"herre min, daz sol wesen"

Vom Redeverhalten der Enite in Hartmanns von Aue Erec


Essay, 2011

3 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Florian Enders

„herre min, daz sol wesen“

Vom Redeverhalten der Enite in Hartmanns von Aue Erec

,,'[...]Ich will Euch als Knecht auf dieser Fahrt nicht entbehren.' 'Herr das soll geschehen', sagte die Gute, denn es verdroß sie nicht.“[1] dieser kurze Abschnitt, im Kontext der Bestrafung Enites für ihre erste Verletzung des Redeverbotes, bietet dem Leser einen bemerkenswerten Einblick in das Wesen der weiblichen Protagonistin. Grob und mit fließenden Übergängen lässt sich die Figurenentwicklung der Enite an drei bedeutenden Aspekten verfolgen: Ihr (soziales) Selbstverständnis, Erecs Verhalten ihr gegenüber, sowie die Beeinflussung beider Aspekte durch externe Faktoren. Das einführende Zitat bedient hierbei vor allem den ersten Punkt, handelt es sich doch bei Enite um die Tochter eines verarmten Adligen und, was vielleicht noch schwerer wiegt, um eine „tugendhafte“ Frau. Tugendhaft soll hierbei als synonym zum literarischen Idealbild der mittelalterlichen Frau verstanden werden. Unklar bleibt im vorliegenden Falljedoch, ob es die Tochter des verarmten Adligen ist, die der Gedanke an die Arbeit eines Knechts nicht abschreckt oder das devote Ehefrauenideal, das ihr Gehorsam abverlangt. Diese Frage bleibt auch in den nachfolgenden Versen ungelöst: Erklärt Hartmann hier einerseits, dass Enite unter dieser „ungewohnten Arbeit“ litt, relativiert die Aussage, „Wie es einer Frau geziemt“[2] ihr Leid wieder; leidet sie wirklich, oder ist ihr oberflächliches Empfinden lediglich ihrer Tugendhaftigkeit geschuldet?

Einen besseren Zugang bietet möglicherweise eine Untersuchung von Enites Redeverhalten im Laufe des Romans, hierbei lassen sich schon bei stichprobenhafter Betrachtung bedeutende Wandlungen beobachten. Während es sich bei Enite zu Anfang nur um stummen Zierrat handelt, greift sie schon bei der ersten Aventiure, sogar trotz Redeverbot, mit ihrer ausgesprochenen Warnung vor den Räubern schwerwiegend in die Handlung ein. Gemäß Bumke sind die Umstände bei Chrétien de Troyes anders geartet, während Hartmanns Erec ohne Enites Warnung den Räubern unterlegen gewesen wäre, täuschte Chrétiens Erec nur vor, die Räuber nicht gesehen zu haben, um Enite zum Reden zu provozieren.[3] Parallel zu dieser Entwicklung steigt auch der Redeanteil Enites in der inneren Rede beziehungsweise dem ausgesprochenen inneren Monolog.

[...]


[1] Hartmanns Erec 3275-3279

[2] HartmannsErec 3280-3281

[3] siehe: Bumke, Joachim: Der Erec des Hartmanns von Aue. Eine Einführung, Berlin 2006, S.115.

Ende der Leseprobe aus 3 Seiten

Details

Titel
"herre min, daz sol wesen"
Untertitel
Vom Redeverhalten der Enite in Hartmanns von Aue Erec
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Der mittelhochdeutsche Artusroman
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
3
Katalognummer
V197936
ISBN (eBook)
9783656243618
Dateigröße
370 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Germanistische Mediävistik, Enite, Hartmann von Aue, Erec
Arbeit zitieren
Florian Enders (Autor:in), 2011, "herre min, daz sol wesen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197936

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