Die Cholera unter Berücksichtigung sozialhygienischer und sozialmedizinischer Aspekte


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

1.0 Klinisch-pathologische Aspekte der Cholera
1.1 Der Erreger Vibrio cholerae
1.2 Pathogenese und Krankheitsbild
1.3 Therapie und Prophylaxe

2.0 Die Cholera im geschichtlichen Rückblick
2.1 Die großen Pandemien des 19. und 20. Jahrhunderts
2.2 Damaliger Wissensstand und der Streit um die Choleraätiologie
2.3 Die Bedeutung Robert Kochs für die Cholerabekämpfung

3.0 Der Einfluß städtehygienischer und sozialer Faktoren
für die Ausbreitung der Cholera
3.1 Die Choleraepidemie von Hamburg 1892
3.2 Wohnverhältnisse und Soziale Lage der Bewohner

4.0 DIE Übertragbarkeit auf heutige Verhältnisse?

5.0 Zusammenfassung und Schlußfolgerung

6.0 Abbildungsverzeichnis

7.0 Anhang

8.0 Literaturverzeichnis

Vorwort:

Die Intention, eine Arbeit über die Infektionskrankheit Cholera in Verbindung mit sozialhygienischen und sozialmedizinischen Faktoren zu schreiben, entstand einmal aus dem Interesse heraus, daß im Zuge eines fast täglich wachsenden Angebots an Entwicklungen in der Krankheitsbekämpfung auf dem medizinischen Sektor, (Sequenzierung des humanen Genoms und technologische Entwicklungen), es geradezu paradox erscheint, daß sich eine steigende Zahl von „ausgerottet“ geglaubten Krankheiten, wie der der Cholera weiterhin manifestieren kann und rezidivierend auftritt. Unter anderen Gründen werden dafür auch die Verarmung, Hunger, Kriege, Flucht und Vertreibung und die damit verbundenen sozioökonomischen und sozialhygienischen Bedingungen vor allem in der sogenannten „Dritten Welt“ verantwortlich gemacht. Zum anderen rückte die Cholera in jüngster Zeit durch Erdbeben in Guatemala und Indien, sowie durch endemische Ausbrüche in Südafrika in den erneuten Blickpunkt des öffentlichen Interesses.

Kirsten Hermes

1.0 Klinisch-pathologische Aspekte der Cholera:

Die Cholera, von griech. kholera (Gallenfluß), ist eine akute Erkrankung des Dünndarms, welche durch die Besiedlung von Vibrio cholerae[1] einem Bakterium, ausgelöst wird. Die Krankheit ist charakterisiert durch ein epidemisches Auftreten, verläuft in schweren Fällen durch massive Diarrhoen mit schnellem Verlust großer Flüssigkeits- und Elektrolytmengen, und können unbehandelt innerhalb kürzester Zeit zum Tod des Erkrankten führen.

1.1 Der Erreger Vibrio Cholerae:

Der Erreger der Cholera ist Vibrio cholerae, welcher zu dem wichtigsten Vertreter der Vibrionen gehört. Die Spezies umfaßt drei humanpathogene Arten (Biovare):

- Vibrio cholerae biovar cholerae (klassischer Choleraerreger)
- Vibrio cholerae biovar El Tor[2] (seit 1961 dominierender Cholera-Erreger)
- Vibrio cholerae O 139 (Ende 1992 erstmals aufgetreten)

Die Choleravibrionen sind kommaförmig gekrümmte, ca. 1,5-4 mm x 0,2–0,4 mm lange, außerordentlich bewegliche, gramnegative Stäbchenbakterien mit einer monopolar angeordneten Geißel (vgl. OETHINGER 1994, 66). In frischem Untersuchungsmaterial wie z. B. Stuhl oder Erbrochenem, sind sie unter dem Mikroskop typischerweise fischzugartig angeordnet. Die Erreger lassen sich auf einfachen Nährböden innerhalb von 24 Stunden in einer aeroben Atmosphäre nachzüchten, und sind empfindlich gegen Trockenheit und bis 70 °C. lebensfähig. Sie haben vor allem zwei Eigenschaften, die sich für eine Anzucht aus dem Keimgemisch der Stuhlflora ausnutzen lassen: die „Vorliebe“[3] für eine Umgebung mit hoher Salzkonzentration (Halophilie), und die ebenso hohe Toleranz für eine alkalische Umgebung, bei einem pH- Wert von ca. 9. Durch Säuren dagegen werden sie inaktiviert- weshalb die Magensäure vor kleinen Mengen aufgenommener Cholerabakterien schützt („natürliche Barriere“) und die Infektion sich nur bei einer hohen Infektionsdosis manifestieren kann.

1.2 Pathogenese und Krankheitsbild:

Die Erreger werden oral durch kontaminiertes Trinkwasser oder auch Nahrungsmittel, wie z. B auch in Fisch und Schalentieren aufgenommen und gelangen, wenn die Säurebarriere des Magens überwunden wurde, in den Dünndarm, in welchem das Bakterium durch den dort herrschenden hohen alkalischen pH-Wert ein gutes Wachstumsmillieu vorfindet. Dort durchdringen die Vibrionen aufgrund ihrer Beweglichkeit durch die Bildung eines Exotoxins[4], eine von ihnen selbst produzierten Muzinase, einem Enzym, die Darmepithelzellen und lösen dort eine Funktionsstörung der Zellen aus ®(Enterotoxin[5]) (vgl. OETHINGER 1994, 66). Es kommt zu einer Hemmung bestimmter Elektrolytpumpen, so daß es zu einem Verlust von Natrium, Kalium und Chlorid ins Darmlumen kommt. Nachfolgend wird Wasser in den Darm abgegeben, was zu den typischen sekretorischen Diarrhoen (Reiswasser-Stühle) führt. Eine Schädigung der Schleimhautzellen tritt dabei nicht auf (vgl. ROBERT-KOCH-INSTITUT 1999, Steckbriefe seltener und „importierter“ Krankheiten, 1). Abhängig von der Toxinproduktion fällt die Symptomatik mehr oder weniger stark aus.

Nach einer Inkubationszeit von 2-5 Tagen beginnt die Erkrankung vorerst mit starker Übelkeit, Erbrechen und zunehmend weicher Stuhlentleerungen bis zu den bereits beschriebenen „reiswasserartigen“ Durchfällen. Die ausgeschiedenen Flüssigkeitsmengen können 20 Liter pro Tag erreichen. So entwickelt sich eine Flüssigkeitsunterversorgung des Körpers (Exsikkose), mit folgender Azidose[6] und Elektrolytentgleisung (vgl. ebd). Erstes Symptom der Austrocknung ist vielfach Heiserkeit. Der Patient trübt zudem mehr und mehr ein Es kann dann zu Muskelkrämpfen in den Waden, zu Nierenversagen (Oligurie, Anurie[7]) und später zum Kollaps kommen. Weiterhin kann das Blut durch den Flüssigkeitsmangel so eingedickt sein, daß es zu Gefäßverschlüssen führt. Weiterhin leidet der Erkrankte unter Tachykardie[8] und Hypotonie. In den schwersten Fällen kann ein Erkrankter schon innerhalb einer Stunde nach Einsetzen der Symptome einen sehr niedrigen Blutdruck entwickeln und innerhalb von 2-3 Stunden versterben (Cholera siderans). Die Gesichtsfarbe des schwererkrankten Patienten (Cholera asiatica) erhält eine grau, bläuliche Farbe, was zu dem Ausdruck des „blauen Todes“ (vgl. STICKER 1912, 3ff), geführt hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Letalität liegt bei unbehandelten Fällen um 60%, bei der durch Vibrio El Tor verursachten Form verläuft die Cholera milder als bei der klassischen Cholera. Der Krankheitsmechanismus ist hierbei der gleiche wie der bei der klassischen Cholera (vgl. ROBERT-KOCH.INSTITUT 1999, Steckbriefe seltener u. „importierter“ Krankheiten, 1).

1.3 Therapie und Prophylaxe:

Bei der Therapie hat vor allem eine schnelle Substitution von Flüssigkeit und Elektrolyten sowie Glucose zu erfolgen. Für die Therapie in Endemiegebieten, in denen ausreichende Mengen intravenöser Infusionsflüssigkeit nicht zur Verfügung stehen, hat die WHO eine oral zu verabreichende Salz- und Glucoselösung in Wasser entwickelt.

Diese besteht aus folgenden Komponenten: (nach WHO 2000, 1)

Glucose 20,0 g/l Natriumchlorid 3,50 g/l

Natriumbikarbonat 2,50 g/l Kaliumchlorid 1,50 g/l

Hierbei ermöglicht Glucose durch spezielle Pumpen in der Zellmembran die Aufnahme von Natriumionen in die Dünndarmzellen. Den aufgenommenen Natriumionen und der Glucose folgt Wasser in die Zellen. Mit dieser Lösung ist es möglich, Flüssigkeitsverluste durch den Dünndarm auszugleichen. In schweren Fällen werden pro Tag etwa 7 Liter mit der intravenösen Therapie ersetzt (vgl. OETHINGER 1994, 67).

Die Gabe von Antibiotika spielt hierbei eine untergeordnete Rolle. Nach der vom ROBERT-KOCH-INSTITUT, Steckbriefe seltener und „importierter“ Krankheiten, 1999 herausgegebenen Empfehlung sind es hier „[...] Gyrasehemmer, Tetracycline, Cotrimoxazol, Chloramphenicol“. Sie töten die Bakterien im Darm ab, ersetzen jedoch nicht den Flüssigkeitsverlust.

OETHINGER meint weiter, „[...] Hauptreservoir und wichtigste Infektionsquelle ist der Mensch [...]“ (1994, 67). Neben den Kranken, die massenhaft Choleravibrionen ausscheiden, spielen „[...] symptomlos Infizierte oder wieder gesunde Ausscheider eine bedeutende Rolle [...]“ (ebd.).

Die Erreger werden wie beschrieben, meist indirekt (fäkal-oral) durch Nahrungsmittel und vor allem Trinkwasser übertragen. Daraus erklärt sich die Tatsache, daß die Cholera heute überwiegend in Ländern mit unbefriedigender Lebensmittel-, Trinkwasser- und Abwasserhygiene auftritt[9].

[...]


[1] A. a. O.

[2] 1905 von Gotschlich als neue Variante von Vibrio cholerae in El Tor, einer Quarantäne Station am Golf

von Suez, benannt.

[3] Anmerkung der Verfasserin

[4] Siehe Anhang

[5] Siehe ebd.

[6] Siehe ebd.

[7] Siehe ebd.

[8] Siehe ebd.

[9] A. a. O.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Cholera unter Berücksichtigung sozialhygienischer und sozialmedizinischer Aspekte
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Veranstaltung
Mikrobiologie und Hygiene
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
21
Katalognummer
V1972
ISBN (eBook)
9783638112208
ISBN (Buch)
9783640196692
Dateigröße
525 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine spannende Arbeit, die mir selbst viel Spaß gemacht hat....
Schlagworte
Cholera / Sozialhygiene / Sozialmedizin, Hamburg, Seuchen, Pandemie
Arbeit zitieren
Kirsten Hermes (Autor:in), 2001, Die Cholera unter Berücksichtigung sozialhygienischer und sozialmedizinischer Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1972

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