Anforderungen an den Aufbau eines kennzahlenbasierten Managementcockpits und Besonderheiten der mobilen Dimension in der Finanz Informatik


Projektarbeit, 2012

62 Seiten


Leseprobe


INHALT

1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Ziele und Motivation
1.3 Aufbau der Proj ektarbeit

2 Managementcockpit in der mobilen Dimension
2.1 Managementcockpit
2.1.1 Definition
2.1.2 Klassifikation
2.1.3 Nutzung in der Finanz Informatik
2.2 Business Intelligence
2.2.1 Definition
2.2.2 Klassifikation
2.2.3 Nutzung in der Finanz Informatik
2.3 Mobile Endgeräte
2.3.1 Definition
2.3.2 Klassifikation
2.3.3 Nutzung in der Finanz Informatik
2.4 Mobile BI
2.4.1 Definition
2.4.2 Klassifikation
2.4.3 Nutzung in der Finanz Informatik

3 Mobile User Experience
3.1 Usability
3.2 Utility
3.3 Joy Of Use
3.4 Zwischenfazit

4 Mobile Interface Design
4.1 Navigation Design
4.2 Interaction Design
4.3 Screen Design
4.4 Zwischenfazit

5 Mobile Data Visualization
5.1 KPI Visualization
5.2 Aggregation Visualization
5.3 Information Visualization
5.4 Zwischenfazit

6 Gesamtfazit

Anhang A: Offline-Version Steuerungscockpit (Personal)

Anhang B: Referenzarchitektur eines Data Warehouse-Systems

Anhang C: Vergleich zwischen OLTP und OLAP

Anhang D: Strukturierung des ganzheitlichen Steuerungscockpits

Anhang E: Diagramm-Matrix

Anhang F: DuPont Kennzahlensystem

Literaturverzeichnis

TABELLEN

Tabelle 1 : Entwicklungsstufen von Mobile BI

Tabelle 2: Analyseergebnis Mobile User Experience

Tabelle 3: Analyseergebnis Mobile Interface Design

Tabelle 4: Analyseergebnis Mobile DataVisualization

ABBILDUNGEN

Abbildung 1: Aufbau der Proj ektarbeit

Abbildung 2: Die Perspektiven der Balanced Scorecard

Abbildung 3: Auszug Steuerungscockpit (Personal)

Abbildung 4: Sichtweisen auf Business Intelligence

Abbildung 5: Klassifikation mobile Endgeräte

Abbildung 6: Elemente der User Experience

Abbildung 7: Bestandteile „Usability"

Abbildung 8: Bestandteile „Utility"

Abbildung 9: Bestandteile „Joy Of Use"

Abbildung 10: Ontologisches Designdiagramm nach Bonsiepe

Abbildung 11: Seitenstruktur Steuerungscockpit für iPad

Abbildung 12: Navigationsverhalten Steuerungscockpit für iPad

Abbildung 13: Farbspektrum der Finanz Informatik nach Corporate Design

Abbildung 14: Grafiktypen zur Darstellung von Unternehmenskennzahlen

Abbildung 15: Grundformen von einfachen Diagrammtypen

Abbildung 16: Zuordnungsmatrix für einfache Diagrammtypen

Abbildung 17: Statusvisualisierung

Abbildung 18: Ansicht des Managementcockpit-Raumes

Abbildung 19: Zielzusammenhänge im Themenblock "Personal"

ABKÜRZUNGEN

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Führungskräfte und Entscheidungsträger in heutigen Unternehmen sehen sich häufig einer Vielzahl von Informationen aus einer großen Menge heterogener Daten gegenüber, die Grundlage für Entscheidungen bieten sollen. Angemessene Hilfsmittel sind notwendig, um aus dieser „Datenflut" entscheidungsrelevante Informationen zu gewinnen. Aufgrund der sich ständig wandelnden Herausforderungen in einem Unternehmen, stellt die Informati­onsverarbeitung einen entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Insbesondere das Top­Management benötigt Instrumente, um Erkenntnisse zur aktuellen Lage des Unternehmens und entsprechende Steuerungsimpulse für die Kontrolle der Geschäfte zu erlangen. Die Konzepte von Managementcockpits bieten einen vielversprechenden Ansatz, da hierbei die Informationen managementgerecht aufbereitet werden, um anschließend kritische Entwick­lungen innerhalb des Unternehmens erkennen, zeitnah strategische Entscheidungen ablei­ten und entsprechende Maßnahmen umsetzen zu können. Um zu jeder Zeit und an jedem Ort auf die komplexen Unternehmensdaten zugreifen zu können, ist es sinnvoll die Nut­zungsmöglichkeit eines Managementcockpit auch auf mobile Endgeräte zu erweitern. Mobility bzw. Mobilität ist dabei generell ein Trend, der sich mehr und mehr aus dem pri­vaten Umfeld ins unternehmerische verschiebt. Daher sind geeignete Maßnahmen zu er­greifen, um komplexe mobile Strategien umsetzen zu können. Vor diesem Hintergrund soll die vorliegende Projektarbeit die Anforderungen an einer mobilen Lösung des Manage­mentcockpits in der Finanz Informatik analysieren und die Besonderheiten, die hierbei zu berücksichtigten sind, herausstellen. Um dem Leser genauer in die Thematik einzuführen, sollen in den folgenden Unterkapiteln die Ausgangssituation sowie die persönlichen und unternehmerischen Ziele und Motivation erläutert und der Aufbau der Projektarbeit vorge­stellt werden.

1.1 Ausgangssituation

Die Finanz Informatik GmbH & Co. KG1 ist der aus dem Zusammenschluss von FinanzIT und Sparkassen Informatik entstandene einzige IT-Dienstleister der Sparkassen- Finanzgruppe. Nach der Fusion, die rückwirkend zum 1. Januar 2008 in Kraft getreten ist, wurden unterschiedliche Projekte gestartet um das neue Unternehmen zu optimieren. In einem dieser Projekte (Projektname: „CoPS") steht die Harmonisierung der Controlling­Prozesse und -Systeme im Vordergrund. Im Rahmen dieses Projektes wurde bereits ein Managementcockpit zur Unterstützung strategische Managementaufgaben auf Basis von SAP BW entwickelt. In einem nächsten Schritt sollen nun die Anforderungen an den Auf­bau eines kennzahlenbasierten Managementcockpits in der mobilen Dimension der Finanz Informatik analysiert werden. Diese praxisnahe Problemstellung soll im Rahmen einer Projektarbeit vor dem Hintergrund des immer bedeutender werdenden Megatrends „Mobi­lität" berücksichtigt werden. Immer mehr mobile Endgeräte werden verkauft, sodass auch zunehmend im Geschäftsleben mobile Anwendungen branchenübergreifend an Bedeutung gewinnen. Die Visualisierung komplexer Daten auf mobilen Endgeräten soll daher anhand der konkreten Aufgabenstellung aus der Praxis bearbeitet werden.

1.2 Ziele und Motivation

Die Ziele der vorliegenden Projektarbeit sind differenziert zu betrachten. Auf der einen Seite sollen allgemeine Anforderungen von mobilen Anwendungen wie Mobile User Expe­rience oder Mobile Interface Design sowie die spezifischen Anforderungen zu Mobile Data Visualization ausführlich betrachtet werden. Darüber hinaus soll aber auch immer die vor­liegende Aufgabenstellung aus der Praxis im Mittelpunkt stehen und daher die Darstel­lungsmöglichkeiten von komplexen Daten in Form eines Managementcockpits auf mobilen Endgeräten berücksichtigt werden. Als Ergebnis soll letztlich ein genaueres Bild entstehen, welche Möglichkeiten es gibt eine mobile Anwendung des Managementcockpits den An­wendern der Finanz Informatik zur Verfügung zu stellen. Hierzu soll explizit keine techni­sche Infrastruktur- oder Betriebssystemanalyse erarbeitet werden. Auch die Wirtschaft­lichkeit bzw. der einhergehende Entwicklungs- und Integrationsaufwand ist nicht Bestand­teil dieser Projektarbeit. Stattdessen steht die systematische und strukturierte Analyse von Hauptschwerpunktthemen im Mittelpunkt der Projektarbeit mit dem Ziel, neue Ideen für eine mobile Lösung zu entwickeln.

Durch die ausführliche Bearbeitung eines konkreten Business-Cases, der Aspekte von Mo­bile Business Intelligence beinhaltet, sowie der Auseinandersetzung mit theoretischen Grundlagen im Rahmen einer VAWi-Projektarbeit ist gewährleistet, dass ein methodisches Vorgehen angewendet wird. Darüber hinaus können Randgebiete aus der Theorie, die wahrscheinlich aus Zeitgründen ohne Bezug zu einer Projektarbeit nicht ausreichend be­trachtet worden wären, stärker in die praktische Arbeit im Unternehmen einfließen. Hie­raus kann das Projekt „CoPS" profitieren und ein qualitativ besseres Projektergebnis für die Finanz Informatik erzielen. Gleichzeitig bietet die Bearbeitung des Themas auch eine persönliche Motivation, da das Themengebiet sehr komplex und spannend ist und zudem die Kenntnisse über Besonderheiten mobiler Endgeräte Zukunftsperspektiven versprechen.

1.3 Aufbau der Projektarbeit

Um den Leser mit möglichst allen relevanten Bereichen des Themengebietes vertraut zu machen, soll in Kapitel 2 zunächst das Managementcockpit in der mobilen Dimension im Fokus stehen. Durch die einheitliche bausteinartige Vorstellung der zentralen Begrifflich­keiten werden die theoretischen Grundlagen für das weitere Verständnis der Projektarbeit gelegt und bereits mit praktischen Bezügen angereichert. Die insgesamt vier Säulen des Grundlagenkapitels bilden das Fundament für unterschiedliche Aspekte hinsichtlich Mobi­le User Experience in Kapitel 3, ausgewählte Themenbereiche im Rahmen von Mobile Interface Design in Kapitel 4 sowie Sichtweisen von Mobile Data Visualization in Kapitel 5. In diesen drei zentralen Kapiteln werden die Anforderungen an den Aufbau des Mana­gementcockpits auf mobilen Endgeräten zunächst allgemein durch theoretische Erkennt­nisse vorgestellt und anschließend aus unternehmensspezifischer Sicht konkretisiert. Da­rauf aufbauend werden in Kapitel 6 im Rahmen eines Gesamtfazits die ursprünglich aufge­stellten Untersuchungsziele bewertet und ein Ausblick auf das weitere Vorgehen geliefert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Aufbau der Projektarbeit

2 Managementcockpit in der mobilen Dimension

In diesem Kapitel sollen zunächst die Grundlagen für die Begriffe Managementcockpit, Business Intelligence, Mobile Endgeräte und Mobile BI gelegt werden. Da die zentralen Begrifflichkeiten des Kapitels nicht eindeutig in der Literatur definiert werden, sollen zu Beginn eines jeweiligen Unterkapitels unterschiedliche Definitionsmöglichkeiten diskutiert und anschließend einer der Ausgangssituation angemessenen Grundlage geschaffen wer­den. Darüber hinaus erscheint es sinnvoll die unterschiedlichen Begrifflichkeiten zu klassi­fizieren, da in dieser Projektarbeitjeweils nur bestimmte Klassen von Bedeutung sind. Ab­schließend soll in jedem Unterkapitel ein praktischer Bezug zum Unternehmen hergestellt werden, indem die Nutzung in der Finanz Informatik analysiert wird.

2.1 Managementcockpit

Um ein erstes Verständnis für den Begriff „Managementcockpit" zu bekommen, sollen in diesem Abschnitt die Grundlagen gelegt werden. Hierzu wird zunächst das Wortteil „Ma­nagement" einzeln betrachtet und anschließend auf den kompletten Begriff erweitert. Da­rüber hinaus soll im Rahmen einer Klassifikation eine genaue Abgrenzung zu ähnlichen Begrifflichkeiten im Rahmen des Corporate Performance Managements erfolgen. Im An­schluss daran wird der derzeitige Einsatz des sogenannten Steuerungscockpits in der Fi­nanz Informatik betrachtet.

2.1.1 Definition

Das Wort „Management", das sich aus dem englisch Verb to manage2 ableitet, wird mitt­lerweile auch im deutschen Sprachraum sehr oft verwendet. Als mögliche etymologische ? Wurzel wird häufig auf das lateinische manus agere3 verwiesen (Staehle, 1999, S. 71). In der Literatur wird der Begriff „Management" grundsätzlich auf zweifache Art beschrieben und unterscheidet sich durch eine institutionelle und eine funktionale Perspektive. „Als Institution beinhaltet das Management alle leitenden Instanzen, d.h. alle Aufgaben­bzw. Funktionsträger, die Entscheidungs- bzw. Anordnungskompetenzen haben" (Schierenbeck, 2003, S. 95). Diese Perspektive schließt also primär die Personengruppen eines Unternehmens ein, die Managementaufgaben wahrnehmen und im Folgenden „Ma­nager" genannt werden.

Als Funktion umfasst das Management „alle zur Steuerung der Organisation notwendigen Prozesse und Funktionen, die zur Aufgabenerfüllung erforderlich sind" (Hentze, Heinecke, & Kammel, 2001, S. 6). Diese Dimension stellt also - unabhängig von bestimmten Perso­nengruppen - die Aufgaben in den Vordergrund.

Ein Managementcockpit dient der Ebene des Top-Managements als Werkzeug zur Erfül­lung der wesentlichen Aufgaben wie planen, organisieren und kontrollieren. Der Begriff „Cockpit" ist aus der Metapher für die Instrumententafel eines Flugzeugcockpits entstan­den, auf der Piloten jederzeit alle notwendigen Informationen zur Lenkung ihrer Maschine ablesen können. Diese Analogie verdeutlicht die Darstellung von Unternehmenskennzah­len4 als Instrumentenanzeige wie im realen Flugzeugcockpit. Zusammenfassend soll fol­gende Definition für diese Projektarbeit dienen:

„Ein Managementcockpit [...] ist eine Visualisierungsform großer Mengen meist verteilter Informationen in verdichteter Form, z.B. als Kennzahlen, Messpunkte oder Key Perfor­mance Indikatoren" (Michels & Jäger, 2009, S. 11).

2.1.2 Klassifikation

Ein Managementcockpit wird als ein Konzept im Rahmen des sogenannten Corporate Per­formance Managements (CPM) bzw. Business Performance Managements (BPM) einge­ordnet. Ähnliche Konzepte dieser eher betriebswirtschaftlich geprägten Begriffsgruppe, die sehr themenverwandt zum Managementcockpit sind, stellen Management-Dashboards und die recht populäre Balanced Scorecard (BSC) dar.

„Das Management-Dashboard enthält nur die wichtigsten Informationen für den Manager und soll auf akuten Handlungsbedarf hinweisen, enthält also noch weniger Detailinforma­tionen als ein Management-Cockpit" (Dickerhof, 2008, S. 43).

Durch diese Abgrenzung, die naturgemäß durch subjektive Sichtweisen nicht ganz eindeu­tig ist, wird der Hauptunterschied zwischen einem Cockpit und einem Dashboard deutlich. Als eine besondere Form des Managementcockpits und des Management-Dashboards stellt die Realisierung einer Balanced Scorecard zur Unternehmensstrategie dar.

Die Autoren Kaplan und Norton (1992, S. 71-79) entwickelten die BSC-Methode in Zusammenarbeit von Unternehmenspraxis und Hochschulforschung.

Die BSC schafft dabei die Verbindung zwischen Strategie und Leistungsmessung, da die strategischen Ziele über finanzielle und nicht-finanzielle Leistungsindikatoren gemessen und gesteuert werden. Hierzu werden strategisch relevante Kennzahlen definiert, die in den Publikationen von Kaplan und Norton vier Perspektiven zugeordnet werden und in Ab­bildung 2 grafisch zusammengefasst sind (Gabriel, WS 04/05, S. 10):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Die Perspektiven der Balanced Scorecard

Die Perspektiven dienen dem gesamten Konzept als Rahmenwerk und stellen sicher, dass alle relevanten Kenngrößen in verständlicher Form dargestellt werden.

2.1.3 Nutzung in der Finanz Informatik

Im Rahmen des Projektes „Controlling-Prozesse und -Systeme" (CoPS), welches nach der Fusion zur Finanz Informatik aufgesetzt worden ist, wurde erkannt, dass im Entschei- dungsprozess der Finanz Informatik ein wichtiges Instrument für die Top-Management­Ebene fehlte. Um diese Lücke zu schließen, wurde für die Einführung eines Management­cockpits zur Unterstützung strategischer Managementaufgaben ein eigenes Teilprojekt initiiert, dessen Aufgabe die fachliche und DV-technische Konzeption sowie die Imple­mentierung und Integration in der vorhandenen IT-Landschaft war. Als inhaltliche Kon­zeptionsgrundlage diente die Idee der BSC, sodass sich die definierten Kennzahlen an dem Rahmenwerk der BSC orientieren und unterschiedlichen Perspektiven zugeordnet sind. In der Finanz Informatik wurden zur Kategorisierung die Themenblöcke Personal, Kunde, Projekte, Produkte und Kunde definiert. Die konkrete technische Umsetzung des Manage­mentcockpits erfolgte auf Basis von SAP BW.

Das Ergebnis dieser Projektarbeit beinhaltet sowohl eine Online-Version als auch eine Druckversion und steht seit 01.10.2011 unter dem Begriff „Steuerungscockpit" der Ge­schäftsführung und Bereichsleitung als primäre Zielgruppe zur Verfügung.

Der Inhalt des Steuerungscockpits ist eine zusammenfassende Darstellung von steuerungs­relevanten Kennzahlen, die für die Entscheider durch Visualisierungselemente wie Ampel­symbole und Trendpfeile die aktuelle Unternehmenssituation transparent macht. Dabei werden Daten aus unterschiedlichen heterogenen Systemen im SAP BW zusammenge­führt. Das etablierte Steuerungscockpit wird in einem monatlichen Rhythmus aktualisiert, wobei auch vergangene Berichtsperioden auswertbar sind, um die Historie verfolgen zu können. In der Online-Version sind standardisierte Navigationspfade vorgegeben und ein­geschränkte Drill-Down-Funktionalitäten möglich, sodass beispielsweise von der Gesamt­Unternehmenssicht auf die Ressortsicht als hierarchische Ebene navigiert werden kann. Darüber hinaus werden durch Mitarbeiter des Unternehmenscontrollings bei kritischen oder erklärungswürdigen Kennzahlen Kommentare im Steuerungscockpit erfasst, sodass Begründungen für den aktuellen Status bzw. Trend und entsprechenden Handlungsempfeh­lungen dargestellt werden können.

Einen Auszug der Online-Version des derzeit eingesetzten Steuerungscockpits Personal ist in der folgenden Abbildung 3 dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Auszug Steuerungscockpit (Personal)

Die Offline-Version, die als Ergebnis eine formatierte Druckfunktionalität des Steuerungs­cockpits liefert, wird zu fest definierten Zeitpunkten automatisiert generiert und per Mail an die Geschäftsführer der Finanz Informatik versendet. Die druckoptimierte Lösung bein­haltet dabei alle wesentlichen Informationen, wobei zu berücksichtigen ist, dass jeder Ge­schäftsführer eine unterschiedliche Version bekommt, da für das jeweilige Ressort, wel­ches der Geschäftsführer verantwortet, mehr Detailinformationen enthalten sind.

Eine beispielhafte Generierung des Themenblocks „Personal" für den Berichtszeitraum 012.2011 für das Ressort 2000 liegt im Anhang A.

2.2 Business Intelligence

Die technische Grundlage zur Erstellung von Managementcockpits stellen in der Regel Werkzeuge dar, die unter dem Begriff „Business Intelligence" (BI) eingeordnet werden. BI kann als Weiterentwicklung klassischer Management Support Systeme (MSS) verstanden werden, dessen Informationssysteme aus der Historie heraus für jeweils unterschiedliche Zielgruppen des Managements entwickelt wurden (z.B. MIS, DSS oder EIS).

In diesem Kapitel soll der neuartigere Begriff „Business Intelligence" diskutiert und die wesentlichen Elemente des Oberbegriffes, die auch in der Finanz Informatik von zentraler Bedeutung sind, berücksichtigt werden. In einem nächsten Schritt soll eine gängige Klassi­fikation im Zusammenhang mit Business Intelligence vorgestellt werden um die Verknüp­fungen der Begrifflichkeiten zu unterstreichen. Abschließend soll die Nutzung von Busi­ness Intelligence in der Finanz Informatik analysiert werden, um die unternehmensrelevan­te Bedeutung herzustellen.

2.2.1 Definition

Der Begriff Business Intelligence (BI) ist 1996 durch das Marktforschungsunternehmen Gartner Group5 entstanden, das die ersten Überlegungen aufstellte (Kemper, Mehanna, & Unger, 2004, S. 2). In der Literatur existieren zahlreiche Definitionsansätze, die hier nur auszugsweise angeführt werden können. Chamoni und Gluchowski (2004, S. 120) defi­nieren beispielweise alle Systemkomponenten zum BI gehörend, die „operatives Datenma­terial zur Informations- und letztlich zur Wissensgenerierung aufbereiten und speichern, sowie Auswertungs- und Präsentationsfunktionalität anbieten."

Die SAP AG (2004, S. 10) definiert BI als „Sammlung von Anwendungen, die der Aus­wertung von Geschäftsdaten dienen. Das Data Warehouse, eine Komponente der BI- Werkzeuggruppe, ist das spezielle Werkzeug für die Bereinigung sowie das Laden und Speichern der vom Unternehmen benötigten Daten."

Es bleibt festzuhalten, dass es keine einheitliche Definition für Business Intelligence gibt. Vielmehr handelt es sich um einen IT-Oberbegriff, der eine Reihe von Komponenten bzw. Begrifflichkeiten vereint. Die zentralen Komponenten, die häufig mit BI in Verbindung gebracht werden und auch im Kontext des Steuerungscockpits in der Finanz Informatik von zentraler Bedeutung sind, sollen kurz erwähnt werden:

Data Warehouse (DWH):

Ein Data Warehouse ist ein spezielles Datenmanagementsystem, welches entscheidungsre­levante Daten für das Management eines betrieblichen Systems verwaltet und in geeigneter Form bereitstellt. Die Bereitstellung der Daten erfolgt im Allgemeinen in Form von multi­dimensional Datenstrukturen, innerhalb derer ein Entscheidungsträger in beliebiger Wei­se navigieren kann. Die zugehörige Datenbank wird dabei als Data Warehouse bezeichnet. Eine weit verbreitete Definition für den Begriff Data Warehouse liefert Inmon (2002, S. 31), der allgemein als Vater und Begründer des Data Warehouse-Konzepts gilt: „A data warehouse is a subject-oriented, integrated, nonvolatile, and time-variant collection of data in support of management's decision."

Eine idealtypische Referenzarchitektur von Data Warehouse-Systemen ist im Anhang B dargestellt. Aus Außensicht betrachtet, stellt dabei ein Data Warehouse-System zwei unter­schiedliche Schnittstellen zur Verfügung: Die ETL- und die OLAP-Schnittstelle (Sinz, SS2011, S. 6).

Extraktion, Transformation, Laden (ETL):

Die ETL-Schnittstelle dient der Extraktion und Übernahme von Daten aus den unterschied­lichen operativen Datenquellen, der Transformation und Aufbereitung der Daten sowie dem Laden der Daten in das Data Warehouse-System. In der Extraktionsschicht werden Datenänderungen in den angebundenen Datenquellen erkannt und anschließend die ent­sprechenden Datensätze in den Arbeitsbereich6 des Data Warehouse-Systems übertragen. In einem nächsten Schritt werden die extrahierten Daten in ladbare Daten für das Data Wa­rehouse transformiert. Im dritten und letzten Schritt des ETL-Prozesses findet das eigentli­che physikalische Laden von Daten in das Data Warehouse statt.

Online Analytical Processing (OLAP):

Die OLAP-Schnittstelle dient dazu, dass der Datenbestand eines Data Warehouse-Systems nach unterschiedlichen Kriterien (Dimensionen) für das Management ausgewertet werden kann. Das OLAP-Konzept ist auf Codd (1993) zurückzuführen, den Entwickler des relati­onalen Datenbankmodells. Im Gegensatz zum OLAP-Konzept wurde das OLTP-Konzept zur transaktionsorientierten Datenverarbeitung für die Verwaltung operativer Daten entwi­ckelt. Eine tabellarische Gegenüberstellung dieser beiden unterschiedlichen Konzepte ist in Anhang C dargestellt.

2.2.2 Klassifikation

Eine anerkannte Strukturierung für Business Intelligence liefern Gluchowski, Gabriel und Dittmar (2008, S. 92), die zwischen engen, analyseorientierten und weiten BI­Verständnis differenzieren. Sowohl in dieser Strukturierung, die in Abbildung 4 dargestellt ist, als auch in vielen Definitionsversuchen werden die zentralen Komponenten wie Data Warehouse, ETL oder OLAP aufgegriffen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Sichtweisen auf Business Intelligence

Deutlich werden in dieser Sichtweise die Zusammenhänge der unterschiedlichen Begriff­lichkeiten sowie die Einordnung weiterer Themengebiete wie die bereits erwähnte BSC.

2.2.3 Nutzung in der Finanz Informatik

Für das interne Berichtswesen der Finanz Informatik wird ausschließlich das SAP BW als strategisches Werkzeug für BI eingesetzt. Hauptgrund für die Nutzung von SAP BW ist die gute Integration zu den operativen Systemen, die ebenfalls größtenteils auf Basis von SAP­Komponenten beruht. SAP BW kann als Werkzeug im Sinne eines weiten BI-Verständnis gesehen werden, da es für nahezu jeden Themenkomplex spezielle Komponenten bereit­stellt. Wie bereits in Kapitel 2.1.3 erwähnt, wurde auch das bisher entwickelte Steuerungs­cockpit mit den Mitteln von SAP BW erstellt.

2.3 Mobile Endgeräte

Auch das Grundlagenkapitel zur Erläuterung von mobilen Endgeräten soll der einheitli­chen Vorgehensweise folgen. Nach erfolgter Begriffsdefinition soll auch hier eine gängige Klassifikation erläutert sowie ein anschließender praktischer Bezug durch die Analyse der Ist-Situation in der Finanz Informatik hergestellt werden.

2.3.1 Definition

Ein mobiles Endgerät ist nach Fritsch, Pallas und Pehl (2004, S. 42) ein „[...] elektroni­sches Gerät, welches zum einen die grundlegenden Anforderungen an ein Kommunikati­onsgerät erfüllt und zum anderen Eigenschaften hat, die die mobile Nutzung des Gerätes möglich machen."

Folgende grundlegende Eigenschaften müssen die Geräte dabei zur mobilen Nutzung auf­weisen: (Schulte & Rosenbaum, 2006)

- kleine Abmessungen
- geringes Gewicht
- integrierter Flachbildschirm
- netzunabhängige Stromversorgung durch einen Akku bzw. eine Batterie

Die aufgeführten Eigenschaften machen deutlich, dass es sich hierbei um portable Geräte handelt, die ortsungebunden genutzt werden können.

Dieses Verständnis drückt sich auch im Begriffsglossar des Internetportals About.com7 aus: „Mobile device is a generic term used to refer to a variety of devices that allow people to access data and information from where ever they are." (Bucki)

Es wird deutlich, dass der Begriff der mobilen Endgeräte sehr weit gefasst ist, sodass im nächsten Abschnitt der Begriff genauer klassifiziert werden soll.

2.3.2 Klassifikation

Die Begriffsdefinition lässt zahlreiche unterschiedliche Typen als mobile Endgeräte zu. Im Kontext der Projektarbeit sind allerdings nur die Geräte relevant, die die Verarbeitung von Informationen ermöglichen. Aus diesem Grund werden im weiteren Verlauf der Ausarbei­tung viele Gerätetypen, die nach allgemeiner Begriffsdefinition als mobiles Endgerät ver­standen werden könnten (z.B. MP3-Player), nicht weiter betrachtet.

Eine sinnvolle Klassifikationsmöglichkeit nach Horster (2006, S. 112) in der Abbildung 5 sieht hierbei die Mobilitätsklassen Mobiltelefon, Smartphone, PDA und Notebook vor, wobei sich die Klassen hinsichtlich Mobilität, Leistung und Speicherkapazität unterschei­den:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Klassifikation mobile Endgeräte

Ein wesentlicher Gerätetyp, der in dieser Klassifikation fehlt, ist die Kategorie der Tablet PCs, die noch relativ neu ist und im Spannungsdreieck zwischen PDA und Notebook ein­geordnet werden kann.

Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Gerätetypen kurz beschrieben und die entspre­chenden Merkmale herausgestellt werden.

Mobiltelefon

Bei Mobiltelefonen bzw. Handys handelt es sich um tragbare Telefone, die über Funk mit den jeweiligen Telefonnetzen Informationen austauschen (Weber, 2009, S. 48). Zur Aus­stattung von Mobiltelefonen zählt neben dem eigentlichen Telefonieren auch das Versen­den und Empfangen von Nachrichten (z. B. SMS oder MMS), die Möglichkeit Fotos mit einer Kamera zu erstellen oder auch über einen integrierten Musikplayer Lieder abspielen zu können.

Smartphone

Ein Smartphone zählt grundsätzlich ebenfalls zur Kategorie der Mobiltelefone, verfügt aber über eine größere Computerfunktionalität und -konnektivität (Schmeisser, 2011, S. 14). So ergänzen Smartphones den Funktionsumfang von Mobiltelefonen um Kalender-, E­Mail und Nachrichtenfunktionen, welche sie zu Universalgeräten der Informationsbeschaf­fung und -nutzung machen und daher sowohl privat als auch beruflich kaum wegzudenken sind.

PDA

Ein Personal Digital Assistant (PDA) ist ein kleiner, mobiler Computer, der ebenso wie Smartphones Funktionen zur Kalender-, Adress- und Aufgabenverwaltung bereitstellt. Da­rüber hinaus bieten sie die Möglichkeit Office-Dateien zu verarbeiten. Aufgrund der aktu­ellen Entwicklung hin zu universell einsetzbaren Smartphones spielen PDAs keine Rolle mehr am Markt (Pakalski, 2007).

Tablet PC

„Tablet PCs, kurz Tablets, sind äußerst flache, in der Form und Größe ähnlich einer Schreibtafel aufgebaute Personal Computer (PC) [...]" (ITWissen) und erfahren aktuell ein wachsende Nachfrage am Markt. Aufgrund der Tatsache, dass Tablet PCs aufgrund ihrer Bauweise über keine Tastatur und Maus verfügen, erfolgt die Bedienung über einen berüh­rungsempfindlichen Touchscreen. Die aktuellen Modelle entwickeln sich immer mehr zu Multimedia-Alleskönnern, die darauf ausgelegt sind Spiele zu ermöglichen, Videos anzu­schauen oder auch schnell und bequem im Internet surfen zu können.

Notebook

Notebooks, Subnotebooks und Netbooks sind allesamt tragbare Computer, die sich in ihrer Größe und Ausstattung unterscheiden (Gookin, 2006, S. 30). Grundsätzlich handelt es sich hierbei um mobile Geräte, die leistungsmäßig gleichwertig mit Desktop PCs anzusiedeln sind und auch über die gleichen Funktionen verfügen. Im Vergleich zu Standard PCs sind sie aufgrund ihrer Mobilität allerdings flexibler einsetzbar und bieten neue Nutzungsmög­lichkeiten.

2.3.3 Nutzung in der Finanz Informatik

In der Finanz Informatik sind die unterschiedlichsten Mobilitätsklassen zu finden. Es ist eine Vielzahl von unterschiedlichen Notebooks bzw. Netbooks sowie PDAs, Mobiltelefo­nen und Smartphones im Einsatz. Bei Smartphones sind am häufigsten Modelle von BlackBerry sowie diverse iPhone-Generationen von Apple anzutreffen. Darüber hinaus besitzen alle Geschäftsführer und Bereichsleiter der Finanz Informatik Apple iPads. Da diese mobilen Endgeräte die prominentesten Vertreter der Tablet PCs sind und die kom­plette Zielgruppe des Managementcockpits mit iPads ausgestattet ist, bietet es sich an, dies als Plattform für die Darstellung von Kennzahlen in der mobilen Dimension zu nutzen.

Im folgenden Teil der Projektarbeit wird daher ausschließlich das Apple iPad als Arbeits­hypothese zur weitere Analyse verwendet.

[...]


1 http://www.f-i.de

2 dt.: handhaben, bewerkstelligen, leiten, führen

3 dt.: an der Hand führen

4 sog. „Key Performance Indikatoren" (KPI's)

5 http://www.gartner.com

6 sog. „Staging Area"

7 http://www.about.com

Ende der Leseprobe aus 62 Seiten

Details

Titel
Anforderungen an den Aufbau eines kennzahlenbasierten Managementcockpits und Besonderheiten der mobilen Dimension in der Finanz Informatik
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Autor
Jahr
2012
Seiten
62
Katalognummer
V197186
ISBN (eBook)
9783656234722
ISBN (Buch)
9783656237075
Dateigröße
1629 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mobil, iPad, Managementcockpit, Mobile BI, User Experience, Interface Design, Data Visualization
Arbeit zitieren
Christian Struck (Autor:in), 2012, Anforderungen an den Aufbau eines kennzahlenbasierten Managementcockpits und Besonderheiten der mobilen Dimension in der Finanz Informatik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197186

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