Selbstmordattentäter – Wenn jemand sein Leben für die Religion opfert


Hausarbeit, 2011

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Erklärungen und Motivation
2.1. Reziproker Altruismus ( Direkte und Indirekte Reziprozität )
2.2. Inclusive Fitness
2.3. Rache
2.4. Fiktive Verwandtschaft
2.5. Rational Choise

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Du wirst bemerken, dass das Flugzeug anhalten und dann erneut fliegen wird. Dies ist die Stunde, in der du Gott treffen wirst“ - Aus der spirituellen Anleitung für den Selbstmordan- schlag auf das World Trade Center, gefunden in der Reisetasche von Mohammed Atta (Reuter, 2002, S.9)

Mohammed Atta war einer der Attentäter des wohl bekanntesten Anschlags der heutigen Zeit, dem 11. September 2011. Als feige und psychisch krank wurden die Attentäter anfäng- lich bezeichnet (Reuter, 2002). Diese Art der Kriegsführung war den westlichen Ländern zwar bekannt, ihr Ausmaß erreichte jedoch eine neue Dimension. Derartige Attentate werden, in kleinerem Ausmaß, überall auf der Welt verübt. Dabei sprengen sich unter anderem selbst- ernannte Gotteskrieger, sogenannte Dschihadisten, selbst in die Luft um dabei möglichst viele ihrer Feinde zu töten.

Eine kleine Sekte namens Assassinen verübte bereits um 1090 n.Chr. Selbstmordattentate. Dabei ließen sie sich, nachdem sie ihre Feinde mit einem Dolch ermordet hatten, ohne Gegenwehr von den Leibwächtern ihrer Opfer töten (Reuter, 2002). Ähnlich auch japanische Kamikazepiloten, die sich, nachdem sie alles an Munition abgeworfen hatten, ebenfalls mit ihrem Flugzeug in den Tod stürzten.

Aber woher stammt der Gedanke sein eigenes Leben als Waffe (Reuter, 2002) zu benutzen und seiner Existenz mit deren Gebrauch ein Ende zu setzen? Sein eigenes Leben der Religion zu opfern und dafür sogar den Tod in Kauf zu nehmen. Ist die Sicherung der Existenz und Er- haltung des eigenen Lebens nicht fundamental wichtig, um den Fortbestand der eigenen Gene und Nachkommen zu sichern? Viele von ihnen tun dies nicht aus unmittelbar eigenem Inte- resse, sondern dienen damit, eigenen Angaben zufolge (Youtube, 2011), einer höheren Sache. Christoph Reuter (2002) führt aus, dass die Androhung der Tötung (oder Gefängnisstrafen) die Macht des Staates aufrecht hält. Das Verbot des Selbstmordes wiederum „…die Macht der Religion…“ (S.11), denn wer lebt und wer stirbt darf nur Gott entscheiden. Es tauchen aber immer wieder neue Videobotschaften auf, die im Namen von Allah zum Kampf und zu mehr Opferbereitschaft aufrufen (Youtube, 2011). Allerdings gilt im Islamischen Glauben ein Selbstmord als „haram, eine Tat wider Gottes Gebote“ (Reuter, 2002, S.142). Dies erscheint widersprüchlich zu den Medienberichten, die von immer neuen Selbstmordanschlägen in Is- rael oder Afghanistan berichten.

Wenn ein Individuum sich aus freiem Willen heraus trotz Verbot das eigene Leben nimmt, somit „haram“ begeht, ist das dann nicht ein Verrat an der eigenen Religion?

2. Erklärungen und Motivation

Alle 19 Attentäter vom 11. September (15 aus Saudi-Arabien und 4 weitere aus der Region des Mittleren Ostens) wurden in Europa rekrutiert und standen alle in Verbindung mit Al Qaida. Es wurde, trotz intensiver Beobachtung, bei keinem der Attentäter eine offensichtliche Persönlichkeitsstörung entdeckt. Weder Davor noch im Nachhinein (Atran, 2003) gab es Anzeichen, die auf eine kranke Psyche gedeutet hätten. Was macht einen durchschnittlichen Bürger zu einem Selbstmordattentäter? Gibt es Gemeinsamkeiten bzgl. der Herkunft oder der sozialen Stellung?

Atran und Scott (2003) wurden von der U.S. Army Defense Intelligence Agency Protokol- le von Verhören zu Verfügung gestellt, die in Guantanamo, Cuba, geführt wurden. Daraus geht hervor, dass in Saudi Arabien geborene Agenten - speziell diejenigen, die eine Füh- rungsposition einnehmen - oft ein durchaus hohes Bildungsniveau haben. Sie sind bereit auf gewisse Annehmlichkeiten zu verzichten, Opfer zu bringen und auch Geld aus eigener Tasche sowie Zeit in die Sache zu investieren. Die Inhaftierten bekunden, dass sie keinen größeren persönlichen Groll hegen. Sie zitieren hingegen ältere Mitglieder ihrer Gemeinschaft, die ebenfalls im heiligen Krieg (Dschihad) gedient haben und lassen sich von jenen leiten. Aus dem Jemen stammende Häftlinge werden oft von Moscheen aus ihrem eigenen und anderen Ländern finanziert und ausgebildet.

Sageman (2005) liefert einen Ansatz darüber, warum einige der Attentäter gebürtig sogar aus den Ländern stammen, die sie eigentlich bekämpfen wollen. Er sagt, dass viele der jungen Rekruten zuvor aus der Mittelschicht kommen. Sie sprechen bis zu 5 Sprachen und beherr- schen auch meist den Umgang mit dem Computer. Sie wachsen gemeinsam auf und kennen sich teilweise schon seit ihrer Kindheit. Wenn sie dann während ihres Studiums von ihrer ge- wohnten Umgebung getrennt sind, entwickeln sie Gefühle von Einsamkeit und Heimweh. Sie suchen Anschluss bei Gleichgesinnten und treffen sich in Moscheen. Obwohl sie meist alles andere als unbegabt sind, bleibt ihnen meistens doch die Aussicht auf einen höheren Status in der Gesellschaft verwehrt. Wenn sich ihre Freundschaft untereinander weiterentwickelt und intensiviert, bilden sie eine kollektive religiöse Identität und schließen sich zum großen Teil als Kämpfer dem Dschihad (dem heiligen Krieg) an. Dreifünftel von Ihnen handeln aus kol- lektiven Gründen oder weil sie einen Kindheitsfreund haben, der bereits Mitglied einer Orga- nisation ist. Ein weiteres Fünftel sind mit Dschihadisten nah verwandt. „There was no evi- dence of ‘brainwashing’ - the future terrorists simply acquired the beliefs of their friends.“ (Sageman, 2005)

Ein oft genannter Grund von jungen männlichen Rekruten die bereit sind ihr Leben zu opfern, bezieht sich auf die Geschenke, die im Leben danach auf sie warten. Das ist zum einen ein Platz im Paradies für sie und eine große Anzahl an Familienmitgliedern. Zum anderen sind es die 72 Jungfrauen, die im Paradies auf sie warten, welche einzig und allein ihnen versprochen sind. So jedenfalls das Zitat einiger Medien und etlicher Videobotschaften auf Youtube (2010) (Ritzmann, 2007). Diese Versprechen birgen allerdings auch einiges an Potenzial. Aus evolutionärer Sicht gesehen, ist der Trieb sich fortzupflanzen vermutlich einer der stärksten. Um so höher die Anzahl der Nachkommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit des Fortbestands der eigenen Gene. Somit klingt wohl ein Versprechen über 72 Sexualpartnerinnen, die man mit niemandem teilen muss, für die meist überwiegend männlichen Rekruten in höchster Weise attraktiv. Ob dies im Jenseits dann noch von Nutzen ist, darf in Frage gestellt werden

Qirko erklärt anhand dreier Ansätze die Motivation von Selbstmordattentätern. Die der Inclusive Fitness, Rache und die der fiktiven Verwandtschaft. Alle drei sind Formen in denen Menschen sich altruistisch verhalten.

2.1. Reziproker Altruismus ( Direkte und Indirekte Reziprozität )

Altruismus ist ein nur schwer zu erklärendes Phänomen, was auf den ersten Blick keine lo- gische Schlussfolgerung zulässt. Aus Sicht der Sozialpsychologie bedeutet sich altruistisch zu verhalten jemand anderem eine positive Leistung zukommen zu lassen, ohne dafür etwas zu- rück zu erhalten. Sei es im Sinne eines materiellen oder psychologischen Nutzens (Fetchenhauer, 2004). Warum ein Mensch so handeln sollte erscheint aus evolutionärer Sicht höchst fragwürdig. Denn warum sollte man jemand anderm helfen, ohne den geringsten Nutzen für sich selbst zu erfahren? Letztendlich sollte jeder Mensch das größte Interesse am eigenen Vorteil haben, um somit seine eigene reproduktive Fitness zu erhöhen (Fetchenhauer, 2004). Man wird sich folglich nur altruistisch verhalten, wenn der aus dem Handeln gezogene Gewinn größer ist als die dafür aufgewendeten Kosten (Qirko, 2009).

Die Antwort liefert die Theorie des Reziproken Altruismus. Diese besagt, dass Menschen bereit sind anderen zu helfen, wenn sie erwarten in der Zukunft eine Gegenleistung zu erhalten (Fetchenhauer, 2004). Direkter Reziproker Altruismus ist also dann vorhanden, wenn zwei Personen sich gegenüber altruistisch verhalten (Qirko, 2009). Indirekter Reziproker Altruismus ist dann folglich, wenn man jemandem gegenüber altruistisch handelt, jedoch der Nutzen den man daraus zieht, von einem Dritten zur Verfügung gestellt wird (Tullberg, 2004). Als Beispiel lässt sich anführen: „Einer für alle und alle für Einen“. Also verhalte dich loyal gegenüber deiner gesamten Gruppe und jeder Einzelne wird sich dir erkenntlich zeigen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Selbstmordattentäter – Wenn jemand sein Leben für die Religion opfert
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
15
Katalognummer
V197891
ISBN (eBook)
9783656237877
ISBN (Buch)
9783656239901
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Als ich diese Hausarbeit geschrieben habe musste ich zu meinem Bedauern feststellen, dass es zwar viele Informationen zum Thema "Selbstmordattentäter" gibt, die meisten sich jedoch mit dem politischen Hintergrund befassen. Der psychologische Aspekt blieb meistens außen vor. Diese Hausarbeit legt sehr starken Wert auf den evolutionspsychologischen Hintergrund. Mein persönlicher Favorit ist eine Formel, auf welche ich bei meinen Recherchen stieß, mit der man errechnen kann ob ein Suizid von Nutzen für das fortbestehen der eigenen Gene sein kann.
Schlagworte
selbstmordattentäter, wenn, leben, religion
Arbeit zitieren
Frank Löffler (Autor:in), 2011, Selbstmordattentäter – Wenn jemand sein Leben für die Religion opfert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197891

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