John Deweys ästhetische Theorie und ihre pädagogische Bedeutung

Eine Analyse am Beispiel von Bertolt Brechts Dreigroschenoper


Diplomarbeit, 2010

95 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Deweys Philosophie des »experience«
1.1. Deweys Entwurf einer experimentellen Philosophie
1.2. »Experience« undNatur
1.2.1. DeweysVerstandnisvon »experience«
1.2.2. Natur, Kultur und Sprache
1.2.3. Der riskante Charakter der Welt
1.3. Situation und Qualitat
1.4. Kontinuitat und Interaktion als Grundprinzipien des »experience«

2. Deweys Asthetikkonzeption
2.1. Das asthetische »experience«
2.2. KunstimAlltag
2.3. Ausdruck und Form
2.3.1. Akt und Objektdes Ausdrucks
2.3.2. Form
2.4. Asthetische Qualitat
2.5. Kunst als Widerstandsbewaltigung

3. Brechts Dreigroschenoper im Spiegel der Dewey’schen Asthetikkonzeption
3.1. Entstehung und Inhalt der Dreigroschenoper.
3.2. Brechts episches Theater
3.3. Die Rolle von Sprache, Musik und Darstellung im Hinblick auf Handlung und Figuren
3.3.1. Dichtung undMusik
3.3.2. Buhnenbild und Schauspiel
3.4. Wirkungsgeschichte
3.5. Brecht: Mensch, Kunstler, Erzieher?

4. Die Rolle derAsthetik in Deweys Erziehungsphilosophie
4.1. Deweys allgemeine Theorie von Erziehung und Bildung
4.2. Deweys Funferschritt-Modell erfolgreichen Lernens
4.3. Erziehung und Asthetik

Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Kunst und Alltag - ergibt das eine sinnvolle Verbindung?

1st in unserer Gesellschaft im gewohnlichen Sprachgebrauch von Kunst die Rede, so wird der Begriff ublicherweise aufterhalb der alltaglichen Lebensbedin- gungen verortet: Kunst, das ist das Kunstwerk - mit dem Kunstwerk, dem Pro- dukt der Arbeit, wird der Kunstbegriff assoziiert, daraufwird er reduziert.

Das Kunstwerk wird in unserer Gesellschaft als eine Art “ubermenschliches” Pro- dukt eines aufterordentlich begabten, “ubermenschlichen” Kunstlers verehrt; as- thetische Kunstwerke in diesem Sinne zeichnen sich im Besonderen durch ein hohes Maft an Schonheit und Harmonie aus, so die haufig weitverbreitete Ober- zeugung.

Unsere Sicht auf Kunst und Asthetik ist von der traditionellen Kunstphilosophie gepragt, welche die Kunst den gewohnlichen und alltaglichen menschlichen Le- bensbedingungen gegenuber erhoht und sie auf eine Art “gottlichen Sockel” stellt: Kunst wird zu etwas Besonderem, das aus dem gewohnlichen Alltag her- aussticht.

Der amerikanische Philosoph John Dewey (1859-1952) widerspricht jener tradi­tionellen philosophischen Asthetikkonzeption vehement - inwiefern, das soll in der vorliegenden Arbeit thematisiert werden.

Deweys Lebenswerk umfasst Antworten auf die dringenden Fragen der Philoso- phie, Psychologie und Erziehungswissenschaft. Generell ist er noch heute als scharfer Kritiker eingefahrener traditioneller Denkweisen bekannt; gleichsam gilt er als einer der Begrunder einer neuen philosophischen Richtung, dem amerika- nischen Pragmatismus.

Deweys oberstes Ziel lag in der Verbesserung der alltaglichen, menschlichen Le- bensumstande: intelligentes, Freude bringendes Handeln sollte den Menschen zu Freiheit, Demokratie und Frieden verhelfen. Das war Deweys Vision. Die Phi- losophie sollte sich dabei als Wissenschaft mit Alltagsbezug zeigen, deren erste Prioritat er in der Losung der wirklichen menschlichen Probleme sah.

Dieses Hauptziel, namlich der Philosophie ihre ursprungliche Aufgabe zuruckzu- geben, verfolgte Dewey mit seinen zahlreichen Theorien und Konzepten, Thesen und Entwurfen. Die Verbesserung der alltaglichen Lebensqualitat der Menschen ist auch der zentrale Aspekt seiner Asthetikkonzeption.

Dewey verortet Kunst und Asthetik nicht abseits und aufterhalb des gewohnli­chen Lebens, sondern sieht sie vielmehr als Teil alltaglicher, menschlicher Bedin- gungen an. Vitale, vollkommen gelebte Situation, so wie Dewey sie in der Kunst verwirklicht sieht, stellen fur ihn die einzig wahrhaft gelebten Momente dar.

Die Initiierung dieser vollstandig gelebten Situationen in padagogisch begleitete Lernvorgange hat nicht nur das Potenzial, den Unterricht zu mehr Bedeutungszu- wachs zu fuhren. Diese Art der Bildung vermag den SchulerInnen zudem eine ungeahnte Freude an Erfahrung und Bildung zu vermitteln, die dazu fuhrt, dass sie die vitalen und bedeutungsvollen Momente ihres Lebens besser wahrneh- men, aktiv herbeifuhren, genieften und in ihren Alltag integrieren konnen, was zwingend zu einer positiven Veranderung ihrer Lebenseinstellung fuhrt, wodurch sich automatisch auch eine Verbesserung der Lebensqualitat ergibt.

Diese zentrale These zu beweisen ist Ziel dieser Arbeit.

Dabei werde ich zunachst im ersten Kapitel auf die Grundlagen der Dewey’schen Philosophie eingehen, da ohne sie ein Verstandnis aller anderen Theorien De­weys nicht moglich ist.

Im zweiten Kapitel werde ich intensiv Bezug auf die asthetische Konzeption De­weys nehmen, woraufhin ich sie im dritten Kapitel auf das Beispiel der von Bertolt Brecht (1899-1956) verfassten Dreigroschenoper praktisch ubertrage.

Da Brecht seine Theaterstucke immer mehrfach uberarbeitete und rekonstruierte, ist die Dreigroschenoper heute in drei verschiedenen Versionen verfugbar, wobei die Fassung von 1932 als handelsublich gilt.

Fur meine Untersuchungen nutze ich die Originalversion des Stucks aus dem Jahr der Urauffuhrung 1928, da jene Inszenierung unter der Regie Brechts zu- stande kam und seinen Anspruchen und Erwartungen seinen eigenen Aussagen zufolge in vollem Mafte entsprach. Ein weiterer Grund fur die Verwendung der Originalfassung der Dreigroschenoper ist die gute Quellenlage zur dazugehori- gen Urauffuhrung, die im Laufe der Arbeit auf mehrere Aspekte hin analysiert werden wird.

Des Weiteren nutze ich in Kapitel 3 unter anderem Material aus den von Brecht selbst herausgegebenen Gesammelten Werken (GW).

Im abschlieftenden Teil meiner Arbeit, dem vierten Kapitel, mochte ich die Asthe- tiktheorie Deweys in seine Erziehungsphilosophie integrieren und die Beweisfuh- rung meiner Ausgangsthese damit abschlieften.

Diese Arbeit entstand auf der Grundlage der Originalschriften John Deweys. Die Gesammelten Werke Deweys, vor allem ,,The Middle Works of John Dewey" (MW) sowie ,,The Later Works of John Dewey" (LW) dienten als Hauptquellen bei der Beweisfuhrung.

Da es sehr schwierig ist, den Schreibstil Deweys und aller anderen englischen Autoren, die als Sekundarquellen auf den kommenden Seiten zitiert werden sol- len, ins Deutsche zu ubertragen ohne die Bedeutungsinhalte zwischen den Zei- len zu verwischen oder gar unkenntlich zu machen, verzichte ich auf die Oberset- zung aller englischen Zitate.

1. Deweys Philosophie des ^experiences

Das philosophische Werk John Deweys ist weitlaufig und umfangreich: In seiner siebzigjahrigen Schaffenszeit veroffentlichte er zahllose Schriften und Essays, in denen er ein breites Spektrum philosophischer Themen neu diskutierte. (Vgl. Hickmann 2004: 1)

Deweys Werk ist gleich dem eines gigantischen Mosaiks, ein Bild aus vielen klei- nen und groften Teilen, das zusammengenommen das Bild seiner philosophi- schen Theorie widerspiegelt.

Was all diese scheinbar losen Mosaikteile zusammenhalt, ist der Begriff des »ex- perience«: Dieser Terminus zieht sich in seiner Bedeutung durch alle wissen- schaftlichen Diskurse Deweys; in jeder seiner drei groften Schaffensperioden entwickelte Dewey auch seine Definition des »experience« weiter, sodass der Begriff schlieftlich die essentielle Verbindung aller Teilbereiche seiner pragmati- schen Philosophie darstellt. (Vgl. Neubert 1998: 70f.) So gesehen ist das »expe- rience« sozusagen der „Klebstoff“, der Deweys philosophisches Mosaik zusam- menhalt.

Es bildet den Schlussel zum Verstandnis aller groften und kleinen Zusammen- hange seiner philosophischen Theorie. Daher soll in diesem Kapitel Bezug auf seine Definition und Besonderheiten genommen werden.

1.1. Deweys Entwurf einer experimentellen Philosophie

Deweys Modell einer neuen, experimentellen Philosophie entspringt seiner scharfen Kritik an der traditionellen abendlandischen Metaphysik. Diese beruht auf dem Prinzip des Dualismus, der kategorialen Trennung von Subjekt und Ob- jekt, Verstand und Gegenstand, psychischer und physischerWelt. (Vgl. LW 1: 24) In der traditionellen philosophischen Theorie, die u.a. von Descartes geschaffen und vertreten wurde, wird “Natur” als eindeutige und evidente Existenz betrach- tet, in der nichts verdeckt oder verschleiert ist, weshalb das Auftreten von Neuer- scheinungen und Unklarheiten generell ausgeschlossen wird. “Erfahrung” wird in diesem Zusammenhang bereits als eine Form des Wissens und der Erkenntnis verstanden; daher mussen die Gegenstande der Natur diesem vermeidlichen “Wissen” solange angepasst werden, bis sie den bereits im Vorfeld festgelegten Begrifflichkeiten entsprechen. (Vgl. ebd.: 28)

Gegen diese Grundsatze der traditionellen Philosophie legt Dewey erheblichen Widerspruch ein: In seinem Buch Experience and Nature (1925) stellt er nicht nur die Dogmen jener abendlandischen Metaphysik in Frage, sondern entwickelt par­allel dazu einen philosophischen Gegenentwurf, welcher kontinuierlich von seiner antidualistischer Haltung gepragt ist; Dewey zufolge, existieren “Erfahrung” ^ex­perience^ und “Natur” (»nature«) in einer harmonischen und lebendigen Einheit, in dersiesich gegenseitig bedingen und voneinanderabhangen:

nature and experience get on harmoniously together-wherein experience presents itself as the method, and the only method, for getting at nature, penet­rating its secrets, and wherein nature empirically disclosed [...] deepens, enriches and directs the further development ofexperience.” (Ebd.)

Diese neue Erkenntnisphilosophie Deweys, die er den “empirischen Naturalis- mus” bzw. den “naturalistischen Empirismus” tauft, orientiert sich im Besonderen an der methodischen Vorgehensweise der Naturwissenschaften: hier herrscht bereits ein grundlegendes Verstandnis von der harmonischen Einheit zwischen “Natur” und “Erfahrung”, welches die Grundlage aller wissenschaftlichen Versu- che und Experimente darstellt. (Vgl. ebd.)

Dementsprechend ist es fur jeden Naturwissenschaftler eine selbstverstandliche Tatsache, dass ,,[...] experience is of as well as in nature. It is not experience which is experienced, but nature-stones, plants, animals, diseases, health, tem­perature, electricity, and so on.” (Ebd.: 12f.)

In der naturwissenschaftlichen Forschung fungieren Erfahrungen also als Aus- gangspunkt und Methode, um naturliche Existenzen und Erscheinungen zu un- tersuchen, zu begreifen und zu erklaren. Alle Forschungsgegenstande werden dabei ihrerselbst Willen naher untersucht und eingehend studiert, “erfahren.” Auf diese Art und Weise gibt sich die Natur im Prozess des Erfahrens preis, und nicht etwa - wie in der traditionellen Philosophie angenommen - umgekehrt. (Vgl. ebd.: 13f.)

Wie Dewey in seiner 1892 an der Universitat Michigan gehaltenen Vorlesungsrei- he Introduction to Philosophy erlautert,[1] fuhrt ein Blick zuruck zu den Anfangen der menschlichen Kulturgeschichte zu der Feststellung, dass die Teilaspekte menschlicher Tatigkeit und Handlung einst nahtlos miteinander verbunden wa- ren: Musik, Theater, Bildhauerei und Poesie finden ihren Ursprung in religiosen Brauchen; Religion, Naturwissenschaft und Philosophie bildeten zu Beginn der Menschheitsgeschichte eine Einheit. Diese enge Verbindung loste sich jedoch im Laufe der Zeit zunehmend auf, sodass sich aus ihren Komponenten einzelne In- stitutionen formten. Die Naturwissenschaften sollten auch in den folgenden Jahr- hunderten eine bedeutende Rolle spielen, wahrend die Geisteswissenschaften, so Dewey, aufgrund ihrer stets abstrakter werdenden Theorien mehr und mehr an alltaglichem Lebensbezug - und damit gleichermaften an gesellschaftlichem Stellenwert- verloren. (Vgl. Dewey 1982: 26)

Um die zunehmende Intellektualisierung der Philosophie aufzuhalten und sie zu ihrer ursprunglichen Aufgabe zuruckzufuhren, namlich der Losung alltaglicher Probleme und Schwierigkeiten, setzt sich Dewey fur eine “Erholung” und “Gesun- dung”, eine “Emanzipation” der Philosophie ein.[2] (Vgl. MW 10: 4) Demnach sollen Naturwissenschaft und Philosophie in unserer heutigen Zeit nicht langer extreme Gegensatze bilden, sondern sich vielmehr gegenseitig in ihrem Wirken erganzen. (Vgl. Dewey 1982: 25)

Das harmonische und gleichrangige Zusammenspiel der Philosophie und der Na­turwissenschaften grundet Dewey gemaft auf einer wesentlichen Regel, namlich der Trennung der jeweiligen Aufgabenbereiche: ,,The only distinction between science and philosophy is that the latter reports the more generic (the wider) fea­tures of life; the former the more detailed and specific/' (Ebd.)

Diese Oberlegung kann allerdings nur in die Tat umgesetzt werden, wenn beide Wissenschaften dieselbe Methode als Ausgangspunkt nutzen. Aus diesem Grun- de ubertragt Dewey das Erkenntnismodell der Naturwissenschaften in seine Phi­losophie. So gelingt es ihm, jene zwei Disziplinen auf eine gemeinsame, lebens- nahe Basis zu fuhren, wodurch ihr Zusammenwirken, mit dem Ziel der Verbesse- rung des alltaglichen, gesellschaftlichen Lebens, ermoglicht werden kann. (Vgl. LW 1: 14)

1.2. »Experience«undNatur

Die zentralen Begriffe in Deweys Philosophie sind “Erfahrung” (»experience«) und “Natur” (»nature«); die These des interaktiven Wechselspiels zwischen jenen beiden Faktoren bildet die Grundlage aller philosophischen Diskurse Deweys. (Vgl. LW 1: 14) Um sie besser erfassen zu konnen, ist es an dieser Stelle not- wendig, die Merkmale und Eigenschaften beider Begrifflichkeiten naher zu be- stimmen.

1.2.1. Deweys Verstandnis von »experience«

Deweys Philosophie ist also im Wesentlichen eine Philosophie der “Erfahrung”; doch unterscheidet sie sich grundlegend von anderen Erfahrungs- bzw. Erkennt- nistheorien. Dies wird bereits daran deutlich, dass »experience« nicht adaquat mit dem deutschen Begriff der “Erfahrung” ubersetzt werden kann, denn jene Formulierung ist im alltaglichen Gebrauch weitgehend passiv konnotiert und be- zieht sich daher im Besonderen auf Situationen, in denen einem Menschen et- was widerfahrt, auf das er keinen Einfluss hat.[3] (Vgl. Neubert 1998: 70f.)

Deweys Auffassung von »experience« ist hingegen eine ganz andere: in seiner Philosophie umfasst der Terminus sowohl aktive als auch passive Bedeutungs- elemente (Vgl. MW 9: 147),wobei beide Aspekte als grundsatzlich aufeinan- der bezogen, einander bedingend, als zwei Seiten ein und desselben Prozesses verstanden werden, die gewissermaften nur miteinander zu haben sind [...].“ (Neubert 1998: 71)

»Experience« bezeichnet einen Prozess, der vom aktiven Tun (»doing«) und passivem Erleiden der Konsequenzen (»undergoing«) bestimmt ist; er verlauft ununterbrochen und kontinuierlich, und ist zudem umfassend, total und grund­satzlich unhintergehbar. (Vgl. MW 9: 146)

In seinem Werk Experience and Nature beschreibt Dewey »experience« als ,,double-barrelled word“ (LW 1: 18), denn it includes what men do and suffer, what they strive for, love, believe and en­dure, and also how men act and are acted upon, the ways in which they do and suffer, desire and enjoy, see, believe, imagine-in short, processes of experien­cing. [...] It is ‘double-barrelled’ in that it recognizes in its primary integrity no divi­sion between act and material, subject and object, but contains them both in an unanalyzed totality. ” (Ebd.)

Damit lost Dewey die in der traditionellen Philosophie so scharf gezogene Tren- nungslinie zwischen Handlung und Material, Subjekt und Objekt, Geist und Natur in der primaren Dimension des »experience« auf. Auf der primaren Ebene des nicht-kognitiven, unmittelbaren »experience« sind Subjekt und Objekt so unmit- telbar miteinander verflochten, dass eine begriffliche Trennung zwischen ihnen nicht moglich ist. Allerdings ist dies nicht gleichbedeutend damit, dass Dewey eine Unterscheidung beider Faktoren generell ausschlieftt; sie kann in dersekun- daren Dimension des reflexiven »experience« erreicht werden. Auf dieser so ge- nannten mittelbaren Ebene des »experience« werden die gewohnlichen und ro- hen Dinge der primaren Wirklichkeit mit Hilfe systematischer Denkvorgange ver- feinert und abgeleitet. (Vgl. ebd.: 15)

Der Obergang von der primaren in die sekundare Dimension des »experience« verlauft flieftend: tritt im unmittelbaren Handlungsverlauf ein Problem auf, das nach einer Losung verlangt (Vgl. LW 1: 16), so beginnt das Subjekt damit, die Gegenstande seiner primaren Umgebung losungsorientiert zu reflektieren und zu selektieren.

Die sekundaren, in der Reflexion konstruierten Objekte des »experience« ver- steht Dewey jedoch nicht etwa als Abbilder der Realitat; sie sind und bleiben in erster Linie Hypothesen, die vom gegenwartigen Konflikt und dem individuellen Erfahrungskontext abhangen. Aus diesem Grunde ist es notwendig, sie in der Ruckwende auf ihre Viabilitat in der primaren Wirklichkeit zu uberprufen. (Vgl. ebd.: 34f.) Dadurch wird es moglich, das Hervorrufen kunstlicher Probleme zu vermeiden und sich anstelle dessen den wirklichen Herausforderungen des Le- bens zu stellen. (Vgl. ebd.: 26)

Dewey erlautert diese allgemeine naturwissenschaftliche Verfahrensweise am Beispiel der Einstein’schen Relativitatstheorie: Albert Einstein, der mit uberaus prazise ausgefeilten Reflexionsmethoden arbeitete, stieft durch rein theoretische Berechnungen auf bestimmte Ergebnisse bezuglich der Ablenkung von Licht durch die Existenz der Sonne. Zunachst handelte es sich hierbei ausschlieftlich um eine eher revolutionare Hypothese. - Bis schlieftlich eine mit technischen Hilfsmitteln ausgestattete Expedition nach Sudafrika aufbrach, um seine Theorie durch die Beobachtung und Fotografie einer dortigen Sonnenfinsternis, einem Er- eignis des primaren, gewohnlichen »experience«, zu beweisen. (Vgl. ebd.: LW 1: 15)

Diese Form der experimentellen Vorgehensweise wunscht Dewey auch in den Geisteswissenschaften zu etablieren. Mit Descartes verbreitete sich im fruhen 17. Jahrhundert die Theorie, dass jede Art des Erfahrens (das heiftt, jede Art des »experiencing«) stets eine Form des Erkennens und Wissens sei. Diesem Den- ken folgend lauft man allerdings Gefahr, die Objekte sekundarer Reflexion der primaren Wirklichkeit gleichzusetzen.

Auf das gerade genannte Beispiel bezogen, wurde das bedeuten, dass Einsteins Hypothese allein durch ihre blofte und luckenlose Existenz anerkannt hatte wer- den mussen, und das ganz ohne die notwendige Beweisfuhrung, die durch die Expedition gesammelt wurde.

Naturwissenschaftlich gesehen braucht es zur Anerkennung einer Hypothese eine Verifizierung in der gegenstandlichen Welt; Deweys Schaffen galt allein dem Ziel, diese Reihenfolge auch in der Philosophie gangig zu machen. Denn inso- fern die durch reflexives Denken entstandenen Theorien und Hypothesen keinem Viabilitatstest im unmittelbaren, primaren »experience« unterzogen werden, sieht er die Philosophie in einen unwillkurlichen Intellektualismus abgleiten, aus dem derVerlust des Alltagsbezugs der aufgestellten Theorien folgt. (Vgl. ebd.: 29) Dewey zufolge geschieht die Handlung stets vor der Erkenntnis, denn ,,[...] things [...] are things had before they are things cognized." (LW 1: 28)

Das bedeutet allerdings gleichermaften, dass das »experience« ,,[...] sich in den konstruierten Symbolwelten von Wissenschaft und Philosophie (»secondary ex­perience^ niemals vollstandig einfangen [...]" lasst. (Neubert 1998: 74) Dewey schlieftt damit Phanomene des primaren »experience«, wie z.B. Tagtraumen (»reverie«), Verlangen (»desire«), Imagination und Phantasie (»imagination«), Magie und Mythos, Politik und Malerei, Strafanstalten und psychatrische Einrich- tungen in sein philosophisches Weltbild mit ein.[4] (Vgl. LW 1: 27; Vgl. Neubert 1998: 74)

Das primare »experience« umfasst dementsprechend in seiner Unmittelbarkeit weit mehr als das, was zu einem bestimmten Zeitpunkt gewusst wird. Erkenntnis (»knowledge«) verlangt jedoch stets eine eindeutige Bestimmung und Unter- scheidung von Gegenstanden, damit die Darlegung ihrer charakteristischen Zuge gelingen kann. Das Vage und Verborgene bildet hierbei die Begrenzung. (Vgl. LW 1:27; Vgl. Neubert 1998: 74)

Das Bestimmte (»distinct«) und das Erwiesene (»evident«) mussen beim philoso- phischen Denken definitiv anerkannt werden; es gibt jedoch auch Dinge, die im Verborgenen liegen, die zwielichtig und verdeckt sind; auch ihnen muss Beach- tung geschenkt werden. Denn jeder Gegenst des primaren »experience« birgt immer auch versteckte Potenziale und unbekannte Entwicklungsmoglichkeiten, die Konsequenzen nach sich ziehen konnen, welche wir oft nicht erahnen und mit denen wir nicht rechnen, wenn wir unsere Entscheidungen treffen. (Vgl. LW 1: 28)

1.2.2. Natur, Kultur und Sprache

Jedes »experience« entsteht durch die kontinuierliche Interaktion zwischen Sub- jekt und Objekt, Organismus und Natur.

Deweys Naturverstandnis ist dabei umfassend. Zum einen sind hier mit “Natur” die biologischen, physischen und chemischen Aspekte der Umwelt gemeint, so wie z.B. Steine, Sterne, Wasser, Pflanzen und Tiere. (Vgl. ebd.: 11) Ein gutes Beispiel fur die biologische Umwelt sind ebenfalls die Korpersinne, die »experi- ences« erst ermoglichen; um mit der “aufteren” Umwelt in Interaktion treten zu konnen, nutzen Menschen und Tiere ihre Augen, ihre Ohren, ihren Mund oder auch ihre Haut, das heiftt ihre naturgegebenen, biologischen Organe. (Vgl. LW 12: 30)

Deweys Naturbegriff zieht weite Kreise uber den biologischen Aspekt hinaus und bezieht ebenso die kulturelle Umwelt in seine “Natur”-Definition mit ein. Der Grund hierfur ist einleuchtend: Die Welt, in der Menschen leben und handeln ist nicht nur von physischer Existenz, sondern ebenso kulturell gepragt; Problem- oder Konfliktsituationen entstehen haufig in zwischenmenschlichen Relationen. Die Organe, die den Individuen den Umgang mit jenen Problemen ermoglichen, sind jedoch nicht nur die Augen und Ohren - vielmehr handelt es sich vor allem um Bedeutungen, die sich im Laufe eines Lebens entwickeln. Sie gehen Hand in Hand mit der Herausbildung und Weitervermittlung von Kultur. (Vgl. ebd.: 48) Dewey definiert “Kultur” als ein komplexes Ganzes, das sich verschiedenartig und abwechslungsreich (“diversified”) in seinen Ausformungen darstellt. Kultur auftert sich, so Dewey, in Religion, Magie und Rechtswesen, den schonen und den technischen Kunsten, Wissenschaft, Philosophie und Sprache sowie famili- aren und politischen Beziehungen. (Vgl. LW 1: 42)

Die Art und Weise, wie Menschen auf bestimmte physische Bedingungen reagie- ren wird in groftem Mafte von ihrer kulturellen Umgebung beeinflusst. Zwar gibt es auch Situationen, in denen das Individuum ausschlieftlich auf seine physische Umwelt reagiert, so wie der Organismus beispielsweise bei der Beruhrung einer heiften Oberflache die Hand zuruckzieht. (Vgl. LW 12: 42) Doch solche Beispiele rein biologischer Interaktion treten eher selten auf und bezeichnen nicht aus- schlieftlich das typisch menschlicheVerhalten:

,,The use of sound in speech and listening to speech, making and enjoying mu­sic; the kindling and tending to cook and to keep warm; the production of light to carry on and regulate occupations and social enjoyments-these are representat­ive of distinctively human activity." (Ebd.)

Die strikt physische Umwelt ist demnach auch Teil der kulturellen Umgebung; sie ist nahtlos integriert. Rein organische Handlungsweisen verwandeln sich in und durch kulturelle Umstande in ein Verhalten, das von intellektueller Fahigkeit ge- kennzeichnet ist. Diese Transformation wird durch die Sprache ermoglicht. (Vgl. ebd.: 48ff.)

Rang und Funktion der Sprache sind hierbei fur Dewey signifikant; daher be- zeichnet er Sprache auch als ,,the tool of tools." (LW 1: 134) Sprache ist eine kul­turelle Institution, die drei verschiedene Amter bekleidet: zum einen ist sie die Ta- tigkeit, durch die alle anderen kulturellen Institutionen, Muster und Gewohnheiten (»habits«) vermittelt werden konnen; zum anderen durchdringt sie Form und In­halt aller kulturellen Handlungen. Schlieftlich ist sie durch eine ganz bestimmte und ihr eigene Struktur gekennzeichnet, durch welche sie den Menschen dazu befahigt, auch abstrakten Gedanken Gestaltzu geben. (Vgl. LW 12: 51)

Der Sprachbegriff ist dabei in Deweys philosophischem Kontext im weitesten Sin- ne zu verstehen. Er geht uber mundliche und schriftliche Sprachanwendungen hinaus und umfasst ebenso Mimik, Gestik, Ritus, Zeremonie und Denkmaler so- wie jede Art von Kunstprodukten. So stellt z.B. ein Werkzeug fur Dewey nicht nur ein simples oder komplexes physisches Objekt dar; es sagt vielmehr denen et- was, die es in seiner Handhabung verstehen und die resultierenden Folgen sei­ner Nutzung kennen. (Vgl. ebd.: 51f.) Sprache ist demzufolge stets Trager von Bedeutungen. (Vgl. ebd.: 66)

Sprache ist fur das menschliche Leben unerlasslich, denn sie bindet die biologi- sche und die kulturelle Umwelt fest aneinander, da sie sich auf beiden Ebenen bewegt:

,,The importance of language as the necessary, and, in the end, sufficient condi­tion of the existence and transmission of non-purely organic activities and their consequences lies in the fact that, on one side, it is strictly biological mode of be­havior, emerging in natural continuity from earlier organic activities, while, on the other hand, it compels one individual to take the standpoint of other individuals and to see and inquire from a standpoint that is not strictly a person, but is com­mon to them as participants or ‘parties’in a conjoint undertaking.”(Ebd.: 52)

Vom biologischen Standpunkt aus betrachtet, entwickelte sich Sprache aufgrund der naturlichen Kontinuitat fruherer organischer Handlungen und Laute. Diese gewannen nach und nach an kultureller Bedeutung, sodass Sprache heute als das Medium zwischenmenschlicher Kommunikation dient: sie befahigt das Indivi- duum dazu, eine eigene Meinung zu beziehen und gleichermaften den Stand­punkt eines anderen einzunehmen, wodurch die Teilnahme an gemeinschaftli- cher Aktivitat und Forschung erst moglich wird. (Vgl. ebd.: 52)

Sprache ist daher fur die Integration der physischen Umgebung in die kulturelle Umwelt essentiell. Die enge Verbindung zwischen beiden Dimensionen ist es, was Dewey unter “Natur” versteht.

1.2.3. Der riskante Charakter der Welt

Die Welt, in der wir leben, ist, so Dewey, von einem riskanten, gefahrlichen und unbestandigen Charakter gepragt Neben Reichtum, Starke, Sieg, Festen und Liedern treten gleichermaften Plagen, Hungersnote, Ernteausfalle, Krankheit, Tod und Kampfesniederlagen in ihr auf. “Gut” und “bose” sind zwei Seiten derselben Munze. Demnach kann jedes Ereignis und jeder Gegenstand gleichzeitig Segen und Fluch verkorpern. (Vgl. LW 1: 43) In Deweys Worten, ,,We confine ourselves to one outstanding fact: the evidence that the world of empirical things includes the uncertain, unpredictable, uncontrollable and hazardous.” (Ebd.)

“Natur” im Sinne Deweys ist von Gefahr und Risiko gepragt. Alle Leistungen und Besitztumer eines Menschen wurden ihm allein durch Handlungen zuteil, die, ne­ben den von ihm gewunschten und genossenen Folgen, moglicherweise auch unliebsame Konsequenzen nach sich ziehen. (Vgl. ebd.: 44) Sichtbare und un- sichtbare Aspekte bestimmen gleichermaften die Folgen unseres Handelns, denn ,,The visible is set in the invisible; and in the end what is unseen decides what happens in the seen; the tangible rests precariously upon the untouched and un- grasped.“ (Ebd.)

Die Tatsache, dass die Welt von Unsicherheit und Instabilitat gepragt ist, betraf seit jeher alle Individuen der menschlichen Zeitgeschichte. Daher versucht die Menschheit seit vielen tausenden von Jahren, diesem Umstand angemessen zu begegnen. Die Urvolker schufen zu jenem Zweck beispielsweise den Aberglau- ben; spater entwickelten sich in der Philosophie intellektuelle Losungsansatze, um die Befreiung aus prekaren Situationen moglich zu machen. Schlieftlich si- cherten die Naturwissenschaften der menschlichen Zivilisation einen gewissen Grad an Vorhersehung und Kontrolle zu; die Erfindung von Werkzeugen, Maschi- nen und Medikamenten soll seither dazu dienen, die Welt durch ihre Anpassung an die menschlichen Bedurfnisse angenehmer zu gestalten sowie Gefahren und Risiken weitgehend einzugrenzen. Das professionalisierte Vergnugen bietet zu- dem die Moglichkeit der Flucht und des Vergessens. Doch trotz all dieser Bemu- hungen und Vorkehrungen kann, so Dewey, das grundlegend gefahrvolle und un- berechenbare Wesen der Welt nicht ernsthaft verandert, schon gar nicht beseitigt werden: (Vgl. ebd.: 45)

,,We live in a world in which an impressive and irresistible mixture of sufficiencies, tight completenesses, order recurrences which make possible prediction and control, and singularities, ambiguities, uncertain possibilities, processes going on to consequence as yet indeterminate. They are mixed not mechanically but vitally [...]. We may recognize them seperately but we cannot divide them.”(Ebd.: 47)

Verschiedene philosophische Theorie konnten nun als unterschiedliche Wege aufgefasst werden, dem Universum die Eigenschaft des Zufalls (»contingency«) abzusprechen. Dewey hingegen schlieftt auch diesen Aspekt als besonderes Mo­ment der Existenz in sein philosophisches Naturverstandnis mit ein (Vgl. ebd.: 46), und unterstreicht damit noch einmal den vielfaltigen Charakter der Welt: un­sere Umgebung umfasst unzahlige Merkmale, die wir- um ihre Bedeutungen na- her bestimmen zu konnen - in der Reflexion einander entgegensetzen. Verande- rung lasst uns dementsprechend Bestandigkeit verstehen; mithilfe des Prinzips der Wahrheit werden uns die Grunde des Irrtums begreiflich. Eine vollkommen riskante Welt wurde Abenteuer unmoglich machen, und nur in einer lebenden Welt kann von Tod gesprochen werden. (Vgl. ebd.) In seinem Buch The Quest for Certainty (1929) schreibt Dewey: ,,If existence were either completely neces­sary or completely contingent, there would be neither comedy nor tragedy in life, nor need of the will to live.” (LW 4: 194)

Jede Existenz (»existence«), sei es nun in Form von Mensch, Tier, Stein oder Wind, ist stets ein Ereignis (»event«). (Vgl. LW 1: 63) “Natur” im Sinne Deweys formiert sich daher aus Ereignissen. Ein Ereignis, egal wie langsam und rhyth- misch es auch verlaufen mag, ist immer von episodischem Charakter - es hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Es verlauft zielgerichtet, dynamisch und statisch. (Vgl. ebd.: 85)

Veranderung und Verganglichkeit sind demnach wesentliche Aspekte des Le- bens. Ewig wahrende Bestandigkeit widerspricht jeglicher Existenz; in Deweys Worten formuliert, kommt und geht selbst der massivste Gebirgszug. Oft wird dies von Menschen als bedruckend empfunden, insofern es sich hierbei um die Unbestandigkeit von erfreulichen Dingen handelt. Doch Dewey weist gleicherma- ften auf den trostlichen Charakter dieses Umstandes hin, da eine von Verande­rung und Verganglichkeit gepragte Welt gleichermaften das Vorubergehen schwierigerSituationen bedeutet. (Vgl. ebd.: 63f.)

Das dynamische Spannungsfeld zwischen Gefahr und Stabilitat, indem sich jede Existenz zwischen den Polen hin und her bewegt, verheiftt fur Dewey ein groftes Potenzial, denn ,,The union of the hazardous and the stable, of the incomplete and the recurrent, is the condition of all experienced satisfaction as truly as of our predicaments and problems. While it is the source of ignorance, errorand failure of expectation, it is the source ofdelight which fulfillments bring.” (Ebd.: 57)

Stunden dem Menschen zu keiner Zeit zu uberwindende Widerstande und Hin- dernisse im Weg, so ware Erfullung ein dauerhafter Zustand, der sich einzig und allein durch sein Dasein auszeichnete. Erfullung ist eng mit Verlangen (»desire«) und Befriedigung (»satisfaction«) verbunden, doch diese Verbindung ginge in ei- ner vollkommenen Welt verloren, wodurch auch jene Begriffe ihre Bedeutung ver- lieren wurden. In diesem Falle ware die Welt lediglich ein unveranderliches, ro­hes, existentes “Etwas”. (Vgl. ebd.: 57f.)

Doch unsere Umwelt ist unvollkommen. Sie ist von sicheren und unsicheren, sta- bilen und prekaren Faktoren gepragt. Das aus den Extremen entstehende Span­nungsfeld ist fur jedes Individuum unhintergehbar; ein Heraustreten aus ihm ist an keinem Ort und zu keinem Zeitpunkt moglich.[5] (Vgl. ebd.: 61) Aus diesem Grunde stoftt der Mensch stets von neuem auf Schwierigkeiten und Hindernisse, die ihn herausfordern. Die Bewaltigung dieser Hindernisse gibt ihm allerdings die Moglichkeit dazu, ein Gefuhl der Erfullung zu erfahren, was ohne die vitale Mi- schung von Stabilitat und Instabilitat, Gefahr und Sicherheit in der Welt nicht moglich ware. (Vgl. ebd.: 57)

1.3. SituationundQualitat

Da im unmittelbaren »experience« kein Ereignis Oder Gegenstand isoliert von an- deren existieren kann, bilden Ereignisse und Objekte immer besondere Teil- stucke, Phasen oder Aspekte der uns umgebenden Welt, und zwar in Form von Situationen. (Vgl. LW 12: 72)

Die Situation ist das unhintergehbare Interaktionsfeld, in dem wir uns in jedem Augenblick unseres Lebens befinden und aus dem wir nicht heraustreten kon- nen. Subjekte und Objekte, Geist und Natur, sind darin in einer untrennbaren Ein- heit miteinander verbunden und konnen erst in der Reflexion voneinander unter- schieden werden. (Vgl. ebd.: 66)

In seinem Werk Experience and Education (1939) erklart Dewey:

,,The statement that individuals live in a world means, in the concrete, that they live in a series of situations. It means [...] that interaction is going on between an individual and objects and other persons. The conceptions of situation and of in­teraction are inseparable from each other.”(LW 13: 25)

Ein wichtiges Merkmal der in sich komplexen Situation ist dabei die sie unmittel- bar durchdringende Qualitat, die sie dominiert und charakterisiert. So schreibt Dewey in seinem Essay Qualitative Thought (1930): ,,The world in which we im­mediately live in, that in which we strive, succeed, and are defeated is preemin­ently a qualitative world.” (LW 5: 243)

Doch anders als in der klassischen Logik angenommen, sind diese qualitativen Bestimmungen fur Dewey keine festgelegten Eigenschaften, die einem Objekt etwa durch Attribution oder Klassifikation zugeschrieben werden. Es handelt sich vielmehr um Relationen, die die Einheit der unmittelbaren Situation durchziehen. (Vgl. ebd.: 243f.)

Eine Situation, in der Verwirrung und Zusammenhanglosigkeit Oberhand neh- men, deutet auf fehlende Kontrolle einer durchdringenden Qualitat hin. Denn al- lein durch sie ist ein Mensch dazu in der Lage, bei seinem Tun, Sprechen, Horen oder Lesen nicht den Faden zu verlieren. Die Qualitat ist prinzipiell fur die Einheit der Situation verantwortlich, indem sie die Relevanz der in ihr wirkenden Relatio­nen reguliert; sie lenkt Auswahl und Ablehnung jener aufteren Bedingungen, die nicht zur Vereinheitlichung der Situation beitragen. Wir sind uns dieser durchdrin­genden Qualitat der Situation bewusst, jedoch nicht ihrer selbst wegen; wir neh- men sie lediglich als Hintergrund wahr, als den roten Faden und die Richtlinie dessen, woruberwir nachdenken. (Vgl. ebd.: 247f.)

Aus psychologischer Sicht wurde der Qualitatsbegriff sicher als ein “Gefuhl” be- zeichnet werden. Dewey widerspricht dieser Bestimmung allerdings insofern, dass jene Sichtweise den eigentlichen Prozess umkehrt: denn nur die durchdrin- gende Qualitat eines Gegenstandes oder einer Situation bestimmt die Bedeutung des Gefuhls, das mit ihm verbunden wird. Die Vorstellung davon, dass ein Gefuhl eine unabhangige psychische Einheit bezeichnet, ist ein Produkt der Reflexion. Die Reflexion setzt allerdings bereits ein Vorhandensein einer unmittelbaren Qualitat voraus; sobald wir etwas als gefuhlt und nicht gedacht beschreiben, be- finden wir uns bereits in einer neuen Situation, die ihre eigene unmittelbare Qua­litat besitzt. (Vgl. ebd.: 248)

Dewey erlautert diese These am Beispiel der Wut: Sobald Wut allein als solche existiert, so ist sie der Ton, die Farbe, die Qualitat von Personen, Dingen und Umstanden, das heiftt von Situationen. Sind wir wutend, so sind wir uns der Wut selbst nicht bewusst, sondern vielmehr der Dinge, die uns wutend machen, und zwar in ihrer einzigartigen, unmittelbaren Qualitat. Wut mag uns in einer anderen Situation als genau umschriebener Terminus wieder begegnen - dann sind wir, mithilfe unserer reflexiven Analyse, dazu in der Lage, Wut als Gefuhl oder Emoti­on zu beschreiben. (Vgl. ebd.)

„When it is said that I have a feeling, or impression, or ’hunch/ that things are thus and so, what is actually designated is primarily the presence of a dominating quality in a situation as a whole, not just the existence of a feeling as a psychical or psychological fact. To say I have a feeling or impression that so and so is the case is to note that the quality in question is not yet resolved into determinate terms and relations; it marks a conclusion without statement of the reasons for it, the grounds upon which it rests.” (Ebd.: 248f.)

Die Aussage, man habe das “Gefuhl” oder den “Eindruck,” dass die Dinge in je- nem Falle so oder so ahnlich lagen, bezeichnet bereits die erste Entwicklungs- stufe expliziter Bestimmungen. Jede Form des subjektiven Denkens nimmt in ei- nersolchen unanalysierten Ganzheit ihren Anfang. (Vgl. ebd.)

In der unmittelbaren Situation ist der Handlungsverlauf zumeist unproblematisch, da das Individuum aus bereits habitualisierten Erfahrungskontexten schopft. Tritt nun jedoch in einer Situation ein Widerstand auf, so macht uns allein die unmit­telbare Qualitat dieser Situation darauf aufmerksam: Sie verwandelt sich in eine problematische und ungewisse Qualitat. Die dadurch entstehende Unruhe im sonst ausgeglichenen Verlauf der Existenz ist von einer Ebbe und Flut von Emo- tionen, wie z.B. Angst und Hoffnung, Freude und Sorge gekennzeichnet. (Vgl. LW 4: 178ff.)

Aus der dubiosen Situation wird ein Problem. (Vgl. ebd.: 180) Eine mogliche Lo- kalisierung und Benennung des Problems ist ein erster Hinweis darauf, dass die ihm zugrunde liegende Qualitat Gegenstand des artikulierten Denkens geworden ist: die Situation prasentiert sich dementsprechend bereits durch ihre immanente Qualitat als problematisch, noch bevor das eigentliche Problem reflexiv erfasst worden ist (Vgl. LW 5: 249); durch vom Denken gesteuerte Verfahren kann der zuvor problematische Fall nun in einen stabilen Tatbestand verwandelt werden. Innere Unstetigkeit wandelt sich auf diese Weise zu Koharenz und Ordnung. (Vgl. LW 4: 1984) Der Denkprozess stellt demzufolge den Vorgang dar, durch welchen der problematische Charakter einer Situation in sachbezogene und schlussige Begriffe verwandelt werden kann. (Vgl. LW 5: 249)

Der Mensch tendiert allerdings dazu, in problematischen Situationen unmittelbar zu handeln, denn der geduldige Umgang mit Unsicherheiten fallt ihm schwer. Mangelt es ihm dadurch an Kontrolle der aufteren Umstande, so nimmt die Handlung unwillkurliche Formen an. Intelligentes Handeln, so Dewey, ist immer indirekt und mittelbar, denn nur mit Hilfe des reflektierten Denkens kann die Handlung in Bahnen gelenkt werden, die die Untersuchungen von Bedingungen, und damitgleichsam Kontrolle, zulassen. (Vgl. LW 4: 178)

In The Quest for Certainty beschreibt Dewey den pragmatistischen Losungsan- satz problematischer Situationen daher noch einmal ausfuhrlicher (Vgl. LW 4: 189):

(I) Analytische Reduktion der ganzen, totalen Situation zur Detailbestim- mung - Ziel ist die Verortung der Natur des Problems mithilfe der un- mittelbaren Qualitat der Situation;

(II) Aufstellung von Hypothesen und Ideen, um dem weiteren Vorgehen eine Richtung zu geben - Ziel ist die Enthullung von neuem, bisher unbekanntem Material;

(III) Gemeinsame Anordnung neuer und alter Gegenstande durch Dedukti- on und Berechnungen;

(IV) Herausgearbeitete Theorien werden in einer neuen ganzheitlichen Si­tuation, der nun durch Schritte (I)-(III) Bedeutung hinzugefugt wurde, einem Viablitatstest unterzogen.

Der problematische Charakter, der die Situation im Ganzen durchdringt, wird also zum Gegenstand reflexiver Untersuchungen: nach (I) der Ortung des Problems erfolgt (ll+lll) ein Entwurf der entsprechenden Mittel und Methoden, mithilfe derer (IV) dem Widerstand begegnetwerden kann. (Vgl. ebd.: 178)

An dieser Stelle wird noch einmal die besondere Relevanz des Qualitatsbegriffs in Deweys Philosophie sichtbar: die unmittelbare Qualitat durchdringt und domi- niert die Situation vollstandig. Somit wird das lndividuum allein durch ihre Veran- derung in eine unsichere Qualitat auf einen auftretenden Widerstand aufmerk- sam gemacht. (Vgl. ebd.: 178ff.)

Die Wahrnehmung dieser Veranderung erfolgt durch einen Anflug von Emotionen - aus diesem Grunde ist die Emotion ein unerlasslicher Aspekt in Deweys philo- sophischer Theorie. Gleichzeitig weist Dewey jedoch darauf hin, dass eine emo- tionale Reaktion immer von unmittelbarem Charakter ist; doch nur durch die mit- telbare Reflexion ist die Modifizierung unbestimmter und unsicherer Bedingungen hin zu einem gewunschten und favorisierten Ergebnis moglich. Emotionen kon- nen daher fur den entschlossenen Willen gleichermaften hilfreich oder hinderlich sein; das hangt ganz davon ab, ob sie in ihrer Unmittelbarkeit uberwaltigend wir- ken oder eine Ansammlung von Energien bezeichnen, die dabei helfen konnen, mit derzweifelhaften Situation umzugehen. (Vgl. ebd.: 180)

Statt auf eine problematische Situation unmittelbar und emotional zu reagieren, sieht Dewey den effizienteren Losungsweg darin, in einer neuen, mittelbaren Si­tuation das eigentliche Problem mithilfe systematischer Denkvorgange naher zu lokalisieren, um daraufhin theoretische Losungsansatze entwickeln zu konnen, die schlieftlich im praktischen Test ihre Anwendbarkeit in der Wirklichkeit unter Beweis stellen mussen. (Vgl. ebd.: 189) Auf diesem Wege ist ein Bedeutungszu- wachs moglich, der im optimalen Falle aufgrund des Prinzips der Kontinuitat in zukunftigen Situationen fortbesteht. (Vgl. LW 13: 19)

1.4. Kontinuitat und Interaktion als Grundprinzipien des »experience«

Die Prinzipien der Kontinuitat (»continuity«) und lnteraktion (»interaction«) stellen wesentliche Rahmenaspekte der Dewey’schen Philosophie des »experience« dar. (Vgl. ebd.: 17) lm bisherigen Verlauf meiner Ausfuhrungen kamen beide Be- griffe bereits einige Male zur Sprache. An dieser Stelle werden sie noch einmal im Besonderen beleuchtet werden. Dies soll mithilfe Deweys Werk Experience and Education (1938) geschehen.

Das Prinzip der Kontinuitat ist zunachst der Grund dafur, dass kein »experience« fur sich allein existiert, sondern stets in zukunftigen »experiences« fortbesteht.

So schreibt Dewey: ,,Just as no man lives or dies to himself, so no experience lives or dies to itself. Wholly independent of desire or intent, every experience lives on in further experiences.” (Ebd.: 13)

Durch die wechselseitige Interaktion zwischen Organismus und Umwelt veran- dert sich sowohl die Welt, als auch das Individuum. Wird beim Auftreten eines Problems der Kreislauf zwischen primarem und sekundarem »experience« er- folgreich abgeschlossen (das heiftt, konnte mithilfe von Denkprozessen eine Lo- sung gefunden werden, die sich in der unmittelbaren Wirklichkeit als anwendbar herausstellte), so kommt es zu einem Bedeutungszuwachs, welcher in zukunftige »experiences« einflieftt und ihre Qualitat beeinflusst. Somit tritt in jedes neue »experience« eine andere, veranderte Person in eine andere, veranderte Welt ein. Dieser Sachverhalt grundet auf der Eigenschaft von »habits«.[6] (Vgl. ebd.: 18)

,,lt [- habit, Anm. d. Verf.] covers the formation of attitudes, attitudes that are emotional and intellectual; it covers our basic sensitivities and ways of meeting and responding to all the conditions which we meet in living “ (LW 13: 18f.)

Sehr gut lasst sich der »habit«-Begriff an folgendem, sehr simplen Beispiel erkla- ren: Ein Kind, das zum ersten Mal Wasser aus einem Glas trinkt, hat anfanglich Probleme, das Glas im optimalen Winkel anzuheben und zum Mund zu fuhren; dadurch wird es wohl bei den ersten Malen das Wasser verschutten, anstatt es trinken zu konnen. Viele Versuche muss es anstellen, um das Trinken aus dem Becher erlernen zu konnen. Womoglich leisten Mutter oder Pflegeperson zu Be- ginn Hilfestellung, indem sie dem Kind zeigen, wie es den Becher an den Mund ansetzen und langsam anheben muss, bis das Wasser darin langsam in die Mundhohle flieftt. Das Kind wird beobachten, vergleichen, das Glas nach erneu- tem Verschutten wohl etwas vorsichtiger anheben, usw. Dieser Prozess geht an- fangs zumeist sehr langsam vor sich und verlangt viel Obung; grofte Mengen Wasser werden verschuttet. Schlieftlich jedoch wird das Kind den rechten Winkel herausgefunden, “erfahren”, haben. Ab diesem Moment zahlt das Wassertrinken aus Glasern und Bechern zu seinem habitualisierten Erfahrungskontext - es muss in Zukunft nicht mehr daruber nachdenken, in welchem Winkel es das Glas zum Mund zu fuhren hat; es wird in allen folgenden Situationen unreflektiert und “automatisch” aus einem handelsublichen Becher trinken konnen, ohne etwas zu verschutten.[7]

»Habits« tragen somit einen wichtigen Teil zum Prinzip der Kontinuitat bei.

Doch dieses Prinzip beschrankt sich nicht nur auf individuelle »experiences«, sondern ist gleichermaften von universellem Charakter. (Vgl. ebd.: 19) Zwar lebt jedes »experience« in einzelnen Personen fort, indem es ihre subjektiven Einstel- lungen, Wunsche und Ziele beeinflusst. Doch authentische »experiences« veran- dern in gewissem Mafte auch stets die objektiven, aufteren Bedingungen, in der nachfolgende »experiences« gehabt werden. (Vgl. ebd.: 22)

Dewey erlautert dies sehr eindrucklich am Beispiel der Entwicklung unsererZivili- sation: die Entstehung einer Zivilisation war demnach nur dadurch moglich, dass vorangegangene »experiences« zu stetigen Veranderungen objektiver Bedingun­gen fuhrten, unter denen sich nun die heutigen »experiences« vollziehen konnen. Die Existenz von Straften oder schnellen Fortbewegungsmitteln, von Werkzeu- gen, Mobeln oder elektrischem Licht sind nur einige Beispiele. Zerstorte man die aufteren Bedingungen des gegenwartigen, zivilisierten »experience«, so fiele es wiederzum »experience« barbarischer Volkerzusammen. (Vgl. ebd.)

,,ln a word, we live from birth to death in a world of persons and things which in large measure is what it is because of what has been done and transmitted from previous human activities. When this fact is ignored, experience is treated as if it were something which goes on exclusively inside an individual’s body or mind.” (Ebd.)

»Experiences« vollziehen sich nicht in einem Vakuum. Sie sind auch aufterhalb des Individuums Quellen fur neue »experiences«. (Vgl. ebd.)

Das zweite Prinzip, das fur eine Philosophie des »experience« grundlegend ist, ist das Prinzip der Interaktion. Interaktion bezeichnet das Wechselspiel zwischen Subjekt und Objekt, Geist und Natur, wobei beide Faktoren des »experience« stets gleichberechtigt sind. (Vgl. LW 10: 28)

Die Interaktion zwischen Organismus und Umwelt ist notwendig und unumgang- lich. In jedem Moment seines Daseins interagiert der Organismus oder Gegen- stand mit der Welt, in der er sich befindet. Die Welt, in der wir leben, ist riskant und gefahrlich, und so ist das Individuum sowohl stabilen als auch instabilen Fak­toren seiner Umwelt ausgesetzt. Es kann diesen langfristig nicht entfliehen, denn jeder Organismus ist aufgrund seiner existenziellen Bedurfnisse, Wunsche und 7

Sehnsuchte auf die Interaktion mit seiner Umwelt angewiesen. „The career and destiny of a living being are bound up with its interchanges with its environment, not externally but in the most intimate way.” (Ebd.: 29) Dewey schlussfolgert de- mentsprechend: “If the gap between organism and environment is too wide, the creature dies.” (Ebd.)

»Experiences« entstehen in der kontinuierlichen Aufeinanderfolge unhintergeh- barer Interaktionsfelder (Situationen). Die einzelnen Faktoren dieser Interaktio- nen bilden eine unmittelbare Einheit und lassen sich nur in spaterer Reflexion als “subjektiv” oder “objektiv” beschreiben.

Die beiden Grundprinzipien der Kontinuitat und der Interaktion konnen im Pro- zess nichtvoneinandergetrennt werden. Sie uberschneiden sich und bilden doch gleichzeitig ein Ganzes: Verschiedene Situationen folgen aufeinander. Doch auf- grund des Prinzips der Kontinuitat kann das Vergangene in die Zukunft ubernom- men werden. Was das Individuum in Form von Wissen und Fertigkeiten in der einen Situation erlernt hat, wird zum Instrument des Verstehens und des effekti- ven Umgangs in allen folgenden Situationen. Dieser Prozess dauert an, solange Leben und Lernen bestehen, und ermoglicht dem Individuum auf diese Weise nicht nur physisches, sondern auch intellektuelles und moralisches Wachstum. (Vgl. LW 13:19; 25f.) 2. Deweys Asthetikkonzeption

Im Winter 1931 wurde Dewey an die Harvard University eingeladen, um dort eine Vorlesungsreihe uber das Thema Kunstphilosophie zu halten. Diese Vorlesungen nahm er anschlieftend zur Vorlage fur sein asthetisches Werk Art as Experience (1934). (Vgl. LW 10: 7)

Bereits in Experience and Nature hatte Dewey in einigen Kapiteln auf die zentra- le Rolle der Kunst im Alltag Bezug genommen. In Art as Experience erweitert und vervollkommnet er nun seine asthetische Theorie: zu Fragen des Entstehungs- und Rezeptionsprozesses von Kunstobjekten nimmt er hier detailliert Stellung, wobei er stets die enge Verbindung zwischen Kunst und Alltag unterstreicht. Deweys Kunstverstandnis ist dabei stark von seiner Freundschaft mit dem ameri- kanischen Pharmazeuten und Kunstsammler Albert C. Barnes gepragt.

[...]


[1] Dieses Manuskript istderzeit noch unveroffentlicht. (Stand: 02/2010)

[2] Jenes Ziel beschreibt und vertritt Dewey in mehreren Aufsatzen. Besonders eingehend sind hierbei seine Erlauterungen in The Need fora Recovery of Philosophy (1917). (Vgl. MW10: 3-48)

[3] Daher wird im fortlaufenden Text ab sofort so weit wie moglich auf die Obersetzung des Begriffs verzichtet.

[4] „The phenomena of social life are as relevant to the problem of the relation of the indi­vidual and universal as are those of logic [...].“ (LW 1: 27)

[5] „At no point or place is there any jump outside empirical, natural objects and their rela­tion.” (LW 1:61)

[6] Da Deweys Definition von »habits« weit uber die ubliche Bestimmung der “Gewohnheit” hinausgeht, verzichte ich auf die Obersetzung des Terminus und behalte die Originalfor- mulierung Deweys bei.

[7] So verhalt es sich allerdings nicht nur mit der Handhabung verschiedener Gegenstande oder Werkzeuge; auch im zwischenmenschlichen Umgang haben sich individuelle und gesellschaftliche Gewohnheiten und Muster durchgesetzt. Sie dienen zum einen dazu, dem Leben eine gewisse Struktur zu verleihen; zum anderen ermoglichen sie es dem In­dividuum, den eigenen Erfahrungskontext auf der Grundlage des aus vergangenen »ex- periences« zur Verfugung stehenden Vorwissens stets zu erweitern. Vgl. hierzu Kapitel 4.

Ende der Leseprobe aus 95 Seiten

Details

Titel
John Deweys ästhetische Theorie und ihre pädagogische Bedeutung
Untertitel
Eine Analyse am Beispiel von Bertolt Brechts Dreigroschenoper
Hochschule
Universität zu Köln  (Humanwissenschaftliche Fakultät)
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
95
Katalognummer
V197554
ISBN (eBook)
9783656237648
ISBN (Buch)
9783656239260
Dateigröße
866 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
John Dewey, Amerikanischer Pragmatismus, Pragmatismus, Erfahrung, Kunst, Erziehung, Bildung, Philosophie, Ästhetik, experience, Bertolt Brecht, Dreigroschenoper, Episches Theater, Verfremdungseffekt, Ästhetikphilosophie, ästhetische Erfahrung, ästhetisches experience
Arbeit zitieren
Dipl. Päd. Carina Riethmüller (Autor:in), 2010, John Deweys ästhetische Theorie und ihre pädagogische Bedeutung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197554

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