"Ritter aus Leidenschaft" - Eine Filmanalyse


Hausarbeit, 2012

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALT

1. Einleitung

2. Allgemeine Informationen zum Film: Produktionsdaten, cast & crew

3. Genre

4. Analyse des Narrativen
4.1. Inhalt
4.2. Charaktere und Analyse der Filmfiguren
4.3. Bestimmung von Ort, Zeit und Erzählstruktur der Handlung
4.4. Dramatische Struktur der Handlung
4.5. Reise des Helden
4.6. Konflikt, Grundfrage, Thema und Aussage des Films

5. Analyse der filmischen Codes: Die visuelle Ebene
5.1. Bildeinstellungen und Perspektiven
5.2. Symbolik

6. Analyse des Auditiven

7. Interpretation und Einordnung ins Filmwerk des Regisseurs

8. Medienethische Betrachtungen

9. Zusammenfassung

10. Anhang
10.1. Literaturverzeichnis
10.2. Quellenverzeichnis
10.3. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Nach den Anstrengungen eines Arbeitstages ist es heute zur Gewohnheit geworden, abends vor dem Fernseher zu entspannen und sich einen Film anzuschauen. Dies geschieht jedoch meist passiv, indem der Zuschauer die Informationen zwar aufnimmt, aber nicht rational rezipiert, um auf dieser Grundlage zu einer eigenen Interpretation des Spielfilms zu gelangen. Daher bleiben Bedeutungsebene und Botschaft eines Films oft verborgen und unbeachtet. Dabei ist es gerade wichtig, die individuelle Wahrnehmung zu sensibilisieren und somit im Sinne einer Rezeptionskompetenz den Erkenntnisgewinn aus dem veranschaulichten Material zu steigern. Aus diesem Grunde soll mittels dieser Arbeit der populäre Film „Ritter aus Leidenschaft“ rezipiert werden, um den Mehrgehalt einer bewussten Wahrnehmung und Produktanalyse beispielhaft zu erarbeiten. Dazu muss als Ausgangspunkt zunächst von einer oberflächlichen Darstellung der Handlung nach einmaligem Sehen ausgegangen werden: Ein mittelalterlicher Knappe nimmt eine falsche Identität an, überwindet einzelne Hürden und wird schließlich zum Ritter geschlagen, bevor er seinen Rivalen im Weltmeisterschaftsfinale der Turnierritter bezwingen und die schöne Hofdame bekommen kann.

Als theoretische Grundlage der Analyse dienen hier vor allem drei Werke, welche aufgrund ihrer klaren Struktur und Bearbeitung des Themas von elementarer Bedeutung sind. Zum einen ist hier „Die Odyssee des Drehbuchschreibens. Über die mythologischen Grundmuster des amerikanischen Erfolgskinos“ von Christopher Vogler hervorzuheben, dem es gelingt, die Heldenreise präzise, interessant und verständnisvoll zu veranschaulichen. Weiterhin bilden die „Film- und Fernsehanalyse“ von Knut Hickethier sowie Werner Faulstichs „Grundkurs der Filmanalyse“ eine wertvolle und fachlich tiefgreifende Basis für jede Produktanalyse.

Die Bearbeitung dieses Themas beginnt mit der Darstellung allgemeiner Informationen und einer folgenden Genreeinteilung, um anschließend mit einer Untersuchung des Narrativen die Analyse zu fokussieren. Nachdem in diesem Kapitel maßgeblich der Inhalt, die Charaktere und die Heldenreise ausgeführt wurden, folgt zunächst die Analyse der visuellen und dann der auditiven Ebene, um somit ein Fundament für eine Interpretation zu gewährleisten. Die Arbeit schließt, nach einer medienethischen Analyse, mit einer Zusammenfassung der erbrachten Erkenntnisse. Dabei wird die Arbeit, neben den grundlegenden der Fachliteratur zu entnehmenden deskriptiven Kenntnissen, vor allem analytisch gestaltet, um zu einem eigenständigen Urteil zu gelangen.

2. Allgemeine Informationen zum Film: Produktionsdaten, cast & crew

Bereits am deutschsprachigen Titel des Spielfilms „Ritter aus Leidenschaft. He will rock you“ wird die thematische Verknüpfung mittelalterlicher Tugenden mit modernen Aspekten deutlich. Der Hollywood-Regisseur Brian Helgeland, bekannt durch die zuvor nach seinem Drehbuch entstandenen Filme L.A. Confidential und Payback, setzt hier sein eigenes Drehbuch um. Im Original als „A Knight`s Tale“ am 11.Mai 2001 in den amerikanischen Kinos erschienen, spielte der Film bei $65 Millionen Produktionskosten allein am ersten Wochenende $16.511.391 ein. Die globalen Einspielergebnisse werden auf $117.487.473 beziffert, wobei 48.1% dieser aus den USA stammen.[1] Der 132-minütige Film wurde in Prag gedreht, zudem zeichneten Richard Greatrex für die Kamera sowie Kevin Stitt für den Schnitt und somit die im Verlauf dieser Arbeit dargestellte visuelle Ebene verantwortlich. Ebenso wird die Analyse der auditiven Ebene die von Carter Burwell eingebrachte Musik untersuchen. Helgeland gelang es, neben dem Engagement des australischen Hollywood-Star Heath Ledger (zuvor bekannt aus 10 Dinge, die ich an dir hasse und Der Patriot) sowie der US-Amerikaner Alan Tudyk und Shannyn Sossamon die zu vergebenden Rollen ausschließlich mit Schauspielern englischer und schottischer Herkunft zu besetzen, was die Authentizität des Handlungsortes unterstützt: Rufus Sewell, Paul Bettany, Mark Addy, James Purefoy und Laura Fraser.

3. Genre

Eine Einteilung von Spielfilmen in definierte inhaltlich-strukturelle Gruppen ist aufgrund einer daraus folgenden vereinfachten Rezeption und Analyse von grundlegender Bedeutung. Diese als Genres bezeichneten Gruppen bergen somit Zuordnungskriterien in Form von formalen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten, die bereits während der Produktion eines Films berücksichtigt werden, um dem Publikum eine Analysehilfe zu bieten. Hierbei ist „Ritter aus Leidenschaft“ als humorvolles Historienabenteuer zu definieren, in welchem der Held ein Abenteuer in einer ihm zuvor unbekannten Welt durch Bewährungen und Proben bestehen und letztendlich, durch das Fremde herausgefordert, sich selbst verändern sowie das Glück in sich selbst finden muss.

Dabei wird „Ritter aus Leidenschaft“ durch historische Aspekte bereichert, wobei das Sujet durch die Darstellung der mittelalterlichen Gesellschaftselite, deren Tugenden, Ehrenkodexe und Ideale sowie Intrigen und Festbankette, Turniere und schließlich auch durch den Einsatz von Kostümen und Requisiten als Ritterfilm zu präzisieren ist. Die Handlung ist in das hochmittelalterliche Frankreich und England eingebettet und um Details wie den Hundertjährigen Krieg, einen jungen und heute gefeierten damaligen Schriftsteller und den englischen Königssohn Edward gestaltet. Abgerundet wird der Film durch seine Actionanteile, die von den Turnieren ausgehen und durch Stunts etliche Holzlanzen an Rittern zerbersten lassen.[2]

4. Analyse des Narrativen

Um über die erste Wahrnehmung des Films hinauszukommen, ist es erforderlich, die Geschichte bezüglich ihres Inhalts und der damit verbundenen Charaktere, sowie die Struktur des Spielfilms und dessen Botschaft genauer zu betrachten.

4.1. Inhalt

William Thatcher, Sohn eines armen Londoner Dachdeckers, träumt im Hochmittelalter von einer Zukunft als Ritter, der sich in Wettkämpfen beweist. Im Kindesalter von seinem Vater, der den Sohn bei der Neuordnung seiner Sterne unterstützen will, in die Obhut des erfolgreichen Turnierkämpfers Sir Hector übergeben, dient William diesem neben dessen Gehilfen Wat und Roland 12 Jahre als Knappe. Bevor Sir Hector jedoch ein weiteres Turnier gewinnen kann, verstirbt er, woraufhin William die Identität seines Herrn annimmt und den Wettstreit erfolgreich beenden kann. Durch den eigenen Sieg entschlossen, an weiteren Turnieren teilzunehmen, trifft der „Ritter aus Leidenschaft“ mit seinen Knappen auf den mittellosen und ihnen unbekannten Dichter und Schriftsteller Geoffrey Chaucer, welcher William mittels eines gefälschten Adelsbriefes den Zugang zu den Wettkämpfen ermöglicht. Fortan übernimmt der Held die Identität eines Sir Ulrich von Liechtenstein aus Gelderland. Bei seinem ersten Wettkampf im Rouen begegnet er neben der begabten Schmiedin Kate, welche sich der Gruppe anschließt, der Hofdame Lady Jocelyn, an welcher jedoch auch Williams zukünftig größter Gegenspieler, Graf Adhemar von Anjou, Interesse bekundet und William in diesem Turnier schlägt. Im Folgenden wird William zum erfolgreichsten Turnierkämpfer der Saison und vertieft seine Beziehung zu Jocelyn, doch trachtet er vor allem nach einem erneuten Kampf gegen Adhemar, der als Heeresführer im Hundertjährigen Krieg an keinem weiteren Turnier teilnehmen kann. Desweiteren trifft William während der Saison zweimal auf Sir Thomas Colville, dem er zunächst durch die Ermöglichung eines ehrenvollen Rückzugs vom Turnier Respekt abverlangt, und später, trotz des Wissen, dass es sich hierbei um den inkognito auftretenden englischen Prinzen Edward handelt, gegen diesen antritt und somit dessen Anerkennung erwirbt. Den Abschluss der Saison bildet die Weltmeisterschaft in London, an welcher Adhemar ebenfalls teilnimmt. Doch besucht William während des Turniers seinen im Armenviertel lebenden Vater, wobei er von Adhemar beobachtet wird, der dessen Herkunft sogleich der Turnierleitung mitteilt. William verweigert sich daraufhin einer Flucht und stellt sich in der Arena seiner Verhaftung, sodass er an den Pranger gestellt wird. Erneut zeigt sich Prinz Edward von Williams Handeln beeindruckt und würdigt dieses mit einem Ritterschlag. William ist es nun erneut möglich am Turnier teilzunehmen und begegnet Adhemar schließlich im Finale. Trotz des Einsatzes einer spitzen Lanze durch Adhemar gelingt es William, im Beisein seines Vaters, seinen Konkurrenten vom Pferd zu stoßen. Somit ist William der gesellschaftliche Aufstieg durch die Neuordnung seiner Sterne gelungen und eine Zukunft mit Jocelyn gewiss.

4.2. Charaktere und Analyse der Filmfiguren

Die in Spielfilmen dargestellten Charaktere zeichnen sich vor allem durch eine zumindest vorübergehende Übernahme einer Rollenzuweisung aus, welche die Geschichte im Sinne eines dramaturgischen Spannungsbogens vorantreibt. Die bedeutsamsten dieser von dem Schweizer Psychologen Carl Gustav Jung als Archetypen bezeichneten Funktionsträger sind hierbei der Held, Mentor, Schatten, Herold, Trickster sowie der Schwellenhüter und der Gestaltwandler.[3] Nachfolgend sollen diese Archetypen in „Ritter aus Leidenschaft“ identifiziert und analysiert werden.[4]

Die Figur des William Thatcher ist zweifelsfrei die aktivste Figur des Films und somit für den Handlungsverlauf von elementarer Bedeutung. Bereits zu Beginn ermöglicht diese Figur des Helden dem Zuschauer schnell einen Zugang zum Erzählten und bedient über die gesamte Filmlänge einen dramaturgischen Spannungsbogen, der dem Publikum stets die Identifikation mit diesem Archetypus des Helden gestattet. William zeichnet sich zum einen durch universelle Eigenschaften, Gefühle und Motivationen wie der Sehnsucht nach Liebe, Erfolg, Rache und der Bekämpfung von Unrecht aus, als auch durch eine gleichermaßen anschauliche Originalität, die ihn, durch seinen Ehrgeiz getrieben, schließlich zu seinem Ziel führt. Somit birgt diese komplexe Mischung die Darstellung eines realistischen und menschlichen Charakters, der trotzdem stets dem ritterlichen Ideal entspricht. Als ungeduldiger, aber auch rational denkender Mensch reagiert William beim Tode Sir Hector sehr gefasst, schaut als Visionär in die Zukunft und erkennt die ihm dargelegte Chance. Diese ergreift er sogleich mutig und stellt sich folglich schnell als Anführer seiner Gruppe, von der er sich somit auch getrennt wahrnimmt, heraus. Als gerechter und furchtloser Idealist beweist er jedoch ebenso die angebrachte Gnade im Kampf gegen den als Sir Thomas Collville auftretenden Prinzen Edward. Dies wird durch Williams Ehrlichkeit in Bezug auf seine Herkunft abgerundet, wobei er den Gefahren offen begegnet und opferbereit seinem symbolischen Tod als Sir Ulrich von Liechtenstein als auch den weiteren Folgen entgegentritt und gerade daher als dynamisch-mehrdimensionale Figur einen Entwicklungs- und Lernprozess durchlebt, sodass dem Zuschauer ein wahrer heldenhafter „Ritter aus Leidenschaft“ präsentiert wird, mit dem sich dieser nur zu gerne identifiziert.[5]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jocelyn tritt als äußerst schöne Hofdame auf, die trotz der mittelalterlichen Frauenrolle gleichermaßen emanzipiert und klug ist. Ihre Ziele konsequent verfolgend, ist sie häufig unkonventionell und wird doch stets auf ihre Fraulichkeit beschränkt. Im Gegensatz zu Adhemar nimmt William sie als gefühlvolle und eigenständige Person wahr, sodass beide schnell zueinander finden. Hierbei vollzieht der Held die besagte Entwicklung: Zunächst als charismatischer Träumer von seinem Ehrgeiz nach Gold, Ehre und Ruhm geleitet, fordert Jocelyn die Aufgabe dieser Bestrebungen zum Beweis seiner Liebe, wodurch William schließlich die enorme Bedeutung der Freundschaft, der Liebe und seine wahre Bestimmung erkennt. Diese Gabe erhält der „Ritter aus Leidenschaft“ somit von seiner Geliebten, weshalb diese die Funktion des Mentors übernimmt. Als gefestigte und durchweg positiv besetzte Persönlichkeit ahnt sie von Williams niederer Herkunft, was ihr durch die aus ihrer Unschuld gewachsenen Weisheit jedoch unwichtig erscheint. Sein Herz erkennend, steht sie ihm bei, dient als liebende Motivation und leitet ihn an. Indem sie William in die gesellschaftliche Elite einführt, ebnet sie ihm den Weg und bleibt dabei ein vermehrt statischer, wenn auch mehrdimensionaler Charakter, zumal William als Ritter im Herzen auch ihm eigene Aspekte eines inneren Mentors aufweist.[6]

[...]


[1] Vgl. http://boxofficemojo.com/movies/?id=aknightstale.htm (letzter Zugriff 05.07.2011)

[2] Vgl. Faulstich, Werner: Grundkurs Filmanalyse, 2. Auflage, Paderborn 2008, S.28-29, 40-43. Hickethier, Knut: Film- und Fernsehanalyse, 3. Auflage, Stuttgart/Weimar 2001, S.213.

[3] Vgl. Vogler, Christopher: Die Odyssee des Drehbuchscheibens. Über die mythologischen Grundmuster des amerikanischen Erfolgskinos, 5. Auflage, Frankfurt am Main 2007,S.79-84.

[4] Nachfolgende Screenshots wurden mittels des Windows Media Players von einer DVD abgespielt und sind durch die Angabe des Timecodes (TC) im Abbildungsverzeichnis belegt.

[5] Vgl. Vogler: Die Odyssee des Drehbuchscheibens, S.88-97. Anm.: Ulrich von Liechtenstein war eine historische Person und mittelalterlicher Dichter sowie Minnesänger, der von 1200 bis 1275 lebte und einem alten aus der Steiermark stammenden Ministerialgeschlecht angehörte.

[6] Vgl. Vogler: Die Odyssee des Drehbuchscheibens, S.105-118.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
"Ritter aus Leidenschaft" - Eine Filmanalyse
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg  (Institut für Theologie und Ethik)
Veranstaltung
Medienethik
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
29
Katalognummer
V198223
ISBN (eBook)
9783656242932
ISBN (Buch)
9783656244929
Dateigröße
2157 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medienethik, Ritter aus Leidenschaft, Filmanalyse, Mikos, Faulstich, Ledger, Heath Ledger, Medienanalyse
Arbeit zitieren
Eric Kresse (Autor:in), 2012, "Ritter aus Leidenschaft" - Eine Filmanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198223

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