Autismus. Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten


Seminararbeit, 2001

33 Seiten, Note: Sehr gut (1)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Definition
1. 1. Was ist Autismus?

2. Wie man Autismus erkennen kann?
2. 1. Früherkennung
2. 2. Frühförderung
2. 3. Abgrenzung von anderen Störungen

3. Ursachen
3. 1. Psychologische Aspekte
3. 2. Biologische Ursachen

4. Häufigkeit

5. Gegenüberstellung des Kanner-Syndroms dem Asperger-Syndrom
5. 1. Das Kanner-Syndrom
5. 1. 1. Das Wesen
5. 1. 2. Beschreibung
5. 2. Das Asperger-Syndrom
5. 3. Die Unterscheidung

6. Verhaltensstörungen
6. 1. Verhalten im 1. Lebensjahr
6. 2. Abnormitäten in Gefühlen und Stimmungen

7. Fähigkeiten
7. 1. Sprechen und Sprache
7. 1. 1. Sprachentwicklung
7. 2. Sensorische Funktionen
7. 3. Sequentielle und rhythmische Fähigkeiten
7. 4. Besondere Begabungen

8. Entwicklung autistischer Jugendlicher und Erwachsener

9. Therapiemöglichkeiten
9. 1. Geeignete und zuständige Therapeuten
9. 2. Basistherapie
9. 3. Festhaltetherapie
9. 3. 1. Mutter-und-Kind-Haltetherapie nach
WELCH
9. 3. 1. 1. Theoretische Hintergründe
9. 3. 1. 2. Methode
9. 3. 1. 3. Anspruch auf Heilung
9. 4. Musiktherapie
9. 5. Medikamentöse Therapie

10. Für die Schule

Literaturverzeichnis

Anhang

Aktuelle Artikel

Stammhirndefekt soll Autismus verursachen

Früherkennung von Autismus

1. Definition

Die Wortschöpfung Autismus geht auf den Schweizer Psychologen Eugen Bleuler zurück, der 1911 die Begriffe „autistisch“ und „Autismus“ prägte. Autismus kommt vom griechischen Wort „autos“ und bedeutet „selbst“. Das heißt dieses Krankheitsbild kann als ein in sich gekehrt sein und ein auf sich selbst bezogenes Denken definiert werden.

(vgl. www.autismus/def/htm.de.)

1. 1. Was ist Autismus?

Folgende Beschreibung wird in der internationalen Klassifikation der Erkrankungen aufgeführt:

Eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die durch eine abnorme oder beeinträchtigte Entwicklung definiert ist und sich vor dem 3. Lebensjahr manifestiert. Außerdem

ist sie durch eine gestörte Funktionsfähigkeit in den drei folgenden Bereichen charakterisiert: in der sozialen Interaktion, der Kommunikation und in eingeschränktem

repetitivem Verhalten. Die Störung tritt bei Jungen drei- bis viermal häufiger auf als bei Mädchen.

Im Weiteren sind bei autistischen Kindern oft „Intelligenzdefizite“ beobachtbar, die unabhängig von den autistischen Verhaltensstörungen zu sein scheinen. Das bedeutet, dass neben der autismusspezifischen Behinderung häufig auch eine geistige Behinderung besteht.

Unabhängig vom Intelligenzniveau findet man bei autistischen Kindern die sogenannten autismusspezifischen Störungen der Sprach- und Sozialentwicklung. Diese Störungsanteile werden wiederum auf die tiefgreifende Entwicklungsstörung zurückgeführt, bei der es sich um eine schwere qualitative Abweichung vom normalen Entwicklungsverlauf handelt, die in keinem Entwicklungsstadium normal ist.

Das eigentliche Merkmal der autistischen Störungen ist die qualitative Verformung der Entwicklung, die sowohl das Sozialverhalten, die verbale und nonverbale Kommunikation als auch das vorstellungsmäßige Denken betrifft. Die entwicklungspsychologische Sichtweise ermöglicht es, das gestörte Verhalten autistischer Kinder als Ausdruck der Entwicklungsveränderung zu erklären, auf Grund derer die eingeschränkten und stereotypen Verhaltensweisen als qualitativ anders und nicht bloß als „sinnlos“ betrachtet werden. (vgl. www.autismus/def/htm.de.)

2. Wie man Autismus erkennen kann

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. 1. Früherkennung

Dass meist viel Zeit vergeht zwischen den ersten Beobachtungen, die die Eltern beunruhigen, und der Autismus-Diagnose (letztere frühestens im 3. oder 4. Lebensjahr des Kindes), hat seinen Grund zum Teil in den Eigenarten des autistischen Krankheitsbildes:

Die Merkmale, deren Verknüpfung das autistische Syndrom ausmacht, sind für sich genommen unspezifisch. Sie kommen auch bei anderen Krankheitsbildern und z.T. bei gesunden Kindern vor.

Die Symptome verändern sich im Verlauf der Entwicklung, und die schwerwiegenden Symptome zeigen sich in der Regel erst im 3. oder 4. Lebensjahr. Da sich das Syndrom über Jahre entwickelt, ist man auf die Beobachtung des Verlaufs angewiesen. Die Diagnose kann daher zunächst nur eine Verdachtsdiagnose sein. Manche, oft gerade die intelligenteren Kinder, können ihre Defizite besser kompensieren und haben daher keine so eindeutige Symptomatik. Ein autistisches Kind kann eine erreichte Fähigkeit wieder verlieren oder entwickelt sie nicht weiter.

Ein weiterer Grund für diese große Zeitspanne ist, dass u.a. wegen der Seltenheit autistischer Störungen viele Fachkräfte (ärztliche und soziale Dienste) zu wenig über dieses Krankheitsbild informiert sind und daher nicht gezielt auf entsprechende Verdachtsmomente achten. Auch haben viele Ärzte Bedenken, sich und damit das Kind zu früh auf diese Diagnose festzulegen.

Eine möglichst frühe Diagnose ist jedoch von großer Bedeutung für autistische Kinder. Sie ermöglicht es, durch einen rechtzeitigen Behandlungsbeginn – jeweils im Rahmen der durch die Störung vorgegebenen Grenzen – Entwicklungsverzögerungen und sekundären Schäden vorzubeugen. Außerdem macht es den Eltern den Umgang mit ihrem Kind leichter, wenn sie zu einem frühen Zeitpunkt über die Natur der Störung informiert sind.

2. 2. Frühförderung

Obwohl die Eltern relativ zeitig – selten vor dem Ende des 1. Lebensjahres, meist aber im Verlauf des 2. Lebensjahres – das Verhalten ihres Kindes als ungewöhnlich registrieren, beginnen spezielle Fördermaßnahmen für die Kinder und Hilfen für die Eltern Im Allgemeinen selten vor dem 5. Lebensjahr, weil Ärzte und andere Fachleute die Störung häufig nicht früher einordnen können. Früherziehung sollte jedoch schon bei Verdacht auf Autismus beginnen, um Entwicklungsverzögerungen und sekundären Schäden vorzubeugen.

Die Frühförderung bzw. Früherziehung geht davon aus, dass die Entwicklung in erheblichem Maße von äußeren Anregungen abhängig ist. Um Behinderungen zu vermeiden bzw. die Beeinträchtigung möglichst gering zu halten, wird die frühe Entwicklung angeregt, Störungen werden kompensiert und durch Unterstützung der Eltern deren Erziehungsfähigkeit stabilisiert und verbessert. Das autistische Kind soll z.B. befähigt werden, Reize nicht isoliert, sondern situationsbezogen aufzunehmen und handelnd zu beantworten, den Zusammenhang von Geräuschen usw. mit Tätigkeiten, Gegenständen und Personen herzustellen und sich im eigenen Handeln an diesen Zusammenhängen zu orientieren.

Den vielfältigen und unterschiedlichen Schwierigkeiten autistischer Kinder kann nur mit einem genauso facettenreichen pädagogisch-therapeutischen Angebot begegnet werden, das die Kinder motiviert. Anliegen der Frühförderung ist nicht, sehr früh sehr viel anzubieten, denn dies kann das Gegenteil des Gewünschten bewirken, sondern sich auf den Entwicklungsstand und die Besonderheiten des autistischen Kindes einzustellen und auch die Eltern entsprechend zu beraten.

2. 3. Abgrenzung von anderen Störungen

Einzelne Symptome autistischen Verhaltens können zeitweise sogar bei gesunden Kinder, aber auch bei zahlreichen anderen Störungen vorkommen. Vor allem die Unterscheidung von folgenden Störungsbildern ist wichtig:

Bei geistigen Behinderungen sind die emotionalen Beziehungen zur personalen oder sachlichen Umwelt wenig oder gar nicht gestört. Die autistische Symptomatik stellt allenfalls eine Begleitsymptomatik dar. Auch fehlen vielfach die sprachlichen und motorischen Besonderheiten des frühkindlichen Autismus. Liegen beide Störungen vor, werden beide Diagnosen gestellt. Die Schizophrenie des Kindesalters (Psychosebeginn vor dem 10. Lebensjahr) ist vordergründig ebenfalls durch eine schwere Beziehungsstörung geprägt. Der frühklindliche Autismus besteht jedoch von Geburt an oder entwickelt sich bis zum Ende des 3. Lebensjahres, während die kindliche Schizophrenie akut oder schleichend auch im späteren Entwicklungsverlauf einsetzt. Es kommen ähnliche Verhaltensweisen vor, zusätzlich aber Halluzinationen, Wahnvorstellungen, unzusammenhängende Assoziationen, Zerfahrenheit usw. Kinder mit Störungen in der Sprachentwicklung halten gewöhnlich Blickkontakt und versuchen sich nonverbal auszudrücken. Bei autistischen Kindern entwickeln sich sehr individuelle Reaktionen und besondere Formen des nichtsprachlichen Ausdrucks.

Sinnesdefekte lassen sich durch genaue Sinnesprüfungen abgrenzen. Kinder mit Hörstörungen reagieren auf bestimmte Frequenzen oder Lautstärken nicht. Bei autistischen Kindern dagegen ist die Reaktion auf Geräusche widersprüchlich beziehungsweise ungewöhnlich. Sinnesbehinderte Kinder sind im allgemeinen nicht autistisch.

Kinder mit Hörstummheit (Entwicklungsaphasie, Audimutitas, Stummheit des hörfähigen Kindes) unterscheiden sich von autistischen Kindern u.a. durch die hohe Bereitschaft, sich auch nonverbal (durch Gesten, Mienen und Gebärden) zu verständigen. Beim Mutismus liegt eine Sprachverweigerung bei erhaltener Sprechfähigkeit vor. Es fehlt eine hirnorganische Ursache, die Störung ist psychisch bedingt. Das fragile X-Syndrom (Marker-X-Syndrom, Martin-Bell-Syndrom) ist durch mehr oder weniger deutliche Fehlbildungen (wie vergröberte Gesichtszüge, vorgewölbte Stirn, große Ohren) und Intelligenzminderung gekennzeichnet. Man findet bei diesen Kindern auf einem Arm des X-Chromosoms eine fragile Stelle, die zytogenetisch und, neuerdings noch viel sicherer, molekularbiologisch nachweisbar ist. Bei dem fast ausschließlich bei Mädchen vorkommenden Rett-Syndrom findet nach unauffälliger psychomotorischer Entwicklung in den ersten Lebensmonaten ein fortschreitender intellektueller und motorischer Abbau statt. Das Schädelwachstum verlangsamt sich, die Hände führen stereotyp merkwürdige wringende Bewegungen aus, epileptische Anfälle sind häufig. In der frühen Kindheit schwerwiegend emotional vernachlässigte Kinder (Hospitalismussyndrom, Deprivationsschäden) können hochgradig kontaktgestört sein, es findet sich bei ihnen aber nicht das charakteristische Verhalten autistischer Kinder.

3. Ursachen

3. 1. Psychologische Aspekte

Lange Zeit ging man davon aus, dass das Verhalten der Eltern, insbesondere der Mutter, eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Autismus spielt. Es wurde angenommen, dass die Eltern und insbesondere die Mutter ablehnend auf ihr Kind reagieren und sich das Kind deshalb in eine eigene Welt zurückzieht, in der es vor Enttäuschungen und Verletzungen geschützt ist. Inzwischen gilt diese Erklärung aber als unhaltbar. Zum einen konnte nicht nachgewiesen werden, dass sich die Eltern autistischer Kindern durch besondere Kälte oder Ablehnung auszeichnen, zum anderen treten die Symptome häufig schon im frühen Säuglingsalter auf, was eher auf biologische Ursachen hinweist. Außerdem stellt sich die Frage, ob die angenommenen Besonderheiten des Elternverhaltens nicht eher eine Folge als eine Ursache der Störung des Kindes sind.

[...]

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Autismus. Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten
Hochschule
Pädagogische Hochschule Niederösterreich (ehem. Pädagogische Akademie des Bundes in Niederösterreich)  (VolksschullehrerInnenausbildung)
Note
Sehr gut (1)
Autor
Jahr
2001
Seiten
33
Katalognummer
V19815
ISBN (eBook)
9783638238571
Dateigröße
724 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Autismus
Arbeit zitieren
Petra Becher (Autor:in), 2001, Autismus. Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19815

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