Reichtum in der Schweiz - Analyse und Vergleich von Ueli Mäders "Wie Reiche denken und lenken" und Hans Kisslings "Reichtum ohne Leistung"


Hausarbeit, 2012

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Analyse und Vergleich von Ueli Mäders «Wie die Reichen denken und lenken» und Hans Kisslings «Reichtum ohne Leistung»
2.1 Reichtum ohne Leistung - Hans Kissling
2.2 Wie Reiche denken und lenken - Ueli Mäder, Ganga Jey Aratnam und Sa- rah Schilliger
2.3 Analyse und Vergleich

3. Resümee und abschliessende Diskussion unter Einbezug weiterer Meinungen

4. Literaturverzeichnis

Reichtum in der Schweiz - Analyse und Vergleich von Ueli Mäders «Wie die Reichen denken und lenken» und Hans Kisslings «Reichtum ohne Leistung»

1. Einleitung

Die Schweiz ist eines der reichsten Länder unserer Erde - ohne Zweifel. Dass der Reichtum in der Schweiz jedoch sehr ungleich verteilt ist und dass nicht alle Bürger vom grossen Geld profitieren, wird häufig ausgeblendet oder wegdefiniert. So titelte die Weltwoche in Ausgabe 21 von 2008 beispielsweise:

„ Geballter Reichtum nützt allen. [ … ] Die Zunahme der Verm ö genskonzentration, und dies zeigen nicht nur die letzten Jahre, ist vor allem Ausdruck einer erfolgrei chen Wirtschaftsentwicklung. “1

In der Tat kann die Schweiz auf erfolgreiche Jahrzehnte der Wirtschaftsentwicklung zurückblicken. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs hat sich der Wohlstand in der Schweiz kontinuierlich verbessert. Auch vor Arbeitslosigkeit war die Schweiz nach dem zweiten Weltkrieg während längerer Zeit (praktisch gänzlich) verschont. Gegen Ende der 70er-Jahre jedoch brach dieser Aufschwung ein - nicht mehr alle profitierten vom wirtschaftlichen Aufwärtstrend. Wie die folgende (leider schon etwas ältere) Statistik der SECO zeigt, stieg damals auch die Arbeitslosigkeit wieder an:2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb: Erwerbsbevölkerung ge- mäss Volkszählungen 1920 - 1990

Quelle: SECO3

Heute verfügen die 300 Reichsten in der Schweiz - laut dem Wirtschaftsmagazin „Bi- lanz“ - über ein Vermögen von ungefähr 481 Milliarden Franken.4

„ Würde das Verm ö gen der 300 Reichsten von 481 Milliarden Franken auf die Bev ö lkerung aufgeteilt, erhielte jeder Bewohner der Schweiz 60 ’ 900 Franken ausbezahlt. “5

Für die Diskrepanz zwischen dem Vermögen der Reichsten und dem „Nicht- Vermögen“ der Ärmsten sind verschiedene Faktoren verantwortlich; Tatsache ist je- doch, dass die Schere zwischen Arm und Reich sich immer mehr öffnet. Und wer Geld hat, besitzt in zunehmendem Masse auch Macht. Bereits 1983 fragte sich Hans Tschäni in seiner Studie und dem gleichnamigen Buch; „ Wer regiert die Schweiz? “.6 In der Folge werde ich nun zwei Werke (von Ueli Mäder, Ganga Jey Aratnam, Sarah Schilliger und von Hans Kissling) analysieren und vergleichen, die sich mit dem Thema „Reichtum und Macht“ eingehend beschäftigt haben. In einem abschliessenden Fazit sollen auch konträre Stimmen aufgegriffen werden und die unterschiedlichen Ansich- ten kurz diskutiert werden.

2. Analyse und Vergleich von Ueli Mäders «Wie die Reichen denken und len- ken» und Hans Kisslings «Reichtum ohne Leistung»

2.1 Reichtum ohne Leistung - Hans Kissling

Das recht kompakte, 119 Seiten umfassende Werk, beschäftigt sich eingehend mit Zahlen und Fakten der Vermögensverteilung - vor allem im Kanton Zürich, da in die- sem Kanton Daten in umfänglicher Weise vorliegen. In seinem Buch erklärt Hans Kiss- ling, dass die Schweiz sich in zunehmendem Masse re-feudalisiert. Seiner Meinung nach hat die Verteilung der Vermögen in der Schweiz eine Ungleichheit erreicht, die den feudalen Verhältnissen des Ancien Régimes auffallend ähnelt: Er zeigt den Lesern auf, dass in den kommenden Jahren und Jahrzehnten enorme Vermögen auf die fol- gende Generation vererbt werden, dass aber diese Vererbung sehr einseitig ausfallen wird und dass sie die soziale Ungleichheit weiter vergrössern wird. Diese Ungleichheit birgt, laut Kissling, in zunehmendem Masse auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Probleme (z.B. erhöhte Gewaltbereitschaft oder zunehmende gesundheitli- che Probleme). In seinem letzten Kapitel versucht er deshalb, (politische) Wege aufzuzeigen, aus dieser Ungleichheit herauszukommen.7

2.2 Wie Reiche denken und lenken - Ueli Mäder, Ganga Jey Aratnam und Sarah Schilliger

Auch im Werk „Wie Reiche denken und lenken“ wird festgestellt, dass die - nach dem zweiten Weltkrieg einsetzende - Meritokratie immer mehr feudale Züge annimmt und, mit der zunehmenden Verschränkung von Wirtschaft und Politik, sogar in Zukunft in eine Art Oligarchie führen könnte. „Wie Reiche denken und lenken“ ist um einiges um- fangreicher, als Kisslings Werk (rund 400 Seiten); die sich immer mehr öffnende Sche- re zwischen Arm und Reich in der Schweiz wird von verschiedenen Zugängen her be- leuchtet: Zum einen gibt es eine geschichtliche und eine ethnografische Betrachtung der Situation, dann werden aber auch (sekundär-) statistische Analysen und Berech- nungen miteinbezogen, sowie Medienberichte und eine Vielzahl an Interviews (mit Reichen und weiteren Fachleuten). Zum Schluss wird auch die Debatte über Perspek- tiven der Umverteilung eröffnet.8 Das Ziel des Buches ist es, „ dem Reichtum auf die Spur “ zu kommen, und herauszufinden: „ Wie denken und lenken Reiche? “9

2.3 Analyse und Vergleich der beiden Werke

Nach diesem kurzen Überblick über die beiden Werke soll nun ein Vergleich angestellt werden: Wo sind die Aussagen in den Werken deckungsgleich, wo unterscheiden sie sich, wo liegen jeweils die Gewichte? Die Analyse ist dabei in verschiedene Bereiche unterteilt, um einigermassen strukturiert zu bleiben; die nachstehende Tabelle soll zunächst der Veranschaulichung der beiden Werke dienen.

Die Analyse und die Tabelle sind in folgende Teile gegliedert: 1. Geschichtliches/Ursachen der ungleichen Verteilung; 2. Zustand und Folgen (Erkenntnisse) der Ungleichverteilung 3. Wichtige verwendete Daten; 4. Reichtum und Macht / Politik; 5. Perspektiven in Bezug auf eine Verbesserung des momentanen Zustands; 6. Weitere Themen, die in Bezug auf Reichtum angesprochen / aufgegriffen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten10 11

Natürlich konnten in dieser Tabelle nicht gänzlich alle Daten und Aussagen der Auto- ren aufgegriffen werden; sie stellt lediglich eine Auswahl an in den Werken verwendetem Material dar.

Beim Vergleich der beiden Werke fällt zunächst auf, dass - geschichtlich gesehen - bei „Wie Reiche lenken und denken“ früher angesetzt wird, nämlich bereits im 15. Jahrhundert. Bereits da wurde das „ tückische Gesetz der kleinen Zahl “ , „ eine Beharr- lichkeit der sozialen Ungleichheit in Westeuropa “12 und der Reichtum in der Hand ei- niger weniger, festgestellt. Das Phänomen der „offenen Schere“ hat es demnach be- reits in vergangenen Jahrhunderten - vor der Marktwirtschaft - gegeben. „Reichtum ohne Leistung“ setzt etwas später an, nämlich bei der Industrialisierung vor rund 200 Jahren, „ zu Beginn der (kapitalistischen) Marktwirtschaft. “13 Während Kissling sich dann aber relativ zügig auf die Situation in der Schweiz ab 1991 konzentriert, erklären Mäder et. al. den Aufbau der Marktwirtschaft in der Schweiz (angefangen bei den im 16. / 17. Jahrhundert eingewanderten, reformierten Glaubensflüchtlinge) eingehend.14 15

Beide Werke machen in der Folge auf den Globalisierungsschub und die einzigartige Konstellation verschiedener Faktoren in den 90er-Jahren aufmerksam, welche die Neubildung von Megavermögen begünstigte. Und, obwohl Kissling anmerkt, dass die Neubildung von Mega-Vermögen künftig weniger hoch ausfallen wird, sehen beide Werke die Vererbung bestehender Vermögen als grosses, wenn nicht sogar als Haupt-, Problem in Bezug auf die „Re-Feudalisierung“.16,17

Besonders Kissling widmet der Vererbung von Gross-Vermögen erhöhte Aufmerksamkeit; laut seinen Berechnungen werden in der Schweiz „ innerhalb von 30 Jahren 120 Personen ein Verm ö gen von mehr als einer Milliarde Franken, 4 Personen sogar je mehr als eine Milliarde Franken, einer davon sogar mehrere Milliarden “18 besitzen. Und dies bei einer ungefähren Einwohnerzahl von ungefähr 7,6 Millionen in der Schweiz!19 Die Vererbung und die Schenkung von Vermögen wird aber auch bei „Wie Reiche denken und lenken“ diskutiert, wie z.B. in Punkt 9.1:

[...]


1 Die Weltwoche, www.weltwoche.ch, 01.06.2012

2 SECO, 06/2001

3 SECO, 06/2001

4 vgl. Bilanz, www.bilanz.ch, 01.12.2011

5 Bilanz, www.bilanz.ch, 01.12.2011

6 Tschäni, Hans, 1983

7 vgl. Kissling, Hans, 2008

8 vgl. Mäder, Ueli / Aratnam, Ganga Jey / Schilliger, Sarah, 2010

9 Mäder, Ueli / Aratnam, Ganga Jey / Schilliger, Sarah, 2010

10 Kissling, Hans, 2008

11 Mäder, Ueli / Aratnam, Ganga Jey / Schilliger, Sarah, 2010

12 Mäder, Ueli / Aratnam, Ganga Jey / Schilliger, Sarah, 2010: S. 17

13 Kissling, Hans, 2008: S. 16

14 vgl. Kissling, Hans, 2008: S. 19ff

15 vgl. Mäder, Ueli / Aratnam, Ganga Jey / Schilliger, Sarah, 2010: S. 32 - 34

16 vgl. Mäder, Ueli / Aratnam, Ganga Jey / Schilliger, Sarah, 2010: S. 61 - 63

17 vgl. Kissling, Hans, 2008: S. 13, 39 - 42

18 Kissling, Hans, 2008: S. 38

19 Bundesamt für Statistik, www.bfs.admin.ch, 19.08.2011

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Reichtum in der Schweiz - Analyse und Vergleich von Ueli Mäders "Wie Reiche denken und lenken" und Hans Kisslings "Reichtum ohne Leistung"
Hochschule
Universität Basel  (Gesellschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Einführung in die Gesellschaftswissenschaften II
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V198015
ISBN (eBook)
9783656241874
ISBN (Buch)
9783656242499
Dateigröße
641 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
reichtum, schweiz, analyse, vergleich, ueli, mäders, reiche, hans, kisslings, leistung
Arbeit zitieren
Martina Leser (Autor:in), 2012, Reichtum in der Schweiz - Analyse und Vergleich von Ueli Mäders "Wie Reiche denken und lenken" und Hans Kisslings "Reichtum ohne Leistung", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198015

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