Grenzgefälle und grenzübergreifende Verflechtungen zwischen Schweden und seinen Nachbarn Dänemark und Norwegen


Seminararbeit, 2012

20 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grenzgefälle und Grenzverflechtungen: Möglichkeiten und Barrieren

3 Grenzverflechtungen und Grenzgefälle zwischen Schweden und seinen skandinavischen Nachbarn Norwegen und Dänemark
3.1 Politisch- gesellschaftliche Rahmenbedingungen in Schweden, Norwegen und Dänemark
3.2 Makroökomische Verflechtungen und das Grenzgefälle zwischen Schweden, Dänemark und Norwegen
3.3 Grenzverflechtungen und Grenzgefälle zwischen Schweden und Dänemark: DieØresund Region
3.4 Grenzverflechtungen und Grenzgefälle zwischen Schweden und Norwegen: Die Svinesund Region

4 Vergleich und Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang 1: Karte Øresund
Anhang 2: Svinesundregion

1 Einleitung

Zum Tanken nach Belgien fahren, Käse und Kaffee kauft man am Besten in den nahen Niederlanden und in Deutschland finden sich durch das hohe Lohnniveau gute Arbeitsbedingungen: Der Alltag der Bewohner der Euregio Maas- Rhein ist - zumindest theoretisch- durch eine starke Verflechtung zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland geprägt. Doch ist dieses Phänomen der Ausnutzung der komparativen Kostenvorteile nicht allein auf die Grenzregion zwischen Aachen, Maastricht und Lüttich begrenzt. Auch andere Grenzräume bieten durch einen Grenzüberschritt eine Bandbreite von Vorteilen.

Die Skandinavischen Länder Schweden, Norwegen und Dänemark scheinen für die Südeuropäer (aus der Sicht der Skandinavier alle übrigen Europäer südlich von Dänemark) relativ homogene Nationalstaaten zu sein (vgl. Löfgren 2008:197; Power 2003:168), die sich im Grunde ihrer Sozial-, Wirtschafts-, Politik- und Gesellschaftsstruktur nicht groß unterscheiden. Doch ist dieses Bild zu undifferenziert und falsch. Durch die Unterschiede zwischen den drei Staaten, seien sie von außen betrachtet auch noch so gering, entstehen enge Verflechtungen und ein Grenzgefälle, das einzigartig ist. Dieses soll in der vorliegenden Arbeit aufgezeigt werden.

Dafür ist zunächst eine Bestimmung der Begriffe der Grenzverflechtung und des Grenzgefälles vorzunehmen (vgl. Kap. 2). In Kapitel 3 werden zunächst kurz die politisch- gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Schweden und den beiden Nachbarstaaten Dänemark und Norwegen dargestellt (vgl. Kap. 3.1), um daraufhin einige makroökonomischen Indikatoren für Grenzverflechtungen darzustellen (3.2). Im Folgenden wird der Fokus der Arbeit auf die Betrachtung der Grenzräume zwischen Schweden und seinen Nachbarstaaten gelegt. Die Seminararbeit wurde im Rahmen der Exkursion Südschweden verfasst und daher soll die Øresundregion zwischen Dänemark und Schweden exemplarisch herausgestellt werden (Kap. 3.3), da dieser Raum von der Exkursionsgruppe besucht wird. Als Grenzregion zwischen Schweden und Norwegen wird abschließend kurz die Svinesundregion vorgestellt (Kap. 3.4).

2 Grenzgefälle und Grenzverflechtungen: Möglichkeiten und Barrieren

Staatlich- administrative Grenzen zwischen Nationen sind auch in einer globalisierten Welt „eine Trennlinie zwischen unterschiedlichen politischen, rechtlichen, und ökonomischen Systemen“ (Haslinger 2007:11). Aus einer solchen Grenzziehung entstehen Räume (cross- border region; Grenzräume), die durch eine Grenze getrennt sind und zu verschiedenen Staaten gehören, wobei es sich bei der Trennlinie nicht nur um eine politisch- administrative Grenze handeln kann, sondern auch ökonomische, kulturelle und soziale Grenzen existieren können (vgl. Trippl 2009:151; Lundquist/ Trippl 2009:3). Dabei variieren diese Grenzräume zwischen der Größe der Region, den geographischen Voraussetzungen, der Geschichte, der Kultur und den sozioökonomischen Bedingungen (vgl. Lundquist/ Trippl 2009:3).

In Europa wurden die Grenzen durch die europäischen Integration und dem sog. Schengen- Abkommen, welches den Wegfall der Grenzkontrollen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie den Partnerstaaten (u.a. Norwegen) implizierte, neu definiert (vgl. European Free Trade Association 2012). Zwar ist damit ist eine Minderung der mentalen Wahrnehmung der Grenzen verbunden, jedoch stellen Grenzen auch heute noch in der Europäischen Union wie bereits erwähnt v.a. eine kulturelle, mentale, rechtliche und politische Begrenzung der einzelnen Nationalstaaten dar (vgl. Haslinger 2007:11).

Als Grenzgefälle wird „allgemein ein auf einer Seite einer Grenze feststellbarer Ausstattungs- bzw. Niveauunterschied in Bezug auf ein oder mehrere Merkmale gegenüber der anderen Grenzseite verstanden“ (Breuer 1981:428f.). Dabei stellen sich „bestimmte Reaktionsmechanismen um so zwangsläufiger ein, je mehr sich die politischen Systeme auf beiden Seiten der Grenze voneinander unterscheiden“ (Haslinger 2007:11). In diesem Zusammenhang wäre ein geringes Grenzgefälle zwischen den Staaten der Europäischen Union anzunehmen, doch reichen die Faktoren des Grenzgefälles weiter als nur über die Differenzen im politischen System. Auch „Unterschiede im Preisgefüge, dem Regulierungsgrad der Wirtschaft, bis hin zu rechtlichen Standards und der Rechtssicherheit“ (Haslinger 2007:11) charakterisieren ein Grenzgefälle.

Treffen bestimmte staatliche Besonderheiten bzw. Unterschiede von bestimmten Konditionen wie z.B. unterschiedliche Steuersätze, inländische Privilegien, Subventionen und eine unterschiedliche Gesetzgebung an Grenzen aufeinander (vgl. Breuer 1981:431), kann von grenzüberschreitenden Verflechtungen zwischen den Staaten ausgegangen werden, da die in den Staaten lebende Bevölkerung versucht, die jeweiligen Vorteile auf der anderen Grenzseite individuell zu nutzen. Das Grenzgefälle kann „aufgrund generell verschiedenartiger wirtschaftlicher Entwicklung und dementsprechend Angebots-, Preis- und Lohnniveau“ (Breuer 1981:432) zwischen benachbarten Staaten sehr stark ausgeprägt sein. Andererseits besteht bereits ein Grenzgefälle bzgl. einzelner Warengruppen oder ausgewählter Produkte, wenn „unterschiedliche Besteuerung, besondere inländische Produktionsbedingungen und Patente“ (ebd.) in den jeweiligen Grenzseiten festzustellen sind. Dieser letztgenannte Aspekt ist in heutiger Zeit charakteristisch für die Grenzräume der Europäischen Union und ihrer Partnerländer. Die Homogenisierungen der politischen Rahmenbedingungen, der Wegfall der Grenzkontrollen und die Ähnlichkeiten der Staaten bzgl. ihrer wirtschaftlichen Entwicklung sorgen dafür, dass das Grenzgefälle zwischen den Staaten insbesondere durch unterschiedliche Preis-, Lohn-, Wohnkosten- und Angebotsniveaus geprägt wird. So entstehen grenzräumliche Verflechtungen, die sich u.a. auf eine grenzüberschreitenden Arbeitsmigration bzw. Pendlerverflechtungen, Naherhohlung und Einkaufstoursimus auswirken.

Findet ein regelmäßiger und häufiger Grenzübergang von einzelnen Personen statt, können diese Personen als Regionauten (Englisch: regionauts) bezeichnet werden (vgl. Löfgren 2008:196). Darunter versteht Löfgren Personen, die es gelernt haben, die Welt auf beiden Seiten der Grenze zu nutzen. Dabei bewegen sich die Regionauten sowohl physisch als auch mental zwischen den beiden Ländern (vgl. Löfgren 2008:196). Diese Grenzgänger prägen eine Region wesentlich stärker als dass das politisch- administrative Institutionen und Organisationen für eine Grenzregion planen bzw. entwickeln können.

Die angesprochene administrative Ebene hat insbesondere seit den 1990er Jahren durch die Schaffung einer Vielzahl von grenzüberschreitenden Zusammenarbeiten versucht, Grenzräume als Wirtschaftszentren zu entwickeln bzw. herauszustellen (u.a. durch Interreg- Programme der EU). Doch kommt nicht nur Löfgren 2008 zu dem Schluss, dass die meisten solcher cross- border regions „more political dreamscapes than strongly integrated transnational territories” (Löfgren 2008:195) sind. Wichtig ist, das “cross- border regions […] are not only defined in terms of physical distances and transport systems, but cultural definitions of proximity and reachability” (Löfgren 2008:197).

Dem bisher dargestellten Verflechtungsprozess stehen jedoch auch Barrieren gegenüber, die eine grenzüberschreitende Verflechtung zwischen Nationen behindern. So werden auf Seiten der Bevölkerung nicht nur die positiven Aspekte der Integration von internationalen Grenzräumen gesehen. Zu den Vorurteile gegenüber der anderen Nation kommen verstärkt verschiedene Ängste auf, die z.T. durch rechtspopulistische Parteien verstärkt werden (vgl. Löfgren 2008:204f.):

1. Angst vor einer Liberalisierung der Gesetze,
2. Angst vor einer Überfremdung
3. Angst vor Angleichung der Kulturen (Akkulturation).

Diesen mentalen Barrieren in der Bevölkerung können zudem durch einen Mangel von grenzüberschreitenden Institutionen und Organisationen verstärkt werden. Dazu untergliedern Lundquist und Trippl 2009 drei verschiedene Arten von grenzüberschreitenden Regionen, die sich durch eine verschieden- starke grenzüberschreitende Integration unterscheiden (vgl. Abb. 1). Die beiden Autoren analysieren an diesem Modell die Integration von regionalen Innovationssystemen, allerdings lässt sich das entwickelte Modell auch auf die allgemeine Situation von Grenzräumen übertragen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Idealisierte Typen verschiedener Ebenen von grenzübergreifender Integration (Lundquist/ Trippl 2009: 6)

Die erste Stufe ist dabei durch schwache grenzüberschreitende Integration gekennzeichnet, die durch zu wenige Institutionen, einer starken Vergangenheitsabhängigkeit der Wirtschaft, sog. Lock- in Effekten, einer sehr geringen sozialen Akzeptanz des Grenzraumes von Firmen und Privatpersonen sowie einer sehr schwachen Identität der Personen mit der Grenzregion charakterisiert wird. Die Regionen orientieren sich ausschließlich an der eigenen Nation und erkennen somit nicht die Synergiepotenziale, die durch eine verstärkte Kooperation mit der Nachbarregion entstehen könnten.

Dagegen stellt die zweite Stufe eine Weiterentwicklung dar. Die Interaktion zwischen den Grenzseiten nimmt zu und es kommt zu Austauschprozessen zwischen den unterschiedlichen Systemen. Dieses kann u.a. durch einen Austausch von Personen oder einer Netzwerkbildung der Institutionen erfolgen (vgl. Lundquist/ Trippl 2009:8f.).

Die im Modell dargestellte dritte Stufe zeichnet sich durch einen faktischen Wegfall der Trennlinie zwischen den beiden Nationen aus. Die Region weist eine starke Integration auf und ist nach außen als eine zusammenhängende Region wahrnehmbar.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Grenzgefälle und grenzübergreifende Verflechtungen zwischen Schweden und seinen Nachbarn Dänemark und Norwegen
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Geographisches Institut)
Note
1,3
Jahr
2012
Seiten
20
Katalognummer
V198191
ISBN (eBook)
9783656243465
ISBN (Buch)
9783656244073
Dateigröße
1509 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grenzgefälle;, Grenzverflechtungen;, Skandinavien;, Öresund;, Svinesund
Arbeit zitieren
Anonym, 2012, Grenzgefälle und grenzübergreifende Verflechtungen zwischen Schweden und seinen Nachbarn Dänemark und Norwegen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198191

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