Der Dänisch–Niedersächsische Krieg


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1 Einleitung

2 Vorfeldbetrachtung zum Dänisch - Niedersächsischen Krieg
2.1 Böhmisch - Pfälzischer Aufstand
2.2 Folgen des Böhmisch - Pfälzischen Krieges und erste Auswirkungen zu einer europäischen Eskalation

3 Der Dänisch - Niedersächsische Krieg
3. 1 Katholische Bedrohung des Niedersächsischer Kreis und Dänische Expansionspolitik in Norddeutschland
3.2 Änderung der europäischen Mächtebeziehung als Voraussetzung Christians IV. für ein militärisches Engagement
3 .3 Kriegseintritt
3.4 Verschiebung der Verhältnisse – Berufung Wallensteins und Änderung in Europa
3.5 Die Niederlage Christians IV. und kaiserlicher Triumph
3.6 Frieden von Lübeck 1629

4 Folgen des Krieges im Reich

5 Schlussbetrachtung

6 Quellen und Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Dänischen –Niedersächsischen Krieg als eine Etappe des Dreißigjährigen Krieges. In einer Vorfeldbetrachtung werden dabei kurz die Ursachen und der Verlauf des Böhmisch – Pfälzischen Aufstandes geschildert, der gemeinhin als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges angesehen wird. Im Anschluss daran schließen sich eine Untersuchung der Auswirkung und der Folgen dieses erst regional beschränkten Konfliktes auf den Norden Deutschlands an. Dabei bezieht die Hausarbeit neben den Ursachen innerhalb des Reiches auch die europäischen Mächtebeziehungen mit ein. Anhand der Darstellung des Dänisch-Niedersächsischen Krieges wird dabei herausgearbeitet, dass die Eskalation des Böhmisch - Pfälzischen Aufstandes und damit die Ausweitung und Weiterführung des Krieges nicht nur auf religiöse, sondern auch auf viele politische Motive der einzelnen Protagonisten zurückzuführen ist. An entsprechenden Stellen wird dazu vereinzelt die Darstellung mit zeitgenössischen Quellen ergänzt und verdeutlicht. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Vernetzung des Konfliktes mit den europäischen Mächten. Somit soll die Hausarbeit anhand des dänischen Königs Christian IV., der sowohl Reichsfürst als auch europäischer Herrscher war, darstellen, wie sehr der Konflikt auch in Beziehung zu den europäischen Mächten und deren Interessen zu sehen ist, dass die Ausweitung von diesen erheblich mit beeinflusst wurde und somit diese eine wesentliche Ursache für die Eskalation darstellen.

Die Forschungslage und verfügbare Literatur zum Dreißigjährigen Krieg ist sehr umfangreich. Eine genauere Recherche ergab jedoch, dass sich die Monografien größtenteils einer vollständigen Darstellung des Krieges widmen und zu der Phase des Dänisch - Niedersächsischen Krieges keine Literatur vorhanden ist, die sich ausschließlich mit diesem Thema befasst. Ausführliche Artikel zum bearbeiteten Thema finden sich vor allem im Standartwerk Goeffrey Parkers[1] und Christoph Kampmanns[2]. Während Parker sich wesentlich auf den Verlauf des Konfliktes beschränkt und die europäischen Verflechtungen nur am Rande kurz erwähnt, konzentriert sich Kampmann zudem auf die europäische Vernetzung des Konfliktes. Als weitere wesentliche Literatur ist Lockharts[3] Werk „Denmark in the Thirty Year´ War“ zu nennen, welches leider nicht ins Deutsche übersetzt ist und nur in Englisch vorliegt. Lockhart stellt jedoch sehr ausführlich aus dänischer Perspektive die Politik Christans IV. und dessen Intentionen dar und bietet somit eine hervorragende Ergänzung. Ebenso wie Lockhardt für Dänemark untersucht Udo Gittek[4] geht ausführlich die Politik des Niedersächsischen Kreises im Dreißigjährigen Krieg. Allerdings ist dabei anzumerken, dass seine Zielsetzung sich auf die Friedenspolitik des Reichskreises konzentriert und an einigen Stellen deswegen die Geschehnisse etwas einseitig dargestellt werden. Zur Politik Maximilians I. ist die Monographie von Andreas Kraus[5] zu nennen, die sich sehr ausführlich mit dessen Rolle innerhalb des Dreißigjährigen Krieges beschäftigt.

Zur allgemeinen Quellenlage für den Dreißigjährigen Krieg ist ebenso wie bei der Literatur zu konstatieren, dass es eine Vielzahl von Veröffentlichungen und Quellensammlungen gibt. Speziell für den Dänisch - Niedersächsischen Krieg bieten sich dazu die um die Jahrhundertwende von Walter Goetz[6] begonnenen Editionen zur Politik Maximilians I. an mit einer großen Auswahl von politischen Akten, Depeschen und Briefen. Ergänzend dazu geben auch die von C. F. Bricka[7] bereits Ende des 19. Jahrhunderts herausgegebenen Briefe des dänischen Königs, die teils in dänisch, aber auch in deutsch verfasst sind, einen teilweise sogar persönlichen Einblick in jene Zeit.

2 Vorfeldbetrachtung zum Dänisch - Niedersächsischen Krieg

2.1 Böhmisch - Pfälzischer Aufstand

Die erste Kriegsphase des Dreißigjährigen Krieges begann bekanntermaßen mit dem Aufstand gegen die böhmische Krone der österreicherischen Habsburger, ausgelöst durch den Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618. Die politisch-konfessionelle Krise in Böhmen ist dabei zum eigentlichen Auslöser jenes Jahrzehnte währenden Konfliktes geworden.[8]

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts teilte nur noch eine kleine Minderheit der böhmischen Stände und der Landbevölkerung die römisch-katholische Konfession ihrer habsburgerischen Landesherren. Obwohl es immer wieder gegenreformatorische Versuche gab, konnten diese sich letztendlich nicht durchsetzen; stattdessen suchte die protestantische Mehrheit Böhmens nach konfessioneller und politischer Anerkennung. Vor allem Maximilian II. machte dabei dem protestantischen Adel recht große Zugeständnisse, was so zu einer gewissen Vereinheitlichung und einer organisatorischen Festigung des böhmischen Protestantismus führte, der sich aus verschieden auf Jan Hus berufenden Strömungen zusammensetzte. Innerdynastische Differenzen nach dem Tode jenes Maximilians zwischen dem eigentlichen Nachfolger Rudolf II. und Mathias I. stützten, trotz der immer noch vorhandenen gegenreformatorischen Versuche, den Protestantismus und den lokalen Adel in Böhmen weiter. Durch die entscheidende Unterstützung der vornehmlich protestantischen Stände in Ungarn, Mähren, Ober- und Niederösterreich gelang es 1608 Mathias I., dem jüngeren Bruder von Rudolf II., zum neuen Oberhaupt des Hauses Habsburg erhoben zu werden.[9] Im Gegensatz dazu konnte sich Rudolf II. in Böhmen behaupten, jedoch zu einem hohen Preis, denn die böhmischen Stände nutzten die geschwächte Stellung ihres streng katholischen Landesherren zum Erlass einer weitreichenden schriftlich niedergelegten Religionsregelung, dem Böhmischen Majestätsbrief vom 9. Juli 1609, aus. Dieser gewährte allen Anhängern freie Religionsausübung, das Recht des Kirchenbaus sowie die Bestellung von Geistlichen ihrer Wahl[10] und stellte damit einen eindeutigen Sieg der protestantischen Stände Böhmens dar. Als Rudolf II. Versuche zu einer Revision der Konzessionen unternahm, zwangen sie diesen durch ein Bündnis mit seinem Bruder Matthias zum Rücktritt. Dieser setzte sich somit im Bruderstreit um die Macht durch und wurde 1611 neuer König. Eine dynastische Beruhigung der Erbnachfolge trat dadurch jedoch nicht ein, da er wenig später erkrankte und zudem kinderlos war. Noch während seiner Regierungszeit begann deswegen die Suche nach einem geeigneten habsburgischen Nachfolger. 1617 wurde Ferdinand von der Steiermark schließlich neuer böhmischer König. Seine obersten Ziele waren die Rekatholisierung Böhmens und Entmachtung der Stände. Dadurch verhärteten sich die Fronten zwischen dem katholischem König und den protestantischen Ständen zusehends. Die Schließung bzw. der Abriss zweier evangelischer Kirchen führte zu einer Ständeversammlung des böhmischen Adels, die ihre zugesicherten Rechte des Majestätsbriefs von 1609 verletzt sahen. Die Fehleinschätzung des noch amtierenden Kaisers Matthias, der diese Sonderversammlung untersagte, hatte schließlich weitreichende Folgen, indem auf dem zweiten Protestantentag in Prag im Mai 1618 durch den Prager Fenstersturz die Entmachtung des habsburgerischen Herrscherhauses inszeniert wurde. Nach dem Tode Matthias´ im März 1619 wagten die böhmischen Stände endgültig mit einer neuen Verfassung, der Confoederatio Bohemica, der Abwahl des vorgekrönten Königs Ferdinand II. am 22. und der Neuwahl des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. am 26/27. August 1619 zum böhmische König den Bruch mit der habsburgerischen Dynastie. In der folgenden, nun unumgänglichen militärischen Auseinandersetzung scheiterte jedoch der böhmische Aufstand grandios mit der Niederlage am Weißen Berg am 8. November 1620 und somit hatte der neue Kaiser Ferdinand II. ab Winter 1620/21 Böhmen wieder in seiner Hand.[11]

Friedrich V., der sogenannte „Winterkönig“, musste in die Niederlande fliehen. Die engsten Verbündeten Ferdinands II., Spanien und Bayern, drängten auf eine rasche Achterklärung des Kurfürsten. Dies forderte vor allem Maximilian nun für seine militärische Unterstützung, ohne die der rasche Sieg nicht möglich gewesen wäre, um die nötige Rechtsgrundlage für die Besetzung der Oberpfalz und der vorher mündlich zugesagten Kurtranslation zu schaffen. Trotz der Warnung Kursachsens, das eine unkontrollierte Ausweitung des militärischen Konfliktes auf das ganze Reich fürchtete, entschloss sich Ferdinand II. im Januar 1621 zur Achterklärung.[12] Es zeigt sich, dass Ferdinand II. zu sehr von seinem Verbündeten Bayern finanziell und militärisch abhängig war und ihrem Drängen trotz der möglichen Konsequenzen nachgeben musste. Zunächst schien jedoch die strategisch abschreckende Wirkung der Achterklärung gegenüber den protestantischen Fürsten Wirkung zu zeigen, denn sie verzichteten auf militärische Unterstützung des Pfalzgrafen, was den Anfang vom Ende der Union darstellte, die sich schließlich im Mai 1621 ganz auflöste.[13] Die Exilregierung, erzwungen durch die fehlende Unterstützung der Union, nahm dank der finanziellen Unterstützung von England und der Generalstaaten drei Söldnerführer, Ernst von Mansfeld, Christian von Brauenschweig und Markgraf Georg Friedrich von Baden, unter Vertrag, um die pfälzischen Territorien zu verteidigen. Jedoch hatten diese wenig Erfolg und nach der Besetzung der Oberpfalz bis Oktober 1621 durch Tilly konnte dieser mit der vereinten linguistisch - spanischen Truppenmacht die drei Söldnerführer bis Juni 1622 nacheinander schlagen. Gut zwei Jahre nach dem Sieg in Böhmen waren somit die gesamten pfälzischen Stammlande besetzt.[14]

2.2 Folgen des Böhmisch - Pfälzischen Krieges und erste Auswirkungen zu einer europäischen Eskalation

Die böhmische Erhebung kann als gescheitertes Staatsgründungsexperiment angesehen werden[15], doch es stellt sich die Frage, warum sich der Konflikt in einem relativ kleinen geographischen Gebiet nicht auf dieses beschränkte, sondern sich im bekannten Maße weiterentwickelte und zu einer europäischen Eskalation ausweitete. Als unmittelbares Friedenhindernis stellt sich dabei die Pfalzfrage dar. Die Kurtranslation auf dem Regensburger Kurfürstentag, von 1623 an Maximilian von Bayern nicht nur ad personam, sondern sogar als erblicher Lehnbesitz in einem geheimen Zusatzprotokoll zugesichert, zeigt ganz deutlich die starke Abhängigkeit des Kaisers von der Ligaarmee und damit die eindeutig militärische Schlüsselrolle Bayerns.[16] Mit dieser Belehnung war klar, dass der Kaiser ein kaum zu überwindendes Friedenhindernis schaffte. Vor allem der Sächsische Kurfürst vertrat diese Meinung auf dem Kurfürstentag bis zum Schluss, wie aus den Aufzeichnungen zum Kurfürstentag vom 25. Januar 1623 hervorgeht.

„Betr. Translation glaubt der Kurfürst, dass der Kaiser Gnade vor recht ergehen lassen und nach Submission und Deprekation den Pfalzgrafen restituieren werde. Der Pfalzgraf ist bereits hart genug bestraft. Scharfes Vorgehen bringt das Reich in keine Sicherheit, sondern für immer in Waffen, und gefährdet des Kaisers Erblande dauernd.“[17]

Direkte Folge war ein ständiger militärischer Unsicherheitsfaktor, weil der pfälzische Kurfürst mit seiner Forderung auf Restitution im Reich mit der vor allem finanziellen Unterstützung starker europäische Bündnispartner, der Generalstaaten, England und anderer protestantischer Mächte rechnen konnte. Es zeichnete sich damit eine weitere direkte Verwicklung der anderen europäischen Mächte ab. Die Bedrohung der in seinen Diensten stehenden Söldnerführer hatte als Gegenreaktion der katholischen Mächte wiederum die Folge, weiterhin eigene Truppen im Reich zu unterhalten und nicht aufzulösen. Aufgrund der instabilen Lage der Pfalz hielt es zudem Spanien für nötig und vor allem für möglich, seine Truppenpräsenz im linksrheinischen Gebiet zu belassen, um die Nachschubwege für den Konflikt mit den Generalstaaten zu schützen. Die offene Pfalzfrage beschränkte sich somit nicht nur auf Konflikte innerhalb des Reiches, sondern die Instabilität hatte nun auch direkte Auswirkung auf europäische Konflikte. Frankreich sah durch die spanische Truppenpräsenz seine Sicherheitsinteressen gefährdet und intensivierte vor allem im Zuge der Veltinkrise seine diplomatischen Beziehungen zur pfälzischen Exilregierung, was durchaus in diesem Lager große Erwartungen weckte und damit der Widerstand gegen die Habsburger sozusagen von außen neue Nahrung erhielt.

[...]


[1] Siehe Geoffrey Parker: Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt/Main, New York, 1987.

[2] Siehe Christoph Kampmann: Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, Stuttgart, 2008.

[3] Siehe Paul Douglas Lockhart: Denmark in the Thirty Year´ War, 1618-1648. King Christian IV and the decline of the Oldenburg State, London, 1996.

[4] Siehe Udo Gittek: Die Aktivitäten des Niedersächsischen Reichskreises in den Sektoren “Friedenssicherung“ und „Policey“ (1555-1682), Hannover, 1996.

[5] Siehe Andreas Kraus: Maximilian I. Bayerns Großer Kurfürst, Regensburg, 1990.

[6] Siehe Walter Goezt (hg.): Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten, 1618-1651, II,1, Leipzig, 1908.

[7] Siehe C. F. Bricka: Kong Christian den Fjerdes egenhaendige Breve 1589-1625, Kopenhagen, 1887-1889.

[8] Vgl.: Kampmann: Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, S.27.

[9] Vgl.: Kampmann: Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, S.29f..

[10] Vgl.: Kampmann: Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, S.31.

[11] Vgl.: Konrad Repgen: Dreißigjähriger Krieg und Westfälische Friede: Studien und Quellen Franz Bosbach und Christoph Kampmann (Hg.), Paderborn, 1998, S. 293.

[12] Vgl.: Andreas Kraus: Maximilian I., S. 120 f..

[13] Vgl.: Kampmann: Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, S. 43.

[14] Vgl.: Kampmann: Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, S. 44f..

[15] Vgl.: Johannes Burkhardt: Der Dreißigjährige Krieg, Frankfurt an Main, 1992, S. 74.

[16] Vgl.: Kraus: Maximilian I, S. 129f..

[17] Zitat: Der Regensburger Fürstentag. In: Walter Goezt (hg.): Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten, 1618-1651, II,1, Leipzig, 1908, S.30f..

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Der Dänisch–Niedersächsische Krieg
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
26
Katalognummer
V198969
ISBN (eBook)
9783656253938
ISBN (Buch)
9783656255994
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dreißigjähriger Krieg
Arbeit zitieren
Clemens Hoffmann (Autor:in), 2010, Der Dänisch–Niedersächsische Krieg , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198969

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