, vollendete sie das von ihr entwickelte Nachtlandeverfahren für die einmotorige Nachtjagd in höchster Perfektion.

Der Generalleutnant und Kommandeur der Luftkriegsakademie Berlin-Gatow, Robert Knauss (1892–1955), schlug am 11. Januar 1944 dem Reichsluftfahrtministerium in Berlin Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg für die Verleihung des „Eisernen Kreuzes I. Klasse“ vor. Zur Begründung schrieb er, sie habe seit Kriegsbeginn rund 2.000 Sturzflüge und eine große Anzahl sonstiger Flugerprobungen durchgeführt. Insgesamt erwähnte er 25 Flugerprobungen von der Erfassung des Windeinflusses für den Bombenwurf aus dem Sturzflug bis zu Untersuchungen über die Tiefsturzanlage (TSA).

In die Pläne ihres Schwagers Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) für ein Attentat auf den nationalsozialistischen Diktator Adolf Hitler (1889–1945) war Melitta offenbar eingeweiht. Ein Eintrag im Tagebuch von Melitta beweist, dass sie am 16. Juli 1944

an der Besprechung der Widerständler mit den Stauffenberg-Brüdern Claus und Berthold in deren Berliner Wohnung in der Tristanstraße teilnahm. Bei diesem Treffen wurde die endgültige Entscheidung über das Attentat getroffen. Melitta hat dabei mit Claus und nach dessen Weggang mit Berthold bis spät in die Nacht geredet und am nächsten Tag sogar noch mit Claus gefrühstückt.

Über das geplante Attentat hat Melitta offenbar mit ihrem Arbeitkollegen Paul von Handel gesprochen, was mitunter bezweifelt wurde. Sie konnte ihren Schwager Claus nach dem Attentat auf Hitler im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ bei Rastenburg in Ostpreußen aber nicht nach Berlin fliegen. Denn die ihr zur Verfügung stehende Maschine des Typs „Fieseler Storch“ wäre für diesen langen Flug denkbar ungeeignet gewesen. Diese verfügte nur über eine geringe Reichweite und hätte riskante Tankstopps einlegen müssen.

Nach dem misslungenen Attentat vom 20. Juli 1944 und dem gescheiterten Putschversuch brachen schwere Zeiten für die Familie Stauffenberg an. Die Brüder Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) und Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905–1944) sowie deren Onkel Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenband (1877–1944) wurden hingerichtet. Im Rahmen der Aktion „Gewitter“ kamen außer den Frauen und Kindern der Widerstandskämpfer viele Mitglieder der weitverzweigten Sippe der Schenken von Stauffenberg in Haft. Darunter waren auch Alexander Schenk Graf von Stauffenberg und dessen Gattin Melitta. „Sippenhaft“ bedeutete in diesen Fällen meistens eine Einweisung in ein „Konzentrationslager“ („KZ“).

[...]

Ende der Leseprobe aus 95 Seiten

Details

Titel
Sturzflüge für Deutschland
Untertitel
Kurzbiografie der Testpilotin Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg
Autoren
Jahr
2012
Seiten
95
Katalognummer
V199120
ISBN (eBook)
9783656255253
ISBN (Buch)
9783656256090
Dateigröße
7189 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Melitta Schenk Gräfin von Stauffemberg, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Alexander Schenk Graf von Stauffenberg, Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Testpilotin, Sturzflüge, Luftfahrt, Fliegerin, Luftfahrtgeschichte
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in)Heiko Peter Melle (Autor:in), 2012, Sturzflüge für Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199120

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